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Deutsche Erstausgabe (ePub) November 2017

 

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Teodora Kostova

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Snowed In«

 

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-667-7

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

Teodora Kostova

 

Eine Hütte für zwei

 

Aus dem Englischen von Vanessa Tockner


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

Klappentext:

 

Seit Ewigkeiten ist Nate in Quinn, den besten Freund seines Bruders, verliebt. Als er endlich die Gelegenheit bekommt, Quinn seine Gefühle zu gestehen, wird ihm auf höchst unerwartete Weise das Herz gebrochen. Quinn ist jedoch fest entschlossen, ihn zurückzugewinnen. Es gleicht beinahe einem Weihnachtswunder, als sie inmitten eines schweren Schneesturms gemeinsam in einer Hütte im Wald eingeschneit werden …

 


 

 

 

 

 

Für Julie, Marte, Marco und Nathan.

Ohne eure Ermutigung, unanständigen Vorschläge und

stetige Unterstützung hätte ich dieses Buch nie geschrieben.

Ich liebe euch, Leute! xx

 

 


 

 

 

 

 

Besonderen Dank an Jay Aheer, dessen wunderschönes Cover diese Geschichte inspiriert hat, Janie Beaton, die meine persönliche Cheerleaderin und eine wunderbare Freundin ist, Kameron Mitchell, der immer für mich da ist, egal auf welche dummen Ideen ich komme, und Vicki Potter, die immer gerne hilft, selbst so kurzfristig. Danke! xx


 

TEIL I

 

Kapitel 1

 

 

Nate spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, wobei einiges davon auf den Fliesen hinter dem Waschbecken landete. Er hob den Kopf und starrte sein Spiegelbild an. Seine blasse Haut war von der heißen Dusche gerötet und Wassertropfen rollten immer noch seine Brust hinab. Seine Wangen waren rosig von dem kalten Wasser, mit dem er sie gerade konfrontiert hatte, und seine grünen Augen starrten ihn hell und funkelnd an. Nate lächelte, während er sich mit einer Hand durch die dunklen Haare kämmte und sie nach hinten strich. So würden sie höchstens ein paar Minuten lang bleiben, bevor sie wieder in alle Richtungen abstanden und sich um sein Gesicht ringelten. Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, sie zähmen zu wollen – genau genommen, seit Quinn gesagt hatte, dass sie ihm gefielen, und mit den Fingern hindurchgefahren war, so oft er konnte.

Was nicht so oft gewesen war, wie Nate sich gewünscht hätte. Er hatte Quinn ein Jahr lang nicht gesehen. Sie hatten ein paar Mal telefoniert und gechattet, aber das war nicht dasselbe wie ihn in greifbarer Nähe zu haben. Und Nate wollte Quinn jetzt wirklich gerne berühren. Einfach die Arme um ihn legen, sich an diesen starken, warmen Körper schmiegen und fühlen, wie sein Herz wieder an den richtigen Platz rutschte.

Seit Quinn vor drei Jahren nach Chicago auf das College gegangen war, war Nate rastlos gewesen. Er wusste, dass er kein Recht hatte, so zu fühlen – Quinn war nicht sein Partner. Er hatte Nate nichts versprochen. Er war der beste Freund seines Bruders und ein fester Bestandteil in ihrem Leben gewesen, seit Nate sich erinnern konnte. Als sie Kinder gewesen waren, hatte er so viel Zeit in ihrem Haus verbracht, dass Nates Mutter immer scherzhaft behauptet hatte, drei Kinder zu haben, obwohl sie nur zwei davon selbst geboren hatte.

Nate seufzte und schüttelte den Kopf, um die Flut an Erinnerungen loszuwerden. Sie waren keine Kinder mehr. Quinn war ausgerechnet nach Chicago gezogen und hatte wahrscheinlich nicht vor, je dauerhaft nach Denver zurückzukommen, und Brandon hatte bereits die Uni abgeschlossen, obwohl er nur wenige Jahre älter war als Nate. Er hatte ihre Eltern stolz gemacht, als er den Bachelor in Architektur bekommen hatte und in die Fußstapfen ihres Vaters getreten war. Brandon hatte alles – das klassische gute Aussehen, die Schulromanze mit seiner wunderschönen Freundin, die Intelligenz, Entschlossenheit und den Ehrgeiz, um alles zu erreichen, wovon er je geträumt hatte. Außerdem war er der beste Bruder, den Nate sich wünschen konnte. Niemand außer Brandon, der die Geduld eines Heiligen besaß, wurde mit Nates Launen fertig.

Und Nate... Nate hatte sich ziellos treiben lassen, seit er vor zwei Jahren die Highschool abgeschlossen hatte. Er lebte immer noch bei seinen Eltern und hatte einen angenehmen Job in einem Buchladen ein paar Blocks entfernt gefunden. Sein morgendlicher Weg zur Arbeit bestand aus einer kurzen Fahrt mit dem Fahrrad und die Bezahlung war nicht schlecht. Da er keine Miete oder Rechnungen zahlte – seine Eltern wollten davon nichts hören –, hatte er etwas Geld ansparen können, obwohl er keinen Schimmer hatte wofür. Seine Mom und sein Dad ermutigten ihn, sich für Stipendien an angesehenen Universitäten mit guten Kunstprogrammen zu bewerben. Sie glaubten an ihn und sein Talent, obwohl Nate selbst alles ziemlich sinnlos fand.

Ja, er konnte hübsche Bilder zeichnen, na und? Ein- oder zweimal hatte er darüber nachgedacht, eine Uni in Chicago zu finden, nur um Quinn nahe zu sein, aber das wäre selbst für seinen liebeskranken Verstand zu verzweifelt gewesen.

Allerdings gab es da diese Sache... diese eine Sache, die er wirklich gerne ausprobieren wollte.

Animation. Seit Quinn ihm gezeigt hatte, wie er ein paar seiner Zeichnungen in einen kurzen Animationsfilm verwandeln konnte, war Nate fasziniert davon gewesen. Quinn war ein kreatives Genie, was Computer betraf, und Nate bezweifelte, dass er je an sein Wissen und seine Fähigkeiten heranreichen würde.

Aber zu sehen, wie die zwei Charaktere, die er entworfen hatte – Aiden und Sam, die Nate und Quinn verdächtig ähnlich sahen, auch wenn er versuchte das abzustreiten –, zum Leben erwachten, hatte ihn inspiriert weiter zu zeichnen, bis er eine mehr oder weniger abgeschlossene Geschichte hatte. Es war ein albernes Projekt, aber es machte Spaß, etwas zusammen zu machen, nur zu zweit, vor allem wenn Quinn mit dem Laptop auf den Knien in seinem Bett lag, während sie an dem fünfminütigen Film arbeiteten, kicherten und scherzten, bis Nate dicht an Quinn gekuschelt einschlief.

Nate schauderte und bemerkte, dass er schon viel zu lange tagträumte. Seine Haut war noch feucht, aber das Wasser, das aus seinen Haaren tropfte, war inzwischen kalt, der warme Dampf von der Dusche verdunstet und das Badezimmer hatte sich abgekühlt. Nate wickelte sich ein Handtuch um die Hüften, griff nach der Klinke und öffnete die Tür, um in sein Schlafzimmer einzutreten.

»Endlich«, erklang eine weibliche Stimme vom Bett aus. Nate zuckte zusammen und wirbelte so schnell herum, dass er sich den Zeh am Türstock anstieß.

»Fuck, Faith!«, rief er und stolperte zum Bettrand, während er sich den Zeh hielt. »Was zum Teufel machst du hier?«

Die Freundin seines Bruders lächelte ihn fröhlich an, völlig unbeeindruckt von seinem Ausbruch. Sie strich sich eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr und blätterte in ihrer Zeitschrift um. »Ich hab auf dich gewartet.«

»In meinem Schlafzimmer? Während ich dusche?«

»Ach, entspann dich. Ich bin nicht hier, weil ich hoffe, einen Blick auf deinen Schwanz zu erhaschen«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Ich bin sicher, er ist hübsch und alles, aber ich habe schon Brandons zum Spielen und viel besser kann es nicht mehr werden.«

Nate starrte sie an, als sie ihm zuzwinkerte. Bestimmt war es gerade diese Kombination aus der Schönheit eines Models und einem unanständigen Mundwerk, die seinen Bruder an Faith anzog, aber er war wirklich nicht begeistert.

»Können wir vielleicht nicht über meinen Schwanz reden?« Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Nate fuhr mit lauterer Stimme fort: »Oder den Schwanz meines Bruders

»Du kennst mich zu gut, Nathan Graves«, sagte sie mit einem gezierten Lächeln. »Worüber willst du dann reden?«

»Worüber willst du reden, Faith? Du bist diejenige, die sich wie ein gruseliger Stalker in mein Schlafzimmer geschlichen hat. Es ist offensichtlich, dass du etwas zu sagen hast.«

Nate ließ seinen Fuß los. Sein Zeh pochte immer noch schmerzhaft, aber wenigstens sah er keine Sterne mehr.

»Wie wäre es mit deinem Lieblingsthema?«, fragte sie und wackelte mit ihren perfekt geformten Augenbrauen. Nate stand vom Bett auf und ging zum Schrank, um einige Kleidungsstücke herauszunehmen. Es war etwas unangenehm, mit nichts außer einem feuchten Handtuch bekleidet mit Faith zu reden.

»Internet-Schwulenpornos?«

»Nein, du Schwachkopf«, sagte Faith mit einem lauten Seufzer und setzte sich im Bett auf. Die Zeitschrift war vergessen. »Quinton McCarthy.«

»Bitte nenn ihn nicht Quinton«, sagte Nate über die Schulter. Bei dem Namen verzog er das Gesicht. »Er hasst das.«

»Na gut. Quinn«, sagte sie und sprach seinen Namen dabei übertrieben deutlich aus.

»Was ist mit ihm?« Nate nahm ein Paar Boxershorts, eine Jeans und ein T-Shirt und ging wieder ins Badezimmer, um sich anzuziehen.

»Freust du dich nicht, dass du ihn nach all der Zeit wiedersiehst?«, fragte Faith, gerade als Nate die Tür zum Badezimmer schloss.

Fuck, das war mehr als Freude. Er fühlte sich, als könnte er aus der Haut fahren. Und sie wusste das. Brandon plauderte alles aus, was Nate ihm erzählte, daher wusste Faith ganz genau, was er für Quinn empfand.

Anstatt zu antworten, zuckte Nate mit den Schultern, als er angezogen aus dem Badezimmer herauskam. Er versuchte erneut, seine Haare zurückzustreichen, die inzwischen beinahe trocken waren, aber sie fielen ihm einfach wieder ins Gesicht.

»Ich weiß, dass du einen Plan hast«, sagte Faith und hielt seinem Blick stand, als er sie scharf ansah.

»Ich habe keinen...«, begann Nate und klang dabei nicht so selbstsicher wie gehofft. Wie konnte sie das wissen? Er hatte niemandem von seinem Plan erzählt, nicht einmal Brandon.

»Mach dir nicht die Mühe, es abzustreiten, Nathan.« Ihre Miene war ernst, aber ihr Blick wurde weicher, als sie neben sich auf die Tagesdecke klopfte. Nates Schultern sackten nach unten, er legte sich neben sie auf das Bett und schob sich einen Arm über die Augen.

»Woher weißt du das?«

»Ich weiß es, weil ich auch einen Plan hätte, wenn der Mann, nach dem ich mich verzehre, seit ich fünfzehn bin, nach so langer Zeit wieder in die Stadt kommen würde.«

Nate antwortete nicht. Er hoffte, dass er für alle anderen nicht so leicht durchschaubar war.

»Ich weiß es, weil ich dich nicht mehr so aufgeregt gesehen habe, seit er weggezogen ist, und du hast die ganze letzte Woche nur so vor Energie gestrotzt.«

»Ich hasse dich«, murmelte Nate.

»Nein, tust du nicht.« Faith hob sanft seinen Arm von seinem Gesicht und zwang ihn dazu, ihren Blick zu erwidern. »Ich hoffe wirklich, dass du an diesem Wochenende bekommst, was du dir wünschst.«

»Aber?«, hakte Nate nach. Die Art, wie Faith sich auf die Lippe biss und wegsah, verriet ihm, dass es definitiv ein Aber gab.

»Aber... selbst wenn nicht, dieses Wochenende muss zu einem Wendepunkt in deinem Leben werden, Nate. Du kannst so nicht weitermachen.« Ihr Tonfall war ernst, aber nicht grausam. Nates erster Impuls war, sie wegzustoßen, sie anzuschreien, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern sollte. Aber er wusste, dass sie recht hatte, daher sagte er nichts. Er kannte Faith gut genug, um zu wissen, dass sie noch mehr zu sagen hatte. »Du bist zwanzig Jahre alt, Nate. Du lebst immer noch bei deinen Eltern, deine Mom kocht immer noch dein Essen und faltet deine Wäsche für dich. Du arbeitest für etwas über Mindestlohn in einem Buchladen.«

Sie hielt inne, um die Worte wirken zu lassen. Als wüsste Nate das nicht alles schon. Wenn sie ihm die Stimmung verderben und ihn dazu bringen wollte, noch mehr an sich selbst zu zweifeln, dann war sie auf dem richtigen Weg.

»Und das Schlimmste ist, dass du kein Bedürfnis, keinen Ehrgeiz hast, etwas aus deinem Leben zu machen.«

Nate drehte sich weg. Er wollte es nicht mehr hören. Faith packte seine Schulter und zwang ihn, sich wieder zu ihr zu drehen. »Und du hast all dieses Potential, Süßer. Du hast so viel Talent, so viel Leben in dir. Und trotzdem hast du dich in den letzten beiden Jahren nur in Selbstmitleid gesuhlt.«

»Ich suhle mich nicht...«

»Tust du verdammt noch mal doch!«, sagte sie und warf die Hände in die Luft. Sie stand auf, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an. »Das hört an diesem Wochenende auf, klar? Unabhängig von Quinn wirst du deinen Hintern in Bewegung setzen, sobald wir zurückkommen, dich für Colleges bewerben und im September wirst du von hier weggehen und etwas für dich selbst tun.«

»Ich kann es mir nicht leisten, zu studieren«, protestierte Nate schwach.

»Unsinn!« Inzwischen funkelten Faiths blaue Augen zornig – das lässige Mädchen, das er vor einer halben Stunde in seinem Schlafzimmer gefunden hatte, war verschwunden. »Wie viel hast du auf deinem Bankkonto, Nate?«, fragte sie triumphierend.

»Was, bist du jetzt eine Hackerin? Oder hast du in meinen Kontoauszügen herumgeschnüffelt?« Nate stand auf und baute sich breitbeinig neben dem Bett direkt vor Faith auf. Langsam wurde auch er wütend.

»Nein, ich habe dein Konto nicht gehackt. Aber ich habe diese Sache, die sich logisches Denken nennt. Du zahlst keine Miete oder Rechnungen, du besitzt kein Auto und du gibst nicht viel für Kleidung oder überhaupt irgendetwas aus. Was bedeutet, dass du wahrscheinlich achtzig Prozent deines monatlichen Gehalts sparst.«

Nate starrte sie an. Wie viel Zeit hatte sie damit verbracht, über ihn und sein Leben nachzudenken? Oder seine Ausgaben zu kalkulieren? Wie konnte sie es wagen, sich so einzumischen, obwohl nicht einmal seine Familie je etwas dazu gesagt hatte?

»Ich denke, ich habe genug gehört.« Nate starrte Faith finster an, so kurz war er davor, die Beherrschung zu verlieren. »Du solltest gehen.«

»Nein. Ich bin nicht fertig«, sagte Faith und starrte zurück.

»Hat Brandon dich dazu angestiftet?«, fragte Nate, obwohl er nicht wirklich glaubte, dass sein Bruder seine Freundin auf ihn hetzen würde, anstatt sich wie ein echter Mann selbst darum zu kümmern.

»Nein. Und er wird wahrscheinlich sauer, weil ich all das gesagt habe, aber das ist mir egal.« Faith ging um das Bett herum und blieb direkt vor Nate stehen, wobei er ihre schmale Gestalt mit seinen ein Meter fünfundachtzig weit überragte. Das schien sie jedoch überhaupt nicht einzuschüchtern, als sie den Kopf hob, um ihn anzustarren. »Deine Familie liebt dich, Nate. Und ich auch. Wir alle wollen dich glücklich sehen. Der Unterschied ist, dass es mich nicht kümmert, wenn ich auf halbem Weg deine Gefühle verletze, solange du dich nur aufraffst und irgendetwas tust

Nates Kampfgeist verließ ihn in einem Augenblick. Er wusste, dass alles stimmte, was sie sagte. Aber er schaffte es nicht, etwas daran zu ändern.

Unabhängig von Quinn...

Faiths Worte hallten in seinem Kopf nach und er musste das Verlangen unterdrücken, die Hände auf die Ohren zu pressen und das Echo zu ersticken.

Faith legte eine Hand auf seinen Unterarm und zog ihn mit sich auf das Bett. »Weißt du, wie viel Glück du hast?« Nate schüttelte den Kopf. »Du hast das Talent, die Mittel und das Köpfchen, um unter den angesehensten Universitäten des Landes wählen zu können.«

Und wenn schon.

Was bedeutete das schon, wenn der Mensch, mit dem er sein Leben teilen wollte, auf der anderen Seite des Kontinents war und sein Leben mit jemand anderem verbrachte? Nate verkrampfte sich bei dem Gedanken daran, dass Quinn mit jemandem, irgendjemandem zusammensein könnte, der nicht Nate war.

»Du hast eine Familie, die dich liebt und jede deiner Entscheidungen unterstützen würde«, sprach Faith weiter, wobei sie Nates Unbehagen entweder nicht bemerkte oder bewusst ignorierte. »Weißt du, wie selten das ist? Ist dir bewusst, dass es dort draußen Leute gibt, die dafür töten würden? Die ihr ganzes Leben lang gegen alles und jeden ankämpfen mussten und trotzdem etwas aus sich gemacht haben?«

»Danke, dass du mich wie einen verwöhnten, undankbaren Loser dastehen lässt«, murmelte Nate.

Faith legte ihre Hand an seine Wange. »Du bist nicht undankbar und auch kein Loser. Vielleicht ein bisschen verwöhnt.«

Nate schnaubte. Er spürte, wie Faith sich neben ihm entspannte, was auch die Spannung in seinem eigenen Körper milderte.

»Ich weiß, dass er dein Anker ist«, sagte Faith sanft, woraufhin sich Nates Augen weiteten. »Wir sind uns sehr ähnlich, Nate. Wir sind beide hitzköpfig, ein bisschen leichtsinnig und sehr stur. Auch Quinn und Brandon sind sich sehr ähnlich. Sie sind die unnachgiebige Mauer, gegen die wir uns werfen, und die beruhigende Gegenwart, die wir brauchen, wenn wir die Kontrolle verlieren.«

Nate fühlte, wie seine Augen kribbelten, als sein Gedächtnis ihm kurze Szenen aus der Vergangenheit zeigte: wie Quinn ihn beruhigte, nachdem Nate aus einem dummen Grund die Beherrschung verloren hatte; wie sie gemeinsam so viel lachten, dass ihnen der Bauch wehtat; wie Quinn unbewusst mit den Fingern durch Nates Haare strich, während sie auf dem Sofa einen Film ansahen.

»Ich weiß, dass du ihn liebst, aber tu dir das nicht länger an, Nate.« Faiths Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. »Du bist nicht mehr fünfzehn und Quinn ist nicht der Football-Captain, nach dem du dich verzehrst. Wir sind alle erwachsen. Rede mit ihm.«

»Das habe ich vor«, sagte Nate und schluckte schwer. »Das ist mein großer Plan.« Er lächelte und versuchte, die Stimmung zu heben. »Dieses Wochenende werde ich ihn verführen und ihm sagen, was ich empfinde, und dann werden wir gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten.«

»Mach das.« Faith lächelte zurück.

Nate umarmte sie. Trotz der strengen Worte hatte sie nur die Wahrheit ausgesprochen, und er wusste, dass sie ihr Versprechen einlösen würde, seinen Hintern mit einem Tritt in Bewegung zu setzen.

Unabhängig von Quinn...

Vielleicht war es genau das, was er brauchte.