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Mit schönster Aussicht auf die Burg Wertheim lässt es sich am Main übernachten.

Wilfried und Lisa Bahnmüller

BAYERN
MIT DEM WOHNMOBIL

Die schönsten Routen zwischen
Main, Donau und Isar

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An der Deutschen Alpenstraße spielen natürlich die Berge wie am Schliersee eine Hauptrolle.

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INHALT

WUNDERBARES LAND DER BAYERN

DIE ROUTEN

1KLÖSTER IN SCHWABEN ZWISCHEN DONAU UND DEM BODENSEE

Von Ulm nach Lindau

2DIE »ONCE IN A LIFETIME«-STRECKE: ENTLANG DER DEUTSCHEN ALPENSTRASSE

Von Lindau nach Bad Reichenhall

3IM GRENZGEBIET ZWISCHEN ALPEN UND DONAU

Von Bad Reichenhall nach Passau

4DURCH DEN BAYERISCHEN WALD ZU DEN DONAUPERLEN

Von Passau nach Kelheim

5FLUSSLANDSCHAFT IM ALTMÜHLTAL – EIN HERZSTÜCK MITTELFRANKENS

Von Kelheim nach Treuchtlingen

6ROMANTISCHES FRANKEN UND BAYERISCH-SCHWABEN

Von Aschaffenburg bis Augsburg

REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z

REGISTER

PS: DA FÄLLT UNS NOCH WAS EIN!

STRASSENATLAS

IMPRESSUM

» WUNDERBARES LAND DER BAYERN

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Der Bayerische Löwe wacht über den Waginger See.

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Ganz im Westen Bayerns trifft man am Bodensee bei Lindau auf Apfelhaine.

EINE LOBESHYMNE

Man kann es nicht verleugnen, eine gnädige Natur hat diesen Fleck Erde im Südosten Deutschlands begünstigt. Sieht man einmal vom Meer ab, ist alles vorhanden, was sich der Mensch nur erträumen kann. Das weite Land bietet jede denkbare Abwechslung: Da sind die hohen, Respekt einflößenden Berge im Süden, modelliert wirkende Moränenhügel und von Flüssen geprägte Ebenen, die grünen Mittelgebirge des Bayerischen Waldes oder die Weinberge Frankens – nirgends erscheint es langweilig, immer ist es anders.

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In Passau werden wir neben dem großen Dom von einer lebendigen Kleinstadt überrascht.

Bäche und Flüsse, kleine und große Seen, mondän erschlossene und ganz unbekannte, laden im Sommer zum Wassersport und im Winter zum Eislauf ein. Die Dörfer und Städte sind, zumindest auf den ersten Blick, noch nicht verbaut, haben ihre alte Form und ihr Gesicht weitgehend bewahrt. Viele gut markierte Wege sowohl für Wanderer als auch für Fahrradfahrer lassen keine Wünsche offen und führen meist direkt in die wunderschöne Natur. Dazu kommen zahlreiche weitere Sportmöglichkeiten, denen in Bayern nichts im Wege steht.

Prächtige Kirchen und nicht weniger prächtige Wirtshäuser laden allenthalben zu einem Besuch ein. So kann man Kunst und Kulinarik bestens verbinden. Ebenso finden wir Museen aller Art, vom klassischen Heimatmuseum über Kunstgalerien bis hin zu Technik- oder Freilichtmuseen, und das nicht nur in den großen Städten, sondern auch in Dörfern oder auf dem Land. Traditionen, Bräuche und Sitten werden überall hochgehalten. Es wird hart gearbeitet, es wird aber auch gesungen, gespielt und gefeiert, ohne dass es einer großen künstlichen Organisation bedarf.

Diese Sätze könnten übertrieben klingen, doch sie sind wahr. Das beweisen die vielen Gäste, die hier alle Jahre ihre schönsten Tage des Jahres verbringen. Bayern ist wirklich groß und vielfältig.

BAYERN ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE

Viele Klischees ranken sich um das Leben in Bayern. Einige davon sind absolut übertrieben, andere Realität. So werden nicht überall Weißwürste zum Frühstück gegessen, aber eine resche Brezn geht eigentlich immer.

Das Motto »Leben und leben lassen«, als Schriftzug »Liberalitas Bavarica« über der oberbayerischen Pollinger Klosterkirche zu lesen, trifft in vielen Gegenden zu. Und überall freut man sich über ein freundliches »Grüß Gott«, denn in Bayern ist es immer noch üblich, dass man sich grüßt, auch wenn man sich nicht kennt.

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Traditionell und musikalisch geht es hingegen im Allgäu zu.

Tradition und Brauchtum werden gelebt, viele Menschen tragen Tracht, und das nicht nur an Fest- und Feiertagen. Überhaupt sind die Bayern meist in Feierlaune. Landauf und landab gibt es kaum ein Wochenende, an dem nicht irgendwo gefeiert wird. Zwischen dem Main und den Alpen gibt es unzählige Feste und Veranstaltungen. Da sind die Festspielwochen mit Theater und Musik, Feste, die an bestimmte historische Ereignisse erinnern, oder solche, die einen religiösen Hintergrund besitzen, sich am Jahreslauf oder an bestimmten Heiligen orientieren. Wer Glück hat und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist, darf Bayern dann von seiner herzlichsten, ehrlichsten und ursprünglichsten Seite kennenlernen.

EIN BISSCHEN GESCHICHTE

»Schon die Römer …«, so kann man manche Geschichtsbetrachtung beginnen, doch in Bayern stimmt das nicht. Denn vor den Römern gab es die Kelten, und diese hatten das ganze Land nördlich der Alpen besiedelt. Viele Spuren konnte man bis jetzt nicht von ihnen finden, ein paar Fliehburgen und ein paar Wälle, die eine keltische Stadt andeuten, mehr nicht. Die Römer, die dann im Jahr 15 v. Chr. auftauchten, haben diese Ureinwohner offensichtlich gut integriert und immerhin über 400 Jahre inneren Frieden bewahren können, bis sie selbst vom Sturm der Völkerwanderung vertrieben wurden. Und so können zwar die Schwaben oder die Franken ihre Herkunft ganz eindeutig auf einen Germanenstamm zurückführen, die Altbayern jedoch nicht. Sie haben sich als Mischbevölkerung aus Kelten, Römern, Alemannen, Markomannen und anderen zugewanderten Stämmen entwickelt.

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Viel Zeit für sportliche Aktivitäten, u. a. für eine Kanutour auf der Altmühl, dürfen wir uns bei den Fahrten nehmen.

Die frühesten Schlaglichter in der bayerischen Geschichte sind die Agilolfinger. Ihnen gelang es, einen gewissen Machtbereich aufzubauen, der von der Donau bis nach Kärnten und ins Friaul reichte. Ihr letzter Vertreter, Tassilo III., lebte im ausgehenden 8. Jahrhundert. Sein Gegenspieler war Karl der Große, der bedeutendste Kaiser des Mittelalters. Tassilo verlor das Ringen um Macht und Selbstständigkeit, ab da gehörte Bayern zum Deutschen Reich.

Trotzdem verlief die Geschichte von Franken, Schwaben und Altbayern im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedlich. Verschiedene Herrscher, Adels- und Königshäuser wie auch Religionen prägten das Gebiet des heutigen Bayern. Während in Altbayern 1506 das berühmte Primogeniturgesetz eingeführt wurde, das jeweils dem ältesten Erben die Herrschaft zusprach, gab es in Franken und Schwaben die Realteilung. Sie bedeutete eine Aufteilung des Landes in viele kleine Parzellen, die es letztlich schwierig machten, erfolgreich zu wirtschaften. Die Gesetze betrafen übrigens die gesamte Bevölkerung, den Adel wie auch Bauern und Handwerker.

Für die Wittelsbacher in Altbayern war das Primogeniturgesetz ein kluger Schachzug, sie regierten schließlich bis 1918. Aber von dem Gesetz profitierte auch die Bevölkerung. Zum einen blieb bei den Bauern die Größe des Hofes im Bereich der Wirtschaftlichkeit, zum andern gab es durch die stabile Thronfolge für gut 400 Jahre Frieden in Altbayern. Deshalb finden wir auch im heutigen Oberbayern nur ganz wenige alte Burgen und Festungen. Im Bereich der jahrhundertelangen Vorherrschaft der Wittelsbacher brauchte sich ein Burgherr nicht gegen seinen Nachbarn zu verteidigen. Diese Ruhe im Land wirkte sich sogar auf den Baustil der Bauernhöfe aus. Es war kein Risiko, ein offenes, von allen Seiten zugängliches Haus zu bauen, weil es niemanden gab, der es bedroht hätte.

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Und auch Kunst und Kultur, wie im Kloster Benediktbeuern, kommen nicht zu kurz.

In Franken hingegen regierten vor allem lokale Adelsgeschlechter, die mehr oder weniger stark und mächtig waren. Infolgedessen war Franken politisch über viele Jahrhunderte kleinteilig zersplittert. Zur Einigung Frankens kam es erst nach dem Ersten Weltkrieg, als der Adel seine Macht endgültig verlor. Genauer gesagt am 8. November 1918, als Kurt Eisner den Freistaat Bayern ausrief, der schließlich mit der ersten bayerischen Verfassung, der Bamberger Verfassung im August 1919, verbrieft und in das Deutsche Reich integriert wurde.

UNSERE ROUTENVORSCHLÄGE ZU DEN TRAUMZIELEN

Auch wenn Bayern eigentlich aus sieben Regierungsbezirken besteht, kann man es grob in vier große Urlaubsgebiete einteilen: Oberbayern, Franken, Bayerisch Schwaben und Ostbayern. Darunter fallen jede Menge Traumziele, etwa das Allgäu, das Chiemgau, das Voralpenland, der Bayerische Wald sowie Mainfranken oder das fränkische Weinland. So unterschiedlich diese Landstriche sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie sind alle wunderschön!

Am besten entdecken Sie die Schönheit Bayerns selbst. Fast alle unserer vorgeschlagenen Routen lassen sich nahtlos miteinander verknüpfen oder über eine kurze Zwischenfahrt verbinden. So können Sie die verschiedenen bayerischen Landschaften intensiv kennenlernen.

» DIE ROUTEN

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Der Forggensee bildet den Übergang vom Allgäu nach Oberbayern.

1 KLÖSTER IN SCHWABEN ZWISCHEN DONAU UND DEM BODENSEE

Von Ulm nach Lindau

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Start- und
Endpunkt

Ulm und Lindau

Strecken

überwiegend Landstraßen

Streckenlänge

ca. 180 Kilometer

FAHRZEIT

3 Tage

BESTE JAHRESZEIT

April bis Oktober

Als eher unbekannte Ecke Bayerns gilt Bayerisch Schwaben. Dabei ist Ulm eines der Tore nach Bayern. Von dort machen wir uns auf den Weg nach Süden. Vorbei an vielen einsamen, historisch wertvollen Klöstern und Wallfahrtskirchen, geht es entlang der Iller in Richtung Berge. Hübsche Kleinstädte wie Memmingen liegen auf dem Weg. Zum Finale besichtigen wir mit einem Abstecher nach Baden-Württemberg Leutkirch und Isny im Allgäu, bevor wir über das hügelige Westallgäu in Lindau am Bodensee eintreffen.

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Endziel der Route ist der Bodensee, den wir durch das Allgäu bei Hergensweiler erreichen.

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DIE ZWEI-LÄNDER-STADT ULM

Ulm gilt als die Zwei-Länder-Stadt, trennt doch die Donau die Stadt in einen südlichen bayerischen Teil (Neu-Ulm), während das Nordufer zu Baden-Württemberg gehört. Der einstige Reichtum Ulms war legendär und spiegelt sich in einem Spruch wider, der bereits im 15. Jahrhundert die Kräfteverhältnisse im südlichen Europa charakterisierte:

Venediger Macht,
Augsburger Pracht,
Nürnberger Witz,
Straßburger Geschütz
und Ulmer Geld
regier’n die Welt
.

Als Reichsstadt besaß Ulm riesige Ländereien im weiten Umland und war, weil die Donau ab Ulm gut schiffbar war, zudem Umschlagplatz für Eisen, Holz, Salz, Wein und Textilien. Vor allem der Barchent, ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen, brachte unglaublich viel Geld in die Stadtkasse. Vom damaligen Wohlstand zeugt auch das Ulmer Münster, das ab 1377 gebaut wurde. Sein über 161 Meter hoher Turm ist der höchste Kirchturm der Welt.

Doch schon im 16. Jahrhundert begann schrittweise der wirtschaftliche Niedergang der Stadt. 1802 dann hatte die reichsstädtische Herrlichkeit ein Ende. Napoleon gliederte Ulm in das Kurfürstentum Bayern ein, und knapp zehn Jahre später wurde es durch einen Gebietstausch Württemberg zugeschlagen. Noch etwas später wurden Ulm und Neu-Ulm unter dem Eindruck der Napoleonischen Kriege zur Bundesfestung erklärt. Die Bundesfestungen sollten einen erneuten Einfall Frankreichs verhindern. Ulm/Neu-Ulm war die größte davon, sie konnte im Kriegsfall 20 000 Soldaten aufnehmen.

Das Innere des Ulmer Münsters ist unbedingt eine Besichtigung wert und beeindruckt vor allem durch die hoch aufragenden gotischen Säulen. Sehr interessant ist auch das aufwendig geschnitzte Chorgestühl mit seinen detaillierten Figuren. Wendet man sich vom Münster aus nach Süden, so trifft man als Erstes auf das Rathaus, das in der Zeit der Renaissance erbaut und mit Fresken aus der Stadtgeschichte geschmückt ist. Hinter dem Rathaus beginnt das romantische Fischerviertel mit seinen schmalen Straßen und den wunderschönen Fachwerkhäusern, bis wir schließlich an die Donau stoßen. Sie zu überqueren ist fast Pflicht bei einem Besuch der Stadt, denn nur so erlebt man den berühmten Blick auf die Donau, die Altstadt und den Turm des Münsters. Damit sind wir in Neu-Ulm und gehen noch über die Bahn zum Glacis Park, um eindrucksvoll zu erleben, wie sich abweisend raue Militäranlagen in friedlichen Zeiten in einen schönen und erholsamen Park verwandeln können.

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Ulmer Münster in der Dämmerung

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Das Untere Tor, auch »Gickeler« genannt, in Weißenhorn

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Orgel in der Kirche des Prämonstratenserklosters Roggenburg

VON ULM NACH ILLERTISSEN

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Wir verlassen Ulm in Neu-Ulm und fahren auf der Memminger Straße ein kurzes Stück nach Süden. Dann biegen wir auf die B10 (Richtung Nersingen/A7) und folgen auch ihr nur ein kurzes Stück. Bald nach der Tankstelle geht es für uns rechts in die Breitenhofstraße, und schon verlassen wir die Stadt. Hinter Finningen queren wir die A7, fahren durch Holzheim und erreichen entlang der landwirtschaftlich genutzten Felder Pfaffenhofen an der Roth. Die Gemeinde ist bekannt für ihre große Marienkirche mit der Lourdeskapelle, wo die Wallfahrt noch lebendig ist. Die moderne Rundkirche liegt östlich des Ortskerns.

In Pfaffenhofen geht es nach Süden und wir fahren nach Weißenhorn. Das nette Städtchen mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Charakter lohnt einen Bummel. Zur Begrüßung treffen wir auf mächtige Stadttore, die Stadtmauer ist jedoch verschwunden. Rund um den Kirchplatz mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt liegen die meisten Sehenswürdigkeiten, etwa das Rathaus, das Fuggerschloss oder das prächtige Obere Tor. Auch in den entfernteren Gassen entdeckt man hübsche Fachwerkhäuser.

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Das Vöhlinschloss wurde auf einem Hügel über Illertissen erbaut.

Wir verlassen Weißenhorn auf der Memminger Straße und halten uns am großen Kreisverkehr (hier gibt es einen kleinen Wohnmobilstellplatz: GPS 48.299825, 10.160074) links, wo uns die Roggenburger Straße über Biberach (auch hier ein Wohnmobilstellplatz in Brauereinähe: GPS 48.288094, 10.221901) zum Kloster nach Roggenburg führt. Der große Klosterkomplex liegt auf einer Anhöhe und dominiert das ganze Umland.

Nicht nur die prächtig ausgestattete Klosterkirche sollte man besichtigen. Auch die weitläufige Anlage, die einem Schloss gleicht, mit ihren Innenhöfen, dem Kräutergarten, dem Klosterladen und dem Gasthof verlocken zum Bleiben. Spazier- und Wanderwege führen hinunter zum großen Klosterweiher, in dem man baden kann.

Nach der Besichtigung fahren wir über Meßhofen nach Nordholz und biegen dort rechts ab. Jetzt kommen wir schneller voran, queren bald wieder die A7 und sind schon in Illertissen. Über der Stadt wacht das Vöhlinschloss mit seinem Bienenmuseum. Zu seinen Füßen liegt die Altstadt, die sich vor allem zwischen dem Marktplatz und dem Martinsplatz erstreckt. Von der dortigen Martinskirche erklingen täglich um 10, 16 und 20 Uhr herrliche Melodien eines Glockenspiels.

Nach dem kurzen Rundgang fahren wir weiter zum Campingplatz, der direkt an der Illerbrücke liegt, und lassen am Flussufer entspannt den Tag ausklingen. Wer noch baden möchte, wird im nahen Freizeitbad Nautilla glücklich.

ENTLANG DER ILLER NACH MEMMINGEN

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Am nächsten Morgen starten wir nach Süden. Wer Strecke machen möchte, kann auf der A7 direkt nach Memmingen düsen. Landschaftlich schöner ist die Fahrt in Illernähe über die Dörfer Altenstadt, Kellmünz mit seinen Badeweihern, Fellheim und Heimertingen. Unterwegs besuchen wir ein kunsthistorisch äußerst sehenswertes Kloster: Buxheim mit seiner Kartause (kartausebuxheim.de). Hier können wir den Kreuzgang mit den Mönchshäuschen besichtigen und uns in einem Museum über den Orden informieren. Die größte Sehenswürdigkeit ist das Chorgestühl, das von Ignaz Waibl im späten 17. Jahrhundert geschnitzt wurde. Dabei vergessen wir die übrigen Kirchenbauten nicht, die unter anderem von den Gebrüdern Zimmermann gestaltet wurden.

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Vor dem Steuerhaus in Memmingen genießt man die Sonne in Straßencafés.

Von Buxheim sind wir anschließend schnell in Memmingen. Der Stellplatz liegt nördlich der Altstadt und eignet sich gut für die Stadtbesichtigung. Entlang des Stadtbachs sind wir zu Fuß bald am Ulmer Tor. Die Stadt Memmingen hat unglaublich viel für ihre Besucher zu bieten. Zwei Rundwege, bestens beschildert, führen durch die Stadt (»Roter Weg«) bzw. durch die Grünanlagen am Rand der Altstadt (»Grüner Weg«). Unbedingt gesehen haben sollte man den Marktplatz mit dem prachtvollen Steuerhaus und dem nicht minder großartigen Rathaus. Der offene Stadtbach bringt uns zum Schrannenplatz mit dem Fischerbrunnen und durch die Lindentorstraße zum Siebendächerhaus. Das war das ehemalige Haus der Gerber, die einzelnen Dachetagen dienten zum Trocknen der Felle. Vom Marktplatz erreichen wir auch die Martinskirche, die mit einem reichhaltigen geschmückten Chorgestühl aufwarten kann. Die zahlreichen fein geschnitzten Figuren zeigen Gestalten aus der griechischen Mythologie, aus der Bibel und aus der Kirchengeschichte. Ein Besuch der Stadtmauer, die noch fast die ganze Altstadt umfasst, rundet die Besichtigung ab. Durch die vielen Grünanlagen lässt sie sich von Tor zu Tor verfolgen. Das schönste Stück findet man hinter dem Marktplatz am Zollerngarten.

KULTUR

DER KARTÄUSERORDEN

Die Aufgaben dieses strengen katholischen Ordens lauten »Gott loben, Buße tun und beten«. Die Mönche leben, vollkommen abgeschnitten von der Welt und schweigend, in Zellen, die um einen Kreuzgang gebaut sind. Die Hochblüte des Ordens war das Mittelalter, dann begann ein stetiger Rückgang, bis im Zuge der Säkularisation alle Ordensniederlassungen geschlossen wurden. Die meisten Klöster wurden verkauft und abgebrochen oder sie verfielen. Buxheim gehört zu den wenigen zumindest als Bau erhaltenen Kartäuserklöstern. Heute gibt es wieder neue Kartausen, zwar nur sehr wenige, aber weltweit. Eine davon ist die Kartause Marienau bei Bad Wurzach in Oberschwaben.

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Buxheimer Chorgestühl

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Das Memminger Rathaus wurde im Stil der Renaissance um 1590 erbaut.

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Durch Memmingen fließt ein Stadtbach.

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Die doppeltürmige Klosterkirche von Ottobeuren ist ein Gesamtkunstwerk des Barock.

ÜBER OTTOBEUREN INS SCHÖNE ALLGÄU

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Wer länger in Memmingen bleiben möchte und sein Fahrrad dabeihat, kann zu herrlichen Touren aufbrechen. Sowohl nach Buxheim wie nach Ottobeuren führen schöne Strecken, bei denen man gleich das Allgäu etwas kennenlernen kann. Aber auch mit unserem Haus auf Rädern können wir Ottobeuren und sein Kloster in einer kurzen Fahrt ansteuern. Einen größeren Parkplatz finden wir auf der Westseite der Benediktinerabtei.

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Im Schaugarten am Schloss Grönenbach

Die den beiden Heiligen Alexander von Rom und Theodor Tiro geweihte Klosterkirche ist nicht zu übersehen. Das Kloster selbst blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es wurde bereits 764 durch Silach, einen alemannischen Adligen, gegründet und 972 von Kaiser Otto I. zur Reichsabtei erhoben. Die barocke Klosterkirche, die unter anderem von Johann Michael Fischer erbaut wurde, ist überaus prunkvoll mit Stuck und Fresken ausgestattet. Mit dem Besuch des Klostermuseums (Wiedereröffnung Juli 2022) lassen sich der prachtvolle Kaisersaal und die Bibliothek besichtigen. Wer nach so viel Kunst Hunger verspürt, steigt zum Marktplatz hinunter. Dort gibt es Cafés und Gasthäuser, wobei der Gasthof zum Mohren zu empfehlen ist.

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Am Iller-Erlebnissteg bei Legau

Ottobeuren verlassen wir auf der Sebastian-Kneipp-Straße und fahren nach Süden. Über Leupolz und Karlins kurven wir schließlich nach Wolfertschwenden hinab, queren die A7 und erreichen Bad Grönenbach mit seiner Burg und dem wunderschönen Kreislehrgarten, der direkt daneben angelegt wurde. Weiter nach Westen sind wir wieder an der Iller, die wir queren, um nach Legau zu kommen. Gleich am Ortseingang liegt die kleine Wallfahrtskirche Maria Schnee. In Legau hat die bekannte Naturkostfirma Rapunzel ihren Sitz, wo wir uns mit hochwertigen Bioprodukten direkt vom Hersteller für die Weiterfahrt eindecken können. Wer gern für eine Nacht bleiben möchte, findet etwas südlich von Legau einen wunderschönen, klitzekleinen Stellplatz auf dem Bauernhof – ein absoluter Geheimtipp (Kimratshoferstr. 26, GPS: 47.847144, 10.136760). Dieser lohnt sich vor allem für diejenigen, die z. B. mit dem Fahrrad noch mehr erkunden möchten.

Von Legau geht es nach Süden, und langsam rücken die Berge näher. Wir kommen nach Kimratshofen, wo wir unsere Fahrt rechts nach Leutkirch fortsetzen und dabei die Grenze zu Baden-Württemberg passieren. Die kleine Altstadt von Leutkirch rund um die Marktstraße und den Gänsbühl mit seinem Brunnen ist nicht groß, aber sehr nett. Das Rathaus besitzt einen barocken Ratssaal und die Kirche St. Martin ein gotisches Kreuzrippengewölbe. Darin ist vor allem die Figur der Anna selbdritt, die wohl aus der Werkstatt von Ivo Strigel um 1460 stammt, wertvoll. Für Freizeit und Erholung sorgt der Stadtweiher mit seinem Freibad.

AUSFLUG

RADTOUR NACH ILLERBEUREN

Ein toller Radausflug startet in Legau. Man radelt über die Wallfahrtskirche Maria Steinbach, die in feinstem Rokoko ausgestattet ist, in das an der Iller gelegene Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren (bauernhofmuseum.de). Dort locken nicht nur die liebevoll restaurierten Höfe und das Landleben, sondern auch der Gromerhof zu einer Einkehr. Entlang der Iller geht es dann zurück, wobei wir auch noch die Hängebrücke mit dem Aussichtsturm am Illersteg besuchen können. Das Freilichtmuseum und die Wallfahrtskirche lassen sich natürlich auch mit dem Wohnmobil ansteuern.

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Rund um den Lindauer Hafen herrscht mediterraner Trubel, stets mit Blick auf das Wasser.

Wir verlassen Leutkirch auf der Isnyer Straße in südliche Richtung. Wer Hunger hat, kann in Haselburg direkt an der Strecke im Rössle Haselburg einkehren. Die herrliche Wirtschaft erfreut mit regionaler Küche und großem Gastgarten. Alternativ ist der historische Dorfgasthof Hirsch im nahen Urlau neben der Kirche nicht weit. Vorbei an Rimpach und seinem hübschen Schloss sind wir kurz darauf in Isny.

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Isny ist nicht groß, besitzt aber eine herrlich autofreie Marktstraße.

MALERISCHES ISNY

Vielen Wohnmobilfahrern ist Isny durch die Firma Dethleffs bekannt, die Caravans, Wohnmobile und Anhänger fertigt. Vor allem aber besitzt Isny eine malerische Altstadt mit langer Geschichte. Die einst freie Reichsstadt liegt an einem Handelsknotenpunkt, und so konnten die Leinenweber, die es im Allgäu zahlreich gab, ihre Waren gut nach ganz Europa schicken. Die wichtige Straßenkreuzung gibt es immer noch, auch wenn sie sich in eine Fußgängerzone gewandelt hat. Rund um Isny hat sich die Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen gut erhalten, vom Kurgarten mit dem Teich haben wir einen guten Blick. Am höchsten Punkt der Stadt steht das Schloss Isny, das auf ein ehemaliges Benediktinerkloster zurückgeht und heute ein Museum ist. Daneben befindet sich die katholische Kirche St. Georg und Jakobus, etwas tiefer davon die evangelische Nikolaikirche. Dort kann man die kostbare Prädikantenbibliothek mit vielen alten Handschriften und Büchern besichtigen. Wer Isny auf der Maierhöfener Straße verlässt, kann sich am Ortsrand in der Käsküche mit regionalen Allgäuer Käsespezialitäten eindecken.

ABWÄRTS ZUM BODENSEE

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Wir fahren von Isny auf die große B12 nach Westen. Ab Stockenweiler erhaschen wir schon einen Blick auf den Bodensee. Im Frühling verwandelt sich die Landschaft hier in ein einziges Blütenmeer. Apfelhaine und Streuobstwiesen leuchten dann weiß mit den schneebedeckten Bergspitzen um die Wette. Da lohnt es sich, die Schnellstraße zu verlassen, um z. B. bei Hergensweiler am ehemaligen Bahnhof zu parken und einen Spaziergang hinauf zur Aussichtskapelle am Antoniushügel zu starten. Perfekt, um sich die Beine zu vertreten, und landschaftlich ein großer Genuss.

Eine alternative Aussichtskapelle gibt es, wenn wir die A96 überquert haben und uns bereits Lindau nähern. Bei Weißenberg spaziert man vom Parkplatz an der Martinskirche in wenigen Minuten hinauf zum südlich davon gelegenen Hügel mit der Kapelle. Dort genießen wir die Sicht über den Bodensee auf die nahen Schweizer Berge, bevor wir endgültig hinab nach Lindau (siehe Tour 2) rollen.

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In Oberreitnau kurz vor Lindau hat der Frühling Einzug gehalten.

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Direkt an der Stadtmauer und am kleinen See im Kurpark nächtigt man im Reisemobil in Isny.

PRAKTISCHE HINWEISE

TOURISTINFORMATIONEN

Touristinformation Ulm/Neu-Ulm

Münsterplatz 50, 89073 Ulm, Tel. 0731/161 28 30, tourismus.ulm.de

Touristinformation Illertissen

Hauptstr. 4, 89257 Illertissen, Tel. 07303/17 20, illertissen.de

Touristinformation Memmingen

Marktplatz 3, 87700 Memmingen, Tel. 08331/85 01 73, memmingen.de

Touristinformation Isny

Marktplatz 2, 88316 Isny im Allgäu, Tel. 07562/999 90 50, isny.de

CAMPING- UND STELLPLÄTZE

S 100 Wohnmobilstellplatz Donaubad Neu-Ulm (S. 166/B2)

Öschweg 6, 89231 Ulm, Tel. 0731/985 99 20

GPS: 48.383468, 9.986248

Ein schöner Stellplatz, Ver- und Entsorgungseinrichtung sowie Stromsäulen vorhanden. Ganzjährig nutzbar, benachbart im Sommer ein Freibad und ganzjährig ein Hallenbad – dafür gibt es Vergünstigungen. Biergarten und Restaurant in der Nähe, zu Fuß entlang der Donau ca. 15 Minuten ins Zentrum.

C 101 Campingplatz Illertissen (S. 166/B2)

Dietenheimer Str. 91, 89257 Illertissen, Tel. 07303/78 88, camping-illertissen.de

GPS: 48.21228, 10.08740

Stiller Platz direkt an der Iller, perfekt, um einen Tag auszuspannen, ganz in der Nähe das Freizeitbad Nautilla.

S 102 Wohnmobilstellplatz Memmingen

(S. 166/B3), Colmarer Str., 87700 Memmingen, Tel. 08331/85 01 72

GPS: 47.995415, 10.182434

Ein kleiner Stellplatz mit allen nötigen Ver- und Entsorgungseinrichtungen. Geschäfte in unmittelbarer Umgebung. Etwa 15 Minuten spaziert man durch das ehemalige Landesgartenschaugelände ins Zentrum.

S 103 Wohnmobilstellplatz Untere Mühle

(S. 166/B5), Seidenstr. 41, 88316 Isny im Allgäu, Tel. 07562/999 90 50

GPS: 47.69455, 10.03766

Ein ruhiger Stellplatz am Kurpark, ganz in der Nähe der Stadtmauer von Isny gelegen. Sind alle Plätze belegt, kann man auf den Stellplatz am Wohnmobilwerk Dethleffs in der Alamannenstraße ausweichen.

C 104 Waldbad Camping Isny (S. 166/B5)

Lohbauerstr. 59–69, 88316 Isny im Allgäu, Tel. 07562/23 89, camping-isny.de

GPS: 47.67846, 10.03116

Die Campinganlagen liegen südlich von Isny und sind um den naturbelassenen Federholzweiher gruppiert, der für seine angenehm hohen Wassertemperaturen berühmt ist. Ins Zentrum von Isny fährt man am besten mit dem Fahrrad in gut 10 Minuten.

2 Die »Once in a Lifetime«-Strecke: ENTLANG DER DEUTSCHEN ALPENSTRASSE

Von Lindau nach Bad Reichenhall

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START- UND ENDPUNKT

Lindau und Bad Reichenhall

STRECKEN

überwiegend Landstraßen mit einigen Kurven und Pässen

STRECKENLÄNGE

ca. 600 Kilometer

FAHRZEIT

mindestens 12 Tage

BESTE JAHRESZEIT

April bis Oktober

Entlang der ältesten Ferienstraße Deutschlands, der Deutschen Alpenstraße, locken einige der schönsten Landstriche Bayerns. Am Fuß der Berge fahren wir durch das ursprüngliche Allgäu und das hügelige Voralpenland Oberbayerns. Zum krönenden Abschluss geht es ins Chiemgau und ins Berchtesgadener Land – Traumgegenden, die allein schon einen Urlaub wert sind. Kurvige Straßen, herrliche Aussichten, unzählige Badeseen, attraktive Städte und Dörfer sowie faszinierende Sehenswürdigkeiten wie die Königsschlösser von Ludwig II. liegen auf dieser langen Route. Definitiv eine der großen Panoramastrecken, die man einmal im Leben gefahren sein sollte.

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Bayerns einziger Leuchtturm bewacht, gemeinsam mit dem bayerischen Löwen, die Lindauer Hafeneinfahrt.

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CHARMANTES LINDAU

Bevor wir uns auf die Strecke begeben, besuchen wir unbedingt Lindau. Mitten im Dreiländereck unweit von Österreich und der Schweiz, gehört die Stadt zu Bayern. Sie liegt auf einer Halbinsel und ragt in den Bodensee hinein. Die Altstadt rund um Maximilianstraße und Ludwigstraße ist von zahlreichen historischen Bauten geprägt. Egal, um welche Ecke man biegt, immer stößt man auf malerische Winkel und Gassen.

Einige Highlights darf man auf keinen Fall versäumen. Zum einen das freskengeschmückte Alte Rathaus, das schon 1422, in der Zeit der Gotik, erbaut wurde. Sein heutiges Renaissancegesicht bekam es etwa 150 Jahre später, als die Gotik nicht mehr dem Repräsentationsstil der Stadt entsprach. Südlich davon befindet sich der LindaviabrunnenMünster Unserer Lieben FrauLindauer HafenLeuchtturm