Einleitung
Was ist ein Virus?
Für den Menschen relevante Viren
Was ist der Coronavirus?
Übertragungswege
Symptome und Verlauf der Krankheit
Risikogroppen und schwere Krankheitsverläufe
Schwangerschaft
Infektiosität und ihre Infektionsdauer
Inkubationszeit
Letalität
Komplikationen, ihre Zeiten und Dauer
Asymptomatische oder präsymptomatische Ausscheidung und Übertragung
Unteraufzeichnung
Zähigkeit und Inaktivierung auf Oberflächen
Prävention und Schutz
Soziale Prävention
Individuelle Prävention
Informationen zum Coronavirus für Patientinnen und Patienten183
Informationen zum Coronavirus für Krankenhausbesucherinnen und -besucher
Informationen zum Coronavirus für Pflegeheimbesucherinnen und -besucher
Tipps für Eltern186
Tipps bei häuslicher Quarantäne187
Für Bildungseinrichtungen188
Für Reisende
So schützen Sie sich selbst
Ergreifen Sie Maßnahmen, um sich zu schützen
Ergreifen Sie Maßnahmen, um andere zu schützen
Schützen Sie Ihre Familie
Tiere und Coronavirus
Machen Sie sich bereit für COVID-19
Wenn sich COVID-19 in Ihrer Gemeinde ausbreitet
Haben Sie einen Plan, wenn Sie krank werden
Desinfizieren Ihres Hauses, wenn jemand krank ist
Was tun, wenn Sie krank sind
Bewältigen Sie Angst und Stress
Reduzieren Sie Stress bei sich selbst und anderen
Für Personen, die aus der Quarantäne entlassen werden
Säubern und Desinfizieren196
Diagnose
Bildgebende Verfahren, Labordiagnostik, Herzuntersuchung
Verfahren für die Diagnose
RT-PCR
COVID-19 Testkit
Genomanalyse
Nukleinsäure-Beweis.
Antikörpererkennung
Zelltest
Behandlung und Therapie
Auswirkungen auf Leben, Kultur, Sport und Wirtschaft
Schönheit des Schreckens
Diskussion und Schlussfolgerung
Über dieses Buch

André Hoffmann

Coronavirus-Krise

Information und Hilfe in der Pandemie 2020 ‒

was jeder wissen sollte






André Hoffmann

Coronavirus-Krise

Information und Hilfe in der Pandemie 2020 ‒ was jeder wissen sollte


ISBN978-3-86992-901-9

© 2020 André Hoffmann, Dammweg 16, 46535 Dinslaken

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Einleitung

Was ist ein Virus?

Für den Menschen relevante Viren

Was ist der Coronavirus?

Übertragungswege

Symptome und Verlauf der Krankheit

Risikogruppen und schwere Krankheitsverläufe

Schwangerschaft

Infektiosität und ihre Infektionsdauer

Inkubationszeit

Letalität

Komplikationen, ihre Zeiten und Dauer

Asymptomatische oder präsymptomatische Ausscheidung und Übertragung

Unteraufzeichnung

Zähigkeit und Inaktivierung auf Oberflächen.

Prävention und Schutz

Soziale Prävention

Individuelle Prävention

Informationen zum Coronavirus für Patientinnen und Patienten

Informationen zum Coronavirus für Krankenhausbesucherinnen und -besucher

Informationen zum Coronavirus für Pflegeheimbesucherinnen und –besucher

Tipps für Eltern

Tipps bei häuslicher Quarantäne

Für Bildungseinrichtungen

Für Reisende

So schützen Sie sich selbst

Ergreifen Sie Maßnahmen, um sich zu schützen

Ergreifen Sie Maßnahmen, um andere zu schützen

Schützen Sie Ihre Familie

Tiere und Coronavirus

Machen Sie sich bereit für COVID-19

Wenn sich COVID-19 in Ihrer Gemeinde ausbreitet

Haben Sie einen Plan, wenn Sie krank werden

Desinfizieren Ihres Hauses, wenn jemand krank ist

Was tun, wenn Sie krank sind

Bewältigen Sie Angst und Stress

Reduzieren Sie Stress bei sich selbst und anderen

Für Personen, die aus der Quarantäne entlassen wurden

Säubern und Desinfizieren

Diagnose

Bildgebende Verfahren, Labordiagnostik, Herzuntersuchung

Verfahren für die Diagnose

RT-PCR

COVID-19 Testkit

Genomanalyse

Nukleinsäure-Beweis

Antikörpererkennung

Zelltest

Behandlung und Therapie

Auswirkungen auf Leben, Kultur, Sport und Wirtschaft

Schönheit des Schreckens

Diskussion und Schlussfolgerung

Über dieses Buch

Einleitung


Ein neuer Corona-Virus hält die Welt in Atem. Alle Kontinente sind betroffen. Er breitet sich rasant aus. Die Politik reagiert. Demokratische Freiheiten werden eingeschränkt. Die Menschen sind besorgt und verunsichert.

Es dauerte mehr als drei Monate für die ersten 100.000 bestätigten Infektionsfälle. Gerade einmal 12 Tage brauchten die nächsten 100.000. Die Zahl der Infizierten hatte sich innerhalb sechs weiterer Tage abermals verdoppelt. Die Entwicklung ist dramatisch. 740.157 Infizierte und 35.019 Todesfälle (Zahlen1) waren es bereits am 30. März 2020.

In Italien starben innerhalb eines Tages 1.0002 Menschen ‒ in Bezug3 auf normale Sterbezahlen 60 % mehr Menschen. Vor allem in Norditalien und aktuell auch in Spanien und Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika sind die Zustände katastrophenähnlich. Dieses Virus könnte in der Lage sein, eine Jahrhundertkrise auszulösen. Die Folgen für die Volkswirtschaften und den Welthandel sind nicht absehbar. Niemand weiß, was noch geschehen wird. Alles ist offen.

Dabei schien der Erreger zunächst weit, weit weg ‒ in einer südchinesischen Provinz, der Provinz Hubei. In dessen Hauptstadt Wuhan gab es im Dezember 2019 eine gewisse Häufung von schweren Lungenentzündungen unklarer Ursache.

Vor Ort hingegen wurde die Lage sehr ernst genommen: Der Augenarzt Li Wenliang, der später diesem Virus selbst zum Opfer fiel, unterrichtete am 30. Dezember 2019 Kollegen über sieben Patienten mit Verdacht auf SARS-Infektion (vgl.4). Am Tag darauf war bereits ein von der chinesische Seuchenschutzbehörde entsandtes Team in die Stadt (vgl.5). Bis zum 3. Januar dieses Jahres waren 44 teils schwer Erkrankte bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Einige davon arbeiteten als Verkäufer oder Händler auf dem örtlichen Großhandelsmarkt für Fisch und Meeresfrüchte. Genau dort vermuteten Wissenschaftler6,7 die primäre Infektionsquelle. Dass es sich bei dem Krankheitserreger um einen bis dahin unbekannten, an Blutproben und Rachenabstrichen isolierten Coronavirus handelt, gab der Virologe Xu Jianguo am 7. Januar 2020 bekannt. Zwei Tage später bestätigte8 das auch die WHO. Bis Mitte Januar 2020 wurde schließlich die Genomsequenz9 isoliert und ein Nachweisverfahren10,11,12 veröffentlicht. Seit dem konnten Krankheitszeichen dem Verursacher zugeordnet werden und überschlagen sich die Ereignisse …


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Coronavirus ‒ weltweite Fälle (Quelle: Johns Hopkins-Universität)13




Was ist ein Virus?


Anders als Bakterien sind Viren keine Lebewesen und sie haben keine eigenen Zellen. Deshalb können sich Viren auch nur innerhalb einer geeigneten Wirtszelle vermehren. Sie missbrauchen sozusagen den Stoffwechsel menschlicher, tierischer, pflanzlicher, pilzlicher oder bakterieller Zellen für eigene Zwecke. Der Vervielfältigungszyklus von Viren beginnt in der Regel, wenn ein Virus an ein Oberflächenprotein (umgangssprachlich auch Oberflächeneiweiß) in einer Wirtszelle anheftet (sog. Adsorption), welches das Virus als Rezeptor14 verwendet. Bei Bakteriophagen, also Vieren, die sich auf Bakterien als Wirt spezialisiert haben, geschieht dies durch Injektion seines genetischen Materials in eine Zelle. Hingegen in Eukaryoten, also Zellen der übrigen oben genannten Lebewesen einschließlich des Menschen, dringt das Virus durch Endozytose in die Zelle des Wirts ein, quasi durch Einstülpen der Wirtszellmembran. Die Viren werden von der Wirtszellmembran umschlossen und ummantelt in das Innere der Wirtszelle freigegeben. Dabei hat jede Virusart ihre ganz eigene Vorliebe in Bezug auf den Wirtsorganismus sowie die Art der Zellen im Organismus. Viren haben sich spezialisiert auf einen oder mehrere Wirte. Zum Vermehren docken Viren an passende Wirtszellen an und dringen in sie ein. Deshalb sind die meisten Viren deutlich kleiner als Körperzellen. Ihr Durchmesser bewegt sich in der Regel zwischen 30 und 300 nm. Noch kleinere Krankheitserreger sind nur noch Viroide, die nur aus einer Ribonukleinsäure, ein Erbinformation tragendes Biomolekül, bestehen. Sobald das Virus in der Wirtszelle ist, muss es vor Vervielfältigung der Erbinformation, der sogenannten Replikation, zunächst aus seiner Hülle befreit werden. Das nennt die Wissenschaft Uncoating.


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Eingefärbte Rasterelektronenmikroskopie einer apoptotischen Zelle (grün), die stark mit SARS-COV-2-Viruspartikeln (lila) infiziert ist und aus einer Patientenprobe isoliert wurde. Apoptose ist eine Form des programmierten Zelltods. Es ist eine Art „Selbstmord-Programm“ einzelner biologischer Zellen. Das kann durch interne Zellprozesse (Virusaktivität) stimuliert werden. Quelle: NIAID.


Viren sind gewissermaßen Parasiten. Sie programmieren die Wirtszelle derart um, sodass diese beginnt, einzelne Virusbestandteile anhand des mitgelieferten Bauplans, dem Erbgut, herzustellen. Die Virusvermehrung geschieht nicht durch Wachstum und Teilung, wie bei Bakterien, sondern durch Vervielfältigung der Erbinformation und von Eiweisbausteinen, also der sogenannten Replikation der Virusnucleinsäure und Synthese virusspezifischer Proteine. Die Einzelteile des Virus werden dann in der Wirtszelle zum vollständigen Virus zusammengebaut. Die fertiggestellten Viren treten dann aus der Wirtszelle. Nicht selten werden die Wirtszellen dabei zerstört. Solche Zerstörungen können Infizierte beispielsweise unmittelbar wahrnehmen, wenn sie über einen rauen Hals klagen.


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Eingefärbte Rasterelektronenmikroskopie einer apoptotischen Zelle (blau), die mit SARS-COV-2-Viruspartikeln (rot) infiziert ist und aus einer Patientenprobe isoliert wurde. Bildquelle: NIAID.


     Viren oder Virionen werden entweder durch Auflösen der Zellmembran, der sogenannten Zelllyse, oder durch Sekretion, der Virusknospung, freigesetzt. Dabei werden Teile der Zellmembran als Teil der Virushülle mitgenommen. Trickreich versucht der Virus die Immunabwehr des Wirts zu unterdrückt. Außerhalb der Wirtszelle besitzt der sogenannte Virion oder Viruspartikel immer eine Proteinhülle (Capsid), die das Erbmaterial umschließt, zusammenhält und schützt. Einigen Virenarten sind von einer weiteren Hülle zumeist aus Lipiden, Proteinen und Glykoproteinen umgeben. Glykoprotein-Fortsätze ragen wie Stacheln aus der Oberfläche heraus und werden Spikes genannt. Diese helfen dem Virus, in Wirtszellen einzudringen.


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Corona-Virus 2019 (COVID-19; Quelle CDC)15


Die Strukturproteine werden in der Regel nach ihrer Funktion im Virion benannt, d. h. als M-Protein (Matrix) oder E-Protein (Envelope: Virushülle). In der Virologie bezieht sich Matrixprotein (oft abgekürzt als M-Protein) auf jene Proteine, die das Innere einer Virushülle auskleiden und oft auch mit dem Capsid oder Ribonukleoprotein im Inneren und den inneren Teilen der Hüllproteine interagieren. Der Abstand zwischen dem Capsid und dem Virus-Umschlag wird auch als Matrixraum bezeichnet.


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3D-Druck16 eines Spike-Proteins auf der Oberfläche von SARS-CoV-2, auch bekannt als 2019-nCoV, das Virus, das COVID-19 verursacht. Spike-Proteine bedecken die Oberfläche von SARS-CoV-2 und ermöglichen es dem Virus, in menschliche Zellen einzudringen und es zu infizieren. Quelle CDC/NIH


Das charakteristische Erscheinungsbild der Coronaviren ist auf die ca. 20 nm große keulenförmigen Strukturen auf der Oberfläche, die Peplomere bzw. sogenannte Spikes, zurückzuführen. Sie bestehen hier aus Teilen des S-Eiweißes oder Spike-Proteins, das einen membrangebundenen Trimer bildet, ein Makromolekül, das aus drei Untereinheiten besteht.17 Diese Teile (S1) tragen die Rezeptorbindungsdomäne (RBD), mit der das Virus an eine Zelle andocken kann, und eine Untereinheit (S2), die als Fusionsprotein (FP) fungiert.18


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Der Coronavirus-Replikationszyklus.19


Im Inneren tragen Viren Erbinformation DNA (Desoxyribonukleinsäure) oder RNA (Ribonukleinsäure) und damit genau das Programm in sich, das ihre Vermehrung und Ausbreitung in und über den Wirt ermöglicht. Sie sind geradezu dazu prädestiniert, sich einen passenden Wirt zu „suchen“.

Je besser angepasst ein Virus ist, umso besser und weiter kann er sich durch Übertragung verbreiten. Ein Virus, der seinem Wirt frühzeitig Symptome und einen schwerwiegenden Verlauf beschwert oder ihn sogar umbringt, hat in der Regel keine Chance auf eine weite Verbreitung. Das Virus ist daran „interessiert“, möglichst unentdeckt und symptomlos im Verborgenen zu agieren und lange im Wirts-Körper infektiös fortzubestehen, um möglichst viele weitere Wirte anzustecken. Sobald ein Virus den Wirt schwächt, drohen durch Verhaltensänderung (z. B. sozialer Rückzug, Bettruhe) weite Infektionswege blockiert zu werden.

Tatsächlich aber ist ein Virus nicht beweglich und kann auch keine Strecken überwinden ohne äußere Einflüsse. Es muss immer etwas dazukommen. Beispielsweise ein Niesreiz, der zum Niesen führt, und ein Niesen, das Aerosol mit Viren in die Umgebungsluft katapultiert. Für solch einen Reiz sorgt ein Virus schon deshalb, weil es verbreitet werden will.

In Wirklichkeit aber „findet“ eher der Wirt seinen Virus, indem beispielsweise ein Mensch auf infizierte Mitmenschen oder kürzlich kontaminierte Oberflächen trifft. Zur Verbreitung hilft dem Virus neben von ihm verursachtem Husten- und Niesreiz (damit eine katapultierte Verbreitung über Aerosol in der Luft) auch ein risikoreiches, menschliches Verhalten und Unwissenheit. Welche Handlungsweisen ein Mensch vermeiden sollte und was er tun kann und muss, um sich und andere nicht zu gefährden, wird in den nächsten Kapiteln beschrieben.




Für den Menschen relevante Viren


Es gibt verschiedene Virus-Familien, die sich in Unterfamilien und Gattungen differenzieren lassen. Art, Aufbau und Vervielfältigungsart der Nukleinsäure, Strukturkomponenten und Virionen, Strategie der Genexpression, also wie Information eines Gens bzw. Abschnitts der DNA zum Ausdruck kommt und in Erscheinung tritt, sowie Immunologie und Verhalten gegenüber inaktivierenden Stoffen bestimmen die Klassifikation der Viren. So können Viren nach der Baltimore-Klassifikation anhand der Form des Genoms in sieben Gruppen unterteilt werden:


I: dsDNA20-Viren (dazu Adenoviren, Herpesviren, Riesenviren, Pockenviren)

II: ssDNA21-Viren (+ Strang) DNA (dazu Parvoviren)

III: dsRNA22-Viren (dazu Reoviren)

IV: (+)ssRNA23-Viren (+ Strang) RNA (dazu Picornaviren, Coronavirus)

V: (−)ssRNA-Viren (− Strang) RNA (dazu Orthomyxoviren, Rhabdoviren)

VI: ssRNA-RT-Viren (+ Strang) - RNA mit DNA-Zwischenstadium (Retroviren)

VII: dsDNA-RT-Viren - DNA mit RNA-Zwischenstadium (Pararetroviren, dazu Hepadnaviren).


Das einsträngige RNA-Genom von Coronaviren hat die längsten Genome aller bekannten RNA-Viren.24 Zu den für den Menschen relevanten oder krankmachenden Familien gehören folgende Unterfamilien, Gattungen, Viren oder Krankheiten (beispielhaft und rein illustrativ in Klammern): Poxviridae (Pocken, Dellwarze), Herpesviridae (Herpes, Varizella-Zoster-Virus, Windpocken, Herpes zoster, Gürtelrose), Hepadnaviridae (Hepatitis B), Togaviridae (Röteln), Flaviviridae (Hepatitis C, Dengue-Fieber, Gelbfieber, Frühsommer-Meningoenzephalitis), Coronaviridae (Erkältungsviren, Merbecovirus, Middle East respiratory syndrome coronavirus ‒ MERS-CoV mit grippeähnlichen Symptomen, schwerer Infektion der Atemwege, Lungenentzündung und ggf. Nierenversagen, SARS-assoziiertes Coronavirus SARS-CoV – SARS mit atypischer Lungenentzündung, mit Subtyp SARS-CoV-2 [eng. 2019-novel Coronavirus, 2019-nCoV, bzw. Wuhan seafood market pneumonia virus ‒ Covid-19] mit Infektion der unteren Atemwege bis zur Lungenentzündung, Gastroenteritisviren), Retroviridae (leukämieauslösende Viren, Humanes Immundefizienz-Virus ‒ HIV/AIDS), Arenaviridae (Hämorrhagisches Fieber auslösende Viren, Lassa-Fieber), Bornaviridae, Bunyaviridae (Arbovirosen), Filoviridae (Marburg-Virus, Ebolavirus), Orthomyxoviridae (Influenza/Grippe), Paramyxoviridae (Erkältung, Parainfluenza, Masern, Lungenentzündung, Enzephalitis/Entzündung des Gehirns, Mumps), Pneumoviridae, Rhabdoviridae (Vesicular-Stomatitis-Indiana-Virus, Tollwutvirus), Adenoviridae (Schnupfen, Erkältungen, Durchfall), Polyomaviridae, Papillomaviridae (Warzen, Gebärmutterhalskrebs), Parvoviridae, Reoviridae (Magen-Darm-Entzündung mit Durchfall), Caliciviridae (Norovirus, Brechdurchfall, Sapovirus), Hepeviridae (Hepatitis E), Picornaviridae (Enterovirus, Poliovirus – Kinderlähmung, Coxsackieviren – von Erkältung bis Meningitis [Hirnhautentzündung], Enzephalitis [Gehirnentzündung], gehirn-hirnhäute-kombinierende Meningoenzephalitis bei immunsupprimierten Patienten, Pankreatitis [Bauchspeicheldrüsenentzündung] oder Perikarditis [Herzbeutelentzündung], Myocarditis [Herzmuskelentzündung], Exantheme [Hautausschlag], Enantheme [Schleimhautausschlag], Herpangina, Myoperikarditis, Enterovirus, Hepatitis A, Rhinovirus – Erkältung) und selten auch Lähmungen.


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Überblick über virale Infektionen25




Was ist der Coronavirus?


Coronaviren sind eine große Familie von Viren, die in der Regel leichte bis mittelschwere Erkrankungen der oberen Atemwege verursachen, wie Erkältung bei Menschen. Im 21. Jahrhundert sind jedoch dreimal Coronavirus-Ausbrüche aus Tierreservoirs hervorgegangen, die schwere Krankheiten und globale Übertragungsprobleme verursachten.


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Transmissionselektronenmikroskopie von SARS-CoV-2-Viruspartikeln, isoliert an einem Patienten (Quelle: NIAID).26


Es gibt Hunderte von Coronaviren, von denen die meisten unter Tieren wie Schweinen, Kamelen, Fledermäusen und Katzen zu finden sind. Manchmal springen diese Viren auf den Menschen über und können Krankheiten verursachen.


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Coronavieren sind in Schweinen27, Kamelen28, Fledermäusen29 und Katzen gefunden worden.


Insgesamt sieben Coronaviren verursachen Krankheiten beim Menschen, von denen vier mild verlaufen: die sogenannten Viren 229E, OC43, NL63 und HKU1. Drei der Coronaviren können schwerwiegendere Folgen haben, und zwar SARS, ein schweres akutes Atemwegssyndrom, das Ende 2002 auftauchte und 2004 verschwand, MERS (Middle East respiratory syndrome), das 2012 entstand und bei Kamelen immer noch im Umlauf ist, und COVID-19 ‒ im Dezember 2019 aus China zu uns gekommen. Globale Anstrengungen werden unternommen, um die Ausbreitung einzudämmen. COVID-19 wird durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht.30



Übertragungswege


Zu Beginn der Epidemie in China vermuteten Experten ein Säugetier oder Geflügel als Hauptwirt. Der Übergang vom Tier zum Menschen kann aber auch über einen noch nicht identifizierten Zwischenwirt erfolgt sein.31 Am 28. Februar 2020 gab Hongkongs Regierung bekannt, positiv auf das Virus getestet zu haben und Viren in den Häusern ihrer infizierten Tierpfleger gefunden zu haben. Die WHO bestätigte, dass die SARS-CoV-2-Proben „schwach positiv“ getestet worden seien (vgl.32).

In diesem Zusammenhang wiesen chinesische Forscher auf bestimmte Schlangenarten hin33, die zusammen mit anderen wilden Tieren auf dem in der Einleitung erwähnten Großhandelsmarkt verkauft werden. Diese Hypothese wurde von anderen Virologen für unwahrscheinlich gehalten, da es bisher keine Hinweise darauf gäbe, dass Coronaviren auch Reptilien infizieren können. Sie wurden bisher nur bei Säugetieren und Vögeln gefunden.34


Abb

Transmissionselektronenmikroskopie von SARS-CoV-2-Viruspartikeln, isoliert an einem Patienten (Quelle: NIAID).35


Aufgrund eines Corona-Virus-Fundes mit einer hohen genetischen Übereinstimmung mit SARS-CoV-2 bei malaysischen Schuppentieren (Sunda Pangolins) wurden kurzzeitig diese verdächtigt Ursprung der Pandemie zu sein (vgl.36,37). Ein noch aussichtsreicherer Kandidat mit Blick auf Ähnlichkeiten in der Bindungsdomäne (RBD) des Spike-Proteins mit dem menschlichen Rezeptor ACE2 ist jedoch die Java-Hufeisennase (Rhinolophus affinis), eine Fledermausart, in der das Virusisolat BatCoV RaTG13 gefunden wurde. Am 20. Januar 2020 gab die chinesische Gesundheitskommission bekannt, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich sei38,39, insbesondere wenn zwei Personen engen Kontakt miteinander haben (weniger als 1,8 m voneinander oder weniger als 1–2 m Entfernung40).

Der Hauptweg der Übertragung scheint die sogenannte Tröpfcheninfektion zu sein.41 Diese tritt auf, wenn Atemtröpfchen durch Husten, Niesen oder Sprechen über Schleimhautoberflächen wie Augen, Nase oder Mund erzeugt und übertragen werden. Die Übertragung kann auch indirekt über den Kontakt kontaminierter Flächen mit Händen und dann Schleimhautoberflächen erfolgen. Atemtröpfchen sind groß und können nicht in der Luft hängen bleiben, so dass sie in der Regel lediglich über kurze Distanzen verteilt werden. Theoretisch sind auch Schmierinfektionen und Infektionen durch die Bindehaut der Augen möglich. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Hauptübertragung über Tröpfcheninfektion erfolgt (vgl.42,43). Hinweise auf eine Aerosolinfektion gibt es nicht.44 Ganz auszuschließend ist sie jedoch auch nicht.45 Eine Übertragung durch Schmierinfektion oder Infektion durch kontaminierte Oberflächen ist grundsätzlich denkbar. Nicht bekannt ist, welche Rolle sie spielt. Oft wurden Infektionsketten direkter Übertragungen über beispielsweise Tröpfchen ausgemacht. Fast überall sind die Erreger nachgewiesen ‒ Stuhlproben46,47,48, Sekretion von Nase und Rachen, Sputum (Atemwegsauswurf), Stuhl, Tränenflüssigkeit und Blut49,50,51 nachgewiesen.

Viren müssten sich für eine Infektion über den Stuhl vermehren können. Die Augenbindehäute, Konjunktiva, waren bei drei von 63 untersuchten Patienten positiv.52 Dies ist kein klarer Beweis dafür, dass Bindehäute als Übertragungsweg möglich sein kann, aber er sollte angenommen werden. Für eine Übertragung von der infizierter Mutter auf ihr Kind (vor, während, nach der Geburt), gibt es nur wenige Studien, die diese Frage untersucht haben.53,54,55,56 Allerdings konnten bisher keine Beweise auf eine Übertragung erbracht werden. Es gibt vereinzelte Berichte über Neugeborene, bei denen SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, aber in diesen Fällen ist unklar, ob die Übertragung während der Schwangerschaft, während der Geburt oder nach der Geburt stattgefunden hatte, so dass daraus keine Schlüsse gezogen werden könnten. Eine Beobachtungsstudie mit neun Personen fand keine Übertragung von der Mutter auf das Neugeborene.57 Auch eine beschreibende Studie in Wuhan fand keine Hinweise auf einen Übertragungsweg durch vaginalen Geschlechtsverkehr (von weiblich zu männlich), aber dennoch könnte eine Infektion hierbei auf andere Weise auftreten.

Das Nationale Zentrum für Immunisierung und Atemwegserkrankungen (NCIRD) der Vereinigten Staaten von Amerika, Abteilung für Viruserkrankungen, berichtet:58


Symptome und Verlauf der Krankheit