Cover

Kurzbeschreibung:

Jana Seidel

Gegen den Wind
Gesamtausgabe


Edel Elements

Cover

Kurzbeschreibung:

Als die Wetterforscherin Lisa ihren Job verliert, ist sie geschockt. Schließlich muss sie als alleinerziehende Mutter ihren kleinen Sohn durchbringen. Als Hamburgerin kann sie zwar mit einer steifen Brise umgehen, doch ein schwerwiegender Fehler zwingt sie, ein Angebot ihres Bruders Roman anzunehmen, das man eigentlich besser ablehnen sollte …

Jana Seidel

Gegen den Wind

Windstärke 1




Edel Elements

Erstes Buch: Windstärke 1

Windstärke 1: Ein leiser Zug, Rauch bewegt sich leicht in Windrichtung. Mittlere Windgeschwindigkeit in 10 Meter Höhe: 1–5 km/h.

Beaufortskala

Manche Menschen haben eine Narbe, die zwickt, sobald ein Wetterwechsel ansteht. Ich hingegen habe ein Tattoo auf dem Schulterblatt. Wenn es dort sticht und zwackt, weiß ich, dass ich mich auf eine Temperaturveränderung gefasst machen muss. Ich erzähle niemandem davon. Andere würden es bloß für Einbildung halten und sie darauf schieben, dass ich eine Meteorologin bin, die sich ein Wetterzeichen auf die Schulter tätowiert hat. Wobei die meisten das Bild nicht einmal kapieren. Wer es zu sehen bekommt, lästert gerne über die „missglückte Acht“. Aber wieso hätte ich das Zeichen für Unendlichkeit auf einen vergänglichen Körper gravieren sollen? Das wäre doch absolut unlogisch.

Nein, mein Tattoo zeigt genau das, was es zeigen soll, nämlich zwei Kreise, die aufeinandertreffen. Es ist das Zeichen für trockenen Dunst. Ich habe es mir einen Tag nach dem Abschluss meines Studiums stechen lassen. Nicht nur weil ich es schön fand, sondern auch weil es in meinen Augen zu mir passte: Dunst verliert nie den Bodenkontakt.

An diesem Tag zieht es heftig an meiner geheimen Vorhersagequelle. Fast fühlt es sich an, als würde die Nadel noch einmal über die Konturen gleiten. Das unangenehme Stechen begleitet mich seit dem frühen Morgen, weshalb ich seither immer wieder misstrauisch aus dem Fenster geschaut habe. Doch nicht die kleinste Kumulus-Wolke legte sich über das eisige Himmelsblau eines sonnigen Januartages. Es veränderte sich auch nicht, als mein Chef mir mitgeteilt hat, dass mein Vertrag am Ende der Probezeit nun doch nicht verlängert wird. Das bedeutet, dass ich in vier Wochen arbeitslos bin. Ich habe seinem Murmeln aufmerksam zugehört, aber so ganz glaubte ich ihm nicht, dass eine allgemein schlechte Auftragslage es für das Institut unabdingbar macht, meinen Posten einzusparen. Die Stelle ist schon wieder ausgeschrieben. Das legt den Gedanken doch sehr nahe, dass es etwas Persönliches ist. Und ich wette, meine Fehlzeiten waren der Grund für seine Entscheidung. Hätte ich die Stelle bloß schon im letzten Frühjahr antreten können. Im Winter sind vierjährige Jungen wie mein Sohn Max nun einmal dauernd krank.

Ich schlucke. Ich war so stolz darauf gewesen, in einem Forschungsinstitut zu arbeiten, und das direkt nach meinem Studienabschluss. Mit neunundzwanzig war ich für das Ende eines Studiums nicht gerade jung gewesen, hatte aber immerhin schon seit vier Jahren ein Kind und trotzdem einen Master in der Tasche gehabt.

Aber ob mir das helfen wird, innerhalb von vier Wochen einen neuen Job zu finden?

Meine Google-Recherchen zu dem Thema, die ich ohne allzu schlechtes Gewissen noch in der Arbeitszeit angestellt habe, verrieten mir zwei Dinge: Wer nach so kurzer Zeit arbeitslos wird, steigt direkt ins Hartz-IV-Geschäft ein. Außerdem sind die Jobaussichten für Meteorologen derzeit eher – haha – trüb als heiter.

Trotzdem habe ich es geschafft, nicht direkt auf der Büro-Toilette zu heulen. Die Blöße wollte ich mir echt nicht geben. Das fehlte noch, dass ich zum Objekt eines dieser verbissen geführten Einfühlsamkeitswettbewerbe der wenigen weiblichen Kollegen werde. Auf dem Weg zum Kindergarten habe ich es mir ebenso verkniffen, salzige Pfützen auf den S-Bahn-Polstern zu hinterlassen. Doch nun, auf dem letzten Fußmarsch vom Kindergarten bis nach Hause, merke ich, dass sich so viel Wasser in meinen Tränendrüsen gesammelt hat, dass es vermutlich gleich unkontrolliert hinausschießen wird. Vielleicht kann ich es auf den eisigen Wind schieben.

Ich versuche, mich auf etwas Schönes zu konzentrieren, und schaue deshalb auf die blonden Löckchen im Nacken meines Sohnes, die sich unter seiner Star-Wars-Mütze ringeln. Die Wolle verdeckt die lichte Stelle in seinem Haar. Dort musste ich ihm am Tag zuvor ein Kaugummi rausschneiden. Doch mein Sohn trägt die neue Frisur auch ohne Kopfbedeckung mit Würde – so, wie es sich für einen Maximilian gehört. Den Namen habe ich gewählt, nachdem ich irgendwo gelesen hatte, dass ein Maximilian direkt bei der Einschulung einen Lehrerbonus erhält, während für Marvin und Kevin umgehend Dauerbesuche vom Jugendamt vermerkt werden. Ich wollte ihn schließlich von Anfang an mit den besten Chancen ausstatten. Damit stehe ich wohl nicht alleine da – in seiner Gruppe gibt es insgesamt vier Maximilians und ich nenne ihn ohnehin nur Max, weil mir sein voller Name etwas zu pompös vorkommt.

„Mama, schau mal, wer da ist“, unterbricht er meinen Gedankenfluss, als wir uns unserer Wohnung nähern.

„Nicht der schon wieder“, murmele ich, ohne aufzuschauen.

Ich gehe einfach davon aus, dass er Toby meint. Toby ist sein imaginärer Freund. Und bevor nun jemand etwas sagt: Kinder mit imaginären Freunden sind meistens Einzelkinder und psychisch besonders stabil, sagt Google.

„Kennen wir den?“, fragt Max und zupft heftiger an meinem Arm, der bis zum Ellbogen in meinem überfüllten Rucksack vergraben ist. Meinen steif gefrorenen Fingern gelingt es nicht, in dem Chaos aus Kinderwechselkleidung, Proviant in Form von Keksen und meinen eigenen Utensilien den Haustürschlüssel zu ertasten.

Genervt schaue ich hoch und gebe dann ein peinliches, erschrockenes Quieken von mir. Vor unserer Haustür sitzt auf einem Koffer ein wildfremder Junge mit blauen Lippen. Er sieht genauso erschrocken aus wie ich und ich bin mir fast sicher, dass er mein Quietschen gerade mit einem Bellen beantwortet hat. Aber weil das wohl kaum sein kann, versuche ich, mich zu sammeln und den Jungen ordentlich einzusortieren.

Doch nichts an ihm passt zusammen. Er ist vielleicht zwölf Jahre alt. Sein Haarschnitt ist etwas zu kunstvoll verwuschelt. So, als hätte sich die Stylistin einer Britpop-Band an ihm ausgetobt. Seine Kleidung hingegen könnte sowohl von einer alternativen Gesinnung als auch von echter Armut künden. Allerdings schauen unter der abgewetzten braunen Cordhose mit den Flicken coole, teure Sneakers hervor. Auch der Steppjacke ist nicht anzusehen, ob es sich um Lidl-Polyester oder echte Canada-Goose-Daunen handelt, was ungefähr zwei Nullen Unterschied machen würde. Und dann ist da noch die altmodische Reisetasche aus braunem, antik wirkendem Leder. Vermutlich das Relikt von einer Großtante mit Dutt und Mary-Poppins-Stiefeletten.

„Hallo“, sage ich und überspiele meine Hilflosigkeit mit aufgesetzt fester Stimme. „Können wir etwas für dich tun?“

Der Junge springt so ungelenk auf, dass ich Max in einer Reflexbewegung von ihm wegziehe.

Unserem ungebetenen Gast hängt der Pony jetzt so tief ins Gesicht, dass ich bis auf sein schmales, blasses Kinn kaum etwas erkennen kann. Doch ich sehe, wie sein Mund sich langsam öffnet.

„Yep“, sagt er.

„Okay“, sage ich verdattert. „Du meinst, ich kann etwas für dich tun?“

Der Junge streicht sich das Haar zur Seite und sieht mich fast verzweifelt an. Dann zwinkert er, geht in die Hocke, springt wieder auf und … bellt. Erst zuckt Max zusammen, doch dann fängt er an zu lachen.

„Du willst mich wohl veräppeln?“, fauche ich verärgert. Stünde Max nicht neben mir, hätte ich ein härteres Wort verwandt. Mir ist ein Gedanke gekommen: Gehört er in seinen unmöglich zusammengeklauten Klamotten womöglich zu einer Bande? Vermutlich will er einen dieser Haustür-Abzock-Tricks abziehen, auf den nur naive Großmütter von verschollenen Enkeln reinfallen. Da drücken sie dem vermeintlichen Abkömmling ein paar Scheinchen in die Hand und schon stößt er sie zur Seite und verschafft sich Zugang zur Wohnung und nimmt, was als wertvoll erscheint.

Während ich mich noch in Rage monologisiere, bellt der Junge noch einmal. Empört schaue ich ihn an, bis er seinen Pony zur Seite schiebt, sodass ich den fast verzweifelten Ausdruck in seinem Gesicht erkenne. Und wie ich so in seine blaugrauen Augen schaue, schiebt sich plötzlich ein anderes Gesicht über seines.

„Leon, bist du das?“

Leon ist der Sohn meines Mitbewohners Paul. Ich habe ihn noch nie gesehen, weil er bei seiner Mutter in München lebt, und kenne ihn nur von Fotos. Wenn Paul sich mit ihm treffen möchte, muss er immer in den Süden reisen, weil Tine ihrem Jungen auf keinen Fall den norddeutschen Moloch an der schmutzigen Elbe zumuten möchte, in dem jeder sofort zum Hausbesetzer wird und Drogen vertickt. Ja, das Großstadtelend. In einem biederen Dörfchen wie München bleibt man davon sicher unberührt – vielleicht werden aber auch schlicht alle sofort nach Hamburg ausgewiesen, falls sie in Sexualität, Hautfarbe oder Automarke von der Norm abweichen – also dem „Bullen von Tölz“ nicht im Geringsten ähneln.

Und gerade weil ich die Abneigung von Pauls Ex gegen ihre ehemalige Heimat kenne, hätte ich Leon niemals hier vermutet. Aber der Junge vor mir sieht Paul wirklich ähnlich.

Nun wird er feuerrot und nickt. Der arme Kerl. Ich schäme mich in Grund und Boden. Hätte mir Paul doch mal genauer erklärt, was es mit dem „kleinen Tick“ seines Sohnes auf sich hat. Ich hatte es für die liebevolle väterliche Umschreibung für ein Tourette-Syndrom gehalten, bei dem man die Umgebung beschimpft, ohne es zu wollen. Hätte er mir eine üble Beleidigung an den Kopf geworfen, hätte ich ihn sicher viel freundlicher begrüßt.

„Tut mir leid“, sage ich. „Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst …“ Weil mir nicht einfällt, was ich dann getan hätte, schlage ich schnell eine neue Richtung ein. „Weiß Paul, dass du hier bist?“

Leon schüttelt den Kopf. Er zittert und ich weiß nicht, ob es von der Kälte oder der Anspannung kommt. Dann bellt er wieder und sinkt in die Hocke.

Max lacht und sieht ihn fröhlich an.

„Hallo, Hundi“, sagt er und streckt Leon die flache Hand vor die Nase, als wolle er ihn füttern. Ich merke, dass er einen neuen Spielkameraden wittert und sich darüber freut.

„Max!“, zische ich ihn an, obwohl ich eigentlich wütend auf mich selbst bin. Dann höre ich mich schreien: „Scheiß…nkleister!“ Der Fluch kam schneller als meine bewusste Wahrnehmung. Beinahe überrascht sehe ich, dass meine Einkäufe auf dem Gehweg verteilt liegen. Dafür geht ein erleichtertes Kribbeln durch meinen rechten Arm, da ihn nun die Henkel der überstrapazierten Plastiktüte nicht mehr einschnüren. Sie ist gerissen, weil ich sie viel zu voll gepackt habe. Ich wollte im Supermarkt noch ein letztes Mal alles geben und uns mit Bio-Kiwis (Vitamin C für Max) bis hin zum Filet vom Weiderind (Eisen für mich) eindecken, bevor uns nur noch Äpfel und Kartoffel blieben. Gegen eine Folienverpackung presst sich nacktes rotes Fleisch und direkt daneben sitzt Max, der bei meinem Schrei erschrocken angefangen hat zu weinen.

„Du hast mich erschreckt, Mama“, sagt er vorwurfsvoll. Ein paar herzzerreißende Tränen laufen ihm hinunter. Dabei dachte ich, an diesem Tag würde ich mal die Erste von uns sein, die heult. Leon sieht mittlerweile beinahe ängstlich drein. Sicher glaubt er, er sei in einem Irrenhaus gelandet, das noch mehr Schrecken birgt, als seine Mutter es ihm ausgemalt hatte.

Plötzlich spüre ich einen ganz starken Drang, einfach alles stehen und liegen zu lassen. Nicht umdrehen. In die Wohnung flüchten. Decke über den Kopf ziehen. Dagegen spricht natürlich das Geburtsdatum auf meinem Pass, das behauptet, dass ich hier die Erwachsene sei. Und als Mutter kann ich mich dieser Vorgabe nicht so einfach entziehen. Mir bleibt nur, mich zu bücken – äußerlich ruhig, innerlich bereits kollabiert. Ich sammle die verstreuten Lebensmittel ein und murmle eine Entschuldigung an Max. Im Gegenzug enthebt er mich der Verpflichtung, auch Leon meinen Zustand irgendwie zu erklären. „Mama ist doof“, sagt mein Sohn und wischt sich die Tränen weg.

Das scheint Leon zu genügen. Er zuckt mit den Achseln und wirkt wieder etwas entspannter. So einfach ist das unter Männern. Max braucht mich einfach nur ein bisschen zu beleidigen und schon zieht der Anflug eines Lächelns über das Gesicht von Pauls Sohn. Dass ich nicht mal Minderjährigen auch nur einen Funken Respekt einflöße, macht mich innerlich zur Furie. Mit verkrampftem Grinsen sammele ich noch Joghurt und Kiwis ein. Warum nur hatte ich nicht an meinen ökologisch korrekten Mehrwegbeutel gedacht? Nun hatte ich den viel zu großen Einkauf in eine viel zu kleine Plastiktüte stopfen müssen. Mein schlechtes Gewissen über die miese Klima-Bilanz war so groß, dass ich es nicht gewagt hatte, zwei der bösen Kunststoff-Weltvernichter zu fordern.

„Na kommt, ihr Lieben“, sage ich widerwärtig heiter. „Gehen wir doch erst mal alle rein.“

Die letzten Worte presse ich durch die Zähne, die ich nicht ganz auseinanderbekomme, weil ich mein Kinn als Stabilisator gegen den wackeligen Stapel mit Lebensmitteln in meinen Armen drücken muss. Während ich umständlich einhändig aufschließe, fällt natürlich dennoch alles hinunter. Ich schiebe die Jungs durch die Tür und mache mich wieder ans Einsammeln. Schließlich ist es vollbracht und wir stehen alle drei gemeinsam im Flur.

„Wartet mal kurz, ich muss ganz schnell etwas erledigen, ja?“, säusle ich und habe immer noch diese klebrige Mami-ist-die-Beste-Stimme. Ich lasse die Jungs in ihren dicken Jacken auf dem Flur stehen und flitze in mein Zimmer. Die Tür, die sich hinter mir schließt, macht eines der schönsten Geräusche, die ich an diesem Tag gehört habe. Na, da sind sie ja, die Tränen.

Ich atme langsam ein und aus. Ich atme noch mal langsam ein und aus. Ich atme …

„Miau, miau, ich bin eine Katze.“ Das ist Max Stimme im Flur.

Scheiß auf die Achtsamkeit. Ich boxe mehrmals auf das Kopfkissen ein. Wäre es ein Mordopfer, würde der Fachmann von Übertötung sprechen. Paul, warum hast du mir nicht gesagt, dass dein Sohn in den Herbstferien zu uns kommt? Knuff. Wieso bist du nicht zu Hause, wenn dein minderjähriges Kind hier aufschlägt? Knuff, knuff. Wieso bin ich so verdammt unfähig? Knuff, knuff, knuff.

Schon besser. Womöglich ist alles nur halb so wild. Pauls Handy hat seit zwei Tagen eine Macke. Vermutlich wusste er nicht, dass Leon auftauchen würde, sonst hätte er ganz sicher erwähnt, dass wir zumindest vorübergehend zu fünft in einer Viereinhalbzimmerwohnung leben würden. Zwei der Zimmer bewohnen Paul und seine kleine Tochter Sophie. Ja, seine Tochter heißt Sophie. Vermutlich ist Tine bei der Namenswahl so ähnlich vorgegangen wie ich. Sophies sind zumindest oft in der näheren Umgebung von Maximilians anzutreffen – gemeinsam mit Katharina und Alexander dem Großen. Das dritte Zimmer gehört mir und in dem angrenzenden halben hat Max seine kleine Piratenhöhle.

Die Küche und das Wohnzimmer benutzen wir gemeinsam. Tagsüber spielen hier die Kinder und abends nutzen Paul und ich es immer wieder mal, um Sofa-Binge-Watching zu betreiben. Der Extremsport für Menschen wie Paul und mich, die mit neunundzwanzig beziehungsweise mit dreiunddreißig schon viel zu erschöpft sind, um im dunklen Hof an die Tür eines wahnsinnig geheimen und angesagten Klubs zu klopfen, und außerdem schlafende Kinder hüten müssen. Manchmal ersetzen wir einander aber auch den Babysitter, sodass zumindest einer von uns dann etwas Erwachsenes unternehmen kann, das aber nicht länger als bis um 23 Uhr dauern darf – um 6 Uhr ist die Nacht vorbei.

Klar, dass Paul und ich uns nicht etwa beim Ausgehen kennengelernt haben, sondern im Rahmen der musikalischen Frühsterziehung. Das ist eine dieser Veranstaltungen, die nur dafür da sind, Menschen in Elternzeit von der Straße zu holen und ihren Kindern beizubringen, dass es wehtut, wenn man anderen ein Instrument auf den Kopf haut. Dabei konnten Max und Sophie das besonders gut – mit dem Xylofon sogar in C-Dur.

Zu dem Zeitpunkt war Max ein Jahr alt und ich hatte mich gerade endgültig von seinem Vater getrennt, der nichts mit Kindern am Hut und seinen Sohn deshalb die meiste Zeit ignoriert hatte, was er jetzt immer noch tut. Aber ich bedaure nicht, dass er zu doof war, sich ein Kondom richtig überzustülpen – sonst hätte ich Max nicht.

Sophie war zwei Jahre alt und auch Paul hatte sich gerade ganz frisch von Tine getrennt. Und so waren wir zeitgleich mit viel zu hohen Mieten für viel zu kleine Wohnungen konfrontiert. Weil wir uns gut verstanden, beschlossen wir nach mehreren gemeinsamen Spielplatzsitzungen, uns lieber eine größere Wohnung zu teilen, weil dies erheblich günstiger war. Fortan lebten wir glücklich wie ein altes Ehepaar, inklusive des fehlenden Sex, in einer der weniger angesagten und dafür nicht ganz so teuren Gegenden, in Barmbek. Nicht, dass es nicht phasenweise immer mal wieder geknistert hätte, aber wir sind so vernünftig, solche Momente auszublenden. Alles andere würde bloß unser fortschrittliches, urbanes Familienkonzept gefährden, in dem Einzelkinder fast wie auf dem Dorf aufwachsen dürfen, weil der ganze Wohnblock eine große, glückliche Familie ist. Nur dass längst nicht alle Nachbarn uns wohlgesonnen sind und Sophie ja gar kein Einzelkind ist.

Das habe ich zwischendurch fast vergessen, denn wir sprechen selten über Pauls Sohn. Es zermürbt ihn einfach zu sehr, den Jungen so selten zu sehen.

Wieder funkt mein schlechtes Gewissen, diesmal das eindeutige Kommando, mich um die Jungs zu kümmern, die ich wehrlos zurückgelassen habe. Ich gehe wieder in den Flur und sehe, dass sie bereits die warmen Klamotten abgelegt haben. Max hat seine in den Flur geworfen und Leon hält seine Jacke noch fest in der Hand.

„Leg sie einfach auf die Ablage“, sage ich. Unsere Garderobe über der Ablage ist viel zu klein und deshalb häufen sich die Mäntel darunter.

Ich beschließe, ihnen ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen können. „Wollt ihr vielleicht eine heiße Schokolade?“, frage ich und hoffe, dass Leon noch nicht zu alt für süßen, flüssigen Trost ist. Beide schauen mich irritiert an.

Leon sieht zu Max und der zuckt die Schultern. Am Ende ringen sich beide zu einem Lächeln durch. Na bitte, ich sag’s doch: Ein bisschen Wärme und noch mehr Zucker – mehr braucht es nicht, um Kinder glücklich zu machen.

„Ich gebe auch noch ein bisschen Karamellsirup hinein“, sage ich vor lauter Dankbarkeit über den schwachen Funken der Begeisterung, den ich bei ihnen entfachen konnte.

„Yippie, gib fünf“, ruft Max und hält Leon die Hand zum Einschlagen hin. Ohne einen Mundwinkel zu verziehen, hält Leon ihm eine Hand hin und lässt den hüpfenden Knirps dort hineinhauen.

„Darf ich auch Marshmallows reinmachen?“, fragt Max schnell.

„Nein, Karamellsirup reicht“, sage ich nach kurzem Zögern streng. Er soll schließlich nicht denken, die Gunst der Stunde ausnutzen zu können.

Die Jungs folgen mir in die Küche. Bei einem Blick in die Schränke entweicht mir ein finsterer Fluch – keine sauberen Töpfe da –, mit dem ich meine gerade erworbenen Bonuspunkte gleich wieder verspiele. Ich habe genau gesehen, dass Leon Max einen Vogel gezeigt hat und zu mir deutet. Max kichert. Ach, Kinderherzen sind so treulos, dass es mir verdammt unfair vorkommt, dass wir so viel stärker an ihre gekettet sind als sie an unsere. Bald zieht er aus, ohne zurückzublicken, und ich werde die nervige Frau sein, die ihn einmal pro Woche mit Fragen zu seiner Ausbildung belästigt. Ich seufze sehr schwer, wasche dann aber, ohne noch einmal zu fluchen, einen Topf ab, in dem noch die hartnäckigen Reste der Käsespätzle kleben, die sich Paul gestern Abend gemacht hat. Ich erhitze die Platte und gieße gleich eine ganze Packung Milch in den Topf. Nach und nach bröckele ich Schokolade hinein und sehe zu, wie sie erst zu klebrigen Klumpen wird und dann schmilzt. Noch eine Prise Vanille, eine Messerspitze Zimt und einen Schuss Karamellsirup – das ist das Glück frostiger Tage. Fehlt nur noch eine Kerze. Ich hatte welche mit Tannennadelduft gekauft, in der festen Überzeugung, das würde eine anheimelnde Winterwald-Atmosphäre in unser Heim zaubern. Paul hat sich so sehr darüber lustig gemacht, dass ich nach dem ersten Anzünden unmöglich zugeben konnte, wie künstlich und unerträglich der Geruch war, den das Wachs verströmte. Also zünde ich sie noch immer gelegentlich kurz an, wenn Paul auch in der Nähe ist. Einfach aus Prinzip. „Ich finde, die duftet voll angenehm.“

Max mag sie auch, aber ich glaube einfach nur deshalb, weil er es spannend findet, dass die Kerze noch irgendetwas anderes kann außer brennen.

Weil Paul aber nicht da ist, nehme ich sie ganz vom Tisch und verbanne sie in eine Schublade, damit der Schokoladenduft nicht überdeckt wird. Dann setze ich mich mit den Tassen zu den beiden an unseren kleinen, quadratischen Tisch. Falls Leon länger als nur ein oder zwei Tage bleibt, werden wir wohl einen größeren brauchen und auch noch einen Stuhl mehr, denke ich. Aber darum soll sich Paul kümmern – und mir von Ikea dann auch gleich ein paar duftneutrale Teelichter mitbringen. Wir haben schlechte Erfahrungen damit gemacht, gemeinsam dorthin zu fahren – Frieden herrschte dort bislang nur beim Hotdog danach. Auch das teilen wir mit echten Paaren. Wobei wir auch darüber beim letzten Mal gestritten haben. Er konnte es nicht lassen, darüber zu spotten, dass ich unbedingt den neuen veganen Hotdog probieren wollte. „Ist klar, Lisa. Sollte ich dir nicht vorgestern noch ein halbes Hähnchen vom Grillwagen mitbringen?“

„Umso besser, wenn ich heute mal verzichte“, habe ich trotzig behauptet. Prinzipiell finde ich das nämlich richtig gut – keine Tiere töten, weniger Treibhausgas verursachen, erst mal die hungernden Menschen in der Welt satt machen, statt Schlachtvieh mit Getreide abfüttern – es hapert vorerst nur noch oft an der Umsetzung. Auch weil ich mir nicht sicher bin, ob man Kinder vegan ernähren sollte, ich aber nicht immer zwei Gerichte kochen mag.

Meine Schokoladenmilch hat das Eis gebrochen, zumindest auf einer Seite. Unbefangen quatscht mein Sohn auf den viel älteren Jungen ein und stellt ihm Fragen, die er dann aber selbst beantwortet. Doch ich schreite nicht ein, denn ich habe das Gefühl, dass es Leon so ganz recht ist. Und ich wäre gerade gar nicht in der Lage, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Meine Gedanken kreisen nur um ein Thema: Wie lange kann ich es mir überhaupt noch leisten, an diesem Tisch zu sitzen? Wie soll ich die Miete zahlen? Ich möchte nicht umziehen. Ich würde Sophie und Paul fürchterlich vermissen. Mir würden die Spaziergänge am Eilbekkanal fehlen, der gleich um die Ecke liegt. Ach, mir würde sogar die Budni-Drogerie an der Ecke abgehen. Natürlich ist mir klar, dass unser Konstrukt nicht für die Ewigkeit geschaffen ist. Aber solange es ohne große Komplikationen währte, hat es sich so behaglich angefühlt. Als wäre man Teil einer ganz normalen Familie.

„Ich glaube, dein Vater kommt“, sage ich aufmunternd zu Leon, als ich höre, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Doch Leon lächelt nicht erleichtert, wie ich es erwartet hätte, sondern sieht beinahe schuldbewusst aus. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, vielleicht auch, weil mich die Frage ablenkt, warum man reimen will, wenn man etwas nicht versteht.

„Leon, was machst du denn hier?“, ruft Paul, als er in die Küche schaut. Er sieht verwirrt aus, fängt sich aber schnell und geht mit ausgestreckten Armen auf seinen Sohn zu. Der hält ihm eine schlaffe Hand hin, noch bevor sein Vater ihn umarmen kann. Die Verwirrung kehrt in Pauls Augen zurück. Er lässt die Arme sinken und schaut auf die ausgestreckte Hand. Schließlich ergreift er sie. „Hallo. Wie kommst du hierher?“

„Ich kann auch wieder gehen“, murmelt Leon mit gesenktem Blick und gefolgt von einem kleinen Bellen.

Gerne würde ich Paul zuflüstern, dass hinter der Zurückweisung eines Teenagers eben doch oft die Hoffnung auf mehr Zuwendung steckt und er ihn jetzt erst mal ordentlich willkommen heißen sollte. Doch ich weiß nicht, wie ich ihn warnen könnte, ohne dass Leon es bemerkt. Von allein kommt Paul da niemals drauf. Er ist klug und einfühlsam, keine Frage. Aber wie die meisten Männer ist auch er von komplexen Subtexten und Zwischentönen schnell überfordert.

Statt mich einzumischen, beschließe ich, den dezenten Rückzug anzutreten. Ich stehe auf und versuche dabei, hektische Bewegungen zu vermeiden. Nur mein Kopf wackelt beharrlich in Richtung Tür, weil ich hoffe, dass mein Sohn es sieht und die anderen nicht, und ich mit ihm jetzt ganz schnell verschwinden möchte.

„Was hast du, Mama?“, fragt er mich interessiert und setzt wieder die Tasse an, um mit lautem Schlürfen auch noch den letzten Rest der süßen Flüssigkeit zu erwischen. Auch er ist kein Meister des Subtextes, möchte ich meinen.

Ich setze mich wieder hin und lasse ihn austrinken.

„Was? Wieso?“ Paul fährt sich hektisch durchs Haar, obwohl er sonst die Ruhe selbst ist. „Ich bin nur überrascht, das ist alles. Weiß deine Mutter, dass du hier bist?“

Kurz überlege ich, ob ich ihn nun doch ins Nebenzimmer zerren muss. Kann er ihn nicht einfach zu einem Baseball-Spiel schleifen und ihm eine Riesentüte Popcorn kaufen?

Leider kenne ich romantische Vater-Sohn-Beziehungen nur aus amerikanischen Filmen. Möglicherweise würde Fußball ja auch gehen. Auf jeden Fall gibt es sicher Dinge, die man unternehmen kann, um eine positive Grundstimmung zu erzeugen, bevor man einen Haufen kritischer Fragen stellt. Ich versuche, Paul mit Leons Augen zu sehen, und entdecke kein Anzeichen, dass er sich freut. Besorgt und unruhig sieht er aus. Dabei hatte er sich doch immer gewünscht, dass beide Kinder bei ihm leben. Bloß hatte Tine sich immer einen Sohn gewünscht und die Kinder nach der Trennung nach ihren Vorlieben aufgeteilt, bevor sie mit Leon nach München gezogen ist. Die Tochter war wie mein Sohn ein Unfall und durfte deshalb bei ihrem Vater bleiben, was den Vater freute und die Kleine erstaunlich gut wegsteckte.

Ich habe Tines Entscheidung nie verstanden, wie sie es bloß aushalten kann, so weit entfernt von einem ihrer Kinder zu leben, wo sie es nicht jederzeit in den Arm nehmen kann.

Meiner Meinung nach gab es keinen guten Grund für den Umzug, außer Paul das Leben schwer zu machen. Wenn er nun Leon sehen wollte oder die kleine Sophie ihre Mama zu sehr vermisste, war es nun an Paul, zwischen München und Hamburg hin- und herzupendeln. Es ist ihm in meinen Augen hoch anzurechnen, dass er nie darüber jammert.

Leon senkt den Blick. „Mama hat …“, ein kurzes Bellen, „… mir selbst das Ticket gekauft.“

Paul sieht jetzt nicht mehr ihn, sondern mich an – so, als wolle er abschätzen, wie ich mit dem Bellen klarkomme. Ich verziehe keine Miene, zumal Leon den wortlosen Austausch mit den peinvollen Blicken verfolgt und garantiert wieder missversteht.

Der Junge zieht einen zerknitterten Umschlag aus seiner Tasche und reicht ihn Paul. „Von Mama.“ Er räuspert sich und fährt mit der Tapferkeit eines müden Kriegers fort, der im Angesicht des Untergangs noch einmal allen Kampfgeist zusammennimmt: „Was soll ich mit meiner Tasche machen?“

„Am besten nimmst du Sophies Zimmer“, sagt Paul. „Wenn du rausgehst, ist es die Tür direkt gegenüber. Sophie kann erst mal bei mir schlafen, wenn sie zurückkommt. Sie ist nicht hier, weil sie für ein paar Tage Oma und Opa besucht.“

„Die Glückliche“, murmelt Leon wenig überzeugend.

Ich schaue ihn an, sehe das Zucken in seinem Augenwinkel und pruste laut los. „Genau, richtig großes Glück.“

Überraschenderweise grinst Leon mir zu, was Paul davon abhält, seine Eltern in Schutz zu nehmen. Sonst erstickt er immer jede Kritik an ihnen im Keim.

„Sie sind meine Eltern und haben mir viel ermöglicht. Zum Beispiel meine Existenz“, sagt er dann immer.

Die Hadenbrincks könnten wirklich stolz auf ihren loyalen Sohn sein, aber ich bin mir fast sicher, dass sie auch das anders sehen als ich. Ob sie wohl mit Leon klarkommen? Wie sie wohl reagieren würden, wenn der Junge beim Scrabble-Spielen oder Schweinebraten-Essen plötzlich losbellen würde?

Ich mag die beiden nicht, weil sie bei ihrem ersten Besuch allzu deutlich gemacht haben, was sie von unserem Arrangement halten. „So findest du nie eine Frau, wenn du hier so einer asozialen Alleinerziehenden Unterschlupf gewährst“, sagte seine Mutter.

„Deine Mutter hat recht“, ergänzte sein Vater.

Der Kommentar war nicht für meine Ohren bestimmt. Da er aber zum Familienabschied auf dem Flur – direkt vor der Tür zur Toilette, auf der ich gerade saß – geäußert wurde, erwischten mich die fiesen Worte mit heruntergelassenen Hosen. In dieser Position wäre ich keine überzeugende Verteidigerin meiner Würde gewesen, deswegen war ich sehr dankbar, dass Paul sich darum kümmerte. Ganz ruhig setzte er ihnen auseinander, dass ich keineswegs asozial sei, nur weil ich mir meine Haare knallrot färbe und mit damals siebenundzwanzig schon seit zwei Jahren alleinerziehende Mutter war. Schließlich sei er ja auch alleinerziehend und hätte im Gegensatz zu mir nicht einmal ein Studium abgeschlossen.

„Was, das kann man studieren, was die macht?“ Seine Mutter hatte entgeistert geklungen. Als ich ihr einmal erklärt habe, was ich mache, dachte sie vermutlich, wir Meteorologen wachen morgens auf und plötzlich überkommt uns eine Eingebung wie: Trägt’s Häschen lang ein Sommerkleid, ist der Winter auch noch weit oder Wirft der Maulwurf im Januar, dauert der Winter bis Mai sogar.

„Sicher“, antwortete Paul und der kaum noch verhohlene Ärger in seiner Stimme freute mich.

„Na, ich kann dir auch ohne Studium aus dem Kaffeesatz lesen. Das ist doch alles Quatsch“, sagte seine Mutter.

Kurz herrschte Stille.

„Mama“, sagte Paul immer noch mühsam beherrscht. „Du weißt, dass Lisa Meteorologin und nicht Astrologin ist? Sie sagt das Wetter vorher und nicht die Zukunft.“

Für eine Weile schwieg sie tatsächlich. Dafür sprang ihr Mann ihr bei. „Als ob das etwas Gescheiteres wäre, sind doch alles versponnene Himmelsgucker. Wenn die Sonne ansagen, nehme ich immer einen Regenschirm mit.“

Weil ihr nichts Schlimmeres einfiel, fügte seine Mutter hinzu: „Kein Wunder, dass die keinen Mann hat.“

Ich schnaubte. Plötzlich trat Stille ein, sodass ich fürchtete, als Lauscherin aufgeflogen zu sein. Man sollte meinen, das wäre ihnen nur recht geschehen. Doch vermutlich hätten sie mir meine unangenehme Lage nur selbst angelastet: Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand.

Die anschließenden Abschiedsfloskeln wurden leiser gemurmelt, aber sicher war ich mir nicht, ob sie mich bemerkt hatten.

Paul behauptete hinterher zwar, dass sie es nicht so gemeint hätten. Dennoch wurmt es mich seither, dass alleinerziehende Mütter immer irgendwie als Versagerinnen dastehen und alleinerziehende Männer wie verantwortungsbewusste Traumobjekte von Frauen mit Kinderwunsch – nämlich als Dads-I’d-like-to-fuck. Wenn das mal keine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist.

Wenn ich nur an die Begegnung mit den Heidenbrincks denke, möchte ich Leon schon deshalb ganz fest knuddeln, weil die Aussicht besteht, dass er seine Großeltern genauso beknackt findet, wie ich es tue. Seine Gestik und Mimik setzt er allerdings zu sparsam ein, als dass man sie wirklich gut lesen könnte.

Gerade ist er wortlos verschwunden. Erst hören wir das Türenknallen, dann den Schrei. Kurz darauf öffnet sich die Tür zu Sophies Zimmer wieder und im Flur ertönt ein lautes Brüllen: „Nicht euer Ernst, oder?“

„Wenn das nicht Leons zartes Stimmchen ist“, murmele ich und springe zeitgleich mit Paul auf. Bei unserem Versuch, so schnell wie möglich in den Flur zu gelangen, stolpern Paul und ich fast übereinander und verheddern uns in einem albernen „‚Du zuerst‘ – ‚Nein, du‘“-Austausch. Dann endlich einigen wir uns und sehen uns einem echt zornigen Teenager mit dunkelrotem Kopf gegenüber.

„Da ziehe ich nicht ein“, sagt Leon kurzatmig und deutet auf das rosafarbene Schild an der Tür, auf dem „Kleine Prinzessin“ steht.

Ich verkneife mir ein Grinsen. Kein Wunder, dass er im Zimmer einen Schock bekommen hat – das Schild ist eine vergleichsweise harmlose Vorankündigung dessen, was hinter der Tür lauert: ein Paradies aus rosa Samt und Tüll.

„Ich lass mir etwas einfallen“, sagt Paul schwach.

„Dabei soll Rosa doch beruhigend wirken“, murmele ich. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es in vielen Gefängnissen eine rosa Zelle gibt, in der Gewalttäter angeblich ihre Aggressionen vergessen. Manche sollen sogar darum betteln, noch mehr Zeit in dem Raum verbringen zu dürfen. So gut es auch bei ausgewachsenen Kriminellen wirken mag, versagt es bei weniger schweren Jungs komplett. Leon zumindest betrachtet uns beide mit so viel Abscheu, dass ich das Gefühl habe, gerade vor seinen Augen auf Wurmgröße geschrumpft zu sein. Wieder verschwindet er in dem Zimmer und wieder knallt die Tür. Diesmal folgt allerdings kein Schrei – vielleicht hat Leon ja der anderthalb Meter hohe Papp-Aufsteller von Prinzessin Lillyfee endgültig den Atem geraubt. Und wieso eigentlich war gerade vom Einziehen die Rede? Das klingt so dauerhaft. Wird fortan etwa eine dunkle Pubertätswolke über unserer bislang unschuldigen Kleinkinderwelt in Hellblau und Rosa hängen?

Doch dann stelle ich mir zerknirscht vor, wie Leon sich in dem fremden Zimmer fühlen muss. Ausgeliefert an ein feindliches Universum des Kitsches. Max ist uns mittlerweile aus der Küche gefolgt und stellt sich auf die Zehenspitzen, um die Türklinke von Sophies Zimmer hinunterzudrücken. Sanft halte ich seine Hand fest. „Lieber nicht, ich glaube, Leon muss sich ein bisschen ausruhen.“

„Ich störe ihn aber gar nicht.“ Wieder versucht er, die Tür zu öffnen, und wieder hindere ich ihn daran.

„Max?“ Er schaut mich treuherzig an. „Jetzt nicht.“

„Wann kann ich denn mit ihm spielen?“

„Für dich ist Schlafenszeit, mein Schatz. Du kannst schon einmal ins Badezimmer vorgehen und deine Zähne putzen. Aber gründlich.“ Ich bücke mich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange, um die strengen Worte ein wenig abzumildern.

„Okay, okay“, sagt er missmutig und wischt sich kurz mit der Hand über die Backe. Wehmütig sehe ich meinem schon viel zu großen Jungen nach, wie er ins Badezimmer verschwindet. Schwer zu glauben, dass Leon auch mal ein knuffiges Kleinkind gewesen sein soll.

Paul ist schon wieder in der Küche verschwunden und ich folge ihm, um ihm zu raten, auf Leon zuzugehen, auch wenn er abweisend ist. Gedankenverloren faltet Paul den Brief von Tine zusammen. Dann schaut er auf den Tisch, ohne ein Wort zu sagen, die Hände sind zu Fäusten geballt.

„Alles in Ordnung, Paul?“

Zuerst denke ich, er hat mich nicht gehört, doch dann sieht er mit müdem Lächeln zu mir hoch. „Kannst du mir mal sagen, warum ich nicht mehr rauche?“

„Das frage ich mich auch ständig“, gebe ich zu. „Aber was ist denn passiert? Geht es Tine nicht gut?“

Ich sehe ihm an, dass er erschüttert ist. Ich denke an frühen Brustkrebs, ich denke an Depressionen, ich denke an große Lebenskrisen – und fürchte seine Antwort.

Paul blinzelt ein paarmal, dann sieht er zu mir hoch und schüttelt den Kopf.

„Ganz im Gegenteil. Denke ich zumindest.“

Er leiert beim Reden. Das sieht nicht gut aus, womöglich hat er einen Schock erlitten. Ich setze mich auf den Stuhl ihm gegenüber und hoffe, dass Max in der Zwischenzeit kein Chaos im Bad veranstaltet. Aufmunternd schaue ich Paul an. „Willst du erzählen, was los ist?“

„Tine hat einen neuen Partner.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so mitnimmt“, sage ich überrascht.

„Was? Nein! Tut es auch gar nicht.“ Er fährt sich schon wieder wild durch die Haare. „Merkwürdig ist nur, dass sie schreibt, sie hätte nach der Erfahrung mit mir nie gedacht, dass sie noch mal einem Mann vertrauen kann. Sie meint, deshalb sei es nun meine Pflicht, sie darin zu unterstützen.“

„Brrrrrr. Stopp.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich dachte, sie hätte dich betrogen?“

„Hat sie ja auch. Und sich felsenfest darauf verlassen, dass ich das hinnehme. Habe ich aber nicht. Deswegen musste sie nach München ziehen, um über meinen Verrat hinwegzukommen. Ich bin ein echtes Schwein.“ Er lächelt müde.

„Und wie du das bist! Aber so ganz verstehe ich noch nicht …“ Warum Leon bei uns einzieht, so wollte ich den Satz eigentlich beenden. In letzter Sekunde schlucke ich den Teil aber noch hinunter, weil er vielleicht zu ablehnend klingen würde.

„Anscheinend tun Leons Eigenarten einer jungen Beziehung nicht gut und es ist nun einmal wichtig, sagt Tine, dass sie sich jetzt mal ein wenig um sich selbst kümmert.“ Paul klingt bitter und ich kann es ihm nicht verdenken. Scheinbar kann Tine nicht mit Leons Tick umgehen. Etwa vor einem Jahr ist diese Angewohnheit bei Leon aufgetaucht, zumindest hat Paul es da zum ersten Mal erwähnt. Sosehr ich auch Tines Mut bewundere, ihre Prioritäten ganz anders zu setzen, als es die Gesellschaft von ihr erwartet, bin ich mir nicht sicher, ob es die richtigen sind. Ihr muss doch klar sein, dass Jungs in dem Alter sensibel sind, egal wie raubeinig sie tun. Und dass es wehtut, abgeschoben zu werden, denn genau so muss es sich doch für Leon anfühlen.

Tine steckt offenbar in der Phase der ersten Verliebtheit. Wie lange mag es dauern, bis eine Beziehung stabil genug ist, um einen pubertierenden Jungen zu verkraften, der einen anbellt? Das hängt vermutlich sehr von der Gelassenheit ihres neuen Partners ab.

„Aber sie kann ihn doch nicht einfach hier abladen wie einen Sack Kartoffeln“, rufe ich empört. „Er ist doch kein Gegenstand, den man einfach weggibt, wenn man ihn nicht mehr braucht!“

Paul hebt abwehrend die Hand. „Ich kann das auch nicht verstehen. Aber ehrlich gesagt freue ich mich, ihn hier zu haben, auch wenn du sicher nicht begeistert davon bist.“

„Darum geht es gar nicht“, bringe ich hervor, obgleich ich das Gefühl habe, in etwa so natürlich zu lächeln wie ein gruseliger Halloween-Kürbis, denn natürlich geht es auch ein Stück weit darum, dass ich mir Sorgen darüber mache, ob das Zusammenleben mit ihm gut funktionieren wird. Ehrlich gesagt sehne ich mich im Moment in meinen vier Wänden nur nach der Sicherheit des Vertrauten, wo sie in meinem Berufsleben gerade wegbröckelt. Doch ist mir vollkommen bewusst, dass es in dieser Situation nur eine akzeptable Reaktion gibt: „Es ist völlig in Ordnung, wenn Leon bei uns bleibt. So lange, wie es sein mu…, ich meine so lange, wie er möchte. So, und vielleicht solltest du jetzt zu ihm gehen und ihm genau das deutlich klarmachen. Ich schaue derweil mal nach Max.“

Er lächelt. „Du bist toll, Lisa, weißt du das?“

„Quatsch“, sage ich und eile aus dem Raum, damit er nicht sieht, wie ich erröte. Bei seinem Lob fühle ich mich wie eine elende Heuchlerin.

Im Badezimmer ist kein Max zu sehen. Ihm muss beim Warten langweilig geworden sein. Doch auch in unseren Zimmern entdecke ich ihn nicht. Ein scharfes Knurren aus Sophies Zimmer lässt mich zusammenschrecken, dann höre ich das unverkennbare Kichern meines Sohnes.

Max ist bei Leon, denke ich. Aber was treiben die dort?

Im Flur habe ich die Türklinke schon in der Hand, als mir einfällt, dass Kinder in Leons Alter sicher schon auf so etwas wie Privatsphäre beharren. Ich entschließe mich, dem Respekt zu zollen und anzuklopfen.

„Ist offen“, ruft Leon.

Auf Sophies Bett sitzen Max und Leon. Der Dreck und die Knochen auf ihrem Boden bilden einen grotesken Kontrast zu all dem Plüsch – es sieht aus, als würde hier eine durchgeknallte Voodoo-Prinzessin hausen.

„Was ist das?“, frage ich entsetzt.

Für eine Sekunde sieht Max schuldbewusst aus. „Die Tür zum Garten war nicht zu.“ Er senkt den Blick. „Ich hab die Knochen für Max geholt.“

Der Garten ist ein Vorzug unserer Erdgeschosswohnung, eine winzige, von Mauern umgebene Grünfläche. Doch für uns ist es eine kleine Oase inmitten der Großstadt, auch wenn andere beim Anblick der fünf Quadratmeter großen Rasenfläche die Nase rümpfen würden. Sogar für einen kleinen Sandkasten, ein paar Blumen und eine Biergartenbank mit zwei Bänken haben wir noch Platz gefunden. Ich starre erneut auf die merkwürdigen Teile auf dem Boden und kann dann in Gedanken das Gerippe der Taube zusammensetzen, die vor ein paar Wochen in unserem Garten verendet ist. Gemeinsam mit den Kindern hatten Paul und ich sie zu Grabe getragen. Was bei dem gefrorenen Boden nicht einfach gewesen war. Max muss wirklich hart gearbeitet haben, um sie wieder auszugraben.

„Max, spinnst du? Warum machst du so etwas?“

Er deutet erschrocken auf Leon. „Ich wollte mit ihm spielen. Ich dachte, dass er vielleicht wieder bellt, wenn ich ihm Knochen bringe.“

Jetzt möchte ich in den Boden versinken. Der arme Leon. Ich schaue zu Paul, der plötzlich hinter mir steht, aber noch kein Wort gesagt hat. Er sieht weder sauer noch erschrocken aus – er wirkt einfach nur überfordert und rauft sich schon wieder die Haare.

„O Gott, Leon, das tut mir so unendlich leid“, sage ich hastig. „Max versteht das noch nicht, er denkt …“

Finster kneift Leon die Augen zusammen. „Na und – besser, als wenn die Leute immer so tun, als würde ihnen gar nichts an mir auffallen. Eigentlich war es sogar ganz lustig, wie er den ganzen Kram hier angeschleppt hat. Aber denkt nicht, dass ich seinen Dreck wegmache.“

Ich schwanke zwischen der Erleichterung darüber, dass Leon die Angelegenheit locker nimmt, und einer Hysterie. Dass der kleine Sohn in der Dunkelheit tote Vögel ausgräbt, würde doch wohl jeden nervös machen. Ach, und hatte ich schon erwähnt, dass ich arbeitslos bin und ein finsterer Zwölfjähriger bei uns einzieht? Ich gehe meinen inneren Regler durch und bin froh, als ich kurz vor dem endgültigen Ausbruch doch noch auf den Pragmatismus-Knopf stoße. „Alles klar“, sage ich ruhig. „Ich hole kurz den Handkehrer, sorge hier für Ordnung und bringe dann Max ins Bett.“

„Ich will nicht“, murrt Max. „Ich bleibe lieber bei Leon. Der ist lustiger als du.“

Leon streckt mir die Zunge raus und dreht mir eine Nase, als Paul gerade nicht hinsieht, und Max lacht sich schlapp.

„Max, ich möchte, dass du jetzt kommst“, sage ich fest.

Max reagiert nicht.

„Max, ich glaube, ich will jetzt ein bisschen meine Ruhe haben“, sagt Leon schließlich. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir helfen oder mich provozieren will. Zwar setzt sich Max bereits in Gang, sicherheitshalber rufe ich dennoch ein letztes Mal: „Mäxchen? Marsch!“

Irgendwie habe ich das Gefühl, meine Position als diejenige in Max’ Leben, die die Kommandos gibt, verteidigen zu müssen.

Max wirft seinem neuen Spielkameraden über die Schulter einen letzten beleidigten Blick zu, bewegt sich dann aber doch endlich in Richtung Badezimmer. Als ich mit dem Handkehrer zurück in Sophies Zimmer komme, hat sich Paul zu Leon aufs Bett gesetzt. Vorerst veranstalten die beiden aber eine Kakofonie misstönenden Schweigens.

„Ich gehe mal schnell zu Max und lese ihm noch seine Gutenachtgeschichte vor“, murmele ich beim Rausgehen.

„Soll ich dir vielleicht auch eine Geschichte vorlesen?“, höre ich Paul noch unsicher fragen. Ich verschwinde rasch mit dem vollen Kehrblech, bevor ich noch miterleben muss, wie Leon ein Buch nach seinem Vater wirft. Ich könnte es ihm nicht verdenken.

Du bist toll, Lisa. Ich sage mir den Satz mehrmals vor. Aber es nützt nichts. Wenn andere es sagen, fühle ich mich wie ein Hochstapler, wenn ich selbst es mir zuraune, will ich mir zugleich einen Vogel zeigen. Also verpasse ich meiner inneren Stimme gleich ganz einen Knebel und liege – kaum ist Max friedlich eingeschlafen – nur noch so auf meinem Bett herum und starre die Decke an. Sich das Denken zu verbieten, hilft leider nicht. Das darunterliegende Unbehagen lässt sich nicht so leicht abschütteln. Es sitzt als dumpfes Gefühl in meinem Hals, in meinem Bauch, es wummert hinter der Stirn und sogar mein Kiefer weiß, dass ich ein Problem habe, und presst sich zusammen. Da kann ich die Anstrengung des Nichtdenkens auch wieder aufgeben. Vielleicht löst eine gepflegte Heulerei die Anspannung besser. Und tatsächlich empfinde ich nach meinem Tränenausbruch eine tröstliche Leere. Für einen kurzen Moment sehe ich dem entwürdigenden Gang zum Arbeitsamt gelassener entgegen. In dieser kurzen Zeitspanne belastet mich auch der Gedanke nicht, meinen Eltern auseinanderzusetzen, was ein Hartz-IV-Empfänger eigentlich genau macht. Sie schauen jeden Abend um 20 Uhr die Nachrichten, deswegen müssen sie von solchen Dingen gehört haben. Aber das heißt ja nicht, dass sie sich näher damit befassen wollen. Ich erinnere mich noch lebhaft an ein Gespräch, das mein Vater mal mit einem Freund geführt hat. „Aldi? Da war ich mal. Es hat mir gut gefallen, aber ich habe mir nichts gekauft.“

Ich denke, über Menschen in meiner aktuellen Lage würde er sich ähnlich äußern. „Arbeitslose? Die habe ich schon mal gesehen. Ich fand sie putzig, habe sie aber nicht gefüttert.“

Er ist Naturwissenschaftler und weiß rein theoretisch, wie der Hase läuft, oder besser: wie die Erde sich dreht. Nur der Alltag auf dem Planeten ist immer ein bisschen ohne ihn rotiert. Zudem fehlt ihm eine Frau, die für etwas Bodenhaftung sorgen könnte. Meine Mutter ist eine verkannte Künstlerin, die Schnulzenromane verfasst. Am Ende schwebt sie in genauso fernen Galaxien wie mein Vater – bloß sind ihre pink und frei von schwarzen Löchern.

Eine nervtötende Musik stört mein wohltuendes Selbstmitleid.

Es handelt sich um den Song „It’s raining men“. Den hat mir mein letzter Freund als Klingelton aufgespielt und kam sich dabei wahnsinnig witzig vor. Sie verstehen schon – Meteorologin, Weather Girls, Raining.

Insgeheim fand ich die Idee damals schon doof und habe die Melodie zwar nicht gelöscht, aber dafür der einzigen Person zugewiesen, die mich so sehr nervt wie das Lied. Das war natürlich dumm. Menschen wie meine Schwester Zoe sollte man nur mit den schönsten Melodien verbinden. Sonst wird es zur Qual, nicht ranzugehen, und am Ende hebt man doch den Hörer ab und bereut es fürchterlich. Zoe will nämlich immer nur dreierlei – über unsere Eltern meckern, mich beschimpfen und Geld „leihen“ („Das bekommst du wieder, wenn ich volljährig bin“). Dabei habe ich keine Kohle mehr, dafür aber selbst genug Probleme.

Doch weil der Song so unerträglich ist und Max sich womöglich nie wieder davon erholen würde, von den Weather Girls geweckt zu werden, gehe ich am Ende doch dran. „Ja?“

„Meine Eltern sind verrückt“, quakt es erwartungsgemäß aus dem anderen Ende der Leitung. „Kann ich zu euch kommen?“

„Ganz sicher nicht“, fauche ich. „Übrigens, deine Eltern sind auch meine Eltern.“ Ich lege auf und schalte das Telefon stumm.

Es wirkt nach außen sicher hartherzig, dass ich so mit der sechzehnjährigen Nachzügler-Tochter meiner Eltern umgehe, aber in Wahrheit ist das Mädchen viel abgebrühter als ich. Außerdem höre ich ihr wirklich oft zu und bekomme jede ihrer Launen ungefiltert mit. Da nehme ich mir doch an einem Tag wie diesem einmal die Freiheit heraus, sie abzuwimmeln.

Neuerdings ist Zoe mit einem Faible für alles ausgestattet, was schwarz ist. Nicht ganz so neu ist der damit zusammenhängende, nicht näher definierte Weltschmerz und Hass, den sie an uns allen auslässt. Ein Schrei nach Zuwendung, so viel ist mir auch klar.