Blutdruck-Lügen der Medizin


Das Schlucken von Medikamenten ist keine Lösung – sondern verlängert Probleme und schafft neue








Marcus Bennettberg, D.C.

Imre Kusztrich

Die Buchreihe phytamines.academy erscheint im IGK-Verlag mit den Schwerpunkten Mikronährstoffe und Präventionsmedizin.

Dieses E-Book ist eine aktualisierte Erweiterung auf der Basis des E-Books „Medizinlügen in der Blutdruck-Therapie“.

 

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Die folgende Veröffentlichung dient ausschließlich Informations- und Lehrzwecken. Sie ist nicht als Ersatz für ärztlichen Rat oder medizinische Behandlung gedacht. Vor jeder gesundheitlichen Maßnahme sollte ein medizinischer Experte konsultiert werden. Die kombinierte Einnahme von Nahrungsergänzung oder pflanzlichen Substanzen und verschriebenen Medikamenten ohne Zustimmung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes wird nicht empfohlen. Die Autoren, der Verlag, der Vertrieb und alle jene, die in dieser Veröffentlichung namentlich genannt werden, übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für Verluste oder Schäden, die durch die Informationen, die in dieser Veröffentlichung vermittelt werden, entstanden oder angeblich entstanden sind.

 

IGK-Verlag

7100 Neusiedl am See, Österreich

Copyright © 2016

ISBN: 9783958496255


This book is dedicated to my the most precious and beautiful daughters

Jasminé

Chloé

whose honesty, integrity and love have been my courage, perseverance and guiding light.

 

M. B.


Einleitung

 

Es dauerte bis zum Juni 2016, ehe auf einer führenden Ärzteplattform für den Informationsaustausch unter praktizierenden Medizinern, Med Page Today, diese Meinung publiziert wurde: „Wir wissen jetzt, dass blutdrucksenkende Wirkstoffe nicht allein auf Grund ihrer Fähigkeit, den Blutdruck zu senken, verwendet werden sollten. Vor einer Zulassung muss ein neues Blutdruckmedikament unter Beweis stellen, dass es nicht nur die Blutdruckwerte senkt, sondern auch sicher ist. Der Grund für diese Forderung sind verschiedene Ereignisse, in denen Blutdruckmittel versagten, weil sie sich als unsicher erwiesen haben, trotz ihres Potentials, hohen Blutdruck zu reduzieren.“

Keinen medizinischen Befund verbindet die Suchmaschine Google mit dem Wort Lüge häufiger als den Bluthochdruck. Neben Wortmeldungen wie „Die Nummer 1 Lüge zur Blutdruckmedikation“ fallen auch Beiträge über mögliche Gefahren durch die häufig verschriebenen Blutdruckmittel ins Auge. Für kritische Fachleute bedeutet das keine Überraschung: Der menschliche Organismus kann viele intelligente Gründe erkennen, die eine Erhöhung des Blutdrucks ratsam erscheinen lassen. Gleichzeitig verfügt unser Körper nicht über ein Steuerungsinstrument, auf dem sich sozusagen ein niedriger Blutdruck einstellen ließe. Hier kann die Medizin sich nur über Umwege einmischen, und das tut sie gründlich. Zur Behandlung zugelassen sind zahlreiche sehr verschiedene Medikamentengruppen. Die ausgewählten Präparate werden völlig strategisch einzeln oder in Kombination eingesetzt. Erforderlich ist in den meisten Fällen eine Langzeittherapie. Bei Menschen über 65 kann das bedeuten: bis an ihr Lebensende.

Therapieziel ist allein die Reduzierung der Messwerte. Das gelingt auch oft, jedoch häufig ist dieser Effekt vorübergehend, wenn der Organismus sich gegen die Bremswirkungen durch Medikamente wehrt.

Doch wenn dem Blutdruck eine Krankheit zu Grunde liegt, bleibt sie in aller Regel bestehen – und bleibt unerkannt und unbehandelt.

* Dieses Buch muss nicht Kapitel für Kapitel gelesen werden.

Als Einstimmung kann auf „Kommen Medikamente zu spät?“ gegen Ende des Buches verwiesen werden.

Die Informationen unter der Überschrift „Warnung“ werden den Leserinnen und Lesern jedoch besonders ans Herz gelegt.

Für ganz Eilige: Gegen Ende informiert „Phytamine und weitere Mikronährstoffe“ über mehr als ein Dutzend verzehrbare Naturstoffe. Anschließend nennt das Kapitel „Anti-Aging-Medizin“ eine Vielzahl weiterer meist pflanzlicher Substanzen zur gezielten Nahrungsergänzung, morgens oder abends.

Darüber erläutert jedes einzelne Kapitel, dass der Organismus für jede Situation einen bestimmten, passenden Blutdruck anstrebt und erzeugt – ganz egal, ob wir den entstehenden Wert als innerhalb der Normen einstufen oder nicht.

Für Menschen wird es nach jahrelangem Medikamentenkonsum gegen Bluthochdruck zunehmend schwer zu ertragen sein, wenn in der hier vorliegenden Analyse den vielfältigen Ursachen einer Blutdrucksteigerung eine große Rolle beigemessen wird. Denn die medikamentöse Reaktion auf die Zustände ändert nichts an den Faktoren und macht bestenfalls die Werte besser, um Risiken zu vermindern, nicht die zu Grunde liegenden Probleme.

Nicht alle wahren Umstände, die den Körper den Druck des Blutes in einem Gefäß erhöhen lassen, können mit einfachen Veränderungen angegangen werden. Aber jede einzelne erfolgreiche Maßnahme kann es dem Organismus schon erlauben, die von ihm eingeleitete Blutdruckerhöhung als weniger notwendig einzustufen.

Am Ende kann vielleicht sogar ganz auf jeden Medikamenteneinfluss verzichtet werden.


Vorwort

 

Der Große Brockhaus definiert Lüge als bewusst falsche, auf Täuschung berechnete Aussage und fügt hinzu: „Sie liegt auch dann vor, wenn Tatsachen mit Absicht verschwiegen oder gefärbt werden und gilt allen Richtungen der Ethik als verwerflich.“

In diesem strengen Sinne werden von den verschiedenen Interessensgruppen im Gesundheitswesen selbstverständlich keinesfalls Lügen in Umlauf gebracht.

Aber das Gegenstück zur Lüge ist die Wahrhaftigkeit. Davon sind Pharmariesen, Regulierungsbehörden, Prüfinstitute, Gesundheitspolitiker und Lobbyisten in aller Regel allerdings weit entfernt.

Das ist bedauerlich.

Jede richtige Information zur Bewältigung eines krankmachenden Zustandes kann Leben retten. Außerdem sind unterrichtete Patienten der Schlüssel für eine bessere Gesundheitsversorgung und für eine Reduzierung der Kosten.

Besonders groß ist der Bedarf an vollständiger Aufklärung in Bezug auf den Blutdruck. Die Phänomene der Blutdrucksteigerung sind wie geschaffen für Desinformation.

Die umfassende Information der Betroffenen hat im zeitlich eng getakteten Praxisbetrieb keine Priorität. Um allen Herausforderungen gerecht zu werden, müssten die Allgemeinärztin oder der Allgemeinarzt außerdem zwei Millionen Daten im Kopf haben oder kontinuierlich bei Google oder in der wissenschaftlichen Literatur suchen, heißt es.

Einige Halbwahrheiten im Umlauf sind durchaus elegant.

Zum Beispiel: „Im Alter steigt der Blutdruck an.“

Das stimmt – aber nur für Bevölkerungen, die sich bereits mit einer hohen Zahl an Herzleiden und Schlaganfällen herumplagen. In Gesellschaften ohne diese modernen Volksepidemien bleibt der Blutdruck auch über die Lebensmitte hinaus unauffällig. Das belegen zum Beispiel am deutlichsten Studien aus den ländlichen Regionen Chinas.

Einige Aussagen sind Ausdruck von Hilflosigkeit.

„Bei mehr als 85 Prozent der Patientinnen und Patienten mit ständig erhöhtem Blutdruck wird die genaue Ursache nicht eruiert.“

Dieser Zustand mit unklarem Ursprung hat einen eigenen Namen: primärer Blutdruck, auch essenzieller Blutdruck. Also etwa: Blutdruck an und für sich, ohne den Hauch einer Erklärung. Gegen hohe Werte werden dennoch Medikamente verschrieben. Da aber die Quelle der Probleme unbekannt bleibt, wird der Krieg nur gegen das Symptom geführt.

Manche Lügen in der Medizin werden entlarvt und schwer bestraft, aber sie rechnen sich dennoch.

Der dänische Medizinwissenschaftler Professor Dr. med. Peter C. Gøtzsche recherchierte für das angesehene Wissenschaftsjournal „British Medical Journal“ einen Beitrag, den er am 12. Dezember 2012 unter der Überschrift „Wirtschaftskriminalität in der pharmazeutischen Industrie ist üblich, schwer und sich dauernd wiederholend“ veröffentlichte (Quelle: BMJ 2012;345:e8462, „Corporate crime in the pharmaceutical industry is common, serious and repetitive”).

Seine Vorgehensweise beschrieb er so: „Ich entschied mich, an einem einzigen Tag, am 19. Juni 2012, die Namen der zehn größten Medikamentenhersteller bei Google mit dem Suchwort ‘Betrug’ zu verbinden, ich hätte aber genau so gut ‘kriminell’, ‘illegal’, ‘F.B.I.’, ‘Kickback’, ‘Fehlverhalten’, ‘Bestechung’, ‘Schuld’ und ‘schweres Verbrechen’ eingeben können. Für jedes Unternehmen fand ich zwischen einer halben Million und 27 Millionen Treffer. Die Tatbestände waren: Vermarkten des Medikamentes für Krankheiten außerhalb der Zulassung, falsche Interpretation von Forschungsergebnissen, Verschweigen von schädlichen Nebenwirkungen und finanzielle Betrügereien. Ärzte waren Komplizen, da Belohnungszahlungen üblich sind.“

Auch einzelne horrende Strafen wurden aufgeführt: Beispielsweise bezahlte ein Pharmariese im September 2009 2,3 Milliarden Dollar wegen illegaler Aussagen zu einem Schmerzmittel und anderen Arzneien. Spitzenreiter bis heute ist die Einwilligung eines Pharmaunternehmens in die Zahlung von drei Milliarden Dollar, unter anderem wegen der Empfehlung eines Antidepressivums für Jugendliche unter 18, obwohl es für diese sensible Altersgruppe niemals zugelassen wurde.

In seinem Buch „Pharma-Verbrechen lohnen sich“ stellte Professor Gøtzsche 2015 diesen Strafen die Gewinne der Unternehmen mit genau diesen umstrittenen Medikamenten gegenüber – die Profite aus diesen Fehlverhalten erreichten jeweils ein Vielfaches!

Manche Lügen sind schwerwiegender als andere.

Die vielleicht gefährlichste lautet: „Bluthochdruck ist eine Krankheit. Sobald die Werte verbessert werden, ist alles gut.“

Wem das oft genug berichtet wird, der wird glauben, dass dieses Problem durch jene Medikamente zu beheben ist, die den Druck innerhalb der Gefäße reduzieren.

Dabei sollte zu denken geben, dass vielen Betroffenen gegen ständig erhöhten Blutdruck nicht nur ein Arzneimittel gegeben wird, sondern gleich zwei oder drei oder fünf. Jedes wirkt auf eine andere Weise – das entspricht der Ahnungslosigkeit in Bezug auf die Ursachen.


Warnung

 

Sollte die Lektüre dieses Buches Sie mit neuen Informationen überraschen, so geschieht dies nicht mit der Absicht, Ihr Verhältnis zur Ärztin oder zum Arzt Ihres Vertrauens zu belasten oder Sie von einem Arztbesuch abzuhalten.

Halten Sie sich streng an die Vorgaben Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes. Unterbrechen Sie niemals eigenmächtig die Einnahme eines für Sie individuell verschriebenen Medikaments gegen Bluthochdruck.

Wenden Sie sich unverzüglich an Ihren medizinischen Vertrauten im Falle von Nebenwirkungen, die Ihnen Sorge bereiten oder unter denen Sie leiden. Lassen Sie sich über die Möglichkeiten informieren, unerwünschte Effekte zu reduzieren.

Auch auf dem Gebiet der Wissenschaft gilt die freie Meinungsäußerung, die nicht durch Wirtschaftsgruppen, Verbände oder Interessensgruppen aus Profitsucht unterbunden werden darf.

Auf der Basis von hier geäußerten Ansichten aus den wissenschaftlichen Denkmodellen unabhängiger Mediziner können Entscheidungen nur in Eigenverantwortung umgesetzt werden.

Erhöhter Blutdruck, der unbehandelt bleibt, kann eine Reihe von schweren Erkrankungen bewirken, darunter Herzleiden und Schlaganfall.

Wichtiger Hinweis: Bei Beginn einer Behandlung der wahren Ursachen von Bluthochdruck setzen auch ganzheitlich denkende Mediziner die medikamentöse Therapie der Symptome von Bluthochdruck – also nur Reduzierung der Messwerte – in aller Regel fort, bis möglicherweise nach ein bis drei Monaten der normale Blutdruck allein durch die Verbesserung der Ursachen aufrechterhalten wird. Der Einsatz von Medikamenten läuft nur bei jenen Patienten aus, bei denen die Wirksamkeit der Kausaltherapie die Arzneisubstanzen überflüssig macht.

Informieren Sie Ihren Arzt über neu auftretende Symptome. Es können Nebenwirkungen oder eine weitere Erkrankung sein. Ihr Arzt kann möglicherweise die Dosierung verändern oder einen anderes Wirkstoff einsetzen.

Hinweis: In diesem Buch wird für Patienten und Ärzte beiderlei Geschlechts vereinfacht die männliche Form verwendet, es sei denn, es wird ausdrücklich auf Patientinnen oder Ärztinnen hingewiesen.


Blutdruck – die rätselhafte Zahl

 

Der Blutdruck wird normalerweise nicht durch Chemikalien in unserem Blut reguliert, wie Millionen Betroffene sie mit den ärztlich verschriebenen Medikamenten einnehmen. Möglicherweise wollen Pharmaunternehmen, dass wir das glauben. In Wahrheit ist es eine Angelegenheit der Nervensysteme. Ihre Messpunkte sitzen an bestimmten Stellen der Innenauskleidungen großer Arterien. Sie registrieren Ausdehnungen der Gefäßwände, den Sauerstoffgehalt und das in kleinen Konzentrationen ungiftige Gas Kohlendioxid im Blut und sammeln Informationen über die Tätigkeit der Herzkammern – gerade sie ist für den Kreislauf erforderlich.

Hoher Druck wird ins Gehirn gemeldet, von dem ausgehende Signale über den Nervus sympathicus das Herz bremsen und die Gefäße erweitern. Die schwächere Herzleistung und der geringere Widerstand für den Blutstrom lassen den überhöhten Druck auf normale Umstände absinken.

Ein gegenläufiger Reflex wird ausgelöst, wenn wir uns aus dem Liegen oder Sitzen plötzlich erheben. Blut folgt der Schwerkraft nach unten und der Druck fällt. Nervensteuerungen für einen Anstieg der Herzleistung und für eine Verengung der kleinsten Arterien, der Arteriolen, verhindern, dass wir wegen Blutleere im Gehirn ohnmächtig werden. Die Medizin kann erhöhten Blutdruck mit völlig unterschiedlichen Substanzen reduzieren. Nur ganz langsam wächst die Übereinstimmung der Meinungen, wie weit. Denn immer geschieht ein solcher Eingriff gegen die Absicht des Organismus.

Im September 2015 lieferten Ergebnisse aus der SPRINT Studie der Medizin allerdings einen Fabelwert als Empfehlung für weibliche und männliche ältere Patienten mit schweren Begleiterkrankungen: geringer als 120 mm Hg für den systolischen Druck durch die Auswurfleistung des Herzens.

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL kommentierte: „Haben plötzlich viel mehr Menschen zu hohen Blutdruck?“

Nach Meinung amerikanischer Forscher ja.

Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule, abgekürzt mm Hg, gemessen. Seine Angabe erfolgt in aller Regel als Zahlenpaar mit dem geringeren diastolischen Druck während der Herzfüllungsphase, etwa 120 zu 80 oder 120/80.

1896 entwickelte der italienische Kinderarzt Scipione Riva-Rocci die erste unblutige Messmethode für den systolischen Blutdruck. Nach ihm werden die Werte vom Oberarm mit RR bezeichnet.

SPRINT steht für „Systolic Blood Pressure Intervention Trial“ und beobachtete das Leben von 9.361 Männern und Frauen, darunter 2.648 mit Nierenleiden und 1.877 mit einer Herzerkrankung. Mehr als ein Viertel war auch älter als 75 Jahre. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Für die eine Hälfte visierten Ärzte mit Medikamenten das systolische Standardziel unter 140 an, bei der zweiten Gruppe drückten sie den höheren der beiden Werte rigoros unter 120.

Die vergleichenden Beobachtungen der SPRINT Studie sollten bis 2017 laufen. Wegen Überlegenheit der 120 mm Hg-Variante wurde die Studie aus ethischen Gründen vorzeitig abgebrochen. Die erste Erklärung lautete: Unter dem besonders niedrigeren Zielblutdruck ereigneten sich fast ein Viertel weniger Todesfälle.

Genaue Zahlen – wie wenig Verstorbene in der einen, wie viel in der anderen – wurden noch Monate zurück gehalten. Das passt zur Geschichte der Blutdruckbehandlung mit Medikamenten voller Fragezeichen.

Dann wurden die Wissenschaftler im November 2015 konkret: Innerhalb von etwas mehr als drei Jahren hatten sich unter den auf unter 120 mm Hg Blutdruck gedrückten Studienteilnehmern 243 Fälle von Todesereignissen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen ereignet. Das betraf jährlich 1,65 Prozent der Testpersonen. Bei der Kontrollgruppe, deren Wert mit bis zu 140 mm Hg geduldet wurde, traf ein derartiger Schicksalsschlag etwas mehr Menschen, nämlich jedes Jahr 2,19 Prozent von ihnen.

Also geringere Sterblichkeit unter 120 mm Hg. Allerdings ereigneten sich unter diesen Testpatienten doppelt so viele schwere und schwerste unerwünschte Wirkungen.

Experten sprachen dennoch unbeirrt von einem Triumph und reihten ihre Studie in eine lange Liste, die beweist: Hoher Blutdruck ist schlecht und niedrige Werte sind besser. Gleichzeitig dämpfte ein Sprecher der Harvard Medical School, Dr. Marc A. Pfeffer, die Erwartungen von Kollegen, als er sagte: „Glauben Sie nicht, dass Ihre Patienten begeistert sein werden, wenn Sie ihnen sagen: ‘Und jetzt eine zusätzliche Pille, der Wert muss weiter sinken!’“

Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft, DSG, und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGN, mit Blick auf die Verhinderung von Schlaganfällen, bekannten sich nichtsdestoweniger rasch zu den neuen Vorgaben.


Blutdruck mit 75 oder 80 Jahren

 

Experten streiten nach wie vor offen darüber, ob der Blutdruck bei älteren Menschen mit Medikamenten unter die Werte 140/90 gedrückt werden soll. Für viele beginnt die Empfehlung einer medikamentösen Behandlung bei 150/90, schrieb die New York Times am 17. Dezember 2015 in ihrer vielbeachteten Medizinkolumne „Ask Well“. Begründung: Oft sind für dieses Ziel mehrere verschreibungspflichtige Arzneien notwendig, die mit anderen Medikamenten interagieren können. Das führt in aller Regel zu Verwirrtheit und erhöht die Sturzgefahr.

Doch immer wieder wird betont: Die Definition von gesundem Blutdruck ändert sich nicht mit dem Alter. Es wird nur immer schwieriger, für den Organismus, damit auszukommen.

Unter dem Druck der Realität beharrte das American College of Cardiology zwar auf Blutdruckwerten von unter 140 und 90 bei Menschen bis zu 80 Jahren, erklärte sich aber lange Zeit einverstanden mit der These, ab dem 75. Lebensjahr einen Anstieg bis 150 zu dulden. Das war allerdings vor dem abrupten Ende der SPRINT-Studie, die der Diskussion um besonders niedrige Blutdruckwerte neue Nahrung gab.


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