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Univ.-Doz. DDr. Barbara Friehs ist habilitierte Pädagogin und arbeitet an der Universität Graz. Ihr Forschungsinteresse gilt hauptsächlich gesellschafts- und bildungspolitischen Themenbereichen in den Vereinigten Staaten von Amerika und dem EU-Raum.

Zum buch

»Als ich im Weißen Haus mit der Arbeit begann, überraschte mich am allermeisten, dass die Dinge tatsächlich so im argen lagen, wie ich immer behauptet hatte.«JOHN F. KENNEDY

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika regiert nicht nur ein Land des amerikanischen Kontinents, sondern beeinflusst die Taktung der gesamten Welt zu seiner jeweiligen Regierungszeit nachhaltig. Als repräsentatives Staatsoberhaupt, gleichzeitiger Regierungschef und Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte sind einige der bisher 43 US-Präsidenten immer wieder in medial teils ausgeklügelt inszenierte innenpolitische Konflikte geraten sowie zum Mittelpunkt außerpolitischer Auseinandersetzungen und Debatten geworden. Die unterschiedlichen Erfolge und Charaktere der verschiedenen US-Präsidenten werden in diesem Band in kurzen Portraits vorgestellt, sodass sich dem Leser ein umfassendes Bild von den mächtigsten Männern der Welt bietet.

Barbara Friehs

Die amerikanischen Präsidenten

Barbara Friehs

Die amerikanischen
Präsidenten

Von George Washington
bis Barack Obama

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014

ISBN: 978-3-8438-0449-3

www.marixverlag.de

INHALT

EINLEITUNG

GEORGE WASHINGTON

JOHN ADAMS

THOMAS JEFFERSON

JAMES MADISON

JAMES MONROE

JOHN QUINCY ADAMS

ANDREW JACKSON

MARTIN VAN BUREN

WILLIAM HENRY HARRISON

JOHN TYLER

JAMES K. POLK

ZACHARY TAYLOR

MILLARD FILLMORE

FRANKLIN PIERCE

JAMES BUCHANAN

ABRAHAM LINCOLN

ANDREW JOHNSON

ULYSSES SIMPSON GRANT

RUTHERFORD B. HAYES

JAMES ABRAHAM GARFIELD

CHESTER ALAN ARTHUR

GROVER CLEVELAND

BENJAMIN HARRISON

WILLIAM MCKINLEY

THEODORE ROOSEVELT

WILLIAM HOWARD TAFT

THOMAS WOODROW WILSON

WARREN GAMALIEL HARDING

JOHN CALVIN COOLIDGE

Herbert Hoover

FRANKLIN DELANO ROOSEVELT

HARRY S. TRUMAN

DWIGHT »IKE« DAVID EISENHOWER

JOHN F. KENNEDY

LYNDON BAINES JOHNSON

RICHARD MILHOUS NIXON

GERALD RUDOLPH FORD

JAMES EARL CARTER, JR.

RONALD WILSON REAGAN

GEORGE HERBERT WALKER BUSH

WILLIAM JEFFERSON CLINTON

GEORGE WALKER BUSH

BARACK HUSSEIN OBAMA

LITERATURVERZEICHNIS

EINLEITUNG

Der jeweilige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gilt in der heutigen Zeit als einer der bekanntesten, aber auch mächtigsten Menschen der Welt. Bislang wurden die USA von 43 Präsidenten regiert, wobei Grover Cleveland Ende des 19. Jahrhunderts das Amt mit einer Unterbrechung zweimal innehatte. Nicht alle Präsidenten übten ihre Funktion mit gleichem Erfolg aus, alle prägten allerdings die Geschicke des eigenen Landes, und spätestens ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch jene der ganzen Welt maßgeblich mit.

Der amtierende amerikanische Präsident hat sowohl die Funktion des Staatsoberhauptes als auch des Regierungschefs des Landes inne und ist Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte. Als Regierungschef leitet er das von ihm ernannte Kabinett, dessen Mitglieder (»Secretaries«) er jederzeit entlassen kann. Gegenüber dem Kongress, welcher das Parlament darstellt, hat er regelmäßig Berichte zur Lage der Nation zu erstatten, was meist jährlich in der »State of the Union Address« erfolgt.

Der amerikanische Präsident wird für jeweils vier Jahre gewählt, wobei seit 1951 nur eine Wiederwahl zulässig ist. Somit verkörpert er die Exekutivgewalt, der Kongress ist für die Gesetzgebung zuständig und den Bundesgerichten kommt die Verantwortung für die Judikative zu. Der Grundsatz der Gewaltenteilung untersagt dem Präsidenten die Mitgliedschaft im Kongress und die Übernahme von Funktionen in Bundesgerichten. Die Trennung der Staatsgewalten und die damit verbundene wechselseitig Kontrolle wird in den USA als »checks and balances« bezeichnet.

Da der Präsident häufig einer anderen Partei als die Mehrheit der Abgeordneten angehört, muss er sich stets intensiv um die Unterstützung des Kongresses, welcher die oberste Gesetzgebungsinstanz darstellt, bemühen. Falls der Präsident gegen bestimmte Gesetze Vorbehalte hat, kann er ein Veto einlegen, welches allerdings vom Kongress mit Zweitdrittelmehrheit in beiden Kammern, also dem Senat und dem Repräsentantenhaus, zurückgewiesen werden kann.

Der amerikanische Präsident schließt im Namen der USA Verträge mit anderen Staaten ab, die vom Senat mit Zweidrittelmehrheit ratifiziert werden müssen. Er ist zuständig für die Entsendung von Diplomaten und den Empfang von Gesandten aus anderen Ländern, wofür er ebenfalls die Zustimmung des Senats benötigt. Diese ist auch für die Ernennung von Richtern an Bundesgerichten erforderlich, wobei jene von Richtern des Obersten Gerichtshofes auf Lebenszeit erfolgt.

Der Präsident kann den Kongress nicht auflösen, aber auch nicht von diesem entlassen werden. Eine Amtsenthebung ist nur durch das »Impeachment« möglich, welches ein strafrechtliches Verfahren ist, das zum Einsatz kommt, wenn dem Präsidenten Verstöße gegen Gesetze vorgeworfen werden. Das Repräsentantenhaus fasst mit einfacher Mehrheit einen Beschluss zur Einleitung eines solchen Amtsenthebungsverfahrens, über das dann der Senat in Form eines Urteils entscheidet. Zur Enthebung des Amtes ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.

Die Wahl des Präsidenten folgt einem komplizierten Verfahrensablauf. Am Beginn stehen Vorwahlen, in deren Rahmen die Präsidentschaftskandidaten einer Partei nominiert werden. Daraufhin erfolgt die Wahl eines dieser Kandidaten durch das Volk und anschließend durch die Wahlmänner, deren Stimmenmehrheit letztendlich über den Sieg entscheidet. Aufgrund dieses Systems ist es möglich, dass ein Kandidat Präsident wird, obwohl sein Gegenspieler vom Volk mehr Stimmen erhalten hat: Um als Präsident gewählt werden zu können, muss man von Geburt an die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, darf nicht vorbestraft oder entmündigt sein, muss mindestens 35 Jahre alt sein und seinen Wohnsitz über längere Zeit in den Vereinigten Staaten gehabt haben. Der Amtssitz des amerikanischen Präsidenten befindet sich im Weißen Haus in der Hauptstadt Washington, D. C.

Das vorliegende Buch versucht nun, die Biographien der amerikanischen Präsidenten – bislang hat noch nie eine Frau dieses Amt bekleidet – nachzuzeichnen, ihren Werdegang zu beleuchten und deren Tätigkeit im höchsten Amt des Staates zu dokumentieren. Das private Leben der Präsidenten wird ebenso thematisiert, wie ihre Ausbildung, die politische Laufbahn und die Zeit nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt.

GEORGE WASHINGTON

* 22. Februar 1732 in Wakefield, Virginia

† 14. Dezember 1799 in Mount Vernon, Virginia

1. Präsident der USA (1789–1797) – Föderalist

»Seine Integrität war die reinste, seine Rechtsauffassung die unbedingteste, die ich je erlebt habe. Keine Motive des Interesses oder der Blutsverwandtschaft, von Freundschaft oder Hass waren fähig, seine Entscheidung zu beeinflussen. Er war in der Tat, in jeder Hinsicht der Worte, ein weiser, ein guter und großer Mann«

(THOMAS JEFFERSON IN EINER WÜRDIGUNGSREDE
ÜBER
GEORGE WASHINGTON).

George Washington, ein stattlicher General, war der militärische Oberbefehlshaber im Unabhängigkeitskrieg der USA und der erste Präsident der Vereinigten Staaten. Geboren wurde er am 22. Februar 1732 in Virginia, als Nachfahre englischer Auswanderer. Der Vater war ein erfolgreicher Plantagenbesitzer und verstarb, als der junge George elf Jahre alt war. Seine Vormundschaft übernahm daraufhin sein älterer Halbbruder Lawrence. George Washington erhielt eine einfache Schulbildung und arbeitete ab dem siebzehnten Lebensjahr als Landvermesser. Nach dem Tod seines Halbbruders erbte er 1752 den familiären Landbesitz Mount Vernon, den er im Laufe seines Lebens noch beträchtlich vergrößern sollte.

Im Alter von zwanzig Jahren wurde er, ebenso wie sein inzwischen verstorbener Bruder, Major der Miliz von Virginia. In dieser Funktion übernahm er Ausbildungsaufgaben und befasste sich intensiv mit militärischer Kriegsführung. George Washington nahm selbst auf Seiten Großbritanniens am »French and Indian War« (1754–1763) teil und errang viel Ruhm als Kriegsheld. Im Rahmen dieser kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien wurde, jeweils von indianischen Verbündeten unterstützt, um die Vorherrschaft in Amerika gekämpft.

1759 heiratete George Washington Martha D. Custis, die Witwe eines wohlhabenden Plantagenbesitzers. Sie brachte zwei Kinder mit in die Ehe, die George Washington, der selbst keine Kinder hatte, adoptierte. Die Familie lebte von den Einkünften der Plantagen, die hauptsächlich von schwarzen Sklaven bewirtschaftet wurden. 1758 wurde George Washington in das Kolonialparlament von Virginia gewählt. Er entwickelte sich immer stärker zu einem Führer der Opposition gegen die britische Kolonialpolitik und nahm als Delegierter Virginias 1774 am ersten Kontinentalkongress teil. Ein Jahr später wurde er am zweiten Kontinentalkongress, welcher sich mehr und mehr zum revolutionären Machtorgan der aufständischen Kolonien entwickelte, wegen seiner militärischen Erfahrungen zum General der Kontinentalarmee ernannt. George Washington galt als gemäßigt, für radikale Revolutionäre hatte er wenig Verständnis. Er setzte sich jedoch ganz für die amerikanische Unabhängigkeit ein und verstand sich als überzeugter Republikaner.

George Washington führte seine Armee im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zum Erfolg und kehrte im Dezember 1783 auf sein Landgut zurück. Die ersten Jahre in der Unabhängigkeit machten deutlich, dass die dreizehn Staaten eine starke Zentralregierung benötigten, um Fragen rund um Steuern, Währung, Wirtschaft, Verteidigung, Transport, Außenpolitik und vieles mehr zu koordinieren. Die lose Konföderation von Staaten war nicht nur bedroht von äußeren Feinden, da weder eine funktionstüchtige Armee, noch eine Flotte existierten, sondern auch von inneren anarchistischen Strömungen, die sich etwa im Westen von Massachusetts entwickelten, jedoch letztlich von privaten paramilitärischen Gruppen niedergeschlagen werden konnten.

George Washington machte sich auch daran, die erste Verfassung der USA aus dem Jahre 1777 zu überarbeiten. Auf einem Verfassungskonvent in Philadelphia wurde er einstimmig zum Präsidenten gewählt, woraufhin im September 1787 die neue, bis heute gültige Verfassung der USA verabschiedet werden konnte. Die wichtigsten Punkte waren das Prinzip der Gewaltentrennung, eine föderative Staatsordnung, eine starke Bundesregierung mit einem mächtigen Präsidenten an der Spitze und die Akzeptanz der Sklaverei. Im Zuge der Entstehung der neuen Verfassung begann sich bereits das künftige Zweiparteiensystem in den USA abzuzeichnen. Die Föderalisten, die von Alexander Hamilton angeführt wurden, sprachen sich für eine starke Bundesregierung und eine Finanz- und Wirtschaftspolitik aus, die vor allen Dingen die Interessen von Industrie, Handel und Schifffahrt vertrat. Die Anhänger der Demokratisch-Republikanischen Partei, welche von Thomas Jefferson angeführt wurden, vertraten primär die Interessen einer agrarisch ausgerichteten Demokratie. Sie favorisierten eine Erweiterung der demokratischen Rechte, lehnten eine zu starke Bundesregierung ab und setzten sich verstärkt für die Rechte der Einzelstaaten ein. George Washington selbst stand in seiner politischen Haltung den Föderalisten nahe.

Die Verfassung wurde von neun der dreizehn Einzelstaaten ratifiziert, und George Washington am 4. Februar 1789 vom Wahlmännerkollegium einstimmig zum Präsidenten gewählt. Am 30. April 1789 fand in New York die Vereidigung des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika statt. John Adams, ein Föderalist aus Massachusetts, wurde sein Vizepräsident.

George Washington präsentierte sich als republikanischer, humanistischer und aufgeklärter Staatsmann. Ihm kam die Aufgabe zu, die Stabilisierung und Erweiterung der neuen republikanischen Institutionen des Landes voranzutreiben. Er prägte die politische Tradition der Vereinigten Staaten maßgeblich mit, da er die Unauflösbarkeit der Union, staatliche Gerechtigkeit und die Aufrechterhaltung von Frieden ins Zentrum seiner Politik stellte. Die Wirtschaftspolitik ließ erste kapitalistische Züge erkennen und war geprägt von den Auswirkungen der industriellen Revolution. Ab 1789 wurden Regierungsbehörden errichtet und Minister bestellt. Alexander Hamilton, der Wortführer der Föderalisten, wurde Finanzminister, Thomas Jefferson, der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung und überzeugter Demokrat, übernahm den Posten des Außenministers und Henry Knox, ein Freund George Washingtons aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges, wurde zum Kriegsminister ernannt. Die meisten der Kabinettsmitglieder waren Föderalisten und hatten selbst am Unabhängigkeitskrieg teilgenommen. John Adams und Thomas Jefferson waren außerdem Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung.

Das Rechtswesen wurde mit der Etablierung eines Obersten Gerichtes, sowie Distrikts- und Bezirksgerichten weiter ausgebaut. Die gesetzliche Grundlage dafür war der »Federal Judiciary Act« von 1789. George Washington erhielt als Präsident die Befugnis, alle Richter zu berufen. Zudem wurde unter George Washingtons Präsidentschaft ein Postsystem installiert, die Flotte und die Armee der Vereinigten Staaten reorganisiert und 1791 mit der »Bill of Rights« der erste Zusatzartikel zur Verfassung ratifiziert. Damit wurden Religions-, Rede- und Pressefreiheit, das Recht des Volkes Waffen zu besitzen und zu führen, das Recht auf Eigentum und eine Reihe weiterer demokratischer Rechte zu einem fixen Bestandteil der Verfassung. Mit Washington im District of Columbia wurde auch die neue Hauptstadt der Vereinigten Staaten bestimmt.

Die finanz- und wirtschaftspolitische Ausrichtung unter George Washingtons Präsidentschaft wurde primär von Finanzminister Alexander Hamilton festgelegt. Er setzte sich für die Schaffung einer Nationalbank der Vereinigten Staaten ein, führte eine Verbrauchersteuer auf alkoholische Getränke ein und befürwortete staatliche Förderungen für die Landwirtschaft. Außerdem sprach er sich für den Ausbau von Verkehrsverbindungen und den Schutz der heimischen Industrie durch Zölle aus. All diese Bestimmungen wirkten sich positiv auf den Produktionssektor aus, begünstigten Handel, Industrie und Finanz und unterstützten die Entwicklung einer bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Viele Farmer protestierten gegen die zusätzlichen Belastungen durch die Einführung von Verbrauchersteuern auf Alkohol und erhoben sich im Westen Pennsylvanias 1794 schließlich zu einer Rebellion. Diese wurde durch einen Militäreinsatz der Bundesregierung niedergeschlagen, womit George Washington Stärke bewies und dazu beitrug, dass sich die Lage schnell beruhigte.

Unter seiner Präsidentschaft fanden auch immer wieder Kämpfe mit Indianerstämmen statt. Zwar sprach er sich wiederholt für eine gerechte und humane Politik gegenüber den Indianern aus, in der Realität wurden diese aber Zug um Zug ihres Territoriums beraubt. So verloren sie etwa 1795 durch den »Vertrag von Greenville« große Teile ihres Gebietes, das rasch von weißen Siedlern übernommen wurde.

George Washington wurde am 5. Dezember 1792 zum zweiten Mal zum Präsidenten der USA gewählt. Auch John Adams behielt sein Amt als Vizepräsident. Während Washingtons zweiter Amtszeit wurden außenpolitische Themen gewichtiger, wobei die demokratische Opposition ihren Einfluss deutlich verstärken konnte. Die Revolution in Frankreich blieb auch in den Vereinigten Staaten nicht ohne Resonanz und fand in großen Teilen der Öffentlichkeit Unterstützung. Die Föderalisten fühlten sich durch die als radikal wahrgenommenen Ziele der demokratischen Republik Frankreichs in ihrer gemäßigten, republikanischen Haltung bedroht, während die Demokraten-Republikaner offen mit dem revolutionären Frankreich sympathisierten. George Washington befürchtete, dass die USA in den europäischen Konflikt mit hineingezogen werden könnten, weshalb er sich für außenpolitische Zurückhaltung entschied. In diesem Sinne erklärte er am 20. April 1793 auch ganz offiziell die Neutralität der Vereinigten Staaten im ersten europäischen Koalitionskrieg, in dem sich auf der einen Seite Österreich und Preußen und auf der anderen Seite Frankreich gegenüberstanden. 1794 wurde dieser Kurs vom Kongress mit dem Neutralitätsgesetz unterstützt. Bis zum Ersten Weltkrieg verfolgten die USA erfolgreich den Grundsatz, sich nicht in europäische Kriege und Konflikte involvieren zu lassen. 1794 wurde zudem der »Jay’s Treaty« mit Großbritannien unterzeichnet, in dem festgehalten wurde, dass die britischen militärischen Vorposten und Garnisonen in den USA aufzulösen seien, ein Handelsvertrag bereits abgeschlossen und Grenz- und Schuldenregelungen umgesetzt wurden. In vielen Kreisen der amerikanischen Bevölkerung wurde dieser Vertrag als zu englandfreundlich abgelehnt. Dennoch gelang es George Washington, diesen auch gegen den anfänglichen Widerstand im Kongress 1796 in Kraft zu setzen.

George Washington lehnte es ab, sich ein drittes Mal für das Präsidentenamt zu bewerben. Diese Entscheidung Washingtons hatte für alle seine Nachfolger die Begrenzung der Amtszeit auf zwei Perioden zufolge und prägte somit von Anfang an die politische Kultur der USA mit. In seiner Abschiedsrede ermahnte er die Amerikaner nochmals, an der Einheit der Union festzuhalten, stets das Gesamtwohl des ganzen Landes im Auge zu haben, Machtmissbrauch durch die Regierung zu verhindern, die Trennung der Gewalten sicherzustellen und die Gesellschaft auf religiöse und moralische Werte aufzubauen. George Washington empfahl auch, in Frieden mit anderen Ländern zu leben und kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden. Er sah die Interessen Europas in eine andere Richtung gehen als jene der USA und sprach sich demnach auch für eine stärkere außenpolitische Isolierung aus.

George Washington zog sich nach seiner zweiten Amtszeit zunächst ins Privatleben zurück, wurde aber 1798 von seinem Nachfolger im Präsidentenamt, John Adams, aufgrund der Krise mit Frankreich abermals zum Oberbefehlshaber der Armee der Vereinigten Staaten ernannt. Der Konflikt konnte schließlich friedlich beigelegt werden und George Washingtons Einsatz war nicht mehr erforderlich. Am 14. Dezember 1799 starb er auf seinem Landsitz in Mount Vernon, Virginia, im Alter von siebenundsechzig Jahren. Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen und hatte in seinem Testament verfügt, dass nach seinem, bzw. dem Tod seiner Frau, alle ihre Sklaven freizulassen seien.

JOHN ADAMS

* 30. Oktober 1735 in Braintree, Massachusetts

† 4. Juli 1826 in Quincy, Massachusetts

2. Präsident der USA (1797–1801) – Föderalist

»Er meint es gut mit seinem Land, ist immer ein ehrlicher, oft ein weiser Mann, aber manchmal und in manchen Dingen absolut von Sinnen.«

(BENJAMIN FRANKLIN ÜBER JOHN ADAMS IN EINEM BRIEF
AN
ROBERT LIVINGSTON VOM 22. JULI 1783)

John Adams wurde am 30. Oktober 1735 in Braintree, Massachusetts geboren. Seine Familie war aus England emigriert und lebte von der Tätigkeit des Vaters als Farmer und Schuhmacher. John Adams wuchs in einfachen Verhältnissen auf und stellte sich seine Zukunft ebenfalls als Farmer vor, da er das Interesse an schulischer Bildung zeitweilig verlor. Von geringer Körpergröße, wenig umgänglich, launenhaft und an Depressionen leidend, suchte er lange kaum Kontakt zu seinen Mitmenschen.

Seine Eltern drängten ihn, das 1636 gegründete Harvard-College zu besuchen, wo er bis 1755 studierte. Er begann seine berufliche Karriere als Grundschullehrer in Worcester – eine Tätigkeit, an der er sehr schnell jegliches Interesse verlor. Gleichzeitig verwehrte er sich gegen den elterlichen Wunsch, den Priesterberuf zu ergreifen. Stattdessen begann er wenig später ein Studium der Rechtswissenschaften und erhielt 1758 seine Zulassung als Anwalt. Nebenbei betätigte er sich auch als Schriftsteller.

Einige Jahre später heiratete er Abigail Smith, die politisch interessierte Tochter eines Geistlichen, die sich sehr für die Rechte von Frauen einsetzte. Sie schenkte ihrem Mann sechs Kinder – der älteste Sohn, John Quincy Adams, sollte zum sechsten Präsidenten der USA werden – und übte von Anfang an starken Einfluss auf die politische Karriere ihres Mannes aus.

Anfangs machte sich John Adams einen Namen als Verfassungsrechtler und verfasste 1765 anonym vier Artikel in der »Boston Gazette«, in denen er sich mit dem Konflikt zwischen Individualismus und Herrschaft auseinandersetzte. 1765 hatte das britische Parlament das so genannte »Stempelsteuergesetz« verabschiedet. Dieses legte fest, dass ein kostenpflichtiger Stempel auf alle Druckstücke in den Kolonien anzubringen sei. Ziel war es, Geld einzunehmen, um die Kosten der Verteidigung der Kolonien abzudecken, was dort zu großen Proteststürmen führte. Im selben Jahr verfasste John Adams eine Rede für den Gouverneur und begründete die Rechtswidrigkeit der Stempelsteuer damit, dass das Gebiet von Massachusetts keine Vertretung im britischen Parlament hätte. Als 1770 britische Soldaten im Boston-Massaker das Feuer auf protestierende Menschen eröffneten und fünf Männer töteten, übernahm John Adams allerdings die Verteidigung der Soldaten. Dies brachte ihm große öffentliche Kritik ein, obwohl er die Meinung vertrat, dass jeder das Recht auf einen fairen Prozess hätte.

Seiner politischen Karriere schadete das nicht, und 1774 wurde John Adams, zunächst auf dem ersten und ein Jahr später auch auf dem zweiten Kontinentalkongress, Abgeordneter seiner Kolonie. Dort sprach er sich offen für die Unabhängigkeitserklärung Amerikas von Großbritannien aus. John Adams war auch Mitglied des Komitees, welches die Unabhängigkeitserklärung verfassen sollte, wobei Thomas Jefferson die Hauptverantwortung übertragen wurde. John Adams selbst forderte in seiner Streitschrift »Thoughts of Government«, die er 1776 verfasste, eine republikanische Regierung, häufige Wahlen, eine Legislative aus Ober- und Unterhaus, eine mit Vetorecht ausgestattete Exekutive und eine unabhängige Gerichtsbarkeit. Er sprach sich vehement gegen die Erblichkeit von Ämtern aus und unterstützte das Rotations-Prinzip bei der Besetzung von Machtpositionen. In einer Resolution vom 10. Mai 1776 rief er alle Kolonien dazu auf, souveräne, vom Mutterland unabhängige Organe einzusetzen. John Adams wurde vom zweiten Kontinentalkongress auch mit der Funktion eines »Kriegsministers« betraut, war Mitbegründer der amerikanischen Marine und unterstützte die Errichtung der Militärakademie von West Point, New York.

Die Spannungen mit England verschärften sich und der Wunsch nach einer Trennung vom europäischen Mutterland nahm angesichts der Gefechte bei Lexington, Concord und Bunker Hill immer weiter zu. 1777 brach John Adams in diplomatischer Mission nach Frankreich auf und war auch als Unterhändler in Holland tätig. 1780, zu einem Zeitpunkt, als der Abschluss eines Friedensvertrages mit England noch in weiter Ferne lag, setzte sich John Adams bereits für gute Beziehungen mit diesem Land ein. Am 30. November 1782 gelang es ihm auch, Vorvereinbarungen für einen Friedens- und einen Handelspakt zwischen den USA und England zu treffen. Dies geschah in direkten Verhandlungen mit England und ohne, dass die französische Regierung darüber informiert worden wäre, da sie solche Beziehungen zwischen England und den USA abgelehnt hätte. Der eigentliche Friedensvertrag wurde dann 1783 unterzeichnet, womit der Unabhängigkeitskrieg beendet war.

John Adams gelang es auch, ein Freundschafts- und Handelsabkommen mit Preußen zu erzielen und holländische Anleihen auszuhandeln. In den Jahren 1785 bis 1788 war er als erster amerikanischer Gesandter in London tätig. Dort verfasste er eine weitere Schrift, die vor einseitiger Machtkonzentration warnte und eine ausgeglichene Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative propagierte, um der Gefahr von Tyrannei vorbeugen zu können. Der Französischen Revolution stand er, ganz anders als Thomas Jefferson oder James Madison, eher kritisch gegenüber, da er den unkontrollierten politischen Einfluss des Volkes als Gefahr ansah.

Als 1796 die Amtszeit von George Washington zu Ende ging und dieser auf eine neuerliche Kandidatur verzichtete, kam es zu einem intensiven Wahlkampf zwischen seinen beiden Vizepräsidenten John Adams, der seit 1789 dieses Amt bekleidete, und Thomas Jefferson. 1796 gewann John Adams die Präsidentschaftswahlen gegen Jefferson, der das Amt des Vizepräsidenten übernahm, und sah sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit großen Problemen konfrontiert. Der Gegensatz zwischen den Föderalisten und den republikanischen Oppositionellen wurde immer größer. Zudem drohte die Gefahr eines Krieges mit Frankreich, da sich die Beziehungen weiter verschlechterten, obwohl John Adams mit allen Mitteln versuchte, einen militärischen Konflikt zu verhindern. 1796 brachte die französische Marine amerikanische Handelsschiffe auf und man weigerte sich, den neuen amerikanischen Gesandten in Frankreich zu empfangen. Dennoch gelang es John Adams auch gegen den Widerstand in den eigenen politischen Reihen, 1798 einen Friedensvertrag mit Frankreich zu unterzeichnen.

John Adams verfolgte einen autokratischen Führungsstil, der ihm nicht nur viel Kritik einbrachte, sondern auch ehemalige Freunde, wie beispielsweise Alexander Hamilton, zu erbitterten Gegnern werden ließ. Während etwa Thomas Jefferson in einem Volk gleichberechtigte Menschen sah, und jedem einzelnen das gleiche Recht in seinem Streben nach Glück zusprach, betrachtete John Adams das Volk als ungebildeten Pöbel, den man vor sich selbst schützen musste. Für ihn waren Menschen selbstsüchtig, habgierig und eitel, weshalb eine strenge Ordnungsmacht und Regierung erforderlich wären. Der Idee der natürlichen Gleichheit aller Menschen, die von den Aufklärern der französischen Revolution propagiert wurde, konnte John Adams nichts abgewinnen. Ihm schwebte eine »monarchische Republik« vor, die weniger privilegierte Mitglieder einer Gesellschaft nicht miteinschloss. Als John Adams 1800 abermals als Kandidat der Föderalisten für das Präsidentenamt kandidierte, war seine Popularität aufgrund dieser elitären Haltung auch in der eigenen Partei extrem gesunken. Seinem Gegner Thomas Jefferson wurde weitaus mehr Vertrauen entgegengebracht, was ihm schließlich auch das Präsidentenamt sicherte.

John Adams zog sich nach der Niederlage in seine Heimat Massachusetts ins Privatleben zurück. Er nahm dennoch weiter Anteil am öffentlichen Geschehen und widmete sich wiederum verstärkt seiner publizistischen Tätigkeit. 1825 konnte er noch miterleben, wie sein Sohn John Quincy die Präsidentschaftswahlen gewann. John Adams starb am 4. Juli 1826, und somit am fünfzigsten Jahrestag der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung, im hohen Alter von neunzig Jahren. Nur wenige Stunden zuvor war sein ehemaliger Mitstreiter und späterer Widersacher Thomas Jefferson gestorben.

THOMAS JEFFERSON

* 13. April 1743 in Shadwell, Virginia

† 4. Juli 1826 in Monticello, Virginia

3. Präsident der USA (1801–1809) – Republikaner (auch Demokraten-Republikaner)

»Hier ruht Thomas Jefferson, Autor der Unabhängigkeitserklärung, des Statuts von Virginia über religiöse Freiheit und der Vater der Universität von Virginia.«

(VON IHM SELBST VERFASSTES EPITAPH.)

Thomas Jefferson wurde am 13. April 1743 auf einer Farm in Virginia geboren. Seine Familie war angesehen und wohlhabend und lebte von den Erträgen der Plantagen, die sie bewirtschaftete. Der Vater war auch als Landvermesser und Friedensrichter tätig. In jungen Jahren wurde Thomas Jefferson von Privatlehrern unterrichtet und begann 1760 mit dem Studium am College of William and Mary in Williamsburg. Neben der Beschäftigung mit klassischen Sprachen und Philosophie widmete er sich vor allem den Rechtswissenschaften. 1767 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt und war als Farmer und Anwalt gleichermaßen erfolgreich. In diesen Jahren entdeckte er auch seine Liebe zur Architektur und entwarf Pläne für ein Haus samt Mobiliar auf seinem Landgut Monticello.

Die Übernahme von Verantwortung für die Gemeinschaft durch die Ausübung öffentlicher Ämter war eine Tugend, die von den wohlhabenden Familien Virginias erwartet wurde. So war es nur selbstverständlich, dass der gebildete Thomas Jefferson 1769 mit sechsundzwanzig Jahren Mitglied im Parlament von Virginia wurde. 1772 heiratete er die Witwe Martha Wayles Skelton, mit der er sechs Kinder hatte, von denen allerdings nur zwei das Erwachsenenalter erreichten.

1774 veröffentlichte er die Streitschrift »A Summary View of the Rights of British America«, in der er sich gegen das Recht des britischen Königs aussprach, in den amerikanischen Kolonien Steuern einzutreiben. Er vertrat die Auffassung, dass in jedem Staat die ultimative Autorität beim Volk liegt. Zwei Jahre später wirkte er als Delegierter Virginias im Zweiten Kontinentalkongress in Philadelphia, Pennsylvania maßgeblich an der Verfassung der Unabhängigkeitserklärung der Kolonien mit. Ganz im Sinne der Aufklärung wurde darin festgehalten, dass alle Menschen gleich sind und (von Gott) mit gewissen unveräußerlichen Rechten, wie Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück, ausgestattet wurden.

Als Thomas Jefferson wieder nach Virginia zurückgekehrt war, wurde er abermals ins Parlament gewählt und brachte dort das Virginia-Statut zur Religionsfreiheit ein, welches in diesem Staat Bekenntnisfreiheit garantieren sollte. Außerdem arbeitete er an einer großen Reform des virginischen Rechtssystems mit und war verantwortlich für über hundert Gesetzesentwürfe. Dabei trat er besonders für den Schutz der individuellen Bürgerrechte, die Erweiterung des Wahlrechtes, die Pressefreiheit und das Recht auf Bildung ein.

Zwischen 1779 und 1781 bekleidete er das Amt des Gouverneurs von Virginia. Während seiner Tätigkeit wurde das Territorium im Zuge des Unabhängigkeitskrieges zeitweise von britischen Truppen besetzt, was ihm den Vorwurf einbrachte, Virginia militärisch nicht ausreichend verteidigt zu haben. Eine parlamentarische Untersuchungskommission bestätigte diesen Vorwurf allerdings nicht. Trotzdem zog sich Thomas Jefferson daraufhin vorübergehend aus der Politik zurück und lebte einige Zeit auf seinem Anwesen Monticello, wo seine Frau bald darauf bei der Geburt des sechsten Kindes verstarb.

Die nächsten Jahre verbrachte Thomas Jefferson als Gesandter in Paris, wo er die Anfänge der Revolution miterlebte. Er unterstützte die revolutionären Bestrebungen in Europa und half beim Entwurf der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Zudem nützte er seinen Aufenthalt auf diesem Kontinent auch für ausgedehnte Reisen. 1789 kehrte er in die USA zurück. George Washington ernannte ihn daraufhin zum Außenminister der Vereinigten Staaten, ein Amt, das er bis Ende 1793 ausüben sollte.

Gemeinsam mit Alexander Hamilton wurde Thomas Jefferson in der Folge zu einem der engsten Vertrauten und wichtigsten Berater des Präsidenten. Mit der Zeit nahmen jedoch die Konflikte und Rivalitäten zwischen den beiden zu, da sich Alexander Hamilton etwa für die Errichtung einer nationalen Zentralbank aussprach, während Thomas Jefferson die Meinung vertrat, dass die Verfassung der Regierung diesbezügliche Vollmachten nicht einräume. Dazu kam, dass Alexander Hamilton, der aus New York stammte, vor allen Dingen die Industrie schützen und fördern wollte, für den Plantagenbesitzer Thomas Jefferson im Gegensatz dazu die Landwirtschaft größere Bedeutung hatte. Auch außenpolitisch waren sich die beiden nicht einig, da sich Alexander Hamilton eher auf der Seite der Briten befand und Thomas Jefferson stärkere Bindungen zu Frankreich unterstützte.

Die politischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten führten schließlich erstmals zur Bildung von zwei Parteien in den USA. Um Thomas Jefferson gruppierte sich die Republikanische Partei, während Hamilton die Föderalistische Partei anführte. Selbst Vermittlungsversuche des Präsidenten blieben erfolglos. Als die Konflikte anhielten, schied Thomas Jefferson 1793 aus dem Kabinett aus und zog sich wieder auf sein Landgut Monticello zurück. Dieses wurde von Sklaven bewirtschaftet, für die Thomas Jefferson allerdings wie ein Patriarch sorgte. Er selbst war kein direkter Befürworter der Sklaverei, sah aber auch keine Möglichkeit, dieses Problem in zufriedenstellender Form zu lösen. Auch für ihn war dem Zeitgeist entsprechend die schwarze Bevölkerung zweitklassig, während er diese Haltung gegenüber den Indianern nicht hatte. Sie erachtete er aufgrund ihres nomadischen Lebensstils zwar als »Wilde«, aber dennoch als gleichwertig mit den Weißen. Thomas Jefferson empfahl ihnen in Briefen auch die Übernahme des weißen Lebensstils, um so ihre Existenz sichern zu können.

1796 kehrte Thomas Jefferson als Präsidentschaftskandidat der Republikaner in die Politik zurück. Er unterlag dem bisherigen Vizepräsidenten und Kandidaten der Föderalisten, John Adams, noch knapp an Stimmen, bevor er ihm wenige Jahre später im Amt nachfolgen sollte. Aufgrund der damaligen Bestimmungen wurde der stimmenstärkste Kandidat zum Präsidenten gekürt und der zweitstärkste zum Vizepräsidenten ernannt. Daher war es auch möglich, dass beide unterschiedlichen Parteien angehörten. Die Aufgabe eines Vizepräsidenten bestand in erster Linie in der Leitung der Sitzungen des Senates. In dieser Zeit entstand auch Thomas Jeffersons Handbuch mit klaren Anleitungen zu den Abläufen in dieser Einrichtung.

Bei den Wahlen von 1800 bewarb sich Thomas Jefferson erneut um das Präsidentenamt. Er und sein republikanischer Mitbewerber Aaron Burr erhielten gleich viele Stimmen. Die Entscheidung lag nun beim Repräsentantenhaus, das sich – nicht zuletzt auf Empfehlung von Thomas Jeffersons einstigem Gegenspieler, Alexander Hamilton, der in ihm das kleinere Übel sah – mehrheitlich für Thomas Jefferson aussprach. Somit wurde er im Februar 1801 zum vierten Präsidenten der Vereinigten Staaten und Aaron Burr zum Vizepräsidenten gewählt. Die ganze Wahl stand unter schlechten Vorzeichen, da Aaron Burr den Verdacht auf sich zog, die Parteilinien wechseln zu wollen, um sich mit der Stimme der Föderalisten zum Präsidenten wählen zu lassen. Dies beeinträchtigte nicht nur in hohem Maße die Beziehung zwischen ihm und Thomas Jefferson, sondern war auch der Anlass, das Prozedere bei Präsidentschaftswahlen generell zu verändern. Seitdem stimmen bis heute die Wahlmänner für den Präsidenten und den Vizepräsidenten getrennt ab.

Mit Thomas Jefferson kam der Präsident der Vereinigten Staaten zum ersten Mal aus den Reihen der Demokratisch-Republikanischen Partei. Während seiner Amtszeit wurde Louisiana von den Franzosen abgekauft, wodurch sich das Territorium der USA weiter vergrößerte. Er war daran interessiert, einen Wasserweg zum Pazifik zu finden und freundschaftliche Beziehungen mit den im neu erworbenen Gebiet ansässigen Indianern zu pflegen. Zudem hob er eine Reihe von unpopulären Gesetzen aus der Amtszeit John Adams auf.

Die Bedingungen während Antritt der ersten Amtszeit Thomas Jeffersons waren günstig, da sich das Land einer wirtschaftlichen Hochkonjunktur erfreute. Innenpolitisch gelang es ihm mit Hilfe seines Finanzministers, des in der Schweiz geborenen Albert Gallatin, sogar die Staatsschulden zu reduzieren. 1803 erfolgte eine richtungsweisende Entscheidung des Obersten Gerichtes, in dem dieser Institution das Recht zugesprochen wurde, über die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen zu entscheiden und diese auch annullieren lassen zu können.

In außenpolitischer Hinsicht war der neue Präsident allerdings gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft mit größeren Problemen konfrontiert. Das Mittelmeer wurde von nordafrikanischen Schiffen kontrolliert, die von ausländischen Handelsflotten Schutzgelder forderten. Zuvor waren die amerikanischen Schiffe von der britischen Marine geschützt worden, doch nach der Unabhängigkeit wurden sie vermehrt Ziel von Piratenangriffen. Der Pascha von Tripolis erhöhte 1801 seine finanziellen Forderungen und erklärte zudem der USA den Krieg. Dieser zog sich über mehrere Jahre hin und mündete 1805 in einem Vergleich.

Thomas Jeffersons Umgang mit Mitarbeitern und Diplomaten war umgänglich und zwanglos. Er war ein guter Gesprächspartner, allerdings kein guter Redner. So verwundert es nicht, dass er die Jahresbotschaften des Präsidenten an den Kongress nicht mehr selbst vortrug, sondern verlesen ließ. Auch seine Nachfolger folgten lange diesem Beispiel, und erst mehr als hundert Jahre später beschloss Präsident Woodrow Wilson, die Reden vor dem Kongress wieder persönlich zu halten.

Die Popularität von Thomas Jefferson als Präsident war auch bei der Bevölkerung sehr groß, und so wurde er 1805 mit großer Mehrheit wiedergewählt. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass ihm im Wahlkampf von der Gegenseite vorgeworfen wurde, dass der Kauf von Louisiana nicht verfassungsmäßig gewesen wäre und er mit einer schwarzen Sklavin namens Sally Hemings zusammenlebe und mehrere Kinder habe. Thomas Jefferson selbst trat letzterer Behauptung nie entgegen und heute gilt aufgrund von DNA-Analysen als ziemlich sicher, dass dies den Tatsachen entsprach.

1807 unterzeichnete Thomas Jefferson ein Gesetz, das fast ein Jahr lang die Einfuhr weiterer Sklaven untersagte. Die Bedeutung der Sklaverei im Süden nahm jedoch zu, da diese besonders im neuen Territorium Louisiana massiv nachgefragt wurden. Die Folge davon war eine rege Schmuggeltätigkeit. Insgesamt war Thomas Jeffersons zweite Amtszeit um einiges schwieriger als die erste. Widerstand kam auch aus den eigenen Reihen, wo man sich teilweise gegen seinen Plan aussprach, den Spaniern Teile von Florida abzukaufen. Außerdem verschärften sich die Napoleonischen Kriege, was negative Auswirkungen auf den amerikanischen Handel und das Wirtschaftswachstum des Landes hatte. Aaron Burr, Thomas Jeffersons Vizepräsident der ersten Amtsperiode, musste sich nach einem tödlichen Duell mit Alexander Hamilton aufgrund einer Mordanklage in zwei Bundesstaaten aus der Politik zurückziehen und plante vermutlich eine Verschwörung im Westen des Landes, wo er einen eigenen Staat errichten wollte. Vom Vorwurf des Landesverrats wurde er zwar freigesprochen, dennoch war der Vorfall Spiegelbild der immer stärker werdenden inneren Zerrissenheit der Demokratisch-Republikanischen Partei.

Thomas Jefferson stellte seine Politik ganz ins Zeichen der Nichteinmischung in europäische Kriege. Ungeklärt blieb aber der Konflikt zwischen England und dessen Kriegsgegner Frankreich hinsichtlich der maritimen Rechte der USA, die neutral bleiben wollten. 1807 wurde daher der »Embargo Act« verabschiedet, der die Ausfuhr amerikanischer Waren nach Europa unterbinden sollte. Amerikanische Schiffe durften keine fremden Häfen mehr anlaufen und umkehrt auch keine ausländischen Schiffe nach Amerika kommen. Thomas Jeffersons Absicht war es, auf diese Weise England und Frankreich zu zwingen, die amerikanische Neutralität zu respektieren. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden, wohl aber begünstigte eine derartige Politik den Ausbruch des britisch-amerikanischen Krieges von 1812. Außerdem verloren viele Seeleute ihre Arbeit, der Handel kam fast völlig zum Erliegen, die Wirtschaft stagnierte und Thomas Jefferson selbst sah sich gezwungen, noch vor Ende seiner Amtszeit dieses kontraproduktive Gesetz wieder aufzuheben.

Für eine dritte Amtszeit wollte Thomas Jefferson nicht mehr kandidieren, sondern entschied sich zu einem endgültigen Rückzug auf sein Landgut Monticello. Dort widmete er sich dem weiteren Ausbau seiner Villa. Er blieb zwar mit einstigen Freunden und engen Vertrauten in brieflichem Kontakt, nahm aber nicht mehr am politischen Leben teil. 1819 gründete er die Universität von Virginia in Charlottesville, deren Mittelpunkt keine Kirche bildete, wie an anderen Universitäten üblich, sondern eine Bibliothek.

Seine letzten Lebensjahre waren gekennzeichnet von großen finanziellen Schwierigkeiten, nicht zuletzt aufgrund der großzügigen Investitionen in den Ausbau von Monticello und der Übernahme einer Bürgschaft für einen Freund. Er musste große Teile seines Landgutes, aber auch die gesamte Bibliothek mit über sechstausend Büchern verkaufen.

Am 4. Juli 1826, genau am 50. Jahrestag der Verkündigung der Unabhängigkeitserklärung, starb Thomas Jefferson – am gleichen Tag wie sein Amtsvorgänger im Präsidentenamt und politischer Gegner John Adams. Er prägte seine Zeit, ebenso wie die Nachwelt mit einer Reihe von beeindruckenden staatstheoretischen Schriften und gilt bis heute neben George Washington und Abraham Lincoln als einer der wichtigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten, dessen Überzeugungen geleitet waren von den humanistischen Bestrebungen der Aufklärung.

JAMES MADISON

* 16. März 1751 in Port Conway, Virginia

† 28. Juni 1836 in Montpelier, Virginia

4. Präsident der USA (1809–1817) – Demokrat-Republikaner (auch Republikaner)

»In Republiken besteht die große Gefahr, dass die Mehrheit die Rechte der Minderheit nicht ausreichend respektieren könnte.«

(JAMES MADISON IN EINER REDE AM KONVENT IN VIRGINIA 1829)

James Madison war gemeinsam mit Thomas Jefferson, zu dem er eine lebenslange enge Freundschaft pflegte, und Alexander Hamilton einer der Vordenker der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Ihm wird die Rolle des Schöpfers der Verfassung von 1787 zugesprochen, da große Teile davon unter der Verantwortung dieses bedeutenden politischen Pioniers entstanden waren.

James Madison stammte ebenso wie George Washington und Thomas Jefferson aus Virginia, wo er am 16. März 1751 als ältestes von zwölf Kindern geboren wurde. Sein Vater war ein vermögender Plantagenbesitzer, der auch als Friedensrichter fungierte und in der Kirche sehr aktiv war. Seine Mutter kam ebenfalls aus einer wohlhabenden Familie. James Madison verbrachte seine Kindheit auf dem väterlichen Landgut, das er später auch erben sollte. Er hatte das Glück einer hervorragende Schulbildung erhalten zu haben und begann seine universitäre Ausbildung am College of William and Mary in Williamsburg. Anschließend studierte er am College of New Jersey, der heutigen Princeton University, alte Sprachen, Philosophie und Geschichte. Diese Studien ergänzte er später noch um weitere Disziplinen.

Ab 1774 engagierte sich James Madison im Namen des revolutionären Virginias und setzte sich für Bürgerrechte und Religionsfreiheit ein. In seinem ersten politischen Amt als Delegierter in Virginia ersetzte er im Text der Verfassung dieses Staates den Begriff der »Religionstoleranz« durch jenen der »religiösen Freiheit«. Wenig später wurde er Mitglied des Gouverneursrates und war von 1780 bis 1783 mit erst neunundzwanzig Jahren der jüngste Delegierte am Kontinentalkongress. Angesichts der Schuldenkrise der neuen Regierung und der hohen Inflationsbelastung befürwortete er eine Gesetzesänderung, die es dem Kongress gestattete, neue Steuern zu erheben.

James Madison war bis 1787 als Delegierter für Virginia tätig und setzte sich für ein stärkeres Miteinander aller Einzelstaaten in wirtschaftlichen Fragen ein. Seine große Stunde schlug beim Verfassungskonvent in Philadelphia, dessen Gelingen zu einem Großteil seiner Genialität zuzuschreiben war und ihm den Ehrennamen »Father of the Constitution« einbrachte. Die am Konvent ins Leben gerufene neue Verfassung stand im Geiste von Montesquieu und Locke und zeichnete sich durch eine ausgewogene Gewaltentrennung, liberale Kontrollmechanismen und später die Sicherung der Grund- und Freiheitsrechte aus. Obwohl es anfangs große Widerstände in der Bevölkerung gab, wurde die Verfassung dank des Einflusses von James Madison in Virginia letztendlich doch ratifiziert.

Unter dem Pseudonym »Publius« verteidigte er gemeinsam mit Alexander Hamilton und John Jay in den »Federalist Papers« diese neue Verfassung, auch wenn er im Gegensatz zu den anderen beiden kein Föderalist war, sondern gemeinsam mit Thomas Jefferson wenig später die Partei der Demokraten-Republikaner gründete. Gewisse Grundsätze und Ideen verbanden ihn zwar mit Alexander Hamilton und John Jay, allerdings lehnte er vor allen Dingen deren Finanzpolitik ab. Als Abgeordneter des Repräsentantenhauses war James Madison zwischen 1789 und 1797 auch federführend bei der Verabschiedung der »Bill of Rights«, jener ersten zehn Zusatzartikel zur Verfassung, in denen die demokratischen Grundrechte verankert wurden.

Nach einer Enttäuschung mit einer jungen Frau heiratete er 1794 mit bereits dreiundvierzig Jahren die sechsundzwanzigjährige Witwe Dolley Payne. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor, wohl hatte seine Frau aber einen Sohn aus erster Ehe und wurde zu einer sehr beliebten First Lady.

In den Jahren von 1801 bis 1809 war James Madison unter Präsident Thomas Jefferson als Außenminister tätig und verhielt sich bei den Napoleonischen Kriegen bewusst neutral. Er unterstützte sowohl den Ankauf Louisianas, als auch Thomas Jeffersons Embargopolitik. 1808 wurde er selbst zum neuen Präsidenten der USA gewählt, wohl auch, weil die Popularität seines Förderers Thomas Jefferson trotz der katastrophalen Auswirkungen des von ihm verursachten Handelsembargos, das die Ausfuhr amerikanischer Waren nach Europa unterband und die Wirtschaft der USA massiv beeinträchtigte, noch immer sehr groß war. Anders als Thomas Jefferson begann James Madison langsam von der Überzeugung einer Höherwertigkeit der Landwirtschaft gegenüber dem Handel und der Manufaktur abzuweichen, und machte sich für ein Nebeneinander der verschiedenen Bereiche stark. Durch eine ausgewogene Berücksichtigung aller Interessen versuchte er, Stabilität im Land zu schaffen.

James Madisons Amtszeit war aber auch gekennzeichnet von annexionistischen Bestrebungen, weshalb er Spanisch-Westflorida eingliederte und das Gebiet zwischen New Orleans und dem Perdido River zu amerikanischem Hoheitsgebiet erklärte. 1811 wurde auch der Osten Floridas annektiert. Der Häuptling der Shawnee-Indianer, Tecumseh, versuchte mit einem Bündnis von Indianerstämmen der weiteren Vertreibung seines Volkes Einhalt zu gebieten, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte. James Madison brachte für die Anliegen der amerikanischen Ureinwohner insofern Verständnis auf, als er Pläne für das Angebot einer Hilfe zu ihrer Selbsthilfe andachte. Umgesetzt wurden diese Integrationsprogramme für die Indianer allerdings nicht.