Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© BuchWerkstatt Berlin

Eine Marke der Frieling & Huffmann GmbH & Co. KG

Telefon: 0 30 / 766 999-0

www.buchwerkstatt-berlin.de

Umschlaggestaltung: Michael Reichmuth

1. Auflage 2016

ISBN 978-3-9464-6701-4

Books on Demand GmbH

Auch als E-Book erhältlich (ISBN 978-3-946467-01-4 ).

Sämtliche Rechte vorbehalten

Vorwort

Liebe Leser,

Sie denken vielleicht, wenn Sie den Titel lesen, ob der Autor, also ich, noch ganz frisch ist oder ob es nicht besser wäre, wenn er sich bei einem Psychiater in die Waagerechte begäbe. Was gibt es schon über einen Frauenparkplatz zu schreiben? Was kann schon an einem Frauenparkplatz so interessant sein, dass man(n) ein Buch darüber schreibt? Lohnt es sich überhaupt, sich Gedanken über dieses Thema zu machen, wo es doch weiß Gott wichtigere Themen gibt?

Ich denke schon, nur vielleicht etwas anders, als man es gemeinüblich macht. Etwas intensiver, etwas detaillierter und etwas selbstkritischer. Dieses Wort mit seiner gesellschaftlichen Funktion beinhaltet bei genauer Betrachtung doch viel mehr, als man denkt. Zumal sich dahinter zwei gravierende lebensentscheidende Faktoren im Leben eines Mannes verbergen. Frauen und Autos! Die Kombination treibt ihm zwar leichte Schweißperlen auf die Stirn und lässt sich ihm die Nackenhaare senkrecht stellen, aber ohne sie wäre sein Leben um einiges ärmer und langweiliger. Was dem einen oder anderen – nach gewissen Erfahrungen – vielleicht ganz angenehm wäre. Wie auch immer, nähern wir uns mal gemeinsam ganz langsam diesem Thema und schauen, was dabei rauskommt. Vielleicht kommen wir ja zu ganz neuen, unvorstellbaren, überraschenden Ergebnissen und lassen diese kontroverse, angeblich notwendige und den Mann diskriminierende Errungenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Wir befinden uns in einer Evolutionsphase, wo wir wissen, dass das Universum 17,43 Milliarden Jahre alt ist, ausgehend vom Urknall, der es geschaffen haben soll, und wir sogar das Gewicht des Universums kennen. Weiterhin scheint es erwiesen zu sein, dass es flach ist und expandiert. Man ist sich aber noch nicht sicher, ob es nur ein Universum gibt oder ob es sich um einen Teil eines Multiversums handelt. Außerdem können wir auch die Unendlichkeit noch nicht richtig geistig erfassen, denn wo es ein Ende gibt, gibt es auch wieder einen Anfang. Zumindest in unserem vierdimensionalen Denken wäre es so. Wenn es die Unendlichkeit tatsächlich gibt, dann gibt es logischerweise auch unendlich viele Wiederholungen, dann würde es auch unendlich viele gleichzeitig geschehende Tätigkeiten geben. Das würde bedeuten, dass es von uns unendlich viele Kopien gibt, die auch zeitgleich genau das Gleiche machen wie wir. Unendlich viele von Ihnen lesen jetzt gerade diese Zeilen und denken dasselbe wie Sie jetzt.

Wenn man sich jetzt auch noch vorstellt, dass sich ihr Leben unendlich oft gleich abspielt, das heißt in gleicher Umgebung mit gleichen Familienangehörigen und gleichen Tätigkeiten beziehungsweise Denkweisen, dann wird einem doch so langsam, aber sicher schwindelig. Es gibt sogar Wissenschaftler, die die Anzahl der Dimensionen von vier auf 26 erhöhen, um dem Geheimnis des Universums auf die Spur zu kommen. Hier hört es bei mir auf, meine grauen Zellen weigern sich ganz einfach, dieser These weiter zu folgen. Aber eins ist sicher: Sollte die Unendlichkeit mit all ihren Auswirkungen existieren, dann gibt es auch unendlich viele Frauenparkplätze!

Des Weiteren kam uns die Erleuchtung, dass das Nichts nicht nichts, sondern voller negativer Energie ist. Also ergibt sich daraus, dass das Nichts etwas ist. Aber eigentlich ist es egal, denn in ca. 500 Millionen Jahren gibt es die Erde sowieso nicht mehr, da sich die Sonne aufblähen wird wie ein Luftballon und dann platzt. Keine Sorge, das wird die Menschheit nicht mitbekommen, da sie vorher verbrennen oder ersticken wird. Dieses zukünftige Szenario ist auch der Grund, neben der menschlichen Neugier, warum man so intensiv nach erdähnlichen Planeten sucht: Damit man sie für eine Besiedlung vorbereiten kann.

Pläne hierfür gibt es schon seit Längerem. Man möchte einen erdähnlichen Planeten bepflanzen, damit sich eine Ozonhülle bilden kann, unter der wir dann auch atmen können. Eine Voraussetzung ist natürlich Wasser, egal in welchem Aggregatzustand, weiterhin müssen die Temperaturen angeglichen werden. Auch hierfür gibt es schon praktikable Theorien. Ein Faktor ist natürlich äußerst wichtig: die Zeit. Es wird wohl Dekaden von Generationen brauchen, bevor man überhaupt beginnen kann, und dann nochmal das Doppelte der Zeit, bis besiedelt werden kann. Vorausgesetzt, dass ein Meteoriteneinschlag nicht vorher der Erde den Garaus macht oder die Menschheit sich nicht selbst vernichtet.

So schauen wir sorgenvoll in die Zukunft und dann schreibt einer ein Buch über den Begriff und die gesellschaftliche Bedeutung eines Frauenparkplatzes. Hat der nichts anderes zu tun? Irgendwie gebe ich Ihnen recht, zwingend notwendig ist das auf den ersten Blick gesehen nicht, aber lassen wir uns überraschen, welche geistigen und weltbewegenden Ergüsse sich aus dem Begriff entwickeln werden.

Schauen wir uns das Wort doch mal genauer an und gliedern es auf: Frauen – parken – Platz. Auf den ersten Blick mag man vielleicht nichts erkennen, aber nach einer geringen Konzentrationsphase erkennt man doch, dass das Wort „Platz“ ziemlich harmlos und damit vernachlässigbar ist. Das Wort „parken“ hat schon eine größere Bedeutung, denn es ist eine Tätigkeit, und wenn man etwas tut, kann man auch was falsch machen. Es wird etwas in einer, soweit möglich, geordneten Art und Weise abgestellt, im Idealfall ohne etwas oder jemanden zu beschädigen. Jetzt aber kommt das Wort „Frauen“ und damit das Potenzial für unzählbar viele Geschichten, Mythen, Weisheiten und Legenden. Verbindet man jetzt aber das Wort „Frauen“ mit „parken“, und das nicht nur virtuell, dann … Aber das lasse ich besser. Es weiß ja sowieso jeder, was sich dahinter verbirgt und was sich für fürchterliche, unvorstellbare, physikalisch eigentlich unmögliche und doch real existierende Welten mit dieser Konstellation auftun.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Frauenparkplatz?

Es ist ein Platz, der nur für Frauen geschaffen wurde, um ihre Kraftfahrzeuge dort für eine gewisse Zeitspanne zu platzieren. Wobei ich nochmal betonen möchte, dass ich mich über die Art und Weise, wie das Platzieren vor sich geht, sprich Frauen und Einparken, aus geschlechterspezifischen, friedenserhaltenden Gründen nicht weiter auslassen möchte. Auf jeden Fall sind solche Plätze für Männer gesellschaftlich-moralisch gesehen tabu. Was aber auch bedeutet, dass sich das Gefahrenpotential einer Beschädigung der Karosserie ihrer Fahrzeuge auf ein nicht zu verachtendes Minimum reduziert.

Es gibt keine gesetzliche Handhabe für eine Strafe nach der StVO, aber auf einer privat betriebenen Anlage kann der Eigentümer zivilrechtlich gegen ein Fehlverhalten vorgehen. Wie verhält sich das mit der strafrechtlichen Verfolgung auf einem öffentlich zugänglichen Stadtgebäudeparkplatz – zum Beispiel im Amtsgericht oder Rathaus? Begnügt man sich hier mit Ermahnungen oder werden dort bei dauerhafter Zuwiderhandlung Verfahren eingeleitet? Ergo: Ist es privatrechtlich möglich, die Männer zu diskriminieren? Denn es gilt doch gleiches Recht für alle oder etwa nicht? Ob es wohl auch möglich wäre, auf einem privaten Parkplatz ein Ausländerparkverbot zu erteilen? Ich glaube wohl eher nicht. Aber ein Männerparkverbot ist ok. Der Super-GAU wäre wahrscheinlich, sollte ein ausländischer Mann auf einem Frauenparkplatz parken. Vielleicht sehe ich das auch alles zu problematisch, das mag sein. Aber es geht mir gegen den Strich, wenn andere, die ansonsten gleichbehandelt werden wollen, in anderen Punkten auf Bevorzugung pochen.

Dabei fällt mir auf, dass es bei der Bundeswehr Parallelen gibt. Die Frauen wollten unbedingt im Rahmen der Emanzipation das Recht haben, ebenfalls in die Truppe aufgenommen zu werden. Dem wurde stattgegeben, aber nur für nicht kämpfende Einheiten. Dies ist in meinen Augen indiskutabel, wenn sie schon unbedingt wollen, dann aber auch richtig. Beispielhaft sind hier die Armeen der USA oder Israels zu nennen. Hier werden beide Geschlechter diesbezüglich gleichbehandelt. Allerdings gebe ich zu, dass damals die Regelung hier in Deutschland wohl eher von männlichen Politikern beschlossen wurde und man(n) den Frauen keinen Vorwurf machen kann. Nun aber, da wir eine Kanzlerin und eine Verteidigungsministerin haben, könnten die Rahmenbedingungen geändert werden. Das wäre zumindest konsequent und fair.

Aber das ist ja auch nicht Grundlage dieses Buchs, sondern die Erschaffung und das Benutzen sowie die gesellschaftliche Akzeptanz eines Frauenparkplatzes. Analysieren wir mal diese Regelung. Ich fürchte allerdings, dass sich dabei für Sie als Leser – egal ob feminin oder maskulin – eine ganz neue Sichtweise des Zusammenlebens zwischen Mann und Frau oder dem Leben an sich auftun wird. Na, sagen wir mal, nicht eine neue, eher wohl eine bekannte, aber selten ausgesprochene sowie auch öfters mental unterdrückte Sichtweise.

Wieso gibt es eigentlich einen Frauenparkplatz?

Primär geht es natürlich um den Schutz des angeblich schwachen Geschlechts gegen Überfälle und Vergewaltigungen. Somit sind die Plätze nahe des Ein- oder Ausgangs einer Einrichtung und sollten hell erleuchtet bzw. videoüberwacht sein. Ich finde, das Letztere sollte generell für alle Parkplätze gelten. Auch ein 1,60 m großer und 55 kg schwerer Büroangestellter ohne kampfsportliche Ambitionen hat abends Angst.

Beides könnte Männern natürlich auch passieren, wobei Vergewaltigungen eher die Ausnahme sein dürften, die ein gewisser Prozentsatz dieser Spezies wohl eher bedauert, als befürchtet, zumindest in ihrer Fantasie.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde, ich verurteile Vergewaltigungen auch aufs Schärfste, speziell bei Kindern. Aber darum geht es nicht. Es geht ausgehend vom Frauenparkplatz um eine bewertungsfreie Analyse der Situation, soweit bewertungsfrei überhaupt möglich ist, denn Frauen an sich werden immer taxiert und klassifiziert. Jeder Mann von der Pubertät bis zum Tod bewertet jede Frau, die er sieht, manchmal nur im Bruchteil einer Sekunde und manchmal lang und ausgiebig. Allerdings ist die Bewertung nicht auf den Intellekt oder der Intelligenz bezogen, sondern primär und grundlegend nur auf das Erscheinungsbild. Die inneren Werte kommen erst später ins Spiel, wenn überhaupt. Es soll tatsächlich Männer geben, die ihre Frauen selbst nach 20 Jahren nicht kennen.

Das ist einer der fundamentalsten Unterschiede der Geschlechter, an einer Frau können Männer vorbeigehen, ohne dass die von ihr überhaupt wahrgenommen werden. Das ist bei den Herren der Schöpfung anders: Absolut jede Frau wird von ihnen immer und zu jeder Zeit wahrgenommen und katalogisiert. Über die verschiedenen Sparten des Katalogs hülle ich mich besser in Schweigen, er würde wahrscheinlich wegen angeblicher Diffamierung des weiblichen Geschlechts sowie der sich daraus ergebenden seelischen Grausamkeit auf den Index kommen. Das wäre Stoff genug, um ein gesondertes Buch, basierend auf der psychologischen Sichtweise beider Geschlechter aufeinander, zu schreiben.

Die Modeindustrie kennt die Psyche der Frauen und Männer ziemlich gut, sie kennt den profitablen Inhalt des Katalogs und auch das Konkurrenzverhalten der Frauen, wobei es doch grundlegend nur um das Anlocken des Mannes geht. Umso mehr Männer sich für eine Frau interessieren und sie hofieren, umso höher steigt ihr Ansehen den anderen Konkurrentinnen gegenüber, und das fördert den daraus resultierenden Neid. Die Modeindustrie nutzt dieses Phänomen schamlos aus, sie erzieht den Menschen förmlich von Kindesbeinen an, ihr Tribut zu zollen. Und das gilt im zunehmenden Maße ebenfalls für die Männer.

Mode basiert doch eigentlich nur auf der Sucht nach Aufmerksamkeit. Man kompensiert damit auch eigene Schwächen, die anderen nicht auffallen sollen, und stellt sich öffentlich als etwas Besonderes dar. Mode – beziehungsweise in der Mode up to date zu sein – erhöht den gesellschaftlichen Status. Das liegt aber nicht an denen, die sich modisch kleiden, sondern an denen, die die getragene Mode betrachten und damit ein angeblich temporäres Identifizierungsdefizit haben, weil sich für sie nicht die Möglichkeit ergibt, meist aus finanziellen Gründen oder auch durch ihre Körperformen begründet, es ihnen gleichzutun oder sie sogar zu übertrumpfen.

Dabei hört man doch immer wieder, national sowie international, eben weltweit, dass das Aussehen unwichtig sei, da es maßgeblich auf die inneren Werte ankomme. Quatsch! Das trifft in der Realität nur in den seltensten Fällen zu. Am Anfang, in der ersten Sekunde geht es immer und zwar ausschließlich nur nach dem Aussehen, die sogenannten inneren Werte interessieren erst, wenn überhaupt, sehr viel später, manchmal zu spät! Der erste Eindruck ist ausschlaggebend; ist er positiv, kann sich daraus eine Geschichte ergeben. Wie diese Geschichte dann endet, hat dann überwiegend nichts mehr, zumindest nicht nur, mit dem Aussehen zu tun. Dies gilt für alle zwischenmenschlichen Transaktionen, unter anderem Einstellungsgespräche, Dates, Freundschaften oder Geschäftsbeziehungen, um nur einige zu nennen.

Eine weitere artverwandte, blödsinnige Lebensweisheit ist der Spruch „Geld macht nicht glücklich“! Jeder ist grundsätzlich glücklich, wenn er Geld zur Verfügung hat. Das ist Fakt! Denn das Glücklichsein ist eine Emotion, also ein Gefühl, und wenn ich mir etwas kaufen kann, steigert sich mein Glücksgefühl. Man kann sich natürlich auch glücklich fühlen, wenn man auf einem Berg sitzt und ins Tal runterschaut oder den Wellen des Ozeans zusieht. Man ist auch glücklich, wenn eine Operation gut überstanden wird oder wenn ein Lehrer einen beim Schummeln in einer Klausur nicht erwischt hat. Glück ist nicht gleich Glück, es gibt da vielfältige Unterschiede. Genauso viele Unterschiede, wie es Menschen gibt, denn jeder empfindet Glück anders. Glücklich zu sein, sollte auch nicht das grundlegende Ziel sein, denn auf Glück folgt immer irgendwann Unglück.

Das Zauberwort heißt Zufriedenheit. Ein zufriedener Mensch kann nie unglücklich sein, aber glücklich werden! Zufriedenheit oder Unzufriedenheit ist die Basis des bewussten Lebens, hieraus ergeben sich weitere Lebenslagen. Es liegt an jedem selbst, ob und wann er Zufriedenheit erreicht. Nun, vielleicht nicht ganz! Es kommt natürlich auch auf die gesellschaftlichen Möglichkeiten des Lebens eines jeden an, angefangen von der Geburt über die Schule bis zum Arbeitsleben. Der zweite Faktor wäre dann noch der Anspruch, den man für sich selbst an das Leben stellt. Umso geringer die Ansprüche, umso eher erreicht man die Zufriedenheit. Wenn es einem dann noch viel besser als gewünscht geht, erreicht einen das Glücksgefühl. Sind die Lebensumstände dann irgendwann nicht mehr so rosig, wird man dann zwar zeitlich begrenzt unglücklich, aber nicht unzufrieden. Das gilt allerdings nur, wenn die Ansprüche noch die gleichen geblieben sind.

Kommen wir zurück auf den Grund der Notwendigkeit eines Frauenparkplatzes und darauf, dass er die Möglichkeit einer Vergewaltigung einschränkt oder an dieser Stelle sogar verhindert. Vergewaltigung an sich ist nichts Unnatürliches! Das passiert in der Tierwelt jede Sekunde. Es geht hier um die natürlichste Sache der Welt und zwar darum, den Trieb zu befriedigen, sich zu vermehren und Besitz zu beanspruchen. Ich kann jetzt förmlich den Aufschrei aller weiblichen Leser hören. Ich betone es nochmal. Ich versuche, diesen Aspekt vom Standpunkt der Natur zu belichten und nicht die Tat an sich irgendwie zu rechtfertigen. Sicher ist es menschlich gesehen ein Gewaltverbrechen und dementsprechend verwerflich, aber eben auch zum Teil natürlich.

Da sich der angeborene Instinkt bei uns aber fast bis zum Nullpunkt zurückentwickelt hat, ist das Hauptproblem doch die Fantasie. Erst daraus entwickeln sich Wünsche und im Extremfall unakzeptable Ansprüche. Die Fantasie wird ja auch noch von der Unterhaltungsindustrie in unvorstellbare Dimensionen getrieben. Wem nützen all die Horrorfilme oder die Kriegsvideospiele? Es werden dadurch doch erst schlafende kranke Hunde geweckt, sprich Interesse und Neugier angestachelt. Je nachdem, wie sich ein Mensch mental entwickelt hat oder in welcher Entwicklungsphase er sich gerade befindet, reicht ihm das Zusehen nicht mehr. Er will den Kick der Selbsterfahrung, er will es ausprobieren, er will testen, ob das im Film oder Spiel Gesehene der Realität entspricht. Dies trifft im Prinzip auf jeden Zuschauer oder Spieler zu, der sich mit diesem Teil der Unterhaltung beschäftigt, denn wenn es nicht so wäre, würde sich keiner damit befassen. Es besteht ein Interesse!

Kommt jetzt noch persönlicher Stress, sei es durch Arbeitslosigkeit, gesellschaftlicher Unzufriedenheit, Krankheit, Enttäuschung, Perspektivlosigkeit für die Zukunft oder aber auch nur Langeweile hinzu, ist der Grundstein für eine Gewalttat schon gelegt. Wenn jetzt auch noch der geistig unterentwickelte Intellekt gepaart mit Charakterschwäche und vielleicht noch einer Art des Sadismus bei dem dieser Art der Unterhaltung zugeneigtem Individuum vorhanden ist, brauchen wir uns nicht wundern, dass Gewaltkriminalität wieder ansteigt.

Jetzt könnte man zu dem Trugschluss kommen, dass die Unterhaltungsindustrie der Grund dieser Art des Verbrechens oder überhaupt aller Verbrechen ist. Das stimmt aber nicht, sie zeigt uns nur zum Teil neue Variationen dieser Aktivitäten auf. Solange es Menschen auf diesem Planeten gibt, gibt es auch schon Gewaltverbrechen. Folterkammern, Hexenverbrennungen, Steinigungen … jede Art von Mord oder Quälereien und Unterdrückungen waren schon immer existent. Man könnte sagen, dass alle Arten des Verbrechens eben ein Naturinstinkt des Menschen sind. Was wieder zeigt, wie unnütz er auf dieser Welt eigentlich ist. Umso moderner er wurde oder umso fortgeschrittener seine Evolution, umso artenreicher wurden auch seine Verbrechen – nicht der Grad der Grausamkeit, der war schon immer auf dem höchsten Level, nur die Variationsvielfalt nahm zu.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei, außer Sadismus oder Machtgier, auch die Lust an der Angst. Warum haben wir gerne Angst? Halt, werden jetzt die meisten von Ihnen sagen, ich mag keine Angst. Dem ist aber nicht so! Jeder von Ihnen hat früher als Kind Märchen gelesen oder vorgelesen bekommen. In fast allen Märchen geht es auch um Grausamkeiten, im Übrigen auch in der Bibel, aber wir haben Märchen geliebt. Es war schön gruselig, geheimnisvoll, angsteinflößend und man selbst war ja auf der sicheren Seite. Einfach herrlich. Dann kam das Fernsehen und man bekam die Geschichten in bewegten Bildern frei Haus. Ich kann mich noch an meinen ersten Gruselfilm erinnern, er hieß „ Der Schrecken des Amazonas“, war zwar natürlich nur in Schwarz-Weiß, aber das tat der Spannung keinen Abbruch. Ich hatte diesen Film mit zwei Nachbarkindern geschaut. Wir haben uns fast in die Hose gemacht, aber wir mussten ihn sehen, die meiste Zeit allerdings hinter dem Kissen versteckt. Auch fürchtete ich mich bei dem Märchen „Hänsel und Gretel“, der Part mit dem Ofen hat mich jahrelang schockiert. Der ultimative Kick scheint wohl zu sein, dass man Angst empfindet mit dem Wissen, dass einem selbst nichts passiert. Das erklärt wohl auch den Menschenandrang im Mittelalter bei der Entzündung eines Scheiterhaufens oder bei anderen Arten der Hinrichtung. Sich fürchten vor dem, was man sieht, aber selbst auf der sicheren Seite zu sein: Der Mensch ist schon ein eigenartiges Wesen.