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Diesen Magischen Moment im Elsass möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Lassen Sie den Wind rauschen, ein Gewitter mächtig donnern oder hauchzartes Saitenspiel erklingen. Möglich mit dem »Organum XXI« in der Halle des Klangs im Orgelmuseum von Marmoutier. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.
Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.
Herzlichst
10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …
Wein und Crémant direkt vom Lieblingswinzer
Kuchenformen und Schüsseln von den Töpfereien in Soufflenheim und Betschdorf
Edle Tischwäsche aus den Vogesen direkt von den namhaften Herstellern in Gérardmer
Munsterkäse von einem der vielen Bergbauernhöfe oder dem Haus des Käses in Munster
Köstlichkeiten süß und salzig aus der Rue des Orfèvres, der Feinschmeckergasse in Strasbourg
Hausgemachte Marmelade aus Wildfrüchten
Bredele und Mannele: Die typischen Kekse und Hefe-Nikoläuse gehören zum Standard auf allen Weihnachtsmärkten. Das herzige Mannele gibt es auch in Plüsch – was zum Liebhaben für die Kleinen.
Jugendstil-Kristallgläser und Flakons aus dem Shop im Musée Lalique in Wingen- sur-Moder und den nordelsässischen Glasmacher-Zentren
Den richtigen Impuls vom »Kraftort« und Heiligen Berg des Elsass, dem Mont Sainte-Odile
Unvergesslich: der erste Blick auf den Isenheimer Altar im Musée Unterlinden in Colmar
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Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >
Hätten Sie das gewusst? > > >
Dafür fährt man ins Elsass > > >
Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, probieren! > > >
Langeweile verboten! > > >
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Die großen Themen zwischen Weinstraße und Vogesen. Lassen Sie sich inspirieren!
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
Riesling, Pinot noir, Crémant & Co. sind mächtige Zugpferde für den Tourismus im Elsass. Im Weinberg tut sich allerhand, und längst nicht jeder Ökowinzer klebt sich ein Label auf die schlanke Flasche.
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
RUND 7 Millionen Gäste aus aller Welt besuchen das Elsass jährlich, und viele kommen des Weines wegen. Sie unterscheiden sich doch sehr deutlich in ihren Vorlieben: Während Italiener den Gewürztraminer besonders schätzen, ist es bei den Holländern der Pinot blanc, Schweden und Dänen geht das Herz auf bei trockenen Rieslingen und Silvanern. Auch Deutsche schätzen den Riesling, kaufen aber nicht minder gerne Pinot gris, erläutert Foulques Aulagnon vom Elsässer Weinverband. Was nicht heißen soll, dass exakt nach Nationalität gekauft wird, aber Tendenzen lassen sich erkennen.
Mit dem Crémant, dem weißen Schaumwein, ist den Elsässern ein besonderer Treffer geglückt. Er hat nicht ganz soviel Kohlensäure wie der Champagner und der Preis ist auch noch nicht ganz so hoch. Seine Beliebtheit steigt und steigt. Mittlerweile erzeugen die Winzer auch Cremant rosé, der aus Pinot Noir-Trauben gewonnen wird, so herrlich frisch und cremig schmeckt und dazu diese wunderbare Farbe besitzt.
Die Welt des Weines sah für die Elsässer einst recht duster aus. Galt ihr Wein bis ins 19. Jahrhundert als besondere Köstlichkeit –, die Habsburger haben ihn angeblich geschätzt – sank der Stern nach dem Zweiten Weltkrieg. Die neuen Möglichkeiten der mechanisierten Produktion nutzen viele Winzer, um Masse zu produzieren auf Kosten von Qualität und Charakter. So galten die Elsässer Weine unter Kennern so verstaubt wie die 1950-Jahre selbst und unter dem Strich als ziemlich uninteressant. Der echte Kenner bediente sich in anderen Regionen, wenn er spannende Weine wollte. Dann die Kehrtwende: Seit etwa zwei Generationen weht ein neuer Wind durch die Weinberge. Nun ist Terroir gefragt. Es reicht nicht mehr, den Kunden zu erzählen, dass der Wein trocken ist. Ist der Boden mineralisch oder tonig, schmeckt man Schiefer oder Granit heraus? Hier kann das Elsass gut mithalten. Der Boden wechselt und das Kleinklima auch. Mal rückt der Vogesenwald dicht an die Weinberge heran, mal weitet sich das Rebenmeer Richtung Rheinebene aus. Resultat: Vielfältige Erlebnisse auf der Zunge, kein Riesling schmeckt wie der andere. Genau das mag die neue Weinkundschaft. Kurzum: die Elsässer Weinwelt ist im Lot. Doch es tut sich was.
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
Ganz klar sind intensiv bewirtschaftete Weinberge nichts für Ökopuristen. Weinanbau heißt oft Monokultur mit allen Konsequenzen. Da wird gespritzt und behandelt nach allen Regeln der konventionellen Landwirtschaft. Doch längst gibt es auch den gegenläufigen Trend. Wer mit wachen Augen durch die Winzerlandschaft fährt, entdeckt häufig die Labels Vin Bio oder Demeter. Während in Frankreich rund 6 Prozent der Winzer biologisch wirtschaften, kommen die Elsässer auf einen Schnitt von 15 Prozent. Und die »Dunkelziffer« liegt im Elsass sehr hoch. Viele Winzer produzieren »bio«, weil sie ihre Böden nicht belasten wollen und es gut finden, wenn in ihren Weinbergen noch Wildbienen fliegen und Kräuter gedeihen. Manche setzten sogar noch Pferde ein, um den Boden zwischen schmalen Zeilen zu umbrechen, statt ihre alten Reben auf Traktormaß zu trimmen. Von Labels wollen sie sich nicht einengen lassen, auch wenn so ein Aufkleber auf der Flasche durchaus verkaufsfördernd wirkt.
Trotz aller Mechanisierung wird immer noch ein Gutteil der elsässischen Weintrauben von Hand gelesen. Versierte Hilfskräfte sind natürlich sehr gerne gesehen, bei manchen Winzern können auch unerfahrene Gäste mit anpacken. »Bis bald in den Weinbergen!« heißt es z. B. auf der Domaine Rieflé-Landmann >>> (www.seppi-landmann.fr) oder bei Vignoble Klur >>> (www.klur.net). Nach einem arbeitsreichen Tag winkt dann ein gemeinsames Abendessen als Belohnung.
Am Tag des Heiligen Urban herrscht Hochbetrieb bei den Bergbauern. Die Vogesenrinder dürfen nun wieder auf die Hochalmen, ein Festtag für Kühe und Besucher.
© laif/ Maigrot, Frederic
DER Abend vor dem Almauftrieb auf dem Hof der Wehreys unterhalb des Petit Ballon. Landwirt Jean Wehrey und seine erwachsenen Söhne polieren die Messingglocken ihrer Kühe auf Hochglanz. Auch jedes einzelne der schwarzweißen Vogesenrinder wird bis in die Schwanzspitzen liebevoll und mit Stolz gestriegelt. Einen langen Winter haben die »Vaches vosgiennes« im Stall verbracht. Noch stehen sie ruhig im Stall und lassen sich das Bürsten gerne gefallen. Am Tag des Auftriebs gibt es für sie kein Halten mehr. Traditionell findet die »Transhumance« am 25. Mai statt, dem Tag des Heiligen Urban, Schutzherrn der Rinder. Mit dabei: Freunde, Nachbarn und Touristen. Denen wird das Warten auf den großen Run mit Pain chocolat, Kaffee und Akkordeonklang versüßt. Kaum öffnen sich die Stalltüren, drängt und drückt die Herde ins Freie und eilt im flotten Lauf, Leitkuh und Hirten an der Spitze, hinauf auf die Hochweiden am Petit Ballon. Die ganze Festgesellschaft folgt so rasch sie kann. Am Ziel werden die Rinder auf die Hochweiden entlassen. Ihr bunter Begleittross stärkt sich mit einer handfesten »Malkersmahlzeit«. An Michaeli, dem 29. September, geht es für die Kühe wieder retour.
Das Vogesenrind ist bestens an die rauen Verhältnisse angepasst. Niedrige Stockhöhe, trittsicher, keine Probleme beim Kalben in freier Natur und pumperlgesund. Die robusten Kraftpakete wären um ein Haar in Vergessenheit geraten, hätten nicht engagierte Landwirte, Jean Wehrey vorneweg, mit konsequenter Nachzucht die Rasse am Leben erhalten. Und das ist gut so. Denn Hochleistungskühe kämen auf dem Dach der Vogesen unmöglich zurecht. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt gerade mal 11 °C , unten im Tal bei den Winzern sind es freundliche 20 °C. Eisig pfeift der Wein selbst an Sonnentagen, Regen rauscht am Hauptkamm üppig nieder. Die Sommer sind kurz, der Boden ist karg. Das sind jedoch beste Bedingungen für würzige Bergkräuter – ideal für gute Milch und den daraus gewonnenen Munsterkäse, runde flache Laibchen mit strengem Geschmack. Etliche Bauernhöfe (frz. fermes) produzieren nicht nur den berühmten Munsterkäse, sondern haben sich mit der Bewirtung von Wanderern und Radlern ein zweites Standbein erschlossen. So können Gäste den ganzen Sommer lang vor Ort Käse und handfeste Kost probieren und die frei über die Weiden streifenden »Vosgiennes« bewundern.
Alles rund um Kühe, Käse und die Almwirtschaft von einst und jetzt vermittelt ein Besuch in der Maison de Fromage in Munster. Bäuerinnen zeigen mehrmals am Tag, wie der Käse von Hand hergestellt wird. Die Auswahl an Munsterkäse von verschiedenen Höfen zum Verkosten und Einkaufen ist groß. Über Höfe, die den Almauftrieb feiern, informiert die Tourismusinformation in Munster >>>.
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
Die nördlichen Vogesen stehen für ausgedehnte Wanderungen zwischen Wald und Burgruinen. Und für Schönheit und Eleganz der Jugendstil-Gläser.
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
DAS Nordelsass: Wald, soweit das Auge reicht, doch wirtschaftlich schwieriges Terrain. Das war nach dem Ersten Weltkrieg nicht viel anders. Das Elsass, beständiger Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland, hatte kriegsbedingt wieder einmal Mühe, auf die Beine zu kommen. Die französische Regierung versuchte in den 1920er-Jahren, mit kräftigen Finanzspritzen Investoren in die Region zu locken. Einer, der anbiss, war René Lalique.
1860 in einem kleinen Dorf in der Champagne geboren, gelang ihm in Paris der Durchbruch als Schmuckzeichner, Juwelier und Goldschmied. Als »Erneuerer der Schmuckkunst« zählte er bald zu den großen der Belle Epoque. Cartier wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn in seine Kollektionen auf. Die berühmte Schauspielerin Sarah Bernard trug den von ihm entworfenen Schmuck und machte Lalique weithin bekannt. Mit so viel Promi-Rückenwind ging es steil aufwärts mit der Karriere. Schon bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 feierte man ihn wie einen Star.
Der Meister kreierte nicht nur anmutig geschwungenen Jugendstilschmuck, sondern experimentierte schon früh mit Glas. Anfangs ging es ihm um den Ersatz für die teuren Edelsteine. Bald entdeckte er aber die vielfältigen Möglichkeiten des Werkstoffs und seine besondere Eignung für Parfumflakons. Mit zierlich geformten, durchscheinenden Gefäßen erzielte er großen Erfolg. Seine herrlichen Fenster schmückten Luxusdampfer, den Orientexpress und Kirchen, seine Kühlerfiguren zierten Luxuskarossen von Bentley, Rolls Royce und Bugatti. 1912 verlegte sich Lalique ganz auf Glas. Die besten französischen Parfumeure, darunter Molinard und Houbigant, zählten zu Laliques Kunden. Die Nachfrage stieg und die Auftragsbücher platzten. Da entschied sich Lalique zu expandieren. Und wo lässt sich Glas am besten herstellen? In Regionen, wo das Knowhow bereits vorhanden ist.
In den nördlichen Vogesen wird seit dem 15. Jh. Glas gemacht. Der Sandstein lieferte den Rohstoff Sand, der Wald ausreichend Brennmaterial für die Glashütten. Großzügige Unterstützung aus Frankreichs Staatsschatulle erleichterte Laliques Entscheidung für Wingen-sur-Moder, einem bereits bekannten Glasstandort. 1921 nahm seine »Verrerie d’Alsace« die Produktion auf. Nach René Laliques Tod 1945 Tod übernahm sein Sohn Marc die Geschäfte und spezialisierte sich auf Kristallglas. In den benachbarten Gemeinden Saint-Louis-le-Bitche und Meisenthal wird noch heute Glas hergestellt.d
Ein Museum würdigt die Jugendstil-Kreationen von René Lalique (Abb >>>.). Perfekt beleuchtet, werden Gläser, Kühlerfiguren, Parfumflakons und ausgefallene Schmuckstücke kunstvoll in Szene gesetzt. Filme zeigen, wie das berühmte Kristallglas produziert wird >>>.
© akg images/Guillemot, Roger
Elbphilharmonie in Hamburg, Vogelnest in Peking, Allianz Arena in München, alle diese Bauten planten die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Nun schufen sie in Colmar für das berühmteste Kunstwerk des Elsass, den Isenheimer Altar, mitten im historischen Zentrum ein neues Quartier.
© Herzog & de Meuron/Walti, Ruedi
ALS Guido Guersi, Abt des Antoniterklosters zu Isenheim bei Colmar, um 1512 bei Matthias Grünewald einen Altar in Auftrag gab, ging es ihm nicht um Kunst. Eine der wichtigsten Aufgaben des Klosters war die Pflege von Menschen, die am Antoniusfeuer litten. Gegen diese im Mittelalter in Europa weit verbreitete, entstellende Krankheit, einer Vergiftung durch das so genannte Mutterkorn im Roggenmehl, half damals einzig der Glaube. Der Anblick von Christi Geburt, Tod und Wiederauferstehung sowie Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius sollte den Todkranken und von Wahnvorstellungen geplagten Trost spenden.
Auch heute drängen sich Scharen von Menschen vor dem Altar, der mittlerweile in Colmar steht und das Musée Unterlinden zum meistbesuchten Museum Frankreichs nach dem Louvre gemacht hat. Denn mit ihm hat Grünewald ein Werk geschaffen, das von Kunsthistorikern in einem Atemzug genannt wird mit Raffaels »Letztem Abendmahl« und anderen Ikonen der europäischen Kunst. Kein Jesus am Kreuz hat je gequälter ausgesehen, keine Nägel haben brutaler Fleisch durchdrungen, kein Auferstandener strahlte je so regenbogenfarben in die pechschwarze Weltennacht. Rätselhaft setzte Grünewald die Geburt Jesu in Szene: Maria blickt zärtlich auf ihr (nicht sehr hübsches) Kind, während ein vielköpfiges Engelsorchester spielt. Unter den Engeln bringt einer, schlammgrün und mit dichten Federschuppen bedeckt, einen dämonischen Aspekt ins Geschehen.
© Herzog & de Meuron/Walti, Ruedi
Rund 500 Jahre nach seiner Entstehung ist der Altar restauriert worden. Die Farben Grünewalds strahlen nun noch brillanter. Colmar, der französische Staat und andere Geldgeber haben sich nicht lumpen lassen und die Stararchitekten Herzog & de Meuron mit dem 44 Millionen Euro teuren Umbau und Erweiterung des Museums Unterlinden betraut. Dazu wurden die bisherigen Museumsräume in einem Kloster und in der Kapelle aus dem 13. Jh. umgebaut, ein gegenüber dem Museum gelegenes Jugendstilbad von 1903 einbezogen und hinter diesem ein dreigeschossiger Neubau errichtet. Mit seiner Verkleidung aus gebrannten Ziegeln und den Spitzbogenfenstern greift der sogenannte Ackerhof das Vorbild der gotischen Klosterkirche auf. Ein unterirdischer Gang, der auch als Ausstellungsfläche dient, verbindet die Baukörper. Das unter die Erde verbannte Flüsschen Sinn wurde zumindest ein Stück weit offengelegt. Ein kleines Häuschen mit exponierter Dachmütze, La Petite Maison, und ebenfalls mit gebrannten Ziegeln verkleidet, erinnert an eine Mühle, die hier bis ins 19. Jh. stand. Heute versorgt es die unterirdische Galerie mit Tageslicht und erlaubt Fußgängern Einblicke in den Untergrund. So entstand ein ganz neues Museumsquartier, das nicht nur die bisherige Ausstellungsfläche fast verdoppelt, sondern auch einen interessanten Kontrast zur putzigen Fachwerkaltstadt von Colmar bildet.
Colmar besuchen und das Musée Unterlinden links liegen lassen wäre ein echtes Versäumnis. Von Grünewald >>> bekannt sind 25 Einzelkompositionen, davon zehn an den Schauseiten des Isenheimer Altars, sowie 35 Zeichnungen. Sein Meisterstück ist der Isenheimer Altar, der auch heute noch die Sinne seiner Betrachter verwirrt. Vom Maler selbst ist fast nichts bekannt.
Das Elsass ist Burgenland. Malerische Trümmer und wieder aufgebaute Ritterburgen setzten die abenteuerlichen Akzente. Am Hartmannswillerkopf jedoch sind die Mienen ernst.
© laif/hemis.fr/ Colin, Matthieu
EINE der markantesten Burgen des Elsass ist die Haut-Kœnigsbourg. Auffallend heben sich ihre Türme vor der Kulisse des Vogesenrands ab. Erstmals erwähnt wurde die Stauferfeste im 12. Jh.; im Dreißigjährigen Krieg hielt sie einen Monat den Angriffen der Schweden stand, bis sie doch geplündert und in Brand gesteckt wurde. Über zweieinhalb Jahrhunderte später gelangte die bemerkenswert gut erhaltene Ruine in den Besitz von Schlettstadt (heute Séléstat). Damals gehörte das Elsass gerade mal wieder zum Deutschen Reich, und Schlettstadt schenkte den Trümmerhaufen 1899 seinem durchlauchten Kaiser Wilhelm II. Der geschichtsbegeisterte Monarch investierte enorme Summen in einen Wiederaufbau nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Ritterburg. Zwischen 1901 und 1908 verwandelte sich die Anlage in eine Großbaustelle, auf der eine moderne Lok namens »Hilda« unter Volldampf das Baumaterial transportierte. Während Schlettstadt noch im mittelalterlichen Dunkel verharrte, brannte oben auf der Baustelle bereits elektrisches Licht. Der Kaiser hatte durchaus auch eine Ader für den technischen Fortschritt.
Als »Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht« diente die Hohköngisburg indes nur zehn Jahre. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und, knapp jenseits der Ländergrenze in Sichtweite der Burg, planierten die Franzosen eine Militärstraße für Truppenbewegungen von Nord nach Süd in die Vogesengipfel, die »Route de Crêtes«.
© picture alliance/Thierry Gachon/MAXPPP/dpa
Wenn heute sportlich anspruchsvolle Radler in dichten Pulks die 77 Kilometer lange Route de Crêtes entlangsausen, denken die wenigsten daran, dass sie sich auf einer 1914–1918 hart umkämpften Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bewegen. Die hundert Jahre alte, heute asphaltierte Militärstraße beginnt in Sainte-Marie-aux-Mines im Norden und endet am Hartmannswillerkopf (frz. Vieil Armand).
Rein landschaftlich ist der 957 Meter hohe Südvogesengipfel ein wunderbarer Platz, von hier reicht die Sicht über das Elsässer Tiefland bis zum Schwarzwald und die Schweizer Alpen. Als 2014 die damaligen Präsidenten François Hollande und Joachim Gauck hier zusammentrafen, war dies nicht der schönen Aussicht wegen. Sie legten den Grundstein für die erste Erinnerungsstätte an den Ersten Weltkrieg, die die einst verfeindeten Nationen gemeinsam bauten und die 2017 eröffnete. Auf dem Hartmannswillerkopf, der nach verheerenden Stellungskämpfen den Beinamen »Menschenfresser« oder »Berg des Todes« erhielt, starben je nach Quelle zwischen 15 000 und 30 000 deutsche und französische Soldaten. Bis die Oberhäupter beider Staaten diese Gedenkstätte als Symbol des Friedens und der Aussöhnung gemeinsam gründen konnten, mussten ganze 100 Jahre und ein weiterer Weltkrieg vergehen.
2017 eröffnete das deutsch-französische Historial am Hartmannswillerkopf, das an den Ersten Weltkrieg erinnert: Blick in die Austellung (oben) im Historial (rechts).
Dank des begeisterten Mittelalterspezialisten Bodo Ebhardt, der den Wiederaufbau der Haut-Koenigsbourg leitete, ist die Burg eine gut gelungene Mittelalter-Kopie, und ein Besuch macht nicht nur mit Kindern Spaß. Auch so manchen Künstler hat die Hochkönigsburg inspiriert: So soll sie die Vorlage für Minas Tirith in Peter Jacksons Fantasy-Verfilmung von Tolkiens »Herr der Ringe« gewesen sein (Haut-Kœnigsbourg >>>).
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Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie das Elsass von seinen besten Seiten kennen.
© Dumont Bildarchiv/Kirchgessner, Markus
In das Elsass reisen die meisten Urlauber immer noch mit dem Auto. Eine reine Städtereise wäre dank dem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr in großen Teilen der Region auch mit der Bahn machbar. Wichtigste Verkehrsachse des Elsass ist die A 35, die im Unterschied zu den meisten anderen französischen Autobahnen keine Maut kostet. Die Distanzen zwischen den Sehenswürdigkeiten sind gering. Von Lauterbourg im Norden bis Mulhouse im Süden sind es auf der Autobahn nicht viel mehr als zwei Stunden. Während im flachen Land die Verkehrswege gut ausgebaut sind, zeichnen sich die Vogesen streckenweise durch enge und kurvenreiche Sträßchen aus.
Bei Reisen im zeitigen Frühjahr und Spätherbst (im Winter sowieso) sollten sich Vogesenbesucher auf winterliche Bedingungen einrichten. Während in den Winzerorten noch annehmbare Temperaturen herrschen, kann es oben auf über 1000 m glatt werden oder bereits geschneit haben. Bei starkem Schneefall werden die Route des Crêtes und einzelne Pässe mitunter ganz gesperrt.
Empfehlenswert für Besucher, die lediglich drei Tage Zeit haben für ein Schnupperwochenende, ist ein Tag Strasbourg mit dem Besuch des Münsters und des Musée de l’Œuvre-Notre-Dame sowie einem Spaziergang durch Petite France und entlang der Ill zur Place de la République. Der folgende Tag sollte der Weinstraße gehören mit einem Besuch der Kirche in Rosheim, der imposanten Haut-Kœnigsbourg und den hübschen, bei Touristen überaus beliebten Orte Riquewihr und Kaysersberg. Nun bleibt die restliche Zeit noch frei für Colmar, denn das Unterlindenmuseum mit dem Isenheimer Altar gehört zu den Topzielen in der Region. Auch ist die Colmarer Altstadt besonders hübsch.
Um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen und ein wenig mehr Zeit zum Wandern, für sportliche Aktivitäten und all die kulinarischen Verlockungen des Elsass zu haben, benötigt man ein bis zwei Wochen. Interessante Ziele bei solch einer erweiterten Tour sind Wissembourg, Burg Fleckenstein, Saverne, Marmoutier, Ottrott und der Mont Sainte-Odile, Andlau, Dambach, Sélestat, Ribeauvillé mit den drei Burgen sowie Hunawihr, Turckheim, Eguisheim, Guebwiller, Murbach, Thann, Ottmarsheim und vor allem die Museen in Mulhouse. Elsass-Kenner, die sich auch einmal jenseits der ausgetretenen touristischen Pfade bewegen wollen, finden im Sundgau einen Ruhepol.
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Start und Ziel: Wissembourg | Länge: ca. 220 km | Dauer: mind. zwei Tage
Städte und Gemeinden im Pays de Wissembourg, also in der Grenzregion zu Deutschland, sowie in den Nordvogesen, im Hanauer Land und im Rheingebiet sind das Ziel der Route. Höhepunkte sind Burg Fleckenstein und das Schiffshebewerk.
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Die Tour beginnt in Wissembourg. Schon wenige Meter hinter der Landesgrenze erwarten den deutschen Besucher französisches Flair und echte elsässische Küche. Viele Einwohner des hübschen Städtchens an der Lauter sprechen einen rheinfränkischen Dialekt. Die Beine vertritt man sich am besten bei einem Rundgang über den Verteidigungswall aus dem 18. Jh.
Wer zufällig am 3. Sonntag im Juli in der Gegend sein sollte, kann einen Abstecher nach Seebach machen (9 km südöstlich). Dort wird jährlich mit einem großen Trachtenumzug die »Streißelhochzeit« gefeiert. Eine herrliche, sanft hügelige Landschaft zeichnet den Weg nach Lembach über die D 3 aus. Vor allem vom 432 m hohen Col du Pigeonnier (ca. 6 km hinter Wissembourg) ist die Aussicht über die Region südwestlich von Wissembourg herrlich. In Lembach kann die gewaltige Bunkerfestung Four-à-Chaux der Maginot-Linie besichtigt werden.
Ein Abstecher nach Norden Richtung Bitche führt zum Château de Fleckenstein, der eindrucksvollsten Ruine in den Nordvogesen. Nur wenige Schritte von der Burg entfernt liegt der Parkplatz. Einkehren kann man am nahen Gimbelhof (Mo., Di. Ruhetag).
Zurück auf der D 3 ist das Städtchen Wœrth rasch erreicht.Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 / 1871 tobten in der Umgebung blutige, für die Zukunft des Elsass entscheidende Kämpfe. Hinter Wœrth steigt die Straße steil an, nach wenigen Kilometern gelangt man in die alte Ortschaft Reichshoffen, kurz darauf nach Niederbronn-les-Bains, dem bedeutendsten elsässischen Heilkurort. Am Westrand des idyllischen Oberbronn bietet sich wieder eine erhebende Aussicht auf das Umland. Von Oberbronn geht es nun weiter über die D 28 Richtung Ingwiller. Rund 5 km vor diesem Ort kann man einen Abstecher nach Lichtenberg machen, wo die Ruine einer der größten mittelalterlichen Befestigungsanlagen im Elsass steht.
Ab Ingwiller führt die D 6 und später die D 9 – eine vor allem zum Schluss sehr idyllische Waldstrecke – nach La Petite Pierre. In dem malerisch auf einem Vogesenrücken liegenden Städtchen lohntsich ein Zwischenstopp und einen Spaziergang zum Schloss, in dem ein Informationszentrum über den Parc Naturel Régional des Vosges du Nord untergebracht ist. Auf dem Weg dorthin kehren Hungrige im Restaurant du Château ein, wo sie bei warmem Wetter auf der kleinen Terrasse elsässische Spezialitäten genießen können. Wer das 2011 eröffnete Jugendstil-Glaskunst-Museum Lalique sehen möchte, fährt nordwärts über ein winziges Landsträßchen durch Wiesen und Wälder bis nach Wingen-sur-Moder.
La Petite Pierre verlässt man in südlicher Richtung auf der D 178, einer engen und kurvenreichen Waldstraße. Beim südwestlich gelegenen Phalsbourg befindet sich südlich inmitten waldiger Höhen der Luftkurort Lutzelbourg. Hier sollte unbedingt ein Abstecher zum drei Kilometer entfernten Schiffshebewerk St-Louis-Arzviller (Plan Incliné) am Rhein-Marne-Kanal gemacht werden, um anschließend auf der Straße neben diesem Wasserweg nach Saverne zu gelangen.
Saverne, das»Elsässische Versailles«, beeindruckt mit dem prächtigen Schloss, das direkt am Kanal liegt. Die lebhafte Stadt ist auch ideal, um eine Pause einzuplanen – und um Rosen zu bestaunen. Westlich der Innenstadt liegt der Rosengarten mit einer einzigartigen Fülle an Rosen der unterschiedlichsten Arten. Für Freunde romanischer Kirchen lohnt der Umweg über Marmoutier südlich von Saverne. Dessen romanische Abteikirche zählt zu den schönsten Gotteshäusern im Elsass. Köstliche süße Stückchen gibt es im Café Au Raisin d’Or nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt.
Zurück in Saverne fährt man über die D 6 nach Bouxwiller, wo der große Schlossplatz ohne Schloss einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Sehenswert: das jüdische Museum. Von hier aus führt ein geologischer Wanderweg (7 km, ca. 2 Std.) hinauf auf den Bastberg, eine geologische Besonderheit: der Muschelkalkkoloss ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstätten im Elsass. Schon Goethe genoss hier 1770 den herrlichen Blick auf Schwarzwald und Vogesen. Ein Kontrastprogramm wäre ein Besuch des Royal Palace in Kirrwiller zu (4 km östl. von Bouxwiller). Dort schwenken leicht bekleidete Tänzerinnen die Beine und berühmte Varieté-Künstler treten auf.
Haguenau am südlichen Rand des Haguenauer Forsts ist die viertgrößte Stadt im Elsass: Fernab touristischer Hauptströme kann man in Ruhe bummeln und ungestört elsässisches Lebensgefühl erfahren. Wenige Kilometer östlich liegen die Keramikdörfer des Elsass: Soufflenheim und Betschdorf – ideal, um sich mit Kugelhupfformen und anderen schönen Dingen einzudecken. Einige Töpfereien haben auch sonntagnachmittags geöffnet. Richtung Rhein wird die Landschaft nun topfeben und ist nicht mehr sonderlich attraktiv. Das Landstädtchen Sessenheim lebt von der Erinnerung an seinen berühmtesten Besucher – Goethe, der hier in Friedrike Brion eine Jugendliebe fand. Auf der Fahrt nach Lauterbourg lohnt sich für Vogelfreunde ein Zwischenstopp in Munchhausen. Hier mündet die Seltz in den Rhein und das Delta sowie der Silberweiden-Auwald sind Rastplatz für viele (Zug-)Vögel. Ein 3-stündiger Rundweg vom Naturschutzzentrum aus erschließt das Terrain. Zahlreiche Restaurants heißen die Reisenden dann in Lauterbourg willkommen, der östlichsten Stadt Frankreichs. Hier sind trotz vieler Zerstörungen noch Spuren der Vergangenheit erhalten. Von hier aus kehrt man über die D 3, eine fast schnurgerade Straße, nach Wissembourg zurück.
Start und Ziel: von Straßburg nach Colmar | Länge: ca. 135 km Dauer: mind. 2 – 3 Tage
Die Tour folgt größtenteils dem nördlichen Abschnitt der Route des Vins. In den malerischen Winzerdörfern gibt es in beinahe jedem Ort Möglichkeiten, Wein zu probieren und zu kaufen, einzukehren und zu übernachten. In der Nähe mancher Orte wie Riquewihr herrscht viel Verkehr, insbesondere an schönen Wochenenden und zur Weinlesezeit.
Die »Route des Vins d’Alsace« ist durch eine stilisierte Traube sowie das typische langstielige Elsässer Weinglas gekennzeichnet.
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Für die elsässische Metropole Strasbourg sollte man sich sehr viel Zeit nehmen – und am besten nicht ausgerechnet am Wochenende anreisen. Samstags ist die Stadt voll, sonntags haben die Läden zu. Die Stadt am Rhein hat nicht nur einen mittelalterlichen Ortskern, sondern auch ein französisches und ein deutsches Viertel, als Sitz des Europarats und Europaparlaments ein sogenanntes Europäisches Viertel (das man am wenigsten dringend besichtigen muss) und zahlreiche Museen zu bieten. Außerdem gibt es unzählige Möglichkeiten, zum Bummeln, Einkaufen und Essen gehen. Eine Nacht solle man also mindestens bleiben.
Von Strasbourg aus empfiehlt es sich, in Molsheim – erreichbar über die A 352 – zu starten. Von der hübschen Bugatti-Stadt ist es nur ein Sprung ins westlich benachbarte altertümliche Mutzig, wo einst Kaiser Wilhelms II. mächtigstes Verteidigungsbollwerk stand. Wer die Feste sehen will, muss dafür einen halben Tag einplanen.
Über die N 420 und dann D 500 führt der Weg am schnellsten ins romanische Städtchen Rosheim. Hier steht das älteste Steinhaus des Elsass (Kirchen ausgenommen), die 1154 erbaute Maison Romane. Nicht weniger fotogen ist der Sechs-Eimer-Brunnen und natürlich die romanische Peter-und-Pauls-Kirche. Ab Rosheim führt die weitere Fahrt durch die sanft hügeligen, von Wiesen und vor allem Rebhängen gesäumten Vogesenvorberge. Über teilweise kleine Straßen windet sich die Strecke, an der sich die Orte in kurzen Abständen aneinanderreihen, durch die Weinbaulandschaft, wobei sich immer wieder herrliche Ausblicke über die Rheinebene bis hinüber zum Schwarzwald bieten. Von Rosheim geht es in das idyllische, in seinen Festungsmauern eingezwängte Bœrsch und dann über Ottrott nach Obernai, das als die »Perle des Unterelsass« gilt. Auf dem bildschönen Marktplatz steht wie in Rosheim ein Sechs-Eimer-Brunnen. Und Obernai hat ebenfalls eine Peter-und-Pauls-Kirche. Diese allerdings im neogotischen Stil. Viele kleine Restaurants, Hotels, Winzer und Keramikshops inspirieren zu einem längeren Zwischenstopp.
© Huber Images/Carovillano, Francesco
Nach der Rückfahrt über Ottrott empfiehlt sich auf dem Weg nach Barr ein Abstecher zum Kloster auf dem Mont Sainte-Odile, der größten Wallfahrtsstätte des Elsass. Die Straße windet sich durch den Wald immer höher, bis man an einem großen Parkplatz auf der Bergspitze anlangt. Meistens ist viel los auf dem heiligen Berg des Elsass. Wer sich tiefer in die spirituelle Stimmung versenken will, übernachtet am besten gleich hier oben im Pilgerhotel.
Nach diesem Besuch ist das nächste Ziel die »Bärenstadt« Andlau, dann über Itterswiller, Nothalten und Blienschwiller nach Dambach-la-Ville, einem reizenden Städtchen mit schmalen Gassen und eng aneinander gedrängten Häusern. Von hier ist es über das von zwei Burgruinen überragte Scherwiller nur ein kurzes Stück bis nach Châtenois, der Stadt der Schnäpse. Ein kleiner Umweg führt nach Sélestat. Das einstige Humanistenzentrum besitzt ein ursprüngliches und lebendiges Altstadtviertel. Ein weiterer Abstecher lohnt sich von Kintzheim auf die imposante Haut-Kœnigsbourg, die einmal der Stolz von Kaiser Wilhelm II. war und heute beliebtestes elsässisches Ausflugsziel ist.
Die Route des Vins erreicht das ummauerte Winzerstädtchen St-Hippolyte und das tiefer gelegene Bergheim, auf das man von der Straße aus einen herrlichen Blick genießt. Dann die berühmtesten Orte der elsässischen Weinstraße: Ribeauvillé, Riquewihr und Kaysersberg. In allen muss das Auto vor den Stadttoren bleiben und in wenigstens einer empfiehlt es sich, zu übernachten, um die Probierstuben und Restaurants genießen zu können. Zu Weinfesten bzw. am Pfifferdaj in Ribeauvillé (1. Sonntag im September) ist der Rummel gigantisch. Ribeauvillé hingegen wirkt fast jeden Tag wie eine einzige große Kirmes. Nicht versäumen: Tischdecken- und Stoff-Fabrikeinkauf bei Beauvillé. Wohltuend friedlich zeigt sich das wenig besuchte, benachbarte Dörfchen Hunawihr mit der weit sichtbaren Wehrkirche. Besonders am frühen Morgen herrscht hier oben eine eindringliche Stimmung, wenn die Sonne hinter dem Schwarzwald aufgeht und die Rheinebene in zartfarbige Nebel hüllt. Viel Gedränge wartet in der Nr. 1 der Winzerdörfer, dem südlich gelegenen Riquewihr, das sich steil einen Hang hinaufwindet. Ungeheuer farbiges Fachwerk, putzige Gässchen und verspieltes Blumendekor finden ein riesiges Publikum. Drittes im Reigen der buntesten Weindörfer ist Kaysersberg, der Geburtsort von Albert Schweitzer.
Ebenfalls beliebt ist Turckheim. Im Sommer macht um 22 Uhr sogar ein Nachtwächter seinen Rundgang durch das beleuchtete Städtchen. Gourmets erstehen bei Staub noch schnell eine Kupferpfanne. Von Turckheim geht es nach Colmar. Auch hier ist mindestens ein halber Tag nötig, um das Unterlindenmuseum und die Altstadt anzuschauen. Ideal auch zum Einkauf von Feinkost. Und im Supermarkt »Cora« steht das gesamte Sortiment des Elsass in einem gigantischen Laden griffbereit beieinander.
Start und Ziel: Colmar | Länge: ca. 300 km
Weinstraße, Sundgau und Vogesen: Diese Tour fasst die gesamte Spannbreite der elsässischen Landschaft zusammen. Für die über 300 km sind einige Tage Zeit nötig.
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Für viele deutsche Besucher ist Colmar, die vom badischen Breisach aus über die N 415 schnell erreichbare Hauptstadt des Départements Haut-Rhin, der Ausgangspunkt für Touren in den südlichen Teil des Elsass. Ein paar Stunden Zeit sollte man für den Besuch der fast immer sehr frequentierten Altstadt mit ihren historischen Fachwerkbauten schon einkalkulieren – schließlich gilt die Metropole des Oberelsass mit dem weltweit bekannten Isenheimer Altar als »die elsässischste aller elsässischen Städte«.
Rund zehn Kilometer südwestlich von Colmar liegt Eguisheim, ein malerischer Weinort mit in konzentrischen Kreisen angelegten, von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen. Im Gebäude Place Château St-Léon Nr. 8 hat einer der besten Winzer des Elsass seine Probierstube, Léon Beyer (Do. geschl.). Danach vielleicht in der Hostellerie du Châteaux einquartieren (Nr. 2). Ein kleiner Umweg lohnt von Eguisheim aus über Gueberschwihr. Dieses Städtchen zählt zu den idyllischsten Weinorten im Umkreis, auf dem Weg dorthin ist der Blick über die Rheinebene bis hinüber zum Schwarzwald herrlich.
Rouffach, um das die N 83 einen Bogen schlägt, ist ein alter Ort mit einem riesigen Marktplatz, den die Einwohner ganz unbescheiden als den schönsten im Elsass bezeichnen. Weiter auf der Schnellstraße N 83 gelangt man kurz nach Issenheim ins lang gezogene Straßendorf Guebwiller, wo man wie im nah gelegenen Murbach romanische Kunst bewundern kann. Wer die Strecke abkürzen will, fährt über Thann nach Masevaux.
Nach Mulhouse geht es rasch über die D 430. Ein Abstecher bei Ensisheim/Ungersheim führt zum Écomusée d’ Alsace, dem Elsässischen Freilichtmuseum, mit seinen zahlreichen historischen Fachwerkhäusern aus der Oberrheinebene und dem Sundgau.
Auf relativ wenige Touristen wird man in Mulhouse stoßen, der zweitgrößten Stadt des Elsass. Immer noch gilt die elsässische Industriemetropole bei vielen nur als Stadt der technischen Museen (Automobile, Eisenbahn, Elektrizität etc.). Dabei hat die Gemeinde in den letzten Jahren einiges unternommen, um das Altstadtbild zu verschönern – und mit Erfolg. Das historische Zentrum, eine Fußgängerzone, ist ein kleines Juwel, das zum Einkaufen und Flanieren einlädt. In den zahlreichen Brasserien der hübschen Seitengassen findet man eine große Auswahl an sog. kleinen Gerichten. Aber Vorsicht: Die Portionen sind mächtig!
Der Sundgau, eine sanft hügelige Landschaft zwischen Mulhouse und den Südvogesen einerseits und dem Schweizer Jura andererseits, ist im Vergleich zu anderen elsässischen Regionen weniger besiedelt und vom Massentourismus verschont geblieben. Man pflegt hier einen »tourisme vert«, einen grünen, sanften Tourismus der kleinen Dimensionen. So muss man sich im ca. 20 km südlich von Mulhouse gelegenen Altkirch mit seiner ruhigen Oberstadt erst an den Gedanken gewöhnen, in der Hauptstadt des Sundgaus zu sein. Und das noch weiter südlich liegende und ebenfalls über die D 432 erreichbare hübsche alte Grafenstädtchen Ferrette wirkt noch gemächlicher und beschaulicher – in der Unter- wie in der Oberstadt. Vom großen Parkplatz des Office de Tourisme aus führt ein ca. 1,5 stündiger Rundwanderweg hinauf auf die Burg und durch die umliegenden Wälder. Im benachbarten Vieux-Ferrette sollte man unbedingt »Käse-Papst« Bernard Antony einen Besuch abstatten und an einer Käseverkostung teilnehmen (Ferrette >>>). Käse in dieser Qualität wird man anderswo lange suchen müssen.
Beschaulich ist auch die Fahrt von Ferrette in westlicher Richtung über kleine Landstraßen nach Montbéliard, über sanfte Hügel, durch Wäldchen und Felder, vorbei an kleinen Teichen, in denen Karpfen gezüchtet werden. Hier aus dem Sundgau, dem Elsässischen Jura, stammt auch die ausgezeichnet schmeckende »carpe frite«, der gebackene Karpfen. Wer einen solchen von bester Qualität genießen will, fährt schnurstracks ins nördlich gelegene Dannemarie und kehrt im Restaurant Ritter ein (5, Rue de la Gare, Tel. 0389 25 04 30, Ruhetage Mo.- und Do.abend, Di. ganztägig).
Über die hügelige, recht verkehrsarme N 83 und über kleine Landstraßen (Hinweisschild Rougement-le-Château folgen) geht es nun in den betulichen Vogesen- und Festspielort Masevaux, wo in der Schulanstalt der damaligen Benediktinerabtei die spätere russische Zarin Katharina II. den Schliff fürs Leben erhielt. Von Masevaux aus schlängelt sich die D 466 hinauf auf den 1274 m hohen Ballon d’Alsace. Bevor die Serpentinen beginnen, lohnt es sich am Lac d’Alfeld einen Zwischenstopp einzulegen. Unterhalb des Lac d’Alfeld (direkt an der Straße) liegt ein Berggasthof – ein rustikales Gasthaus mit freundlichem Service und erschwinglichen Preisen.
Je näher der Ballon d’Alsace rückt, umso mehr kann der Verkehr zunehmen, denn der Berg mit seinen Mattenhängen zählt zu den liebsten Ausflugszielen. Auf den kurvigen und stellenweise engen Bergstrecken toben sich auch Mountainbiker und Motorradfahrer aus. Am Ballon d’Alsace unbedingt aussteigen, auf den Gipfel laufen (ca. 10 – 15 Min. Fußweg) und die Rundumsicht genießen.
In St-Maurice-sur-Moselle (nordwestlich vom Ballon d’Alsace) ist die wieder besser ausgebaute N 66 erreicht, die in Richtung Le Thillot führt. Hier auf die D 486 abbiegen: eine hübsche Bergstrecke, die durch ruhige, teils verschlafen wirkende Orte führt. Erst in La Bresse ist mehr los, auch, was einkehren oder einkaufen angeht.
Gérardmer liegt bildschön an einem See. Idyllisch ist die Fahrt von dem bekannten Touristenort zum Col de la Schlucht. Von der kurvigen Bergstraße aus geht der Blick auf den Lac de Longemer. Hier und da gibt es kleine Haltepunkte mit schöner Aussicht auf das Tal. Auf der Strecke unterwegs bieten sich unzählige Möglichkeiten an, in den Vogesen zu wandern – natürlich auch am 1159 m hohen Col de la Schlucht, auf den ein Sessellift hinaufführt. Der letzte Teil der hier beschriebenen Route führt durch die hübschen Bergorte Stosswihr und Munster, wo der Münsterkäse seinen Ursprung hat. Wer nicht schon in den Vogesen bei einer der Ferme Auberges Münsterkäse eingekauft hat, kann dies nun im »Haus des Käses« nachholen. Dort gibt es ein Restaurant sowie Ausstellung rund um Kühe, Käse und Vogesen. Nur einen Kilometer entfernt liegt das heimelige Gunsbach. Albert Schweitzer (Interessante Menschen >>>) verbrachte hier seine Jugend. Ein beschilderter Rundweg führt quer durch den lieblichen Ort zu Stätten, die Schweitzer wichtig waren (Beginn am Pfarrhaus). Die Weiterfahrt führt durch den ansehnlichen Weinort Wintzenheim, bevor man wieder den Ausgangspunkt Colmar erreicht.
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