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Table of Contents

Einleitung

Ankommen (2014)

Eisberge (2015)

Königinnen (2016)

Wasserflugzeuge (2017)

Gehen (2018)

Biografie Marc Degens

Impressum

Einleitung

Seit ich als Gast am Festival New Literature from Europe in New York teilgenommen hatte, wollte ich unbedingt eine längere Zeit in Nordamerika leben. Als sich Alexandra, meiner Frau, die Möglichkeit bot, für einige Jahres das Auslandsbüro des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Kanada zu leiten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Ihre Tätigkeit war mit vielen Reisen durch Kanada verbunden, und so oft es ging, versuchte ich sie zu begleiten. Ansonsten kümmerte ich mich um die Belange meines Verlags SUKULTUR, den ich vor vielen Jahren mit zwei Freunden gegründet hatte, und schrieb. Das Ende eines Romans und den Anfang eines neuen. Und dieses Buch. Dass man überall arbeiten kann, ist gewiss einer der größten Vorzüge am Schriftstellerdasein. Wahrscheinlich bin ich überhaupt nur deshalb Schriftsteller geworden.

Ankommen (2014)

Samstag, 2. August, Bonn/Toronto (Ontario)

Um 5 Uhr Wecker, um 6 Uhr zum Flughafen. Flug nach Amsterdam, dann hektischer Wechsel zum Flugzeug nach Toronto. Angenehmer, knapp siebeneinhalbstündiger Flug. Ich kann sogar ein bisschen schreiben und die SUKULTUR-Lagerliste aktualisieren. Mit dem Taxi in unsere Zwischenmietwohnung in der Stewart Street. Der Vermieter ist nett und die Wohnung okay. Zwei Riesenfernsehapparate, viele schöne, teure Möbel, insgesamt ist sie allerdings etwas unpraktisch eingerichtet, mit viel Schnickschnack und kaum Ablageflächen. Wegen der Basement-Lage ist die Wohnung zudem recht dunkel, etwas feucht und leicht muffig. Übermüdetes Auspacken, dabei verstreue ich eine halbe Packung Kaffee im Koffer. Anschließend kehren Alexandra und ich in ein japanisches Restaurant in der Spadina Avenue ein und ich bestelle eine viel zu scharfe Ramensuppe. Hinterher zurück in die Wohnung. Ein bisschen zappen und um kurz nach 21 Uhr Schlaf.

 

Sonntag, 3. August

Bis 6 Uhr geschlafen. Duschen, danach gemütliche Schreibtischarbeiten. Alexandra und ich suchen im Internet nach Wohnungsanzeigen und können für den Nachmittag gleich einen Besichtigungstermin ausmachen. Sehr gutes Essen in einem vegetarischen Diner, danach in den Supermarkt und zum Wohnungsbesichtigungstermin. Die Nachbarschaft und die angebotene Wohnung gefallen uns super. Auch das indische Vermieterpaar ist sympathisch und der Mann, Sohn eines Diplomaten, hat wie zuletzt wir eine Zeit lang in Bonn gelebt und spricht sogar ein bisschen Deutsch. Wir sind ganz euphorisiert, schlendern nach der Besichtigung durch die Nachbarschaft und besuchen einen Laden von No Frills, eine Art kanadischer Aldi mit breiten Gängen, hohen Regalen und palettenweise Waren.

 

 

Montag, 4. August

Um halb 7 aufgestanden. Frühstück und Entschluss, die gestern besichtigte Wohnung in der Keele Street in der Nähe vom High Park anzumieten. E-Mail an die Vermieter, dann Schreibtisch. Nachmittags in das Royal Ontario Museum. Um 18 Uhr wieder in der Stewart Street. Sid, der Vermieter, hat uns bereits geantwortet und den Mietvertrag geschickt. Jetzt haben wir nur noch das Problem, bis Mittwoch zur Vertragsunterzeichnung drei Monatsmieten in bar oder in Scheckform zu besorgen, obwohl wir noch kein kanadisches Konto besitzen. Ich laufe zum Geldautomaten und ziehe insgesamt 2.500 Dollar. Alles in 20-Dollar-Scheinen, insgesamt 125 Stück. Das Maximum, das wir mit unseren beiden Kreditkarten abheben können. Mein Portemonnaie ist so prall gefüllt, dass ich es nicht biegen kann.

 

Freitag, 8. August

Mittags Spaziergang zur Type-Books-Buchhandlung, die ein ausgezeichnetes Sortiment und eine großartige Auswahl an Literaturzeitschriften hat. Zurück über die Queen Street West an vielen tollen Bars und Plattenläden vorbei und dabei eine Menge Flyer eingesteckt: Für Punk-Kneipen, Buchmessen und ein Twin Peaks-Screening in Anwesenheit von Sherilyn Fenn. Nachmittags entdecke ich eine Flipperseite für Toronto und schreibe mir einige Standorte auf, dann essen Alexandra und ich wieder in Sadie’s Diner und fahren anschließend zur Zine Dream 7-Eröffnungsparty in der Galeriebuchhandlung Art Metropole. Es gibt Bier aus der Kühlbox und eine Solo-Konzertperformance von Victoria Cheong aka New Chance. Knisternde Elektronik und hypnotischer Gesang. Nach dem Auftritt spazieren wir noch durchs nächtliche Little Portugal. Vor der Bar The Painted Lady stehen die fast nackten Burlesque-Tänzerinnen auf der Straße und rauchen.

 

Sonntag, 10. August

Zum Frühstück Blaubeerpfannkuchen und mittags zur Zine Dream, eine Messe für Indie-Magazine und -Bücher im Tranzac Club. Großer Bücherkauf und danach Rundgang durch die Toronto Zine Library im Obergeschoss, einer Sammlung von Punk- und Kleinverlagsprodukten aller Art. Sogar deutsche Hefte sind vorhanden und ich verspreche der Bibliothekarin, einen Stapel früher SUKULTUR-Hefte zu spenden. Hinterher Marsch in die Stewart Street über den Kensington Market mit zahlreichen niedlichen, extrem gemütlichen Geschäften, Boutiquen und Bars. Es gibt auch ein Café, indem man Haschisch nicht kaufen, aber rauchen darf.

 

Montag, 25. August

Abends fahren Alexandra und ich zum Echo Beach und sehen uns das Freiluftkonzert von Robyn und Röyksopp an. Noch besser als das Konzert gefallen uns der Ort, die kleine Insel und die nächtliche Skyline, die Bühne am Wasser und der Spaziergang zurück über das Gelände der Canadian Exhibition mit der großen Kirmes. Ernüchternd auf dem Konzert sind allerdings die Getränkepreise. Die billigste Dose Bier kostet 15 kanadische Dollar, also über 10 Euro. Ich weiß nicht, wie viel eine Dose Bier derzeit im Hotel de Rome am Bebelplatz kostet, viel teurer kann es aber auch nicht sein.

 

Samstag, 30. August

Nachmittag Erkundung der Roncesvalles Avenue. Nette Läden und Buchhandlungen mit Jazzmusik. Ich fühle mich wie in einem amerikanischen Independent-Film.

 

Donnerstag, 4. September

Um 7 Uhr 30 mit dem Taxi in die Keele Street, die insgesamt 43 Kilometer lang ist und in Holland Marsh endet. Es ist ein wahnsinnig heißer Tag. Kurz nach uns kommt der Lkw mit den drei Packern an. Sie leisten Superarbeit und sind um 13 Uhr mit dem Entladen fertig. Auspacken und aufbauen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus in die Dufferin Mall und kaufen einen Staubsauger, ein Bügelbrett, Lebensmittel und einen Fernseher. Wir bestellen ein Taxi und sind um 19 Uhr wieder zu Hause. Um 20 Uhr habe ich meinen Schreibtisch aufgebaut. Hinterher zum Entspannen fernsehen: Big Brother Canada.

 

Freitag, 19. September

Um 19 Uhr besucht mich Patrick. Er hatte am Nachmittag einen Besichtigungstermin im neu eröffneten Aga Khan Museum für islamische Kunst, für den er aus New York anreiste. Wir setzen uns an den Küchentisch und reden über tausend Dinge. Dann spazieren wir zum vietnamesischen Restaurant neben No Frills. Nach dem Essen bleiben wir noch lange sitzen, unterhalten uns in dem lauten Lokal, hinterher begleite ich Patrick zur U-Bahn-Station. Vor dem Supermarkt begegnen uns zwei Waschbären. Sie spazieren über die Straße und bleiben direkt vor uns auf dem Bürgersteig stehen. Der eine streckt sich gemütlich am Laternenpfahl. Dann schlendern die beiden weiter, laufen die Zufahrt zur Warenanlieferung hoch und wackeln wie zwei riesige Igel in die Nacht davon.

 

Dienstag, 25. November

Abends zur ausverkauften Buchvorstellung von Amanda Palmer in Lee’s Palace, dem Handlungs- und Drehort im verfilmten Kultcomic Scott Pilgrim. Die Schlange ist lang und geht fast um den halben Block. Ich stehe eine Stunde lang in der Kälte an, doch das Warten lohnt sich. Amanda Palmer, die für eine Plattenproduktion per Crowdfunding 1,2 Millionen US-Dollar eingesammelt hat, ist eine großartige Entertainerin. Zu Anfang spielt sie ein paar Lieder auf der Ukulele und dem Keyboard, darunter auch eine betörende Version des Rap-Klassikers von N.W.A: »Yo Dre, I got somethin’ to say ...« Und alle im Saal singen mit: »Fuck the Police«. Danach liest sie einige Passagen aus ihrem Buch vor, begleitet von einer Gebärdensprachenübersetzerin, und lädt anschließend eine Mitarbeiterin einer Torontoer Hilfsorganisation gegen Frauengewalt auf die Bühne, die dem Publikum ihr Projekt vorstellt. Der Abend ist wunderbar anregend, auch für meine Romanarbeit. Ich sehe unglaubliche Tattoos und Haarfarben. Mit vielen Impressionen und Gedanken zum neuen Feminismus im Kopf laufe ich zur U-Bahn-Station und fahre nach Hause.

 

Donnerstag, 11. Dezember

Morgens ist alles verschneit. Auch den Vormittag über schneit es ohne Unterbrechung weiter. Mittagessen beim Thai. Der Schnee türmt sich hüfthoch auf den Straßen. Nach dem Essen stapfe ich zur Post und zu No Frills. Als ich zurückkomme, bin ich selbst von Kopf bis Fuß eingeschneit und so weiß wie ein Schneemann.

Eisberge (2015)

Donnerstag, 1. Januar

Um 0 Uhr treten wir mit Sektgläsern auf den Balkon. Es wird nicht geknallt, es sind auch keine Menschen zu sehen. Nur aus der Nebenstraße hören wir ein paar Stimmen und sehen in der Ferne ein paar einsame Raketen.

 

Donnerstag, 29. Januar

Um 18 Uhr fahre ich mit der U-Bahn zur Buchpräsentation von Miranda July. Ich bin ein großer Fan ihres ersten Spielfilms und ihrer Kurzgeschichten. Die Veranstaltung, die von Sheila Heti moderiert wird, ist kostenlos und findet im Appel Salon der Public Library statt. Am Vorabend hatte Miranda July ihr Buch im Gespräch mit Lena Dunham in New York vorgestellt und der Appel Salon ist bis zum letzten Platz gefüllt. Die Veranstaltung ist weniger eine Buchpräsentation als vielmehr ein einstündiges Gespräch zwischen Freundinnen, die von ihrer Arbeit berichten, ganz locker und ungezwungen. Aus dem Roman wird nur einmal kurz mittendrin vorgelesen, eine zweieinhalbminütige Passage. Nach dem Gespräch setzt sich Miranda July umgehend an einen Tisch, vor dem sich eine endlose Warteschlange gebildet hat, und beginnt geduldig mit dem Signieren. Ich spreche Sheila Heti an, richte ihr Grüße von Gabrielle Bell aus und schenke ihr zwei Lesehefte, The SUKULTUR Years, eines für sie und eines für Miranda July. Als ich den Appel Salon verlasse, ist die Signierschlange immer noch riesig. Vergnügt unterhält sich Miranda July mit einer jungen Frau, die vor ihrem Tisch steht, und signiert anschließend scherzend deren mitgebrachte SIM-Karte.

 

Dienstag, 3. Februar

Um halb eins Mittagessen, hinterher Tagebuch und schöner Winterspaziergang mit Alexandra. Im fast leeren Litauischen Park treffen wir ein Pärchen, das uns anbietet, auf seinem Schlitten einen steilen Hang hinabzurodeln. Wir sagen sofort Ja und düsen hinunter. Der Schlitten ist eher eine Art Plastikwanne und hat überhaupt keine Federung. Es ist eine total halsbrecherische Aktion. Während der Fahrt hüpfen wir über die Hügel und werden komplett nass.

 

Freitag, 6. Februar, Toronto/St. John’s (Neufundland)

Um 6 Uhr Wecker. Für den Nachmittag sind schwere Stürme in St. John’s angesagt und um halb 9 erhalten wir die Nachricht, dass unser Flug am Mittag wegen der Stürme um zweieinhalb Stunden verschoben wird. Schreibtischarbeiten und packen. Um 15 Uhr knapp dreistündiger Flug nach Neufundland, fast die ganze Zeit schlafe ich. Mit dem Taxi ins Hotel. Die Zeitverschiebung ist verwirrend und beträgt anderthalb Stunden. Wenn es in Deutschland 12 Uhr ist, ist es in Toronto 6 Uhr – und in St. John’s 7 Uhr 30. Abends abenteuerlicher Gang in die Stadt durch die vereisten hügeligen Straßen. Einkehr in der Bar Grapevine. Hinterher teilen wir uns bei Smoke’s Poutinerie unsere erste Portion Poutine, die Fast-Food-Spezialität aus Québec: Pommes frites mit Käsestücken und Bratensoße. Ich bin zu betrunken, um zu beurteilen, wie es mir schmeckt. Schlitternde Rückkehr nach Hause.

 

Samstag, 7. Februar, St. John’s

Traditional Breakfast im Hungry Heart Cafe, danach ins sehenswerte Kunst-, Natur- und Kulturgeschichtsmuseum The Rooms. Wir haben Glück, es ist der erste Samstag im Monat und der Eintritt frei. In den Ausstellungen erfahren wir viel über Neufundland, das erst 1949 eine Provinz Kanadas wurde und der Konföderation beitrat. Lange Zeit galt Neufundland als cod’s own country, das Land des Kabeljaus, wo man das Meer vor lauter Dorschen nicht sehen konnte, doch verfehlte Fischereipolitik und eine jahrzehntelange Überfischung führten zu diplomatischen Spannungen mit Island und Großbritannien und zum Kollaps der Bestände. 1992 wurde schließlich ein Fangverbot ausgesprochen, durch das 40.000 Arbeitsplätze auf der Insel verloren gingen und ein Viertel der Bevölkerung arbeitslos wurde. Am Nachmittag Bummel durch die eisige Stadt und Abendessen im Nautical Nellie’s Pub. Die Atmosphäre in der Kneipe ist spitze, das Essen leider nicht.

 

Sonntag, 8. Februar, St. John’s

Nach dem Frühstück spazieren wir durch den verschneiten Park und schauen den alten und jungen Schlittschuhläufern dabei zu, wie sie auf den großen öffentlichen, von Laternen umsäumten Eisbahnen unter weißen Wattewölkchen ihre Kreise ziehen. Die Ansicht ist wie in Öl gemalt. Danach wandern wir zum Signal Hill. Beim Aufstieg auf den Hügel umwehen uns heftige eisige Winde. Von der mit Kanonen bewehrten Befestigungsanlage haben wir einen traumhaften Blick auf die bunten Häuser der Stadt, den Hafen und die Weite des Atlantiks. Mittagessen im Bagel Café, abends treffen wir John Paul, Alexandras kanadischen Kollegen, in der Pizzeria Piatto. Gutes Essen und schöne Gespräche.

 

Montag, 9. Februar, St. John’s

Um Viertel vor 9 verlässt Alexandra das Zimmer. Ich kaufe ein, danach besuche ich den Comicshop und bummle durch die Stadt. Ich mag die rot, grün und blau bemalten Häuser und die klirrende Kälte. Walter Kempowski fand Regen zum Arbeiten genau das richtige Wetter, lese ich in Culpa, ich ziehe eisige Temperaturen vor, gern auch mit Schnee. Alles ist weiß und bereit, beschrieben zu werden. Nach ihrem Universitätsbesuch berichtet Alexandra von den unterirdischen Gängen, die die Universitätsräume mit den Studentenwohnheimen verbinden, in denen sich auch kleine Geschäfte befinden, Coffeeshops und Pizza Pizza. Die Studenten betrachten diese Tunnel als ihr vergrößertes Wohnzimmer und Alexandra sah mehrere Studenten, die in Pantoffeln und Onesies ihren Morgenkaffee kauften. Alexandra erzählt, dass im Frühsommer hier regelmäßig Eisberge aus Grönland vorbeiziehen sollen, sich vor der Küste türmen und St. John’s in Nebel einhüllen. Einen schöneren Ort zum Schreiben kann ich mir in diesem Moment nicht vorstellen.

 

Dienstag, 10. Februar, St. John’s/Halifax (Nova Scotia)

Um 6 Uhr Wecker, um Viertel nach 7 zum Flughafen. Unser Flugzeug hat eine Stunde Verspätung. Dann heben wir ab und verlassen St. John’s. Landung in Halifax und mit dem Mietwagen knapp vierzigminütige Fahrt in die Stadt. Einchecken im Hotel und Spaziergang zum Hafen. Alexandra und John Paul wollen sich die Ausstellung im Pier 21 anschauen, dem Passagierterminal, durch das von 1928 bis 1971 über eine Million Menschen nach Kanada einwanderten, ich erkunde in der Zwischenzeit Downtown, halte mich lange in einem tollen Comicshop auf und erstehe am Ende zahlreiche Hefte. Den Abend lassen wir zu dritt im nahe gelegenen Pub Your Father’s Moustache ausklingen, mit Steak, Haddock und Bier.

 

Mittwoch, 11. Februar, Halifax/Amherst

Bis Viertel nach 7 geschlafen. Duschen und sehr gutes Frühstück im Hotel. Um halb 10 parken wir den Mietwagen um, dann verlassen Alexandra und John Paul das Hotel. Bis 13 Uhr bleibe ich im Zimmer, beantworte E-Mails und skype mit Frank, danach checke ich aus, laufe in eine Einkaufsmall, setze mich mit dem Rechner im Food Court an einen freien Tisch und schreibe Tagebuch. Hinterher folge ich einem Hinweisschild im Parkhaus der Mall, betrete durch ein Labyrinth aus Gängen die Lobby des The Lord Nelson Hotel & Suites und setze mich im ersten Stock an einen Tisch auf der Veranda über dem Empfangstresen. Schönes Schreiben zwischen den riesigen Kronleuchtern und den getäfelten Wänden, dem dunklen Holz und den goldenen Verzierungen. Um kurz vor vier am Auto, Alexandra und John Paul kommen kurz nach mir. John Paul fährt uns aus der Stadt heraus, dann übernehme ich und fahre auf dem Highway knapp 200 Kilometer bis nach Amherst. Im Dunkeln kommen wir in der Stadt an. Wir haben Glück und finden einen gemütlichen Pub mit sehr gutem Essen. Um 21 Uhr am Motel. Wir verabschieden uns von John Paul und betreten unser Zimmer. Schlagartig befinden wir uns in einem amerikanischen Roadmovie: Das Doppelbett, der Fernseher, hinten die Tür ins Badezimmer ... Die einzige Fluchtmöglichkeit. Durch die aufgezogenen Vorhänge des Fensters neben der Tür sehen wir direkt auf den Parkplatz vor unserem Zimmer, auf die von einer Laterne angestrahlten Schneehaufen und die Dunkelheit dahinter. Ich fotografiere die Ansicht vom Bett aus und veröffentliche das Bild auf Twitter. Mein alter Freund Jochen reagiert sofort und fragt, was in der großen schwarzen Plastiktüte neben der Tür sei. Er vermutet: ein Kopf.

 

Donnerstag, 12. Februar, Amherst/Fredericton (New Brunswick)

Global Divestment Day Pub 23