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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel Epilog

Über den Autor

Über das Buch

Impressum

Buchtipps

1

Es war der heißeste Tag des Sommers 1925, die Temperaturen bewegten sich auf die Dreißig-Grad-Marke zu – nicht gerade die idealen Umstände, um sich förmlich gekleidet in Innenräumen aufzuhalten, dicht an dicht gedrängt mit anderen überhitzten, zu dick eingepackten Leibern. Doch es handelte sich hier um ein Wochenende auf einem englischen Landsitz, gesellige Spiele standen auf der Tagesordnung, und so blieb den anderen Gästen und mir nichts anderes übrig, als den Launen unserer Gastgeber nachzugeben. Und es war nun einmal der Wunsch von Sir James Eagle und seiner Gemahlin Lady Caroline, Verstecken zu spielen.

In meiner Heimat spielen Erwachsene in der Regel nicht Verstecken. 1925 war ich jedoch weit von meiner Heimat entfernt. Der halbe Erdball liegt zwischen der Nordküste von Norfolk in England, wo ich an diesem Augustnachmittag vor Hitze fast umkam, und Boston in Massachusetts, wo ich geboren wurde und von wo aus ich vor einem Jahr nach Cambridge aufbrach, um ein Zusatzstudium zu absolvieren.

Man sehe mir die langweiligen Details nach. Eigentlich muss man nur wissen, dass ich mich in einem Wandschrank unter der Treppe versteckte, in dem normalerweise Krockethämmer und Regenmäntel aufbewahrt wurden, und bei mir war mein bester Freund in Cambridge, Harry ›Boy‹ Morgan – Sportler und Kapitän der Rudermannschaft, als Student eher mittelmäßig, Liebling der Tochter des Hauses –, dessen langer, steifer Schwanz kurz davor war, erstmals in den Mund eines Mannes einzudringen – meinen. Den Spitznamen ›Boy‹ trug Morgan wegen seiner geradezu absurd jugendlichen Frische, seiner langen Glieder, seiner immerzu guten Laune und seiner Neigung, trotz des dunklen Teints schnell rot anzulaufen. Ich hatte es auf ihn abgesehen, seit ich ihn das erste Mal erblickte, als er gerade ein umgedrehtes Ruderboot aus dem Fluss Isis trug. Die über den Kopf gestreckten Arme waren lang und elegant geschwungen, und in den Achseln schimmerte, feucht von der Anstrengung, ein dichter Busch Haare. Seine Sportbekleidung war ebenfalls nass, und er roch förmlich nach körperlicher Anstrengung. Als wäre das nicht schon genug gewesen, lächelte er mich auch noch an – ein leicht dümmliches, vertrauensseliges Lächeln, das mich uneingeschränkt willkommen hieß. Diese Erfahrung hatte ich mit den in sich gekehrten Einwohnern von Cambridge nicht allzu oft gemacht, die zwar das Geld der Bewohner der Neuen Welt, nicht aber unsere Manieren liebten.

An diesem Tag am Fluss schwor ich, dass ich mir Boy Morgan angeln würde, koste es, was es wolle. Weder seine Unschuld noch seine Beschränktheit würden mich von meinem Ziel abhalten – ebenso wenig die Tatsache, dass er sich erst jüngst mit der reizenden und allseits beliebten Miss Belinda Eagle, der Schwester eines Ruderkameraden, verlobt hatte. Ich lud ihn zum Tee bei mir oder zum Mittagessen, stets begleitet vom warmen und schalen Cambridge-Bier, in einem Pub ein, unternahm Ruderausflüge auf der Cam mit ihm und erteilte ihm an langen Abenden auf meinem Zimmer Nachhilfe in den Fächern, die mir leicht- und ihm schwerfielen.

Während der Semesterferien hatte er sich des einsamen Fremden erbarmt und mir eine Einladung nach Drekeham Hall verschafft, dem Stammsitz der Eagles, der nur einen Steinwurf von den mürben Klippen der Küste von Norfolk entfernt lag. Hier sollte ich die englische Oberschicht erstmals in natura erleben. Und jetzt, in der Dunkelheit eines modrig riechenden Wandschranks unter der Haupttreppe, sollte mein lange gehegter Plan endlich von Erfolg gekrönt werden. Ich näherte mich meiner Trophäe, und der Moschusduft des schwitzenden Athleten übertünchte den allgegenwärtigen Geruch nach Gummistiefeln und Leinöl. Morgans brennend rote Wangen, sein offener Mund und die dunklen Haare, die selbst durch Brillantine kaum zu bändigen waren – all das konnte ich mir nur vorstellen, ebenso wie die dicke Ader auf seiner blassen, hohen Stirn, die immer dann anschwoll, wenn er sich beim Rudern anstrengte. Auch den Schwanz konnte ich nur erahnen, den ich so oft gesehen hatte, in der Umkleidekabine oder beim Nacktbaden im Fluss (wie oft hatte ich ihn dazu aufgefordert!) – und jetzt war er beinahe komplett hart und bereit, der ganzen Länge nach geschluckt zu werden.

Und wie, mag man sich nun fragen, war es dazu gekommen? Ich hatte kaum etwas dazu beigetragen; die Sitten und Gebräuche der Zeit arbeiteten für mich. Selbstverständlich teilten wir uns ein Zimmer – bei zwei ledigen jungen Herren, die aus Cambridge zu Besuch kamen, war das durchaus üblich, zumal wir so gut befreundet waren. Am Donnerstag, dem Tag unserer Ankunft, hatte ich Morgan lange wachgehalten und mit ihm über seine reizende Braut, seine Erwartungen für die Zukunft und seine Enttäuschungen in der Gegenwart gesprochen. Zu jener Zeit unterhielten sich junge Gentlemen nicht offen über Sex, nicht einmal mit ihren engsten Freunden und Ruderkameraden – doch Morgan sagte bei aller Verdruckstheit genug, dass ich daraus ableiten konnte, er müsse so geil sein, wie es ein kräftiger Kerl von zwanzig Jahren nur sein konnte. Beim Mittagessen an diesem (wie sich noch herausstellen sollte) verhängnisvollen Freitag sorgte ich dafür, dass Morgan etwas mehr Weißwein trank als sonst; er war durstig, und ich sagte ihm, dass nichts so gut die Zunge benetze wie ein Glas kühlen Weißweins.

Und so steckten wir in diesem engen Wandschrank: zwei leicht angeheiterte junge Männer, dicht aneinander gedrückt, um bloß nicht von der Suchmannschaft entdeckt zu werden. Damit wir die Schranktür schließen konnten, hatte Morgan seine langen Beine in einer ziemlich ungemütlichen (und für mich doch äußerst angenehmen) Position um mich schlingen müssen. Im Innern konnten wir uns kaum bewegen; letzten Endes saß Morgan rittlings auf mir, derweil ich mit dem Rücken gegen einen Haufen von Picknickkissen halb saß und halb lag. Angesichts dieser Lage war es ein Leichtes für mich, meinen Arm wie durch Zufall zwischen seinem Oberschenkel und meiner Hüfte einzuklemmen. Beim Versuch, ihn zu befreien – ein Ruck, ein zweiter, ein dritter –, landete meine Hand in seinem Schritt. Zu Morgans, wenn auch nicht zu meiner, Überraschung lösten diese Berührungen allmählich eine Erektion bei ihm aus.

»Hey, Boy«, flüsterte ich, »hier drin ist es auch ohne dieses Ding schon eng genug!« Durch seine blaue Flanellhose hindurch drückte ich kurz seinen Schwanz, damit er wusste, was ich meinte. (Morgan war zwar Medizinstudent und sollte sich daher bestens in Sachen Anatomie auskennen, doch zuweilen war er in diesen Dingen etwas schwer von Begriff.)

»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte er – und ich war entzückt, dass seine Stimme selbst im Flüstern vor Scham und Begierde ganz belegt klang.

»Liegt wohl an der Hitze«, sagte ich.

»Genau – die Hitze …«

»Und vielleicht der Wein?«

»Ach ja. Auf jeden Fall.«

Er bewegte das Becken, konnte aber weder aufstehen noch von mir absteigen. Das wollte er wohl auch gar nicht wirklich, denn bei der Bewegung presste er seinen härter werdenden Schwanz gegen meine Hand und brachte ihn immer näher an mich heran. Jetzt saß er mir auf den Rippen; wie gut, dass wir Bostoner uns eines starken und gedrungenen Körperbaus erfreuen, sonst hätte er mich mit seinen Rudererschenkeln wohl zerdrückt.

»Teufel noch mal«, sagte ich, »das fühlt sich ja wie eine Eisenstange an.« Ich ging durchaus ein Risiko ein, mich so offen auf seinen Schwanz zu beziehen, aber ich vertraute auf die Wirkung des Weißweins. Zu Recht – Morgan war Wein nicht gewöhnt, und schon gar nicht mittags; ihm schien die Richtung, die unser Gespräch nahm, zu gefallen. Dennoch wagte ich es nicht, mein Glück zu sehr zu strapazieren; eine falsche Bewegung, und meine Beute würde, Versteckspiel hin oder her, Reißaus nehmen.

»Es ist so ungemütlich hier drin«, sagte er und wand sich noch mehr. Einem erfahrenen Betrachter wie mir verriet das Bocken seiner Hüfte das dringende Bedürfnis nach sexueller Erleichterung. Ich war natürlich selbst steinhart, und zwar schon seit wir in diesen Schrank gekrochen waren. Ich schob mein Becken ein wenig nach vorn.

»Wenn du dich vielleicht etwas zurücklehnst«, flüsterte ich. Die Aufforderung wirkte Wunder. Beim Zurücklehnen brachte Morgan zwei Dinge zustande: Erstens berührte er mit seinem Hintern meinen Schritt, und aus seinem unterdrückten Keuchen konnte ich ableiten, dass er wusste, was sich da gerade an seinem Steiß rieb. Zweitens presste er seinen eigenen Schwanz nun noch viel schmerzlicher gegen den engen Stoff seiner Hose.

»O Gott …« Es war zur Hälfte geflüstert, zur Hälfte gestöhnt.

»Komm«, sagte ich und ging aufs Ganze, »lass mich es dir ein wenig bequemer machen.« Mit meiner freien Hand knöpfte ich seine Hose auf, und er wehrte sich nicht dagegen. Als ich seinen Schwanz schließlich herausgefischt hatte, schien er sich ein wenig zu entspannen; er seufzte und sank zurück. Mir schien, als hätte er endlich begriffen, worum es bei all diesen Kneipenabenden und dem Nacktschwimmen wirklich gegangen war. Ich zog die Knie an, um ihn mit meinen Schenkeln zu stützen; einmal mehr war ich dankbar für all die Stunden, die ich in Turnhallen und Ruderbooten verbracht hatte.

Sobald sein Schwanz befreit war, wusste ich, dass er mir gehörte. Er war noch nicht völlig steif, doch dem konnte ich rasch Abhilfe schaffen. Für den Augenblick reichte es, seinen Schwanz in der Hand zu halten und sachte darauf zu blasen. Unter dem sanften, kühlen Luftzug zuckte er wie ein frisch gefangener Seewolf. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.

»Beweg deinen dicken Hintern«, sagte ich. (Morgan fand meine Amerikanismen stets amüsant und wiederholte sie gern, wenn wir ausgingen.) Zwar war sein Hintern alles andere als dick – er glich vielmehr einem Paar Melonen –, doch er tat, wie ihm geheißen. Er wand sich nach oben, sodass ich mich von seiner Last befreien konnte. Dabei erzeugten wir genügend Lärm, um alle scharfen Ohren in der Umgebung auf uns aufmerksam zu machen. Zu unserem Glück war gerade niemand da.

Jetzt hatte ich ihn. Er kauerte auf seinen Fersen, sein Schwanz ragte in die Luft. Indem ich mich schmerzhaft gegen einen Stapel Krockethämmer presste, konnte ich meinen Kopf auf die richtige Höhe verlagern. Sein Schwanz war nur noch zehn Zentimeter von meinen Lippen entfernt … Ich atmete tief durch und genoss den letzten Augenblick der Jagd, den letzten Augenblick von Morgans Unschuld. Fünf Zentimeter … Ich öffnete den Mund, bereit, ihn aufzunehmen. Zwei Zentimeter … Ich streckte die Zunge etwas heraus, um zaghaft an seiner Eichel zu kosten … Und bei dieser ersten, federleichten Berührung durchzuckte uns beide etwas wie ein elektrischer Schlag. Er atmete scharf ein und aus. War er zu früh wieder nüchtern geworden? Und dann atmete er lange aus und seufzte: »Oh ja …«

Seine Hände, warm und feucht, legten sich um meinen Kopf, streichelten mein kurzes braunes Haar.

Und dann, als sich die Lücke zwischen uns schloss und ich Morgans Schwanz an Orte bringen wollte, an denen er nie zuvor gewesen war (damit meine ich vor allem meinen Rachen), zerriss ein Schrei die Luft, der uns das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Wir erstarrten, seine Schwanzspitze auf meiner Unterlippe, ein unbeachteter Glückstropfen sammelte sich auf meiner Zunge.

»Was war …«

Ihm blieb keine Zeit, die Frage zu beenden. Ein zweiter Schrei, dieses Mal näher – ein Schrei voller Entsetzen und Verzweiflung, gefolgt vom Geräusch schneller Schritte, schweren Atems, hysterischen Keuchens.

Widerwillig gab ich Morgans Schwanz frei, stopfte ihn zurück in die Hose und stürzte aus dem Wandschrank, während er noch im Dunkeln an den Knöpfen fummelte.

Da, am oberen Ende der Treppe, die Hände vor blankem Grauen in den Haaren verkrallt, die Augen aufgerissen und tränennass, den Mund zu einem weiteren Schrei geöffnet, stand die junge Erbin, Boy Morgans Verlobte, Belinda Eagle.

Mein erster, schnell wieder verworfener Gedanke: Sie hatte irgendwie gesehen, wie meine Lippen sich um die Schwanzspitze ihres Verlobten schlossen. Das war allerdings unmöglich; außer in reißerischen Romanen gab es in englischen Landhäusern doch keine Gucklöcher, und außerdem war der erste Schrei meterweit entfernt erklungen, vielleicht auf einem Treppenabsatz in der Nähe.

Ich vertraute darauf, dass meine Missetaten unentdeckt geblieben waren, und spielte die Rolle des ritterlichen Amerikaners.

»Aber Miss Belinda«, sagte ich und schmeckte dabei noch Boy Morgans salzige Glückstropfen auf der Zunge, »was ist denn passiert?«

Sie sah mich an, die blassen, blauen Augen leer, die Pupillen klein wie Stecknadelköpfe. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob sie wohl dem Kokain zugetan war, wie so viele Damen der Gesellschaft, über die ich in den Wartesälen von Bahnhöfen gelesen hatte?

Ihr Mund bewegte sich kurz, doch kein Laut war zu hören. Um meiner Ohren willen hoffte ich, dass sie nicht wieder schreien würde.

»Er …«

»Ja?«

»Mein Gott, er ist …«

Was? Ein warmer Bruder, dem gerade der Schwanz gelutscht wird? Bestückt wie ein Hengst? Mehr als willig? »Was denn, Belinda? Was ist er?«

»Er ist …«

Mittlerweile hatte Morgan seinen Hosenstall zugeknöpft, mehr schlecht als recht seine Schwellung verborgen und war aus dem Schrank geklettert.

»Belinda! Liebling!«

Beim Anblick ihres Liebsten zerschmolz Belindas Entsetzen zu etwas besser Kontrollierbarem. »Oh, Harry!« Sie stürzte auf ihn zu. »Er ist … tot!« Und damit fiel sie in seinen Armen in Ohnmacht – ein Bild, das einer Londoner Theaterbühne würdig gewesen wäre.

Binnen Momenten befand sich ganz Drekeham Hall in Aufruhr. Kaum hatte Belinda die Besinnung verloren, wimmelte das Haus nur so von Polizisten, die aus allen Himmelsrichtungen in die Eingangshalle strömten. Bei meinen gelegentlichen Ausflügen in die Hauptstadt sah ich mir im West End gerne Aufführungen an, vor allem Komödien, und es hatte mich stets amüsiert, wie schnell die Bobbys am Ort des Verbrechens waren. Ich hätte mir allerdings nie vorstellen können, dass das ganz der Wirklichkeit entsprach. Doch hier hatte ich den lebenden Beweis für die fast unheimliche Tüchtigkeit der britischen Polizei vor Augen. Drei kamen durch den Haupteingang, zwei von der Treppe, die zur Küche führten, und zwei weitere aus Richtung des Parks und des Gartens. Sie trafen sich auf der Einlegearbeit, die ein komplexes Muster konzentrischer Kreise und Sterne auf dem Boden der Halle bildete (italienischer Marmor, denn Sir James Eagle war ein vermögender Mann). Ich kauerte oben auf dem Treppenabsatz und beobachtete das Geschehen durch das Geländer.

Sir James persönlich kam raschen Schrittes aus seinem Arbeitszimmer, direkt auf denjenigen zu, den ich für den ranghöchsten Polizisten hielt.

»Officer«, sagte er mit der gleichen Stimme, mit der er regelmäßig im Parlament für Ruhe sorgte, »es gab einen überaus scheußlichen Vorfall.«

»Sir?« Der Officer wirkte nicht sonderlich überrascht.

»Ein junger Mann ist unter bedauerlichsten Umständen aufgefunden worden.«

»Tot, Sir James?«

»Tot, Sergeant.«

»Sein Name, Sir?«

Sir James schien einen Moment zu zögern. Dann: »Reginald Walworth. Genannt wurde er Reg, glaube ich.«

»Ein Gast, Sir?«

»Ja, ein Gast auf Drekeham Hall. Es ist grauenhaft, wirklich überaus grauenhaft …« Er schirmte die Augen mit der Hand ab und wandte dem griechischen Chor der sieben Polizisten den Rücken zu. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine gut einstudierte Geste der Trauer – und doch konnte ich von meinem Aussichtspunkt aus sehen, dass Sir James’ Züge von echtem Leid verzerrt waren. Die Lider presste er zusammen, als leide er unter starken Schmerzen, und er zog eine Grimasse, als habe er gerade eine übel schmeckende Medizin geschluckt. Er atmete tief durch und sammelte sich, richtete die Augen gen Himmel – und begegnete dabei meinem Blick. Sir James Eagle, Abgeordneter des Parlaments, war ein Mann in den Vierzigern. Früher war er ebenfalls Kapitän der Rudermannschaft von Cambridge gewesen, und trotz der tiefen Falten, die das öffentliche Amt in sein Gesicht gegraben hatte, war er immer noch ein gut aussehender Mann. Er bemerkte meinen verwirrten Gesichtsausdruck, drehte sich um und wandte sich wieder den Polizisten zu.

»Der Leichnam ist noch immer in meinem Arbeitszimmer, meine Herren, wo man … ihn entdeckt hat. Wenn Sie mir folgen würden?«

»Selbstverständlich, Sir.«

Und damit marschierte die gesamte Schwadron die Treppe hinauf: Sir James an der Spitze, der Sergeant direkt hinter ihm und die anderen je zu zweit dahinter. Ich drückte mich an die Wand, um sie vorbeizulassen, und fragte mich, ob alle Mordfälle in Landhäusern mit derartiger Präzision angegangen wurden. (Weniger überraschend fand ich allerdings, dass wenigstens zwei der Polizisten, darunter der Sergeant, gut aussahen und dass mich mindestens vier beim Vorbeigehen mit Blicken musterten. Ich hatte wohl noch einen Ständer.)

Der Trupp verschwand in einem Gang – in der Richtung, aus der wir wohl Belindas ersten Schrei gehört hatten. Zu gern wäre ich ihnen gefolgt, um dieses Rätsel zu lösen, aber der Anstand hielt mich zurück. Nicht einmal wir Amerikaner mischen uns bei persönlichen Unglücksfällen ungefragt ein, und mir war bewusst, dass jeder neugierige Vorstoß in Drekeham Hall nur auf eisige Ablehnung treffen würde.

Und doch war mein Interesse geweckt – derart sogar, dass ich Boy Morgan beinahe vergessen hatte. Er hatte seine Geliebte auf den Teppich gelegt und hüpfte von einem Bein aufs andere, weil sein Schwanz ihm noch immer Unbehagen bereitete. Jugend und Athletik sind wirklich eine wundervolle Kombination: Nicht einmal ein Mord kann den Sturm in der Hose eines jungen Mannes bezwingen.

Ich befand mich in einer Zwickmühle. Ein Teil von mir wollte nichts anderes, als den Tumult im Hause ausnutzen, um Morgan in unser Gästezimmer zu locken und ihm den ganzen Nachmittag lang das Hirn aus dem Leib zu vögeln. Doch ein anderer Teil von mir wollte unbedingt herausfinden, was wirklich im Arbeitszimmer des Parlamentsabgeordneten Sir James Eagle vor sich gegangen war – um das zu verstehen, muss man wohl etwas mehr über mich wissen.

Ich, Edward Mitchell, wuchs in Boston als Sohn wohlhabender Eltern auf, mein Vater war Kaufmann und meine Mutter eine Erbin. Schon als Kind war ich süchtig nach Kriminalgeschichten – meine erste große Liebe. Im Alter von sieben las ich Conan Doyles Eine Studie in Scharlachrot, und von da an verschlang ich jede Geschichte um Sherlock Holmes, die ich in den Buchhandlungen finden konnte. In den öffentlichen Bibliotheken entdeckte ich bald weitere Autoren: G.K. Chesterton, Wilkie Collins und eine junge, vielversprechende englische Schriftstellerin namens Agatha Christie. Natürlich blieb ich Doyle treu, doch als ich zum Mann reifte und mehr Zeit meinen Studien oder sportlichen Tätigkeiten widmete, konnte ich mich mit allem vergnügen, was mir in die Hände fiel, so billig es auch sein mochte. Heftromane waren für wenige Cent zu haben – wenn darin eine Leiche und ein Bulle vorkamen, war ich stets der erste am Kiosk, und nachts im Bett verschlang ich die neue Ausgabe in einem Stück (sofern ich nicht gerade Gesellschaft hatte und die in einem Stück verschlang).

Dies dürfte verständlich machen, wieso der kleine Teddy Mitchell das brennende Verlangen hatte, Privatdetektiv zu werden. Wie Doyle studierte ich Medizin – und ich schmeichelte mir, einen scharfen Blick für verräterische forensische Details zu haben. Zudem hatte ich einen guten Riecher für Heuchelei und einen Instinkt für die wahren menschlichen Beweggründe. Beides hatte ich mir vielleicht erworben, als ich mit 18, 19 Jahren entdeckte, dass sich in den Geschäftsräumen, Salons, Leihbüchereien und Sportanlagen der Bostoner Mittelschicht Dinge abspielten, die den Vätern der amerikanischen Revolution die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Mein erster richtiger Liebhaber war ein prominenter Bostoner Geschäftsmann – er war doppelt so alt wie ich, aber das hielt uns nicht davon ab, uns beinahe drei Jahre lang bei jeder Gelegenheit um den Verstand zu vögeln. Unter seiner kundigen Anleitung entdeckte ich Genüsse, wohin mein Blick auch fiel. Ich war schamlos, hübsch und gut gebaut, und mit einer solchen Kombination bleibt man meiner Erfahrung nach nie auf dem Trockenen sitzen.

Um mich kurz zu fassen: Ich war ein Medizinstudent von 22 Jahren und wurde von zwei Leidenschaften beherrscht: Schwänze und Schwerverbrecher. Und hier in Drekeham Hall bot sich mir nun beides an. Wofür sollte ich mich also entscheiden?

Eines war jedenfalls ziemlich sicher: Von seiner bewusstlosen Liebsten würde Morgan nicht befriedigt werden, und er hatte von dem, was ich zu bieten hatte, genug gekostet, um mehr zu wollen. Was die andere Sache betraf: Dank meiner ausgiebigen Lektüre wusste ich, dass ein Schnüffler unter keinen Umständen eine heiße Spur erkalten lassen durfte. Man sollte die Beweise sammeln, solange sie noch frisch sind, dann hat man eine weitaus größere Chance, das entscheidende Indiz zu entdecken, das allen anderen entgangen ist und das zur Lösung des Falles führt.

Mit diesen Gedanken fasste ich den Entschluss, lauschen zu gehen – aber nicht ohne zuvor mein späteres Vergnügen sicherzustellen, indem ich Morgan gegen die Wandvertäfelung presste, ihm in den noch pochenden Schritt fasste und ihn direkt auf den Mund küsste. Das war ein tollkühner Akt, den ich unter normalen Umständen nie gewagt hätte, doch offenbar hatte die Fährte des Mordes mir den Mut dazu verliehen. Er zog sich weder zurück, noch schlug er mich – er stand bloß da mit offenem Mund, ein Speichelfaden an der Unterlippe (von mir oder von ihm?), ein glasiger Blick in den Augen. Vielleicht hatte ihn der Geschmack seines eigenen Schwanzes in meinem Mund verwirrt.

Ja, er würde noch ein Weilchen warten können.

Kaum war ich um die Ecke – mein erfolgreicher Angriff auf Boy Morgan zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht –, näherte sich mir ein finsteres Wesen, das anscheinend aus dem Nichts kam. Das Wort ›finster‹ ist vielleicht ein rückblickendes Attribut. Doch nein, Leonard Eagle strahlte in der Tat etwas Finsteres aus. Er war der Bruder von Sir James, der jüngste der adligen Brut und ein passionierter Störenfried. Er wirkte doppelt so alt, wie er tatsächlich war; trotz seiner 35 Jahre war sein Gesicht von seinen Erfahrungen zerfurcht, und seine Augen gaben dem Wort ›wissend‹ eine ganz neue Bedeutung. Er war außergewöhnlich schlank – man hätte dürr sagen können, hätte er nicht eine Selbstsicherheit und Feinheit ausgestrahlt, die ihn für Männer und Frauen gleichermaßen sonderbar attraktiv machte. Er trug die Haare länger, als es damals üblich war, aus der Stirn zurückgekämmt und mit Locken im Nacken. Seine Kleidung war elegant, beinahe zu elegant, denn sein Schneider betonte durch den Schnitt noch Leonards geschlechtslose Silhouette und kam der Farbenfreude seines Kunden mit einem Futter aus scharlachrot gemusterter Seide entgegen. Hinzu kamen noch zwei vorzüglich manikürte, mit Ringen geschmückte Hände und eine Wolke berauschenden Dufts, so war dieser Leonard Eagle – vampirgleich, wunderschön, ein wenig zu feminin. Man tuschelte, dass Leonard seinem älteren Bruder peinlich war, ihm schamlos auf der Tasche lag und sich seinen Einfluss zunutze machte, wenn er in Schwierigkeiten geriet. Sein Neffe Rex, Boy Morgan und der Rest der eher ›robust gebauten‹ Männer der Familie taten ihn als einen fürchterlichen Ästheten und Verschwender ab. Ich verspürte Faszination und Abscheu zugleich.

Leonard Eagle glitt lautlos auf weichen Lederschuhen dahin, nahm mit sanfter Hand meinen Ellbogen und führte mich ans obere Ende der Treppe – die entgegengesetzte Richtung zu jener, die die Polizisten eingeschlagen hatten.

»Eine schreckliche Geschichte, es tut uns so leid«, flüsterte er. Sein voller roter Mund kam meinem Ohr dabei etwas zu nahe. »Wir hoffen sehr, dass unsere Gäste sich nicht allzu heftig aufregen.« Ich versuchte, mich von ihm loszumachen, doch er war überraschend stark. »Mama schlug vor, dass ich Ihnen den Garten und die Pferde zeige.«

»Nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich …«

»Für Lady Caroline ist all das eine ungeheure Belastung.«

»Ja …«

Was sollte ich tun? Ich konnte Mutter Eagle ja nicht noch weitere Strapazen zumuten. Und so gestattete ich Leonard, mich nach unten zu geleiten – zuvor bemerkte ich in dem Gang, durch den die Polizisten marschiert waren, einen offenen Wandschrank, ganz wie der, in dem ich gerade erst Boy Morgans Saft gekostet hatte. Und aus diesem offenen Schrank ergoss sich eine merkwürdige Mischung aus Stiefeln, Zeitungen und Tennisbällen, ganz so, als wäre etwas mit aller Hast herausgezogen worden.

Etwas – oder jemand.

Ich sah noch über die Schulter und versuchte, weitere Hinweise zu erkennen, als Leonard Eagle meine Aufmerksamkeit mit nur wenigen Worten voll in Anspruch nahm.

»Sie scheinen sich sehr gut mit Boy Morgan zu verstehen.«

Ich lasse mich in der Regel nicht leicht aus der Fassung bringen und blieb trotz der Andeutung in seinem Tonfall gelassen. Hatte uns etwa doch jemand beobachtet?

»Ja«, antwortete ich übertrieben offen. »Morgan ist ein toller Kerl. Er ist mir ein großartiger Kamerad in Cambridge.«

»Das glaube ich gern …« Seine Stimme troff vor Anzüglichkeit, aber ich hatte nicht vor, darauf einzugehen. »Ich hatte in Cambridge auch großartige Kameraden …« Es fiel mir leicht, den begriffsstutzigen Yankee zu spielen, schließlich hatte Leonard keinerlei Anlass, meine wahre Natur zu erahnen. (Leonard war Gerüchten zufolge mit seinen ›großartigen Kameraden‹ derart indiskret umgegangen, dass er von der Universität geflogen war.) Für den beiläufigen Betrachter wirkte ich von Kopf bis Fuß wie ein sportlicher Student – eine Attitüde, die mir weitaus mehr Schwänze sicherte als weibisches Getue. Ich fragte mich, wie Leonard es wohl anstellte, denn er strahlte die katzenhafte Zufriedenheit eines Mannes aus, der regelmäßig gevögelt wird.

Er brachte mich schnell die Treppe hinunter und durch die Halle in den kleinen Empfangsraum, der in den Garten führte. Ich hatte den starken Eindruck, dass man mich aus dem Weg haben wollte.

Wir blieben in diesem eleganten kleinen Raum mit den bemalten Wandvertäfelungen und den türkischen Teppichen, wo es trotz der Hitze kühl und schattig war, einen Augenblick stehen. »Aber«, fuhr Leonard fort, »meinen Sie denn auch, dass Boy Morgan der Richtige für meine Nichte ist?«

Nicht, wenn ich irgendwas dagegen tun kann, dachte ich; ich hatte schließlich vor, Boy Morgan an diesem Wochenende hoffnungslos süchtig nach Schwänzen zu machen.

»Wie genau meinen Sie das?«

Leonard musterte mich von oben bis unten – ich kannte diesen Blick aus den Hintergassen von Beacon Hill. Er hielt inne, ergriff wieder meinen Ellbogen und führte mich durch die Terrassentür ins Freie. »Ich weiß nicht«, sagte er unbekümmert auf dem Weg über den Rasen, immer weiter fort vom Haus. »Es kommt mir vor, als sei er … nun, Sie wissen schon.«

»Mir kommt er wie ein durch und durch anständiger Kerl vor.« Mit meinem Bostoner Akzent klang diese nichtssagende, typisch englische Redeweise noch kläglicher als ohnehin.

»Natürlich, durch und durch.« Leonard zog die Worte in die Länge. »Man kann ihn wohl als solide bezeichnen.«

Was hatte er gesehen? Doch sicher gar nichts …

»Und doch …«

»Ja?«

Wir verließen den Pfad und schlenderten über den Rasen in Richtung Wald. Leonard hakte sich bei mir unter.

»Und doch frage ich mich, ob er nicht ein wenig …«

»Hm?« Ich wollte ihm nicht einmal einen Moment lang die Genugtuung geben, dass ich seine Anspielungen verstand.

»Ich weiß nicht. Einfach ein wenig … träge. Belinda ist ein sehr lebhaftes Mädchen.«

»Sie scheinen sehr ineinander verliebt zu sein.« Zum Teufel, das stimmte sogar.

»Oh ja, verliebt ist sie in ihn. Und wie könnte sie das nicht sein? Er ist absolut charmant und … eine Augenweide.« Leonard warf mir einen Seitenblick zu, um meine Reaktion zu sehen.

»Gewiss, er ist ein gut aussehender Mann.«

»Jaaaa …«

»Und er ist ein guter Kerl.«

»Ist er das?«

Es war an der Zeit, diese Andeutungen zu beenden. Ich blieb stehen, löste meinen Arm aus seinem Griff und drehte mich zu meinem unerwünschten Begleiter um. Er lächelte – ein leises, geistesabwesendes Lächeln, das er wahrscheinlich für das Lächeln einer Sphinx hielt.

»Ich möchte lieber nicht mit … relativ Fremden über meine Freunde sprechen«, sagte ich. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehe ich jetzt auf mein Zimmer.«

Leonard lachte. »Ach, kommen Sie, werden Sie doch nicht puritanisch«, sagte er. »Das Haus befindet sich in einem jammervollen Zustand, überall schwirren diese fürchterlichen Polizisten herum, das Wetter ist herrlich, und ich wollte Ihnen den Garten zeigen.« Er nahm wieder meinen Arm. »Sie wollen Ihren Gastgeber doch sicher nicht der Freude berauben, einen Gast auf dem Anwesen herumzuführen, oder etwa doch? Vor allem, wenn das Anwesen so entzückend ist wie meines und der Gast so bezaubernd wie Sie.«

Er hatte mich also durchschaut – es fragte sich nur, wie. Ich gestattete ihm, mich zu führen. Leonard Eagle mochte ein Scheusal sein, doch er hatte etwas Hypnotisches an sich.

Wir gingen durch den französischen Garten zu einer rustikalen Mauer, jenseits derer der Garten sich erst in einen Park, dann in einen Wald und dann in Klippen verwandelte. »Wunderschön, nicht wahr?«, seufzte Leonard und umklammerte meinen Arm. »Ich kann das nur ermessen, wenn ich es durch die Augen eines Besuchers sehe. Ansonsten nehme ich es einfach als Selbstverständlichkeit hin.«

»Ich kann mir vorstellen, dass Sie viel Zeit in der Stadt verbringen, Mr. Eagle.«

»In der Tat, Mr. Mitchell – aber so kann ich Sie nicht nennen. Und ich bin auch nicht Mr. Eagle. Für dich bin ich Leonard oder Lennie, so nennt mich meine Familie. Wie meine engen Freunde mich nennen, sage ich dir erst, wenn ich dich besser kenne. Wie soll ich dich nennen? Edward? Teddy? Edwina?«

»Mitch reicht völlig.« So nannten mich meine Freunde in Cambridge. (Nur meine Mutter durfte mich Teddy nennen.)

»Ich bin überzeugt, dass du noch viele andere Namen hast …«

»Das soll heißen?«

»Nun, Kosenamen, die deine Liebchen dir geben. Von denen gibt es doch sicher Scharen in Cambridge und – wo war das noch? – Baltimore?«

»Boston, Mr. Eagle.«

»Boston natürlich. Und habe ich recht?«

»Womit?«

»Mit den Liebchen?«

»Da gibt es keine.«

Hab ich’s doch gewusst

Der Ritt war so intensiv, dass ich kurz davorstand, meine Ladung in ihn zu spritzen, doch Leonard hatte etwas anderes im Sinn.

Er sprang auf, wobei mein Schwanz wie ein Zug aus einem Tunnel aus seinem Arsch glitt – ich dachte noch, dass ihm das sicher wehtun musste. Kaum hatte er meinen Ständer ein wenig im kalten Wasser gereinigt, da schluckte er ihn bis zum Ansatz. Sein Mund war lockerer und nicht ganz so rau wie sein Hintereingang, aber ich brauchte nur einen Blick auf sein nasses Haar, sein blasses Gesicht und seine funkelnden Augen – ganz zu schweigen von seinen Lippen um mein Gerät – zu werfen, und schon schickte ich ihm die Ladung tief in den Rachen.

Wir lagen nebeneinander, das Wasser schlug leicht gegen unsere überhitzten Körper, das Sonnenlicht war von den sanft wogenden Blättern gebrochen; ich musste eingedöst sein. Es kam jedenfalls einem Schock gleich, als der Körper neben mir sich plötzlich anspannte und bewegte. Ich öffnete die Augen und brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, wo und bei wem ich war. Leonard sprang auf wie eine Katze auf der Jagd nach einem Vogel. Aus der Ferne hörten wir, wie eine Tür zugeschlagen wurde und sich Schritte auf dem Kies näherten … jedenfalls meinte ich das zu hören. Das Haus war Hunderte von Metern weit entfernt. Ich konnte mir nicht sicher sein, was ich da vernommen hatte.

Leonard schien zufrieden zu sein. Er kleidete sich an, rieb sich mit seinem Hemd trocken, stieg in seine Hose. Mit Schuhen und Socken in einer Hand trottete er durch die Büsche in Richtung Haus – ohne ein Wort des Abschieds, einen Kuss oder eine zärtliche Geste. Das erschien mir seltsam angesichts der Tatsache, dass er wenige Momente zuvor meinen Schwanz wie ein Besessener geritten hatte.

»Warte«, sagte ich, »ich komme mit.«

Er drehte sich zu mir um, die Sonne im Rücken. War das ein spöttisches Grinsen auf seinem Gesicht? Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.