Douglass, Sara Die Göttin des Sternentanzes

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Übersetzung aus dem Englischen von Marcel Bieger

 

ISBN 978-3-492-98408-9

© Sara Douglass 1996

Die australische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Starman. Book Three of The Axis Trilogy«, bei HarperCollins Publishers, Sydney 1996

Der vorliegende Roman ist der 2. Teil von »Starman. Book Three«

© deutschsprachige Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 2004, 2018

Covergestaltung- und motiv: Tanja Winkler

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Auch diesen Band des Zyklus Unter dem Weltenbaum widme ich Lynn, Tim und Frances. Ein Lächeln und ein Gruß seien dabei Johann Pachelbel zugedacht, dessen sehnsuchtsvoller Kanon in D-Dur mich beim Schreiben begleitete.

 

Dieser Roman ist der Angelpunkt, und er soll an Elinor erinnern, die zu einer Zeit starb, als sie und ich noch viel zu jung waren.

 

Courage my Soul, now learn to wield

The weight of thine immortal Shield.

Close on thy Head thy Helmet bright.

Ballance thy Sword against the Fight.

See where an Army, strong as fair,

With silken Banners spreads the air.

Now, if thou bee'st that thing Divine,

In this day's Combat let it shine:

And shew that Nature wants an Art

To conquer one resolved Heart.

Andrew Marvell,

A Dialogue Between The Resolved Soul,

and Created Pleasure

WAS BISHER GESCHAH

In einem fernen Land lebten einst vier Völker friedlich nebeneinander – bis sich die Menschen zu alleinigen Herren der Welt aufschwangen und die drei nichtmenschlichen Rassen nahezu ausrotteten.

 

Eine uralte Weissagung besagt jedoch, daß ein Sternenmann als Erlöser erscheinen wird und die entzweiten Völker wieder vereint. Axis, königlicher Bastard und Anführer der legendären Axtschwinger, ist dieser Ausersehene. Schrittweise erkennt er seine wahre Bestimmung und nimmt die schwere Bürde der Vorsehung auf seine Schultern.

 

In tiefer Feindseligkeit stehen sich Axis und sein Halbbruder Bornheld gegenüber; zu unterschiedlich sind sie, der eine nach einer gerechteren Weltordnung strebend, der andere, ein Thronräuber und Mörder, von blanker Machtgier getrieben. Doch nicht nur das: Bornhelds Gemahlin Faraday und Axis wären ein Paar geworden, hätte das Schicksal sie nicht zu höheren Aufgaben bestimmt. Aschure, eine geheimnisvolle Bogenschützin, wird schließlich die Geliebte des Axtherrn und gebiert ihm den ersten Sohn. Faraday erfährt von der geheimen Verbindung und zieht sich großmütig zurück.

 

Einmal noch kommen Axis und Bornheld zusammen, als es gilt, den Zerstörer der Prophezeiung niederzuringen. Doch Bornheld befürchtet, seine Macht könnte schwinden und Axis über ihn triumphieren. Und so läßt er Dörfer dem Erdboden gleichmachen und die Bauern gnadenlos niedermetzeln, wenn sie sich als Anhänger des Sternenmannes bekennen.

 

Verrat und Treuebruch aus den eigenen Reihen treiben Axis in die eisige Umklammerung Gorgraels des Zerstörers. Wer überlebt, den erwarten die mörderischen Fänge mystischer Greifen. Verzweifelt setzt der Axtherr als letztes Mittel seine magische Kraft ein. Wird es ihm gelingen, die Seinen zu retten?

 

Auf dem Tempelberg indessen erlebt Aschure, Axis' schöne Gespielin, die Einführung in die Mysterien des Sternentempels und erfährt endlich das Geheimnis ihrer Herkunft. In einer rauschhaften Zeremonie fühlt sie sich davongetragen vom magischen Spiel der Farben und Klänge. Wird sie Wolfstern dem Verworfenen folgen, der sie mit Versprechungen lockt, oder in Treue zu Axis halten?

 

Schließlich erfährt auch Faraday, die große Liebende, ihre wahre Bestimmung. Nur mit ihrer Unterstützung kann der Sternenmann seine Männer heimführen. Wird sie den Leidenschaften endgültig entsagen und dem Ruf des Schicksals folgen?

DIE PROPHEZEIUNG DES ZERSTÖRERS

Es werden erblicken das Licht der Welt

Zwei Knaben, blutsverbunden.

Der eine, im Zeichen von Flügel und Horn,

Wird hassen den Sternenmann.

Im Norden erhebt der Zerstörer sich,

Treibt südwärts die Geisterschar.

Ohnmächtig liegen Mensch und Flur

In Gorgraels eisigem Griff.

Um der Bedrohung zu widersteh'n,

Löst das Lügengespinst um den Sternenmann,

Erweckt Tencendor und laßt endlich ab

Von dem alten, unseligen Krieg.

Denn wenn es Pflug, Flügel und Horn nicht gelingt,

Die Brücke zum Verstehen zu finden,

Wird Gorgrael, folgend seinem Ruf,

Zerstörung über euch bringen.

 

Sternenmann, hör mir gut zu!

Deine Macht wird dich töten,

Solltest du sie im Kampf einsetzen,

Eh' sich erfüllt, was geweissagt ist:

Die Wächter werden auf Erden wandeln,

Bis Macht ihre Herzen verdirbt.

Abwenden wird sich ein Mädchen voll Gram

Und entdecken die Alten Künste.

Ein Weib wird selig umfangen des Nachts

Den Mann, der den Gatten erschlug.

Uralte Seelen, längst schlummernd im Grab,

Im Land der Sterblichen werden sie singen.

Die erweckten Toten gehen schwanger

Und werden das Grauen gebären.

Eine dunklere Macht wird sich erweisen

Als Bringer des Heils.

Und strahlende Augen von jenseits des Wassers

Erschaffen das Zepter des Regenbogens.

 

Sternenmann, hör zu, denn ich weiß,

Mit diesem Zepter vermagst du

Gorgrael in die Knie zu zwingen,

Sein Eis zu zerbrechen.

Aber selbst mit der Macht in Händen

Wird dein Weg niemals gefahrlos sein.

Ein Verräter des eigenen Lagers

Wird sich wider dich verschwören.

Verdränge den Schmerz der Liebsten,

Nur so entgehst du dem Tod.

Haß heißt die Waffe des Zerstörers.

Doch hüte dich, es ihm gleichzutun.

Denn Vergebung ist der einzige Weg,

Tencendors Seele zu retten.

1 DER RHYTHMUS DES STERNENTANZES

Prinz Belial saß am Feuer und blickte zum Zelt des Sternenmannes hinüber. Vor zehn Tagen hatten sie diesen Ort erreicht und seitdem vermochte die Armee sich nicht mehr von der Stelle zu rühren. Axis' schlechter gesundheitlicher Zustand ließ eine Fortsetzung des Marsches nicht mehr zu. Außerdem hatte Aschures ikarischer Bote ihnen in ihrem Namen ausgerichtet: »Ich komme. Unternehmt nichts, bis ich bei Euch bin.«

Wo bleibt Ihr, Zauberin? dachte Belial müde. Und was wollt Ihr schon bewirken, auch nachdem Ihr hier eingetroffen seid? Was der Bote sonst noch mitzuteilen hatte, hatte die Stimmung des Leutnants etwas heben können: Aschure habe die Zwillinge zur Welt gebracht, und es gehe ihr gut. Sie wolle unbedingt zu ihrem Gemahl, und wahrscheinlich könne sie ihm helfen.

Hat die Herrin denn mittlerweile gelernt, ihre magischen Kräfte zu gebrauchen? hatte Belial von dem Ikarier erfahren wollen.

Der hatte lange nachdenken müssen. Nun, sie habe sich verändert … Mehr wußte der Vogelmann nicht zu sagen, und damit mußte der Offizier sich zufriedengeben.

Plötzlich flog eine Zeltklappe auf. Der Leutnant zuckte zusammen.

Arne trat heraus. Eingefallene Wangen und eine sorgenzerfurchte Stirn zeichneten sein Gesicht.

»Irgendwelche Veränderungen?« krächzte Belial heiser.

»Nein«, antwortete der Kampfgefährte. »Ich bin nur herausgekommen, um frisches Wasser zu holen.«

Ein Eimer voll geschmolzenen Schnees stand neben dem Feuer. Arne goß etwas davon in den Topf, den er mitgebracht hatte. Der Krieger verlangte seit einiger Zeit immerzu nach Wasser, so daß der Leutnant sich fragte, ob Axis' innere Organe ebenso verbrannt waren wie seine Haut. Und Hunderte von Malen hatte er die Götter angefleht, seinen Freund von seinen Qualen zu erlösen. Laßt ihn doch endlich sterben!

Der Zustand des Sternenmanns hatte sich während des Marsches immer weiter verschlechtert, sein Körper verfiel von Tag zu Tag mehr. Selbst wenn Aschure ihnen nicht durch ihren Boten aufgetragen hätte, auf sie zu warten, hätte Belial über kurz oder lang anhalten lassen müssen, weil sein Freund am Ende seiner Kräfte angelangt war.

Axis hatte selbst angeordnet, daß die Armee sich nach Osten begebe, und darauf bestanden, auf seinem Streitroß Belaguez zu reiten. Doch mittlerweile konnte er sich selbst mit Hilfe von Decken und Seilen nicht mehr im Sattel aufrechthalten. An dem Tag, an dem der Bote sie erreicht hatte, war der General zweimal vom Pferd gerutscht. Die Stricke, die eigentlich zu seiner Sicherheit angebracht waren, wären ihm, als er am Hengst hängend mitgeschleift wurde, beinahe zum Verhängnis geworden.

Seit zehn Tagen lag der Krieger nun eingewickelt in Decken in seinem abgedunkelten Zelt. Manchmal wimmerte und schrie er im Fieberwahn. Arne blieb die meiste Zeit bei ihm, und Belial löste den Getreuen ab, wenn er schlafen mußte.

Der Leutnant saß dann Stunde um Stunde bei Axis, stumm vor Entsetzen über die grausamen Verstümmelungen seines Freundes und machtlos. Er hätte nie für möglich gehalten, einmal hilflos mit ansehen zu müssen, wie sein bester Freund auf solch schreckliche Weise dahinsiechte.

Warum ließen die Götter ihn nicht sterben? Warum nicht?

 

Tiefste, schwärzeste Nacht herrschte. Die dichten Wolken verbargen die silberne Scheibe des Mondes, der hoch oben über den Himmel zog. Im Lager war längst Ruhe eingekehrt. Gelegentlich stampfte ein Pferd. Hier und da unterhielten sich leise die letzten Unentwegten. Wächter lachten miteinander, und irgendwo klirrte Eisen an Eisen.

Dann war es ruhig und Belial konnte kaum noch die Augen offenhalten. Plötzlich schnaubte ein Roß und wieherte. Der Leutnant wollte schon aufspringen, als es wieder still wurde. Draußen setzte leichter Schneefall ein, und der Offizier wickelte sich fester in seinen Umhang. Jetzt das Zelt zu verlassen und sich eine Decke zu besorgen, dazu fühlte er sich viel zu müde.

Im Zelt herrschte ebenfalls Ruhe. Belial hoffte, daß es Axis irgendwie gelungen sein würde, seinem Leiden durch Schlaf oder Ohnmacht zu entfliehen.

Er wurde wieder aus seinem Schlummer geweckt, als etwas Weiches über seine Hand strich.

Der Leutnant schüttelte sie schlaftrunken, aber das Weiche berührte sie weiter, und so öffnete er unwillig die Augen.

Auf seinem Handrücken lag eine Mondwildblume, festgehalten von einer Schneeflocke.

Belial blinzelte, weil er glaubte, noch zu träumen, aber die Blüte verschwand nicht. Verwirrt nahm er sie in die Hand und sog ihren Duft ein. Die Blume besaß einen eigenartigen Duft, und in seinem Kopf drehte sich alles.

Draußen bellte ein Hund, beruhigte sich aber bald wieder.

Einen Moment später richtete sich der Leutnant auf. Sie hielten im Lager keine Hunde. Hatte etwa ein Streuner seinen Weg zu ihnen gefunden, ein bedauernswertes Wesen, das das Eis von Aldeni irgendwie überlebt hatte? Er schaute aus dem Zelt und fragte sich, ob er nachsehen solle … und eine rauhe Zunge leckte über seine Wange.

»Was zum …« entfuhr es ihm, und schon fiel er auf den Rücken, weil der Riesenhund ihn einfach umwarf und ihm dann freudig mit seiner Zunge über das ganze Gesicht fuhr.

Sicarius!

»Bei der Mutter!« rief der Leutnant, und vor Erleichterung kamen ihm die Tränen. »Aschure!«

»Gut geraten«, lachte die junge Frau, und der Offizier sprang auf seine Füße. Die Zauberin stand auf der anderen Seite des Feuers, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und ihre Gesichtszüge wurden weich, als sie ihn betrachtete.

Belial blickte sie gebannt an. Er hatte die junge Frau immer für außerordentlich schön gehalten, doch nun erschien sie ihm noch bezaubernder als je zuvor. Der Offizier erinnerte sich daran, wie sie in Sigholt eingetroffen war und er ihr vom Pferd geholfen hatte. Damals schon hatte er sie als starke Persönlichkeit empfunden. Doch heute ging eine Aura von reiner Macht und Größe von ihr aus.

Ohne sich lange zu besinnen, kam Belial aus dem Zelt, lief um das Feuer herum und nahm sie in die Arme.

Aschure erwiderte seine Umarmung, spürte seinen tiefen Kummer und erinnerte sich, wie es ihr bei früheren Gelegenheiten geholfen hatte, von ihm festgehalten und getröstet zu werden. »Ganz ruhig«, murmelte darum die junge Frau und strich ihm wie einem Kind über das Haar und küßte ihn auf die Wange. »Jetzt bin ich ja hier. Alles kommt wieder in Ordnung.«

»Ach, Aschure«, stammelte er. »Aschure …« Und konnte seinen Tränen keinen Einhalt gebieten.

Lange standen sie so da. Die Zauberergöttin wiegte ihn in den Armen, damit er sich wieder faßte. Bald kamen auch ihr die Tränen, denn wenn der Leutnant schon so furchtbar verzweifelt war, wagte sie sich gar nicht vorzustellen, wie schlimm es um ihren Liebsten stehen mußte.

Schließlich sah sie ihn an. »Berichtet mir alles.«

Und langsam, aber stetig brach alles aus ihm heraus. Aschure hielt ihn die ganze Zeit über fest. Auch wenn ihre Augen und ihre Miene nach außen hin ruhig blieben, spürte er doch am festen Druck ihrer Hände, wie sehr sein Bericht sie entsetzte. Als er alles gesagt hatte, drückte sie ihn wieder an sich, streichelte zart seine Wange und starrte auf einen Lichtschimmer in der Ferne.

»Ich danke Euch, Belial«, flüsterte sie, »für alles, was Ihr für ihn getan habt.«

»Aschure, könnt Ihr ihm helfen, den Tod zu finden? Liebt Ihr ihn genug, um das für ihn zu tun?«

»Ich liebe ihn noch viel mehr. Und ich werde tun, was ich tun muß.«

 

Axis lag reglos in seiner immerwährenden Nacht und wunderte sich darüber, daß der Schmerz ihm ein so stetiger und treuer Gefährte geworden war. Nur so konnte er sich bei klarem Verstand halten: Wenn er sich an den Schmerzen festklammerte, dann zog sich die Verzweiflung so weit zurück, daß sie nur noch als dunkler Schatten am Rand seines Bewußtseins lauerte.

Schmerz und Durst. Letzterer hatte eine unfaßbare Eigenständigkeit entwickelt und legte es darauf an, ihn immerfort zu plagen. Verwehrte ihm den Schlaf, forderte beständig seine Aufmerksamkeit und gierte hemmungslos danach, gestillt zu werden.

Der Krieger drehte den Kopf und wollte gerade Arne bitten, ihm noch einen Schluck Wasser zu reichen, als er hörte, wie die Zeltklappe aufgerissen und dann wieder geschlossen wurde. So schwieg der Sternenmann, denn wahrscheinlich war Belial gekommen, um Arne abzulösen. Der Leutnant war sein bester Freund, und doch bereitete es Axis Unbehagen, ihn bei sich sitzen zu haben. Denn er spürte zu deutlich den Schrecken und das Mitleid des Offiziers, wenn dieser ihn ansah. Und Belial betrachtete ihn immerzu.

Arnes Stimme ertönte und klang überrascht. Dann öffnete und schloß sich die Zeltklappe erneut. Danach trat Stille ein.

Axis hatte all seine Sinne geschärft und lauschte. »Belial?«

Doch als Antwort hörte er nur leise Schritte. So sachte bewegte der Leutnant sich nicht. Also mußte jemand anders gekommen sein. Vielleicht konnte Belial es einfach nicht mehr ertragen, den verkohlten Körper seines Generals anzuschauen, und hatte einen anderen Offizier geschickt, Arne abzulösen. Der Krieger konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Selbst die beste Freundschaft hatte ihre Grenzen.

Ein Streichholz wurde entzündet.

»Nein«, krächzte Axis, »kein Licht.« Er hatte schon vor Tagen verboten, in seiner Gegenwart Lampen anzuzünden; denn er wollte nicht länger das entsetzte Luftholen hören, wenn jemand einen Blick auf seinen entstellten Leib warf. Aber jetzt mußte er doch vernehmen, wie das Glas einer Lampe leise klirrend angehoben und einen Moment später wieder aufgesetzt wurde. Fast glaubte er, die Wärme des Lichts zu spüren, als jemand an sein Lager trat und die Lampe hochhielt. War seine Armee schon so am Ende, daß niemand mehr seinen Befehlen gehorchen wollte?

Der Krieger wollte sich abwenden, aber sein nutzloser Körper war zu gar nichts mehr zu gebrauchen, und so mußte er die lautlose Prüfung in Lähmung über sich ergehen lassen. »Ausmachen!« krächzte er. »Löscht das Licht.«

Dann drang ihm der Geruch eines bestimmten Menschen in die Nase. Warm und duftend. Was von seinen Fingern noch übrig war, zuckte, als fühlten sie die Haut dieser Person unter sich.

»Aschure«, flüsterte er heiser. »Bitte … geht. Geht fort von mir … bitte. Ihr dürft mich nicht so sehen. Bitte …!«

 

Belial vernahm das Krächzen des Kriegers, das immer lauter wurde, und wollte ins Zelt.

Aber da legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Nein, guter Belial, laßt sie allein.«

Der Leutnant drehte sich um. Ein unglaublich schöner Mann stand hinter ihm, dem das dunkle lockige Haar bis auf die Schultern fiel. Er trug nur die leichteste Kleidung, so als befände er sich in der Sommerfrische. »Wer seid Ihr?« fragte der Offizier.

Der Fremde löste seltsamerweise bei ihm weder Furcht noch Unmut aus.

Der Mann nickte in Richtung des Feuers. »Sollen wir uns nicht dorthin zurückziehen? Ich fürchte, uns steht eine lange Nacht bevor.«

»Meinetwegen.« Doch kaum hatten sie sich vor dem Feuer niedergelassen, als Belial den Mann wieder verwundert ansah. »Wer seid Ihr?«

»Mein Name spielt keine Rolle.«

»Seid Ihr denn ein Freund von Axis?«

Der Blick des Fremden wanderte in Richtung Zelt. »Ja, das bin ich. Ein Freund. Sowohl von Axis als auch von Aschure.«

Immer noch sprach sie nicht.

Er hörte, wie sie die Lampe auf einen Hocker neben seinem Lager stellte, und zu seinem großen Entsetzen griff sie nach den Decken und zog sie von ihm.

»Nein!« wollte der Krieger schreien. Doch nur ein Flüstern kam über seine Lippen. Er fing an zu weinen. Seine Arme zuckten vergeblich, als sie versuchen wollten, seinen entstellten Leib zu bedecken. Warum mußte Aschure ihn unbedingt so sehen? Aus welchem Grund? Verdammt, Belial! Warum hatte er nur nach ihr geschickt.

Nun vernahm er das leise Rascheln eines sehr feinen Gewebes, und das Zucken seiner Arme ließ nach. Was trieb die junge Frau da? Und wieso redete sie nicht mit ihm? Warum verlieh sie ihrem Entsetzen keinen Ausdruck? Und ihrem Angewidertsein?

Dann spürte er einen Lufthauch neben sich und das leise Rascheln von zartem Stoffgewebe.

Aschure beugte sich über ihn. »Axis«, sagte sie so leise, daß er es kaum verstehen konnte, aber aus ihrer Stimme klangen weder Schrecken noch Abscheu, sondern nur Liebe. Und noch einmal: »Axis.« Damit legte die junge Frau sich neben ihn und bedeckte ihn mit ihrem warmen, weichen Leib.

Der Krieger glaubte, die Folter kaum noch ertragen zu können, als seine Haut sich überall dort spannte und zerriß, wo die ihre sie berührte. Er bog den Rücken durch und öffnete den Mund zu einem Schrei. Warum? Warum? Dann ließen ihre Bewegungen nach, und sie lag warm und schwer neben ihm. Als hätten sie sich gerade leidenschaftlich geliebt. Ihre Haut peinigte ihn nun nicht mehr, sondern verschaffte ihm Linderung.

Zum ersten Mal seit einer schier endlosen Zeit, spürte er, daß Wärme seinen Körper durchströmte.

Aschure hob ihren Kopf zu seinem und küßte das, was von seiner Wange, seiner Nase und seinem Mund übriggeblieben war.

»Helft mir zu sterben«, flüsterte er. »Bitte …«

 

Eine freundliche Dame, mindestens ebenso schön wie der Fremde, gesellte sich zu ihnen. Ihr hauchdünnes Gewand, das mehr enthüllte als verdeckte, ließ Belial heftig erröten. Sie war jedoch vornehm genug, so zu tun, als würde sie es nicht bemerken, und reichte ihm ihre Hand zum Kuß.

»Mein Gemahl ist also bereits eingetroffen, und ich komme zu spät«, bemerkte sie. »Aber so verhält es sich ja leider immer.«

Sie wandte sich an den Mann. »Sind beide im Zelt?« Der Leutnant bemerkte die Anspannung in ihrer Stimme.

Ihr Gemahl nickte.

Damit lächelte sie wieder Belial an. »Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten. Vielleicht könnten wir uns ja die Zeit mit ein wenig Konversation vertreiben. Wisset, Belial, daß wir Euch kennen.«

Das war merkwürdig genug, denn er hatte sie noch nie gesehen und konnte sie jetzt doch nur anstarren.

Die Schöne lächelte noch mehr, und der Leutnant entdeckte in ihren Augen etwas, war es Macht, war es Wildheit, das ihm schon bei Aschure aufgefallen war. Das verwirrte ihn noch mehr. Wer waren diese beiden?

Der Fremde antwortete ihm, als habe er die Frage laut ausgesprochen: »Wir sind Freunde, Belial, alles andere ist zu dieser Zeit unwichtig.«

Seine Gemahlin legte dem Leutnant eine Hand auf den Arm. »Lieber Freund, was immer sich heute nacht auch ereignen mag, Ihr sollt Euch nicht fürchten. Wollt Ihr das nach Kräften beherzigen?«

Er nickte. »Edle Dame, während der beiden zurückliegenden Jahre habe ich zu viele merkwürdige Dinge gesehen, um mich jetzt noch wie ein Kind vor Schatten zu fürchten.«

»Ihr seid wie ein Fels in der Brandung, Belial.«

 

»Aschure«, flüsterte der Krieger und wich ihren Lippen aus, »was tut Ihr hier?«

Er spürte, wie sie ihn ansah und langsam lächelte – wie konnte sie nur seinen Anblick ertragen?

»Wie kann man seine angetraute Gemahlin nur so etwas Dummes fragen, mein Liebster? Schließlich ist es doch ihr Recht, zu ihrem Mann unter die Decke zu schlüpfen und ihn mit ihren Küssen zu verwöhnen.«

Axis versuchte, den Kopf und schließlich seinen ganzen Körper von ihr wegzudrehen. Aber sein Bett war so schmal und sein Körper so matt, daß er ihrem Drängen nicht entkommen konnte.

»Aschure«, bat er sie wieder, »helft mir zu sterben!«

»Nein.«

»Warum sollte ich in diesem Zustand weiterleben?« krächzte er laut genug, daß sie erschrocken vor ihm zurückfuhr.

»Axis«, begann sie leise und sanft, »ich will Euch stattdessen den Weg zeigen.«

»Zum Tod?«

»Die Torwächterin hat Euch bereits den Zutritt verweigert, mein Liebster. Für immer, haben wir uns bei der Trauung geschworen, und so bleiben wir auf immer zusammen.«

Der Krieger lag reglos da und versuchte nachzudenken, ohne sich von ihrer angenehmen Wärme ablenken zu lassen. Er hatte Aschure gegenüber nie etwas von der Torwächterin erwähnt. »Woher wißt Ihr das?« fragte er vorsichtig nach. Hatte dieser Frau seine Verzweiflung solches Vergnügen bereitet, daß sie in die Oberwelt gereist war, um es dann mit seiner Gemahlin zu teilen? Und die Götter mochten wissen, mit wem noch?

Aschure strich leicht über seinen Kopf und versuchte sich daran zu erinnern, wie weich sich sein Haar angefühlt hatte. »Wir sind uns begegnet, Lieber, draußen auf der Insel des Nebels und der Erinnerung.«

Er schwieg wieder und spürte Verbitterung. Warum war Aschure gekommen? Was konnte sie hier schon ausrichten?

»Der Sternentanz hat Euch das angetan.«

Sie spürte, wie seine Anspannung unter ihren Händen etwas nachließ.

»Ja, meine Liebste, aber es gab keine andere Möglichkeit. Die Greifen … die Greifen … sie verdunkelten den Himmel und raubten mir mit ihren Krallen Mann um Mann aus der Armee.«

»Ruhig, ruhig, Axis, das weiß ich doch längst. Belial hat mir berichtet, was Ihr vollbracht habt.«

»Aschure, ich habe keinen Zugriff mehr zu meinen Zauberfähigkeiten! Ich hätte nie gedacht, daß das Leben so öde und leer sein könnte … Nun bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen.«

»Axis!«

»Liebste, fleht die Götter an, niemals das spüren zu müssen, was mir an jenem Tag zustieß. Die gesamte Macht des Sternentanzes kann so furchtbar sein … so ungeheuerlich …« Seine Stimme erstarb, und sie küßte ihn wieder auf den Mund.

»Ja, die Sternenmacht kann sich in etwas Schreckliches verwandeln. Vor allem, wenn man sie falsch gebraucht.«

Das versetzte ihn in Zorn. »Und was hättet Ihr an meiner Stelle getan? Wie hättet Ihr gehandelt, wenn Ihr meine Männer in solchen Nöten gesehen hättet?«

»Ich hätte wohl mit angesehen, wie meine Soldaten rings um mich herum den Tod fänden, denn es hätte mir an dem Mut gefehlt, das zu tun, was Ihr getan habt. Und nun, mein Liebster«, fuhr sie mit forscher Stimme fort, »wollen wir sehen, ob wir diese Schäden nicht beheben können.«

»Ach ja? Verratet Ihr mir auch, wie Ihr das bewerkstelligen wollt?«

»Indem wir beide zulassen, mein Liebster, daß die gesamte Macht des Sternentanzes uns verschlingt.«

»Nein!«

Aschure mußte ihn mit beiden Armen umfangen, weil er sonst vor Entsetzen aus dem Bett gefallen wäre.

 

»Ah, da seid Ihr ja.«

Belial blinzelte, als die Schöne sich erhob und fünf weitere Fremde am Feuer willkommen hieß. Zwei Frauen und drei Männer traten zu ihnen. Alle sahen unbeschreiblich wunderbar aus, und jeder von ihnen trug dieses Nichts von einem Gewand.

Sie alle küßten ihn auf den Mund, sogar die Männer – welch ungeheure Freiheiten sie sich herausnehmen, dachte er betäubt, als auch der letzte ihn begrüßt hatte –, dann wandten sie sich dem Ehepaar zu und ließen sich endlich am Feuer nieder. Nun erschienen auch die Alaunt aus den Schatten und legten sich neben und hinter die Fremden. Die sieben lächelten, tätschelten die Hunde und nannten leise ihre Namen.

Belial setzte sich ebenfalls wieder hin, und einer der Männer, offenbar jünger als der erste und mit flammendem Haar ausgestattet, legte ihm sacht eine Hand auf den Arm. »Verzeiht uns bitte, lieber Freund, wenn wir Euch hier stören, nur …«

»Wir sind gekommen, um zu bezeugen«, verkündete die Frau, deren Antlitz wie das blühende Leben selbst wirkte, »und wir möchten gern, daß Ihr mit uns Zeuge werdet.«

»Danke«, entgegnete der Leutnant, obwohl ihm nicht klar war, warum er das sagte. »Es wird mir eine Ehre sein, mit Euch zu bezeugen.«

»Nein«, widersprach der erste ruhig, »die Ehre ist ganz auf unserer Seite. Schließlich dürfen wir uns Euch anschließen.«

Und da schrie Axis, und aller Augen richteten sich auf das Zelt.

 

»NEIN!«

»Axis …«

»Nein, Aschure, Ihr wißt nicht, was Ihr da verlangt!«

»Doch«, erwiderte sie, »das weiß ich sehr wohl.«

Er wünschte, er könnte ihr entkommen, ihren Berührungen und vor allem ihrem Vorschlag. »Das würde mich umbringen.«

»Ich dachte, Ihr wolltet sterben«, gab sie schnippisch zurück.

»Nein, das will ich nicht«, flüsterte der Krieger, und in diesem Moment wurde ihm bewußt, daß er wirklich weiterzuleben wünschte. Aschure war zu ihm gekommen, und alles in ihm drängte verzweifelt danach, ihr zu glauben, daß sie ihn heilen könne.

»Seid Ihr Euch da auch ganz sicher?« fragte sie jetzt sanft.

»Ja.«

Aschure atmete tief ein. »Liebt Ihr mich?«

»Ja.« Seine Stimme brach beinahe bei diesem kleinen Wort.

»Dann vertraut mir.«

»Ich liebe Euch … und ich vertraue Euch.«

»Mein Herz«, flüsterte die junge Frau, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und drückte ihn sanft an ihren Busen. Lange lagen sie so da, bis sie spürte, daß sein ganzer Körper ruhiger wurde.

»Spürt Ihr meinen Herzschlag?« fragte Aschure.

Es pochte an seiner Wange. Die Lebenskraft ihres Herzens vermochte selbst seine Schmerzen zu dämpfen, und er glaubte, nie zuvor einen so wunderbaren Rhythmus vernommen zu haben. Der Krieger konnte sich noch weiter fallen lassen. Ihr Herzschlag machte ihn schläfrig.

»Axis?«

»Hm.«

»Lauscht meinem Herzen. Hört seinen Rhythmus.«

»Ja.«

»Vernehmt ihn … hört ihm zu.«

Der Krieger, der sich dem Schlaf so nahe fühlte, glaubte, einen Wandel in ihrem Herzschlag wahrzunehmen. Es pochte … langsamer … ja, ganz recht, sein Takt wurde ruhiger …

… langsamer und ruhiger. Der Sternenmann atmete tief und mühelos ein und sog damit ihre Kraft und ihren Geruch in sich hinein.

»Paßt Euren Herzschlag dem meinen an«, flüsterte sie ihm wie aus großer Höhe zu, und er lächelte in ihre Haut. »Beide müssen im Gleichklang schlagen.«

Axis dachte darüber nach. Eigentlich hörte sich das ja nicht schwierig an, aber er hatte noch nie versucht, seinen Herzschlag zu beeinflussen. War das denn möglich?

Doch da merkte er, daß der Rhythmus sich änderte.

Ihr Herz arbeitete nun so langsam, daß er zwischen zwei Schlägen einatmen konnte.

»Noch langsamer«, flüsterte sie. Der Krieger war mittlerweile so schläfrig, daß er sich gegen nichts mehr wehren konnte. Sein eigenes Herz wurde ebenfalls ruhiger. Er wußte kaum noch, was er tat, und deswegen empfand er auch keinerlei Furcht mehr.

Axis wollte sein Gesicht tiefer zwischen ihren Brüsten vergraben, um so ihrem Herzen noch näher zu sein, und spürte, wie er liebevoll dazu ermutigt wurde.

Und hörte ihr Herz schlagen.

Sein Herzschlag näherte sich ihrem Rhythmus an.

Noch einmal tief eingeatmet …

Er spürte ihn genau, diesen unglaublichen Moment, in dem sich ihre beiden Herzen im Einklang befanden.

»Lauscht«, forderte sie ihn aus unfaßbarer Ferne auf, und der Krieger gehorchte.

»Fühlt Ihr es?«

»Ja«, flüsterte er, obwohl es ihm die größte Mühe bereitete, dieses kleine Wort zu äußern; aber noch schwerer fiel es ihm, ihr zu widerstehen.

Der Widerhall ihrer Herzen, die wie eines schlugen, erschütterte ihn. Axis stöhnte, aber er spürte weder Schmerz noch Angst.

»Vertraut mir.«

»Ja.«

»Ihr hört unsere Herzen im Gleichklang, im Takt mit dem Sternentanz.«

Der Krieger hatte sich bisher nicht vorstellen können, einem anderen Menschen einmal so nahe zu sein. Den Herzschlag des anderen zu teilen … konnte es eine tiefere und wahrere Verständigung geben?

»Teilt den Sternentanz mit mir, Axis.«

Fast hätte er sie nicht gehört, aber als die Bedeutung ihrer Worte langsam in sein Bewußtsein vordrang, hatte er gar keine Möglichkeit, sich zu fürchten; denn ihr Herz war nun so eng mit dem seinen verbunden, daß es sich von dem ihren immer tiefer und weiter führen ließ, bis …

… sie sich mit dem Sternentanz vereinten und ihre Herzen in vollkommener Harmonie mit der Musik der Sterne schlugen.

»Vernehmt Ihr sie, mein Liebster?«

Seine Augen wurden feucht. »Ja.«

»Vertraut mir, Axis. Ergebt Euch dem Sternentanz. Werdet eins mit ihm. Laßt Euch in meinen Armen treiben.«

»Aber ich fürchte mich.«

»Mein Liebster, wenn Ihr eins mit dem Sternentanz werdet, wird er Euch kein Leid zufügen. Nur wenn Ihr versucht, seine Macht falsch einzusetzen, schlägt sie auf Euch selbst zurück.«

»Jauchzt im Sternentanz! Ergebt Euch ihm ganz. Jetzt, Axis.«

Und der Krieger vertraute ihr auch jetzt, ließ sich fallen und vom Sternentanz aufnehmen.

 

Adamons Kopf fuhr hoch, und er tauschte rasch mit seinen Gefährten Blicke aus. »Ja!« flüsterte der oberste Gott.

»Hört Ihr es?«

»Was ist denn?« fragte Belial. Er spürte ein Pochen, konnte aber damit nichts anfangen. Doch dann legte er die flache Hand auf den Boden, und …

… spürte etwas. Als sei es etwas Lebendiges. »Was ist das?«

»Still, Belial!« gebot Xanon ihm. »Nun wird alles gut. Ihr vernehmt den Rhythmus des Lebens selbst. Er pocht durch Eure Hand und durch Euren Körper. Versucht, ihn in Euch zu spüren.«

Silton atmete erleichtert auf. »Sie hat es vollbracht.«

»Ja«, bestätigte Pors, »das hat sie. Er wurde wieder neugeschaffen.«

Belial betrachtete die Personen, die sich in dieser sonderbaren Nacht zu ihm gesellt hatten, der Reihe nach. Alle wirkten gelöst und fröhlich. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie angespannt sie die ganze Zeit dagesessen hatten.

Der Mann, der als erster aus dem Dunkel zu ihm getreten war, ergriff nun die Hand des Leutnants. »Man nennt mich Adamon, und dies hier ist meine Gemahlin Xanon.«

Die Göttin nickte ihm zu, und dann stellten sich auch die anderen vor.

Belial fragte sich, warum die Namen ihm irgendwie bekannt vorkamen. Doch ehe er noch eine Antwort fand, küßte ihn Xanon auf die Wange und erhob sich.

»Wir verlassen Euch nun, mein Lieber. Vielleicht begegnen wir uns irgendwann wieder, vielleicht aber auch nicht.«

Adamon stand bereits hinter ihr und hatte einen Arm um sie gelegt. »Stört die beiden nicht, Belial, ganz gleich, was Ihr zu hören oder zu sehen bekommt. Oder was Euch Euer Gefühl sagt. Wartet, bis sie herauskommen.«

Der Leutnant stand nun ebenfalls auf, und der oberste Gott strich ihm sanft über die Wange. »Wir sind Euch dankbar, Belial, überaus dankbar. Behaltet diese Nacht stets in Erinnerung. Und wenn Ihr eines Tages ein Greis seid und Eure Enkel auf Euren Knien sitzen, müßt Ihr ihnen die Geschichte von den Stunden erzählen, die Ihr zusammen mit den Sternengöttern an einem Lagerfeuer verbracht habt.«

Damit zogen sie sich wieder ins Dunkel zurück. Belial blieben nur noch die Alaunt zur Gesellschaft, und er starrte den Sternengöttern noch lange hinterher.

 

Für Axis war es eine Offenbarung der reinen Freude, und seine Gemahlin teilte sie mit ihm. Sie schwebten durch die Sterne, ließen sich von der Macht des Sternentanzes tragen, und während die Kraft der Sterne durch den Krieger strömte, verstand und erkannte er viele Dinge.

Er begriff jetzt, warum der Sternentanz ihm Schaden zugefügt hatte. In Wahrheit hatte die Macht der Sterne nie beabsichtigt, ihm ein Leid anzutun oder ihn gar zu verkrüppeln – sie hatte sich nur gewehrt, weil Axis sie dazu angewendet hatte, Leben zu vernichten, selbst wenn es sich in diesem Fall um das Leben von solch finsteren Kreaturen wie Greifen handelte.

Und deswegen hatte diese Macht ihm so übel mitgespielt.

Nie hatte es ein Lied des Krieges gegeben. Und wenn man doch einmal ein solches gekannt haben sollte, dann mußte es sich aus einer anderen Kraft gespeist haben, nicht aber aus dem Sternentanz. Ein Lied des Krieges? Nichts weiter als ein Gerücht, ein Ammenmärchen, eine Sage.

Aschure, die an seiner Seite lag, lächelte.

Der Krieger würde sich einer anderen Macht bedienen müssen, um die Skrälinge zu vernichten …

»Axis, mein Liebster«, sprach sie, und er lächelte sie an. »Die Geisterkreaturen werden von einer Macht besiegt werden, aber weder von der Euren noch von der meinen.«

»Von den Bäumen.«

»Ja. Faraday wird das bewirken, im Verein mit der Kraft der Mutter.«

»Die Macht Tencendors setzte sich aus viel mehr Quellen als nur dem Sternentanz zusammen.«

»Gewiß, doch darüber können wir uns später noch ausführlich unterhalten. Jetzt sollt Ihr nur lauschen … genießen … und Euch von der Kraft der Sterne durchströmen lassen …«

Und so schwebten sie weiter, und ihre Herzen waren nicht nur miteinander, sondern auch mit dem Sternentanz eins. Sie gingen ganz in seinem Rhythmus auf.

Irgendwann flüsterte sie ihm ins Ohr: »Sternenmann, ich will Euch ein Geheimnis verraten.«

»Was denn für eins?« lächelte er.

»Ein heiliges Geheimnis.«

Er lachte. »Dann ist es wohl nur für den Sternenmann bestimmt?«

»Ihr seid der Sternentanz …«

Das bin ich? Axis spürte Aschures Liebe und gleichzeitig die des Sternentanzes. »Oh.«

Sie war ihm nahe wie nie zuvor. »Und ich bin der Mond. Alle unsere Tage und Nächte sind so miteinander verbunden, daß sie eins sind. Ihr singt nur für mich, und mein Tanz ist allein zu Eurem Vergnügen komponiert und besteht allein zur Begleitung des Rhythmus Eurer Musik.«

»Oh.« Nichts von alledem kam ihm hier, im Treiben zwischen den Sternen, unglaublich oder sonderbar vor.

»Sternenmann«, sagte sie, und er lachte, denn selbst hier, inmitten der Gestirne, fühlte er die lockenden Berührungen ihrer Hände an seinem Körper. »Wißt Ihr, daß Ihr mir so, wie Ihr früher wart, besser gefallen habt?«

»Damals war ich ja auch noch hübscher.« Doch hier, umgeben von soviel Schönheit und Liebe, scherte es ihn nicht mehr, wie sein verbrannter und angeschlagener Leib nachher im Bett aussehen mochte. Dann erinnerte der Krieger sich seiner Scham, die er empfunden hatte, als Aschure die Decken von seinem Körper zog. »Aber was kann ich tun? Wie kann das wiedererstehen, was zerstört wurde?«

»Ach, Sternenmann!« Ihre Freude hallte wie Silber von den Sternen wider. »Ich erinnere mich noch an Euren Vater Sternenströmer, als er voller Stolz und Liebe dem versammelten Ikariervolk in der Großen Halle im Krallenturm verkündete, daß Ihr als Ungeborenes in Rivkahs Bauch Euch selbst das Lied der Schöpfung gesungen habt. Er fuhr fort, daß sein Samen Euch gezeugt und Rivkahs Mutterleib Euch genährt habe, aber zu dem, was Ihr geworden wärt, hättet Ihr Euch selbst gemacht.«

»Möchtet Ihr mich als weiteren Säugling haben, den Ihr in Euren Armen halten und dem Ihr Wiegenlieder vorsingen könnt?«

»Oh nein«, entgegnete sie, »ich will meinen Gemahl zurückhaben. Und wenn ich ihn dann in meinen Armen halte, werde ich ihm gewiß keine Wiegenlieder ins Ohr flüstern.«

Er lachte, erinnerte sich an das Lied und sang es.

Und als dies geendet hatte, schwebten sie immer noch zwischen den Sternen und vollzogen endlich ihre Ehe, nach so langer Zeit der Widerstände.

 

Ihre Herzen schlugen immer noch im Gleichklang, doch diesmal nicht im Rhythmus des Sternentanzes, sondern im Takt befriedigter Lust. Aschure seufzte, schmiegte sich in seine Arme, genoß das Gefühl seiner Haut an der ihren und freute sich daran, wie sein Atem unter ihren Bewegungen schneller ging. »Haben wir uns wirklich zwischen den Sternen geliebt – oder doch nur hier auf diesem schmalen, lausigen Feldbett? Ich schwöre, ich kann es nicht mehr sagen.«

»Spielt das denn eine Rolle? Aber ich danke Euch von ganzem Herzen, meine Liebste.«

»Oh, eigentlich müßte ich mich bei Euch bedanken«, entgegnete Aschure, »denn nie habe ich mich so gefühlt …«

»Nein.« Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um ihren Redefluß aufzuhalten. »Ich danke Euch vielmehr für nichts geringeres als mein Leben.«

Die junge Frau betrachtete ihn schweigend. Seine Haut sah bleich aus, weil sie noch von keiner Sonne berührt worden war, aber sonst wirkte er wieder ganz so wie damals, als sie ihn in Smyrdon hatte einreiten sehen. »Ohne Euch hätte ich nicht weiterleben mögen.«

Axis strich ihr über das Haar und vergrub seine Finger darin. »Wer seid Ihr?«

»Wie bitte?« lachte sie halb verwirrt und halb erschrocken. »Wie meint Ihr das?«

Er küßte sie sanft. »Was habt Ihr auf der Insel des Nebels und der Erinnerung gelernt, daß es Euch möglich war, mich auf diese Reise zu den Sternen mitzunehmen?«

Die junge Frau schwieg. Erinnerte er sich noch an das, was sie ihm mitteilte, als sie sich eingehüllt im Sternentanz aneinandergeschmiegt hatten?

»Ich entsinne mich an jedes einzelne Wort. Und nun erzählt mir alles.«

Aschure holte tief Luft und berichtete ihm dann von ihrer Begegnung mit den Sternengöttern in der Gruft des Mondes.

Er nahm seine Bestimmung als Gott des Liedes rascher und umfassender an, als sie es getan hatte bei ihrer Erhebung zur Göttin des Mondes. Aber er hatte ja auch viel mehr als sie durchlitten, und die Erfahrungen der letzten Stunden mochten ihn auf eine solche Entwicklung vorbereitet haben.

»Lied und Mond«, sagte der Krieger, sah ihr in die Augen und lächelte sie an. »Kein Wunder, daß wir in jener Beltidennacht gar nicht anders konnten, als einander zu erkennen, mein Herz.«

Seine Hand wanderte an ihrem Leib entlang, und sie erbebte wieder, aber im Moment wollte er nur ihren flachen Bauch streicheln. »Und was ist mit diesen Zwillingen?«

»Mit diesen Zwillingen«, ahmte sie seinen Tonfall nach. »Sie warten in Karlon, Liebster, zusammen mit Caelum …« Aschure schwieg einen Moment, ehe sie hinzufügte: »Sternenströmer hat ihnen Namen gegeben: Drachenstern und Flußstern.«

Seine Hand hielt sofort inne. »Was für machtvolle Namen. Besonders für den Knaben. Haben sie Euch bei der Geburt Ungemach bereitet?«

Sie zögerte und mied seinen Blick – und mehr Antwort benötigte der Krieger nicht. Seine Züge verhärteten sich. »Jeder muß sich für seine Handlungen verantworten, Aschure, und eines Tages wird das auch bei ihnen der Fall sein.«

»Doch jetzt sind sie nur zwei kleine Säuglinge und brauchen gewiß Liebe und Zuwendung.«

Axis lachte trocken und rollte sich von ihr weg. »Das glaubt Ihr doch noch weniger als ich. Leugnet es nicht, ich spüre es. Wir können einander nichts mehr vorspielen.« Seine Züge wurden wieder weicher, und er nahm sie in den Arm. »Und jetzt möchte ich wissen, was Ihr sonst noch erfahren habt.«

Sie erzählte ihm von ihren Erlebnissen auf der Insel. Von der Ersten Priesterin, von dem Brief, den ihre Mutter, Niah vor so langer Zeit geschrieben hatte, von den Wundern des Tempelbergs und daß Sternenströmer das Heiligtum wiedererleuchtet hatte. Und schließlich berichtete Aschure ihm auch von dunkleren Dingen.

»Artor wandelt über diese Welt«, sagte sie leise und spürte, wie er erbebte.

»Bei den Sternen! Was haben wir getan, um jetzt auch noch Ihn ertragen zu müssen?«

Sie lächelte spöttisch: »Wir wandeln über die Erde, und Er tut nichts anderes. Adamon hat mir gesagt, daß Faraday und ich uns Ihm stellen müssen.«

»Nein, Aschure, ich werde Euch …«

»Niemals«, beschied sie ihn und legte ihm, wie er vorher ihr, einen Finger auf den Mund. »Diese Arbeit müssen allein Faraday und ich erledigen.«

Er beherrschte sich zwar, zitterte aber immer noch. »Ihr habt mir noch nicht alles erzählt.«

»Ja, ganz richtig: Gorgrael besitzt noch viel mehr Greifen.«

»Was?« Der Krieger fuhr entsetzt auf und stützte sich dann auf den Ellenbogen ab.

Sie teilte ihm mit, was sie von Wolfstern erfahren hatte.

Nun zitterte Axis am ganzen Leib, und sie erkannte, wie groß seine Enttäuschung sein mußte. Allein der Gedanke, Tencendor von dieser Himmelspest befreit zu haben, hatte ihm die Kraft gegeben, die furchtbaren körperlichen Schmerzen zu ertragen. »Aschure … Aschure … ich kann unmöglich noch einmal … und ganz gewiß nicht gegen eine solch riesige Anzahl … Der Sternentanz hat mich schon einmal … Ich vermag das nicht …«

»Ganz ruhig, Liebster, ich werde mich um die Greifen kümmern. Mit dem Wolfen in der Hand und den Hunden an meiner Seite werde ich sie alle zur Strecke bringen – für Euch, mein Gemahl.«

Er starrte sie mit großen Augen an, schwieg aber und meinte schließlich: »Ihr seid wahrlich gewachsen und gereift, nicht wahr?«

Die junge Frau strich ihm über die Wange: »Wir beide gehören zusammen, und alles, was wir tun, tun wir füreinander. Und ebenso gehört Faraday zu uns. Vereint werden wir den Zerstörer und jeden anderen besiegen, der sich uns in den Weg stellt.«

»Aber am Ende muß ich doch ganz allein Gorgrael gegenübertreten.«

»Ja«, gab sie zu und fügte nach einem Moment noch an: »Adamon sendet Euch eine Botschaft: Ihr müßt in diesem Sommer an der Feuernacht im Erdbaumhain teilnehmen.«

»Bis dahin sind es noch sechs Monate.«

»Was wißt Ihr über die Feuernacht?«

»Nicht viel.« Er schüttelte den Kopf. »Nur daß der Seneschall den Bauern streng verbat, daran teilzunehmen.«

»Die Awaren spielen eine wichtige Rolle bei der Erschaffung des Regenbogenzepters, und das läßt sich nur in der Feuernacht im Erdbaumhain herstellen. In diese Waffe fließen die Macht und die Kraft der uralten Götter ein, die in der ersten Feuernacht vom Himmel stürzten und verbrannten.«

»Aschure«, begann der Krieger, »die dritte Strophe der Prophezeiung warnt mich, daß nur der Schmerz meiner Liebsten mich ausreichend stark abzulenken vermag, damit Gorgrael mich bezwingen kann. Seid bitte auf der Hut, mein Herz. Ich will nicht, daß der Zerstörer Euch zu diesem Zweck in seine Gewalt bringt.«

Sie lachte schallend. »Gorgrael sollte mich in seine Gewalt bringen? Das möchte ich sehen!« Die Heiterkeit verging ihr aber, als sie seine immer noch besorgte Miene bemerkte. »Na ja, wenigstens müssen wir uns jetzt nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, bei wem es sich um den geweissagten Verräter handelt. Denn der hat sich ja inzwischen zu erkennen gegeben.«

»Oh, Ihr sprecht von Timozel.«

Die Erinnerung an den Jüngling ließ ihn für einen Moment nachdenklich werden und schweigen. »Ich habe ihn als Jungen sehr geliebt, aber er veränderte sich auf seinem Weg zum Mann. Ich wünschte, ich wüßte, was ihn letztlich dazu bewogen hat, in Gorgraels Dienste zu treten.«

»Das werden wir wohl nie erfahren, Axis. Freut Euch lieber darüber, daß Ihr nicht mehr hinter jedem Schatten einen Verräter vermuten müßt.«

Er lächelte ein wenig schief: »Damit wollt Ihr wohl sagen, daß ich nicht mehr meine Freunde und Liebsten traktieren muß, weil der Schurke endlich gefunden ist. Ja, Ihr habt recht, die Sorge ist mir genommen; der Verräter ist jetzt offen aufgetreten.« Axis hob ihr Kinn an. »Jetzt muß ich nur noch dafür sorgen, daß Gorgrael Euch nicht in seine Klauen bekommt.«

Sie küßte ihn zart. »Mein Lieber, da wäre noch eine Kleinigkeit, die ich Euch mitteilen muß, und die betrifft Eure Mutter.«

Magariz, Ho'Demi, Arne, Dornfeder und einige andere Offiziere und Befehlshaber fanden sich im Lauf der Nacht bei Belial am Feuer ein und wachten mit ihm bis in den nächsten Tag hinein.

»Und Ihr seid Euch auch wirklich ganz sicher, daß mit Aschure alles in Ordnung war?« fragte der Geschwaderführer zum wiederholten Mal und erntete dafür vom Leutnant einen ärgerlichen Blick.

»Aber was ist mit diesen merkwürdigen Besuchern«, murrte jetzt auch Arne, »die Euch auftrugen, den Krieger und die Herrin unter gar keinen Umständen zu stören? Kann man diesen Fremden überhaupt trauen? Wenn die beiden nun drinnen im Zelt mit irgendeinem für uns unsichtbaren Feind zu ringen haben und verzweifelt auf unsere Hilfe warten?«

»Freund, Eure Einbildungskraft geht mit Euch durch«, beschied ihn Belial, obwohl er diese Möglichkeit auch schon mehrere Male in Gedanken durchgespielt hatte. Nur der seltsame Herzrhythmus, den er immer noch in sich spürte, bewahrte ihn davor, aufzustehen und nachsehen zu wollen.

»Na ja«, meinte Magariz, »wenigstens scheint sich das Wetter zu bessern.«

Über Nacht hatten sich die Wolken etwas verzogen. Die Luft war zwar immer noch kühl, aber die Sonne zeigte sich am Himmel, und zu den Füßen der Männer schmolz der Schnee zu Pfützen. Der Häuptling betrachtete mißmutig seine Stiefel. Sie waren bis zu den Knöcheln durchnäßt, und er sehnte sich nach den trockenen Eisflächen seiner Heimat.

»Ich muß meine ikarischen Kämpfer in spätestens einer Stunde in die Luft schicken«, murrte Dornfeder. »Wenn wir nämlich noch lange in dieser Erdenfeuchte herumhocken, holen wir uns noch die Gefiederfäule.«

»Nein, Geschwaderführer, wartet damit noch etwas. Wenn bis heute abend niemand aus dem Zelt getreten ist, gebe ich den Befehl, morgen das Lager abzubrechen. Dann reiten wir weiter nach Sigholt. Mir wäre Schneefall auch lieber als dieses klamme Tauwetter.«

»Und was wollt Ihr beim Aufbruch mit mir anfangen, Freund?« fragte der Krieger fröhlich und steckte den Kopf zum Zelt heraus. »Mich in diese Planen hier einwickeln und Belaguez über den Rücken legen?«

»Axis!« schrie der Leutnant, und mit ihm erhoben sich alle, als der Sternenmann nun herauskam.

Der Krieger stellte sich vor sie, damit sie ihn ansehen konnten, und grinste dann Belial an: »Ich habe eine Weile auf meinem Feldbett gelegen und bin nun aufgestanden. Jetzt würde ich es begrüßen, wenn Ihr mir verraten würdet, wo Ihr meine Kleider versteckt habt.«

Belial brauchte noch einen Moment, ehe er daran denken konnte, den offenen Mund wieder zu schließen. Aber dann brach er in erleichtertes lautes Gelächter aus, trat zu dem nackten Mann und umarmte ihn.

Wieder flog die Zeltklappe auf, und jetzt erschien Aschure und strich ihren nachtblauen Anzug glatt. »Ich dachte mir, so gefiele er Euch besser als tot«, lächelte die junge Frau, und jetzt schloß der Leutnant auch sie in die Arme.