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Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Top 16

Die Top-Sehenswürdigkeiten von Venedig

Basilica Di San Marco

Mit ihren prachtvollen Mosaiken auf Goldgrund und anderen Schätzen ist sie die Königin der venezianischen Kirchen. Mehr >>>

Burano

Feinste Spitzen und bunte Fischerhäuser in der Lagune – ein Gesamtkunstwerk Mehr >>>

Ca´ D´oro

Das »Goldene Haus« am Canal Grande besitzt den schönsten Balkon Venedigs. Mehr >>>

Canal Grande

Die zauberhafte Wasserstraße ist ein Bilderbuch der Architektur: In ihrem Wasser spiegeln sich über 200 Palazzi und 15 Kirchen. Mehr >>>

Collezione Peggy Guggenheim

Die Sammlung der exzentrischen Amerikanerin ist ein »Who is who« der klassischen Moderne. Mehr >>>

Gallerie Dell´ Accademia

Die großen venezianischen Maler von der Gotik bis zum Rokoko unter einem Dach Mehr >>>

Ghetto

Spuren jüdischen Lebens im ältesten Ghetto der Welt Mehr >>>

San Lazzaro Degli Armeni

Ein noch bewohntes Kloster in der Lagune Mehr >>>

Murano

Ein Kosmos aus Glas und eine der schönsten Kirchen der Lagune Mehr >>>

Palazzo Ducale

Er war 1000 Jahre lang Symbol und Stolz der Seerepublik – ein Bau mit vielen Geschichten. Mehr >>>

Piazza San Marco

Mittelpunkt Venedigs und das Herz der Lagunenstadt Mehr >>>

Ponte Di Rialto

Eines der Wahrzeichen der Stadt. Seit 1100 Jahren findet hier der zentrale Markt statt und pulsiert das Leben. Mehr >>>

Santa Maria Gloriosa Dei Frari

Die äußerlich eher schlichte Kirche quillt förmlich über von Kunstwerken berühmter Venezianer. Mehr >>>

Santa Maria Della Salute

Die Kirche mit ihren mächtigen Kuppeln ist ein Symbol für den Sieg über die verheerende Pest. Mehr >>>

Santi Giovanni E Paolo · San Zanipolo

27 Dogen und einige berühmte Künstler sind hier bestattet – ihre Grabmäler schöne Beispiele der Bildhauerei. Mehr >>>

Scuola Grande Di San Rocco

Tintoretto, selbst Mitglied der Rochus-Bruderschaft, schuf hier in 20 Jahren ein Gesamtkunstwerk aus 62 Wand- und Deckengemälden. Mehr >>>

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Venedig möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Machen Sie mal einen Morgentörn. Steigen Sie in ein Vaporetto, wenn die ersten Sonnenstrahlen die schlafende Stadt wecken und lassen Sie sich durch den Canal Grande schippern. In der Morgendämmerung ist Venedig auch hier noch authentisch. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Ein Briefbeschwerer aus Murano-Glas

2.

Die Lebensart der Italiener zwischen bella figura, dolce vita und vaffan ... nein, diesen Ausdruck nennen wir hier nicht!

3.

Handgeschöpftes Papier von der Legatoria Piazzese

4.

Die Erinnerung an stille Morgen, wenn die Sonne aus der Lagune auftaucht und die Stadt langsam erwacht baedeker.com

5.

Ein knallrotes Marini-T-Shirt aus dem Museumsshop der Collezione Peggy Guggenheim

6.

Der Zauber der Lagune, wenn der Trubel Venedigs der stillen Weite weicht

7.

Kaffee aus der Torrefazione Cannareggio (www.torrefazionecannaregio.it), die Arabica und Robusta vor Ort röstet

8.

Eine Mini-Gondel als Schlüsselanhänger – dieser Kitsch ist schon wieder Kult.

9.

Rezepte für die venezianischen Cicchetti, Vorspeisen aus den Kostlichkeiten der Lagune – Lindy Wildsmith stellt sie in ihrem gleichnamigen Kochbuch zum Nachkochen vor.

10.

Ein Döschen Sand vom Lido – wenn er durch die Finger rinnt, ist das Ferien- in-Venedig-Gefühl sofort wieder da!

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Typisches:

Dafür fährt man nach Venedig > > >

6 x Erstaunliches:

Überraschen Sie Ihre Reisebegleitung > > >

6 x Für Kinder:

Langeweile verboten > > >

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

© Huber: S. Kremer

Lassen Sie sich doch mal auf das närrische Abenteuer Karneval ein und mischen Sie sich unter die Leute im Palazzo Pisani Moretta.

D

Das ist...

... Venedig

Die großen Themen rund um die Lagunenstadt. Lassen Sie sich inspirieren!

© DuMont Bildarchiv: S. Lubenow

Zwischen Himmel Und Meer

Das halbmondförmige Binnenmeer mit Venedig als Perle ist etwas größer als der Bodensee. Wie Oasen liegen 117 Inseln in den seichten Fluten. Früher waren sie Festungen, Verstecke, Leprastation, Lazarett, Kloster oder Küchengarten. Andere sind seit Jahrhunderten Heimstätten alter Handwerkskunst. Diese Landschaft zwischen Festland und Adria ist weltweit einzigartig.

© Mauritius Images: ClickAlps

LEISE gleitet das schwere Boot mit den rotbraunen Segeln durch die Lagune. Vielfarbig glänzt das glatte Wasser. Wie eine Traumgestalt zeichnet sich die Kuppel der Salute, der Globus auf der Dogana da Mar und die Spitze des Campanile am tiefblauen Himmel ab, den am Horizont die schneebedeckten Gipfel der Dolomiten begrenzen. Dann verschmilzt die Skyline der Serenissa mit der Lagune, sind Trubel und Lärm vergessen, zeigen hohe Holzpfähle den fahrbaren Weg zu den 117 Inseln, von denen jede ihre ganz eigene Bestimmung hat: Murano war einst das Ghetto der Glasbläser, Burano Heimat der Spitzenstickerinnen, Torcello Bischofssitz, andere sind Friedhofs-, Uni- oder Klosterinseln. Und viele sind noch Naturperlen, die erst in den letzten Jahren in den Fokus der Planer und Entwickler geraten sind wie La Certosa.

Slow-Food-Koch Mauro Stoppa steuert mit seinem flachen Traditionskahn »Eolo« mit Vorliebe kaum bekannte Inseln und unberührte Winkel in der Lagune an, von denen bereits Hermann Hesse in seinem Venedig-Reisebuch »Lagunenzauber« so schwärmte.

Sie sind vor allem im Norden, in der »Laguna morte« zu finden. Die »tote Lagune«, die fast die Hälfte der Lagune ausmacht und in die nur ausnahmsweise Salzwasser eindringt, verlandet immer mehr. In der mittleren Lagune dagegen wachsen künstliche Inseln wie Tronchetto in den sensiblen Lebensraum hinein. Im Süden sorgt das ständige Ausbaggern der Zufahrten nach Mestre und Marghera für einen Anstieg des Salzwassers und einen sinkenden Lagunenboden. Immer mehr Untiefen und Sandbänke verschwinden und verändern das Ökosystem. Und damit auch die »barene«, das Watt- und Marschland, das bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt wird. Als Labyrinth zwischen Himmel und Erde, das von natürlichen Kanälen, den »ghebi« durchzogen ist, nimmt es über die Hälfte der 550 Quadratkilometer großen Wasserfläche ein. Austernfischer, Teichrallen und Blässhühner nisten im »baro«, dem dichten Gestrüpp, Haubentaucher und Silberreiher rasten hier beim Vogelzug.

Valle da Pesca – Aquakultur in der Lagune

Mauro Stoppa hat jetzt mit seinem Holzsegler »Eolo« den Rand der Lagune erreicht, lässt die Segel fallen und zeigt auf das Schilfgeflecht. Es markiert die Grenze eines Valle da Pesca – seit dem 11. Jh. wird in solchen »Fisch-Tälern« Fisch gezüchtet und gefangen. Einige sind nur wenige Hundert Quadratmeter groß, das Val Dogà als intensivste Fischkultur fast 17 km². Aal (venez. bisato), Meeräsche (meciato), Wolfsbarsch (bransin) und Goldbrasse (orada) wachsen dort heran, bis sie groß genug sind, um auf dem Rialto-Fischmarkt verkauft zu werden. An einer Backsteinwand im Durchgang zur Ponte de la Pescaria informiert eine Steintafel über die »Lunghezze minime permesse per la vendita del pesce delle seguenti qualità«, die Mindestgröße der zum Verkauf erlaubten Fische.

Das ökologische Gleichgewicht in der Lagune ist gefährdet, und die Regierung schränkt die Fischerei zunehmend ein. Aus Hartplastik und mit High-Tech-Innenleben ausgestattet sind die Roboterfische, mit denen ein Forscherverbund unter Leitung der Universität Graz Umwelt und Natur in der Lagune von Venedig überwacht. Ständig analysieren sie Temperatur, Wassertrübung, Salzgehalt, Strömung und Tiefe und machen auf Knopfdruck Fotos von Flora und Fauna. Vielleicht entdecken Sie ja bei Ihrem Törn durch die Lagune die gut zwei Meter großen Basisstationen des EU-Projekts »subCULTron«, künstliche Seerosen, an denen die »aFISH« andocken, um ihre Daten zu übertragen und Batterien aufzuladen.

© DuMont Bildarchiv: S. Lubenow

Venedig erschmecken: Fisch und Meerestiere aus der Lagune bestimmen den Speiseplan.

Willkommen An Bord!

Erkunden Sie die Lagune mit dem Boot! Törns bieten Mauro Stoppa (I Tamserisi, Tel. 0 34 9743 15 52, www.cruisingvenice.com/isole-slow) und Terra e Aqua (Dorsoduro 3485/a, Tel. 0 34 74 20 50 04, www.veneziainbarca.it). Mittags wird in einer Insel-Taverne gegessen oder an Bord gepicknickt. Martino Rizzi darf auch über die ehemalige Quarantäneinsel Lazzaretto Vecchio führen, zu der sonst bislang nur die Archäologen Zutritt haben (Guide to Venice, Tel. 032 89 48 56 71, www.guidetovenice.it/laguna.htm).

Gondeln, Sandolos Und Grosse Regatten

Venedig und die Lagune sind ein eigener Kosmos, durchzogen von einem Labyrinth kleiner und großer Kanäle, mit zahlreichen bewohnten und unbewohnten Inseln und Eilanden. Die erste feste Verbindung zum Festland erhielt Venedig erst 1846. Doch bis heute gilt: Ohne Boot geht (fast) nichts.

IN Venedig kann man sich nur zu Fuß oder zu Wasser bewegen. Daher waren in Stadt und Lagune über 100 verschiedene Bootstypen unterwegs. Heute sind davon noch rund 20 erhalten. Einen Überblick erhalten Sie bei der alljährlichen Regata Storica am ersten Septembersonntag!

Traditionsboote heute

Angetrieben werden die Traditionsboote bis heute nur mit Muskelkraft. Doch dank der ausgefeilten Konstruktion der Boote, der Beschaffenheit des Ruders und der Ruderrolle (forcola) ist dies beileibe kein Kraftakt: Ein Gondoliere verbraucht beim Bewegen eines 900 kg schweren Boots kaum mehr Energie als ein Fußgänger! Zur Festa della Sensa brachten einst 168 Ruderer den Dogen in seiner prunkvollen, doppelstöckigen Bucintoro von San Marco hinüber zur Kirche San Nicolò. Nach den Gebeten für die Sicherheit der Seefahrer warf der Doge unter Gesängen einen gesegneten Goldring ins Meer, um die Vermählung Venedigs mit dem Meer, Sposalizio del Mare, und die Oberherrschaft Venedigs über die Adria zu feiern. Bis heute erinnert das Fest an den Sieg über die dalmatinischen Piraten im Jahr 997, mittlerweile leitet allerdings der Bürgermeister die Zeremonie. Dafür steigt der »Sindaco« in die Desdotona – das kunstvoll geschmückte Vollholzboot mit 18 Ruderplätzen eröffnet alle Umzüge und Paraden auf dem Wasser. Ihre Waren ruderten die Venezianer mit sechs Mann auf der geräumigen, schweren Caorlina zum Markt, dem größten Transportschiff der Vollholzflotte.

Den Sandolo, ein acht bis zehn Meter langer Transportkahn, trieben vier Männer mit Muskelkraft an. Heute kann man ihn je nach Bedarf zum Angeln, zur Fischerei, Regatta oder zum Personentransport anpassen. Wie die Gondel ist er asymmetrisch gebaut, um den einseitigen Ruderschlag bzw. Linksdrall auszugleichen. Der entsteht, wenn das Boot nur von einem einzigen Mann gerudert wird. Und das geschieht in Venedig stets stehend. Die aufrechte Haltung spart Kraft und sorgt für den besten Überblick im dichten Verkehr. Auch lassen sich Sandbänke, Bojen oder Hindernisse leichter erkennen. Die Mascreta ist etwas schmaler als der Sandolo. Woher der Holzkahn seinen ungewöhnlichen Namen hat? Er war einst das bevorzugte Gefährt von Prostituierten, die ebenfalls zum Paddel griffen – und für die Kahnfahrt eine Maske trugen, um unerkannt zu bleiben. Mit der Batela oder Burchielle wird bis heute Baumaterial und Bauschutt transportiert, mit der Scoazarra der Müll. In Sabbionere brachte man einst Ballast zu den Schiffen. Seit Jahrhunderten im Einsatz sind auch die Traghetti, die Gondelfähren. Extra für die Regata Storica wurde der schmale Gondolino für zwei Ruderer entworfen, der leichter, bunt und schwieriger zu rudern ist.

© AWL Images: J. Arnold

Seit dem Jahr 697 wird sie in den »squeri« in Handarbeit gefertigt: die Königin der Wasserwege, die Gondola.

Regatten Und Ruderkurse

Der Glanz der Seerepublik lebt bei der Regata Storica am ersten Septembersonntag wieder auf: Tausende historischer Boote mit kostümierten Ruderern gleiten den Canal Grande hinab, bevor dann das eigentliche Rennen beginnt. Bei der Vogalonga >>> bewegt sich an einem Sonntag Ende Mai ein bunter Zug paddelnd oder rudernd 3o km durch die Lagune. Hunderte Boote, alle mit Muskelkraft betrieben, sind dabei (www.vogalonga.com). Bei Row Venice >>> zeigen »vogatori« auch Anfängern, wie man eine Gondel richtig rudert.

Die Königin der Wasserwege

... ist jedoch zweifellos die Gondola, die nur Personen, niemals Lasten befördert. Seit dem Jahr 697 fertigen sie die »squeri«, die Gondelwerften der Stadt. Ende des 19. Jh.s wurden die ersten asymmetrischen Gondeln gebaut, deren gekrümmter Rumpf es erlaubte, das Boot statt wie bisher von zwei an Bug und Heck, nur von einem Mann rudern zu lassen. Heute befahren über 400 Gondolieri die venezianischen Kanäle. 2010 bestand Giorgia Boscolo als erste Frau die »Fahrprüfung« zur Gondoliere und stieß damit in einen Berufsstand vor, der fast 1000 Jahre reine Männerdomäne war.

Völlig verschwunden ist die »felze«, die man einst auf die Gondeln stellte und mit dem »rasse«, einem schweren Wolltuch, bedeckte. So waren die Gondelpassagiere nicht nur vor Regen, sondern auch vor neugierigen Blicken geschützt – im Museo Storico Navale können Sie noch ein intaktes Exemplar bewundern. Ob es wohl jene Felze war, die Nicolas Remin zu seinem Krimi »Requiem am Rialto« inspirierte?

Auf Den Spuren Von Commissario Brunetti

Er ist einer der berühmtesten Venezianer, obwohl es ihn eigentlich gar nicht gibt: Guido Brunetti. Fast zwei Dutzend TV-Folgen hat Uwe Kockisch dem Ermittler aus Donna Leons Romanen Gestalt gegeben – ein sympathischer Kommissar mit seiner klugen Ehefrau Paola und einer typisch italienischen Familie. Der Commissario ist ein Genussmensch, und bei seinem Kampf gegen den Filz in den Behörden, korrupten Beamten und Verbrechern ermittelt er gerne abseits eingefahrener Wege.

UND so ist der charmante Commissario, der nun seit einem Vierteljahrhundert in seiner Questura Dienst tut, einer der besten Reiseführer für alle, die das echte Venedig entdecken möchten. In die Markusbasilika setzt Brunetti keinen Fuß, doch die Kirche San Pietro steuert er umso häufiger an. Oder er holt sich bei Rosa Salva ein süßes Teilchen und genießt es auf dem Campo San Giovanni e Paolo vor der gleichnamigen Kirche. Wie ihr mitunter melancholischer Polizist meidet auch Donna Leon zumindest bei Tageslicht die vielbesuchten Orte. Ihre Geschichten spielen an Plätzen, die die gebürtige Amerikanerin, die seit 1981 in Venedig lebt, aus ihrem Alltag kennt.

Doch die Schauplätze der Bücher sind nicht immer mit den Drehorten identisch. Die Verbrechen – illegale Adoptionen, Schwarzarbeit, Schmiergeld, Umweltfrevel oder Mord – passieren immer an weniger bekannten Orten. Mal ist es ein großbürgerlicher Palazzo, der nur zur Biennale zugänglich ist, mal ein Seniorenheim. Bei der Spurensuche mit Brunetti entdecken Sie nicht nur kaum bekannte Winkel, sondern auch typische Originale und Themen.

© picture-alliance/akg-images: Fotoreport/M. Hanschke

Brunetti mit Paola im Palazzo seines Schwiegervaters (2002)

Zwischendurch eine Ombra

In Buch und Film erhalten Sie gleich ein paar Restauranttipps. Gerne gönnt sich der Commissario mal ein Eis in der Gelateria am Campo Santo Stefano. Eines seiner Lieblingslokale ist die Trattoria Da Remigio >>> Den frischen Fisch für seine Meeresküche holt sich der Patrone Fabio Bianchi am selben Morgen auf der Pescheria am Rialtomarkt, wo Brunetti jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeikommt.

In den Romanen wohnt Brunetti am Campo San Polo im Palazzo Barbarigo della Terrazza, gedreht wird allerdings im Haus San Marco 3051. Doch nicht auf der Dachterrasse – diese versteckt sich hoch oben in einem Palazzo gegenüber der Anlegestelle Sant’ Angelo, wo Rio di San Polo und Rio de le Erbe in den Canal Grande münden. Wenn Brunetti dort nicht abends mit seiner Gattin und den beiden Kindern Fusilli mit grünen Oliven genießt, die Paola mit viel frischen Basilikumblättern und Parmesan serviert, dann sitzt er vielleicht mit seiner Familie auf der Wasserterrasse des Hotels La Calcina >>>, die alle so lieben. Oder er tafelt in der Trattoria Corte Sconta oder im Antiche Carampane – ebenfalls zwei Lieblingsadressen des Commissario. Wie auch das kleine, stets gut besuchte Bacaro Do Mori >>>, wo Brunetti gern eine »ombra« trinkt, den »Schatten«, wie die Venezianer ein Gläschen zwischendurch nennen.

Mord im Paradies

Brunettis Arbeitsplatz, die Questura, ist ein repräsentativer Bau mit markanten Säulen. Im Buch befindet sich das Polizeipräsidium am Fondamenta San Lorenzo, im Film am Campo della Confraternità – dort stehen auch die berühmten Säulen. Die Innenaufnahmen wiederum entstehen im Hotel Palazzo Stern. »Far bella figura« ist für Giuseppe Patta das Wichtigste. Brunettis Vorgesetzter bevorzugt Orte, die seine gesellschaftliche Stellung widerspiegeln. Und so beginnt der Vice-Questore gern seinen Arbeitstag mit einem Kaffee auf der Terrasse des noblen Gritti >>>. Seinen mittäglichen Pranzo nimmt er öfters am Pool des luxuriösen Cipriani auf der Giudecca ein. Abends kehrt der Vice-Questore gerne in Harry’s Bar >>> ein. Zur Bella figura gehören auch die schönen Blumensträuße der Questura. Diese besorgt Signorina Elettra am Campo San Salvador, wo es den hübschen Blumenladen tatsächlich gibt. Hat Brunetti Streit mit Patta und helfen selbst die aufmunternden Worte von Elettra nicht weiter. Dann besteigt er ein Boot und fährt hinaus in die Lagune, auf eine der Inseln, die bis heute Ruhe versprechen. Dorthin schickt Donna Leon ihren erfolgreichen Ermittler auch in seinem 26. Fall »Stille Wasser« (Diogenes 2017). Brunetti hatte einen Schwächeanfall, wird krankgeschrieben und will sich in der Lagune erholen. Doch da kommt er einem größeren Fall als je zuvor auf die Spur . . .

Brunettis Lieblingsplätze

Die bevorzugten Orte des Commissario stellt Toni Sepeda in zwölf Rundgängen in ihrem Buch »Mit Brunetti durch Venedig« vor (Diogenes 2017). Ein Streifzug zu 200 Drehorten ist das Nachschlagewerk »Hinter den Kulissen von Commissario Brunetti« von Elisabeth Hoffmann und Karl-L. Heinrich (Harms 2013, inkl. Stadtplan, 2). Oder lassen Sie sich von Dr. Susanne Kunz-Saponaro einen Spaziergang zu Ihren bzw. Brunettis Lieblingsorten zusammenstellen (1 Std. für 2 Pers. 75 €, www.stadtfuehrungen-venedig.de/brunetti.htm).

Tolle Tage

An einem Stahlseil schwebt der Engel vom Campanile auf den Markusplatz. Es regnet Konfetti. Glocken läuten. Dann bricht der Jubel los und die Party der Maskierten beginnt. Der »Volo dell’ Angelo« ist Auftakt zur fünften Jahreszeit in der Lagune: Venedig feiert Karneval!

»Diese Verkleidungen eröffnen jede Gelegenheit für eine Unmenge an Liebesabenteuern, denn die Amouren von Venedig sind intrigenreicher als in irgendeinem anderen Land.« Das notierte der Engländer Joseph Addison zu Beginn des 18. Jh.s in seinen »Remarks on several Parts of Italy«. Und auch Goethe war vom Karneval fasziniert – im Ausgabenbuch zu seiner »Italienischen Reise« hält er am 29. September 1786 den Kauf von Hut und Maske fest.

Feiern vor der Fastenzeit

Venedig bot schon immer eine großartige Kulisse für Feste und Feiern. Auch die Geschichte des Karnevals ist alt. Erstmals erwähnt wird der Karneval im Jahr 1094 in einem Schreiben des Dogen Vitale Falier. Der ursprünglich heidnische Brauch sollte nach einem langen Winter den Einzug des Frühlings feiern. Die Bezeichnung Carneval (lat. carne vale = Fleisch lebe wohl) meinte zunächst das letzte Mahl vor der Fastenzeit, stand jedoch bald für alle Karnevalsfeiern vor Aschermittwoch. Auf dem Markusplatz wurden in Anwesenheit des Dogen, hoher Würdenträger und Staatsgäste Ochsen geschlachtet, Schwertkämpfe ausgetragen, akrobatische Kunststücke vollführt und ausgiebig dem Glücksspiel gefrönt, das nur zur Karnevalszeit erlaubt war. Besonders aufwendig waren die Umzüge auf dem Wasser mit prächtig geschmückten Gondeln. Man konnte aber auch einfach die Nächte durchmachen, tanzen, trinken und verkleidet in andere Rollen schlüpfen – schließlich wusste niemand, wer hinter einer Maske steckte. Als 1797 der letzte Doge zurücktrat und die Franzosen in Venedig einzogen, ließ Napoleon den verrufenen Carnevale umgehend abschaffen.

Fast 200 Jahre vergingen, bis das faszinierende Maskenspiel von einem kleinen Kreis engagierter Theatermacher 1979 wieder zum Leben erweckt wurde – mit tatkräftiger Unterstützung von findigen Tourismusmanagern, um die weniger besuchten Wintermonate zu beleben. Was offensichtlich sehr gut funktioniert hat.

© Huber: SIME/N. Miana

Gualtiero Dall’Osto, Inhaber von Tragicomica, fertigt die Schnabelnase eines Pestarztes an.

Carnevale Di Venezia

Der Karneval beginnt 14 Tage vor Aschermittwoch und endet am Faschingsdienstag (www.carnevale.venezia.it). Prachtvolle Kostüme verleihen und verkaufen Stefano Nicolao >>> und das Atelier Flavia (Castello 6010, Tel. 04 15 28 74 29, www.veniceatelier.com). Kunstvolle Masken aus »cartalana«, in Kleister getränkten Papierstreifen, stellen u. a. Ca’ Macana und Tragicomica (www.tragicomica.it, Tel. 0 41 72 11 02) her. Wer sich eine eigene Maske fertigen möchte: Ca’ Macana bietet ein- bis zweistündige Kurse an (Dorsoduro 1169, Mo. – Sa. 10 – 12, 14 – 18 Uhr, Kursteilnahme nach Voranmeldung, 2 Std. 47 €, Tel. 0 41 52 29 74, www.camacana.com).

Maskerade alla veneziana

Seit dem 14. Jh schenkte der Doge jedes Jahr zwölf armen Mädchen eine reiche Aussteuer. Das schönste von ihnen eröffnete mit dem »Engelsflug«, dem »Volo dell’angelo«, den Karneval. Die ersten Maschere aus Papier, Mehlkleister, Mull und Farben wurden bereits Ende des 13. Jh.s hergestellt. Da im Schutz der Masken Diebstahl und Betrug zunahmen, reagierte die Serenissima mit einem Vermummungsverbot. Erst im 17. Jh. durften wieder Masken getragen werden, niemals jedoch in Kirchen. Zu Zeiten Casanavos, der Blütezeit im 18. Jh., kostümierte man sich gerne in den Rollen der Commedia dell’Arte, die Herstellung von farbenfrohen Masken und fantasievollen Kostümen wurde zu einem ganz einträglichen Wirtschaftszweig.

Für die Verfilmung von Tolkiens »Herr der Ringe« entwarf Stefano Nicolao Rüstungen, für Cate Blanchett als Elizabeth I. edle Gewänder; seine Kostüme sind auch auszuleihen. Echte venezianische Masken statt Massenware aus Fernost finden Sie bei Ca’ Macana oder bei Tragicomica. Bei Mondonovo bestellte Stanley Kubrick die Masken für seinen Film »Eyes wide shut«.

Kritiker meinen, der Karneval bedeute längst nur noch Kommerz. Während viele Einheimische in dieser Zeit aus der Stadt fliehen, strömen Hunderttausende Narren aus aller Welt nach Venedig, um ein Ereignis zu erleben, das im Grunde aus ihnen selbst besteht. Die Hotels sind ausgebucht und kosten gern das Dreifache. Das alles mag sein. Und doch: Wenn leichter Nebel über die Lagune zieht, man sich unversehens abseits vom Trubel in einer einsamen Gasse wiederfindet und plötzlich Kostümierte vorüberhuschen, dann fühlt man sich wunderbar in die Zeit Casanovas zurückversetzt.

Meister Ihres Fachs

Kunstvolle Masken und Marmorpapier, feinste Spitze, farbiges Glas und edle Stoffe: Das venezianische Kunsthandwerk ist vielfältig und blickt auf eine lange Tradition zurück. Wer auf eigene Faust in den Werkstätten, Läden und Showrooms stöbert, sollte allerdings genau hinsehen: Nicht selten ist das vermeintlich authentische Souvenir ein Billigimport aus Fernost.

KEINE andere Stadt der Welt besitzt – gemessen an ihrer Einwohnerzahl – eine so hohe Dichte exzellenter Kunsthandwerker. Jahrhundertelang diente das örtliche (Kunst-)Handwerk der Prachtentfaltung der Republik und wurde von der Serenissima streng behütet, besonders die Glasbläserkunst und Spitzenstickerei. Zum Schutz vor Spionage wurden die Handwerker auf Laguneninseln verbannt und erhielten als Entschädigung für das Leben im Ghetto zahlreiche Privilegien. Sie waren von der Steuer befreit, konnten Ständeschranken überwinden und sogar in die Aristokratie einheiraten.

Schön und zerbrechlich

Kristallklares Glas, schimmernde Farben und subtile Formen – jahrhundertelang galt das Ghetto der Glasbläser auf Murano als das Herzstück der europäischer Glasmanufakturen. Bis heute produzieren hier berühmte Betriebe wie Barovier & Toso, Nason Moretti und Fratelli Toso Vasen, Skulpturen und Schmuckstücke in Handarbeit und aus den edelsten Materialien wie Silber und Gold. Echtes Murano-Glas wird stets als Original gekennzeichnet und mit Garantie versehen. Früher war alles, was opulent, floral und verspielt war, das Höchste. Heute arbeiten die Glaswerkstätten von Murano mit international renommierten Designern zusammen, die immer wieder die Grenzen des Materials ausloten. Luigi Camozzo ritzt und ätzt seine Glaskunst derart, dass sie an Stein oder Marmor erinnert (www.luigicamozzo.com). Carlo Scarpa schuf für Venini Battutu-Vasen, deren Oberflächen an gehämmertes Metall erinnern und die inzwischen sogar im Metropolitan Museum of Art in New York zu bewundern sind (http://venini.com).

Alles Spitze

Die Nachbarinsel Burano ist nicht nur für ihre bunt gestrichenen Fischerhäuser bekannt, sondern vor allem für ihre Spitzenstickerinnen, die mit ihren filigranen Arbeiten im 16. Jh. ganz Europa begeisterten. Mit dem Ende der Seerepublik und dem Siegeszug der Industriespitze geriet die Buranospitze in Vergessenheit. Eine Schule für Spitzenstickerei hat das 500 Jahre alte Handwerk vor dem Aussterben bewahrt. Heute erlebt die »Merlotto di Burano« als Luxusartikel ihre Renaissance, z. B. im Showroom von Martina Vidal auf Burano (Via S. Mauro 309, www.martinavidal.com).

Frauen in der Schule für Spitzenstickerei auf Burano halten das Handwerk am Leben (1949)

Samt und Seide

Für edle Stoffe aus Venedig steht der Name Fortuny. In der 1919 eröffneten Manufaktur auf der Insel Giudecca werden die Stoffe wie vor 100 Jahren mit geheimen Techniken bedruckt und bemalt (Showroom Mo. – Sa. 10–13, 14–18 Uhr, http://fortuny.com). Lorenzo Rubelli besitzt als Einziger das Recht, die wertvollen Damaste zu weben, die im Palazzo Ducale die Privaträume der Dogen zieren (www.rubelli.com). Das Weiße Haus und den Stockholmer Königspalast schmücken Brokat-, Samt- und Satinstoffe, die bei Luigi Bevilacqua in Santa Croce auf Holzwebstühlen aus dem 18. Jh. gewebt werden (www.luigibevilacqua.com). Mario Bevilacqua und seine Frau Paola stellen in San Marco Textilien für Prunkkissen und Abendtäschchen her (http://bevilacquatessuti.com). Emma Gaggio beliefert mit ihren nostalgischen Textilien Theaterhäuser und Haute-Couture-Designer wie Dior (www.emmagaggio.com).

Marmorpapier

Ebru nannten die Türken das von ihnen erfundene Marmorpapier. Zart und wunderschön gemustert, wird es seit dem 17. Jh. in der Lagunenstadt handgeschöpft. Zu den Meistern seiner Zunft gehört Alberto Valese. Jeder Bogen seines hochwertig veredelten Papiers ist ein Unikat, das nach Aufbringen der Farben durch Tupfen, Spritzen oder Sprühen entsteht. Mal ähnelt das Muster echtem Marmor, mal einer verblichenen Tapete. In der Legatoria Piazzesi werden die Bögen seit 1851 mit Holzmodeln bedruckt. Anders als bei maschinell erzeugten Bögen lassen Unregelmäßigkeiten die Handarbeit erkennen (www.albertovalese-ebru.it). Wie vielseitig Marmorpapier verwendet wird, zeigen die Läden der Papierkünstler.

Glasbläser, Gondelbauer Und Vergolder

Hélène Salvadori (Mobil: +39 34 85 92 79 74) und Sabrina Scaglianti (Mobil: +39 34 77 87 68 46) führen auf ihrer »Venice Master Artisans Tour« drei Stunden lang zu den Meistern des Kunsthandwerks (www.aguideinvenice.com/en/venice-itineraries-8-Venice-Master-Artisans-Tour.html, ab 62,50 €/Pers.).

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Venedigs beste Seiten kennen.

© laif: P. Adenis

Unterwegs In Venedig

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Wann und wie lange

Wer sich in der Lagunenstadt an die Fersen von Donna Leons Commissario Brunetti heftet, erlebt die Serenissima wie ein echter Venezianer, abseits der Touristenströme – sofern das bei 30 Mio. Besuchern pro Jahr überhaupt möglich ist. Die kommen gerne am Wochenende; die Tagestouristen von den Kreuzfahrtschiffen treffen vormittags zwischen Arsenale und San Marco ein, sind aber zum Glück am späten Nachmittag schon wieder weg. Lohnt sich denn überhaupt ein Tagesausflug nach Venedig? Selbstverständlich! Allerdings vermittelt er nur einen ersten Eindruck, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Zwei bis drei Tage sind besser, sehr zu empfehlen ist eine Woche, um die verschiedenen Gesichter der Stadt kennenzulernen. In den Palästen, Museen und Kirchen, in denen über 1000 Jahre Architektur, Skulptur und Malerei vertreten sind, zeigt sich das kulturelle Venedig – während der Biennale und Filmfestspiele auch Open-Air und recht mondän. Alte Kunst in der Galleria dell’Accademia, klassische Moderne bei Peggy Guggenheim oder Avantgarde im Palazzo Grassi oder in der Punta della Dogana? Sie haben die Wahl!

Abseits der touristischen Hauptrouten lernen Sie in Vierteln wie Santa Croce, San Polo und Cannaregio den Alltag der Venezianer kennen. Keinesfalls verpassen sollten Sie den Blick von den Campanile von San Marco und San Giorgio – und den Bummel durch das Shoppingparadies der Mercerie. Wie einzigartig Venedig ist, erleben Sie bei einem Ausflug in die Lagune und auf die Inseln. Wer länger in Venedig weilt, kann auch eine Schiffspartie auf dem idyllischen Brenta-Kanal einplanen. Sonne, Seeluft, Sandstrände und ein Bad in der Adria locken auf dem Lido und der Halbinsel Litorale del Cavallino.

Komplett autofrei

Sein Auto muss man auf dem Festland oder in einer der Garagen am Piazzale Roma bzw. auf Tronchetto abstellen. Das autofreie Venedig ist daher ein Paradies zum Flanieren. Überlassen Sie bei der Besichtigung ruhig mal dem Zufall die Regie. Verloren gehen kann man nicht. Entweder finden Sie sich anhand des Stadtplans wieder zurecht, entdecken nach kurzem Suchen eines der gelben Schilder oder einen Pfeil in Richtung »Rialto«, »San Marco« oder »Ferrovia« (Bahnhof) oder Sie lassen sich von einem Venezianer den Weg zeigen.

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Venedig ist klein, du darfst dich also ruhig verlaufen, denn weit kommst du sowieso nicht. Schlimmstenfalls gelangst du an den Rand und hast die Lagune vor dir.
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Tiziano Scarpa, »Venedig ist ein Fisch«

Große Bühne: Der Markusplatz ist Flaniermeile und Festplatz zugleich.

San Marco: Das Herz Der Seerepublik

Start und Ziel: Piazza San Marco | Dauer: 1 Tag

Tour 1

Im Viertel San Marco konzentrierte sich die geistige und politische Macht der Serenissima: Markusdom und Dogenpalast wurden Wahrzeichen. Hier trifft sich bis heute die Welt. Entdecken Sie das Herz der Lagunenstadt – und planen Sie genug Zeit für legendäre Cafés und einen Schaufensterbummel ein!

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Markusplatz, Kunst von Weltrang und Schaufensterbummel

Ausgangspunkt ist die image imagePiazza San Marco, laut Napoleon der »schönste Salon der Welt«. Für einen ersten Eindruck geht es mit dem Aufzug hinauf auf den Campanile: Der Ausblick auf Altstadt und Lagune ist überwältigend. Besichtigen Sie anschließend die Basilica di San Marco und den Palazzo Ducale, jahrhundertelang das Zentrum der Macht. Verlassen Sie nun den Markusplatz Richtung Westen. Schaufensterbummel ist in der eleganten Einkaufsgasse image imageCalle Larga XXII Marzo angesagt, die zum image Campo San Maurizio führt. Der von stolzen Patrizierpalästen gesäumte image imageCampo Santo Stefano lädt mit kleinen Cafés und Restaurants zur Pause ein – wie wäre es mit einem erfrischenden Limonensorbet auf der Terrasse der Gelateria Paolin? Die image Ponte dell’Accademia führt direkt über den Canal Grande zur image imageGallerie dell’ Accademia, der bedeutendsten Sammlung venezianischer Malerei von der Gotik bis zum Rokoko. Kanalabwärts begeistert die imageCollezione Peggy Guggenheim mit Arbeiten von Max Ernst, Giacometti, Paul Klee und Mirò.

Feinste Fortuny-Stoffe, Shopping und das Finale am Markusplatz

Zurück auf dem Campo Santo Stefano, geht es weiter zum image Campo Sant’Angelo mit Blick auf seinen Campanile, einer der vielen schiefen Türme der Stadt. Im image imagePalazzo Fortuny (früher Palazzo Pesaro degli Orfei genannt) erinnert ein Museum an den spanischen Maler und Designer Mariano Fortuny, der mit Seidenplissee Göttinnen von Film und Bühne einkleidete – ein Geniestreich, den er vermutlich seiner Frau Henriette verdankte, die die Technik des feinen Faltenpressens mitentwickelt hatte (fortuny.visitmuve.it). Ein Denkmal auf dem image Campo Manin verewigt den Advokaten Daniele Manin, der maßgeblich an der Revolution von 1848 beteiligt war.

Hier lohnt ein Schlenker zum image Palazzo Contarini del Bovolo mit einer außergewöhnlichen Außentreppe im Stil der Renaissance (www.scalacontarinidelbovolo.com). Über den Campo San Luca erreichen Sie die ladengesäumte image Calle dei Fabbri, auf der Sie bis zur image imagePonte di Rialto hinaufschlendern. Sie war bis zum 19. Jh. die einzige Brücke über den Canal Grande. Der Rückweg zum Markusplatz folgt den image imageMercerie, die zum Einkaufsbummel verführen. Hier gibt es alles: Mode, Masken und Karnevalskostüme, feine Buranospitze und edles Muranoglas. Doch sparen Sie noch etwas für den teuren, aber wunderschönen Abschluss in einem der Cafés an der image imagePiazza San Marco, wo Sie bei einem Cappuccino oder Aperitif den Klängen der hauseigenen Kapellen lauschen und die unvergessliche Atmosphäre der Lagunenstadt genießen können.

San Polo & Santa Croce: Authentische Viertel

Start und Ziel: Ponte di Rialto | Dauer: 6 Stunden

Tour 2

In den beiden Stadtteilen in der oberen Schleife des Canal Grande liegen mit Rialtomarkt und Kirchenkunst irdische Freuden und geistige Erbauung dicht beieinander. Im Gassengewirr warten traditionelle Werkstätten und kleine Läden, auf großen und kleinen Plätzen haben Osterien und Bars ihre Tische aufgestellt – hinsetzen, schlemmen und schauen!

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Rialtomarkt und Schuhe wie für die Gondolieri

Ausgangspunkt ist die über den Canal Grande erbaute Fußgängerbrücke image imagePonte di Rialto zwischen dem zum edlen Supermarkt umgewandelten Fondaco dei Tedeschi und dem schmucken image Palazzo dei Camerlenghi. Unter der Woche beginnt frühmorgens hinter der Brücke der image imageRialtomarkt mit bunten Obst- und Gemüseständen. Sein Besuch gehört zu den farbenprächtigsten Erlebnissen in Venedig. An den Fabbriche Nuove vorbei geht es zur Pescheria, wo Fischhändler ihren Fang des Tages anbieten. Um die Ecke bei imagePie-daterre können Sie die typischen Furlane-Schuhe der Gondolieri erstehen  – außen Samt, unten alte Gummireifen und innen sehr bequem (S. Polo 60, www.piedaterre-venice.com). Am Barockpalast image imageCorner della Regina vorbei gelangen Sie zur image imageCa’ Pesaro. Auch wer sich für die hier beheimateten Museen für moderne und orientalische Kunst weniger interessiert, sollte diesem mächtigen Barockkomplex mit seiner eleganten Marmorfassade Beachtung zollen – fast 60 Jahre wurde am Meisterwerk Baldassare Longhenas gebaut. Wenig weiter präsentiert der image Palazzo Mocenigo kostbare Stoffe, Parfums und Kostüme. Höhepunkte des Naturhistorischen Museums im image imageFondaco dei Turchi sind die Ausstellugen über Flora und Fauna der Lagune und ein riesiges Dinosaurierskelett aus der Sahara.

Mittagspause!

Nun geht es in Richtung Süden entlang schmaler Kanäle zur Kirche image imageSan Giacomo dell’Orio mit einem Altarbild von Veronese. Der gleichnamige Platz lädt zur Mittagspause ein – Antipasti, Spaghetti alle Vongole oder gegrillte Steaks, im Ristorante Al Bagolo schmeckt das Essen (€€, Tel. 04 17 17 58, http://ristorantealbagolo.it). Nächstes Ziel ist der nach dem hl. Paulus benannte Campo San Polo, einer der größten Plätze Venedigs. Im Sommer wird hier Kino unter freiem Himmel gezeigt. Die namengebende Kirche image imageSan Polo birgt ein »Abendmahl« von Tintoretto.

Göttliche Schatzhäuser und eine Gondelfahrt

Tizian, Bellini und Donatellovereint eine der berühmtesten Kirchen Venedigs, die meist nur »Frari« genannte image imageSanta Maria Gloriosa dei Frari. In unmittelbarer Nachbarschaft malte Tintoretto die image imageScuola Grande di San Rocco aus. Auf dem Rückweg zur Rialtobrücke liegt die image imageCasa Goldoni, das gotische Geburtshaus des Komödiendichters, der über 150 Werke schrieb. Einen glanzvollen Tagesausklang verspricht eine imageGondelfahrt durch die Kanäle der Lagunenstadt. Oder schlendern Sie einfach ziellos durch die kleinen, verwinkelten Gässchen, über die unzähligen Brücken und verwunschenen Plätze, und lassen Sie sich abseits der Hauptströme vom besonderen Zauber Venedigs einfangen.

Cannaregio: Jüdische Spuren Und Alltag

Start: Bahnhof Santa Lucia | Dauer: 3 Stunden

Ziel: Fondamente Nove

Tour 3

Mitten durch den Sestiere (Stadtteil) im Nordwesten Venedigs führt die Strada Nova, die touristische Hauptschlagader der Stadt. Zum Glück, sagen die Venezianer, denn so bleibt ihnen der Rest des Viertels: ein Mix aus Musealem und Alltäglichem, aus Bars und kleinen Handwerksbetrieben, Wohnhäusern, hübschen Kirchen und dem ältesten Ghetto Europas.

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Ein Viertel, in dem die Stadt kein Museum ist

Die Hauptverbindung zum Festland verlief einst mitten durch den Stadtteil Cannaregio und von dort zum Canal Grande. Die Hausnummer 1 trägt der image Bahnhof Santa Lucia, der seit 1954 an der Stelle des Karmeliterklosters Santa Lucia steht, das für den Bau der Ponte della Libertà weichen musste, der Verbindung zwischen dem Festland und Venedig. Nur die 1654 geweihte Kirche Santa Maria degli Scalzi blieb als Sakralbau der Unbeschuhten Karmeliter (scalzo = barfuß) stehen. Folgen Sie der stets gut besuchten Lista di Spagna bis zum Campo San Geremia, wo der Staatssender RAI im prunkvollen image imagePalazzo Labia residiert – bei Events können Sie einen Blick ins Innere werfen.

Auf der Ponte delle Guglie geht es über den Canal di Cannaregio in das erste und älteste image imageGhetto >>> Europas. Vom Campo Ghetto Nuovo kommen Sie über Brücken, Plätze und Gassen zur einschiffigen Nonnenkirche image Sant’Alvise.

Im Zickzack verläuft der Rundgang weiter zur image imageMadonna dell’ Orto, ein Muss für Tintoretto-Liebhaber, der unweit der Kirche seine Werkstatt hatte. Der Campo dei Mori ist bekannt wegen seiner vier Mohren-Figuren an den Häuserwänden und einer Gebäudeecke, die so gar nicht venezianisch aussehen. Es handelt sich um drei Brüder, die im Orient erfolgreich mit Gewürzen handelten, bevor sie nach Venedig zogen. Die vierte Figur, Signore Rioba genannt, fällt allein schon wegen seiner Nase auf – ihre Berührung soll Glück bringen. In der Osteria L’Orto dei Mori kommen leckere traditionelle Gerichte auf den Tisch wie Tagliolini mit Tintenfisch oder Fegato alla Veneziana, zarte Kalbsleber mit Zwiebelringen und Polentabrei(€€/€, Tel. 04 15 24 36 77, www.osteriaortodeimori.com).

Schlendern, schauen, shoppen

Nächstes Ziel ist der image Campo Santa Fosca, wo ein Standbild an Pater Paolo Sarpi erinnert, der sich für die Unabhängigkeit Venedigs von Rom einsetzte. Hier beginnt die Mitte des 19. Jh.s parallel zum Canal Grande angelegte image Strada Nuova, die auf ihrer ganzen Länge verschiedene Namen tragende »Fußgängerautobahn«, die Bahnhof und Rialto verbindet. Eine Shoppingstraße, gerade und breit, ganz und gar unvenezianisch. Hier finden Sie nette Modeboutiquen, viele Masken- und Souvenir-Läden, Glaskunst und Filialen internationaler Ketten mit ganzjährigen Sonderangeboten.

Meisterwerke Tintorettos

Vorbei an der Renaissance-Kirche San Felice, die mit dem »Hl. Demetrius und ein Stifter der Familie Ghissi« eines der frühesten Bilder Tintorettos birgt, kommen Sie zur eleganten image imageCa’ d’Oro. Die Strada Nuova mündet in den Campo dei Santi Apostoli, wo der Campanile der gleichnamigen Kirche den Blick auf sich zieht. Nächster Halt ist der Campo dei Gesuiti mit der barocken Jesuitenkirche image imageI Gesuiti Santa Maria Assunta, die Tintorettos Meisterwerk der »Himmelfahrt Mariä« birgt. Auf der Salizzada degli Specchieri erreichen Sie die image Fondamente Nove. Von dem 1589 angelegten »Neuen Quai« blickt man hinüber auf die Friedhofsinsel San Michele und auf Murano. Neugierig? Dann steigen Sie in das Lagunenschiff und schippern Sie hinüber zu den Inseln.

Dorsoduro: Kunst Und Seefahrt

Start: Bahnhof Santa Lucia | Dauer: 3 Stunden | Ziel: Zattere

Tour 4

Dorsoduro, der Stadtteil zwischen Canal Grande und Canale della Giudecca, vereint ganz unterschiedliche Facetten – besonders in der Kunst: alte Meister, Klassische Moderne und Kunst des 21. Jahrhunderts, großartige Werke von Tizian, Tiepolo und Veronese in Kirchen und Bruderschaften, Installationen von Emilio Vedova in seinem ehemaligen Atelier sowie traditionelles Handwerk in drei der letzten Gondelwerften der Lagunenstadt.

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Vom Bahnhof zur Grabkirche von Veronese

Im Unterschied zu den anderen Vierteln Venedigs steht Dorsoduro (= harter Rücken) auf spiralförmig – und nicht in Reihe – angelegten Baumpfählen. Ganz im Westen lebten ursprünglich Fischer, Seeleute und Arbeiter. Östlich der Accademia hat sich Dorsoduro zu einem der begehrtesten und teuersten Wohngebiete gemausert. Ausgangspunkt ist wieder der image Bahnhof Santa Lucia. Von der Chiesa degli Scalzi führt die gleichnamige Brücke zum Südufer des Canal Grande. Nun spaziert man, den Wegweisern »Frari« folgend, nach Südosten. Nach mehreren Richtungswechseln steht man vor der image imageSanta Maria Gloriosa dei Frari, die Tizian mit großartigen Gemälden ausschmückte.

In unmittelbarer Nachbarschaft wartet ein weiterer Höhepunkt, die image imageScuola Grande di San Rocco. Diese Bruderschaft war eine der reichsten Venedigs, und Tintoretto, der selbst Mitglied dieser Scuola war, schmückte sie mit einem der umfangreichsten biblischen Zyklen der italienischen Malerei.

Um die Scuola herum und der Calle S. Pantalon folgend, gelangt man auf den langgestreckten Hauptplatz des Dorsoduro, den image imageCampo Santa Margherita. Er gehört zu den beliebtesten Plätzen Venedigs. In seinen Lokalen und Bars wie der Margaret DuChamp (► S. 281) trifft man sich – auch abends – zum Plaudern, Trinken, Feiern. Vormittags findet hier ein kleiner Obst- und Gemüsemarkt statt.

© DuMont Bildarchiv: S. Lubenow

Der Campo Santa Margherita, Hauptplatz von Dorsoduro, ist abends bei Studenten und Einheimischen ein beliebter Treffpunkt.

Die image imageScuola Grande dei Carmini schmückte Tiepolo mit Deckengemälden aus. Folgen Sie nun dem Kanal an der Rückseite der Scuola und überqueren Sie ihn auf Höhe des image Palazzo Zenobio. Die Fondamenta Briati gehen über in die Fondamenta Barbarigo und münden in den Corte Maggiore. Abermals überquert man den Kanal. Von den Fondamenta della Teresa sieht man die gegenübergelegenen Case Tron, Reihenhäuser aus dem 18. Jh. mit sieben Schornsteinen. Hier beginnt das alte Arbeiterviertel Santa Marta vom Anfang des 20. Jahrhundets. Etwas weiter westlich endet der Weg vor einer Baumwollspinnerei, heute Teil der Architekturhochschule. Hier steht eine der ältesten Kirchen Venedigs, image San Nicolò dei Mendicoli, der heutige Bau stammt aus dem 16. Jahrhundert. Für die Renaissance-Kirche image San Sebastiano schuf Veronese, der hier auch begraben ist, einen wunderschönen Gemäldezyklus.

Bootsbauer und gutes Eis

Die bedeutendste der verbliebenen imageGondelwerftenwww.tramontingondole.itimageSan Trovasowww.squerosantrovaso.comGiudeccaimageimage eine Pause ein und genießen Sie Venedigs »Sonnenpromenade« mit einem Eis von der Gelateria Nico oder einem Aperitiv in einer der vielen Bars. Auf dem Weg zur Ostspitze von Dorsoduro endet der Rundgang mit doppeltem Kunstgenuss: Im ehemaligen Atelier des Künstlers Emilio Vedova (1919 – 2006) sind Werke des bekannten Vertreters der informellen Malerei zu sehen. Der Spaziergang endet an der Punta della Dogana