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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen
nicht im Kennenlernen neuer Länder, sondern
darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.«

Marcel Proust (1871–1922)

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in Bangkok

RATTANAKOSIN ISLAND UND ALTSTADT

1  Wat Phra Kaeo und Königspalast

2  Wat Pho

3  Nationalmuseum

4  Wat Mahathat und Phra Chan

5  Wat Ratchanatdaram und der Loha Prasat

6  Lak-Müang-Schrein und Sanam Luang

7  Wat Ratchabophit und der Schweine-Schrein

8  Golden Mount und Wat Jaket

9  Sao Ching Cha

10  Altstadt und Khaosan Road

11  Wimanmek-Palast

12  Dusit-Komplex

AM FLUSS

13  Little India

14  Chinatown

15  Rund ums »Mandarin Oriental«

16  Thonburi

17  Khlong Bang Luang

18  Asiatique Riverfront

19  Phra Pradaeng

SIAM

20  Jim-Thompson-Haus

21  Einkaufsparadiese

22  Erawan-Schrein

23  Chao-Mae-Tuptim-Schrein

24  Pratunam-Markt und Bayoke Tower

SILOM SATHORN

25  Snake Farm

26  Wat Hua Lamphong

27  Lumpini-Park

28  Wat Khaek und Silom Road

29  Patpong

30  State Tower und Opiumhöhle

31  Tae-Chio-Friedhof

32  Khlong Toei Market

SUKHUMVIT

33  Nana und Little Arabia

34  Sukhumvit Asoke

35  The EM District

36  Thonglor

37  Ekamai

38  Die Legende von Mae Nak

STADTRAND

39  Chatuchak-Markt

40  Erawan-Museum und Ancient City

41  Huai-Kwang-Nachtmarkt und Ganesha-Schrein

42  Kwan Riam Floating Market

43  Museum of Floral Culture

44  Ko Kret

UMGEBUNG

45  Bang Saen und Ang Sila

46  Koh Si Chang

47  Amphawa

48  Ayutthaya

49  Kanchanaburi

50  Phetchaburi und Hat Chao Samran

Bangkok von A–Z

Kleiner Sprachführer

Veranstaltungskalender

Bangkok für Kinder und Familie

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Thaimassage – Uralte Tradition

Kulinarisches – Die Thaiküche

Gesichtsverlust

Sextourismus

MEHR ERLEBEN

Bangkok für Sparfüchse

Bangkok für Kinder und Familien

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Besonders bei Beleuchtung gut zu erkennen: der Loha Prasat im Wat Ratchanatdaram

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Glitzernd und funkelnd gibt sich der Wat Phra Kaeo, so auch diese vergoldete Kinnaras Statue.

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Wat Pha Si – in diesem Tempel am Klong San Saeb fand die letzte Hinrichtung der Stadt statt.

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Im Wat Hua Lamphong spendet man für gutes Karma

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Auch heute noch sind Boote ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Verkehrs.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Das Nationalmuseum am Sanam Luang beherbergt Kunstschätze der thailändischen Kultur. Auch Führungen auf Deutsch werden angeboten.

image Königspalast und Wat Phra Kaeo (S. 44)

Ein Muss ist der Grand Palace mit dem Königstempel Wat Phra Kaeo. Das Herzstück Bangkoks auf der Rattanakosin-Halbinsel, der Altstadt. Man kommt sich vor wie in einer Glitzerwelt, die Chedis, Ubosots und Viharns funkeln nur so im Sonnenlicht. Die Fabelwesen, die den Garten säumen, scheinen sich im gleißenden Licht der Sonne zu bewegen.

image Nationalmuseum (S. 56)

Im Nationalmuseum macht man eine Zeitreise durch Thailand. Es beherbergt den Stein der Inschriften, auf dem während des Sukhothai-Reichs die ersten Schriftzeichen niedergeschrieben wurden. Viele alte Buddhastatuen und Funde aus prähistorischen Ausgrabungen sind zu bewundern. Besonders interessant sind die deutschen Führungen, die seit 49 Jahren von Volontären durchgeführt werden.

image Chinatown (S. 96)

Tagsüber ist Chinatown eines der geschäftigsten Viertel der Stadt mit unzähligen Läden, Märkten, Tempeln und Garküchen. Man kann im Gewirr der schmalen Gassen immer wieder Neues entdecken, eine Tauchschule in einem der ältesten chinesischen Häuser der Stadt oder ein privates Goldschmiedemuseum erkunden, in einer Garküche Fischbällchen essen, die schon seit hundert Jahren existiert. Am Abend entwickelt sich Chinatown zu einem riesigen Freilicht-Restaurant, wenn die Garküchen und Restaurants ihre Tische auf den Straßen und Gassen aufbauen, wird hier nach Herzenslust geschlemmt.

image Little India (S. 92)

Bunte Stoffe, indische Tempel, Turbane, bunte Saris, Bollywoodfilme, Currys, Samosas – der Geruch von Kreuzkümmel, Nelken und Kardamon ist allgegenwärtig. Ein Spaziergang durch Little India lohnt sich – man taucht in eine andere Welt ein …

image Wat Pho (S. 50)

Dem Ursprung der Thaimassage auf der Spur. Die tempeleigene Massageschule ist die anerkannteste im ganzen Land. Außerdem beherbergt der Wat Pho den riesigen liegenden Buddha, dessen Fußsohlen wunderschöne Perlmuttintarsien aufweisen.

image Jim-Thompson-Haus (S. 39)

Das Anwesen des Mannes, der Thaiseide zum Exportschlager machte, ist heute ein Museum, das die Kunstwerke, die der Architekt gesammelt hat, ausstellt. Allein schon seine Häuser aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Landesteilen sind einen Besuch wert. Auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt das alte Seidenspinnerviertel, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

image Wimanmek-Palast (S. 132)

Ein Besuch des weltgrößten Teakpalasts ist in dem Ticket des Königspalasts eingeschlossen. Nur wenige Langnasen verschlägt es hierher. Der Palast ist wirklich sehenswert mit seinen Holzverzierungen, den schön eingerichteten Zimmern – alles im Stil Rama V.

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Der große Rasenplatz vor dem Palast wird von Einheimischen zu sportlichen Aktivitäten genutzt.

image Baan Silapin (S. 120)

Die Künstlerkommune an einem Khlong in Thonburi ist einen Besuch wert. Es macht Spaß, sich ein Puppenspiel anzuschauen, die Anmutigkeit der Tänzer und das Bewegen der Puppen ist einfach nur elegant. Ein Ruhepol mitten in der Stadt.

image Thonburi (S. 112)

Thonburi gilt als die ruhigere Schwester Bangkoks. Hier kann man auf den Spuren der Portugiesen wandeln, eine Kirche besuchen, portugiesisches Naschwerk probieren und sich vom Charme längst vergangener Tage in den schmalen Gässchen Thonburis verzaubern lassen.

image Khlong Toei (S. 176)

Den größten Wet-Markt der Stadt besuchen und bis in die Slums der Metropole vordringen. Schlangenblut trinken, geröstete Insekten essen und dem bunten Treiben zuschauen – all das auf dem Khlong-Toei-Pier-Markt.

image Thonglor (S. 198)

Bangkoks angesagteste Straße hält für Touristen wie Einheimische hippe Restaurants, coole Cafés, Designerläden und vieles mehr vor. Ein Treffpunkt der Stars und Sternchen der Thailänder High Society.

image Museum of Floral Culture (S. 224)

Einem weltbekannten Floristen über die Schulter schauen, Tee im Kolonialstilambiente einnehmen und die Blumenkunst und ihre Bedeutung in Thailand erfahren, das kann man in Sakul Intakuls Museum für florale Kunst.

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Kleine hinduistische Figuren werden für Geisterhäuschen und Haustempel verwendet.

image Shopping par excellence (S. 136)

Die Malls der Thanon Sukhumvit besuchen gehört einfach dazu. Egal, ob eine der Emporium Malls, das Siam Paragon, Gaysorn, Terminal 21, Central World – jeder wird seinen Favoriten finden.

image In schwindelnden Höhen (S. 136)

Der Besuch der »Sky Bar« ist ein Muss, diese schwindelerregende Rooftop-Bar im 65. Stock sucht ihresgleichen. Aber auch wer nicht ganz so hoch hinaus will, findet schöne Dachterrassenbars in der Hauptstadt.

image Nana und Little Arabia (S. 184)

Ein Besuch in Bangkoks Rotlichtviertel muss einfach sein. Auf der einen Seite der Straße geht es bauchfrei und leger zu und der Alkohol fließt in Strömen, auf der anderen Seite hat sich das muslimische Viertel angesiedelt. In Little Arabia isst man Halal und die Burka ist an der Tagesordnung.

WILLKOMMEN IN Bangkok

Bangkok steht im Guinnessbuch der Rekorde, denn die Stadt hat den längsten Namen der Welt. Von den Einheimischen wird die Abkürzung Krungthep gebraucht, von Ausländern Bangkok. Der vollständige Stadtname aber lautet: Krungthep-Mahanakhon-AmonrattanaKosin- Mahinthrayutthaya-MahadiLokphop-Noppharatratchathaniburirom-Udomratchaniwet-Mahasathan-Amonphiman-Awa-Tansathit-Sakkathatiya-Witsanukam-Prasit – das bedeutet: Stadt der Engel, große unbesiegbare Stadt mit Sitz des Jade-Buddhas, eine Stadt voll Segen und Edelsteinen, Sitz des Königs, Stadt der Paläste und Götter, von Indra geschenkt und von Vishnukram erbaut.

Die Chakri-Dynastie

Bangkok ist eine verhältnismäßig junge Hauptstadt. Nach dem Fall des Ayutthaya-Reichs im Jahr 1767 gründete König Taksin der Große (1734–1782) die neue Hauptstadt in Thonburi. Nach seiner Hinrichtung wurde Rama I. zum König Siams ausgerufen und gründete 1782 die Stadt der Engel auf der Rattanakosin-Halbinsel im Chao-Phraya-Fluss.

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Jugendliche spielen Fußball auf dem Platz vor dem Massagetempel Wat Pho.

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Tempelwächter beschützen den Eingang zum Wat Arun.

Er nannte die Stadt Maekok. Sie wurde nach dem Vorbild Ayutthayas gebaut, selbst Baumaterialien der alten Königsstadt wurden für den Bau der Engelsstadt hergenommen. König Chulalok (Rama I.) war der erste Monarch, der noch heute regierenden Chakri-Dynastie. Die Stadt wuchs unter den nachfolgenden Monarchen und das Königreich Siam gewann an Einfluss in Asien. Auch während Südostasiens Staaten Anfang des 19. Jahrhunderts kolonialisiert wurden, blieb Siam unabhängig, öffnete sich aber als Handelspartner gegenüber den Kolonialmächten. Unter Rama III. (1787–1851) strömten Europäer in die Stadt und der Handel mit dem Westen begann zu florieren. Der Stadtname wurde dann zu Bangkok umgeändert. Den Geschicken Rama IV. (1804–1868) ist es zu verdanken, dass Siam das einzige südostasiatische Land war, das nicht kolonialisiert wurde. Besonders Rama V. (1853–1910) öffnete Siam dem Westen. Er unternahm viele Reisen nach Europa und förderte den Handel. Er trug nachhaltig zur Architektur Bangkoks bei und beschäftigte viele europäische Architekten, so wurde der Bahnhof Hua Lamphong vom Turiner Architekten Mario Tamagno (1877–1941) gebaut und auch der deutsche Architekt Karl Siegfried Döhring (1879–1941) spielte zu seiner Zeit eine große Rolle beim Bau von Palästen und anderen königlichen Einrichtungen. Die prunkvollen Gebäude der Thronhalle, des Verteidigungsministeriums, der Wimanmek-Palast und viele andere Bauten gehen auf Rama V. zurück. König Chulalongkorn wird auch heute noch hoch verehrt, in vielen Haushalten stehen Statuen von ihm, er ist auf Bildern neben dem Hausaltar zu sehen und in fast jedem Tempel hängt ein Bild von ihm.

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Hell glitzert der goldene Chedi des Wat Phra Kaeo innerhalb der Palastmauern des Grand Palace.

Unter Rama VI. (1851–1925), der seine Erziehung in England genoss, kam es zu einer weiteren Öffnung des Landes. Der Monarch liebte die bildenden Künste, er schuf eine standardisierte Übersetzung für Thai ins Englische und gründete die Pfadfinder, bis heute eine Institution in Thailand. Außerdem erließ er Gesetze zur Gleichstellung von Mann und Frau. Sein Nachfolger Rama VII. (1893–1941) führte den Staat langsam in eine konstitutionelle Monarchie, er dankte 1935 ab und begab sich ins Exil in die USA. Rama VIII. (1925–1946) wuchs in Deutschland und der Schweiz auf und besuchte sein Königreich nur selten. Als er 1946 gebeten wurde, nach Thailand zurückzukommen, machte er sich mit seinem Bruder Bhumibol Adulyadej (*1927) auf die Heimreise, starb aber kurze Zeit später beim Hantieren mit Waffen. Ob der Tod des Monarchen ein Selbstmord oder ein Unfall war, beschäftigt die Nation bis heute.

Das Königshaus heute

Seit 1946 ist nun Bhumibol Adulyadej König des Landes. Der in den USA geborene und in Lausanne ausgebildete Monarch wurde am 5. Mai 1950 offiziell gekrönt. Am 28. April heiratete er Sirikit, die ebenfalls eine entfernte Verwandte von König Chulalongkorn (Rama V.) ist. Heute ist er der am längsten amtierende Monarch der Welt, gefolgt von Queen Elisabeth II. von England, die 1952 den Thron bestieg. König Bhumibol Adulyadej und seine Frau Königin Sirikit (*1932) werden im Königreich Thailand hoch verehrt, ihr Ansehen zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten, egal, welcher Religion und Gesellschaftsschicht, alle preisen den König. Ertönt um acht Uhr morgens die Hymne in den Schulen, wird strammgestanden, auch das alltägliche Leben steht für eine Minute still, wenn um 18 Uhr die Hymne noch einmal ertönt. Vor jeder Kino-, Theater- oder Konzertvorstellung erhebt man sich und gedenkt des Königs. Es gibt kaum einen Haushalt, in dem sein Bild nicht irgendwo hängt. Große Schilder und Tafeln im ganzen Land zeigen den Monarchen und seine Frau zu verschiedenen Anlässen der letzten 60 Jahre – den König, meist mit der Kamera, bei der Eröffnung eines Damms, bei der Einweihung einer Brücke oder Straße, beim Besuch in einem Nationalpark. Er hat viele Projekte ins Leben gerufen, besonders dem armen Norden und Nordosten des Landes half er durch seine »Royal Projects« im landwirtschaftlichen Bereich, Bergvölker wurden vom Opiumanbau weggeführt hin zu legalem Ackerbau, Studien der Wasserversorgung des Landes und der allgemeinen Landwirtschaft werden vom Königshaus in Auftrag gegeben, die Staudämme des Landes wurden unter seiner Regentschaft gebaut. Auch heute noch gilt das Wort des Königs, sein Rat wird für viele politische Belange gesucht und seine Meinung zählt. Er hat diverse Musikstücke für Orchester komponiert und diese werden voll Stolz von den Bangkok-Symphonikern aufgeführt.

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Königliche Garde im Palast

Im Königreich herrscht das Lèse-Majesté-Gesetz, für die Beleidigung des Königs oder eines Mitglieds der königlichen Familie gibt es bis zu 15 Jahre Gefängnisstrafe, dies gilt auch für Ausländer. Am besten lässt man sich auf keine Diskussionen über die königliche Familie ein. Heutzutage ist der Monarch die meiste Zeit im Siriraj Hospital in Thonburi, in dem ein kompletter Flügel für ihn umgebaut wurde, nur selten präsentiert sich der schwerkranke Monarch der Öffentlichkeit. Zu wichtigen Anlässen hält er eine Fernsehansprache.

Religion

Thailands Staatsreligion ist der Theravada-Buddhismus, er wird beherrscht von dem Glauben an das Nirwana, das Erkennen der Vergänglichkeit aller Dinge zum einen und dem Thema der Wiedergeburt zum anderen. Auch sind Züge aus dem animistischen Glauben beibehalten worden, so der Glaube an die Phis, kleine Geister, die das Weltgeschehen verändern können. Um sie zu besänftigen, muss man Geisterhäuschen bauen, die sogenannten San Phra Phun. Keinem offiziellen Gebäude mangelt es an Geisterhäuschen, wobei diese dort riesige Ausmaße annehmen können. Die auf Sockeln stehenden Häuser sind aus Gips und manchmal auch aus Holz. Sie sind Heimat der Grundstücksgeister, die auf dem Land gelebt haben, das nun bebaut ist. Damit man mit ihnen keinen Ärger bekommt und sie nicht unangenehm spuken, muss man ihnen ein neues Zuhause auf dem Grundstück bieten. Hierzu wird zunächst der Brahmane oder ein buddhistischer Mönch gefragt, der dann den Platz bestimmt. Sie dürfen nämlich nicht im Schatten des Hauses stehen oder auf der linken Seite der Eingangstür. Außerdem wird in einer komplizierten Rechnung der astrologische Zeitpunkt der Errichtung samt Zeremonie bestimmt. Hierzu werden Nachbarn, Freunde und Verwandte eingeladen. Die Mönche sagen Gebete auf, Räucherstäbchen werden angezündet, die Anwesenden gesegnet und der Haussegen gesprochen. Dann wird gemeinsam gegessen, zuerst bekommen die Geister ihre Portion, dann die Mönche und anschließend wird gefeiert. Damit die Geister zufrieden sind, setzt man kleine Püppchen in ihre neue Behausung, auch Tierfigürchen, Spielsachen oder Minifernseher findet man in dem Häuschen. Natürlich müssen die Geister auch kulinarisch bei guter Laune gehalten werden, und so bringt man ihnen regelmäßig süße Getränke, Früchte, Wasser und auch mal ein wenig Reis. Räucherstäbchen, eine Blumenvase für Frischblumen und Girlanden fehlen auch nicht. Nun sind die Geister rundum glücklich und beschützen im Gegenzug das Haus. Aber wehe, man pflegt das Haus der Phis nicht, das kann verheerende Folgen haben: So können Schäden am Haus auftreten, und die Geister wachen nicht mehr über ihre Bewohner oder verschwinden gar aus ihrem Haus. Dann müssen sie mittels einer weiteren Zeremonie wieder zurückgerufen werden. Auch der Abriss eines Geisterhauses darf nicht einfach so geschehen, denn auch das bringt Unglück. Daher wird bei einem Umzug meist ein Geisterhaus des neuen Besitzers zusätzlich aufgestellt. Muss ein Geisterhaus wirklich weichen, muss auch wieder ein Brahmane oder Mönch den richtigen Zeitpunkt bestimmen und es wird in einer weiteren Zeremonie abgebaut und auf den Geisterhausfriedhof gebracht: Das kann irgendwo an einem Tempel, einem heiligen Baum oder irgendwo im nirgendwo sein. An unfallträchtigen Straßen findet man Geisterhäuschen, die positiven Einfluss auf das Verkehrsgeschehen nehmen sollen.

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Im Lak Muang, dem Stadtschrein, liegt das Horoskop Bangkoks verborgen und wird von Gläubigen verehrt.

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Im Chao Mae Tuptim Shrine, auch Penis-Schrein, betet man für Fruchtbarkeit und gesunde Kinder.

Schmelztiegel der Kulturen

Die Metropole Bangkok ist ein wahrer Schmelztiegel an ethnischen Gruppen. Schon die Beinamen bestimmter Stadtteile zeugen davon: Chinatown, Little India und Little Arabia sind selbsterklärend. Thais sind tolerant und der Buddhismus ist anderen Weltreligionen gegenüber aufgeschlossen. Es finden sich in Bangkok neben hinduistischen Tempeln wie dem Wat Khaek (s. S. 160) auch viele Moscheen, die größten befinden sich in der Region um Min Buri. Neben den katholischen Kirchen der Innenstadt, die von den Portugiesen im 19. Jahrhundert gebaut wurden, sind auch in den Randbezirken kleine Gotteshäuser anzutreffen.

Das Nebenher und Miteinander der Kulturen macht Bangkok spannend, so liegt beispielsweise das einschlägige Rotlichtviertel Nana mit Go-go-Bars und Stangentanz nur einen Steinwurf entfernt von Little Arabia. Im Ramadan sind viele kleine Garküchen erst nach Einbruch der Dunkelheit an ihrem gewohnten Stand. Idul Fitri, das Ende des Fastenmonats, wird in Bangkoks muslimischen Gemeinden zelebriert. Zwischen der Großen Schaukel und den vielen Tempeln drum herum hat sich eine indische Gemeinde niedergelassen. Die vielen chinesischen Tempel in Chinatown sind zwar auch buddhistische, folgen aber anderen Sitten und Gebräuchen wie etwa dem Chinese New Year im Februar oder dem Vegetarian Festival im Oktober. Bangkok zeichnet sich durch Tolerenz und Miteinander aus. So gehen die Thai-Buddhisten am chinesischen Neujahr ebenso in die chinesischen Tempel und zünden Feuerwerk an wie die Chinesen, und jeder nimmt gern am Vegetarischen Festival teil. Ganz zu schweigen von Songkran, dem thailändischen neuen Jahr, hier bieten sich Vertreter aller Religionen Wasserschlachten auf offener Straße, und in den kleineren Gemeinden wird jeder mit Wasser bespritzt und ihm wird alles Gute gewünscht, egal, welcher Religion er angehört.

Auch die internationalen Kaufhäuser, Hotels und Restaurants machen sich die kulturelle Vielfalt der Einwohner zunutze und so werden zu den wichtigsten Festtagen spezielle Aktionen eingeleitet. An Weihnachten steht vor jedem Shoppingcenter der nicht wegzudenkende Plastikweihnachtsbaum, in den Geschäften läuft das Personal mit roten Weihnachtsmannmützen herum, auch in den Malls muss man sich nicht wundern, wenn man einem Samiclaus gegenübersteht. Die Geschäfte in Chinatown quellen ab Oktober über mit Lametta, Weihnachtsdekorationen und bunten Lichtern. Weihnachten in Thailand – das ist grell und kitschig. Riesige tiefgefrorene Truthähne liegen dann in den internationalen Lebensmittelmärkten. Die Restaurants bieten traditionelle englische Weihnachtsessen an, mit Truthahn, Pudding, Pies und Trifle samt Punch. Zum Chinese New Year gibt sich die Stadt in Gold und Rot und die Geschäfte und Hotels zeigen das Tier des neuen Jahres. Es gibt chinesische Spezialitäten wie Mondkuchen und die Kinder bekommen Geschenke. Auch bieten viele Restaurants Spezialitäten zum Ramadan, und tolle Buffets zum Idul Fitri, mit jeder Menge orientalischem Flair. Kein Fest, das die Thais nicht mit Offenheit und Freude mitfeiern.

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Elefantenstatue im Rominart-Park in der Nähe der Großen Schaukel

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Vor Einbruch der Dämmerung – Freiluft-Aerobic zu rhythmischen Klängen

Mentalität der Thais

Die Thais sind Lebenskünstler im Genießen. Nach der Arbeit geht es darum, sich Entspannung zu verschaffen, Dinge zu tun, die Spaß machen. Und das tut man mit Genuss. Das Wohlfühlen, sabai sabei, ist wichtig für das Lebensgefühl. Das vermitteln die Thais mit ihrer Ruhe und Gelassenheit auch den Besuchern. Lässt man sich massieren, ist es oberstes Anliegen der Masseuse, dass es dem Behandelten gut geht. Also wird man gefragt: Sabai mai? Lehnt man sich nach einem guten Essen in einem Lokal zurück und bestellt noch etwas zu trinken, will auch der Kellner nicht nur wissen, ob es geschmeckt hat, sondern auch, ob es dem Gast gut geht. Und streckt man sich in der Hitze der Stadt unter einem Baum aus und genießt ein Picknick, ist das natürlich ebenfalls sabai sabai. Auch wer kein Thai versteht, wird dieses Wort beim Überhören eines Gesprächs überproportional oft wahrnehmen. Trotz der Hektik des Alltags und der Überfüllung der Stadt haben sich die Thais ihr Gefühl von Gutgehen und Ruhe nicht nehmen lassen. So eilen sie nicht panisch von A nach B, ein ruhiger Schritt tut es auch, hier wird noch an einem Schrein angehalten und ein Räucherkerzchen angezündet, das kann schon mal zu Verspätungen führen, wenn der Buddha seine Opfergaben bekommt. Und wenn etwas mal besonders lange dauert, weil vielleicht ein Gerät nicht funktioniert und man eine Viertelstunde auf einen Kaffee warten muss, dann wird das mit einem Lächeln quittiert und mit stoischer Ruhe hingenommen, während wir Europäer ungestüm davonlaufen würden. Überhaupt wird bei jedem Missgeschick gelächelt, und schon ist es nur noch halb so schlimm. Die sprichwörtliche Freundlichkeit der Thais findet sich bei allen Dingen des Alltags. Die Uhren ticken einfach langsamer. Es gibt auch die thai time, die Uhr, die immer eine halbe Stunde nachgeht, denn Pünktlichkeit ist hier keine Zier. Kein Wunder, dass die Metropole bei Reisenden so beliebt ist. Man muss sich nur darauf einlassen: sabai sabai – ausspannen und genießen in Bangkok, Asiens faszinierendster Hauptstadt.

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Massagekräfte warten auf Kundschaft

Essen und Trinken

Zum Genießen gehört auch das Essen. Essen ist ein ganz wichtiger Faktor in der thailändischen Gesellschaft und zeugt von Geselligkeit. Während man mittags schnell eine Nudelsuppe mit Kollegen auf den Plastikstühlen einer Garküche isst, wird erst mal diskutiert, was man am Abend essen kann. Dann geht der Feinschmecker ins Detail, es wird gefachsimpelt, wie welches Gericht schmecken muss. Anders als in der westlichen Kultur bestellt man in Thailand keine Tellergerichte, wenn man mit Freunden im Lokal sitzt. Man steckt die Köpfe zusammen und es werden jede Menge Gerichte bestellt. Eine typische Kombination wären diverse pfannengerührte Gerichte mit Fleisch, zum Beispiel Schweinefleisch in schwarzer Pfeffersauce oder Huhn mit Cashewnüssen, ein gebratener oder gedünsteter Fisch, Meeresfrüchte wie Muscheln, Krabben oder Austern, eventuell eine Suppe oder ein Curry, beispielsweise grünes Curry oder Tom Yam, frisches Gemüse wie Wasserspinat an Austernsauce und verschiedene Yams, die scharfen Salate, die der Thaiküche so gut wie keiner anderen Küche Südostasiens gelingen, zum Beispiel Bananenblütensalat (Yam Hua Phli) oder der beliebte Glasnudelsalat (Yam Wunsen). Alle Gerichte werden dann gleichzeitig auf den Tisch gebracht und der Kellner schöpft aus einer großen Schale den Reis auf die Teller der Gäste. Man bedient sich an den Köstlichkeiten, die auf dem Tisch stehen. Wer noch nicht satt ist, bestellt einfach nach. Die Kellner sind allzeit bereit und legen Reis nach, auch die Getränke werden permanent unaufgefordert nachgeschenkt. Für europäische Biertrinker nicht nachvollziehbar, wird das Bier mit Eis serviert, wer das nicht mag, sagt einfach: Mai sai nam kheng und man kassiert ein unverständliches Lächeln des Kellners, der das Bier nachschenkt, meistens ohne Eis. Gegessen wird den ganzen Abend, die leeren Teller werden auch nicht abgeräumt, es könnte ja noch eine Nachbestellung kommen. Gegessen wird mit Löffel und Gabel, wobei der Löffel rechts gehalten wird und die Gabel zum Schieben der Speisen oder auch zum Zerteilen benutzt wird.

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Streetfood wid in Bangkok, wie überall in Thailand, groß geschrieben.

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Bangkoks Rotlichtviertel – Soi Cowboy

Bangkoks Auswahl an Restaurants ist schier unermesslich. Neben den traditionellen Thai-Restaurants ist auch die internationale Küche vertreten. Bei den Thais sehr beliebt sind die japanischen Restaurants, die in den Einkaufszentren anzutreffen sind. Sushi, Gyozo, Sashimi, Teriyaki-Gerichte und Ramen lassen das Herz der Japanküchenliebhaber höher schlagen. In einigen Restaurants gibt es All You Can Eat und die Speisen rattern auf einem Minifließband an den Tischen vorbei. Die kleinen und großen Restaurants der Stadt bieten alles, was man sich denken kann. Viele der europäischen stehen auch unter eben dieser Leitung. Im German Hofbräuhaus bringen die Serviertöchter Schweinshaxe und Maß im Dirndl. Französische Bistros stehen ebenso auf dem Plan wie italienische Trattorias. Tapasbars, Churrascarias, mexikanische Lokale, man wählt einfach ein Land aus und kann davon ausgehen, dass es passende Restaurant in Bangkok gibt. Neben den arabischen und indischen Restaurants der Stadt haben auch Fastfoodketten ihren Einzug in die Hauptstadt gehalten. Burger King KFC, McDonald’s, sie alle gehören dazu.

One Night in Bangkok

One Night in Bangkok – das Lied von Murray Heads aus dem Jahr 1984, eroberte die Charts genauso wie die Touristen Bangkoks Nachtleben. Damals galt Bangkok als der Sündenpfuhl Asiens mit Go-go-Bars, Prostituierten und Ladyboys. Bis heute haben Soi Cowboy, Nana und Patong ihren einschlägigen Charakter nicht verloren. Mittlerweile haben sich die Viertel zu Touristenattraktionen entwickelt und sind von den umliegenden Restaurants, den Garküchen und Nachtmärkten, die allabendlich um die Rotlichtbezirke herum aufgebaut werden, aufgewertet worden. Wer sich die Szenerie anschauen will, sollte erst gegen 22 Uhr kommen, dann füllen sich die Bars, an den Stangen wird getanzt und die Shows beginnen. Ladyboys und Bordsteinschwalben werben für ihr Etablissement. Ein Blick in den Redlight District lohnt sich in jedem Fall, er gehört zu Bangkok wie die Reeperbahn zu Hamburg oder die Schaufensterdamen zu Amsterdam.

Ein weiteres Highlight Bangkoks sind die vielen Rooftop-Bars. Die höchste ist im Lebuah State Tower, dort wurde auch der zweite Teil des Hollywoodfilms »The Hangover« gedreht. Schwindelfreie sollten hier unbedingt ihren Hangovertini an der Bar genießen und sich den atemberaubenden Blick über die Metropole nicht entgehen lassen. Auch die vielen anderen Rooftop-Bars der Stadt sind einen Besuch wert: »The Muse« gibt sich ganz im Chicago der1920er-Jahre, das »Cloud 47« ist modern und ein wenig günstiger als der Rest, dafür bietet das »Above 11« im 33. Stock geniale peruanische Küche, die auf Thai trifft. Die Auswahl an Rooftop-Bars ist riesig.

Wem das zu hoch ist, der findet auch bodenständige Bars, so die faszinierenden Themenbars von dem Australier Ashley Sutton, der die hippsten Bars der Hauptstadt entwirft, etwa das »Sing Sing Theater«, die »Iron Fairies« oder das »Maggie Choo‘s«. In der Altstadt in Rattanakosin finden sich kleine gemütliche Jazzbars mit Livemusik. Überhaupt ist die Hauptstadt reich an Musik-Veranstaltungen und irgendwo tritt immer eine gute Band auf. Wer es klassisch mag, sollte sich die Bangkok-Symphoniker anhören, in den Wintermonaten sogar gratis am Sonntag im Lumpini-Park.

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Blick auf die Skyline von der Terrasse der Rooftop-Bar im Siam Hotel

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Die Lobby des legendären Hotels Mandarin Oriental

Auch ein Kinobesuch in Bangkok ist ein Erlebnis. Anders als bei uns, wo man in den Reihen Nachbar an Nachbar sitzt, kann man in gemütlichen Zweierlogen den Film genießen. Große Sessel mit herausfahrbaren Fußteilen verwandeln den Sitz in ein Sofa. Decken und Kissen gibt’s dazu, sodass man sich gemütlich einkuscheln kann. Vorher gibt es noch ein kleines Buffet mit Häppchen und Getränken. Internationale Filme werden in englischer Sprache mit Thai-Untertiteln ausgestrahlt.

Aufstrebende Stadt

Bangkok hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Mega-Metropole Asiens entwickelt, mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern ist sie heute eine Megacity. In den 1960er-Jahren wurden Kanäle zugeschüttet, um Straßen und Baugrund zu generieren. Während des Aufschwungs der Tigerstaaten in den 1980er-Jahren profitierte auch Thailand massiv von der Entwicklung und Bangkok wuchs und wuchs. Internationale Unternehmen siedelten sich an, das Stadtbild wurde von Wolkenkratzern geprägt, die umliegenden Dörfer urbanisiert. Die Asienkrise 1997 gebot dem Boom zunächst Einhalt, und auch heute sieht man noch Bauruinen aus der Zeit, die nicht abgerissen wurden und traurig in den Himmel ragen. Zwar stoppte die Krise den Sprung vom Schwellen- zum Industrieland, aber man bekommt im Bangkok des 21. Jahrhunderts fast nichts davon mit, denn die Stadt kann mit jeder anderen Metropole der Welt mithalten. Nach und nach entwickelte sich die Metropole zu einer Primatstadt.

Bei der großen Flut 2011, die sich von Zentralthailand bis in den Norden ausweitete, spürte man die Nachteile dieses Primatsystems sehr deutlich. Es kam zu Versorgungsengpässen, weil viele Fabriken und Produktionsstätten der Hauptstadt geflutet waren und Grundnahrungsmittel zum Teil nicht mehr in alle Landesregionen verteilt werden konnten. Zu dem Zeitpunkt entstand auch die vernichtende Prognose, dass die Stadt der Engel im 22. Jahrhundert nicht mehr existent sein wird, weil sie mehr und mehr absackt. Schon heute liegt sie nur noch fünf Meter über dem Meeresspiegel. Doch davon bekommt man nichts mit, es wird investiert, gebaut und gelebt in Thailands Metropole. Es glitzern die Einkaufszentren, die Fünf-Sterne-Hotels wetteifern um die Gäste mit noch mehr Service und die Restaurants heimsen Sterne ein. Die Wolkenkratzer messen sich mit Rekorden im internationalen Wettbewerb, Anreize für die Niederlassungen internationaler Firmen werden in Bangkok gegeben, während der Rest des Landes eher zurückhaltend ist.

Der öffentliche Nahverkehr wird mehr und mehr ausgebaut, die Skytrain ist ein zuverlässiges streikfreies Fortbewegungsmittel und seit Neuestem wird auch die U-Bahn ausgebaut. Kurzum, Bangkok ist das Herz des Landes – intellektuell, kulturell und auch wirtschaftlich sucht es seinesgleichen im Land des Lächelns. Und ihre Bewohner sind stolz auf die trendigste Stadt des Landes. Auch wenn es zum guten Ton der reicheren Bangkoker gehört, sich noch ein Feriendomizil im Norden oder am Meer zu leisten, aber Bangkok ganz verlassen, das geht nicht.

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Siam Paragon – Shopping der Superlative

Wie überall ist nicht alles Gold, was glänzt und es gibt auch die andere Seite der Medaille. Auch Bangkok hat ein Armenhaus. Das Gebiet um den Khlong-Toei-Pier-Markt ist das ärmste der Stadt. Wellblechhütten reihen sich aneinander, unterbrochen von dem einen oder anderen Steinhaus. Ungeteerte Straßen, Müll in den Kanälen, Staub und Dreck überall, das sind die Slums von Bangkok. Hier leben die Gestrandeten aus den armen Regionen des Landes, die es nicht geschafft haben, in der Hauptstadt Fuß zu fassen. Viele Spendenprojekte sind ins Leben gerufen worden, die nach und nach den Bewohnern des Slums zu mehr Lebensqualität verhelfen. In Khlong Toei liegt einer der größten Wet-Märkte der Stadt und so sieht man inmitten der Bangkoker Slums den einen oder anderen Mercedes, BMW oder Audi parkend am Randstein stehen, während ihre reichen Besitzer mal eben beim Einkaufen sind. Denn auf die lokalen Märkte lässt kein Thai etwas kommen. Nur hier sind die Meeresfrüchte und der Fisch frisch und das Gemüse schmackhaft.

Bangkok ist eine vielfältige Stadt und hat den Rang der beliebtesten Touristenmetropole eindeutig verdient. Es sind die Gegensätze, die sie ausmachen, chic, elegant, glitzernd, glamourös und teuer, dann wieder einfach, schlicht und gewöhnlich. Bangkok hat etwas für jeden Geschmack. Ein Besuch in der Stadt der Engel ist ein Muss jedes Südostasienreisenden. Viel Spaß beim Erkunden.

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Khlong Toei Wet Market – nichts für Zartbesaitete

Steckbrief Bangkok

Name: Internationaler Name: Bangkok, thailändischer Name: Krung Thep Maha Nakhon

Lage: Bangkok liegt in Zentralthailand im Delta des Chao-Phraya-Flusses und dem Golf von Siam.

Fläche: Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 1565 Quadratkilometern, die Metropolregion eine Bodenfläche von 7761 Quadratkilometern.

Einwohner: Die Metropolregion Bangkoks wird auf ca. 14 Millionen geschätzt, während in der Stadt ca. 8 Millionen Menschen leben.

Stadtgliederung: Bangkok gliedert sich in 50 Bezirke Khet und diese in weitere 169 Unterbezirke Khwaeng.

Stadtwappen: Das Wappen Bangkoks zeigt die Hindugottheit Indra auf Erawan, dem mythologischen Elefanten. In seiner Hand hält er einen Blitz.

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Wirtschaft: Bangkok ist eine Primatstadt, d. h. ein überdurchschnittlich großer Teil der Bevölkerung und Wirtschaftskraft Thailands konzentriert sich auf die Hauptstadt. Viele internationale Großkonzerne wie Sony, Toyota, BMW, Unilever haben ihren Sitz und ihre Produktionsstätten in der Metropolregion Bangkok. Die Vereinten Nationen für Asia Pacific haben genauso ihren Sitz und diverse Büros in der Millionenstadt wie die thailändische Börse und sämtliche nationalen Banken. Internationale Banken wie die Deutsche Bank unterhalten Filialen. Industriewaren, Autos, Halbleiter und Computer werden rund um die Metropole hergestellt. Textilwaren und Schmuck sind einträgliche Wirtschaftszweige, doch am wichtigsten ist der Tourismus.

Religion: Ca. 94 % der Bevölkerung ist buddhistischen Glaubens, 4 % sind Muslime und die restlichen 2 % gehören dem Christentum und sonstigen Glaubensrichtungen an.

Öffentliche Verkehrsmittel: Die Skytrain und die Metro sind ein gutes Fortbewegungsmittel im Innenstadtbereich. Ganz Bangkok wird mit Busverkehr abgedeckt, die Reiseziele stehen jedoch meist nur in Thai angeschrieben. Der Chao Phraya und der Khlong San Saeb haben staatliche Bootslinien. Taxis, Tuk Tuks und Motobike-Taxis fahren in die gesamte Metropolregion. Seit 2004 verfügt Bangkok auch über ein U-Bahn Netz. Noch sind nicht alle Strecken der MRT erschlossen und es wird fleißig weiter gebaut.

Der offizielle Name Bangkoks hält den Rekord im Guiness Buch der Rekorde als längster Stadtname. Bangkok ist Sitz der Königsfamilie. Hier, wie auch im gesamten Land herrscht das Lèse-Majeste Gesetz, d. h. Beleidigungen, die sich gegen das Königshaus richten werden mit Freiheitsstrafen geahndet.

Geschichte im Überblick

8.–11. Jh. Die Thais wandern von Südchina her in das Königreich Siam. Zu dem Zeitpunkt besiedelten bereits erste Mon-Stämme Thailand.

11.–12. Jh. Unter den ersten Fürsten entstanden die Thai-Reiche des Nordens.

13.–14. Jh. Hoch entwickelte Kulturen der Mon- und Lanna-Könige entstanden und die Stadt Chiang Mai wurde 1296 gegründet. Mehrere thailändische Fürstentümer des Nordens schließen sich zusammen, besiegen die Khmer und gründen im Jahr 1238 in Sukhothai das erste (historisch belegte) Thai-Königreich. Sukhothai gilt als die Geburtsstätte der thailändischen Künste und Wiege der Thai-Kultur.

Ab 1350 König U-Thong (auch Thibodi I.) macht Ayutthaya zu seiner Hauptstadt und lehnt sich gegen Sukhothai auf, das bald darauf annektiert wird. 1431 erobern die Thai Angkor, das Zentrum des Khmer-Reichs.

17. Jh. Blütezeit der Königsstadt Ayutthaya: Europäische Nationen errichten Handelsniederlassungen.

1767/68 Burmesische Truppen zerstören Ayutthaya und führen dadurch den Untergang des Königreichs herbei. Kunstschätze und wichtige historische Dokumente werden gebrandschatzt.

1768 General Taksin vertreibt die Burmesen aus dem Land und lässt sich in Thonburi zum König ausrufen.

1782 General Chao Phraya Chakri stürzt König Taksin und lässt ihn wegen Größenwahn hinrichten. Er verlegt den Sitz der neuen Königsstadt nach Bangkok-Rattanakosin und begründet als Rama I. die bis heute herrschende Chakri-Dynastie.

1824–51 Unter Rama III. ließen sich viele europäische Händler in Bangkok im Bereich der Sathorn Road nieder und bekleideten leitende Funktionen.

1863 Die erste Straße wird angelegt, die Charoen Krun Road, auch New Road genannt.

1851–68 Rama IV. (König Mongkut) reformiert das Reich Siam mithilfe von westlichen Beratern und Wissenschaftlern. Dank seines diplomatischen Geschicks und seiner Auslandskontakte kann der engagierte Buddhist sein Reich vor der Kolonisierung bewahren – als einziges Land in Südostasien.

1868–1910 König Rama V. (Chulalongkorn) setzt wichtige Reformen durch, z. B. die Abschaffung der Sklaverei und die Einführung eines Schul- und Steuersystems nach englischem Vorbild. Deutsche Ingenieure sind maßgeblich am Bau der Eisenbahnstrecke nach Norden beteiligt.

1932 Erster Militärputsch: Die Macht des Königs wird durch die Einführung der konstitutionellen Monarchie beschränkt.

1939 Siam wird in Thailand umbenannt (offiziell: Prathet Thai – das »Land der Freien«). Auch die neue Staatsflagge wird eingeführt, die heutige Trikolore, Rot steht für die Nation, Blau für die Monarchie und Weiß für die Religion.

1939–45 Im Zweiten Weltkrieg wird Thailand von den Japanern besetzt, die sie zwingen wollen, gegen die Alliierten zu kämpfen. Thailand gelingt es, das zu verhindern. Bangkok wird trotzdem von den Amerikanern beschossen.

1973–76 Der Studentenprotest in Bangkok gegen General Kittikachorn wird 1973 gewaltsam beendet. König Bhumibol ernennt einen Juraprofessor zum Premier. Doch Unruhen und Streiks sind weiter an der Tagesordnung. 1976 werden Demonstrationen erneut blutig niedergeschlagen, ein weiterer Putsch der Militärs folgt. Tausende gehen als kommunistische Rebellen in den Untergrund.

1991/92 Nach einem erneuten Staatsstreich 1991 wird General Suchinda zum Premierminister ernannt. 1992 richtet die Armee unter Demonstranten ein Blutbad mit etwa 50 Toten an (»Schwarzer Mai«).

1999 Die Skytrain wird eröffnet.

2001 Der reichste Mann Thailands, der Milliardär Thaksin Shinawatra, gewinnt die Wahlen mit seiner Partei Thai Rak Thai (»Thais lieben Thais«).

2005–2006 Der 2005 wiedergewählte Ministerpräsident Thaksin wird 2006 gestürzt und seine Partei verboten.

2007–2009 Die landesweiten Massenproteste gegen die im Dezember 2007 gewählte Regierung von Ministerpräsident Samak Sundaravj führen 2008 zu blutigen Straßenschlachten und zur vorübergehenden Schließung der Flughäfen: Rund 300 000 Touristen und Geschäftsleute können im November/Dezember nicht ausreisen. Die Anhänger des 2006 gestürzten Ex-Premiers Thaksin sorgen im April 2009 mit einer Blockade für den Abbruch der ASEAN-Konferenz in Pattaya.

2010 Die seit 2006 immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen zwischen den regierungskritischen Rothemden (Thaksin-Anhänger) und den königstreuen Gelbhemden mit der Armee auf ihrer Seite eskalieren: Im April und Mai kommt es zu Straßenschlachten und Bombenattentaten mit mehr als 100 Toten, in Bangkok wird im Juli erneut der Ausnahmezustand verhängt.

2011 Yingluck Shinawatra, Schwester des seit 2008 im Exil lebenden Ex-Premiers Thaksin, wird nach Neuwahlen erste weibliche Premierministerin Thailands. Die Rothemden liegen in der Gunst der Wähler.

2014 Im Mai putscht das Militär unter der Leitung von General Prayut Chan-o-cha und ruft erneut das Kriegsrecht aus. Der General wird neuer Ministerpräsident.

2015 Im April wird das Kriegsrecht aufgehoben. Prayut ernennt sich zum neuen Ministerpräsidenten. Neuwahlen werden für 2017 anberaumt.

BANGKOK FÜR SPARFÜCHSE

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Bummel über die wohl bekannteste Backpacker Meile des Landes, die Khao San Road

Thailand ist noch immer Südostasiens Backpacker-Reiseziel Nummer eins, so auch seine Hauptstadt Bangkok. Und wirklich, man kann auch heute noch mit einem kleinen Budget große Sprünge machen, und das trotz des schlechten Wechselkurses und stetig steigender Preise.

Die richtige Unterkunft

Auch heute noch finden sich in Bangkok günstige Unterkünfte. Moderne Gästehäuser und Hostels bieten günstige Zimmer und Schlafsaalbetten an. Für ein Doppelzimmer in einem schönen Gästehaus rechnet man zwischen 800 und 1000 Baht, für ein dorm (Bett im Schlafsaal) ca. 450 Baht pro Bett. Besonders in der Altstadt und um die Khaosan Road findet man günstige Unterkünfte mit Charme, zum Beispiel in Phra Nakon das »Once Again Hostel« oder das »Pinnacle« am Lumpini-Park, das ebenfalls sehr zentral gelegen ist. Das »Rambuttri Village Inn« hat ebenso wie das »Rikka In« auf der Khaosan Road einen Pool. Und wer am Flughafen übernachten muss, kann das günstig in den sleep boxes tun.

Günstig essen

Essen gehen in Bangkok ist günstig. In den Garküchen zahlt man um die 40 Baht für ein Gericht mit Reis. Wie das englische Sprichwort sagt »When in Rome do as the Romans do«, sollte man also einfach wie die Thais essen gehen. Am Morgen in einer kleinen Garküche eine Khao Thom genießen, eine Reissuppe mit Ingwer, Koriander und wahlweise Schwein, Huhn, Garnelen oder Ei. Am Mittag am besten in einem der kühlen Food Courts der Einkaufszentren eine Mahlzeit einnehmen. In der Pratunam Mall beim Bayoke Tower findet sich eine große Auswahl indischer Gerichte. Auch in den noblen Malls wie dem Siam Paragon ist ein Mittagessen an den schönen Ständen des Food Courts durchaus mit um die 70 Baht erschwinglich. Auch die anderen Shoppingcenter der Stadt bieten verschiedenste Gerichte zu günstigen Preisen an. Im MBK beispielsweise zahlt man für Nudelsuppen um die 50 Baht und fertig gekochte Gerichte wie Currys und Larb (Gehacktes mit Koriander, Zwiebeln, Knoblauch und Limette) gibt es schon für 40 Baht. Das Abendessen nimmt man dann in einer der unzähligen Freiluft-Garküchen der Stadt ein. Chinatown mit seinen vielen Fressständen bietet sich ebenso an wie die Stände in Patpong oder auf einem der anderen Nachtmärkte.

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Erschwingliche Drinks in der Cheap Charly Bar

Und wenn das Budget keinen Barbesuch zulässt, kann man immer noch ins »Cheap Charly« gehen. Eine Institution in der Sukhumvit. Die kleine Bar erinnert an eine Strandbar aus zusammengenageltem Treibholz, an den Wänden Bambuselemente, alte Nummernschilder und jede Menge Treibgut, das von der Decke hängt. Um den kleinen Tresen drängen sich die Gäste, Reggae und Musik aus den 1970ern dringt aus den Lautsprechern. Bier und Shots gibt es ab 60 Baht. Wer Bangkok von oben sehen will, geht ins »Cloud 47« in der Silom Road, eine günstige Variante unter den Rooftop-Bars, die mit ihrem kühlen Design dem Schickimicki der anderen Rooftop-Bars trotzt. Von der offenen Dachterrasse hat man eine schöne Aussicht und die Drinks sind zwar noch immer nicht geschenkt (ein kleines Bier gibt es hier für 160 Baht), aber deutlich günstiger als in den anderen Bars der Stadt.

Günstiges Sightseeing

Grundsätzlich sind die Parks der Hauptstadt eintrittsfrei und bieten einen hohen Freizeitwert. Wer in den Wintermonaten in Bangkok weilt, kann den kostenlosen sonntäglichen Konzerten im Lumpini-Park lauschen (s. S. 156). In den meisten Parks sind Fitnessgeräte aufgebaut und man kann zum Sonnenuntergang einfach am Aerobic teilnehmen. Skurril sind die Trimm-dich-Pfade des Tae-Chio-Friedhofs (s. S. 174