Buchinfo

Man kann von Mut träumen, den der anderen bewundern, sich vorstellen, wie es wäre wenn. Aber Mut ist etwas, das nur wächst, wenn man anfängt, etwas zu wagen. Man muss ihn ausprobieren und trainieren, erst kleine Schritte machen und jedes Mal ein bisschen weitergehen.

Der Text der neuen Mitschülerin Ella trifft Kim mitten ins Herz! Sie hat furchtbare Angst davor, zu sich selbst zu stehen, zu zeigen, wer sie wirklich ist. Selbst vor ihren besten Freundinnen hütet sie ihr Geheimnis. Aber was wäre eigentlich dabei, wenn alle wüssten, dass sie auf Mädchen steht? Kim fasst einen Entschluss, der nicht nur ihr Leben verändern wird.

Autorenvita

© privat

Heike Karen Gürtler, Jahrgang 1970, ist freiberufliche Grafikerin, Webdesignerin und lebt in München.

Mut ist der Anfang vom Glück
1

Kleine Steinchen wirbelten hoch, als Lea mit ihrem Fahrrad neben mir bremste. Es war der erste Schultag nach den Ferien und sie holte mich wie üblich ab. Lea ließ ihr Rad zur Seite fallen und umarmte mich fröhlich.

»Hallo, Kim! Oh Mann, du bist ja braun geworden und deine Haare sind fast weiß!«

Wir radelten los, um zwei Straßenecken weiter auf die Dritte im Bunde zu warten.

»Wir hatten überhaupt kein gutes Wetter im Urlaub. Ständig hat es geregnet. Kleine Bäche liefen durch unser Zelt und mein Bruder hat die ganze Zeit geheult«, erzählte Lea. »Großes Kino, sage ich dir. Aber eines war wirklich cool. Auf dem Campingplatz gab es am Wochenende immer Disco und ein paar wirklich umwerfende Jungs!«

»Ich höre ›umwerfende Jungs‹? Was hast du uns zu berichten?«, ertönte eine Stimme hinter uns und wir drehten uns um. Da kam Sophie und wie immer, wenn ich sie länger nicht gesehen hatte, bewunderte ich still ihren Anblick. Sophie war eine echte Schönheit. Ihre langen blonden Haare glänzten in der Sonne wie flüssiger Honig, die schlanken Beine steckten in abgeschnittenen Jeans und dazu trug sie ein großes, weißes, über dem Bauch verknotetes Hemd, das sie vermutlich ihrem Vater aus dem Schrank geklaut hatte. Sie konnte anziehen, was sie wollte, es sah einfach immer gut und lässig an ihr aus. Sophie zog alle Blicke auf sich und genoss das auch. Ich beneidete sie um ihr Selbstbewusstsein.

Wir drei waren sehr verschieden. Vielleicht verstanden wir uns gerade deswegen so gut. Sophie, die selbst in einem Müllsack elegant aussehen würde, Lea, immer in Turnschuhen und furchtbar rastlos und ich, schüchtern, unsicher und am liebsten im Hintergrund.

Wir kannten uns seit dem Kindergarten, waren gemeinsam in der Grundschule gewesen und hatten miteinander gebangt, als es um den Übertritt aufs Gymnasium ging und Lea es fast nicht geschafft hätte. Mit Ach und Krach klappte es dann doch und nun waren wir schon in der elften Klasse.

Die beiden hatten auch andere Freundinnen, wobei das nie so eng war, wie zwischen uns dreien. Ich dagegen konnte mich schlecht an neue Menschen gewöhnen. Nur mit den beiden fühlte ich mich wirklich wohl. Früher war das besser, doch seit ich etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt war, wurde ich immer unsicherer. Mir schien mein Körper plötzlich nicht mehr so richtig zu passen. Je cooler ich sein wollte, desto ungeschickter wurde ich. Es fühlte sich an, als hätte man mir plötzlich eine Art eckigen Gegenstand übergestülpt, der es mir schwer machte, mich unbefangen zu bewegen.

»Los, Leute, wir müssen uns beeilen, damit wir nicht schon am ersten Tag zu spät kommen«, rief Sophie und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Eilig radelten wir zur Schule, sperrten unsere Fahrräder auf dem chaotischen Vorplatz ab, auf dem schon unzählige andere Räder in allen denkbaren Größen und Formen herumstanden, und liefen hinein. Der vertraute Geruch nach Käsefüßen, feuchten Wänden und Kakao empfing uns in der Eingangshalle – der Schulalltag hatte uns wieder.

Zum Glück machten uns die Lehrer den ersten Schultag nach den Ferien nicht besonders schwer und wir hatten auch früh Schluss. Natürlich verabredeten wir uns für später, um uns endlich in Ruhe über die Ferien austauschen zu können. Daheim erledigte ich eilig die mir auferlegten Hausarbeiten, dazu gehörten Spülmaschine ausräumen und Wäsche zusammenlegen.

»Kim, bitte sei vorsichtiger mit den Tellern!«, hörte ich meine Mutter rufen.

»Ja, ja«, erwiderte ich und versuchte, es weniger klirren zu lassen, während ich den Rest des Geschirrs aufeinanderstapelte.

Meine Mutter war Journalistin und arbeitete meist zu Hause. Leider. Ich liebte es, wenn ich das Haus für mich allein hatte. Dann streifte ich durch alle Zimmer und kam mir manchmal vor wie ein Eindringling. Es war nicht so, dass ich die Schränke meiner Eltern durchwühlte. Ich lief einfach von Raum zu Raum und sah mich um.

Meist konnte ich beispielsweise am Zustand des Schlafzimmers meiner Eltern genau erkennen, ob sie gerade eine gute oder nicht so gute Phase in ihrer Ehe hatten.

War es friedlich, dann herrschte in ihrem Zimmer ein ziemliches Durcheinander. Überall lagen Klamotten herum, benutzte Gläser standen auf den Nachttischchen und die Zeitschriften meiner Mutter stapelten sich in den Ecken. Hatten sie jedoch mal wieder Streit, was durchaus oft der Fall war, wenn auch nie für längere Zeit, dann sah das Zimmer aus, wie aus einem Möbelhauskatalog. Alles war an seinem Platz, kein T-Shirt lag herum und das Bett war ordentlich gemacht. Mit Überdecke. So, als würden sie mit einem aufgeräumten Zimmer das Chaos in ihrem Inneren übertünchen wollen.

»Und, was haben Lea und Sophie in den Ferien so erlebt?«, wollte meine Mutter beim Mittagessen wissen.

Ich erzählte ein bisschen und versuchte dabei, so schnell wie möglich aufzuessen, denn unweigerlich würde sie sonst gleich ihr Lieblingsthema anschneiden. Dummerweise gab es einen Nachtisch, dem ich nicht widerstehen konnte – Vanillepudding mit Himbeeren –, also blieb ich sitzen.

»An der Jungsfront irgendetwas Neues?«, fragte meine Mutter und strengte sich an, nicht allzu neugierig zu wirken.

»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete ich und löffelte meinen Pudding weiter.

»Na, da muss aber doch bald mal was passieren!«

»Warum muss es das?«

»Ihr seid doch alle schon sechzehn!«

»Stimmt. Und in unserer Parallelklasse kam eine nicht wieder, weil sie schwanger ist.«

»Ach Kim, so meine ich das doch nicht.«

Irgendwie hatte meine Mutter offenbar Angst davor, dass wir alle drei als alte Jungfern enden würden, oder sie hatte Angst davor, dass mir ein Missgeschick passieren könnte, da war ich mir nicht so sicher. Dass bei Lea und Sophie schon so einiges mit Jungs los gewesen war, verschwieg ich, damit es nicht so seltsam wirkte, dass das bei mir ganz anders war.

Laut kratzte ich den letzten Rest Pudding aus meiner Schüssel.

»Ich bin mit den Mädels verabredet«, sagte ich dann und stand auf.

Lea, Sophie und ich trafen uns in unserem Lieblingscafé, bestellten drei riesige Eisbecher und setzten uns damit draußen an einen Tisch.

»So, Lea, jetzt schieß mal los, ich will alles über deine Erlebnisse hören«, sagte Sophie, schlug ihre langen Beine übereinander und lehnte sich nach hinten.

Lea zappelte auf ihrem Stuhl herum und kicherte. »Na ja, so aufregend war es jetzt auch nicht. Ich habe einen kennengelernt. Vlado, ziemlich niedlich. So der Typ Supersportler, braun gebrannt, muskulös und sein Lächeln war echt umwerfend. Dabei hat er immer einen Mundwinkel nach oben gezogen und den anderen ein bisschen weniger.«

Lea versuchte uns zu zeigen, was an seinem Lächeln so süß war, doch es sah eher aus, als würde sie einen Schlaganfallpatienten mimen.

»Hey, sein Lächeln interessiert uns jetzt nicht so!« Sophie zwinkerte mir zu.

»Schon klar«, sagte Lea und erzählte weiter. »Küssen konnte er echt gut. Aber schon am zweiten Abend ging es los, dass er mich, kaum hatten wir ein- oder zweimal getanzt, nach draußen ziehen wollte. Ich bekam aber immer Panik, dort auf meine Eltern zu treffen. Außerdem fand ich das Tanzen mit ihm so toll. Es wurden ständig irgendwelche langsamen Schnulzen gespielt und ich sage euch, dieser muskulöse Körper unter seinem dünnen T-Shirt hat sich ziemlich gut angefühlt.«

»Der muskulöse Körper hätte sich aber auch ohne T-Shirt bestimmt nett angefühlt«, warf Sophie ein.

»Mann, du kannst echt nur an eins denken«, schimpfte Lea und trommelte dabei mit den Fingern auf dem Tisch herum.

Sophie hatte schon zweimal einen festen Freund gehabt, was aber jeweils nur von kurzer Dauer gewesen war. Sie langweilte sich schnell mit den Jungs und entflammte immer rasch für den nächsten Kandidaten, der ihr über den Weg lief. Ganz besonders liebte Sophie es, sich umgarnen zu lassen. Sie konnte die Jungs wie Fische an der Angel zappeln lassen und wenn sie dann genug hatte, ließ sie sie fallen und ging einfach weiter. Bei uns in der Schule gab es eigentlich ständig mindestens einen Jungen, der mit hoffnungsvoll-leidendem Blick hinter ihr durch die Gänge schlich.

Auch Lea hatte schon einen Freund gehabt. Die beiden waren fast ein Jahr lang zusammen und hatten sich vor ein paar Wochen getrennt. Sie hatte uns nie so ganz genau erzählt, warum es auseinandergegangen war, aber es hatte wohl mit ihrer unglaublichen Sportlichkeit zu tun. Bisher war sie noch auf keinen Jungen getroffen, der mit ihr mithalten konnte und den das nicht gestört hatte.

Ich stocherte in meinem Eisbecher herum und überlegte fieberhaft, ob ich einfach schwindeln und eine Geschichte erfinden sollte. Doch schon wandte Sophie sich an mich.

»Na, Kim, und bei dir? Gibt’s was Neues an der Front?«, wollte sie wissen.

»Äh, nein«, stotterte ich und wurde zu meinem Ärger rot. »Ohne euch macht mir das Weggehen einfach keinen Spaß«, setzte ich noch nach.

»Ach Süße, irgendwann muss doch mal einer dabei sein, der dir gefällt«, meinte Sophie. »Du bist einfach zu anspruchsvoll. Aber in unserem Alter kommt es doch nicht darauf an, den perfekten Kerl zu finden. Wir müssen erst einmal üben und Spaß haben, bevor die Sache irgendwann wirklich ernst wird. Oder hast du heimlich etwas am Laufen, von dem du uns nichts erzählst?«

Ich stopfte mir einen Löffel Eis in den Mund und schüttelte empört verneinend den Kopf. Dann täuschte ich einen Hustenanfall vor, der mein erneut knallrotes Gesicht erklären sollte.

Zu meiner großen Erleichterung kamen in dem Moment ein paar Jungs aus unserer Parallelklasse vorbeigeschlendert und luden uns zu einer Party am kommenden Wochenende ein. So war das Gespräch über Jungs fürs Erste beendet und ich versuchte, mich wieder zu beruhigen und meine Gesichtsfarbe zu normalisieren. Sophie war die Einzige von uns, die mit nichts in ihrem Leben Probleme zu haben schien. Sie erzählte immer freimütig von ihren Erlebnissen und hatte keinerlei Hemmungen oder Bedenken dabei. Lea wich bei manchen Themen gerne aus, wenn es zum Beispiel um ihre Noten ging, die oftmals ganz schöne Täler durchschritten. Sie wollte sich partout nicht von uns helfen lassen. Da sie so schlecht still sitzen konnte, war das Lernen für sie schon immer eine Qual gewesen. Auch die Beziehung zu ihrem Ex-Freund war ein Tabu-Thema. Sophie und ich hatten die Vermutung, dass da etwas vorgefallen war, das sie bis heute nicht ganz verdaut hatte. Aber keine von uns schaffte es, mit ihr darüber zu sprechen. Sophie meinte, es hätte irgendetwas mit Sex zu tun. Das war gut möglich, aber es konnte auch etwas völlig anderes sein.

»Gehen wir zu der Party?«, fragte Sophie.

»Klar«, erwiderte ich.

Lea nickte ebenfalls zustimmend.

»Super«, rief Sophie. »Ich freue mich, dass wir endlich wieder zusammen sind!«

Lea kippelte mit ihrem Stuhl und ich musste lachen. »Ich glaube, wir sollten gehen, bevor die Zappeltante noch vom Stuhl fällt!«

Wir zahlten und machten uns auf den Heimweg. Lea fuhr wie immer in einem Affentempo vor uns her. Sie konnte sich einfach nicht langsam bewegen.

»Alles okay mit dir?«, fragte Sophie mich, als wir hinter Lea herradelten.

»Ja, klar. Warum?«

»Keine Ahnung. Du bist irgendwie so still.«

Lea drehte um und kam uns entgegen. Sie blieb mit quietschenden Reifen stehen, um sich von Sophie zu verabschieden. Sophie wohnte ein paar Straßen von mir entfernt, während Lea zwei Häuser weiter zu Hause war.

Auch ich umarmte Sophie zum Abschied. »Bis morgen!«

Den Rest des Weges bemühte ich mich, mit Leas Tempo mitzuhalten, bis meine Oberschenkel brannten.

Zu Hause war gerade die Abendessensvorbereitung in vollem Gange. Das hieß, dass mein Vater mit einem Glas Wein in der Küche saß und meiner Mutter beim Kochen zusah.

Ich sagte ihnen kurz Hallo und ging dann in mein Zimmer. Nachdem die Tür hinter mir zugefallen war, ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich legte mich so hin, dass ich mein Gesicht in dem Spiegel an der Tür sehen konnte. Es war eigentlich ganz hübsch, mit einer schmalen, kleinen Nase, mittelblauen Augen, hohen Wangenknochen und dem Grübchen am Kinn. Als ich klein war, hatte mein Vater behauptet, dass ich als Baby auf einer Erbse geschlafen hätte und deswegen dort diese kleine Grube entstanden war. Irgendwie hatte mir dieser Gedanke immer sehr gefallen.

Ich drehte mich auf den Rücken, blickte zur Decke hoch und dachte: Was wird in diesem Schuljahr wohl alles passieren? Irgendwie wünschte ich mir, dass es ein aufregendes Jahr werden würde, und auf der anderen Seite, dass einfach alles so bleiben könnte, wie es immer war, weil Veränderungen mir Angst machten.

2

Schon in der ersten Schulwoche wurden wir mit ordentlich vielen Hausaufgaben zugeschüttet und ich war froh, als endlich Wochenende war.

Den Samstagvormittag verbrachte ich damit, vor dem Spiegel zu stehen und zu überlegen, was ich zu der Party am Abend anziehen sollte. Nichts gefiel mir so richtig, wobei das weniger an meinen Klamotten, als an mir selbst lag. Wie es sich wohl anfühlte, wenn man wie Sophie in allem einfach umwerfend aussah und absolut selbstsicher durchs Leben ging? Wenn man wirklich sein konnte, wer man war und zeigen durfte, was man fühlte. Sophie war voll und ganz Sophie und damit glücklich, das sah man ihr deutlich an.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine sonnengebleichten Haare hingen in sanften Wellen bis knapp über die Schultern, ich war braun gebrannt, schlank und mit Kurven an den richtigen Stellen. Rein äußerlich sah das alles ganz normal aus, doch es fühlte sich an, als würde mein Körper mir einfach nicht so richtig passen. Oft wunderte ich mich auch, wenn ich mich selbst im Spiegel sah, denn ich hatte ein ganz anderes Bild von mir.

Ich fand einfach nichts, was ich später anziehen konnte, also rief ich Sophie an und bat sie um Hilfe. Kurze Zeit später saß sie auf meinem Bett und ließ mich eine Stunde lang meine Sachen in tausend verschiedenen Kombinationen anziehen, bis wir schließlich eine Entscheidung trafen.

Meine Mutter rief mich zum Mittagessen und Sophie düste davon, um sich selbst fertig zu machen.

»Wo genau findet die Party heute Abend eigentlich statt?«, wollte meine Mutter wissen.

»Bei Gregor.«

»Geht das etwas genauer?«

»Ich weiß die Adresse nicht. Irgendwo hinter der Bücherei, glaube ich.«

»Kim, du weißt, dass ich das wissen möchte.«

»Ja, warte kurz.«

Ich ging in den Flur und schnappte mir das Telefon. Sophie kicherte, als ich sie nach Gregors Adresse fragte. »Erzähl ihnen doch einfach irgendetwas, sie werden ja wohl kaum nachsehen kommen«, meinte sie.

»Du kennst meine Eltern. Der Kontrollzwang lässt grüßen. Und wenn sie rauskriegen, dass ich ganz woanders war, ist hier die Hölle los.«

Sophie wusste die Adresse. Ich marschierte in die Küche zurück und gab sie weiter.

»Herzlichen Dank, mein Kind«, sagte meine Mutter und verwuschelte mir die Haare.

Eigentlich konnte ich mich, was das Weggehen anging, nicht über meine Eltern beklagen. Ich durfte immer ausgehen, solange ich pünktlich nach Hause kam und sie wussten, wo ich war. Doch manchmal nervte es einfach, immer noch wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Einerseits erzählten sie mir, wie alt ich schon war und welche Verantwortung ich übernehmen sollte, und auf der anderen Seite wollten sie über jeden Schritt, den ich machte, Bescheid wissen.

Manchmal hätte ich gerne mit ihnen gesprochen, so wie sie miteinander sprachen. So, als wären wir alle gleichberechtigt. Vielleicht würde ein Erwachsener verstehen können, was in mir vorging. Aber in allen Gesprächen, die wir führten, fühlte ich mich nie richtig ernst genommen. Einfach nicht ebenbürtig. Immer wieder gab es Situationen, in denen die beiden verstummten, wenn ich den Raum betrat. Irgendwie stellte ich mir vor, dass es gerade dann um wichtige Dinge ging, in die sie mich nicht einbeziehen wollten. Warum wollten Eltern immer alles von ihren Kindern wissen, hatten aber selbst so viele Geheimnisse?

»Woran denkst du?«, fragte meine Mutter plötzlich.

»Ach, nichts.«

»Das glaube ich dir nicht.«

»Wirklich nichts. Ich gehe ein bisschen raus.«

Ich ging in den Garten und legte mich auf die sonnenwarme Wiese. Es duftete nach Grashalmen, unser Nachbar mähte gerade seinen Rasen. Der Himmel über mir war strahlend blau und leuchtete so hell, dass es mich blendete. Ich schloss die Augen und dachte an später. Partys liefen meist nach demselben Schema ab. Zuerst standen alle etwas verlegen herum und redeten nur mit den Leuten, die sie sowieso schon kannten. Dann wurde irgendwann die Musik lauter und die Ersten begannen zu tanzen. Dazu gehörte immer Sophie. Lea, die sonst nie stillstehen konnte, tanzte nicht so gerne, weil das tatsächlich eine Bewegung war, die sie irgendwie nicht besonders gut hinbekam. Sie sah dann eher so aus, als würde sie mit sich selbst einen Wettkampf bestreiten.

Ich wartete meist, bis irgendjemand mich aufforderte. Manchmal tanzte ich einfach mit Lea, denn mit mir zusammen war es ihr wenigstens nicht peinlich.

Zu späterer Stunde knutschte Sophie mit dem attraktivsten Jungen des Abends, Lea zappelte irgendwo herum und wollte dann nach Hause, um am nächsten Tag für ihren Sport nicht allzu müde zu sein. Und ich stand mit irgendetwas in der Hand herum und versuchte dabei, möglichst cool auszusehen.

Ich war wohl eingeschlafen, denn plötzlich schrak ich hoch, als ein Käfer versuchte, mir ins Ohr zu krabbeln. Angeekelt schleuderte ich ihn mit einer Hand weg und setzte mich auf. Mein Kopf war ganz heiß von der Sonne, also verkrümelte ich mich in mein Zimmer und kuschelte mich noch für eine Stunde in meine Kissensammlung, um auf dem Bett zu lesen.

»Möchtest du etwas essen, bevor du gehst?«, fragte meine Mutter durch die geschlossene Zimmertür.

»Nein, danke.«

»Sicher?«

»Ja, ganz sicher. Da gibt es bestimmt etwas«, erwiderte ich. Sie wollte mich unbedingt davor bewahren, mit leerem Magen Alkohol zu trinken, dabei trank ich sowieso kaum etwas. Es schmeckte mir einfach nicht und irgendwie gefiel mir auch nicht, was mit denen passierte, die zu viel tranken.

Ich hörte, wie ihre Schritte sich von meinem Zimmer entfernten. Nach ein paar weiteren Seiten legte ich das Buch weg und ging ins Badezimmer. Mein Gesicht war immer noch ein wenig rot von der Sonne. Aber gut, dann fiel es wenigstens nicht so auf, wenn es heute Abend einen Grund geben sollte, der mich erröten ließ.

Wie sehr ich das hasste. Ich spürte es kommen und war völlig machtlos dagegen. Erst wurde der obere Teil vom Hals heiß, dann die Ohren und dann das ganze Gesicht. Mit minimaler Zeitverzögerung schoss die Röte ein, was ich daran merkte, dass meine Haut begann, ganz leicht zu pulsieren. Es war schrecklich. Da war man sowieso schon in einer unangenehmen Situation und zog mit dem chilifarben leuchtenden Kopf noch mehr Aufmerksamkeit auf sich.

Nach dem Duschen föhnte ich mir rasch die Haare, wickelte mich in ein großes Badetuch und ging in mein Zimmer. Inzwischen zweifelte ich schon wieder an der Klamottenwahl von vorhin, doch ich hatte auch keine Lust, mir etwas anderes zu überlegen. Also stand ich kurze Zeit später in abgeschnittenen Jeans und einer leicht durchsichtigen, weißen Bluse im Flur und ließ mich von meinem Vater begutachten.

»Hübsche Bluse. Bisschen durchsichtig.«

»Ist ja was drunter.«

»Nicht viel.«

»Soll ich noch einen Müllsack darüberziehen?«

»Wäre mir lieber«, antwortete mein Vater grinsend und gab mir einen Klaps auf den Hintern.

»Viel Spaß«, sagte er noch und zwinkerte mir zu.

»Danke.«

Lea wartete schon auf mich und wir radelten gemeinsam zu Sophie. Ich ging zwar immer mit gemischten Gefühlen auf eine Party, aber ich freute mich sehr, nach den langen Ferien wieder etwas mit den beiden zu unternehmen.

Wir waren unter den Ersten, die auf der Party ankamen. Der Gastgeber, Gregor, drückte jedem von uns einen Becher mit Bier in die Hand, den Lea und ich gleich wieder auf einem Tisch abstellten. In einer Ecke stand ein kleiner Kühlschrank mit Cola und wir bedienten uns daran.

»Ach, Mädels, ihr seid schlimmer als unsere Eltern«, klagte Sophie und nippte an ihrem Bier.

»Sind wir nicht«, erwiderte ich und zwickte sie in den Arm. »Sonst würde ich dich jetzt fragen, ob du vorher auch ordentlich gegessen hast.«

Grinsend prostete sie mir zu und sah sich um. Sophie war wie ein Radargerät, sie fand zielsicher immer, wonach ihr an dem Abend gerade war.

Langsam füllte sich der Raum, der normalerweise eine Werkstatt war. An den Wänden hingen verschiedene Sägen und sonstige Werkzeuge. In einer Ecke war ein großer Haufen Holz gestapelt. Ich mochte den Geruch, den es verströmte. Irgendwie erdig und frisch. Doch als immer mehr Leute kamen, übernahmen deren Düfte bald die Herrschaft. Die Mädchen rochen blumig, während die Jungs in den Rasierwassern ihrer Väter gebadet hatten.

Ein sehr hübscher Kerl, der vermutlich ein paar Jahre älter war als wir, kam auf uns zu und taxierte Sophie mit seinen Augen. Sie grinste ihn an und hatte dabei den Blick einer Wölfin.

»Jetzt ist sie für den Rest das Abends weg«, stellte Lea fest, als Sophie sich von dem Hübschen zum Tanzen führen ließ.

»Ja, er dürfte ganz ihrem Geschmack entsprechen«, bestätigte ich.

Wir nippten an unserer Cola und beobachteten die beiden. Langsam wurde es richtig voll. Immer mehr Pärchen fanden sich zusammen und die Musik war noch lauter geworden. Lea machte sich auf die Suche nach der Toilette und kaum war ich alleine, kam Marek aus unserer Parallelklasse auf mich zu. Ich hoffte, er würde vielleicht nur quatschen wollen.

»Hi, Kim. Lust zu tanzen?«

»Ähm, eigentlich nicht so.«

Aber dann dachte ich mir, was soll’s? Jetzt bin ich hier, also spiele ich auch mit.

»War nur ein Witz, klar doch«, sagte ich und meinte das Gegenteil.

Er nahm meine Hand und zog mich mit. In dem Moment lief irgendein Hip-Hop-Song, sodass jeder für sich tanzte. Doch schon das nächste Lied war ein langsames und Marek zog mich an sich. Ich konnte durch meine Bluse hindurch spüren, dass er ganz schwitzige Hände hatte, und ekelte mich davor. Meine Arme mussten irgendwohin, also legte ich sie um seinen Hals und versuchte trotzdem, so viel Abstand wie möglich zwischen unseren Körpern zu halten. Da er mich aber gleichzeitig an sich zog, gelang es mir nicht wirklich.

So nahe, wir wir uns jetzt waren, konnte ich riechen, dass er eine ziemliche Alkoholfahne hatte. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber er war eigentlich ein eher schüchterner und ruhiger Kerl. Seine Hände fuhren auf meinem Rücken auf und ab und ich musste mich beherrschen, ihn nicht von mir wegzustoßen.

Ich hoffte, dass das nächste Lied wieder etwas flotter sein würde, doch da die Gruppe der Knutscher und Engtänzer immer größer geworden war, blieb es bei der langsamen Musik. Marek versuchte, mich noch näher an sich zu ziehen und ich spürte seinen Körper nun so intensiv, dass es für mich war, als würde er gewaltsam in mein Innerstes eindringen. Als würde er versuchen, etwas in mir mit seiner Anwesenheit auszufüllen. Mir war bewusst, dass er nur das tat, was nun fast alle um uns herum taten. Doch wie hätte ich ihm erklären sollen, was ich dabei empfand?

Verzweifelt suchte ich einen Ausweg, ohne ihn allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. Doch als er auch noch versuchte, mich zu küssen, hielt ich es nicht mehr aus. Mit beiden Händen schubste ich Marek so heftig von mir weg, dass er gegen die hinter ihm Tanzenden prallte.

Zuerst wollte ich mich noch entschuldigen, doch als ich sah, wie mich alle anstarrten, drehte ich mich einfach um und rannte weg. Ich hörte Lea nach mir rufen, aber ich blieb nicht stehen. Ihre Schritte hallten hinter mir auf dem Asphalt. In meiner Verzweiflung mobilisierte ich enorme Kräfte und Lea schaffte es nicht, mich einzuholen. Ich rannte einfach immer weiter und weiter, bis mir irgendwann die Lunge so brannte, dass ich nicht mehr konnte. Ich war am Rand des kleinen Parks gelandet, der in der Nähe unserer Schule war. Normalerweise hätte ich mich dort im Dunkeln zu Tode gefürchtet, doch in dem Moment war mir alles egal.

Ich ließ mich einfach fallen und hatte das Gefühl, dass ich nie wieder normal atmen konnte. Wenn ich an die peinliche Situation zurückdachte, über die spätestens am Montag die halbe Schule Bescheid wissen würde, wäre es mir in dem Moment auch egal gewesen, wenn ich einfach tot umgefallen wäre. Was hatte ich getan?

Schwer atmend und völlig verschwitzt lag ich in der feuchten Wiese und starrte in den Himmel. Tausende Sterne funkelten über mir und schienen mich zu verhöhnen. Wenn mich jemand gefragt hätte, was ich in dem Moment empfand, ich hätte es gar nicht in Worte fassen können. Es war ein Gefühl, für das es keinen Namen gab. Eine Mischung aus Wut, Furcht, Scham, Traurigkeit, Einsamkeit, Ekel und Hass auf mich selbst. Namenloses Grauen.

Ich lag sehr lange dort, bis mein Atem sich endlich beruhigte. Mir war kalt, doch ich konnte mich einfach nicht überwinden, nach Hause zu gehen. Meine Eltern würden sicher noch auf sein und mich über die Party ausfragen. Traurig starrte ich in den Nachthimmel und wünschte mir, dass er mich doch einfach verschlucken würde. Der Wind sollte mich auflösen, in viele kleine Teile zerschneiden und mitnehmen in diese samtene Schwärze über mir. Dorthin, wo es keinen Anfang und kein Ende gab.

Irgendwann erhob ich mich dann doch und machte mich auf den Heimweg. Ich wollte nicht zu spät kommen und dadurch die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich ziehen.

Meine Bluse und meine Hose waren hinten ganz durchnässt. Erst als ich aufstand und losging, merkte ich, dass mir entsetzlich kalt war. Eilig marschierte ich die dunklen Straßen entlang, immer auf der Hut, ob Sophie oder Lea nicht irgendwo standen. Ich machte einen Umweg und schlüpfte hinter unserem Haus durch den Zaun, bevor ich nach vorne zur Tür ging. So leise wie möglich sperrte ich auf, doch ich war noch keine drei Schritte weit gekommen, als mein Vater schon nach mir rief.

»Hey, du bist ja schon da! War es nicht gut auf der Party?«, wollte er wissen.

Ich murmelte etwas davon, dass ich dringend mal aufs Klo müsste, und stürmte die Treppe hoch, damit sie nicht sahen, wie nass und vermutlich auch schmutzig meine Klamotten waren.

Im Badezimmer schloss ich mich ein, riss mir die Sachen vom Leib und stopfte sie in den Wäschekorb.

»Kim, alles okay?«, wollte meine Mutter wissen und klopfte leise an die Tür.

»Ja, ja. Alls okay. Ich musste nur ganz dringend aufs Klo.«

»Sicher?«

»Sicher.«

»Kommst du gleich noch mal runter?«

»Nein, ich gehe schlafen. Ich bin todmüde.«

Kurze Zeit war es still und ich dachte schon, sie wäre gegangen. »Wie war es denn?«, ertönte dann aber erneut ihre Stimme.

»Ganz okay, bisschen langweilig«, antwortete ich und versuchte, meine Stimme völlig neutral klingen zu lassen.

Ich stellte die elektrische Zahnbürste an und hoffte, dass das Geräusch deutlich machte, dass ich nun keine Lust mehr zum Reden hatte. Nach ein paar Minuten spähte ich vorsichtig hinaus. Die Luft war rein. Schnell ging ich in mein Zimmer, zog meinen Lieblingsschlafanzug an und kuschelte mich unter die Decke. Mir war immer noch furchtbar kalt und ich zitterte am ganzen Körper. Immer wieder sah ich vor mir, wie alle mich angestarrt hatten, bevor ich weggelaufen war. Einfach unglaublich peinlich! Was war nur los mit mir?

Ich wühlte zwischen meinen Kissen herum, bis ich mein Lieblingsstofftier fand, ein orangefarbener kleiner Schimpanse, der zwar furchtbar hässlich und verschlissen war, mich aber heute noch genauso tröstete wie damals als kleines Kind.

Ich drückte ihn an mich und in dem Moment kamen mir die Tränen. Unaufhaltsam stürzten sie in solchen Mengen aus meinen Augen, dass mein Kissen und der kleine Affe im Nu durchnässt waren. Ganz fest verschloss ich meinen Mund mit einer Hand, um das laute Schluchzen in mir einzusperren, denn ich hörte, dass meine Eltern sich gerade auf den Weg ins Bett machten.

Als ihre Schlafzimmertür ins Schloss fiel, war ich sehr erleichtert, dass sie nicht noch einmal zu mir hereingekommen waren. Zugleich fühlte ich mich auch todtraurig, weil ich mich so sehr danach sehnte, dass mich jemand in den Arm nahm und mir sagte, dass alles gut werden würde.

Vorsichtig löste ich die Hand von meinem Mund. Die Schluchzlaute verschwanden, doch ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen.

Morgen früh würden Lea und Sophie anrufen und bis dahin musste ich mich wieder unter Kontrolle haben. Erst in dem Moment fiel mir ein, dass sie mir sicherlich schon einige Nachrichten auf meinem Handy hinterlassen hatten, und ich stand noch einmal auf, um es aus meiner Tasche zu holen.

Ich hatte zehn Anrufe und einen Haufen Nachrichten von den beiden. Doch ich las sie nicht.

Ich stellte das Handy lautlos, zog mir die Decke über den Kopf und wartete darauf, dass der Schlaf mich endlich von diesem Tag erlösen würde.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn mir war klar, dass meine Freundinnen sich schreckliche Sorgen um mich machten. Als ich eine Stunde später immer noch wach lag, nahm ich mein Handy doch wieder in die Hand und schrieb beiden eine kurze Nachricht.

Macht euch keine Sorgen, liege im Bett. Bin wohl vorhin ein bisschen ausgetickt. Morgen mehr. xxx

3

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich krank. Schüttelfrost, Fieber, Halsschmerzen, sogar die Ohren taten mir weh. Meine Augen waren total verquollen und brannten wie verrückt. Das kam vermutlich mehr vom Weinen. Ich lag im Bett und hoffte, dass der vorherige Abend einfach nur ein blöder Fiebertraum gewesen war, doch als ich einen vorsichtigen Blick auf mein Handy warf, wurde mir sofort klar, dass dem nicht so war.

Inzwischen waren weitere Nachrichten von Lea und Sophie eingegangen. Als ich mich überwinden wollte, sie zu lesen, klopfte meine Mutter an die Tür.

»Kim, Frühstück?«

»Nein, danke«, krächzte ich.

»Alles klar bei dir?«

»Ich glaube, ich bin krank.«

Sie kam herein, setzte sich auf die Bettkante und befühlte meine Stirn.

»Oje, ich hole mal das Thermometer. Du fühlst dich ziemlich warm an. Wo tut dir was weh?«

Ich zählte alles auf und als ich fertig war, zog meine Mutter die Decke ordentlich über mich, schlug sie unten fest um die Füße und rief meinen Vater. Nachdem er ein paar Anweisungen erhalten hatte, Tee kochen, Suppengemüse vorbereiten, verschiedene Medizin zusammensuchen, wandte sie sich wieder mir zu.

»Ist gestern irgendetwas vorgefallen?«, fragte meine Mutter mit einem Blick, der mich sofort wünschen ließ, ich wäre wieder drei Jahre alt und hätte das Gefühl, ihr alles sagen zu können.

Die meisten in meinem Alter konnten es kaum erwarten, erwachsen zu werden und ihr eigenes Leben zu leben. Ich hingegen sehnte mich oft nach der unbeschwerten Zeit zurück, als ich mir über nichts länger als eine Minute Gedanken machen musste und einfach für den Moment lebte. Veränderungen machten mir mittlerweile Angst. Ich hatte das Gefühl, nicht schnell genug hinterherzukommen und dem folgen zu können, was in mir vorging. Es war, als würde alles an und in mir umgeschrieben werden, doch niemand zeigte mir den Bauplan für die Kim, die aus mir werden sollte.

»Kim?«

»Nein, nichts Besonders.«

»Sicher?«

Ich schaute leidend, aber das beeindruckte meine Mutter nicht allzu sehr.

»Heute früh haben nämlich schon Lea und Sophie angerufen und wollten dich sprechen. Irgendwie klangen sie beide etwas aufgeregt.«

Ich zuckte mit den Schultern und schloss meine schmerzenden Augen. Meine Mutter wartete noch einen Moment, stand dann aber auf und ging ins Badezimmer. Kurz darauf kam sie mit dem Fieberthermometer wieder und steckte es mir in den Mund.

»39,3. Ich mache dir gleich Wadenwickel.«