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Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Impressum

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ISBN: 9-783-8404-8123-9

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Klimaanlage

NATURGARTEN

NATÜRLICH UND ÖKOLOGISCH GÄRTNERN

MARGIT BENEŠ-OELLER

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© Natur im Garten

Vorwort

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Margit Beneš-Oeller

© Monihart

Nah an der Natur

Etwas „durch die Blume ausdrücken“, „verwurzelt oder entwurzelt“ sein, „die Früchte der Arbeit ernten“, „heranreifen“ oder auch „aus dem Gröbsten herauswachsen“ … Gerade im Garten kommen wir der Natur nahe. Dass auch hier etwa heiße Sommer keine Wetterkapriolen mehr bedeuten, sondern für den menschengemachten Klimawandel charakteristisch zum Normalfall werden, darüber gibt es keine ernst zu nehmenden Zweifel mehr. Direkt vor Ihrer Haustür werden Sie so vor neue Herausforderungen gestellt. Dieses Buch möchte Ihnen mit zahlreichen praktischen Tipps zu einer angepassten Gartengestaltung und Pflege unter die Arme greifen und positive Beispiele dazu liefern, wie Sie trotz der geänderten klimatischen Verhältnisse weiterhin viel Freude an den Grünoasen haben können. Ob nun Gestaltung, richtige Pflanzenauswahl oder Pflege – auch Ihren Vor-/Garten, Balkon oder die Terrasse können Sie an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen.

Beständigkeit und Veränderung – diese beiden Eigenschaften sind eng mit der Natur verbunden. Auch wenn unsere Bemühungen allein nicht immer den Erfolg garantieren: Pflanzen reagieren darauf und wir können hautnah miterleben, was wir bewirken, wenn wir Pflege und Verantwortung übernehmen. Das Beobachten und Reagieren auf Boden, Wasser, Wind und Licht gehört seit jeher zum Gärtnern. Im Experimentierfeld Garten nehmen wir wahr, spüren, denken nach und entwickeln. Die Klimakrise macht es notwendig, Neues vor Ort zu probieren und bislang unerforschte Wege zu gehen. Wir wissen längst, was zu tun wäre: ein Mehr an umweltfreundlichem Handeln und an Grün. Auch mit Ihrem Naturgarten nehmen Sie Einfluss auf die Gestaltung unserer Umgebung. Wir alle können mit und in unseren Grünoasen einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung leisten und so unsere Lebensqualität steigern.

All die Möglichkeiten, die wir im Garten haben, schenken uns Freude, Überraschungen und Kraft. Bleiben wir also experimentierfreudig! In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit dem vorliegenden Buch.

Margit Beneš-Oeller

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© Natur im Garten

Inhalt

Vorwort

Der Klimawandel und seine Auswirkungen

Klimawandel in Österreich

Effekte auf den Garten

Was Pflanzen für das Klima leisten

Pflanzen sind ökologische Klimaanlagen

Pflanzen reduzieren Windbelastungen

Pflanzen verbessern die Luftqualität

Pflanzen puffern die Auswirkungen von Starkregen ab

Die Gestaltung von Gärten für die Zukunft

Gärten klimafit bepflanzen

Auf den Standort kommt es an!

Bäume – wertvolle Schattenspender und Klimaregulatoren

Sträucher als Mini-Klimaanlagen

Klein, aber oho – Stauden und Kräuter

Bunte Kräuterrasen für lebendige Vielfalt

Genüsse aus dem eigenen Garten

Gärten biologisch pflegen

Ohne Torf arbeiten

Boden und Kreislaufwirtschaft

Pflanzenstärkung und Pflanzenschutz

Bauwerke ökologisch begrünen

Kletterpflanzen als Fassadengrün, Sicht- und Sonnenschutz

Begrünte Dächer

Mobiles Grün auf Balkon und Terrasse

Umweltschonender Wegebau und Materialeinsatz

Umweltschonender Wegebau

Nachhaltige Materialwahl

Im Garten Wasser und Energie sparen

Wasser als Lebensgrundlage im Garten

Wasser auffangen und speichern

Gießen und Bewässern im Garten

Selbsttest: Ist Ihr Garten klimafit?

Verwendete und weiterführende Links und Literatur

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© Sun_Shine/Shutterstock

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Zur Zeit, da die Kirschen reif wurden, waren früher die Wiesengräser meist noch grün.

© Margit Beneš-Oeller

Der Klimawandel

und seine Auswirkungen

Wärmerekorde sind weltweit ein klares Anzeichen für den anhaltenden langfristigen Klimawandel.

Was der Klimawandel für das Weltklima bedeutet, zeigen einige Fakten:

imageDie 20 heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden weltweit alle in den letzten 22 Jahren gemessen (WMO World Meteorological Organization).

imageIn den letzten 100 Jahren haben Forscher und Wissenschaftler einen weltweiten Anstieg der Durchschnittstemperatur von ungefähr 0,9 °C festgestellt.

imageWeltweit hat die durchschnittliche Oberflächentemperatur 2018 um 1,0 °C über dem Mittel der vorindustriellen Zeit gelegen, 2015 und 2017 sogar 1,1 °C.

Im 20. und 21. Jahrhundert wurden durch menschliche Aktivitäten große Mengen von Treibhausgasen in die Atmosphäre eingebracht.

Man spricht hier von der anthropogenen globalen Erwärmung. Die Konzentrationen der Treibhausgase – Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in der Atmosphäre – sind heute so hoch wie in den letzten 800.000 Jahren nicht.

Die wichtigsten Treibhausgase sind

imageWasserdampf

imageKohlendioxid

imageMethan

imageOzon

imageStickoxide

imageFluorierte Treibhausgase (z. B. FCKW in Kühl- und Tiefkühlgeräten)

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Der Treibhauseffekt.

© Natur im Garten/Gerhard Prähofer

Klimaforscher gehen davon aus, dass im Winter mehr „Regen“- und im Sommer vermehrt „Trocken“-Zeiten auf uns zukommen werden. Niederschlagsreiche Jahreszeiten werden also niederschlagsreicher, niederschlagsarme Jahreszeiten werden niederschlagsärmer. Dazu häufen sich extreme Wetterereignisse wie Starkregen und damit verbunden Überschwemmungen, hohe Windgeschwindigkeiten mit kleinräumigen Tornados und Hagel sowie immer längere Dürreperioden. Ein weiterer Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen, in den kommenden Jahrzehnten zu einem weiteren Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur um bis 4 bis 5 °C bis zum Jahr 2100 führen. Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Aktuell werden bereits mehr Hitzetote als Verkehrstote verzeichnet.

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Da braut sich was zusammen – über kurz oder lang.

© Margit Beneš-Oeller

Klimawandel in Österreich

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in unseren Breiten angekommen und werden sich im Lauf des 21. Jahrhunderts verstärken. Die Sommerbilanz der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) lässt starke Veränderungen im österreichischen Klima ahnen:

imageKnapp hinter dem Rekord von 2003 lag der Sommer 2019 als zweitwärmster Sommer der Messgeschichte seit dem Jahr 1766 in Österreich um 2,7 °C über dem Mittel. Mit minus 30 % Niederschlag war er einer der sieben trockensten Sommer der Messgeschichte.

imageZwei- bis dreimal so viele Hitzetage wie im Mittel wurden verzeichnet.

imageUnter den zehn heißesten Sommern der Messgeschichte liegen neun Sommer in jüngerer Vergangenheit, die fünf heißesten Sommer liegen alle in den 2000er-Jahren.

In den nächsten Jahren stehen uns wärmere Temperaturen, milde und nasse Winter und sehr heiße, trockene Sommer bevor. Trockenperioden und Hitzewellen werden sehr viel häufiger auftreten. Zu den Perioden der Sommerdürre vermutet man zunehmend instabile (Extrem-) Wetterlagen mit Starkregen. Windstärken und Sturmereignisse nehmen zu. Die Verdunstungsrate erhöht sich dadurch und kann zu extrem niedriger Bodenfeuchtigkeit führen. Mit zunehmenden Starkniederschlägen geht die Gefahr von Nährstoffauswaschung, Erosionen, Verschlämmungen der Böden und Überschwemmungen einher.

Nach 2050 zeigen laut ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) viele Klimaprojektionen eine zunehmende Ausdehnung des sommertrockenen mediterranen Steppenklimas auf Teile Österreichs.

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Ein so stark ausgetrockneter Boden ist bei Starkregenereignissen nicht imstande, die großen Wassermengen innerhalb kürzester Zeit aufzunehmen.

© GartenAkademie.com

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Abweichung des Jahresmittels der Lufttemperatur vom langjährigen Klimamittel (Referenzwert 1981/2010) im Jahr 2019 in °C.

© ZAMG

Wasser wird regional immer knapper, auch wenn es punktuell sintflutartig vom Himmel fällt. Bei äußerst heftigen Niederschlägen läuft das Wasser sehr schnell ab und kann nicht vom Boden aufgenommen werden.

Aufgrund der milden Winter fällt immer weniger Schnee. Bei der Schneeschmelze sickert Schmelzwasser langsam in den Boden ein. Diese wichtige Wasserspeicherung in den Böden und im Grundwasser fehlt vermehrt in den letzten Wintern.

Effekte auf den Garten

Wenn auch Art und Ausmaß der Klimafolgen heute noch schwer abzuschätzen sind und von den aktuellen und zukünftigen Maßnahmen zum Klimaschutz abhängen, steht doch fest, dass große Auswirkungen auf die Ökosysteme stattfinden. Der Verlust an Biodiversität (Artenvielfalt) gehört zu den größten Bedrohungen, die der Klimawandel mit sich bringt, da er in weiterer Folge unsere Ernährungssicherheit beeinträchtigen wird.