Stammbaum

Das Buch

Endlich hatte Maren ihr großes Glück gefunden: Gemeinsam mit ihrem Partner Oliver hatte sie sich ein Häuschen in Sélestat gekauft und mit Beinahe-Stieftochter Kelly und Hund Nessie ein friedliches Leben begonnen. Eines fernab der Verbrechen, menschlichen Tragödien und Lügen, die sie in ihrer Zeit als Ahnenforscherin so manches Mal in lebensgefährliche Situationen manövriert hatten.

Doch auf einen Schlag wurde ihr alles genommen – mit dem Verlust Olivers durch einen schweren Unfall hat sie nicht nur ihren Partner verloren, sondern auch ihre Zukunft und damit das Gefühl angekommen zu sein.

Der Rückkehr nach Karlsruhe folgt eine schwere Grippe. Glücklicherweise kann sie bei ihrer Freundin Felicitas unterkommen, die sie liebevoll pflegt. Doch das Gemälde neben Marens Bett ist ihr nicht nur optisch ein Dorn im Auge. Ist das Bild nachträglich manipuliert worden?

Ihr alter Spürsinn ist geweckt und so begibt sich Maren auf Spurensuche, die sie tief in Felicitas‘ Familiengeschichte eintauchen lässt. Welches Geheimnis birgt der Fiesling mit dem Schatten am Handgelenk?

Die Autorin

Eva Klingler arbeitete als Lehrerin sowie Journalistin (u.a. beim Südwestfunk) und ist seit langer Zeit als Autorin tätig. Die meisten ihrer über 30 Veröffentlichungen beschäftigen sich mit badischer Geschichte, mit dem Lebensgefühl und der Kultur unseres Landes. So etwa der Titel »Frauen wie wir« oder die Krimireihe um Maren Mainhardt: Nach »Erbsünde« (Bd. 1), »Blutrache« (Bd. 2), »Kreuzwege« (Bd. 3), »Blaublut« (Bd. 4), »Weissgold« (Bd. 5) und »Hassliebe« (Bd. 6) liefert die Autorin ihren Fans nun den lang ersehnten 7. Band der Reihe. Eva Klingler ist in Mannheim aufgewachsen, lebte lange in Baden-Baden und nun seit 14 Jahren mit Ehemann, Hund und Katze in Karlsruhe.

www.evaklinglerkrimis.de

HT


Anmerkung der Autorin:

Handlung und Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden oder auch bereits verstorbenen Personen sind daher rein zufällig.


Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.


© 1. Auflage 2017 Lauinger Verlag | Der Kleine Buch Verlag, Karlsruhe

Projektmanagement & Lektorat: Julia Barisic

Korrektorat & Satz: Beatrice Hildebrand

Umschlaggestaltung: Sonia Lauinger

Umschlagabbildung:

Frau: Muna Nazak | Trevillion Images

Mauer Rückseite: Designed by Freepik.com


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes (auch Fotokopien, Mikroverfilmung und Übersetzung) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt auch ausdrücklich für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen jeder Art und von jedem Betreiber.


ISBN: 978-3-7650-2145-9

Dieser Titel ist auch als Printausgabe erschienen:

ISBN: 978-3-7650-8815-5


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Prolog

In Deutschland gibt es mehr als 6000 Museen, darunter etwa 660 Kunstmuseen. Laut neueren Forschungen betrachtet ein Museumsbesucher ein einzelnes Objekt im Durchschnitt elf Sekunden lang. Bedenkt man dies, war es ungewöhnlich, dass ich mir das Bild neben meinem Bett deutlich länger ansah. So lange, bis in ihm nach und nach eine alte Schuld sichtbar wurde.

*******

Erst hatte sie nicht mitgehen wollen. Es war schon Herbst, und die Tage wurden empfindlich kühl. Doch es tat ihr gut, sich wieder unbeschwert in der Natur zu bewegen. Den Körper anzustrengen, so wie früher, um sich lebendig zu fühlen. Nicht nur rennen, um der allgegenwärtigen Angst zu entfliehen oder sich in einem Kellerloch zu verstecken.

Dieser Ausflug war, so betrachtet, ein kleiner Luxus.

Den Sport hatte sie vermisst in all den dürren und schrecklichen Jahren, die hinter ihr lagen. Sie war aber noch nicht so stark wie früher.

Ich muss mehr essen, dachte sie. Wenn sich alles beruhigt, werde ich auch überlegen, wie es mit ihr weitergehen soll. Jetzt war sie freundlich. Weil sie Angst hatte. Jetzt hatte sie tausend Erklärungen. Es sei ihr Mann gewesen, nicht sie. Nun, das konnte man glauben, musste man aber nicht. Doch Rache war das Privileg Gottes oder der Vorsehung.

Sie könnte Gnade walten lassen.

Weiter ging sie auf ihrem Weg. Kleine Steinchen knirschten unter ihren Schuhen. In dem Moment spürte sie hinter sich eine Bewegung. Drehte sich um. Sah in ein vertrautes Augenpaar, in dem sie Mordlust und Entschlossenheit wahrnahm. Und sie wusste, dass sie nun sterben würde.

Eigentlich hätte ich es mir denken können, dachte sie, kurz bevor der Schmerz ihren Körper zerriss.

*******

Er würde sich das Leben nehmen, denn mit der Schuld konnte er nicht mehr länger leben. Und diese Schuld war viel größer, als er gedacht hatte. Er war sowieso nicht mehr jung, es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.

Sie hatten alles beschmutzt, hatten mit dem Bösen einen Pakt geschlossen, und der hatte sich jetzt, viele Jahre später, gerächt.

Er würde sich vergiften und hoffte, es würde schnell gehen. Da er allein lebte und allein war, würde ihn niemand finden, um zu retten, was nicht mehr zu retten war.

Schon seit Langem hatte er das Mittel zu Hause. Es würde nicht schön sein, aber auch nicht blutig und unappetitlich. Er hatte immer Wert auf Ästhetik gelegt. Deshalb hatte er sie ja auch so geliebt. Wegen ihrer Grazie und ihrer Schönheit.

Der Becher stand bereit.

Dann klingelte es an der Wohnungstür. Lohnte es sich noch aufzumachen?

Leise schlich er zum Spion und lugte hinaus. Diese Person schon wieder. Was wollte sie hier? Sie war doch an allem schuld. Ohne ihre Schnüffeleien wäre die Sache niemals herausgekommen.

Er atmete leise.

Sie sollte verschwinden. Doch die Gestalt ging nicht weg. Wie durch ein schwankendes Brennglas wurde ihr verzerrtes Gesicht größer und kleiner, je nachdem, wie nahe sie der Tür kam.

Sie klingelte noch einmal.

Er machte auf. Nur einen Spalt, doch wie stets kam die Person unaufgefordert herein. Und dann sprach diese Frau und sprach immer weiter. Verkündete Ungeheuerliches. Kaum verstand er, was sie da sagte. In der Küche stand doch schon der Becher mit den vielen aufgelösten Schlaftabletten. Alles war bereit. Diese neugierige Person störte ihn bei dem, was er vorhatte.

Dann holte sie ein Foto heraus und …

… nichts mehr war wie zuvor. Er ging in die Küche, mit Tränen in den Augen, und goss den Becher mit der milchigen Flüssigkeit aus.

Es gab nun einen Grund zum Leben.