Textprobe:
Kapitel 3.3, Analysemethode:
In der Literatur über das Bairische (Zehenter, 1985; Merkle, 1975) werden zahlreiche grammatische Phänomene der Bairischen Sprache beschrieben. Die Phänomene werden unten detaillierter vorgestellt. Hierzu ist anzumerken, dass in jeder Stadt der Dialekt etwas anders realisiert wird und sich die Phänomene folglich ebenfalls in jeder Stadt ein wenig differieren. Es gibt auch einen Unterschied zwischen dem Dialekt in einer Stadt und dem Dialekt der umliegenden Dörfer (Zehetner, 1985). Daher wurden nur Proband_innen aus München getestet und nicht aus ganz Bayern, um eine gewisse Einheitlichkeit zu gewährleisten. Die erhobenen Daten wurden anschließend ausgewertet.
Bei der Analyse waren einige Punkte zu beachten:
Da sich das mentale Lexikon das ganze Leben lang erweitert (s.o.) und jede Versuchsperson in beiden Bedingungen ziemlich frei sprechen durfte, wurde auf eine semantische Analyse verzichtet. Folglich beschränkt sich die Analyse in der vorliegenden Arbeit auf morphosyntaktische sowie phonologische Phänomene.
Es wurden nur einigermaßen regelmäßige Phänomene für die Analyse ausgewählt.
Nach einem kurzen Anhören des Materials wurden von diesen regelmäßigen Phänomenen nur diejenigen analysiert, die in beiden Bedingungen (Hochsprache und Dialekt) produziert wurden.
Da jedeR Proband_in die Phänomene unterschiedlich oft realisierte, wurde eine Analyse in Prozent vorgenommen (genaueres zur Statistik s.u.).
Das Vorgehen bei der Analyse gliedert sich in zwei Teile: in eine grammatische Analyse und eine statistische Berechnung. Die Daten wurden zunächst genau angehört. Für die grammatische Analyse ist der sprachliche Kontext entscheidend, weshalb dieser jedes Mal mitgeschrieben wurde. Bei jeder Probandin / jedem Probanden wurde notiert, wie oft ein bestimmtes grammatisches Phänomen vorkam. Wenn dieses Phänomen auf hochdeutsch realisiert wurde, dann wurde das mit einer 0 codiert, wenn es auf bayrisch realisiert wurde, dann wurde es mit einer 1 codiert. Oftmals kamen in einer Äußerung oder in einem Wort mehrere Phänomene vor. In diesem Fall wurde dieser Kontext für jedes Phänomen einmal gezählt. Wenn eine Probandin zum Beispiel ‘kema’ für ‘können wir’ realisierte (so wie hier GS in der hochsprachlichen Bedingung), dann wurde diese Äußerung zwei Mal gezählt; einmal wegen der Entrundung ([e] anstatt [?]) und einmal wegen des Personalpronomens, das an das Verb klitisiert wurde. Da in diesem Fall beide Phänomene auf Bairisch vorkommen, ist zwei Mal eine 1 an diese Äußerung vergeben worden. Hätte die Probandin ‘können wir’ gesagt, dann wäre diese Äußerung auch zwei Mal gezählt worden, aber es wäre zwei Mal eine 0 vergeben worden. Dieses Vorgehen ein Beispiel mehrmals zu zählen, hat den Vorteil, dass sich die gezählte Datenmenge erhöht und das Ergebnis bei der statistischen Berechnung durch die höhere Anzahl valider ist.