Für Steve Andreas,

meinen langjährigen Ehemann und Partner,
in großer Liebe

Vorwort

Der Europäische Verband für The Wholeness Work (http://www.thewholeness.work) wurde im Mai 2018 in Wien gegründet. Zweck des Verbandes ist es, The Wholeness Work® in Europa bekannt zu machen, zu verbreiten und die Qualität der Arbeit mit dieser Methode zu fördern. Als Gründungsmitglieder des Verbandes freuen wir uns, diesem innovativen Buch ein paar einleitende Gedanken voranzustellen. Dieses Buch bietet eine fundierte Einführung in The Wholeness Work® mit den Inhalten des ersten Tages einer (bis jetzt) sechstägigen Seminarreihe von Connirae Andreas. Ein zweiter Band der Autorin ist bereits in Planung.

Ralph Köbler (ralph.koebler@potenzial.at)

Ich hatte das Glück, die Wholeness-Methode 2015 in Frankreich in der Normandie kennenzulernen. Weil mich die Transformationskraft dieser Methode sehr beeindruckte, wurde ich inspiriert, mich verstärkt darin zu vertiefen und Connirae auf vielen Seminaren im deutschsprachigen Raum zu begleiten und zu übersetzen. Die Wholeness-Methode ist schwer zu beschreiben. Wie eine Mango schmeckt, weiß man erst, nachdem man diese gekostet hat. Ebenso kann man die Wholeness-Methode nur durch direktes Erleben erfahren.

Connirae Andreas ist gemeinsam mit ihrem 2018 verstorbenen Mann Steve Andreas seit den 1970er-Jahren in der Weiterentwicklung psychotherapeutischer Methoden aktiv. Steve Andreas gründete 1967 die Real People Press und editierte und veröffentlichte 1968 das Buch Gestalt Therapy Verbatim (Gestalt-Therapie in Aktion) von Fritz Perls und verhalf damit der Gestalttherapie in den USA zu einer größeren Bekanntheit. Ein Erfolgsrezept dieses Buches waren realitätsgetreue Seminartranskripte, durch die Fritz Perls den Lesern spürbar und lebendig erschien. Diese Transkriptform nutzten Steve und Connirae Andreas auch in den 1970-Jahren für die ersten NLP-Bücher von Richard Bandler und John Grinder wie z. B. Neue Wege der Kurzzeit-Therapie: Frogs into Princes. Im Jahr 1979 hatte Connirae im Rahmen von zwei einwöchigen Kleingruppen-Lehrseminaren in Phoenix, Arizona, eine lebensverändernde Begegnung mit dem Begründer der modernen Hypnotherapie Milton H. Erickson. Connirae beschreibt diese Erfahrung in mehreren Interviews ausführlich als „ein Gefühl von tiefem Wohlbefinden“, von „sich einfach zutiefst okay zu fühlen“. In ihrer beharrlichen Suche nach einem Weg, diese inneren Erfahrungen tiefer in ihr Leben zu integrieren, entwickelte Connirae zuerst die Methode der Core-Transformation (Der Weg zur inneren Quelle. Core-Transformation in der Praxis. Neue Dimensionen des NLP, 1989) und ab ca. 2007 die Wholeness-Methode – The Wholeness Work®. Beide Methoden bieten einen zuverlässigen und einfachen Weg zu dem tiefen Wohlbefinden, das Connirae zum ersten Mal in Ericksons Büro erlebte. Ein nützliches Modell, um die Ganzheitsarbeit zu anderen therapeutischen Veränderungsmethoden in Beziehung zu setzen, bietet meiner Ansicht nach das Graves-Modell, ein Werte-Entwicklungsmodell nach Prof. Clare W. Graves. Das Graves-Modell (auch bekannt unter Spiral Dynamics®) beschreibt die Phasen der Persönlichkeitsentwicklung in immer subtileren Schichten der Psyche. Jede „Graves-Schicht“ hat ihre eigenen Werte, Grundhaltungen, Weltsichten, hat ihre eigenen Bewusstseinserfahrungen und führt tiefer in das innere SELBST des Menschen. NLP, Aufstellungsarbeit und viele andere systemische Ansätze sind in der systemischen Flex-Flow-Schicht (Graves7, Farbe Gelb) zu Hause, die der Selbstverwirklichungsmotivation nach Abraham Maslow entspricht. In meinem Verständnis liegt die Wholeness-Methode eine Schicht tiefer in der ganzheitlich-integralen Schicht (Graves8, Farbe Türkis). So ist es meine Hoffnung und mein Wunsch, dass dieses Buch viele Coaches, Trainer und Trainerinnen inspirieren und unterstützen wird, ihre eigenen Coachingfähigkeiten, ihre innere Haltung und natürlich auch ihr eigenes Bewusstsein weiterzuentfalten.

Stefanie Diehl (kontakt@stefaniediehl.de)

Als ich Connirae Andreas’ liebevoll entwickelte Methode The Wholeness Work in Göttingen zum ersten Mal erleben konnte, war es sofort um mich geschehen. Eine Methode, die so einfach, jedoch nicht trivial, in die Tiefe geht und Menschen so kraftvoll zu mehr Ganzheit und damit zurück zu sich selbst führt, hatte ich nicht erwartet. Sofort wendete ich The Wholeness Work in meiner persönlichen Meditationspraxis an und im nächsten Schritt im Coaching. Besonders einfühlsame junge Klientinnen genauso wie gestandene Klienten in Führungspositionen gaben mir gleichermaßen positives Feedback. Meine Begeisterung für The Wholeness Work hält bis heute an und führte mich auch wieder intensiver zurück zur Core-Transformation. Als Gründungsmitglied und im Vorstand der European Association for the Wholeness Work engagiere ich mich deshalb mit viel Herz, um beide Methoden in die Welt zu bringen. Wir bauen eine Community auf, die sich in ethischer und qualitativer Weise der Verbreitung der beiden Methoden widmet. Die Welt von Coaching und Persönlichkeitsentwicklung ist ein bisschen reicher durch den kreativen und menschenzentrierten Geist von Dr. Connirae Andreas. Ich bin sehr dankbar, hier mitwirken zu können.

Sebastian Mauritz (info@sebastianmauritz.de)

Der erste Kontakt mit The Wholeness Work in Deutschland fand im Rahmen der Future Tools des DVNLP im Jahr 2017 statt. Conniraes Arbeit ist wahrlich etwas für die Zukunft. Nicht nur die komplett inhaltsfreie Arbeit macht die Nutzung so hilfreich, Aspekte wie z. B. Scham und Schuld sowie andere „schwere Themen“ lassen sich auf eine strukturelle, sanfte und nachhaltige Art integrieren und lösen. Einfach, aber nicht simpel – so könnte man diese sehr strukturelle Methode beschreiben. Der Zugang fällt leicht und die Integration wird intuitiv. Besonders für Coaches und Trainer*innen ist es zugleich eine effektive Methode für die Eigenarbeit. Sie gehört bei vielen Anwender*innen zur festen täglichen Meditationspraxis.

Etwas für die Zukunft, was strukturell und praktisch anzuwenden ist – wertvoll für die eigene Psychohygiene und in hohem Maße das eigene Wohlbefinden steigernd.

Olaf Walter (ow@wagnerundwalter.de)

Mit The Wholeness Work hat Connirae Andreas ein Konzept eingeführt, das in vielerlei Hinsicht überzeugt. Am meisten faszinieren daran die Möglichkeiten, sich in der Prozessarbeit weg von Inhalten und hin zu Strukturen orientieren zu können. Damit wird der Klient, genauso wie der Coach, freier und zugleich wirkungsvoller in der Arbeit. Zuschreibungen, Interpretationen und Erfahrungen spielen keine entscheidende Rolle. Vergangenes muss nicht zwingend bis ins kleinste Detail eruiert werden.

Vielmehr richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Trennung und Sortierung von unangenehmen Vermischungen und auf die heilsamen Wirkungen des Zusammenführens von Energien, die sich als Ressourcen für die Zukunft erweisen. Damit bietet sich den Anwendern ein neues Feld in Coaching, Training, Beratung, Meditation etc., welches durch die Haltung der Anwendenden in bester Tradition zu den erfolgreichen systemischen Vorgehensweisen steht. Gerade hier kommt es darauf an, gute Werkzeuge zu haben, die äußerst brauchbar sind und reflexives Tun gewährleisten. Genau dieser Anspruch wird von The Wholeness Work erfüllt.

Die Methoden sind zu Beginn leicht zu erlernen und lassen sich sofort gut in der Praxis einsetzen. Dem Fortgeschrittenen bietet sich viel Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten. Der mit Connirae Andreas im Jahr 2018 gegründete Verband EATWW e. V. begleitet und unterstützt dabei, qualifizierte Ausbildungen zu ermöglichen.

Einleitung: „Und die ganze Welt veränderte sich“

Um mir das zu sagen, rief Ruth mich an.

Nachdem sie sich ein Video über die neue Wholeness-Methode (Wholeness Work) angesehen hatte, beschloss sie, den Prozess selbst auszuprobieren. Und innerhalb weniger Minuten, so beschrieb sie es, veränderte sich „die ganze Welt“.

Aufgeregt erklärte sie, dass sie es immer vermieden habe, in den Poolbereich nahe ihrer Wohnung zu gehen, weil sie glaubte, die Menschen dort würden über sie urteilen. „Als ich den Prozess durchgeführt hatte, ging ich rüber zum Pool. Und ich konnte sehen, dass die Menschen, von denen ich dachte, sie würden mich bewerten, in Wirklichkeit freundlich waren! Sie lächelten mich an, und ich hatte das Gefühl, dass ich dazugehörte – dass alles in Ordnung war! Ich lächelte und begann, mich mit einigen von ihnen zu unterhalten. Ich hatte mich nie zuvor mit ihnen ausgetauscht, geschweige denn mich zu ihnen gesellt, aber jetzt fühlte ich mich absolut wohl dabei.“

Ruth erzählte begeistert weiter, wie außergewöhnlich diese Erfahrung für sie gewesen sei, und wiederholte, dass die ganze Welt sich verändert habe.

Ihre gewaltige Wandlung ist nicht ungewöhnlich. Diese Transformation – und jene, von denen andere Seminarteilnehmer*innen und Klient*innen mir berichtet haben – ist der Grund dafür, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Ich möchte Sie einladen, zu erkunden, wie die Wholeness-Methode auch in Ihrem Leben Großes bewirken kann.

Inwiefern ist die Wholeness-Methode einzigartig?

Auf diese Frage gibt es viele Antworten, die Sie beim Lesen des Buches kennenlernen werden. Ein wichtiges charakteristisches Merkmal besteht darin, dass Lösungen auf natürliche Weise aus den tiefsten Ebenen unseres Seins auftauchen dürfen.

Manche Methoden der Veränderungsarbeit beinhalten das oberflächliche Aufzwingen einer Lösung. „Ich werde versuchen, diese neuen Verhaltensweisen anzuwenden, und schauen, ob es etwas bringt.“ Zwar kann ein Wandel im Verhalten manchmal etwas bewirken, konzentrieren wir uns jedoch allein auf die Änderung des Verhaltens, sind die inneren Strukturen des Seins, die das alte Verhalten erzeugt haben, weiterhin vorhanden. Dieses Vorgehen ist vergleichbar mit dem Auftragen eines neuen Farbanstrichs auf die Zimmerwände. Dadurch verändert sich zwar das Erscheinungsbild des Zimmers; die alte Farbe, die Tapete und die Wand unter den Verbesserungen jedoch sind noch im selben Zustand wie zuvor. Für die Neugestaltung eines Zimmers reicht diese Veränderung normalerweise aus. Bei der persönlichen Transformation aber können die unteren Schichten weiterhin in einer Art und Weise Schwierigkeiten bereiten, deren wir uns möglicherweise nicht einmal bewusst sind. Häufig kommt das, was in den unteren Ebenen vorhanden ist, zu einem späteren Zeitpunkt zurück an die Oberfläche und verursacht eine andere Version des Problems.

Manche Methoden ermöglichen eine echte Verwandlung der „Farbschicht“ und bestehen nicht nur aus dem Draufklatschen eines weiteren Anstrichs. Sie wirken jedoch ebenfalls nicht auf den tieferen Ebenen – im eigentlichen Kern unseres Seins. Mitunter können oberflächliche Verwandlungen sehr hilfreich sein. Was aber, wenn eine sanfte und vollständigere Transformation möglich ist? Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass sie nicht nur möglich ist – sie kann sogar mühelos stattfinden.

„Es geschieht etwas ganz Seltsames“

Vor einigen Jahren, als ich gerade begann, andere Menschen in der Wholeness-Methode zu unterrichten, kam eine Frau zu mir, um „den neuen Meditationsprozess“ zu erlernen, von dem sie gehört hatte. Ich brachte Anita die Wholeness-Meditation so gut bei, dass sie sie täglich allein durchführen und zum Teil ihrer Lebenspraxis machen konnte. Nach ein paar Sitzungen fragte ich sie, wie es laufe, und sie sagte: „Es läuft gut, aber es geschieht etwas ganz Seltsames.“ Als ich fragte: „Was denn?“, erwiderte sie: „Nun, auch mein Leben verändert sich! Es gibt nicht mehr so viel Drama.“ Ich bat sie um eine Erklärung.

„Na ja, eigentlich gibt es immer noch jede Menge Drama. Ich lasse mich nur einfach nicht mehr davon gefangen nehmen.“ Anita war eine arbeitende, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, eines im Teenageralter und das andere ein Kind mit besonderen Bedürfnissen. „Das ist sowohl zu Hause als auch bei der Arbeit so“, sagte sie. „Zu Hause haben meine Kinder immer noch viele ihrer eigenen Mini-Dramen, aber ich habe kein Problem mehr damit. Ich habe die Gewissheit, dass alles gut werden wird, und ich kann einfach damit umgehen. Bei der Arbeit ist es dasselbe. Es passieren immer noch Dinge, die mir früher viel Stress bereitet hätten, aber ich lasse mich jetzt nicht mehr von ihnen gefangen nehmen. Ich fühle mich ruhig und habe mehr Energie, um einfach meine Arbeit zu erledigen.“

Es ist eindeutig, dass Anita nicht versuchte oder erwartete, ihre Reaktionen auf ihre Familie oder bei der Arbeit zu ändern: Die Veränderungen fanden zu ihrer großen Überraschung und Freude einfach statt, automatisch und mühelos. Warum? Weil Anita einen grundlegenden Wandel in ihrem Sein erlebte. Deshalb war sie nicht länger die Person, die sich leicht von dem Drama gefangen nehmen ließ, das sich um sie herum abspielte.

Und dieser grundlegende Wandel wird nicht von außen auferlegt; er geschieht auf ganz natürliche Weise, wenn wir auf der tiefsten Ebene unseres Seins Ganzheit erlangen.

Sind diese Beispiele schwer nachzuvollziehen oder ergeben sie noch nicht allzu viel Sinn? Keine Sorge! Das liegt daran, dass ich etwas beschreibe, womit Sie noch keine Erfahrung gemacht haben. Am besten verstehen Sie die Wholeness-Methode dadurch, dass Sie sie selbst anwenden und Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Prozess machen.

Was Ihnen dieses Buch bringt

Wenn Sie dieses Buch lesen und mit zwei Formaten der Wholeness-Methode spielen, werden Sie Folgendes lernen:

  1. einen überraschend einfachen „Weg hinein“, um grundlegende unbewusste Strukturen zu entdecken, die unsere Einschränkungen aufrechterhalten, und
  2. einen gleichermaßen einfachen Prozess des Auflösens und Transformierens dieser einschränkenden Strukturen, der es Ihnen ermöglicht, Dinge und Menschen auf andere Art zu erleben.

Menschen, die die Prozesse der Wholeness-Methode anwenden, berichten, dass sie …

Kurz, wenn wir diese einfachen Prozesse anwenden, läuft unser Leben besser. Das steht außer Frage. Hierfür werden Sie im gesamten Buch viele Beispiele finden. Solche Wandlungen sind selbstverständlich wunderbar für uns, sie ziehen jedoch auch weite Kreise: Diese Veränderungen versetzen uns in die Lage, uns tiefer mit den Menschen um uns herum zu verbinden und einen positiveren Einfluss auf unsere Umwelt auszuüben.

Ich habe bei der Anwendung der Wholeness-Methode dieselbe Erfahrung gemacht wie Ruth und Anita. Wenn ich mit einem bestimmten Lebensthema arbeitete, bemerkte ich einen unmittelbaren Wandel, wie Ruth ihn beschrieb. Ich war nicht länger in das Thema „verstrickt“. Wie bei Ruth schien sich „die ganze Welt“ zu verändern, oder zumindest sah ich die Dinge anders. Etwas, das ich für ein Problem gehalten hatte, war keines mehr. Weitere Veränderungen, möglicherweise die wichtigsten, stellten sich allmählich im Lauf der Zeit ein, was vielleicht eher Anitas Erfahrung entspricht.

Nach mehr als 40 Jahren Erfahrung mit der Entwicklung und Vermittlung von Techniken zur persönlichen Transformation kann ich Ihnen eines ganz klar sagen: In der Vergangenheit, bei der Anwendung anderer Methoden, glaubte ich häufig, eine Verwandlung sei tief; was Sie in diesem Buch lernen werden, geht jedoch tiefer als alles andere, was ich bei mir selbst und meinen Klienten je erlebt habe.

Die Erfahrung dieser Veränderungen hat mich vom Wert der Wholeness-Methode überzeugt. Und jetzt, nachdem ich diese Methode mehr als zehn Jahre lang getestet habe, biete ich sie Ihnen an.

Ich bin gespannt, auf welche Weise sich die Welt für Sie verändern wird.

Ein abschließender Gedanke: Wie man dieses Buch liest

„Die beste Anordnung eines Buches ist es, keine zu haben,
damit der Leser in ihm seine eigene erkennt.“

~ Raoul Vaneigem

Manchmal hoffe ich, dass jeder dieses Buch von Anfang bis Ende lesen wird – weil es sorgfältig strukturiert ist, um über bloßes Reden über die Wholeness-Methode hinauszugehen. Sie werden darin angeleitet, Entdeckungen in Ihrer eigenen Erfahrung zu machen, und ich stelle Ihnen nach und nach konzeptionelle Erkenntnisse vor. Dieser Aufbau soll es Ihnen ermöglichen, das Maximum aus dieser neuen Art der Transformation und persönlichen Evolution herauszuholen. Zur Vertiefung Ihres Verständnisses und zur Verbesserung Ihrer Erfahrung werden wir uns einige Schlüsselkomponenten wiederholt ansehen, und damit die Ganzheitsübungen bei Ihnen problemlos funktionieren können, werde ich Ihnen nach und nach neue Optionen vorstellen.

Wenn Sie aber so sind wie ich, lesen Sie vielleicht als Erstes das, was Ihr Interesse weckt. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Lernstile: Einige von uns starten gern mit der Erfahrungsübung, andere beginnen lieber mit dem konzeptionellen Verständnis. Weil es keine Universallösung gibt, lade ich Sie ein, dieses Buch so zu benutzen, wie es für Sie funktioniert.

Ich empfehle Ihnen, mit Abschnitt I zu beginnen; dieser legt die Grundlagen für den Rest des Buches. Abschnitt II leitet Sie durch eine zentrale Ganzheitsübung. Danach können Sie entscheiden, ob Sie lieber der Theorie oder der Erfahrung den Vorrang geben wollen. So oder so hoffe ich, dass Sie sich die Zeit nehmen, jede einzelne Übung durchzuführen. Denn dabei werden Sie die Früchte Ihrer Bemühungen ernten.

Möge dieses Buch für Sie zu einer Ressource werden, der Sie sich immer wieder zuwenden, wenn Sie Ihre Beziehung zu dieser Arbeit auffrischen oder vertiefen wollen.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen und erhellenden Weg.

3. Von der Trennung zur Ganzheit: zwei wesentliche Prinzipien

„Deine Aufgabe ist es nicht, nach Liebe zu suchen, sondern lediglich alle Barrieren in dir selbst zu suchen, die du gegen sie errichtet hast.“

~ Rūmī

Das erste Mal, als ich die im vorangegangenen Kapitel beschriebene Erkundung durchführte, nahm ich eine Veränderung wahr, aber sie war subtil. Ich verspürte Entspannung, ein Gefühl von Ruhe – ganz ähnlich der Empfindung, die sich einstellt, wenn ich in ein warmes Bad steige: „Ahhh“ … Doch da die Veränderung subtil war – es gab keine Blitz- oder Donnerschläge –, begriff ich noch nicht die Bedeutung dessen, was ich entdeckt hatte.

Das, was wir hier tun – was Sie gerade getan haben –, ist mehr als nur eine amüsante kleine geistige Übung. Wir beginnen zu lernen, wie wir einen grundlegenden Wandel in der Organisation unseres Bewusstseins herbeiführen können. Einfach ausgedrückt besteht dieser Wandel darin, dass wir von einer Erfahrung der „Trennung“ zu einer Erfahrung der Ganzheit oder des Einsseins gelangen. Was als etwas Subtiles begann, erkannte ich schließlich als bedeutsam und sogar tiefgreifend.

Trennung als Leiden

In der östlichen Spiritualität herrscht die Vorstellung, dass Leiden oder die Erfahrung menschlicher Schwierigkeiten durch Trennung verursacht wird. Oft wird davon gesprochen, dass die Trennung, die Leiden erzeugt, das Gefühl der Trennung zwischen uns und der Welt sei: Wir erfahren uns selbst als getrennt vom Rest der Schöpfung. Also wird angenommen, dass die Erleuchtung oder das Erwachen darin bestehe, sich selbst wieder als „eins mit der gesamten Schöpfung“ zu erleben. Jedoch begann ich Folgendes zu begreifen:

Die entscheidende Trennung, die wir erleben, existiert in unserem Inneren, nicht zwischen uns und der Außenwelt.

Wann immer sich ein getrenntes ‚Ich‘ bildet, wird in uns eine Trennung erzeugt zwischen dem kleinen ‚Ich‘ – oder dem kleinen Selbst – und der Ganzheit unseres Bewusstseins. Und wie es die spirituellen Lehren, die Trennung als Ursache von Leiden ansehen, vorhersagen würden, beginnt sich vieles in unserem Leben zum Besseren zu wenden, wenn wir diese Trennung im Inneren bemerken und mit ihr arbeiten, um sie zu transformieren – auf die Art und Weise, die Sie in diesem Buch lernen werden.

Viele spirituelle Lehrer*innen sagen zudem, wir seien bereits alle die Schöpfung und müssten uns dieser Tatsache nur bewusst werden. Wenn das stimmt, dann ist die Heilung innerer Trennung die Heilung äußerer Trennung – dann sind sie ein und dasselbe.

Integration und die Rückkehr zur Ganzheit

Die einfache Übung, die Sie gerade durchgeführt haben, um das ‚Ich‘ zu finden und aufzulösen, ist ein direkter Weg zurück zu dieser Erfahrung der Ganzheit – oder des ungeteilten Erlebens. Wir können diesen Prozess als Integration bezeichnen, weil etwas, das geteilt war, wieder zu einer Sache wird – es wird ganz.

In Abschnitt II werden Sie einen speziellen Prozess lernen, mit dem sich dies auf noch umfassendere Weise erreichen lässt.

Wie in aller Welt funktioniert das also?

Wie ist es möglich, dass die bloße Heilung unserer inneren Trennungen das Leiden beseitigen kann?

Etwas Interessantes geschieht, wenn wir lernen, die ‚Ichs‘ zu finden und aufzulösen. Es hat mit einschränkenden Überzeugungen zu tun und mit den Verzerrungen oder Filtern, die wir über das legen, was wir die Realität nennen könnten. In der Vergangenheit spürte ich manchmal, dass meine alten Muster oder einschränkenden Überzeugungen ein wenig trügerisch sein konnten. Ich fragte mich: „Was wäre, wenn ich immer wieder ‚an sie herankommen‘ könnte? Würde ich dann etwas tun können, was ihre Wirkung auf mich verringert – mich befreit, damit ich in meinem Leben wichtige und dauerhafte Veränderungen vornehmen und mich ganzer fühlen kann?“

Wie sich zeigte, kann ich das. Und Sie können es auch. Hier ist der Grund dafür:

Realitätsverzerrungen und einschränkende Überzeugungen werden durch diese kleinen, ge-trennten ‚Ichs‘ aufrechterhalten. Wenn wir die ‚Ichs‘ auflösen, lösen sich unsere einschränkenden Überzeugungen ebenfalls auf.

Lassen Sie uns diese Idee ein bisschen genauer betrachten.

Manche Menschen beschreiben die Erfahrung der sich auflösenden ‚Ichs‘ als „mehr Offenheit“ oder „Freiheit“. Einige sagen so etwas wie: „Es ist, als ob ich die Welt jetzt klarer sehen kann.“

Das ist kein Zufall.

Die ‚Ichs‘, die wir im Inneren finden, sind ganz offensichtlich eine Verzerrung der Realität. In gewissem Sinn denkt das kleine ‚Ich‘, das Sie gerade gefunden haben, es sei, „das, was Sie sind“. Jedoch stimmt das nicht; Sie (und ich) sind definitiv nicht nur ein kleiner Ort im Raum. Wir sind viel mehr als das.

Weil das kleine ‚Ich‘ selbst eine Verzerrung des Wahren oder Realen darstellt, ist es keine Überraschung, dass die kleinen ‚Ichs‘ Überzeugungen enthalten, bei denen es sich ebenfalls um Realitätsverzerrungen handelt. Und weil die ‚Ichs‘ immer kleiner und begrenzter sind als die tatsächliche Fülle meines Bewusstseins, ist auch Folgendes nicht verwunderlich: Diese ‚Ichs‘ enthalten und bewahren Überzeugungen darüber, wer ich bin und wozu ich fähig bin, die eingeschränkter sind als mein wahres Sein und Können.

Obwohl wir uns dieser Überzeugungen normalerweise nicht bewusst sind, können sie unser Verhalten in vielerlei Hinsicht stark beeinflussen.

Bei meiner Arbeit habe ich gelernt, dass wir eine sehr wesentliche innere Struktur entdecken, wenn wir diese kleinen ‚Ichs‘ finden. Und ist jede Struktur auch einzigartig und auf ein ‚Ich‘ und eine Person beschränkt, ist die Erfahrung, diese ‚Ichs‘ zu besitzen – und in der Lage zu sein, sie aufzulösen –, doch eine universelle.

Die wirklich gute Nachricht lautet, dass wir bei den zwei Formaten der Wholeness-Methode, die Sie in diesem Buch lernen werden, nicht wissen müssen, welches diese einschränkenden Überzeugungen sind, um zu erleben, wie sie schmelzen und sich transformieren. Wir müssen lediglich die kleinen ‚Ichs‘ finden … ihre innere Struktur erforschen … sie einladen, sich aufzulösen … und siehe da, die kleinen ‚Ichs‘ – zusammen mit ihren verzerrten und einschränkenden Überzeugungen – beginnen zu schmelzen. Dies ist der Grund, warum Menschen häufig sagen, sie würden „die Welt jetzt klarer sehen“. Der Schleier der Verzerrung, der sich über die Realität gelegt hatte, ist aufgelöst worden.

Weil wir nicht „alles herausfinden“ müssen, kann diese Auflösung sehr leicht zu erreichen sein. Manche Klient*innen haben den Prozess als überraschend einfach beschrieben – er geschehe fast wie von Zauberhand. Aber überzeugen Sie sich selbst – experimentieren Sie mit diesen Formaten und schauen Sie, was Sie entdecken.

Sind Sie bereit, den ersten Prozess zu lernen?

9. Hinweise, Fragen, Antworten: Einblicke gewinnen

„Klug fragen können ist die halbe Weisheit.“

~ Francis Bacon

Beim Erlernen neuer Methoden habe ich manchmal festgestellt, dass das Üben dieser Methoden zu mehr Verständnis führt – und zu mehr Fragen! Das könnte auch bei Ihnen der Fall sein, nachdem Sie den Basisprozess mit einem eigenen Thema durchgeführt haben.

Würden Sie und ich uns in einer Einzelsitzung oder einem Trainingsworkshop befinden, könnte ich einen nachdenklichen Blick auf Ihrem Gesicht sehen und Ihre Fragen direkt beantworten. Aber obwohl die Umstände unserer Verbindung andere sind, möchte ich Ihnen bei der Anwendung der Wholeness-Methode helfen und als Ressource zur Verfügung stehen. Deshalb enthält dieses Kapitel einige Hinweise sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Oft kann eine einfache Idee oder passende Metapher etwas, das zuvor rätselhaft oder schwierig erschien, in etwas Leichtes verwandeln. Ich hoffe, diese Einblicke werden Ihnen helfen, besser mit der Wholeness-Methode voranzukommen und einen noch größeren Nutzen aus dem Basisprozess zu ziehen.

Häufig gestellte Fragen

Das ‚Ich‘ finden

Frage: Sie haben gesagt, wenn ich mir nicht sicher bin, wo das ‚Ich‘ sich befindet, solle ich „einfach raten“. Wieso ist es in Ordnung, zu raten?

Antwort: Wenn wir diesen Prozess durchführen, greifen wir auf Informationen zu, die normalerweise unbewusst sind. In der Regel verfügen wir über keine bewusste Wahrnehmung des Ortes, an dem das ‚Ich‘ sich befindet. Wenn wir raten, geben wir uns selbst die Erlaubnis, unsere unbewusste Erfahrung bewusst wahrzunehmen. Häufig ist das Geratene oder Vermutete das, wonach wir suchen. Und selbst wenn nicht: Das Raten hilft uns in der Regel, irgendeinen Aspekt unserer inneren Erfahrung zu bemerken, den zu erkennen und zu integrieren nützlich ist.

Indem wir unseren Vermutungen vertrauen und ihnen folgen, wird es leichter, unsere unbewusste Erfahrung wahrzunehmen. Also wird der Prozess im Lauf der Zeit immer einfacher und unsere Vermutungen werden immer genauer.

Das Raten ermöglicht es uns, mit dem Prozess voranzukommen. Würden wir stattdessen sagen: „Ich mache mit dem Prozess nicht weiter, bis ich mir hundertprozentig sicher bin, dass ich die richtige Antwort habe“, käme der Prozess zum Stillstand – einfach deshalb, weil wir uns häufig nicht hundertprozentig sicher sind. Das gilt vor allem dann, wenn wir uns gerade in einem Modus befinden, in dem wir unsere Antworten infrage stellen. Das Fazit lautet: Das Raten funktioniert häufig, das Warten auf hundertprozentige Sicherheit jedoch nicht.

Mehr Hinweise zum Finden des ‚Ich‘ lesen Sie in Abschnitt VI „Ressourcen und Hintergründe“.

Die ‚Ichs‘ und der positive Zweck

Frage: Eines der ‚Ichs‘, die ich gefunden habe, wollte sich öffnen und entspannen, hatte aber irgendwie Angst davor.

Antwort: Wenn Sie dies noch nicht erlebt haben, werden Sie es aller Voraussicht nach irgendwann einmal tun, falls die Wholeness-Methode zu einem Teil Ihrer Lebenspraxis wird.

Wenn ein ‚Ich‘ sehr lange zusammengezogen gewesen ist, ist dies die einzige ihm bekannte Erfahrung. Es erinnert sich möglicherweise nicht daran, wie es ist, offen und entspannt zu sein. Und vergessen Sie nicht, dass jedes ‚Ich‘ sich aus einem Grund oder zu einem Zweck bildet. Vielleicht versucht es, uns zu beschützen oder zu behüten oder unser Wohlbefinden zu bewahren. Oder vielleicht versucht es, Dinge zu regeln oder unsere Beziehungen gut am Laufen zu halten. Und womöglich nimmt es an, dass es bei seiner Auflösung die Fähigkeit verliert, seine Arbeit zu verrichten.

Das ‚Ich‘ begreift jedoch unter Umständen nicht, was tatsächlich passiert, wenn es sich öffnet, entspannt und integriert: Sein Daseinszweck, welcher immer es sein mag, breitet sich systemweit aus, sodass unser ganzes Wesen diesen Zweck erfüllen kann! Wir müssen nicht wissen, welcher Zweck das ist, aber jedes dieser kleinen ‚Ichs‘ versucht etwas Positives für uns zu tun. Und das Schöne ist, dass dieser positive Zweck, selbst wenn wir nicht wissen, welcher es ist, von unserem gesamten System zurückgefordert wird, wenn das ‚Ich‘ sich entspannt und in das Feld des Bewusstseins integriert. Solange er sich in dem kleinen ‚Ich‘ befindet, ist es, als ob nur dieser Teil versucht, diesen Zweck zu erreichen. Sobald aber das ‚Ich‘ sich in Bewusstsein auflöst, tut unser gesamtes Bewusstsein sein Bestes, um diesen positiven Zweck zu erfüllen.

Ein Beispiel: Wenn ein ‚Ich‘ ängstlich oder nervös ist, besteht sein Zweck oft darin, unsere Sicherheit zu gewährleisten. Und wir wollen ja auch in Sicherheit sein! Jedoch versucht das kleine ‚Ich‘ diesen Zweck von einem verengten und kleinen Ort im Raum aus zu erfüllen, weshalb es nur über begrenzte Mittel verfügt. Leider verringern diese starren, zusammengezogenen ‚Ichs‘ unsere Sicherheit in Wahrheit, einfach deshalb, weil sie eine beschränkte Perspektive haben.

Nachdem sich eines dieser ‚Ichs‘ als Bewusstsein aufgelöst hat, bleibt der Zweck der Sicherheit erhalten und es wird eher möglich, zu bemerken, was in der Realität geschieht. Wenn wir als Bewusstsein präsent sind, wird es eher möglich, tatsächliche Gefahr zu bemerken, und wir können besser etwas dagegen unternehmen. Es ist außerdem eher möglich, zu erkennen, wann eine Situation bereits sicher ist und wir nichts tun müssen. Damit sparen wir Energie für die Momente, in denen wir sie brauchen.

Wenn ein ‚Ich‘ sich auflösen und entspannen möchte, aber ein wenig Angst davor hat, kann es wie ein kleines Kind sein, das sich davor fürchtet, eine Schranktür zu öffnen, weil dahinter ein Monster lauern könnte. Gewöhnlich ist kein Monster da, aber natürlich besteht die einzige Möglichkeit, sich hierüber Gewissheit zu verschaffen, darin, die Tür zu öffnen und nachzusehen. Und es ist in Ordnung, ein wenig Angst zu haben, während die Tür sich öffnet. Das ‚Ich‘ wird sich entspannen, wenn es merkt: „Ach so, es ist nur ein leerer Schrank!“

Damit klar wird, was gemeint ist: Mit dem „Monster im Schrank“ beziehe ich mich auf die Momente, in denen es etwas beängstigend erscheint, einem ‚Ich‘ die Erlaubnis zu geben, sich in unserer inneren Welt in Bewusstsein aufzulösen. Je mehr unsere inneren ‚Ichs‘ integriert sind, umso größer wird in der Regel unsere Sicherheit, da wir besser in der Lage sind, tatsächliche Gefahr in der äußeren Welt zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Manchmal ist es für die ‚Ichs‘ nützlich zu wissen, dass sie das Sichöffnen und Sichentspannen als Experiment durchführen können – und wieder in ihren vorherigen Zustand zurückkehren können, falls es ihnen nicht gefällt. Das ‚Ich‘ kann prüfen: „Ist alles okay, wenn ich mich eine Minute lang öffne und entspanne? Geht es mir noch gut? Dreht sich die Erde weiterhin um ihre Achse?“ Normalerweise stellen unsere ‚Ichs‘ fest, dass sie offen und entspannt glücklicher sind; das System fühlt sich wohler, weniger gestresst. Aber es kann für das kleine ‚Ich‘ recht beruhigend sein, zu wissen, dass es sich wieder zurückverwandeln kann, wenn es will.

Zusätzlich dazu, dass sie weniger gestresst sind, haben die ‚Ichs‘ eine größere Flexibilität, wenn sie sich entspannen und integrieren. Sicher erinnern Sie sich an folgenden Vergleich: Im zusammengezogenen Zustand ähnelt das ‚Ich‘ einer Faust. Und wenn ich meine Hand zusammenziehe, um einen Koffer zu tragen, und sie dann geschlossen halte, beschränke ich meine Möglichkeiten, die Hand zu nutzen. Ich kann mit ihr z. B. nicht so gut etwas anderes tragen, das ich in dem Moment vielleicht gerade tragen möchte.

Normalerweise will das ‚Ich‘, sobald es sich geöffnet und entspannt hat und die beschriebenen Vorteile erfahren hat, nicht wieder in seine zusammengezogene Haltung zurückkehren.

Die ‚Ich‘-Kette finden und zur Integration einladen

Frage: Ich konnte nur zwei ‚Ichs‘ finden. Das erste und das zweite ‚Ich‘ waren leicht zu entdecken, aber danach konnte ich keine Antwort mehr finden.

Antwort: Wenn das passiert, müssen Sie kein drittes ‚Ich‘ finden. Sie können zum Schritt der Integration übergehen und feststellen, ob das zweite ‚Ich‘, das Sie gefunden haben, sich integrieren möchte.

Manchmal fragen Sie: „Und von wo geht diese Wahrnehmung aus?“, und es gibt keinen anderen Ort der Wahrnehmung. Es gibt ausschließlich Bewusstsein. Sie suchen so lange weiter nach ‚Ichs‘, bis Sie entweder an ein ‚Ich‘ gelangen, das weniger Substanz hat und eher diffus ist, oder bis es keine weiteren ‚Ichs‘ mehr gibt.

 

Frage: Ist es möglich, dass ich nur ein ‚Ich‘ habe?

Antwort: Hin und wieder hat jemand nur ein ‚Ich‘. Das kommt selten vor, insbesondere, wenn man mit dieser Arbeit noch ganz am Anfang steht; es geschieht jedoch. Wenn Sie ein ‚Ich‘ finden und es kein anderes ‚Ich‘ gibt, gehen Sie einfach direkt zu dem Schritt über, in dem Sie zur Integration einladen.

 

Frage: Mein drittes ‚Ich‘ war ziemlich dicht, deshalb habe ich nach weiteren ‚Ichs‘ gesucht. Das sechste ‚Ich‘ war immer noch ziemlich dicht. Soll ich weitere finden?

Antwort: Wenn jemand viele ‚Ichs‘ gefunden hat, und sogar, wenn das letzte ‚Ich‘ immer noch recht dicht ist, mache ich normalerweise mit dem nächsten Schritt weiter und frage dieses ‚Ich‘, ob es untersuchen möchte, wie es ist, sich zu integrieren. An einem fortgeschrittenen Punkt in der Ich-Kette stimmen häufig selbst die dichten ‚Ichs‘ der Integration zu – zumindest teilweise. Denken Sie daran, dass wir nie etwas vorantreiben wollen. Aber Sie können herausfinden, ob das letzte ‚Ich‘ das Experimentieren mit der Integration begrüßen würde, nur ein kleines bisschen. Ist die Antwort Ja, können Sie durch die Kette zurückgehen und feststellen, wie viel Integration ein jedes ‚Ich‘ gutheißt. Möglicherweise ist es beim ersten Durchgang nur sehr wenig.

Ich hatte einmal eine Klientin, die die Wholeness-Methode lernen wollte, um sie als tägliche Praxis in ihren Alltag zu integrieren. Das erste Mal, als ich sie durch den Prozess führte, kamen wir zu sieben oder acht ‚Ichs‘, und das letzte war immer noch etwas dicht. Ich war der Meinung, dass es für ihr System gut sein könnte, mit der Erfahrung des Integrierens zu beginnen, statt noch weitere ‚Ichs‘ zu finden. Also bat ich sie, zu prüfen, ob das letzte ‚Ich‘ die Einladung annehmen würde, sich in und als Bewusstsein zu öffnen und zu entspannen. Sie sagte: „Ja, aber nur teilweise.“ Dieses ‚Ich‘ wollte sich entspannen, fühlte sich aber nicht wohl damit, sich mit einem Mal voll und ganz zu entspannen. Und das ist vollkommen in Ordnung. Ich ermunterte dieses ‚Ich‘ dazu, sich nur so weit zu entspannen, wie es ihm angenehm war. Jedes der anderen ‚Ichs‘ mochte sich ebenfalls nur teilweise entspannen. In der nächsten Sitzung, als wir den Prozess erneut durchführten, wollten ihre ‚Ichs‘ ein bisschen weitergehen. Jedes Mal integrierten sie sich ein wenig mehr, bevor sie der vollständigen Integration zustimmten.

 

Frage: Wie wissen wir, ob das ‚Ich‘ die Einladung zur Integration annimmt oder nicht?

Antwort: Wenn das ‚Ich‘ sich integrieren möchte, beginnt es sich normalerweise ein bisschen zu entspannen, wenn Sie die Frage stellen: „Nimmt die Empfindung die Einladung an, sich zu öffnen und zu entspannen?“

Falls es der Integration nicht zustimmt, bleibt es womöglich unverändert oder wird sogar ein bisschen angespannter. Es kann Ihnen seine Ablehnung auf unterschiedliche Art und Weise mitteilen. Wenn das ‚Ich‘ unentschlossen wirkt, ist es normalerweise das Beste, dies als „Nein“ aufzufassen und ein weiteres ‚Ich‘ zu finden.

 

Frage: Warum sagen Sie: „Sich in und als Bewusstsein entspannen“? Das ist eine seltsame Formulierung. Was bedeutet sie?

Antwort: Da haben Sie recht! So sprechen wir normalerweise nicht. Vielleicht kann eine Metapher verdeutlichen, worauf ich mit diesem speziellen Ausdruck hinauswill. Wenn Sie einen Tropfen Tinte in eine Schale Wasser geben, können Sie beobachten, wie er sich langsam ausbreitet. Er löst sich in Wasser auf. Das ähnelt dem, was mit dem ‚Ich‘ geschieht, wenn wir es einladen, sich in das Feld des Bewusstseins zu öffnen und zu entspannen. Den Zusatz „… und als“ füge ich hinzu, weil das ‚Ich‘ zudem aus demselben Bewusstsein besteht wie das Feld des Bewusstseins. Wenn das ‚Ich‘ also schmilzt und sich im vollen Raum des Bewusstseins auflöst, erlebt es sich gleichzeitig als dasselbe wie dieses Feld des Bewusstseins. Es ist nicht länger von ihm getrennt.

Erhöht diese Erklärung das Verständnis nicht? Kein Problem. Sie können Ihr Unbewusstes einfach dazu einladen, diesen Vorgang so zu erleben, wie er gerade geschieht. Falls es bei Ihnen besser funktioniert, können Sie die Einladung auch verkürzen und sagen: „Nimm wahr, was passiert, wenn die Empfindung des ‚Ich‘ sich als das volle Feld des Bewusstseins öffnet und entspannt.“ Manchmal benutze ich diese Formulierung.

Teilintegrationen

Frage: Eines meiner ‚Ichs‘ hat sich nur ein Stück weit integriert. Ist das in Ordnung? Am Anfang war es eine kleine, dichte Kugel. Als ich es zur Integration einlud, begann die dichte Kugel sich aufzulösen und wurde zu einer größeren Wolke, die luftiger und diffuser war. Aber weiter ist es nicht gekommen.

Antwort: Ja, das ist völlig okay. Ich bezeichne dies als Teilintegration. Wenn ein ‚Ich‘ sich vollständig integriert, löst es sich komplett auf und verschmilzt mit dem Feld des Bewusstseins. Es ist dann nicht mehr als separate Struktur vorhanden. Aber manchmal ist es keine natürliche Lösung für das ‚Ich‘, sich mit einem Mal gänzlich aufzulösen. Es ist wichtig, das Öffnen und Entspannen in einer Weise geschehen zu lassen, die zum System passt. Deshalb ist es in Ordnung, wenn ein ‚Ich‘ experimentieren und herausfinden will: „Was passiert, wenn ich mich 50-prozentig entspanne?“ Oder nur 25-prozentig oder zehnprozentig oder vielleicht 80-prozentig – so weit eben, wie es für dieses ‚Ich‘ angenehm ist.

Wir können das mit dem Schwimmenlernen vergleichen. Sie möchten vielleicht nicht gleich ins tiefe Wasser an einem Ende des Beckens tauchen, aber Sie fühlen sich wohl damit, ins flache Wasser am anderen Ende zu gehen und zu spüren, wie das ist. Eventuell möchten Sie am Anfang nur Ihren Zeh ins Wasser halten. Wenn Sie sich dann an das Wasser gewöhnen, freunden Sie sich allmählich damit an, sich ein wenig weiter in dieses Element hineinzubegeben. Sie stellen fest, dass es sicher ist, Ihren Zeh einzutauchen, also können Sie versuchen, Ihren ganzen Fuß hineinzuhalten. Und dann sind Sie möglicherweise dazu bereit, beide Füße ins Wasser zu stellen und im flachen Bereich sogar zu gehen. Der Punkt ist der, dass Sie es ausprobieren können und herausfinden, ob es für Sie sicher ist oder nicht. Und dasselbe können wir in unserer inneren Welt tun.

Bei der Wholeness-Methode geht es darum, dass Sie erkunden und feststellen, was für Sie funktioniert, und zwar in einer Weise, die sich angenehm anfühlt – in einer Weise, die zu Ihnen passt. Eine Teilintegration kann eine wunderbare Sache sein. Wenn wir das System einladen (und nicht zwingen), können wir darauf vertrauen, dass die Integration in der Weise erfolgt, die in dem Augenblick am besten zu uns passt.

In Abschnitt IV, in dem es um das Meditationsformat geht, werden Sie eine weitere Option für die Arbeit mit Teilintegrationen lernen, bei der das System in vollem Umfang respektiert wird.

Integration der ursprünglichen Gefühlsreaktion

Frage: Was ist, wenn die ursprüngliche Gefühlsreaktion, mit der ich gearbeitet habe, sich nicht integriert?

Antwort: Wenn das ursprüngliche Gefühl sich nicht auf natürliche Weise auflöst, bedeutet das in der Regel, dass erst einmal etwas anderes bemerkt und integriert werden muss. Manchmal kann ein Gefühl zwei Ketten von ‚Ichs‘ haben. Um dies zu prüfen, nehmen Sie zunächst die Gefühlsreaktion wahr, die jetzt da ist. (Sie kann ein wenig anders sein als vorher.) Während Sie beobachten, wie die Gefühlsreaktion jetzt aussieht, untersuchen Sie: „Von wo geht diese Wahrnehmung aus?“ Und schon haben Sie es mit einer neuen ‚Ich‘-Kette zu tun.

Meistens genügt es, eine ‚Ich‘-Kette zu entdecken und aufzulösen, damit auch das ursprüngliche Gefühl sich auflösen und schmelzen kann. Das gilt insbesondere dann, wenn wir mit einer leichten Sache arbeiten. Sind jedoch mit demselben Gefühl zwei ‚Ich‘-Ketten verbunden, ist das nicht besser oder schlechter. Es ist wunderbar, wenn die Integration einer ‚Ich‘-Kette die gesamte Situation transformiert. Und es kann ebenfalls wunderbar sein, wenn ein einziges Gefühl oder Thema uns hilft, zwei Ketten von ‚Ichs‘ zu finden. Dies erlaubt es uns, mehr unbewusste Kontraktionen zu lösen, als wir ursprünglich überhaupt bemerkt haben.

Denken Sie daran, dass Sie nicht alles in einer Sitzung erledigen müssen. Falls Sie bereits mehrere ‚Ichs‘ aufgelöst haben, haben Sie vielleicht das Gefühl, dass dies für eine Sitzung genug ist. Sind Sie jedoch neugierig und würden Sie gerne weitermachen, können Sie nach einer zweiten ‚Ich‘-Kette suchen.

 

Frage: Was ist, wenn ich mich am Ende immer noch nicht gut fühle? Ich habe mit Wut gearbeitet, und am Ende war ich nicht mehr wütend, aber jetzt fühle ich mich verletzt.

Antwort: Das Erste, was es in diesem Fall zu erkennen gilt, ist die Tatsache, dass es sich hierbei genau genommen um einen Fortschritt handelt. Vielleicht fühlt es sich nicht besser an, verletzt zu sein als wütend. Aber Sie können nur deshalb eine weitere emotionale Reaktion wahrnehmen, weil Sie bereits eine emotionale Reaktion (und die damit verbundene ‚Ich‘-Kette) integriert haben. Sie sind jetzt in einer Position, in der Sie eine andere Reaktionsebene bemerken und transformieren können.

Der nächste Schritt besteht also darin, denselben Prozess mit dem Gefühl durchzuführen, das im Augenblick vorhanden ist. Wenn wir die zweite Emotion transformiert haben, in diesem Fall „Verletztsein“, sind wir möglicherweise fertig und fühlen uns wohl. Es kann aber noch ein drittes Gefühl vorhanden sein. Auch hier gilt, dass wir nicht alles in einer Sitzung erledigen müssen. Es ist in Ordnung, zunächst mit nur einem Gefühl zu arbeiten und sich später einem anderen zuzuwenden.

Integration des Gefühls: wenn sie hauptsächlich im Körper stattfindet

Frage: Als ich das Ausgangsgefühl zur Integration einlud, fühlte ich, wie in meinem gesamten Körper etwas geschah. Es war so, als würde eine prickelnde Hitze durch meinen Oberkörper und sogar durch meine Arme und Beine fluten, aber sie breitete sich nicht außerhalb meines Körpers aus. Ist das okay? Als die ‚Ichs‘ sich auflösten, konnte ich spüren, wie etwas durch den gesamten Raum um mich herum strömte, aber als das ursprüngliche Gefühl sich auflöste, geschah das, soweit ich weiß, nur in meinem Körper.

Antwort: Das ist völlig in Ordnung. Manchmal integriert sich das Gefühl vorwiegend am Ort unseres physischen Körpers. Wir laden die getrennte Erfahrung ein, sich im Ganzen aufzulösen und mit ihm zu verschmelzen. So wird sie tun, was natürlich ist. Jedoch ist das „Ganze“ für ein Gefühl manchmal hauptsächlich kinästhetisch (oder körperbasiert) und wird in erster Linie im Bereich des physischen Körpers erlebt.

Menschen nehmen die Integration unterschiedlich wahr. Wenn das ‚Ich‘ sich integriert, fühlt es sich jedoch häufig so an, als würde es sich im gesamten Feld des Bewusstseins auflösen. Und manchmal fühlt es sich so an, als würde es zudem durch den Körper strömen. Die Erfahrung der Integration von Gefühlen oder Körperempfindungen kann eine andere sein. Wenn Gefühle sich integrieren, geschieht dies oftmals vorwiegend im Bereich des Körpers.

Bisweilen versuchen Menschen es zu erzwingen, dass eine Integration sich stärker ausweitet, als sie es natürlicherweise tut. Das ist niemals sinnvoll. Eine Integration kann abgeschlossen sein, wenn sie ausschließlich im Bereich des physischen Körpers erlebt wird. Sie kann auch „fürs Erste abgeschlossen“ sein, wenn sie hauptsächlich in einem Bereich des Körpers erlebt wird. Ich habe diese Erfahrung viele Male gemacht. Wir können die Integration so genießen, wie sie natürlicherweise abläuft. Allgemein gilt, dass etwas, das sich vollständig integriert, als rand- oder grenzenlos wahrgenommen wird. Es spielt keine Rolle, wie viel Raum es einzunehmen scheint.

Unsere Verzerrungen und Filter auflösen

Frage: Was meinen Sie mit Verzerrungen und Filtern? Sie haben mehrmals erwähnt, dass unsere Filter und Verzerrungen sich bei der Wholeness-Methode auflösen.

Antwort: Anstatt diese Frage abstrakt zu beantworten, werde ich mich auf das Beispiel von Ruth beziehen, mit deren Geschichte dieses Buch begonnen hat. Ruth hatte „gewusst“, dass ihre Nachbarn, die um den Swimmingpool herumsaßen, über sie urteilen würden. Wir könnten Ruths „Wissen“ einen Filter oder eine Überlagerung nennen – etwas, das wir der Wirklichkeit hinzufügen oder über sie stülpen. Allein bei dem Gedanken, zum Poolbereich zu gehen, hatte Ruth sich unbehaglich gefühlt. Dann, nachdem sie den Ganzheitsprozess durchgeführt hatte, ging sie mit gutem Gefühl zum Pool, und die Dinge dort entsprachen ganz und gar nicht ihrem „Wissen“. Die Menschen waren freundlich, und Ruth und sie hatten Freude daran, in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen.

Ruths Erfahrung ist nicht einzigartig. Es handelt hierbei um eine universelle menschliche Erfahrung. Das ist der Grund dafür, warum die Wholeness-Methode so effektiv ist. Wir alle legen Filter über unsere Erfahrung – Filter, die so automatisch und unbewusst funktionieren, dass wir ihre Wahrheit nie infrage stellen. Ich kann meine Filter nicht kennen und Sie können Ihre nicht kennen, bis wir hinter sie blicken. Diese Filter sind Ausdrücke unserer Überzeugungen und Annahmen, und sie lassen nur das hinein, wovon wir „wissen“, dass es wahr ist.

Wenn Sie so sind wie ich, empfinden Sie es unter Umständen als ein wenig riskant, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass wir die Realität verzerren könnten. Sicher denken Sie ebenfalls: „Bestimmt tue ich das nicht“, oder? Diese Filter zu entdecken und auflösen zu können, ist jedoch eine der wunderbarsten Sachen, die ich je erlebt habe. Es stellt sich heraus, dass wir in der Realität normalerweise weniger Einschränkungen unterworfen und mit mehr Ressourcen ausgestattet sind, als unsere Filter es uns haben „wissen“ lassen. Sie haben es bereits von mir gehört: Die Luft wird förmlich klarer; wir werden freier und haben Zugang zu einer friedlicheren Leichtigkeit. Auf dieser Basis können wir leben. Wie Ruth es so schön beschrieben hat, dürfen wir die Welt wieder direkter erleben, in einer Weise, die nicht von unseren Annahmen und Überzeugungen gefärbt ist. Dies ist für jeden von uns möglich; wenn wir die Wholeness-Methode durchführen, bringt uns das sanfte Wegschmelzen von überlagernden Schichten buchstäblich in engeren Kontakt mit der Realität. Und das ist ein großer Vorteil.

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Ein paar Hinweise

Falls Ihnen der erste Durchgang schwierig vorkam …

Ist der Basisprozess beim ersten Mal reibungslos verlaufen? Wunderbar! Gehen Sie einfach zum nächsten Abschnitt über, damit Sie noch mehr lernen können.

Falls es schwierig war, mache ich denselben Vorschlag: Gehen Sie einfach zum nächsten Abschnitt über und lernen Sie mehr. Wenn der Prozess nicht leichtfällt, bedeutet das normalerweise, dass gerade etwas anderes geschieht und wir unsere Aufmerksamkeit verlagern müssen, um dieses andere mit einzubeziehen. Bei der Wholeness-Methode passen wir immer das Vorgehen an unsere Erfahrung an und nicht umgekehrt.

Das Bereitstellen der Prinzipien und Methoden der Wholeness-