© Parkstone Press International, New York, USA

© Confidential Concepts, worldwide, USA

 

ISBN: 978-1-78160-730-5

© Perfect square, London, (deutsche Fassung)

 

Weltweit alle Rechte vorbehalten

 

Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

 

 

 

Gustav

Klimt

 

 

 

 

 

 

parkstone-sirrocco-Black frame R

 

 

1. Fabel, 1883.

Öl auf Leinwand, 85 x 117 cm,

Wien, Historisches Museum

,,Ich interessiere mich nicht für die eigene Person als Gegenstand eines Bildes, sondern mehr für andere Menschen, vor allem weibliche ...

 

Die Welt, in die Gustav Klimt uns in seiner Malerei einführt, ist eine Welt des Überflusses und der Muße, voller Schönheit, Sinnlichkeit und Erotik und weit entfernt von der Hast der heutigen, harten, postmodernen Zeit. Die von ihm behandelten Themen Allegorien, Porträts, Landschaften und erotische Bildnisse sind äußere Ereignisse, sie erschaffen eine Welt, in der die Schönheit alles andere beherrscht.

 

In der Art, wie er Farben und ornamentale Formen verwendet, spürt man den starken Einfluss, den die japanische und altägyptische Kunst sowie das byzantinische Ravenna auf ihn ausgeübt haben. Die flache, zweidimensionale Perspektive seiner Gemälde und die oft nur stilisierten Bilder verleihen seinem Werk eine tiefe Sinnlichkeit. Ein Werk, in dem die Frauenfigur vor- und über alles herrscht.

 

 

ANFÄNGE

 

Klimts Jugendwerk machte ihn schon ungewöhnlich früh berühmt. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen; sein Vater, Ernst Klimt, war Goldschmied und Kupferstecher und konnte seine achtköpfige Familie nur unter großen Schwierigkeiten ernähren.

 

Gustav wurde als zweites der sieben Kinder 1862 geboren und konnte dank eines Stipendiums bereits als Vierzehnjähriger an der Wiener Kunstgewerbeschule studieren. Sein handwerkliches und künstlerisches Talent fiel sehr schnell auf und er gründete im Jahr 1819 gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und dem Kommilitonen Franz Matsch die ,,Künstlercompagnie”.

 

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Wien eine Periode großer baulicher Aktivitäten. Im Jahr 1857 begann man auf Veranlassung Kaiser Franz Josephs die noch die Innenstadt umgebenden mittelalterlichen Stadtmauern abzureißen. Aus dieser Zeit stammt das mit öffentlichen Mitteln finanzierte Ringstraßenviertel, ein blühender neuer Stadtteil mit herrlichen Gebäuden und wunderschönen Parkanlagen. Dies wiederum gab Klimt und seinen Partnern zahlreiche Möglichkeiten, ihr Talent zu zeigen.

 

Die ersten Aufträge ließen nicht lang auf sich warten und sie lieferten Beiträge zu den zur silbernen Hochzeit Kaiser Franz Josephs und der Kaiserin Elisabeth veranstalteten Feierlichkeiten.

 

Im Jahr danach erhielten sie den Auftrag für ein Deckengemälde in der Kurhalle in Karlsbad. Andere staatliche Aufträge folgten kurz darauf. Betrachtet man sein frühes Werk — wie z.B. Fabel, Idylle oder eine der ersten Klimt’schen Zeichnungen Männerakt etwas genauer, wird sehr schnell deutlich, dass er zwar ein viel versprechender und begabter Künstler ist, seine Malereien jedoch innerhalb der vorgeschriebenen zeitgenössischen Normen in allegorischen und akademischen Themen verharren.

 

Die Frauen in Fabel und Idylle sind plump, aber geschickt in einfarbigen Stoff drapiert mit glattem, in den Nacken gezogenem Haar. Keine von ihnen hätte im 17. oder 18. Jahrhundert schockiert. Von eher matronenhafter Sinnlichkeit, mütterlich, empfindet man ihre Nacktheit eher dekorativ als aufregend.

 

In der Vergangenheit wurde Schamhaar, wenn dieser Teil des Körpers überhaupt gezeigt wurde, traditionell zu einem glatten, unschuldigen „V reduziert, so wie es auch heute noch bei modernen Puppen für kleine Mädchen üblich ist. Zahlreiche Gemälde aus dem frühen Mittelalter oder der Renaissance, die es, wenn auch nur andeutungsweise, gewagt hatten, männliche oder weibliche Genitalien zu zeigen, wurden später von prüden Seelen mit absurden, lose hängenden Feigenblättern versehen. Schon 1896 begann Klimt den menschlichen Körper auf seine eigene Weise zu malen und klarer auszudrücken.

 

Es gibt beispielsweise einen recht interessanten Unterschied zwischen der letzten Zeichnung für Skulptur und dem eigentlichen Gemälde: In der Zeichnung kann man schon das ihm so eigene offene, wilde, dunkle Haar sehen und auch Spuren der Schamhaare ahnen.