Massey, Sujata Bittere Mandelblüten

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Sonja Hauser

 

ISBN 978-3-492-98346-4

© 1999 Sujata Massey

 

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »The Flower Master«, HarperCollins, New York

 

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München 2002

© dieser Ausgabe: Piper Fahrenheit, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2017

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: Luca Elvira

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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1

Japaner laufen nicht. In einem Land, in dem alle Leute ohnehin zügig gehen, gibt es keinen Grund, seine Schritte noch mehr zu beschleunigen – abgesehen von Notfällen, zum Beispiel wenn man schnell in einen abfahrtbereiten Zug schlüpfen möchte. Während der vier Jahre, die ich nun schon in Tokio lebe, habe ich außer mir selbst nur ältere Menschen auf der Jagd nach niedrigeren Blutfettwerten und Teenager beim Versuch, ins Schulteam aufgenommen zu werden, joggend erlebt.

Ich joggte jämmerlich langsam vor mich hin, um nicht ständig mit den Büroangestellten zusammenzustoßen, die die Straße bevölkerten. In der Stadt sind immer viele Menschen unterwegs, und es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, das es verbietet, die Leute anzurempeln. An der Roppongi Crossing mußte ich zwei Minuten an einer Ampel warten, bevor ich die Straße überqueren und zum drei Häuserblocks entfernten Kayama Kaikan weiterlaufen konnte. In diesem allseits bekannten Gebäude befindet sich die Zentrale von einer der führenden Ikebana-Schulen in Japan.

Die Verspätung war meine Schuld. Ich hatte gemächlich meinen Frühstückskaffee getrunken, den Pflanzen Wasser gegeben und noch allen möglichen anderen Kleinkram erledigt, so daß ich schließlich von der Haltestelle zur Schule laufen mußte. Meine Tante Norie sagt mir immer wieder, daß meine Tätigkeit als selbständige Antiquitätenhändlerin mir die Möglichkeit gibt, meine Zeit selbst einzuteilen. Daß ich es nicht rechtzeitig zum Kaikan-Gebäude schaffte, war meine passivaggressive Reaktion auf ihre Erwartungen.

Ich bin halb Japanerin und halb Amerikanerin und bemühe mich hin und wieder, mich an meine Verwandten väterlicherseits in Yokohama anzupassen. Ich verstehe die meisten Witze in Filmen, trinke Tee nach den japanischen Regeln und lege sogar meinen eigenen daikon-Rettich ein. Doch von Ikebana, der typisch japanischen Kunst des Blumenarrangements, hatte ich noch immer keine Ahnung. Als ich das letzte Mal zu viele Pflaumenzweige in ein Gefäß gestopft hatte, starrte meine Tante sie nur wortlos an. Kurz darauf erklärte sie mir, sie habe mich für einen Kurs an der Kayama-Schule angemeldet.

Bisher war ich nur zweimal in der Schule gewesen, doch das genügte, um zu begreifen, daß bei Ikebana weniger mehr ist und ich lieber weniger Zeit damit verbrachte, in einem überheizten Kursraum Blumen zu arrangieren, und dafür mehr draußen im Freien. An jenem Dienstag morgen Ende März war das Wetter schön, die Temperaturen lagen über fünfzehn Grad. Es würde nicht mehr lange dauern bis zur sakura, der Kirschblüte, für die Japan so bekannt ist. In der Wettervorhersage der Morgennachrichten hatte es geheißen, die Kirschbäume in Tokio würden in etwa fünf Tagen zu blühen beginnen und danach nicht länger als zwei Wochen in ihrer ganzen Pracht zu bewundern sein. Den Zuschauern wurde empfohlen, ihre Kirschblütenfeste entsprechend zu planen.

»Aber halten Sie die Augen offen, denn Wolken vor dem Mond deuten auf Stürme über den Blüten!« hatte der Sprecher mit einem albernen Lächeln hinzugefügt. Der Satz sollte nicht nur vor Regenfällen warnen, sondern war auch eine Anspielung auf ein altes Sprichwort, das besagt, daß selbst in Zeiten größten Glücks Unheil drohen kann.

Vorhersagen sind eine unsichere Sache. Während meiner Zeit in Japan habe ich mich immer wieder über die vielen Leute gewundert, die behaupten, daß die Zukunft von Mustern bestimmt wird, die in die Vergangenheit zurückreichen. Ich selbst habe kein Geschick bei Vorhersagen; an jenem sonnigen Frühlingsmorgen hatte ich nicht die geringste Ahnung, was auf mich zukam. Die zweiwöchige Zeit der Kirschblüte sollte einen Sturm der Vernichtung und der Offenbarungen bringen, die keiner von uns – nicht meine kluge Tante, nicht der in puncto Lebensweisheiten so bewanderte Fernsehsprecher und am allerwenigsten ich selbst – vorhersehen konnte.

 

Das Kayama-Kaikan-Gebäude wurde vor zwanzig Jahren hochgezogen, als Japan sich in der Zeit seines größten wirtschaftlichen Aufschwungs befand. Der asymmetrische Glasturm symbolisierte Innovation, Wohlstand und Macht, jene Eigenschaften, die der Kayama-Familie von Anfang an in ihrer Vermittlung der Ikebana-Kunst zum Erfolg verholfen hatten. Von Tante Norie wußte ich, daß diese Grundbesitzerfamilie die Schule in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gegründet hatte. Damals wandte sich der zweitälteste Sohn der Familie von seiner Ausbildung zum buddhistischen Mönch ab, beschloß aber, anderen sein Wissen über das stilgerechte Arrangement von Blumen zu vermitteln, das er selbst von seinen Lehrern im Tempel erhalten hatte. Die Schülerinnen des ersten iemoto oder Lehrers waren die gesellschaftlich ambitionierten Ehefrauen aus Japans wachsender Händlerschicht – ähnlich wie die heutigen Schülerinnen waren fast alle mit einem salaryman, heute würde man das Wort mit »höherer Büroangestellter« übersetzen, verheiratet. Die Kayama-Schule sowie viele andere Ikebana-Schulen florierten auch im zwanzigsten Jahrhundert, aber nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch wenige japanische Frauen, die sowohl das Geld als auch die Muße besaßen, ihre Ikebana-Studien fortzusetzen. Da der iemoto die Schule nicht schließen wollte, lud er die Frau eines amerikanischen Generals ein, sich seine Arbeiten anzusehen, und sobald sie sich bei ihm eingeschrieben hatte, folgten viele andere Offiziersfrauen. Die Philosophie der Kayama-Schule wurde durch die neuen Schülerinnen und durch ihren weltläufigen Leiter avantgardistischer und internationaler. Ende der sechziger Jahre, also ein ganzes Jahrhundert nach Eröffnung der Schule, machte das niedrige Gebäude, in dem noch meine Tante ausgebildet worden war, einem Mehrstöcker Platz, der schließlich dem glänzenden neuen Glasturm weichen mußte.

Als ich durch die riesigen Glastüren trat, fiel mein Blick auf das Wahrzeichen der Kayama-Schule, eine Skulptur aus schartigen Sandsteinblöcken. Es wäre interessant gewesen, mir die Blumengestecke in dem Steingarten genauer anzusehen, aber dazu hatte ich keine Zeit. Also trat ich in den großen Aufzug mit den Spiegelwänden und dem glänzenden Granitboden und fuhr in den Kursraum im dritten Stock hinauf.

Vor dem Raum standen hohe Behälter mit allen möglichen Blumen und Zweigen. Von meinem vorhergehenden Kurs wußte ich, daß jeder Schüler sich daraus Material auswählen konnte – Zweige, die dem Arrangement eine Grundstruktur verliehen, und kleinere, dekorative Blumen, die den Akzent setzten. An jenem Tag nahm ich die letzten noch verbliebenen Kirschzweige sowie ein paar weiße Astern und schlüpfte ins Zimmer, wo ein Dutzend Frauen an den beiden langen Tischen arbeitete. Tante Norie schnitt gerade mit ihrer besten Freundin Eriko an einem Tisch gleich beim Lehrerpult Loganbeerenzweige. Norie und Eriko hätten Zwillinge sein können: Beide waren sie schlanke Hausfrauen Anfang Fünfzig, die höchstens wie fünfunddreißig aussahen. Sie trugen einen Pagenschnitt und ganz ähnliche Gabardinehosen, dazu Seidenblusen mit hochgekrempelten Ärmeln, so daß man ihre haarlosen Unterarme sah. Wieso die beiden es für nötig hielten, sich die Unterarme zu rasieren und zum Ikebana-Kurs Seidenblusen zu tragen, war mir ein Rätsel. Ich hatte einen kurzärmeligen gestreiften Baumwollpullover und eine ausgestellte Jeans an, die ich in einer Teenager-Boutique im Harajuku-Viertel gekauft hatte. Wahrscheinlich hielt meine Tante diese Jeans, obwohl sie tiefschwarz war, nicht für ein jungen Damen angemessenes Kleidungsstück.

»Ach, da kommt Rei-san ja endlich!« flötete Eriko, die mich lange genug kannte, um mich mit dem Vornamen anzusprechen.

Tante Norie legte ihre Ikebana-Schere mit den scharfen, furchterregenden Klingen beiseite und musterte mich von oben bis unten. »Hast du die richtige U-Bahn-Station verpaßt?«

»Nein. Ich war bloß zu spät dran. Entschuldigung«, sagte ich und ließ mich auf dem Hocker neben ihr nieder.

»Deine Haare sehen hübsch aus. Aber diese riesigen, häßlichen Schuhe!« Norie zuckte beim Anblick meiner Laufschuhe angewidert zusammen. Ich hatte ihr einmal erklärt, daß modebewußte Teenager Asics wie die meinen nicht nur zu Jeans, sondern sogar zu Kleidern trugen, aber sie hatte geantwortet, eine achtundzwanzig-jährige Antiquitätenhändlerin könne es sich nicht leisten, wie eine Achtzehnjährige herumzulaufen.

»Wenn ich die Schuhe nicht angehabt hätte, wäre ich noch später gekommen. Nur mit denen kann ich rennen«, wehrte ich mich.

»Du hast noch nichts versäumt«, versuchte Eriko, die Wogen zu glätten. »Es ist genug Zeit, ein Gesteck fertigzubringen, bevor Sakura-san die Stunde beginnt. Nimm dir wie letztes Mal einen Behälter vom Regal.«

Zu Hause hätte ich die drei Kirschzweige innerhalb weniger Minuten arrangiert. Aber hier in der Schule war ich nervös, und die Zweige wollten einfach nicht so halten, wie ich mir das vorstellte. In der schmalen Tonvase, die ich von dem Regal genommen hatte, kippten sie immer wieder, statt anmutig und gerade stehenzubleiben wie die von Tante Norie und Eriko. War ich denn die einzige, die es nicht konnte? Ich sah zum Nachbartisch hinüber.

Lila Braithwaite, eine großgewachsene Kanadierin, die der Vereinigung ausländischer Studenten vorstand, hatte ihre Kirschzweige ausgesprochen professionell zusammen mit Azaleen arrangiert. Ihre Freundin Nadine St. Giles, eine Französin, hatte die gleichen Materialien gewählt, verwendete sie aber nicht so geschickt wie Lila. Am schönsten fand ich das Werk von Mari Kumamori. Mari arbeitete mit Heidekraut. Die blaßvioletten Blüten kontrastierten auf raffinierte Weise mit der Seladon-Schale.

»Maris Schale gefällt mir. Gibt es noch mehr solche?« fragte ich Norie.

»Die Schale gehört nicht der Schule. Mari töpfert selbst. Wahrscheinlich hat sie sie von zu Hause mitgebracht. Außerdem ist dein Gefäß für dein Arrangement genau das richtige. Wenn du sie anschrägst, bleiben deine Zweige gerade stehen.«

Bei diesem Anschrägen, das hatte ich die Woche zuvor gelernt, brachte man zuerst einen Schnitt an einem der Zweige an und führte dann einen anderen, kürzeren Zweig in diesen Schnitt ein. Das erforderte so viel Präzision, daß ich mich schon bald hilfesuchend an meine Tante wandte. Schließlich hatte sie dreißig Jahre zuvor ein Lehrerdiplom der Kayama-Schule erworben und besuchte diesen Kurs hauptsächlich, um mit ihren Freundinnen zusammenzusein.

»Bei mir sieht’s einfach nicht wie auf der Abbildung im Buch aus. Und die Anweisungen verstehe ich auch nicht.« Als Anfängerin mußte ich meine Arrangements nach den Vorlagen im Lehrbuch der Kayama-Schule gestalten. Für jedes, das glückte, verdiente ich mir einen Stempel. Erst dann durfte ich mich dem nächsten zuwenden. Ich begriff die Diagramme, aber nur sehr wenig vom Begleittext.

»Ach, ich wußte gar nicht, daß du nicht Japanisch lesen kannst!« rief Eriko betrübt. »Ich sehe mal nach, ob ich ein Kursbuch in englischer Übersetzung finde. Lila-san und Nadine-san haben auch eines.«

»Rei-chan, du mußt das Gesteck selbst fertigen«, rügte meine Tante mich. »Wenn ich die Zweige für dich ordne, bekommst du niemals das nötige Selbstvertrauen. Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen. Sehr bald, wenn du dich eigenen Arrangements zuwenden darfst, mußt du dich ohnehin von deiner Intuition leiten lassen.«

Ich kam nur langsam voran, da mich meine Tante immer wieder ablenkte. Irgendwann ergriff dann Mrs. Koda, die Leiterin des Kursprogrammes, das Wort.

»Sakura Sato hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns heute die Herausforderungen und Freuden der Arbeit mit einem einzigen Material zu demonstrieren. Ich werde hinterher eine englische Übersetzung für unsere Gäste geben.« Mrs. Koda sprach ziemlich laut Englisch, als hätten die Ausländer im Kurs nicht nur Probleme mit dem Japanischen, sondern obendrein noch einen Hörschaden. Wahrscheinlich war ihre Wortwahl nicht böse gemeint, aber sie hatte Lila und Nadine als »Gäste« bezeichnet, nicht als richtige Schüler der Schule. Jetzt begriff ich, warum Tante Norie darauf bestanden hatte, daß ich meinen Platz bei ihr und Eriko hatte. Sie wollte mich davor bewahren, im gaijin-Getto, der Ecke mit den Ausländern, zu landen.

Ich beendete mein Arrangement hastig mit ein paar Astern. Meine Tante lächelte Mrs. Koda an – sie kannte sie seit mehr als dreißig Jahren, seit ihren Anfängen als Ikebana-Schülerin. Ich hatte Fotos von Mrs. Koda aus jener Zeit gesehen und fand es amüsant, daß sie ihre Haare noch immer hochgesteckt wie in ihrer Jugend trug. Doch ihr Gesicht wirkte mittlerweile abgehärmt und müde. Als sie mir eine Woche zuvor die Schule gezeigt hatte, war sie langsam gegangen und hatte sich auf einen Stock gestützt. Sie hatte sich entschuldigt, daß Masanobu Kayama, der Leiter der Schule, sich gerade in Luxemburg aufhielt, mir aber versprochen, daß ich schon bald Gelegenheit haben würde, ihn persönlich kennenzulernen.

Mrs. Koda verneigte sich tief vor Sakura Sato, einer Frau ungefähr in Tante Nories Alter, die ein zart rosafarbenes Kostüm trug. Als Sakura forschen Schrittes an das Pult trat und mit Schwung ihr Notizheft darauf ablegte, brachte sie mit dem Ellbogen Mrs. Koda aus dem Gleichgewicht, die gegen die Kante eines Schülertisches stolperte. Die Damen murmelten besorgt, und Tante Norie nahm Mrs. Koda am Arm. Da es keine leeren Hocker mehr im Kursraum gab, sprang ich von dem meinen auf und bot ihn ihr an. Tante Norie bedachte mich mit einem anerkennenden Blick. Nun war ich also rehabilitiert, hatte aber keinen Platz mehr zum Sitzen und mußte mich ins hintere Ende des Raumes zurückziehen. Ein junger Japaner mit Greenpeace-T-Shirt und Jeans wühlte in einer Schublade mit Ikebana-Utensilien. Ich kauerte mich in eine Ecke, in der ich ihm den Blick auf die Lehrerin nicht verstellte.

»Könnte bitte jemand die Jalousie herunterlassen? Die Sonne stört mich«, sagte Sakura, und Eriko, die gleich beim Fenster stand, tat ihr den Gefallen.

»Wie viele von Ihnen bereits wissen, hat der iemoto mir den Namen Sakura vor vierundzwanzig Jahren gegeben, als ich zur Lehrerin gewählt wurde.« Miss Sato bedachte uns mit einem schmallippigen, überheblichen Lächeln und verstärkte so nur meine instinktive Abneigung gegen sie. »Ich hatte damals ein Arrangement ganz aus Kirschblüten gefertigt, das der Aufgabenstellung jener Stunde widersprach. Aber ich konnte nicht anders, die Blüten waren einfach zu schön. Es war, als habe die Natur Besitz von mir ergriffen.«

Alle Anwesenden schienen völlig verzückt zu sein. Manche der Frauen notierten die Worte sogar in ihren Heften.

»Kayama-sensei hat beim Anblick meines Arrangements gelacht und gesagt, wenn ich die Kirschblüten so sehr liebe, werde er mir den Lehrernamen Sakura geben, um so den blühenden Kirschbaum zu ehren, das Symbol unseres Landes. Und jedesmal zur Kirschblüte bittet er mich um ein spezielles Arrangement für die Schule.«

Tante Norie hatte den Blumennamen »Hasu« – Lotus – erhalten. Sie benutzte ihn nur bei Ikebana-Ausstellungen. Ich glaubte nicht, daß ich selbst lange genug in der Kayama-Schule sein würde, um einen Blumennamen zu bekommen. Ich hatte während meiner Kindheit in Kalifornien schon genug Probleme mit meinem Vornamen »Rei« gehabt, den die Amerikaner nur zu gern mit »ray« – »Strahl« – verwechselten. Und auch in Japan gab es Schwierigkeiten, denn hier wurde mein Name mit einem ungewöhnlichen kanji-Schriftzeichen geschrieben, das so viel bedeutete wie »kristallklar«.

»Wie Sie wissen«, riß Sakura mich aus meinen Gedanken, »ist es eine große Herausforderung, das wahre Wesen von Ikebana – der Himmel und Gott über dem Menschen – zu vermitteln, wenn die gewählten Blumen sich nicht unterscheiden. Wie umgeht man also die Gefahr, zu viel von der gleichen Farbe und der gleichen Form zu verwenden? Genau diese Frage wollen wir uns heute stellen.« Sie warf einen Blick auf den Tisch unmittelbar vor ihr, auf dem sich abgesehen von einem rohrförmigen schwarzen Gefäß nichts befand. »Meine Blumen und meine Ikebana-Schere scheinen noch nicht hier zu sein. Könnte sie mir bitte jemand bringen?«

Ich sah den leger gekleideten jungen Mann neben mir an, den ich mit seinen hohen Wangenknochen, seiner verglichen mit der meinen etwas dunkleren Haut und den espressobraunen Augen gar nicht unattraktiv fand. Er starrte verständnislos zurück, als ich ihn mit einem Nicken zu dem kurzen Botengang ermutigen wollte. Offenbar fühlte er sich nicht angesprochen.

Ein wenig verlegen wandte ich den Blick ab, rührte mich jedoch auch selbst nicht von der Stelle. Ich würde Sakura, die Mrs. Koda so rüde aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, keinen Gefallen tun.

Mari Kumamori, die Frau, die die Seladon-Schale von zu Hause mitgebracht hatte, erhob sich und wandte sich mit einer der höflichsten Anreden an Sakura: »Bitte, Sakura-sama, was darf ich Ihnen bringen?«

»Kirschzweige«, sagte Sakura barsch. »Oder haben Sie während meiner Ausführungen geschlafen?«

Mari huschte errötend in den Vorraum hinaus, in dem auch ich meine Materialien ausgesucht hatte. Sie blieb eine ganze Weile weg. Sakura überbrückte die Pause durch Erzählungen davon, wie der Leiter der Schule sie höchstpersönlich gebeten hatte, Blumen für ein großes Gebinde in der Lobby des Imperial Hotel zu arrangieren.

Als Mari zurückkam, eilte sie sofort zu Sakura und flüsterte ihr etwas zu. Sakura lachte kurz auf und wandte sich dann an die Anwesenden.

»Offenbar sind Kirschzweige bei Kursteilnehmern sehr beliebt. Nun, dann werde ich eben improvisieren. Das sind genau die Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, wenn wir uns mit Ikebana beschäftigen. Vergessen Sie nicht, der Ausdruck bedeutet wörtlich ›lebendige Blumen‹. Wir müssen uns also bemühen, mit Hilfe der Materialien, die die Natur uns an die Hand gibt, so realistische Arrangements wie möglich zu schaffen.«

Ich bekam Schuldgefühle, denn schließlich war ich diejenige gewesen, die die letzten Kirschzweige aus dem Gefäß im Vorraum genommen hatte. Natürlich hätte ich schnell zu meinem Arrangement auf Tante Nories Tisch gehen und Sakura die wenigen minderwertigen Zweige anbieten können, die ich noch nicht gekürzt hatte, aber es war keine große Phantasie nötig, mir vorzustellen, wie herablassend sie darauf reagieren würde.

»Ich werde Forsythien verwenden«, sagte Sakura zu Mari, die noch einmal nach draußen hastete, um ihr ein dickes Bündel grün-gelber Zweige zu bringen.

»Bitte entfernen Sie die unteren Blätter«, wies Sakura ihre freiwillige Helferin an. Mari hatte ihre eigene Schere Sakura gegeben und war deshalb gezwungen, die Blätter mit den Händen abzurupfen.

»Mit meinem Gesteck werde ich einen Kontrast zwischen Licht und Dunkel schaffen«, erklärte Sakura. »Das Gefäß ist ein Abflußrohr, das ich schwarz angemalt habe – ein ungewöhnliches Material, das das Bestreben der Kayama-Schule nach Innovation betont. Jedes Material von Rohren bis zu Maschendraht oder Papier läßt sich mit frischen Pflanzen kombinieren. Doch in jedem Fall müssen die Charakteristika der Materialien deutlich herausgearbeitet werden. Wenn keine wirkliche Beziehung zwischen Gefäß und Blumen besteht, wird auch das Arrangement nicht schön.«

Ich hatte meine Zweifel, daß es Sakura gelingen würde, aus dem Rohr etwas Schönes zu machen. Sie steckte Forsythienzweige in Löcher, die sie zuvor an unterschiedlichen Stellen in das Rohr gebohrt hatte, und produzierte am Ende etwas, das große Ähnlichkeit mit einem schwarzen Tausendfüßler auf langen, pelzig-gelben Beinen hatte. Mit den Kirschzweigen hätte der Tausendfüßler rosafarbene Beine gehabt.

Sakura stellte ihre Vielseitigkeit unter Beweis, indem sie weitere Forsythienzweige in einem alten Steingefäß anordnete, ein ziemlich klassisches Arrangement, bei dessen Anblick wir alle erleichtert aufatmeten. Sie beantwortete einige Fragen der Kursteilnehmer und machte sich dann, gefolgt von sämtlichen Frauen, daran, deren Arrangements in Augenschein zu nehmen. Die ersten Arbeiten lobte sie überschwenglich, reagierte aber erstaunlich kühl auf das Gesteck von Lila Braithwaite.

»Wenn Sie die Idee der Form zu stark betonen, entgeht Ihnen das wahre Wesen der Pflanzen«, erklärte Sakura Lila, die nickte und ziemlich unglücklich aussah, als sie Mrs. Kodas Übersetzung hörte. Das windschiefe Kirschblüten-Arrangement von Lilas Freundin Nadine hingegen wurde mit einem freundlichen Lächeln sowie einem Kompliment für Nadines gutes Farbgefühl bedacht. Beide hatten mit denselben Materialien gearbeitet. Warum wurde die eine gelobt und die andere kritisiert?

Sakura bewertete auch Mari Kumamoris Heidekrautgesteck negativ und meinte, das Blaßgrün des SeladonGefäßes sei nicht passend für die Blumen. Mari verneigte sich tief und bedankte sich für Sakuras weises Urteil. Ich war gespannt, was Sakura über Tante Nories Arrangement sagen würde. Meine Tante hatte mir erst vor kurzem erzählt, daß sie selbst, Eriko und Sakura im selben Jahr in die Schule eingetreten waren, daß aber Norie und Eriko eine über zehnjährige Pause gemacht hatten, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Sakura jedoch hatte nie geheiratet und war so allmählich zur Lehrerin aufgestiegen. Meine Tante hatte ein Lehrerdiplom zweiten Grades und Eriko eines dritten Grades, was bedeutete, daß beide Unterricht bei sich zu Hause geben durften, aber nicht in der Zentrale der Schule.

Tante Norie hatte flauschig weiße Rhododendren verarbeitet und mit Loganbeerenranken akzentuiert. Das Arrangement in dem blauen Glasgefäß wirkte flott, genau wie meine Tante.

»Nun, Shimura-san, Sie haben Rhododendron verwendet.« Sakura schwieg einen Augenblick. »Was für eine gewöhnliche Pflanze.«

Dann verneigte sie sich leicht, und Tante Norie tat es ihr gleich. Als Norie sich wieder aufrichtete, sah ich die Verärgerung in ihrem Gesicht. Sakura hatte keine offene Kritik an ihr geübt, aber auch nichts gesagt, was sich als Lob interpretieren ließ. Sie hatte erklärt, Rhododendron sei eine gewöhnliche Pflanze. Nicht mehr und nicht weniger.

Mit Eriko verfuhr sie ganz ähnlich. »Ein wirklich klassisches Gefäß«, sagte Sakura und klopfte dabei auf den glatten Bambusköcher, aus dem lange Gräser und Kamelienblüten ragten. Dann ging sie weiter, ohne ein Wort über die Blumen zu verlieren. Ich begriff nicht so ganz, warum meine Tante und Eriko sich überhaupt die Mühe machten, den Kurs zu besuchen, obwohl Sakura natürlich nicht immer den Unterricht übernahm. In der vorangegangenen Woche hatte Mrs. Koda einen interessanten Vortrag über hängende Arrangements gehalten, und ihre Bemerkungen zu unseren Arbeiten waren ausgesprochen hilfreich gewesen.

Jetzt war ich an der Reihe.

»Sie sind Norie Shimuras Nichte aus Kalifornien? Sie sehen sich ähnlich.« Sakura musterte meine Kleidung und dann die Kirschzweige, die ich arrangiert hatte. Ob sie ahnte, daß ich die letzten genommen hatte?

»Darf ich Ihr Gesteck berühren?« Ohne meine Antwort abzuwarten, ordnete Sakura jene Zweige neu, die die Halterung für die anderen bildeten. Alles fiel auseinander, aber das interessierte sie nicht. »Der Teil der Zweige, der sich unter Wasser befindet, hat immer noch ein paar Blätter.« Sie tippte gegen die winzigen Kirschblütenknospen, die ich nicht entfernt hatte.

»Ich wollte nichts abschneiden, das später vielleicht noch aufblüht«, erklärte ich.

Plötzlich herrschte so eisiges Schweigen in dem Raum, daß ich mich fragte, ob ich versehentlich ein unhöfliches Wort verwendet hatte. Dann wurde mir bewußt, was ich falsch gemacht hatte: Ich war die erste, die auch nur den Versuch gewagt hatte, einen Fehler zu entschuldigen.

»Wenn Sie weiter Blumen arrangieren, werden Sie feststellen, daß mit Pflanzenteilen verunreinigtes Wasser bald von Bakterien wimmelt und die Lebensdauer Ihres Gestecks verringert.« Sakura nahm Maris Schere und begann, die Knospen zu entfernen. »Die Linien dieses Arrangements stimmen nicht. Ist das nicht Lektion acht, Grundlagen des Anschrägens?«

»Nein, Lektion drei, Grundlagen des aufrechten Stils«, sagte ich.

»Wie sehr sich Ihr Zweig neigt! Das sind mehr als fünfzehn Grad.«

Sie zog meine Zweige heraus und ordnete sie nach ihrem Geschmack neu. »Es wundert mich, daß Anfänger an diesem Fortgeschrittenenkurs teilnehmen. Normalerweise muß man das Anfängerbuch abgeschlossen haben, um für diesen Kurs zugelassen zu werden. Vermutlich machen Beziehungen solche Dinge möglich, neh?«

Ohne sich zu verneigen, wandte Sakura sich der nächsten Schülerin zu. Sie hatte mich fertiggemacht, aber ich wußte, daß sie im Recht war. Ich war nur in den Kurs aufgenommen worden, weil Tante Norie Mrs. Koda darum gebeten hatte.

Doch meine Tante wollte es nicht dabei bewenden lassen. In freundlichem, aber bestimmtem Tonfall rief sie der Lehrerin nach: »Sakura-sensei, gibt es ein Problem?«

Ohne sich umzuwenden, sagte Sakura: »Ich fürchte, ich muß mich mit dem nächsten Arrangement beschäftigen. Wenn Sie Fragen haben, kommen Sie doch bitte nach dem Kurs zu mir.«

»Die Lehrer der Schule haben sich seit der Zeit, als ich hier anfing, sehr verändert. Ich muß mich bei allen Anwesenden für Ihr Verhalten entschuldigen«, sagte Norie laut und vernehmlich. Mit ihrer gespielten Höflichkeit versuchte sie, Sakura zu provozieren, das wußten alle. Die anderen Frauen im Kurs senkten den Blick.

Nach einer Weile beschloß Sakura, den herausfordernden Blick meiner Tante zu erwidern. Sakura war etwa fünfzehn Zentimeter größer als diese, und ihre Stimme klang kühl und autoritär, ja sogar ein wenig bedrohlich. »Norie-san, Sie wissen, daß das Motto der Schule ›Wahrheit‹ lautet.«

»›Wahrheit in der Natur‹!« fiel Norie ihr ins Wort. »Pflanzen sollten im Mittelpunkt dieses Kurses stehen, nicht persönliche Fragen.«

Da begannen plötzlich alle Frauen gleichzeitig zu reden, als wollten sie den Verstoß gegen die Etikette kaschieren, der sich soeben ereignet hatte. Erst der laute Knall eines Holzstockes ließ sie verstummen.

»Ruhe bitte!« Die alte Mrs. Koda legte den Stock wieder beiseite und hob zitternd die Stimme: »Es ist Zeit für die Teepause, Zeit, in Ruhe einen Tee zu trinken!«

2

»Ich gehe da nicht mehr hin. Das war wie im Wilden Westen, bloß daß keine Cowboys mit Schießeisen, sondern Damen mit Seidenblusen und scharfen Scheren in dem Kurs waren«, erklärte ich Richard Randall später an jenem Abend im Mister Donut an der Sendagi Station. Während ich von meinen schrecklichen Erlebnissen in der Kayama-Schule erzählte, hatte ich aus meiner Papierserviette ein Origami-Kunstwerk gefaltet. Ich war immer noch ganz außer mir.

»Du beschreibst deine Tante, als hätte sie eine gespaltene Persönlichkeit«, meinte Richard. »Warum sonst hätte sie sich so verhalten? Japaner haben ausgesucht gute Manieren. Sie würden sich lieber lebendig begraben lassen, als eine Szene zu machen.«

Zwei Tische weiter beschloß plötzlich ein japanischer Junge, auf seinen Stuhl zu steigen und laut ein Lied von Oasis zu singen.

»Was hast du da gerade über die Japaner gesagt?« fragte ich Richard.

»Ich habe vom Durchschnittsjapaner gesprochen. Der Junge hier ist sechzehn, und außerdem hat er ein bißchen zu viel getrunken«, sagte Richard und sah sich den Teenager genauer an. »Hey, glaubst du, der könnte Interesse haben, sein Englisch zu verbes-sern?«

 

»Er hat ’ne Freundin.« Ich deutete mit dem Kopf in Richtung eines Mädchens mit rotgefärbten Haaren und einer Hello-Kitty-Lunchbox.

»Woher willst du das wissen? Die beiden könnten doch auch bloß gute Freunde sein, ganz platonisch, wie wir.«

Als ich damals nach Tokio gekommen war, hatten Richard und ich uns eine ziemlich jämmerliche Wohnung geteilt und beide Vertretern für Küchenutensilien Englischunterricht gegeben. Aufgrund meiner kurzen, aber intensiven Liaison mit einem schottischen Anwalt hatten wir uns auseinandergelebt. Wie die meisten Ausländer hatte auch Hugh Glendinning Japan schließlich wieder verlassen. Zu Hause in Schottland hatte er sich dann an der Organisation des neuen Parlaments beteiligt und sich laut Aussagen des Tatler-Magazins mit der ehrenwerten Fiona Soundso eingelassen. Nach der Lektüre des Artikels hatte ich bei Hugh angerufen, um Näheres zu hören, aber die Auskunft erhalten, es gebe keinen Anschluß mehr unter dieser Nummer.

In meinem Gefühl der Verlassenheit hatte ich mich in die Arbeit gestürzt und irgendwann genug Geld gehabt, um eine kleine Zweizimmerwohnung in Yanaka, einem alten Viertel in der Innenstadt, zu mieten. Die Wohnung befand sich im Erdgeschoß eines siebzig Jahre alten, kaum je renovierten Holzhauses. Den meisten Japanern erschien es offenbar als Horrorunterkunft, aber ich fand es irgendwie hübsch. Ich hatte die Wände in der Farbe getrockneter Persimonen gestrichen, frische tatami-Matten ausgelegt und eine nagelneue pfirsichfarbene Badewanne sowie dazu passende Boden- und Wandfliesen angebracht. Es gab weder Zentralheizung noch Klimaanlage, doch ich liebte die Wohnung, die den Vorteil hatte, nicht allzuweit von Richards Sprachenschule in Ocha-no-mizu entfernt zu liegen. Nach dem Unterricht kam Richard oft zum Essen vorbei; manchmal gelang es mir sogar, ihn zu sonntagmorgendlichen Einkaufstouren auf dem Antiquitätenmarkt zu überreden. Dabei war mir seine Gesellschaft wichtiger als seine Muskelkraft. Mit seinen nicht mal einsfünfundsechzig war er genauso groß wie ich, aber schlanker. Seine Zierlichkeit sowie sein weißblondes Haar und seine blauen Augen ließen ihn ein wenig wie einen jener Engel wirken, die zur Weihnachtszeit in allen Schaufenstern von Tokio zu finden waren. Oft boten ihm Frauen an, ihm beim Tragen zu helfen, was uns beiden gelegen kam.

»Ich finde, du solltest wieder in den Ikebana-Kurs gehen. Schon allein um zu sehen, was nächste Woche passiert. Dann würdest du auch mal ein paar respektable Leute kennenlernen.«

»Was meinst du damit? In dem Kurs sind bis auf einen ziemlich faulen jungen Mann, der seiner Kleidung nach zu urteilen Florist sein könnte, lauter Frauen. Wenn er noch ein paar Kirschzweige für Sakura aufgetrieben hätte, hätte sie sich vielleicht nicht so aufgeführt.«

Richard hob fragend die Augenbrauen. »Glaubst du, er ist schwul?«

»Bloß weil er mit Blumen arbeitet, muß er noch lange nicht schwul sein. Du solltest dich wirklich schämen, solche Klischees von dir zu geben.« Allerdings mußte ich insgeheim zugeben, daß ich mir ganz ähnliche Gedanken gemacht hatte, als der junge Mann im Kurs mich kaum wahrnahm.

»Ich würde nur einfach gern jemanden kennenlernen, ja? Nun reg dich nicht gleich so auf«, sagte Richard, den Mund voller Donut. »Was ist denn der Grund, daß Sakura und deine Tante sich nicht verstehen? Hat deine Tante dir das erzählt?«

»Natürlich nicht. Sie ist in die Damentoilette verschwunden und erst nach zehn Minuten mit roten Augen und einem kleinen weißen Mundschutz wieder aufgetaucht. Sie hat gesagt, sie muß nach Hause, weil ihre Allergien ihr wieder zu schaffen machen.«

So abwegig war diese Erklärung nicht, denn viele Japaner tragen einen solchen Mundschutz gegen Zedern- und Kirschblütenpollen. Tante Norie jedoch hatte diese Bäume in ihrem eigenen Garten, und so glaubte ich nicht, daß sie tatsächlich allergisch war. Vermutlich hatte sie den Mundschutz noch von ihrer letzten Erkältung in der Handtasche.

»Sakura hat mehr mit den Machtkämpfen innerhalb der Schule zu tun als Norie. Das könnte zu Spannungen führen«, sagte Richard.

»Sakura ist bereits ganz oben angekommen. Ihr Verhalten meiner Tante und den anderen gegenüber war unglaublich unhöflich. Ich begreife nicht, wieso die Schule nicht einschreitet.«

»Du könntest dich bei der Schulleitung beschweren.«

Ich lachte erstaunt auf. »Richard, ich bin gerade zweimal in dem Kurs gewesen. Normalerweise dürfte ich nicht mal dabeisein, weil er für Fortgeschrittene ist, aber meine Tante hat Mrs. Koda überredet, mich in ihrem Beisein die Gestecke aus dem Anfängerbuch machen zu lassen. Angesichts dieser Privilegien habe ich kein Recht, mich zu beschweren.«

»Vielleicht könnte ja meine Cousine was sagen.« Richard nippte an seinem Kaffee und schaute versonnen zu den beiden jungen Leuten hinüber, die sich gerade küßten.

»Sag bloß, du hast mir verschwiegen, daß du japanische Verwandte hast«, neckte ich ihn.

»Nein, aber meine Cousine Lila macht Kurse an der Kayama-Schule. Sie ist schon vor einem Jahr hierher gekommen, aber da hast du ja nur Augen für den schönen Hugh gehabt, und ich konnte sie dir nicht vorstellen.«

»Lila Braithwaite? Die Vorsitzende der Vereinigung ausländischer Studenten? Ihr seht euch aber nicht sonderlich ähnlich.« Ich beschloß, mich nicht von seiner Anspielung auf Hugh provozieren zu lassen.

»Ihr Vater ist Frankokanadier. Sie hat die dunklen Haare, die Größe und die Vorliebe für Hermès-Tücher von ihm geerbt. Außerdem hat sie drei kleine Kinder, die ich sehr mag. Sie bittet mich immer, auf sie aufzupassen, wenn das Kindermädchen es nicht mehr packt.«

Ich hatte nicht gewußt, daß Richard eine Begabung als Babysitter besaß, aber angesichts seines verspielten Wesens konnte ich ihn mir in dieser Rolle gut vorstellen. »Was hat Lila dir denn von der Kayama-Schule erzählt?«

»Lila hat gleich, als sie hergekommen ist, mit Ikebana angefangen. Ihr Mann ist ein ziemlich hohes Tier in einer kanadischen Stahlfirma, also muß sie den Vorsitz bei allen möglichen Frauenausschüssen übernehmen. Aber dafür, daß sie in den Kreisen wohlhabender Ausländer verkehrt, ist sie gar nicht so übel. Sie geht ziemlich oft einkaufen.«

»Auch Antiquitäten?«

»Die haben ein Budget für die Lebenshaltungskosten. Natürlich kauft sie Antiquitäten. Du solltest sie einfach mal drauf ansprechen.«

Das war ein guter Vorschlag. Leute, die noch nicht so lange in Japan lebten, waren gute Kunden, weil in ihren Wohnungen noch nicht so viele Möbel standen und die Firmen, für die sie arbeiteten, Neuanschaffungen oft großzügig bezuschußten. Bei Hugh war es genauso gewesen, und ich hatte aus seiner Wohnung ein richtiges Schmuckstück gemacht. Als er sie aufgab, hatte er mich gebeten, alles zu verkaufen, und das Geld dann nicht angenommen. Da ich es nicht übers Herz gebracht hatte, es auszugeben, hatte ich es in amerikanische Aktien investiert. Das war eine kluge Entscheidung gewesen. Doch je mehr die Kurse stiegen, desto trauriger wurde ich.

 

Am nächsten Morgen sprach ich auf Lila Braithwaites Anrufbeantworter, daß ich ihr eine interessante Auswahl japanischen Porzellans anbieten könne. Hinterher rief ich einen Händler wegen einer bevorstehenden Auktion an. Als es auf der anderen Leitung klingelte, ging ich ran.

»Meine liebe Nichte!« Es war Tante Norie.

»Kann ich dich zurückrufen? Ich habe gerade ein geschäftliches Gespräch auf der anderen Leitung. Bist du zu Hause?« Ich kannte den Tagesablauf meiner Tante ziemlich gut, und da es erst neun Uhr morgens war, hatte sie wahrscheinlich noch nicht die Wäsche zum Trocknen in den Garten gehängt.

»Du willst also nicht mit mir reden.« Ihre Stimme kippte. »Nun, das kann ich verstehen nach meinem jämmerlichen Auftritt gestern! Wahrscheinlich willst du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben.«

Ich bat Norie dranzubleiben und beendete rasch mein Gespräch mit dem Händler. Als ich den Hörer wieder in die Hand nahm, klang sie ein wenig fröhlicher.

»Rei-chan, wir werden die Sache wieder ins Lot bringen. Heute nachmittag werden wir in die Kayama-Schule gehen und Mrs. Koda und Sakura Sato Geschenke überreichen. Das müssen wir tun. Die Schule wird ihre wichtigsten Mitglieder einladen, bei einer großen Ausstellung im Mitsutan-Kaufhaus mitzuwirken. Bis dahin will ich alle Ressentiments ausgeräumt haben. Außerdem möchte ich dir nicht die Chance verbauen, in der Schule einen guten Eindruck zu machen.«

»Sakura hatte schon recht, als sie mir sagte, daß ich nicht in diesen Kurs gehöre«, meinte ich. »Ich bin einfach nicht sonderlich gut in Ikebana. Laß mich in deinem Garten oder anderswo üben. Ich mag Blumen, aber ich will nicht in der Kayama-Schule bleiben.«

Langes Schweigen. »Das heißt, du willst aufhören, Ikebana zu lernen? Das sieht dir aber nicht ähnlich.«

Da hatte sie recht. Seit ich in Japan lebte, hatte ich fortwährend kanji-Zeichen gelernt und mich mit der japanischen Kultur und Sprache beschäftigt.

»Ich habe keine Begabung dafür, und die Kursgebühren, die du für mich zahlst, sind einfach zu teuer. Ich würde die Kosten ja selber übernehmen, wenn ich es wirklich wollte, aber das ist nicht der Fall.« Mir war bewußt, wie lahm das alles klang.

»Ich habe bis Juli vorausbezahlt«, sagte Tante Norie. »Nur deshalb haben sie dich in denselben Kurs gelassen wie mich.«

»Dann gebe ich dir das Geld.«

»Unter Verwandten tut man so etwas nicht. Was würde dein Vater wohl dazu sagen, wenn du den Kurs vorzeitig abbrichst? Ich glaube, er wäre sehr enttäuscht.«

Mein Vater, der als Psychiater in San Francisco arbeitete, war unter anderem deshalb nach Amerika ausgewandert, weil er hoffte, dort größere persönliche Freiheit zu genießen. Wenn ich ihm erzählte, was Tante Norie mir da antat, würde er mir sicher einen Vortrag über die manipulative Macht asiatischer Familien halten und mir dann erklären, ich solle nach Hause kommen – in die Staaten.

»Ich kann dich natürlich nicht dazu zwingen«, fuhr meine Tante fort. »Aber ich möchte, daß du mit Mrs. Koda sprichst. Sonst glaubt sie, du hast den Kurs verlassen, weil jemand Druck auf dich ausgeübt hat, und das wäre sehr schlecht für die Moral der Teilnehmer.«

»Na schön, ich begleite dich«, sagte ich schließlich. »Aber nicht heute. Ich habe um drei einen Termin mit einer Kundin.«

»Dann treffen wir uns nach deinem Termin, um fünf im My Magic Forest in Roppongi. Ich kaufe die Geschenke dort. Für das Treffen ziehe ich mein gelbes Kostüm von Hanae Mori an, also richte dich bitte ein bißchen danach.«

Nach dieser Modeberatung legte meine Tante auf.

 

An jenem Nachmittag verdiente ich mir ein paar schnelle Yen durch die Schätzung der Porzellansammlung einer alten Dame, die ihren Kindern ihr Haus ohne die Sachen darin übergeben wollte. Während ich Mrs. Moritas altes Imari-Porzellan bewunderte, hörte ich mir die Geschichte an, wie sie es in den zwanziger Jahren als Teil der Aussteuer erhalten hatte.

»Wenn Sie möchten, kann ich die Sachen fotografieren und versuchen, Käufer dafür zu finden«, sagte ich. »Das ist viel besser als der Verkauf über einen Laden, weil Sie so nicht Gefahr laufen, daß das Porzellan beschädigt oder gestohlen wird.«

»Was für Leute sind diese Käufer denn?« erkundigte sich Mrs. Morita argwöhnisch.

»Damen der Oberschicht, denen daran liegt, die japanischen Kulturschätze der Vergangenheit zu bewahren. Ich habe auch zahlreiche Kontakte zu ausländischen Interessenten, die hier leben«, sagte ich und dachte dabei an Lila Braithwaite.

»Mir wäre jemand aus Japan lieber«, sagte Mrs. Morita.

»Aber ein solches Set würden nur Ausländer kaufen«, erklärte ich ihr und deutete dabei auf einige blau-weiße Eßteller mit kleinen roten, grünen und goldfarbenen Verzierungen. Die Teller, auf denen ein Steingarten mit Pflaumenbaum, winzigen Chrysanthemen und Bambus abgebildet war, sahen sehr hübsch aus. Allerdings würde kein japanischer Interessent einen zweiten Blick darauf werfen, weil Japaner normalerweise auf Sets von jeweils mindestens fünf Stück bestanden. Ausländer jedoch wußten nicht, wie wichtig es war, eine glückbringende Anzahl von Tellern zu haben.

»Ja, ich weiß, die Zahl ist nicht gerade günstig«, sagte Mrs. Morita und verzog das Gesicht dabei. »Ich hatte die Teller weggeräumt und sie fast vergessen. Nehmen Sie sie mit. Wenn es Ihnen gelingt, sie zu verkaufen, beauftrage ich Sie vielleicht auch noch mit dem Verkauf der anderen Sachen.«

Was für ein Glücksfall! Ich verpackte die neun Teller vorsichtig in Seidenpapier und stapelte sie in die stabile Kiefernholzkiste, in der sie sich ursprünglich befunden hatten. Dann überraschte mich Mrs. Morita, indem sie die Kiste in ein hübsches rosafarbenes Tuch einwickelte. So entstand eine furoshiki-Tragetasche, mit der ich mich auf der Straße sehen lassen konnte.

»Das furoshiki können Sie behalten«, meinte sie. »Es ist kirschblütenrosa; das paßt gut zu Ihrem hübschen Kleid.«

Ich hatte mir Tante Nories Hinweis zu Herzen genommen und trug ein zartrosafarbenes Piquékleid mit weißem Kragen und weißen Manschetten. Zwar war es ziemlich kurz, aber Kragen und Manschetten ließen mich darin fast ein bißchen schulmädchenhaft aussehen, und dieser Look war in Tokio ein Dauerbrenner. Das bewiesen mir die bewundernden Blicke, als ich durch Mrs. Moritas teures Wohnviertel ging. Das Kleid hatte meine Mutter bereits Ende der Swinging Sixties getragen. Wahrscheinlich hatte sie darin großen Eindruck gemacht auf meinen Vater, einen jungen Arzt, der während seiner Nachtschicht im Johns Hopkins Hospital immer gegen den Schlaf ankämpfte. Die Eltern meines Vaters waren alles andere als glücklich gewesen, als er ihnen verkündete, er wolle eine weiße Amerikanerin heiraten, doch sein jüngerer Bruder Hiroshi, der später mit Norie den Bund der Ehe schloß, hatte ihn unterstützt. Onkel Hiroshi und Tante Norie hatten mich von Anfang an jeden Sommer zu sich nach Yokohama eingeladen. Diese regelmäßigen Besuche weckten meine Leidenschaft für das Land meines Vaters, und darunter hatten dann irgendwann meine Eltern zu leiden. In vier Jahren war ich nur ein einziges Mal nach San Francisco heimgekehrt, und zwar, als ich mich am linken Knie operieren lassen mußte.

Im Sommer des vorhergehenden Jahres war ich von einem Auto angefahren worden, doch das Knie war gut geheilt. Sonst hätte ich das ständige Treppensteigen nie geschafft, das einem das Leben in Tokio abverlangte. Ich war ein bißchen außer Atem, als ich die Stufen zum Ausgang der Roppongi Station erklomm und mich auf den Weg zu My Magic Forest machte.

Wenn japanische Händler ihrem Laden eine englische Bezeichnung geben, kommt oft etwas Komisches dabei heraus. Doch dieses Geschäft machte seinem märchenhaften Namen alle Ehre. Als ich es betrat, kam ich an zehn Meter hohen, von Efeu umrankten und mit Weihnachtslichtern geschmückten pseudogriechischen Säulen vorbei. Dahinter befand sich ein schummrig beleuchteter Markt mit Phantasieblumen, in dem ich gut und gerne eine ganze Stunde hätte zubringen können. Ich schlenderte von einer holländischen Tulpenfarm mit einer kleinen Windmühle zu einem fröhlichen englischen Cottage-Garten und dann geradewegs in die Toskana, wo Zitronenbäumchen aus Terrakottagefäßen und weiße Rosen aus einer auf alt gemachten Amphore wuchsen.

Die Kayama-Schule bestellte die Blumen von denselben Lieferanten wie My Magic Forest, aber die Ware, die ich in der Schule gesehen hatte, war weit weniger üppig gewesen als die hier im Laden. Ich beugte mich über die mit Grünspan bedeckte Amphore für 500 Dollar und atmete den Duft der prächtigen Rosen ein, das Stück zu 15 Dollar. Hier fand die japanische Philosophie des »Weniger ist mehr« ganz eindeutig keine Anwendung.

»Rei-chan! Ist es nicht wunderschön hier?« Meine Tante war von hinten zu mir getreten. Sie hatte einen Einkaufskorb in der Hand, in dem sich bereits ein Keramikübertopf mit lebhaftem portugiesischem Muster sowie eine gußeiserne Ikebana-Schere mit großen runden Griffen befanden.

»Ja, wunderschön.« Allerdings zuckte ich beim Anblick des Preisschilds ein wenig zusammen. Beim gegenwärtigen Umrechnungskurs von 145 Yen für einen US-Dollar kostete die Schere ungefähr siebzig Dollar. »Willst du wirklich so teure Geschenke kaufen? Es gibt auch einige Sonderangebote. Zum Beispiel die Iris hier drüben.«

»Die Lehrer bekommen alle Blumen, die sie brauchen, von der Schule gestellt. Hochwertiges Handwerkszeug ist deshalb ein besseres Geschenk. Erinnerst du dich nicht mehr, daß Sakura nach einer Schere gefragt hat? Es wäre eine besondere Aufmerksamkeit, ihr eine neue zu schenken. Und Mrs. Koda hat einen kleinen Fenstergarten in ihrer Wohnung, also würde sie sich über einen hübschen Übertopf sicher freuen.«

»Na schön. Dann schulde ich dir fünftausend Yen für die Schere. Und was macht der Übertopf?« fragte ich pflichtschuldig.

»Du schuldest mir überhaupt nichts, auch wenn ich sagen werde, daß die Geschenke von uns beiden sind, neh? Schließlich bin ich für die ganze Aufregung verantwortlich. Außerdem habe ich eine Kundenkarte von My Magic Forest. Wenn ich die beiden Geschenke damit kaufe, bekomme ich schneller meine Treueprämie im Wert von zehntausend Yen.«

Als Tante Norie schließlich bezahlte, hatte das Wetter draußen umgeschlagen. Es regnete, und die Leute drängten sich vor dem Eingang. Solche Menschenaufläufe sind in Roppongi nichts Ungewöhnliches, besonders nicht vor dem Plattenladen, wenn eine neue CD von Namie Amuro herauskommt. Doch diesmal standen mehrere Dutzend jeansbekleidete junge Leute unmittelbar vor My Magic Forest und versperrten den Zugang. Sie trugen Schilder mit Aufschriften in japanischer, englischer und spanischer Sprache. Daß ich Spanisch in der High-School gelernt hatte, war lange her, also dauerte es eine Weile, bis ich die unterschiedlichen Texte übersetzt hatte. schöne blumen töten menschen, stand auf dem einen Schild, und auf den anderen las ich: eine rose, die einen anderen namen trägt, stinkt. stoppt die verwendung von pestiziden.

»Eine Gruppe, die gegen Blumen protestiert«, sagte ich, nachdem ich mir die jungen Leute genauer angesehen hatte. Ungefähr die Hälfte davon waren Japaner; die anderen sahen nach Latinos aus oder verbanden japanische Gesichtszüge mit einem dunklen Teint. Vermutlich stammten letztere von Japanern ab, die um die Jahrhundertwende nach Lateinamerika ausgewandert waren. Die Nachfahren kehrten oft zum Arbeiten nach Japan zurück, weil dort die Löhne sogar für schlechte Jobs in Restaurants und im Baugewerbe höher waren als in ihrem Heimatland.

»Auf den japanischen Schildern steht ›Blüten bringen Sturm‹ und ähnlicher Unsinn. Komm, sehen wir uns nach einem Taxi um.« Trotz ihrer geringen Körpergröße warf sich Tante Norie, die linke Schulter mit der Schultasche voraus, in die Menschenmenge.

»Wer Blumen aus Kolumbien kauft, unterstützt eine Industrie, die ihre Arbeiter tötet. Madam, Sie wollen doch sicher nicht zur Mörderin werden, oder?« fragte eine junge Frau meine Tante.

»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.« Tante Norie bedachte die Frau mit einem freundlichen Lächeln, wie man es Vorschulkindern schenkt, die den Zugang zur Rolltreppe versperren.

»Die Japaner wollen unbedingt frische und qualitativ hochwertige Blumen aus dem Ausland. Für Sie besprühen die Blumenzüchter in Kolumbien ihre Blumen mit zehn verschiedenen Pestiziden. Dann schneiden Arbeiterinnen die Blumen und werden krank davon. Ihre Kinder kommen mißgebildet zur Welt. Mindestens achtundzwanzig Menschen sind bereits an den Folgen einer Pestizidvergiftung gestorben!«

Tante Norie wirkte betroffen. Wahrscheinlich dachte sie an die zahlreichen importierten Blumen, die sie allwöchentlich fürs Ikebana brauchte. Mit stockender Stimme fragte sie: »Um welche Blumen handelt es sich dabei?«

»Hauptsächlich werden Rosen und Nelken aus Kolumbien importiert, aber es gibt auch andere Blumen. Wenn Sie uns helfen, den Laden zu boykottieren, zwingt das die Blumenzüchter dazu, ihre Methoden zu ändern.«

chestoppt das blumenmorden