Inhaltsverzeichnis
Almansor
Aphorismen Gedanken und Einfälle
Aphorismen und Fragmente
Atta Troll
Gedichte
Ein Sommernachtstraum.
Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski
Briefe aus Berlin. 1822
Buch der Lieder
Junge Leiden
Lieder
Romanzen
Sonette
Lyrisches Intermezzo
Die Heimkehr
Bergidylle
Die Nordsee
Das Buch Le Grand
Englische Fragmente
Reise von München nach Genua
Die Bäder von Lucca
Die deutsche Literatur
Deutschland. Ein Wintermärchen
Der Doktor Faust
Elementargeister
Englische Fragmente Reisenotizen
Florentinische Nächte
Französische Maler
Französische Zustände
Die Göttin Diana
Gedanken und Einfälle
Gedichte 1853 und 1854
Gedichtsammlung
Der Berliner Musenalmanach für 1830
Päan
Ali Bey
Wechsel
Wahrhaftig
Fresko-Sonett an Christian S.
Warnung
Bertha
Wandere!
Der tugendhafte Hund
Affrontenburg
Ruhelechzend
Die Hexe
Hans ohne Land
Antwort
Zueignung
König David
Die Flucht
Verheißung
Charade
Das Sklavenschiff
Anno 1839
Der Asra
An den Nachtwächter
Die Engel
Ein Weib
Die Nixen
Donna Clara
Der Wechselbalg
Vitzlipuztli – Präludium (Ausschnitt)
Die Wanderratten
An August Wilhelm Schlegel
Lamentationen
Traum und Leben
Seekrankheit
Berlin
Der Philanthrop
Der Hirtenknabe
Zur Beruhigung
An Georg Herwegh
An Heinrich Künzel
Poseidon
Altes Lied
Im Mai
Der Scheidende
Jammertal
Citronia
Leib und Seele
An Franz v. Z.
Das Hohelied
Das Kind
Sonnenuntergang
Für das Album von Elisabeth Friedländer
Der scheidende Sommer
Ständchen eines Mauren
Sehnsüchtelei
Verkehrte Welt
1649-1793-????
Einem Abtrünnigen
In der Frühe
Wünnebergiade, ein Heldengedicht in zwei Gesängen
Erster Gesang
Zweiter Gesang
Die Audienz
Orpheisch
Schloßlegende
Psyche
Die Lehre
Bertrand de Born
Frühling
Zum Polterabend
Die schlesischen Weber
Stoßseufzer
Lebensfahrt
Sonnenaufgang
Aus der Zopfzeit
Die Beschwörung
An Eduard G.
Ahnung
An Fritz St.
Im Dome
Minneklage
An J. P. Lyser
Michel nach dem März
Die Wahl-Esel
Schnapphahn und Schnapphenne
Wartet nur
Zur Notiz
Aucassin und Nicolette
oder: Die Liebe aus der guten alten Zeit
An Sie
Im Hafen
Heinrich
Bamberg und Würzburg
An den Hofrat Georg S. in Göttingen
Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen
Celimene
Erleuchtung
Die Wahlverlobten
Symbolik des Unsinns
Das Sklavenschiff
Himmelfahrt
Deutschland!
In das Album einer Dame
Kalte Herzen
Frühlingsbotschaft
An J. B. R.
An August Wilhelm Schlegel
Guter Rat
An Hoffmann von Fallersleben
Aus einem Briefe
Lobgesänge auf König Ludwig
An einen ehemaligen Goetheaner
Die Bergstimm'
Karl I.
Die weiße Blume
Lobgesänge auf König Ludwig
Unsere Marine
Auferstehung
Duelle
Eine Auswahl "erotischer" Gedichte
Altes Kaminstück
Testament
Der sterbende Almansor
Minnegruß
Der Wanzerich
Deutschland
Zum Polterabend
Lebewohl
Frau Mette
Fragen
Rationalistische Exegese
Sterbende
Festgedicht
An August Lewald
Unstern
Die Wallfahrt nach Kevlaar
An Fritz von Beughem!
Der Kaiser von China
Der Helfer
Klagelied eines altdevtschen Jünglings
Diesseits und jenseits des Rheins
Maultiertum
Erinnerung an Hammonia
Erklärung
Lotosblume
Winter
Adam der Erste
An meinen Bruder Max
Laß ab!
In der Frühe
Frühlingsfeier
Der neue Alexander
Die ungetreue Luise
Der Tambourmajor
Rückschau
Sie erlischt
Pferd und Esel
Moral
Childe Harold
Helena
Das neue israelitische Hospital zu Hamburg
Belsatzar
An Jenny
Die Grenadiere
Die Menge tut es
Die Heimkehr
Kluge Sterne
Jung-Katerverein für Poesie-Musik
Morphine
Babylonische Sorgen
Morphine
Begegnung
König Harald Harfagar
Warnung
Zum Polterabend
Die Launen der Verliebten
Epilog
Das Bild
Doktrin
Vermittlung
Eduard
Geträumtes Glück
Deutschland
Nachtgedanken
Mimi
»Tirer la queue du diable« heißt Geld verlangen
Hymnus
Die Nacht auf dem Drachenfels
Burleskes Sonett
Die Tendenz
Hoffart
Zum Polterabend
Epilog
Die Unbekannte
Entartung
Anno 1829
Heinrich IV
Georg Herwegh
Die Botschaft
An Campe
Halleluja
Weltlauf
Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris
Wo?
Kirchenrat Prometheus
Fortuna
Lied der Marketenderin
Rote Pantoffeln
Erlauschtes
Ritter Olaf
Guter Rat
Der neue Alexander
Der Wanzerich
Saphire sind die Augen
Die Libelle
Erinnerung
Der neue Alexander
Die Weihe
Geheimnis
Sehnsucht
Lobgesänge auf König Ludwig
Geständnisse
Geschrieben im Winter 1854
Die Götter im Exil
(1853)
Die Göttin Diana
(1846)
(Nachtrag zu den Göttern im Exil)
Vorbemerkung
Drittes Tableau
Ideen. Das Buch Le Grand
Ludwig Börne. Eine Denkschrift
Lutetia
Spätere Notiz
Lutetia II
Die parlamentarische Periode des Bürgerkönigtums
Memoiren
Memoiren   (1854)
Nachlese
Neue Gedichte
Die parlamentarische Periode des Bürgerkönigtums
Der Rabbi von Bacherach
Der Rabbi von Bacherach   (1840)
Reisebilder.
Rezensionen
Die romantische Schule
Die romantische Schule
Romanzero  -  Gedichte
Historien
Rhampsenit
Valkyren
Pomare
Vitzliputzli
Zweites Buch
Lamentationen
Waldeinsamkeit
Plateniden
Mythologie
K.-Jammer
Lazarus
Drittes Buch
Hebräische Melodien
Disputation
Schriftstellernöten
Der Schwabenspiegel
Shakespeare's Mädchen und Frauen
(Troilus und Cressida)
(Coriolan)
(Julius Cäsar)
(Antonius und Cleopatra)
(Titus Andronikus)
(König Johann)
(König Heinrich IV.)
(König Heinrich V.)
(König Heinrich VI. Erster Teil)
(König Heinrich VI. Zweiter und dritter Teil)
(König Heinrich VI. Dritter Teil)
(König Richard III.)
(König Heinrich VIII.)
(König Heinrich VIII.)
(Macbeth)
(Hamlet)
(König Lear)
(Romeo und Julie)
(Othello)
(Der Kaufmann von Venedig)
(Der Kaufmann von Venedig)
(Der Sturm. Akt III, Szene I.)
(Ein Sommernachtstraum. Akt II, Szene II.)
(Das Wintermärchen. Akt IV, Szene III.)
(Cymbeline. Akt II, Szene II)
(Die beiden Veroneser. Akt IV, Szene IV)
(Die beiden Veronese. Akt IV, Szene IV)
(Viel Lärm um nichts. Akt IV, Szene I)
(Viel Lärm um nichts. Akt III, Szene I)
(Ende gut, alles gut. Akt I, Szene III)
(Wie es euch gefällt. Akt I, Szene II)
(Wie es euch gefällt. Akt III, Szene II)
(Was ihr wollt. Akt I, Szene V)
(Was ihr wollt. Akt II, Szene V)
(Was ihr wollt. Akt I, Szene III)
(Maß für Maß. Akt II, Szene IV)
(Der Liebe Müh umsonst. Akt III, Szene I)
(Die Komödie der Irrungen. Akt V, Szene I)
(Die lustigen Weiber von Windsor. Akt II, Szene II)
(Die lustigen Weiber von Windsor. Akt I, Szene III)
(Die lustigen Weiber von Windsor. Akt I, Szene I)
(Die gezähmte Kaiserin. Akt II, Szene I)
Shakespeares Mädchen und Frauen
Testament
Über den Denunzianten
Über die französische Bühne
Über Ludwig Börne
Über Polen
Schriften
Verschiedenartige Geschichtsauffassung
Gedichte
Der Berliner Musenalmanach für 1830
Päan
Ali Bey
Wechsel
Wahrhaftig
Fresko-Sonett an Christian S.
Warnung
Bertha
Wandere!
Der tugendhafte Hund
Affrontenburg
Ruhelechzend
Die Hexe
Hans ohne Land
Antwort
Zueignung
König David
Die Flucht
Verheißung
Charade
Das Sklavenschiff
Anno 1839
Der Asra
An den Nachtwächter
Die Engel
Ein Weib
Die Nixen
Donna Clara
Der Wechselbalg
Vitzlipuztli – Präludium (Ausschnitt)
Die Wanderratten
An August Wilhelm Schlegel
Lamentationen
Traum und Leben
Seekrankheit
Berlin
Der Philanthrop
Der Hirtenknabe
Zur Beruhigung
An Georg Herwegh
An Heinrich Künzel
Poseidon
Altes Lied
Im Mai
Der Scheidende
Jammertal
Citronia
Leib und Seele
An Franz v. Z.
Das Hohelied
Das Kind
Sonnenuntergang
Für das Album von Elisabeth Friedländer
Der scheidende Sommer
Ständchen eines Mauren
Sehnsüchtelei
Verkehrte Welt
1649-1793-????
Einem Abtrünnigen
In der Frühe
Wünnebergiade, ein Heldengedicht in zwei Gesängen
Erster Gesang
Zweiter Gesang
Die Audienz
Orpheisch
Schloßlegende
Psyche
Die Lehre
Bertrand de Born
Frühling
Zum Polterabend
Die schlesischen Weber
Stoßseufzer
Lebensfahrt
Sonnenaufgang
Aus der Zopfzeit
Die Beschwörung
An Eduard G.
Ahnung
An Fritz St.
Im Dome
Minneklage
An J. P. Lyser
Michel nach dem März
Die Wahl-Esel
Schnapphahn und Schnapphenne
Wartet nur
Zur Notiz
Aucassin und Nicolette
oder: Die Liebe aus der guten alten Zeit
An Sie
Im Hafen
Heinrich
Bamberg und Würzburg
An den Hofrat Georg S. in Göttingen
Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen
Celimene
Erleuchtung
Die Wahlverlobten
Symbolik des Unsinns
Das Sklavenschiff
Himmelfahrt
Deutschland!
In das Album einer Dame
Kalte Herzen
Frühlingsbotschaft
An J. B. R.
An August Wilhelm Schlegel
Guter Rat
An Hoffmann von Fallersleben
Aus einem Briefe
Lobgesänge auf König Ludwig
An einen ehemaligen Goetheaner
Die Bergstimm'
Karl I.
Die weiße Blume
Lobgesänge auf König Ludwig
Unsere Marine
Auferstehung
Duelle
Eine Auswahl "erotischer" Gedichte
Altes Kaminstück
Testament
Der sterbende Almansor
Minnegruß
Der Wanzerich
Deutschland
Zum Polterabend
Lebewohl
Frau Mette
Fragen
Rationalistische Exegese
Sterbende
Festgedicht
An August Lewald
Unstern
Die Wallfahrt nach Kevlaar
An Fritz von Beughem!
Der Kaiser von China
Der Helfer
Klagelied eines altdevtschen Jünglings
Diesseits und jenseits des Rheins
Maultiertum
Erinnerung an Hammonia
Erklärung
Lotosblume
Winter
Adam der Erste
An meinen Bruder Max
Laß ab!
In der Frühe
Frühlingsfeier
Der neue Alexander
Die ungetreue Luise
Der Tambourmajor
Rückschau
Sie erlischt
Pferd und Esel
Moral
Childe Harold
Helena
Das neue israelitische Hospital zu Hamburg
Belsatzar
An Jenny
Die Grenadiere
Die Menge tut es
Die Heimkehr
Kluge Sterne
Jung-Katerverein für Poesie-Musik
Morphine
Babylonische Sorgen
Morphine
Begegnung
König Harald Harfagar
Warnung
Zum Polterabend
Die Launen der Verliebten
Epilog
Das Bild
Doktrin
Vermittlung
Eduard
Geträumtes Glück
Deutschland
Nachtgedanken
Mimi
»Tirer la queue du diable« heißt Geld verlangen
Hymnus
Die Nacht auf dem Drachenfels
Burleskes Sonett
Die Tendenz
Hoffart
Zum Polterabend
Epilog
Die Unbekannte
Entartung
Anno 1829
Heinrich IV
Georg Herwegh
Die Botschaft
An Campe
Halleluja
Weltlauf
Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris
Wo?
Kirchenrat Prometheus
Fortuna
Lied der Marketenderin
Rote Pantoffeln
Erlauschtes
Ritter Olaf
Guter Rat
Der neue Alexander
Der Wanzerich
Saphire sind die Augen
Die Libelle
Erinnerung
Der neue Alexander
Die Weihe
Geheimnis
Sehnsucht
Lobgesänge auf König Ludwig
Das Buch Le Grand
1826
1828
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?
William Ratcliff
Zeitgedichte


 

 

 

 

 

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Inhalt

Almansor

Das Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses

Alys Schloß

Nacht. Alys Schloß von außen

Garten vor Alys Schloß

Waldgegend

Saal in Alys Schloß

Waldgegend

Felsengegend

Heinrich Heine

Almansor

Glaubt nicht, es sei so ganz und gar phantastisch

Das hübsche Lied, das ich euch freundlich biete!

Hört zu: es ist halb episch und halb drastisch,

Dazwischen blüht manch lyrisch zarte Blüte;

Romantisch ist der Stoff, die Form ist plastisch,

Das Ganze aber kam aus dem Gemüte;

Es kämpfen Christ und Moslem, Nord und Süden,

Die Liebe kommt am End' und macht den Frieden.

Das Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses


Durch die Seitenfenster fallen Strahlen der untergehenden Sonne. Almansor allein.


ALMANSOR.

Es ist der alte, liebe Boden noch,

Der wohlbekannte, buntgestickte Teppich,

Worauf der Väter heil'ger Fuß gewandelt!

Jetzt nagen Würmer an den seidnen Blumen,

Als wären sie des Spaniers Bundgenossen.

Es sind die alten, treuen Säulen noch,

Des stolzen Hauses stolze Marmorstützen,

Woran ich oft mich angelehnt als Knabe.

Oh, hätten unsre Gomeles und Ganzuls,

Abencerragen und hochmüt'ge Zegris

So treu, wie diese Säulen hier, getragen

Den Königsthron im leuchtenden Alhambra!

Es sind die alten, guten Mauern noch,

Die glattgetäfelten, die hübsch bemalten,

Die stets dem müden Wandrer Obdach gaben!

Gastlich geblieben sind die guten Mauern,

Doch ihre Gäste sind nur Eul' und Uhu.


Er geht ans Fenster.


Still bleibt's! Nur du, o Sonne, hörtest mich;

Mitleidig schickst du mir die letzten Strahlen,

Und streust mir Licht auf meinen dunkeln Pfad!

Du, güt'ge Sonne, hör mein dankbar Wort:

Entflieh auch du nach Mauritaniens Küste

Und nach Arabiens ewig heitrer Flur; –

Oh, fürchte Don Fernand und seine Räte,

Die Haß geschworen allem schönen Lichte;

Oh, fürchte Doña Isabell, die Stolze,

Die im Gefunkel ihrer Diamanten

Allein zu glänzen glaubt, wenn Nacht ringsum;

Oh, flieh auch du den schlimmen span'schen Boden,

Wo schon gesunken deine Schwestersonne,

Die goldgetürmte leuchtende Granada!


Geht vom Fenster.


Beklommen ist mein Herz, als habe sich

Der untergehnden Sonne Flammenball

Auf diese arme, schwache Brust gewälzt.

Wie morsche, glühnde Asche ist mein Leib,

Und unter meinen Füßen wankt der Boden.

So heimisch ist mir hier, und doch so ängstlich!

Das Lüftchen, das mir lind die Wange kühlt,

Haucht Grüße mir aus längstverschollner Zeit.

In jener Schatten wechselnder Bewegung

Seh ich die Märchen meiner Kinderjahre;

Sie regen sich, und nicken mir, und lächeln

Mit klugen Mienen, und verwundern sich,

Daß jetzt der alte Freund so bang, so fremd tut.

Dort schwankt hervor die liebe, tote Mutter,

Und schaut wehmütiglich besorgt, und weint,

Und winkt, und winkt mit ihrer weißen Hand.

Und auch den Vater seh ich dorten sitzen,

Auf grünem Sammetpolster, leise schlummernd.


Er steht sinnend. Es ist ganz dunkel geworden. Man sieht im Hintergrunde eine Gestalt, mit einer Fackel in der Hand, vorüberschreiten.


Welch Nebelbild kam dort vorbeigeflirrt?

War's nur ein Blendwerk, das mich toll umgaukelt?

War's nicht der alte Hassan, der dort ging?

Vielleicht liegt Hassans toter Leib im Grab,

Und nur sein Geist noch wandelt hier als Wächter

Der Burg, die er im Leben treu gehütet?

Es rauscht und rollet dumpf, und immer näher,

Als stiegen meine Väter aus den Gräbern,

Um mir zum Gruß die Knochenhand zu reichen,

Zum Willkommkuß die weißen, kalten Lippen –

Sie kommen schon – Eu'r Grüßen könnt mich töten –


Mehrere Mauren stürzen hervor mit blanken Säbeln.


ERSTER MAURE.

Das könnte wohl geschehn!

ALMANSOR zieht sein Schwert aus der Scheide.

So komm hervor,

Du wunderreiches, blankes Amulett,

Und schütze mich vor solchen schlimmen Geistern!

ZWEITER MAURE.

Wie kömmst du, Fremdling, hier in unsre Burg?

ALMANSOR.

Ich geb die Frag' zurück, die Burg ist mein,

Und dieser Anwalt –


Zeigt sein Schwert. –


soll mein gutes Recht

Auf eure Haut mit roten Zügen schreiben.

ERSTER MAURE.

Ei! ei! wenn unser Anwalt Einspruch tut,

Ist seine Zunge nicht von Holz; fürwahr,

Metallvoll klirret seine Eisenstimme. –


Sie fechten.


ERSTER MAURE.

Ei! ei! dein Anwalt kommt ja recht in Hitze,

Und seine Rede sprühet Feuerfunken.

ALMANSOR.

Schweig nur, in deinem Blut soll er sie löschen.

DRITTER MAURE.

Der Spaß geht bald zu End', ergib dich uns.


Hassan, in der linken Hand eine Fackel, in der rechten einen Säbel, stürzt wild herbei.


HASSAN.

Ho! ho! habt ihr den Alten ganz vergessen?

Blutrache, wißt ihr ja, ist mein Gewerbe,

Und mir gehört der dort, ich muß ihn töten.


Er sicht mit dem schon ermatteten Almansor; wie er ihn eben niederhauen will, erblickt er das Gesicht desselben beim Scheine der Fackel, und erschüttert stürzt er zu Almansors Füßen.


Allah! Es ist Almansor ben Abdullah!

ALMANSOR.

Das bin ich noch, und du bist Hassan noch;

Steh auf, du treuer Diener meines Hauses.

Ein nächtig Blendwerk hat uns hier verwirrt,

Und bald wär mir die Vaterburg zum Grab,

Die alte Wiege mir zum Sarg geworden.

ERSTER MAURE.

Du schienest Spanier durch Barett und Mantel,

Und unser Säbel nur bewillkommt Spanier.

HASSAN steht langsam auf und spricht mit strengem Tone.

Almansor ben Abdullah! steh mir Rede:

Wie kömmt dein Leib in diese span'sche Tracht?

Wer hat das edle Berberroß behängt

Mit dieser gleißend farb'gen Schlangenhaut?

Wirf ab die gift'ge Hülle, Sohn Abdullahs,

Tritt auf das Haupt der Schlange, edles Roß!

ALMANSOR lächelnd.

Du bist der alte Eifrer Hassan noch,

Und klebst noch fest an Farben und an Formen.

Die Schlangenhaut, die schützet wider Schlangen;

So wie die Wolfsfellhülle schützt das Lamm,

Das wehrlos fromm die Waldungen durchstreift.

Trotz Hut und Mantel bin ich doch ein Moslem,

Denn in der Brust hier trag ich meinen Turban.

HASSAN.

Gelobt sei Allah! Allah sei gelobt!

Legt euch zur Ruhe, Brüder, ich will wachen;

Verjüngt hat plötzlich sich der alte Hassan.


Die Mauren gehn ab.


ALMANSOR.

Wer sind die Männer, die du Brüder nanntest?

HASSAN.

Es sind die Reste jener treuen Diener,

Die Allah noch in diesem Land besitzt.

Ach! ihre Zahl ist g'ring, und täglich schmilzt sie;

Derweil die Zahl der Schelme täglich anschwillt.

ALMANSOR.

Wie tief bist du gesunken! O Granada!

HASSAN.

Wohl sinken muß die Stadt, wo Doppelfeinde,

Wo drinnen Zwietracht, draußen Arglist wüten.

Oh! Fluch der Nacht, wo diese Weiberarglist

Mit Männerhabsucht süß gebuhlt. Oh! Fluch

Der Nacht, wo das Verderben von Granada

In solcher Glutumarmung ward beraten;

Oh! Fluch der Nacht, wo einst ins Brautbett stieg

Don Ferdinand zu Doña Isabella!

Wo solches Paar der Zwietracht Funken schürt,

Da flackert bald in Flammen auf das Haus.

Nicht durch den Speer des kräftigen Leoners,

Nicht durch des stolzen Aragoniers Lanze,

Nicht nur das Schwert kastil'scher Ritterschaft –

Nur durch Granada selber fiel Granada!

Wenn der Erzeuger meuchelt seine Kinder,

Die wehrlos eignen Kinder in der Wiege,

Und wenn der Sohn die frevelhafte Rechte

Entgegenballt dem heil'gen Haupt des Vaters,

Und wenn der Bruder, auf des Bruders Leiche,

Des Thrones blut'ge Stufen frech erklimmt,

Und wenn des Reiches pflichtvergeßne Großen

Ehrlos der Fahne ihres Erbfeinds folgen:

Dann fliehn mit schamverhüllten Angesichtern

Die Engel, die der Hauptstadt Tore hüten,

Und siegreich ziehen ein der Feinde Scharen.

ALMANSOR.

Ich denke noch des unheilschwangern Tags;

Ich stand am Tor des Schlosses unten, plötzlich

Sprengt rasch einher, auf schwarzem Roß, ein Reiter.

Wild, und verstörten Blicks, und atemlos

Fragt' er nach Vater. Schnell die Trepp' hinauf –

Und in des Vaters offne Arme sank er.

Da sah ich erst, es war der gute Aly –

HASSAN bitter.

Der gute Aly!

ALMANSOR.

»Aly, sprich, was bringst du?«

Sprach schnell mein Vater. – Oh, da stürzten Bäche

Blutdunkler Tränen über Alys Wangen,

Und schluchzend sprach er: »In Granada haben

Don Ferdinand und Isabell den Einzug

Gehalten, unterm Schalle der Drommeten,

Und König Boabdil hat ihnen kniend

Die Schlüssel überreicht auf goldnem Becken,

Und auf Alhambras Turm steht aufgepflanzt

Kastiliens Fahne und Mendozas Kreuz.«

HASSAN hält sich die Augen zu.

Oh! eine Gnade nur verlang ich, Allah!

Lösch aus in meinem Hirn dies Bild des Greuels!

ALMANSOR.

Noch schwebt mir's vor, wie dieser Botschaft Blitz

In jedem Mund die Zunge kalt gelähmt.

Bleich, stumm und stieren Blickes stand mein Vater,

Die Arme hingen lang und schlaff herab,

Die Knie schlotterten, und wie er hinsank,

Erhub sich Weiberjammer und Geheul.

HASSAN.

Lösch aus in meinem Hirn dies Bild des Greuels!

ALMANSOR.

Da schloß mich an sein Herz der gute Aly;

Hielt mir besorgt die nassen Augen zu,

Um mir des Jammers Anblick zu verbergen,

Und zog mich fort, und hub mich auf sein Roß –

HASSAN bitter lächelnd.

Und trug dich fort nach seinem hübschen Schloß,

Wo dich empfing die liebliche Zuleima,

Und dir die Träne aus dem Aug' gelächelt,

Vielleicht geküßt –

ALMANSOR.

Du boshaft saurer Hassan!

Vergiß nicht, daß ich noch ein Knabe war.

Auch irrst du dich, Zuleimas Augenstrahlen

Vermochten's nicht, mein nasses Aug' zu trocknen.

Ich stahl mich heimlich fort aus Alys Schloß,

Und war in wen'gen Stunden hier zurück.

Hier auf dem Boden wälzte sich mein Vater,

Sein Kleid zerrissen, Asche auf dem Haupt,

Und wildzerrauft des Bartes weiße Locken.

Hier neben ihm lag weinend meine Mutter,

Mitsamt den Dienerinnen schwarz verschleiert.

Und wenn es still ward, und nur eine Stimme

Aufseufzend rief das Wort »Granada!«, so

Ergoß sich doppelt laut die alte Klage.

HASSAN weinend.

Versieget nie, ihr ew'gen Tränenquellen!

ALMANSOR.

Sieh nicht so kläglich aus, du alter Hassan!

Weit besser kleidet dich der Löwentrotz,

Mit dem du, harnischglänzend, waffenklirrend,

Zu uns Erstaunten tratest in den Saal.

Ich seh dich noch, wie du zum Vater sprachest:

»Ich kann nicht länger dienen dir, Abdullah,

Dieweil mein Gott jetzt seines Knechts bedarf.«

Und festen Gangs verließest du das Schloß,

Und seit der Zeit sah ich dich niemals wieder.

HASSAN.

Zu jenen Kämpfern hatt ich mich gesellt,

Die ins Gebürge, auf die kalten Höhn,

Mit ihren heißen Herzen sich geflüchtet.

So wie der Schnee dort oben nimmer schwindet,

So schwand auch nie die Glut in unsrer Brust;

Wie jene Berge nie und nimmer wanken,

So wankte nimmer unsre Glaubenstreue;

Und wie von jenen Bergen Felsenblöcke

Öfters herunterrollen, allzerschmetternd,

So stürzten wir von jenen Höhen oft,

Zermalmend, auf das Christenvolk im Tal;

Und wenn sie sterbend röchelten, die Buben,

Wenn ferne wimmerten die Trauerglocken,

Und Angstgesänge dumpf dazwischenschollen,

Dann klang's in unsre Ohren süß wie Wollust.


Doch hat solch blutigen Besuch erwidert

Unlängst Graf Aquilar mit seinen Rittern.

Der hat zum letzten Tanz uns aufgespielt;

Und beim Geschmetter gellender Trompeten,

Bei der Kanonen dumpfem Paukenschalle,

Beim Kehrausfiedeln kastilian'scher Klingen,

Und bei der Kugeln lustig hellem Pfeifen,

Flog jählings mancher Maure in den Himmel,

Und wen'ge nur entrannen wir dem Tanzplatz.


Doch sprich, Almansor, wie erging es Euch?

Mit jenen Freunden floh ich jüngst hierher,

Und fand nur öde Säle, und betrübt

Sahn auf mich nieder diese kahlen Wände,

Und traur'ge Ahnung gab das traur'ge Schloß.

ALMANSOR.

Verlange nicht ein Klagelied, laß schlummern

Die lieben Toten und Almansors Schmerzen.

Du sahst ja damals, wie auf schwarzem Roß

Der gute Aly hergebracht das Unglück.

Nie kommt das Unglück ohne sein Gefolge!

Tagtäglich kamen aus Granada schlimmre

Botschaften her; und wie der Wandrer schnell

Sich mit dem Antlitz auf den Boden wirft,

Wenn ihm entgegenweht der glühnde Samum,

So stürzten wir oft weinend hin zur Erde,

Daß uns der Kunden gift'ger Hauch nicht töte.

Bald hörten wir vom Abfall unsrer Priester,

Der Morabiten und der Alfaquis; –

HASSAN.

Gibt's irgendwo 'nen Glauben zu verschachern,

So sind zuerst die Pfaffen bei der Hand.

ALMANSOR.

Bald hörten wir, daß auch der große Zegri,

In feiger Todesangst, das Kreuz umklammert;

Daß vieles Volk dem Beispiel Großer folgte,

Und Tausende ihr Haupt zur Taufe beugten; –

HASSAN.

Der neue Himmel lockt viel alte Sünder.

ALMANSOR.

Wir hörten, daß der furchtbare Ximenes,

Inmitten auf dem Markte, zu Granada –

Mir starrt die Zung' im Munde – den Koran

In eines Scheiterhaufens Flamme warf!

HASSAN.

Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher

Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

ALMANSOR.

Am Ende kam die allerschlimmste Botschaft: –


Stockt.


Daß auch der gute Aly Christ geworden. –


Pause.


Da quoll kein Tropfen aus des Vaters Augen,

Kein Klagelaut entstahl sich seinem Mund,

Kein Haar entraufte er dem greisen Haupte; –

Nur seine Antlitzmuskeln zuckten krampfhaft,

Und wildverzerrt, und schneidend brach hervor

Aus seiner Brust ein gellendes Gelächter.

Und wie ich mich mit leisem Weinen nahte,

Ergriff's wie Wahnsinnwut den armen Vater.

Er zog den Dolch und nannt mich »Schlangenbrut«

Und wollt mir schon die Brust durchstoßen – plötzlich

Zog sich's wie sanftrer Schmerz um seine Lippen.

»Du, Knabe, sollst die Schuld nicht büßen«, sprach er,

Und wankte fort nach seiner stillen Kammer.

Dort saß er schweigend, ohne Speis' und Trank,

Drei Tage lang. Doch wie er da hervorkam,

Schien er wie umgewandelt. Ruhig war er,

Befahl den Knechten: all sein Hab und Gut

Auf Maultier' und auf Wagen aufzuladen;

Befahl den Weibern: uns mit Wein und Brot

Für eine lange Reise zu versorgen.

Als das geschehn, nahm er in seine Arme,

Und trug es selbst, das allerbeste Kleinod,

Die Rolle der Gesetze Mahomets,

Dieselben alten, heil'gen Pergamente,

Die einst die Väter mitgebracht nach Spanien.

Und so verließen wir der Heimat Fluren,

Und zogen fort, halb zaudernd und halb eilig,

Als wenn es unsichtbar, mit weichen Armen

Und schmelzend lieber Stimm', uns rückwärts zöge,

Und dennoch Wolfsgeheul uns vorwärts triebe.

Als wär's ein Mutterkuß beim letzten Scheiden,

So sogen wir begierig ein den Duft

Der span'schen Myrten- und Zitronenwälder;

Derweil die Bäume klagend uns umrauschten,

Wehmütig süß die Lüfte uns umspielten,

Und traur'ge Vöglein, wie zum Lebewohl,

Uns stumme Wandrer stumm umflatterten.

HASSAN.

Ihr hieltet fest in Euren treuen Händen

Den besten Wanderstab, der Väter Glauben.

ALMANSOR.

Wo Tariks Fuß zuerst dies Land betrat,

Setzten wir schleunig über nach Marokko,

Wohin die Besten unsres Volkes flohn.

Doch als wir landeten, erblich die Mutter,

Und legte still ins Grab ihr müdes Haupt.

HASSAN.

Von rauher Hand versetzt in fremden Boden,

Hat welken müssen solche zarte Lilie.

ALMANSOR.

In Trauerkleidern reisten wir von dannen,

Und schlossen uns an jene Karawanen,

Die nach dem heil'gen Mekka gläubig wallen.

In Jemen, in dem Land der Stammesbrüder,

Schloß auch Abdullah die verweinten Augen,

Und schlummerte hinüber nach der Heimat,

Wo kein Ximenes, keine Isabella.

HASSAN.

Und gibt es in Arabien keine Örter,

Wo man den toten Vater kann beweinen?

ALMANSOR.

Oh, kenntest du die Qual des Ruhelosen,

Den unsichtbare Flammengeißeln treiben!

Noch einmal wollt ich küssen Spaniens Boden –

HASSAN.

Und bei Gelegenheit Zuleimas Lippen.

ALMANSOR ernst.

Des Vaters Diener ist nicht Herr des Sohnes;

Drum, bittrer Hassan, laß dein bittres Deuteln.

Ja, ich bekenn es, nach Zuleima schmacht ich,

Wie nach dem Morgentau der Sand der Wüste.

Noch diese Nacht geh ich nach Alys Schloß.

HASSAN.

Geh nicht nach Alys Schloß! Pestörtern gleich

Flieh jenes Haus, wo neuer Glaube keimt.

Dort zieht man dir, mit süßen Zangentönen,

Aus tiefer Brust hervor das alte Herz,

Und legt dir eine Schlang' dafür hinein.

Dort gießt man dir Bleitropfen, hell und heiß,

Aufs arme Haupt, daß nimmermehr dein Hirn

Gesunden kann vom wilden Wahnsinnschmerz.

Dorten vertauscht man dir den alten Namen,

Und gibt dir einen neu'n; damit dein Engel,

Wenn er dich warnend ruft beim alten Namen,

Vergeblich rufe. Oh, betörtes Kind,

Geh nicht nach Alys Schloß; – du bist verloren,

Wenn man in dir Almansorn wiedersieht!

ALMANSOR.

Besorge nichts; denn niemand kennt mich mehr.

Mein Antlitz trägt des Grames tiefe Furchen,

Getrübt von salz'gen Tränen ist mein Aug',

Nachtwandlerartig ist mein schwanker Gang,

Gebrochen, wie mein Herz, ist meine Stimme –

Wer sucht in mir den blühenden Almansor?

Ja, Hassan, ja, ich liebe Alys Tochter!

Nur einmal noch will ich sie schaun, die Holde!

Und hab ich mich noch einmal süß berauscht

Im Anblick ihrer lieblichen Gestalt,

In ihre Augen meine Seel' getaucht,

Und schwelgend eingehaucht den süßen Odem: –

Dann geh ich wieder nach Arabiens Wüste,

Und setze mich auf jenen steilen Felsen,

Wo Mödschnun saß und Leilas Namen seufzte! –

Drum sei nur ohne Sorge, alter Hassan,

Im span'schen Mantel geh ich, unbemerkt

Und unerkannt, im ganzen Schloß herum,

Und meine Bundgenossin ist die Nacht.

HASSAN.

Trau nicht der Nacht, sie birgt im schwarzen Mantel

Viel arge Fratzenbilder, Molch' und Schlangen,

Und wirft sie heimlich hin vor deine Füße.

Trau ihrem bleichen Buhlen nicht, der droben

Liebäugelnd aus den Wolken niederblinzelt,

Und hämisch bald, mit schrägen, fahlen Lichtern,

Die Schreckgestalten deines Wegs beflimmert.

Trau nimmer ihrer Bastardbrut dort oben,

Den goldnen Kindlein, die so munter funkeln,

Und freundlich tun, und liebeschmeichelnd nicken,

Und dennoch, wie mit tausend glühnden Fingern,

Am Ende spöttisch auf dich niederdeuten.

Geh nicht nach Alys Schloß! Am Eingang sitzen

Drei dunkle Fraun und harren deiner Rückkehr,

Um würgend dich mit Inbrunst zu umarmen,

Im Liebeskuß dein Herzblut auszusaugen!

ALMANSOR.

Wirf hemmend dich in eines Mühlrads Speichen,

Dräng mit der Brust zurück des Stromes Flut,

Halt mit den Armen auf des Bergquells Sturz –

Doch halte mich nicht ab von Alys Schloß.

Dort zieht's mich hin mit tausend Demantfäden,

Die sich verwebt in meines Hirnes Adern

Und in den Fasern meines Herzens; – Hassan,

Schlaf wohl! mein altes Schwert ist mein Begleiter.

HASSAN.

Und deine Leuchte sei dein alter Glaube.

Alys Schloß


Erleuchtetes Kabinett mit einer grollen Mitteltüre.

Man hört Tanzmusik. Don Enrique liegt zu Zuleimas Füßen.


DON ENRIQUE pathetisch.

Ein Zaberduft betäubet meine Sinne,

Und schauernd weiß ich nicht, was ich beginne!

Anbetend sink ich hin zu deinen Füßen,

Um dich als heil'ge Jungfrau zu begrüßen!

Du bist des Himmels Strahlenkuniginne,

Der ich nicht nahen darf mit ird'scher Minne!

Und wenn auch Hymens Bande uns umschließen –

Ich lieg als Knecht dir immerdar zu Füßen!


Die Musik hat aufgehört. Don Diego ist während dieser Apostrophe hereingeschlichen und hat beide Flügel der Mitteltüre geöffnet. Man sieht einen prächtigen, menschenvollen Ballsaal. Die tanzenden Paare bleiben stehen und schauen freudig nach Don Enrique und Zuleima. Einige Stimmen rufen.


Heil! Heil! Heil! unserm schönen Brautpaar!


Trompetentusch. Don Enrique steht auf. Don Diego schleicht sich wieder fort. Die Mitteltüre bleibt offenstehen.


ZULEIMA ernst.

Führt mich zum Saal!

DON ENRIQUE reicht ihr den Arm; verwirrt.

Señora, mein Bedienter,

Der Schalk, hat dies getan.

ZULEIMA.

Gut, Señor, gut.


Aly und ein Ritter treten in der Türe den Vorigen entgegen.


ALY er faßt Don Enrique beim Arm.

Nein, liebe Clara, laß mir deinen Bräut'gam;

Hier Don Rodrigo führet dich zum Saal.


Zuleima, vom Ritter geführt, geht ab. Die Mitteltüre schließt sich.


DON ENRIQUE.

Ich wundre mich –

ALY ernst.

Erinnert Ihr Euch nicht,

Daß ich noch ein Geheimnis für Euch habe,

Das ich versprach, noch vor dem Hochzeitstag

Euch mitzuteilen, Señor?

DON ENRIQUE neugierig und schmeichelnd.

Ach, ihr habt

So vieles schon für mich getan –

ALY.

Ich nichts,

Nur, nur von Doña Clara hing es ab,

Ob sie die Hand Euch reichen wollt.

DON ENRIQUE.

Nein, Señor,

Nur Eure Stimme, die des Vaters, galt.

ALY.

Wohl hatt ich Gründe, Claras Hand Euch nicht

Zu geben. Doch ich hatte nicht das Recht.

Denn wisset: Claras Vater bin ich nicht.

DON ENRIQUE kleinlaut.

Ihr Vater nicht?

ALY lächelnd.

Seid ohne Sorge, Señor.

Urkundlich und durch Testamentes Kraft

Hab ich sie anerkannt als eigne Tochter.

Jetzt, Señor, seht Ihr wohl, warum nur Clara

Verfügen konnte über ihre Hand.

Doch merkt's Euch, niemand hier, sie selber nicht,

Kennt dies Geheimnis.

DON ENRIQUE.

Señor, staunen muß ich –

ALY.

Mitteilen aber muß ich's Euch, dem Bräut'gam.

Doch erst gelobt mir, daß Ihr es verschweigt,

Sogar vor Eurer Braut, damit ich ihr

Den großen Schmerz erspare, und die Ruh'

Aus ihrem süßen Herzchen nicht verscheuche.

DON ENRIQUE gibt ihm den Handschlag.

Mit meinem Ritterwort gelob ich Schweigen.

ALY.

Ihr wißt, ich hieß nicht immer Don Gonzalvo.

DON ENRIQUE.

Nicht minder schön und herrlich war der Name,

Den jedermann Euch gab, dem guten Aly.

ALY.

Ja, ja! den guten Aly nannt man mich!

Doch hätt man mich mit besserm Recht genannt:

Den glücklichen. Denn Aly war einst glücklich,

Durch Freundschaft und durch Liebe.

Einen Freund,

Den seltensten der Schätze, gab mir Gott.

Und auch ein Weib, ein Weib, so schön, so mild –

Nein, Sünde ist es, sie ein Weib zu nennen –

Ein Engel lag an meinem sel'gen Herzen;

Und auch noch Vaterfreuden sollt ich fühlen.

Mein holdes Weib gebar mir einen Knaben;