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 Hans-Joachim Eckstein– Ich schenkedeiner HoffnungFlügel

ISBN 978-3-7751-7296-7 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book:CPI books GmbH, Leck

3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage von

© der deutschen Ausgabe 2001 und 2015:

Die Bibelstellen wurden eigenständig übersetzt oder nach der

Umschlaggestaltung: Burfeind Kommunikation, Hamburg

Die auf den Herrn hoffen,
empfangen neue Kraft,
dass sie auffahren
mit Flügeln wie Adler.

Jes 40,31

INHALT

Einführung

Hoffnungsvoll leben heißt …

Vorfreude

Wenn es rundgeht

Vollkommen geliebt

Ewig gestrig oder schon heute ewig?

Fürs Leben freigeschwommen

Was kein Auge gesehen hat

Du bist ein Wunsch!

Glaubst du das?

Arm und reich

Ein hoffnungsloser Fall?

Ich habe es ja gleich gewusst!

Sieh die Sterne hoch am Himmel

In Gottes Hand

Den Himmel offen sehen

Errare humanum est – Menschsein ist irre!

Wände ohne Türen

Wir arbeiten daran

Mit anderen Worten

Die Sehnsucht hat einen Namen

Der Herr ist auferstanden!

Bedeutungsvoll

Salome

Der die Stürme stillt

Unglaublich schön!

Dreißig plus

Was fehlt zum Glück?

Jenseits des Schlaraffenlandes

Es kam was dazwischen

Orientiert

Du Träumer!

Zwei ungleiche Schwestern

Problem-Jongleur

Jetzt bin ich aber enttäuscht!

Himmel und Erde

Gold, Silber, Edelsteine oder Holz, Heu, Stroh?

Seinen Acker bestellen

Kennen Sie das?

Wer bist du?

Noch ewig weit weg?

Zwischen den Zeiten

My ›hope‹ is my castle

Nichts kann dich mehr trennen

Ergriffen – haben oder sein?

Wie lernt man Demut?

Ohne Frage

All you need is love

Verrechne dich nicht!

Der kleine Unterschied

Im Gespräch bleiben

Leidige Tröster

Das Rühmen der Liebe

Das tu ich nur für dich

Lasst euer Licht leuchten!

Segnet, die euch fluchen!

Warum in die Ferne schweifen …?

Auge um Auge, Zahn um Zahn?

Wenn Wahrheit Sünde Lügen straft

Liebe und Erleben

Eine himmlische Beziehung!

Gemeinde ist …

Die eine heilige Kirche?

Staustufe

Tu doch was!

Mit dem Schrecken davongekommen

Die Gegenwart des Kommenden

Noch einmal von Neuem

Ich brauche dich!

Wie fürsorglich!

Die Stärke haben, schwach zu sein

Beziehungsweise

Wie weise!

Erhellend

Der Panther

So fromm, so gut

Nur das Beste!

Beherrsche dich!?

Zu seiner Schwachheit stehen

Humor ist …

Was man so ›Stille Zeit‹ nennt

Wer schuf wen zu seinem Bilde?

Kleiner Katechismus zum Thema Selbstüberforderung

Schöpfungsgelassenheit

Wer sich selbst erhöht …

Selbstbestätigung um jeden Preis?

Grenzerfahrungen

Schöpfungsglaube statt Glaubenserschöpfung

Unter dem Schatten deiner Flügel

So kann man sich täuschen

Wie am ersten Tag

Nicht nur auf dem Papier

Zärtliche Erinnerung

Wird es reichen?

Das kann warten

Geborgen

Lebendige Hoffnung

Das Schönste kommt noch!

Vor Freude

Hoffnung, einfach – kompliziert

Naherwartung

Im Himmel ist was los

Unvorstellbar schön

Wer liebt, hofft

Glaubensleben – Lebenstrauer

Wenn die Liebe Zukunft schenkt

Lebende können nicht tot sein

Über ein Kleines

Ganz bald!

Interview mit Paulus

Worauf es ankommt

Wenn Gott sich selbst zuvorkommt

Durch den, der uns liebt (Römer 8,28-39)

Freiheit und Beziehung

Königliche Hoheiten

Den Tod nicht sehen in Ewigkeit

Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!

Ob wir leben oder sterben

Möge Gottes Segen mit dir sein

Unentbehrlich

Du bist das Licht in meiner Nacht

Anhang

Der Autor

Bücher von Hans-Joachim Eckstein

EINFÜHRUNG

Neben Glaube und Liebe gilt die Hoffnung als das dritte entscheidende Wesensmerkmal des christlichen Lebens. Die Zuversicht und die Vorfreude auf das Kommende waren für die ersten Christen so bestimmend, dass ihr Glaube insgesamt als »Hoffnungsreligion« bezeichnet werden kann. Dies ist umso bewundernswerter, als ihre äußeren Umstände meist von Schwierigkeiten und Verfolgung geprägt waren. Sie hatten nicht nur trotz, sondern sogar wegen ihres Glaubens Leiden auf sich zu nehmen.

Das Faszinierende an der Hoffnung ist, dass sie bereits positiv wirkt, bevor das freudig Erwartete eingetreten ist. Nicht erst ihre Erfüllung ist also eine Realität, sondern bereits die lebendige Hoffnung selbst. Sie vermag den Menschen sowohl zu allem als sinnvoll und zielführend Erkannten zu motivieren, wie sie auch die Kraft gibt, das Mühselige und Leidvolle der Gegenwart vom Ende her zu relativieren. So verleiht sie den Hoffenden die Fähigkeit, sich nicht in den Gefühlen und Erfahrungen des Hier und Jetzt zu verlieren, sondern sich vom Dort und Dann der Zusage und der Gewissheit her stärken und beflügeln zu lassen.

Dennoch fällt es uns heute oft schwer, unseren Alltag im Licht einer erfüllenden Hoffnung zu sehen und zu gestalten. Für die einen mögen Gedanken, die sich mit einem Leben über das Sterben hinaus und mit einer ›neuen Schöpfung‹ beschäftigen, schon an sich weltfremd und unzeitgemäß erscheinen. Andere mögen wohl grundsätzlich an den Himmel und die Auferstehung der Toten glauben, ohne damit aber schon positive Gedanken und Vorfreude verbinden zu können. Wo wiederum die ›Lehre von den letzten Dingen‹ noch zum selbstverständlichen Grundbestand von Verkündigung und Glauben gehören, weckt dies noch nicht an sich Zuversicht und Lebensmut, sondern kann gelegentlich eher in den Bereich endzeitlicher Spekulationen führen, die das persönliche Leben wenig – oder doch wenig positiv – berühren.

Wie sieht ein Hoffen aus, das sowohl die offenen Fragen unserer Zukunft aufnimmt als auch zugleich für das gegenwärtige Leben befähigt? Worin besteht die Besonderheit einer begründeten Hoffnung im Unterschied zu Illusion und optimistischem Wunschdenken und im Gegensatz zu Resignation und pessimistischer Mutlosigkeit?

Ob prosaisch oder lyrisch formuliert, ob tröstend und ermutigend oder selbstkritisch und ironisch, durchgängig wollen die Aphorismen, Gedichte und Meditationen dazu einladen, den ursprünglichen Schatz der Hoffnung wiederzuentdecken und seine lebensbereichernde Wirkung neu zu erfahren. Dieser Band bildet als Neuausgabe des bisherigen Titels »Du hast mir den Himmel geöffnet« den Abschluss einer kleinen ›Trilogie‹ zu den drei Grundsäulen: Glaube, Liebe und Hoffnung. Während das vorliegende Buch vor allem die Aspekte Hoffnung und Lebensgestaltung im Blick hat, widmen sich »Du liebst mich – also bin ich« den Themen Liebe und Selbstentfaltung und »Ich habe meine Mitte in dir« der Wirklichkeit des Glaubens und der Alltagsbewältigung.

Auch wenn viele Hoffnungsvolle darin ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen auf den Begriff gebracht sehen mögen, ist »Ich schenke deiner Hoffnung Flügel« vor allem denjenigen gewidmet, die für ihr eigenes Leben und in ihrer Welt gerade keine beflügelnde Vorfreude wahrnehmen können. Und dies gilt unabhängig davon, ob ihnen die Zuversicht und der Lebensmut trotz ihres Glaubens, wegen ihres Zweifels am Glauben – oder sogar wegen ihres eigenen Glaubensverständnisses bisher verborgen blieben. Denn für die Wirklichkeit der biblischen Hoffnung und für die Realität des von Gott geschenkten neuen Lebens gibt es keine – von sich aus zu – hoffnungslosen Fälle!

Hans-Joachim Eckstein

HOFFNUNGSVOLL LEBEN HEIßT …

… sich lieber von der

Freude überraschen

und vom Gelingen

widerlegen zu lassen,

als vom Missgeschick

bestätigt zu werden.

… die Schlechtigkeit der Welt

nicht täglich neu entdecken

und beklagen zu müssen,

sondern sie als Tatsache

vorauszusetzen,

um ihr das Bestmögliche

entgegenzusetzen.

… eigene Enttäuschungen

ehrlich einzugestehen,

ohne ihnen zu unterstehen.

… aus schlechten

Erfahrungen zu lernen,

ohne sich von ihrer

besserwisserischen Art

bevormunden zu lassen.

… das Leben nicht als

das schlimmste Problem,

sondern als Teil

der besten Lösung

erleben zu können.

VORFREUDE

Vorfreude ist die Fähigkeit,

vor Freude außer sich zu sein,

obwohl der Grund zur Freude

noch gar nicht bei einem ist.

Vorfreude ist die Kunst,

die angenehmen Folgen

der Erfüllung

schon real zu erleben,

bevor die Voraussetzungen

des Glücks sich überhaupt

verwirklicht haben.

Vorfreude ist eine

bewegende Erfahrung,

bei der die Wirkung

der Ursache zuvorkommt!

WENN ES RUNDGEHT

Es war an einem dieser schönen Tage,

an denen ich getrost ins Leben seh,

da kam mir ohne Vorwarnung die Frage,

ob ich nach oben – oder unten –

auf der Erde steh.

Sie ist gleich einem hochgeworf’nen Balle,

der sich im Farbenspiel zur Sonne dreht.

Was tu ich, dass ich nicht herunterfalle,

wenn es an meiner Seite abwärts geht?

Es komme mir jetzt keiner

mit der Schwerkraft!

Ich spreche von des Lebens Gleichgewicht.

Wo ist der Kern,

der meinen Füßen Halt schafft?

Denn selber bilde ich die Mitte nicht.1

VOLLKOMMEN GELIEBT

Gottes Liebe, die

wohl unsichtbar,

aber vollkommen ist,

wird für uns greifbar

in der menschlichen Liebe,

die zwar unvollkommen,

aber sichtbar ist.

Indem Jesus Christus,

Gottes eigener Sohn,

ganz und gar Mensch

wie wir geworden ist,

ist die vollkommene Liebe

des unsichtbaren Gottes

auch für uns Menschen

vollkommen sichtbar

geworden.

EWIG GESTRIG ODER SCHON HEUTE EWIG?

Der Glaube ist nicht

etwa von gestern,

sondern von morgen –

und als Christen

dürfen wir das

schon heute wissen.

FÜRS LEBEN FREIGESCHWOMMEN

Wie ein Bilderbuch tragen wir unsere Kindheit ein Leben lang mit uns herum, und wir blättern immer wieder darin – ob wir es merken oder nicht. Was wir an Geborgenheit und Zuwendung erlebt haben, bestimmt uns noch Jahrzehnte später und hilft uns zu vertrauen. Die bunten Hoffnungen und Erwartungen unserer ersten Jahre haben wir bei allen späteren Entscheidungen mit im Blick, und wir lassen uns von ihnen – mehr, als wir es ahnen – beeinflussen.

Das heißt nun nicht, dass unser ganzes Leben nur so glücklich werden kann, wie unsere Kindheit war. Im Gegenteil, oft sind es gerade unsere früher unerfüllten Wünsche und enttäuschenden Erfahrungen, die uns als Erwachsene vor Augen stellen, was uns wichtig ist und wie wir mit uns selbst und anderen umgehen wollen. Zudem birgt jede Kindheit in sich tausend Bilder. Es liegt an uns, das große Buch unseres Lebens nach denen zu durchsuchen, die uns in unserer Zuversicht und Entschlossenheit bestärken. Doch ohne Zweifel ist ein Schatz von frühen Eindrücken des Glücks, der Zuneigung und des Gelingens für die Gestaltung unseres späteren Lebens von unfassbarem Wert.

So wird mir selbst für immer unvergessen bleiben, wie ich mich – in des Wortes doppelter Bedeutung – ›freigeschwommen‹ habe und die Begleitung meines Vaters dabei erlebte. Für Kinder hat das Wasser bekanntermaßen eine seltsame Faszination. Sosehr sie sich einerseits von klein auf hingezogen fühlen, haben sie doch größten Respekt davor, sich allein in die bodenlose Tiefe vorzuwagen, um zu erfahren, dass das Wasser – unter welchen kunstvollen Anstrengungen auch immer – einen Menschen trägt.

Um das Ablegen des Schwimmgürtels zu versüßen, versprach mir mein Vater eine Tafel Schokolade – und es wurde daraus nach Rückfrage eine mit Nüssen! Dafür sollte ich vom Rand des ›Schwimmerbeckens‹ zu einer kleinen, künstlichen Insel schwimmen, die an der vorteilhaftesten Stelle – nach meiner heutigen, nüchternen Einschätzung – vielleicht zwei Meter entfernt lag. Das schien aus Kinderperspektive unerreichbar! Aber die Rückkehr von der Insel wurde mir verbindlich zugesichert. Und mir gelang die Strecke, wenn auch beim ersten Mal zur Hälfte unter Wasser. In Gegenwart und mit ermunternden Worten des Vaters, aber selbstständig – oder heißt es: ›selbstschwimmig‹? In jedem Fall erlebte ich den Sieg als Grunderfahrung des Vertrauens – in die Zuverlässigkeit des Vaters und in die eigene Möglichkeit der Entfaltung und Überwindung.

Die Hilfe meines Vaters bestand nicht etwa im Festhalten – ich habe ihn bei meinem angestrengten Schwimm-Tauch-Gang weder gespürt noch gesehen –, sie bestand auch nicht darin, dass er mich von meiner Aufgabe wieder entbunden hätte, sondern in der Art, wie er mich auf meinem Weg zu Selbstständigkeit und Selbstbehauptung begleitet hat. Es war das Wissen, dass er da ist, wenn etwas passiert und ich ihn brauche; und es war die Freude, dass er mir zugewandt war und mich auf meinem kleinen Weg ins Leben unterstützte.

Bis heute weiß ich nicht, was mich zu meinem mutigen Schritt mehr antrieb: der süße Lohn, die Anerkennung meines Vaters oder die Befriedigung überwundener Angst und Selbstzweifel. Es kam ja dann auch alles zusammen, als ich unter den stolzen Blicken der Familie nach den ersten zwei Metern meiner Schwimmreife in die versprochene Belohnung biss.