Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Impressum:

© 2013 Bernd Sternal

Herausgeber: Verlag Sternal Media

Lektorat: Dr. Detlef Schünemann

Gestaltung und Satz: Sternal Media, Gernrode

www.sternal-media.de

www.harz-urlaub.de

Rekonstruktionszeichnungen: Wolfgang Braun weitere Zeichnungen: Bernd Sternal, Michael Zeitzmann, Detlef Schünemann, Maria Krusch, Lisa Berg

1. Auflage Dezember 2013

ISBN: 978-3-7322-0272-0

Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

Inhalt

Einführung

Es ist durchaus erstaunlich, wie viele Burgen und Schlösser es in der Harzregion einst gab. Angelegt war dieses Buch-Projekt für 3 Bände – nun ist bereits der vierte auf dem Markt und einen fünften, letzten wird es auch noch geben. Diese gewaltige Anzahl von monumentalen Befestigungsbauten in der Harzregion – von der vorgeschichtlichen Zeit bis ins 18. Jahrhundert – zeigt, wie beliebt das Gebirge und besonders seine Vorlande zu allen Zeiten menschlicher Zivilisation waren und wie verhältnismäßig dicht auch seine Besiedlung war; denn diese aufwendigen Bauten wurden schließlich von Menschen erbaut.

Auch möchte ich mich bei allen Lesern dieser Buchreihe bedanken. Durch Ihre Anregungen bin ich immer wieder auf Burgen aufmerksam gemacht worden, über die es kaum noch schriftliche Überlieferungen gibt.

In der Einführung zu diesem Band möchte ich versuchen, den Lesern einige Informationen über die Burgbesatzungen zu geben; eine Thematik, die in der Literatur kaum aufgegriffen wird. Allerdings möchte ich mich dabei nur auf die mittelalterlichen Anlagen einlassen, von den vor- und frühgeschichtlichen haben wir einfach zu wenig Kenntnisse.

Auch bei den mittelalterlichen Burganlagen ist die Entstehung häufig unklar, oftmals kennen wir weder das Baujahr noch den Bauherrn. Wir können aber mit Bestimmtheit sagen, bei den frühmittelalterlichen Anlagen war der König auch der Bauherr. Diese Burganlagen im Königsauftrag waren Sicherungsanlagen für das Königreich und auch Aufenthaltsorte für den ständig durch das Reich ziehenden Königstross. Grundlage dieses politischökonomischen Systems war das Lehenswesen, das im Frühmittelalter entstand. Es bildete sich in den mittel- und norddeutschen Regionen wohl nach dem Vorbild des römischen Klientelwesens, wie auch aus dem germanischen Gefolgschaftswesen. Oberster Lehensherr war der König, der Lehen an seine Fürsten und Herzöge vergab. Diese konnten wiederum andere Adelsstände belehnen, wodurch eine Lehens- und somit Adelshierarchie entstand.

Ein Dokument, das Edictum Pistense, zeigt wie kein anderes, dass das Burgen- und Lehensrecht in den Händen des Herrschers lag. Dieser Erlass von König Karl dem Kahlen vom Juli des Jahres 864 lautet: „ Der König sagt: Bis zum 1. August sollen alle ohne königliche Genehmigung angelegten Burgen, Befestigungen und Verhaue, weil sie die Umgegend bedrücken, zerstört werden. Wird der Befehl nicht befolgt, so sollen die Grafen, in deren Grafschaften die Befestigungen liegen, die Zerstörungen durchzuführen. Wird ihnen Widerstand geleistet, so ist der König sofort zu benachrichtigen. Entsprechen die Grafen dem königlichen Befehl nicht, so werden sie abgesetzt.“

Der König war für den Frieden im Land verantwortlich. Er bestimmt wo Burgen errichtet werden, oder lässt es zu, Befestigungsanlagen zu errichten, die gegen äußere Feinde gerichtet sind. Aber er verhindert auch – oder lässt beseitigen – Burgen, die im Inneren des Landes Unfrieden stiften. Das heißt, der König hatte neben dem Heerbann auch den Burgenbann.

Zunehmend übertrug der König diese königlichen Rechte an seine Gerichtsherren, die Herzöge, Grafen und Vögte. Eine besondere Rolle spielte hierbei Heinrich I. mit seinem Aufruf 926 zum Burgenbau in Sachsen und Thüringen, seiner Burgen- und Städtebauordnung. In dieser Zeit, als nur der König die Erlaubnis zum Burgenbau erteilen konnte, waren alle Burgen Eigentum des Königs. Aber auch alle Lehen waren Eigentum des Königs, auf Zeit vergeben, verbunden mit dem Amt. Zunehmend setzte der Adel die Vererbbarkeit der Lehen und damit auch der Ämter gegen den König durch. Dies führte ab dem 12. Jahrhundert, besonders durch Erbteilungen, zu einer immer größeren Zersplitterung des Lehenswesens; die Burgen begannen sich als Verwaltungssitze und sogar als Residenzen der kleineren und größeren Herren zu etablieren. Dem König verblieb nur noch das „Öffnungsrecht“.

Die größeren Grundherren, die mehrere Burgen in Besitz hatten, vergaben diese an Vertreter des niederen Adels, die als Burgherren/Burggrafen fungierten. Diese sammelten Burgmänner um sich. Das waren zumeist ritterbürtige Adelsmitglieder, die mit der sogenannten Burghut beauftragt waren, das heißt, die eine Burg zu bewachen und zu verteidigen hatten. In der Regel saßen mehrere Burgmannen auf einer Burg und bildeten die Burgmannschaft, deren Stärke sich an der Größe der Burg sowie an den aktuellen Verhältnissen (Krieg/Frieden) orientierte. Bei ihren Aufgaben wurde die adlige, bewaffnete Burgmannschaft oft von nichtadligem Personal wie Torwarten und Türmern unterstützt. Hinzu kamen nichtadlige Dienstleister: Handwerker, Hilfskräfte und Küchenpersonal. Zu den Burgen gehörte im allgemeinen Land, das an Bauern verlehnt war, die dafür die Burgbesatzung versorgen mussten. Ursprünglich wurde der Burgmann für seinen Dienst mit Naturalien bezahlt. Später erhielt er als Entlohnung ein sogenanntes Burglehen, das ab dem späten 13. Jahrhundert eine festgelegte Geldsumme war. Seit dieser Zeit wurden auch die Rechte und Pflichten des Burgmannes in einem schriftlichen Burgmannsvertrag geregelt. Die Pflicht zur Anwesenheit – Residenzpflicht genannt – bedingte, dass der Burgherr seinen Burgmannen unentgeltlich einen Wohnsitz innerhalb der Burganlage oder zumindest in deren unmittelbarer Nähe zur Verfügung stellen musste. Eine solche Wohngelegenheit wurde Burgmannensitz, Burggut oder Burgmannshof genannt.

Der Residenzpflicht entzogen sich Burgmannen häufig durch die Stellung von bewaffneten Knechten. Mit der Einführung solcher nichtadliger Burgbesatzungen und dem Wandel von Burgen zu Festungen im späten Mittelalter verschwand das Burgmannensystem; und die Burghut wurde dann von Kriegsknechten und Söldnern wahrgenommen.

Meinen Lesern, insbesondere den Unterstützern, habe ich schon gedankt. Nun möchte ich erneut dem Burgenspezialisten Dr. Detlef Schünemann danken, der einen nicht unbedeutenden Anteil am Entstehen dieses Buches hat.

Bernd Sternal im September 2013

Die Domburg im Hakel

Die Domburg liegt im Waldgebiet des Hakel, nordöstlich von Quedlinburg in der Gemarkung Heteborn, welche zum Landkreis Harz gehört. Wann und von wem sie erbaut wurde, darüber gibt keine Quelle Auskunft. Der Hakel wurde aber bereits im Jahre 941 in einer Urkunde Ottos I. als „saltus Hacul“ als Reichsforst genannt. Da die alte Heer- und Handelsstraße von Leipzig nach Lüneburg in unmittelbarer Nähe des Burgstandortes vorbeiführte, könnte man auf eine frühe Reichsburg zum Schutze der Straße schließen.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Domburg allerdings erst im Jahre 1310 als Besitz Ludolphs von Knesebeck. Das Adelsgeschlecht der Herren von Knesebeck hatte seinen Sitz in der Altmark. Wie Ludolph in den Besitz der Domburg kam, ist nicht überliefert. Die Legende berichtet allerdings, dass die Herren von Knesebeck auf der Domburg ihr Unwesen als Raubritter trieben. Ständige Übergriffe und Überfälle führten dazu, dass im Jahr 1367 Truppen des Bischofs Albert III. von Halberstadt sowie Truppen der Städte Aschersleben, Halberstadt und Quedlinburg die Burganlage belagerten und eroberten. Von 1368 an befand sich die Domburg im Besitz des Halberstädter Hochstifts. Die folgenden einhundert Jahre waren gekennzeichnet durch häufige Verpfändungen. Mitte des 15. Jahrhunderts verlor die Burg ihre strategische Bedeutung und wurde verlassen, worauf hin der Verfall einzusetzen begann.

Die Domburg liegt auf einer vortretenden Kuppe des Hakel auf einer Höhe von 244 m ü. NN, etwa 2 km südöstlich von Heteborn. Die Hauptburg hatte einen Durchmesser von etwa 110 m. Die Anlage war umgeben von einem umlaufenden bis 8 m tiefen und bis 30 m breiten Graben; diesem war nach außen hin ein hoher Wall vorgelagert. Innerhalb des Grabens war nördlich der Kernburg eine sichelförmige kleine Vorburg mit einem Grabensegment unmittelbar vor dem Mauerwerk abgeteilt.

Diese Gesamtanlage liegt nach neueren Beobachtungen im Südteil eines ganz offensichtlich älteren Ringwalls von etwa 300 m Durchmesser. Von dieser Befestigung ist ein sichelförmiges Wallstück von etwa 300 m Länge mit Graben erhalten, an die eigentliche Domburg nördlich anschließend. Der genannte Wallgraben biegt dann nach Osten und Süden um, ist dort im Wald jedoch nur undeutlich zu erkennen.

Die Kernburg hatte eine unregelmäßige rechteckige Form mit eingeknickten Längsseiten und etwa die Maße von 20 x 30 m. Von der Kernburg steht heute im Norden noch eine etwa 10 m hohe Mantelmauer aus Feldsteinen und auch der Wehrgraben ist noch erhalten. Die Burgmauer hat eine schmale rechteckige Toröffnung, die wohl über eine hölzerne Brückenkonstruktion den Burghof mit der Vorburg verbunden haben dürfte. Die Abmessungen dieses Tores sind so bemessen, dass ein einzelner gewappneter Reiter ohne vom Pferd zu steigen in den Hof reiten konnte.

Mit diesem Gesamtbefund haben wir ähnliche Verhältnisse wie auf dem Rotenberg bei Pöhlde, wo ebenfalls die kleinere kreisförmige Burg in eine ovale ältere Anlage eingefügt wurde (vergl. Band 3, S. 41 - 46).

Schloss Neu Asseburg

Es ist ein kleines Schloss in der kleinen Gemeinde Blumerode im östlichen Südharz. Der Ortsteil der Stadt Mansfeld liegt in einem westlichen Seitental des Wippertales – im Mansfelder Land, 1 km nördlich von Siebigerode. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1420. Das Grundwort -rode lässt aber auf eine wesentlich ältere Gründung schließen, die wohl in das mittlere Hochmittelalter zurückreicht.

Das niedersächsische Adelsgeschlecht der Asseburger war bereits im Jahr 1437 in den Besitz der Burg Falkenstein im Selketal gekommen und hatte 1509 im Mansfelder Land das Schloss Wallhausen erworben. Dort sah man den Erzreichtum im Mansfeldischen und hegte wohl die Hoffnung, auch mit Bodenschätzen verdienen zu können und erwarb ein entsprechendes Grundstück. Daraufhin erbaute Graf Ernst von der Asseburg im Jahre 1596 das kleine, schlichte Barockschloss Neu Asseburg in Blumerode. Das Schloss sollte wohl der Aktionsmittelpunkt der neu erkauften Bergbaurechte sein. Aber man hatte fehlinvestiert, die erworbenen Grundstücke lagen zu weit nördlich der Mansfelder Erzvorkommen. Schon bald wurden Schloss und Grundstück wieder verkauft. Es folgte wechselnder Besitz; ab 1737 kam der Besitz in die Hände von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Das Schloss blieb, mit anderen Gütern der Region, bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußischem Besitz und kam schließlich durch Erbschaft an Louis von Prillwitz. Diesem Herrn von Prillwitz, dem illegitimen Sohn des Königs, brachte das Grundstück auch kein Glück, seine Kinder starben in jungen Jahren. Noch heute sind vier Grüfte mit großen beschrifteten Grabplatten aus Sandstein auf dem Schlossberg erhalten. Ab dem Jahr 1917 war Oberamtmann Wentzel- Teutschental Eigentümer.

Nach dem Hitlerattentat im Jahr 1944 versteckte sich hier einer der Verschwörer, der Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, bei dem damaligen Besitzer von Neu Asseburg, Carl Wentzel. Danach flüchtete Goerdeler weiter nach Kassel, dort wurde er aus Angst von einer Putzfrau verraten. Er konnte aus Kassel fliehen, wurde aber auf dem Weg nach Osten von der Gestapo aufgegriffen. Wentzel flüchtete zunächst in den Norden Sachsen-Anhalts. Beide wurden zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet. Das Schloss wurde daraufhin vom NS-Staat beschlagnahmt und beherbergte während dieser Zeit noch den Reichsarbeitsdienst, die Hitlerjugend und eine Schwesternschule, die nach dem Krieg zu einem Altenheim ausgebaut wurde. Nach der Wiedervereinigung wurde die Immobilie an die Johanniter verkauft, ist derzeit ungenutzt und steht wieder zum Verkauf.

Ansichtskarte mit dem Schloss Neu Asseburg (eigenes Archiv)

Das Schloss Neu Asseburg hat eine Nutzfläche von ca. 1 000 qm. Die Gartenfassade des Haupthauses ist mit einem Mittelrisalit ausgestattet. Das Bossenwerk, Korbbogenöffnungen und Ohrenfaschen sind noch weitgehend im ursprünglichen barocken Zustand, wie wohl auch die Remise mit repräsentativem Mansardwalmdach. Auch die unterirdischen Kelleranlagen des 16. Jahrhunderts mit Tonnengewölben sind erhalten. Die Seitenflügel wie auch die zweigeschossigen Nebengebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert. Von der ehemaligen Garten- bzw. Parkanlage sind noch Reste zu erkennen.

Die Süpplingenburg – Stammsitz von Lothar III.

Die Süpplingenburg gehört nicht mehr zur Harzregion, auch sind keine baulichen Reste der Burg mehr sichtbar. Trotzdem möchte ich hier von dieser Burg berichten, denn sie war die Stammburg von Kaiser Lothar III., der zuvor als Graf von Süpplingenburg ein bedeutendes Komitat am Nordharz hatte. Somit steht die Süpplingenburg in engem Bezug zum Nordharz.

Die Süpplingenburg war eine Wasserburg zwischen dem heutigen Helmstedt und Königslutter, also zwischen Elm und Lappwald. Sie lag auf einer Insel der Schunte und hat dem noch heute bestehenden Ort Süpplingenburg seinen Namen gegeben.

Die Geschichte der Süpplingenburg geht wohl bis ins frühe Mittelalter zurück. Eine fränkische curtis war Ende des 8. Jahrhunderts Verwaltungsmittelpunkt eines Königsgutbezirkes, wie uns die Quellen mitteilen. Wo diese curtis mit Peterskirche ihren Standort hatte ist nicht bekannt. Es kann aber durchaus angenommen werden, dass sie auf jener Insel der Schunte stand, auf der später auch die Süpplingenburg erbaut wurde. Wenn diese Vermutung zutrifft, kann davon ausgegangen werden, dass sich aus der fränkischen curtis die sächsische Wasserburg entwickelte.

Süpplingenburg um 1650, Stich von Merian (eigenes Archiv)

Die Süpplingenburg wurde im 10./11. Jahrhundert erbaut. Als Bauherren werden die Grafen von Haldensleben angesehen. Graf Gebhard, der Vater von Lothar III., war über seine Ehefrau Hedwig von Haldensleben in den Besitz der Burg gekommen. Erbe war Lothar, der die Süpplingenburg als Stammburg nutzte und sich nach ihr benannte. Die Süpplingenburg war also Ausgangspunkt einer erneuten, von 1125 bis 1137 andauernden Königswürde eines sächsischen Stammesvertreters. Diese Burg hatte zu jener Zeit eine große strategische Bedeutung. Nahe der Burg führte ein alter Nord-Süd-Handelsweg, der „Salzweg“, vorbei; ab dem 11. Jahrhundert wurde er hier vom West-Ost-Handelsweg von Braunschweig nach Magdeburg gekreuzt.

Etwa um 1130 schenkte Lothar III. sein Stammgut an die Tempelritter. Mit der gewaltsamen Auflösung des Templerordens durch Papst Clemens V. verlor die Süpplingenburg einen Teil ihrer Bedeutung. Die Burg kam in den Besitz der Braunschweiger Herzöge.

Im Jahr 1357 übergab Herzog Magnus die Süpplingenburg samt den anderen zugehörigen Templergütern dem Johanniterorden.

Nach der Einnahme des Landes durch die schmalkaldischen Bundesgenossen im Jahre 1542 wurde in der Region die Reformation eingeführt. Der Komtur konnte jedoch alle Besitzungen behalten. Im dreißigjährigen Krieg widerstand die Burg allen Angriffen; die Mauern waren einfach zu stark, zu hoch und das morastige Gelände mit seinen Gräben tat ein Übriges, um das Burginnere zu schützen.

Nach dem Tod des letzten Komturs ist die Süpplingenburg mit der herzoglichen Domäne vereinigt worden.

Im Jahre 1875 wurde die bereits stark in Mitleidenschaft gezogene Burganlage komplett abgerissen. Heute ist die Stelle dieser einst so bedeutenden Burg kaum noch als Burgstätte auszumachen. Nur die alte romanische St. Johannis-Kirche, eine ursprünglich flachgedeckte Basilika, ist erhalten geblieben. Alte Lagepläne liegen nicht vor. Nur das kundige Auge kann heute noch ihre Umrisse erkennen. Trotzdem ist es möglich ein räumliches Bild der Burganlage zu rekonstruieren; Nachrichten aus alten Urkunden machen es möglich.

Auch ein Stich von Matthäus Merian (ab 1642) sowie seine zugehörige Beschreibung vermitteln uns ihr Aussehen und ihre äußere Form: „Es ist die Burg mit einer hohen Mauer und breitem Wassergraben rings umgeben / zum Eingange auff die Burg mit einer Brücken und Zugbrücken / dafür ein starkes Tor / inwendig mit einem starcken Riegel verwahret / zur linken Hand im herauffgehen auf die Burg ist die Kirche, St. Johannes genannt, gelegen / so in anno 1464 reparieret. In welchen Jahre sie aber fundieret, hat man keine Nachrichtung / zu vermuten ist wohl, das Graf Gebhard dieselbe gestiftet und aufferbauen lassen hat“

Erwähnt werden muss abschließend noch, dass der Grundriss der Burganlage mit 70 x 70 m annähernd quadratisch war und dass weiterhin Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude unmittelbar an die Befestigungen angebaut waren. Die Kernburg verfügte über eine Kemenate und ein Wohnhaus. Auf dem Burggelände stand die St. Johannis-Kirche mit Kreuzgang, ein im Kern romanischer Bau. Nördlich gab es eine Vorburg mit einem Wirtschaftshof.

Die Staufenburg bei Zorge

Die Gemeinde Zorge liegt im Tal des Flusses Zorge und hat von diesem ihren Namen erhalten. Zorge gehört zur Samtgemeinde Walkenried im Landkreis Osterode. Der Ort, der im Jahr 1249 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist als Bergbausiedlung gegründet worden.

Bereits im Jahre 1243 wurde die in der Ortslage von Zorge liegende Staufenburg erbaut. Als Bauherr dieser Burg auf dem Kleinen Staufenberg gilt Graf Dietrich von Hohnstein, der die Anlage wohl als Machtmittel gegen seine Widersacher, die Grafen von Clettenberg, errichtete. Die Gründung der Burg erfolgte zunächst widerrechtlich auf dem Boden des Klosters Walkenried. Doch noch im Jahre 1243 konnten die Hohnsteiner – gegen Entschädigungszahlung – den Bau legalisieren. Zehn Jahre später hatten die Hohnsteiner Grafen die Fehde mit den Clettenbergern für sich entschieden und deren Burg in ihren Besitz gebracht. Die Staufenburg verlor ihre strategische Bedeutung. Daher sahen die Hohnsteiner keine Verwendung mehr für sie und Graf Heinrich von Hohnstein nahm erneut Verhandlungen mit dem Kloster Walkenried auf – zwecks Rückkaufes des Kleinen Staufenbergs. Die Mönche bekundeten Interesse und kauften 1253 den Burgberg samt Burg für 200 Silbermark zurück. Darüber hinaus durfte das Kloster die Burg abbrechen.

Die Staufenburg, deren Standort über dem östlichen Ufer der Zorge, etwa 0,5 km südlich des südlichen Ortsendes liegt, war keine besonders große Anlage. Die Kernburg hat etwa die Abmaße 25 x 50 m mit länglich oval/vieleckiger Form. Die Kernburg, von deren Bauten keine baulichen Reste mehr vorhanden sind, wurde wohl von einer einfachen Ringmauer umgeben, wovon an der Südost-Seite noch Reste vorhanden sind.

Bei einer Begehung der Kernburg durch D. Schünemann im Jahre 2012 konnten folgende Details des Burginneren festgehalten werden (siehe auch Grundriss-Zeichnung):

1. nordöstlich ein 5 m langer, knapp 1 m breiter offener Durchgang, 1,5 m tief

2. schachtartige Vertiefung, „Brunnen“ genannt; er hält es aber eher für eine tiefe Zisterne, denn ob der „Brunnen“ selbst bei weiterer Vertiefung zu einer wasserführenden Schicht führt, ist anzuzweifeln

3. ein niedriger, in S-Form verlaufender Stollen ist weitgehend zugefallen, Mindesttiefe von 1,4 m konnte ermittelt werden

4. im Nordwesten eine Vertiefung von 7 m Länge: Rest eines unterkellerten Gebäudes?

5. im westlichen Bereich drei Vertiefungen unbestimmter Herkunft - besonders in der nördlichen Hälfte der Kernburg relativ viele Bruchstücke von Dachziegeln

Die Hauptburg wird von einem geschlossenen Graben-Wall-System umschlossen. Gleiches trifft auch für die Vorburg zu, deren Abmessungen etwa 100 x 150 m betragen. Die Vorburg liegt südöstlich der Kernburg und an ihrem südöstlichsten Rand befindet sich eine Torlücke. Am steilen Nordhang der Vorburg laufen Wall und Graben zusammen, so dass aus diesem System eine Stufe bzw. schmale Terrasse wird.

Der Aufstieg zum Kleinen Staufenberg, der heute Naturschutzgebiet ist, kann von Zorge aus vorgenommen werden. In der Staufenberg-Straße liegt linkerhand ein Kindergarten. Etwa 30 m nördlich von diesem zweigt rechts spitzwinklig ein schmaler Pfad bergauf ab. Dieser Pfad nimmt später einen Zick-Zack-Verlauf bis zum Bergsattel, von wo aus es rechts noch etwas aufwärts geht.

Die Grenzlerburg bei Liebenburg

Angenommen wird für diese Anlage ein vor- oder frühgeschichtlicher Ursprung. Ursächlich dafür könnten die oberflächennahen Brauneisen- und Eisenerzvorkommen gewesen sein.

Gelegen ist die Befestigungsanlage im südlichen Mittelteil des Salzgitter-Höhenzuges auf einer Höhe von 214 m über NN, etwa 2,2 km westlich des Liebenburger Schlosses in einem Talgraben.