Inhalt

Lisa Rosenbecker

Arya & Finn

Im Sonnenlicht

Astrid Behrendt
Rheinstraße 60, 51371 Leverkusen
www.drachenmond.de, info@drachenmond.de

Satz, Layout
Martin Behrendt

Korrektorat
Lillith Korn

Illustrationen
Slava Gerj / shutterstock.com

Umschlaggestaltung
Alexander Kopainski / Kopainski Artwork

ISBN: 978-3-95991-234-1
ISBN der Druckausgabe: 978-3-95991-134-4

Prolog

Arya

Die Feuerbestattung begann mit dem ersten Sonnenstrahl des Tages.

In allen mir bekannten Abenteuergeschichten harmonierte das Wetter mit der Verfassung des Helden. War er in guter Stimmung, schien die Sonne, hatte er einen schlechten Tag, regnete es. Im echten Leben verhielt es sich anders. Auch an Tagen voller Trauer schien die Sonne manchmal mit all ihrer Kraft – so wie heute.

Während ich mein Gesicht in die wärmenden Strahlen hielt, freute ich mich jedoch darüber. Onkel Relior hatte die Sonne und ihre Göttin sein ganzes Leben lang verehrt, und es hätte ihm Freude bereitet, von ihnen in einen strahlend blauen Himmel aufgenommen zu werden. Er hatte mir immer erzählt, wie wichtig der Glaube an die Götter und an ein Leben nach dem Tode für viele Menschen sei. Für sie waren die Schattenseiten des Alltags mit diesem Glauben und der damit verknüpften Hoffnung auf ein erfülltes Leben nach dem Tod einfacher zu ertragen gewesen. Ich glaubte nicht daran, würde es aber niemals schlechtreden wollen. Ich fand den Gedanken an über uns wachende Götter ein wenig tröstlich, aber tot bedeutete für mich tot. Ich machte mir keine Gedanken um ein Leben danach, sondern lebte lieber im Hier und Jetzt. Und genau in diesem Augenblick verspürte ich eine große Sehnsucht nach meinem Onkel, die mir wie eine schwere Last auf dem Herzen lag.

Ich ließ meinen Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Es waren viele Leute in den Garten des Schlosses gekommen, um von meinem Onkel Abschied zu nehmen. Wir alle standen in einem Halbkreis um den Scheiterhaufen herum und betrachteten den Priester, der sich uns zugewandt hatte. In den meisten Gesichtern sah ich Trauer. Die anderen hatten gelernt, ihre Gefühle zu kontrollieren und gaben nichts davon preis. Doch auch sie trauerten um den Mann, der vor zwei Tagen seiner schweren Krankheit erlegen war. Ich kannte jeden von ihnen und wusste, wie es in ihrem Inneren aussah. Für viele von ihnen war er ein Mentor gewesen. Insbesondere für mich. Relior war mein Onkel, Ziehvater, Meister, Lehrer und Freund gewesen, vereint in einer Person. Alles was ich heute war, verdankte ich ihm und seinem großen Herzen. Seit meinem dritten Lebensjahr hatte er mich aufgezogen, als meine Mutter es nicht mehr konnte und wollte, und mich somit vor einem Leben im Waisenhaus bewahrt. Als ich älter wurde, lehrte er mich das Kämpfen und brachte mir bei, was ich für mein Leben wissen musste. Ich liebte ihn für alles, was er für mich getan hatte.

Die Stimme des Priesters erfüllte den Garten, doch ich hörte nicht hin, weil ich mir meine eigenen Gedanken über meinen Onkel machen wollte. Ich wusste, was der Priester erzählen würde, denn er hatte gemeinsam mit mir an seiner Rede gearbeitet. Ich blickte zum Scheiterhaufen hinauf, auf dem mein Onkel eingehüllt in ein weißes Laken lag. Durch die Sonne schimmerte der Stoff leicht golden, und es wirkte so majestätisch, dass es mir Tränen in die Augen trieb und mich meinen Blick abwenden ließ, um ihnen nicht nachzugeben zu müssen. Ich ließ mich doch auf die Worte ein, die der Priester sprach.

Er erzählte vom letzten Lebensabschnitt meines Onkels, den er dem Schutz des Königs gewidmet hatte. Er listete seine Erfolge als einfacher Soldat und später dann als Hauptmann der königlichen Leibwache auf. Ezra Relior habe das Land Maljonar und seinen König mit Stolz erfüllt. Dass dies der Wahrheit entsprach, erkannte man daran, dass auch König Trystan an diesem Morgen zur Bestattung gekommen war. Er stand links von mir zwischen seinen Männern in der ersten Reihe. Auch in seinen Augen konnte ich Tränen glänzen sehen.

Am Ende seiner Rede bat der Priester um einen Moment der Stille, in der jeder für sich Abschied von meinem Onkel nehmen konnte. Im Anschluss daran bat der Priester mich, zu ihm zu treten. Es wurde Zeit, dass ich meine Pflicht erfüllte und den Scheiterhaufen in Brand setzte. Ich trat an den bereitstehenden Feuerkessel und nahm die vom Priester dargebotene Fackel entgegen, die ich in die Flammen hielt. Es dauerte nicht lange und das Feuer sprang auf die in Öl getränkte Fackel über und entzündete sie. Der Rauch kratzte in meinem Hals und brannte in meinen Augen, doch ich ließ mir nichts anmerken.

Als ich mich dem Scheiterhaufen zuwandte, schluckte ich schwer. Meine Hand und die Fackel darin zitterten leicht. Ich hatte Menschen schlimme Dinge angetan, doch zu meinem Entsetzen war mir das leichter gefallen als die Aufgabe, die ich nun vor mir hatte.

Ich zögerte. Und während ich dastand und mich vor dem nächsten Schritt fürchtete, dachte ich daran zurück, wie Relior mir im Alter von sechs Jahren beigebracht hatte, dass dieses Zögern etwas Schlechtes war. Wir hatten auf einer Wiese gesessen und er meinte zu mir, dass ich bei allem, was ich tat, überzeugend wirken musste. Ich hatte mir einen Blumenkranz auf den Kopf gesetzt und versucht, ihn davon zu überzeugen, dass ich eine Elfe und er ein Elfenkönig war. Es hatte nicht funktioniert, aber mein Eifer ließ ihn Schmunzeln.

Zögere niemals, Arya. Bei der Erinnerung an diesen Moment vor siebzehn Jahren hörte ich seine Worte deutlich in meinem Ohr. So, als stünde er neben mir und würde sie mir zuflüstern. Mit gestrafften Schultern trat ich vor und steckte den Scheiterhaufen in Brand. Ohne zu zögern.

»Möge deine Seele in den Himmel fahren und von unseren Göttern in ein neues Leben geführt werden«, zitierte ich laut. Leise fügte ich hinzu: »Und möge dein neues Leben von der Sonne beschienen sein.« Das Feuer breitete sich rasch aus. Es sprang mit einem Knistern von einem Holzscheit zum anderen, während die Flammen größer wurden.

Lebe wohl, alter Elfenkönig. Ich danke dir für alles.

Danksagung

Der erste Dank an dieser Stelle geht an dich, liebe Leserin, lieber Leser. Danke, dass du mein Buch gelesen und mir damit einen Traum erfüllt hast. Hoffentlich hat dir das Lesen so viel Spaß gemacht, wie mir das Schreiben.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Team von neobooks, insbesondere bei Jenny und Vivi, die an mich geglaubt und mir den entscheidenden Schubs gegeben haben, damit dieses Buch überhaupt das Licht der Welt erblickt. Ohne euch hätte ich viele tolle Chancen verpasst, das Buch vielleicht nie veröffentlicht und die anderen Rookies nicht kennen gelernt.

Auch den Rookies möchte ich an dieser Stelle danken. Lillith K., Julia M., Julia R., Mehliqa Y. – Danke für den Austausch mit euch, es hat sehr viel Spaß gemacht! »If you wanna be my reader, You have got to read«, wird für mich immer ein Ohrwurm bleiben.

Ein ganz, ganz großes Dankeschön geht auch an Alexander Kopainski für das absolut umwerfende Cover, in das ich mich immer wieder aufs Neue verliebe.

Ich bedanke mich bei Laura für das tolle Lektorat, das dem Buch hoffentlich seinen letzten Schliff verliehen hat. Auch wenn für deinen Geschmack wahrscheinlich noch immer zu viel Tee getrunken wird.

Auch ohne meine Blogger- und Autoren-Freunde wäre ich niemals so weit gekommen. Ein dickes Danke geht an dieser Stelle an die Testleser meiner ersten Version: Amelie, Julia, Kücki, Tanja und Vanessa. Ihr konntet euch schon damals für die Geschichte begeistern und habt mich zum Weitermachen ermuntert.

Ein riesiges, awesometastisches Dankeschön gilt hier Tanja Voosen. Danke für deine Hilfe, deine Begeisterung und den Mut, den du mir immer wieder gemacht hast. Irgendwann schenke ich dir noch ein Planschbecken voller Einhorn-Marshmallows.

Natürlich bedanke ich mich auch bei all meinen Freunden, die in der ganzen Zeit hinter mir gestanden haben. Drei meiner Mädels möchte ich hier ganz besonders hervorheben. Danke an Alessa, die dieses Buch schon vor ewigen Zeiten gelesen hat und begeistert war. Danke an Anjuli und Rebecca, für das Mitfreuen, die Tea-Times und das Sherlock-Schauen.

Ich möchte mich auch ganz, ganz herzlich bei Astrid vom Drachenmond Verlag bedanken. Für Arya und Finn hast du dir die Nächte um die Ohren geschlagen und sie mit genau so viel Herzblut behandelt wie ich. Dass du so an mich glaubst, macht mich wahnsinnig stolz und ich bin gespannt, welche Abenteuer wir noch zusammen erleben werden.

Den Volkweins möchte ich an dieser Stelle auch endlich einmal danken. In den letzten Jahren habt ihr mir viele tolle Erfahrungen geschenkt, die einen großen Einfluss auf mich hatten und die ich um nichts auf der Welt wieder hergeben möchte.

Meiner Familie verdanke ich so viel, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Es gab so viele Momente in meinem Leben, in denen ihr »das schaffst du nie« hättet sagen können und doch habt ihr in genau diesen Momenten immer an mich geglaubt, auch wenn es manchmal bestimmt nicht einfach war. Und für diese »wir glauben an dich«-Momente danke ich euch aus tiefstem Herzen. Ich habe euch alle so unglaublich lieb!

Der letzte Dank gilt meinem Freund Malte. Ein paar Zeilen reichen nicht aus, um all das aufzuzählen, wofür ich dir dankbar bin. Doch damit du nicht so viel lesen musst, versuche ich es kurz zu machen. ;) (Ja, das Smiley musste sein.) Ohne dich wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Du spornst mich an und stehst mir zur Seite, bei was auch immer ich mir mal wieder in den Kopf gesetzt habe. Und hinterher freust du dich mit mir. Dafür danke ich dir. Ich liebe dich.

Für meine Familie und Malte

Weil die kleine Träumerin
dank euch
ihre Träume auch erfüllen kann.

Die Chroniken von Maljonar werden fortgesetzt mit

Ilias & Mai

Wie Tag und Nacht

»Was passiert,
wenn ein Mensch keine Vergangenheit hat,
ein anderer keine Zukunft,
und diese beiden aufeinandertreffen?«

Better Life

Kerstin Arbogast: Im Schatten deines Herzens
Softcover: ISBN 978-3-95991-077-4, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-177-1, EUR 4,99

„Meine Flucht war sinnlos. Bereits jetzt in diesem Moment gehörte ich dir.“

Wenn aus Träumen Albträume emporwachsen, ein Jäger zum Gejagten und eine Gejagte selbst zur Jägerin wird, dann finden Märchen und Fabeln ihren Weg in die Wirklichkeit.

Um zum Star der elterlichen Pferdeshow zu werden, ist dem Stuntreiter Jarosch kein Preis zu hoch. Eine geheimnisvolle wie gefährliche Stute soll ihm zum erhofften Erfolg verhelfen – selbst wenn sie ihn seine Seele kostet.

Als Johanna Jarosch und seinem wilden Pferd begegnet, kann sie sich deren Faszination nicht lange verschließen. Doch kann sie die dunklen Schatten der beiden verscheuchen, ohne selbst davon verschlungen zu werden?

Better Life

Kerstin Arbogast: Ewig und ein Sommer
Softcover: ISBN 978-3-95991-117-7, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-111-5, EUR 4,99

Ich musste den Samstagabend als etwas wie die erste Stufe einer Eigenblutbehandlung betrachten. Diese Erkenntnis kam mir in den letzten Tagen. Dank Oma Ursel und ihrem Hang für alternative Medizin. Man therapierte sich dabei mit dem eigenen Blut, um sein Immunsystem zu stärken. Denn vielleicht musste ich nur noch ein paar solcher Tage und Abende mit Konrad verbringen, dann würde ich gegen ihn immun werden. Mein Blut würde nicht mehr aufkochen wie bei einem eruptierenden Vulkan, sondern abkühlen, die dickbäuchigen Cupidos würden in der zäh dahinfließenden Masse kläglich ersaufen. Zum Teufel mit ihren Pfeilen, Flügelchen, ihrem unschuldigen Lächeln und ihren hinterhältigen, perversen Gedanken.

Mit der Zeit würde Konrad sicherlich auch all die schrecklichen Verhaltensweisen eines Jungen an den Tag legen, die sie so wenig liebenswürdig erscheinen ließen: lautstark die Rotzfahne hochziehen, als ob er einen einfahrenden Zug imitieren wollte. Ausgrabungsarbeiten in der Nase vornehmen und sich dann freuen, als ob er ein Skelett eines T-Rex entdeckt hätte. Oder blöde Witze mit den Kumpels über mich und meine Hobbys reißen.

 Früher oder später würde ich über ihn und seine Lippen hinwegkommen, über sein Teacup-Grinsen und diese blonde Strähne, die ihm immer in die Augen fiel…

Und falls das alles nicht klappen sollte, konnte ich Oma immer noch darum bitten, mir ein paar Blutegel anzusetzen. Sie würden dieses verdammte Gift namens Verknalltheit schon aus mir heraussaugen.

Rubinsplitter - Funkenschlag

Julia Dessalles: Rubinsplitter - Funkenschlag
Softcover: ISBN 978-3-95991-046-0, EUR 12,90
eBook: ISBN 978-3-95991-146-7, EUR 4,99

Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, was du bist.
N. Machiavelli

Das Überleben von Salvya, einer magischen Welt voll ungezügelter Phantasie, liegt in Rubys Hand. Ausgerechnet sie, Miss Unsichtbar, soll die Prinzessin aus der Prophezeiung sein und die finstere Herrscherin Thyra vernichten. Wäre da nicht Rockstar Kai mit seinen verdammten Kusslippen, hätte sie längst aufgegeben. Doch auf einmal überschlagen sich die fürchterlichen Ereignisse und die Rettung Salvyas wird für Ruby zur Herzensangelegenheit. Wird es ihr gelingen, den Funken zu zünden, der Salvyas Schicksal besiegelt?

Eine magische Geschichte voll Gefühlschaos, Phantasie und Musik die zum Mitfiebern und Weiterträumen einlädt.

Divinitas

Asuka Lionera: Divinitas
Softcover: ISBN 978-3-95991-022-4, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-122-1, EUR 4,99

„Eine Halbelfe!“, ruft der Ritter angewidert und spuckt auf den Boden neben mir aus. „Ich dachte, diese Missgeburten hätte man ausgerottet!“ Sie haben sie gesehen! Sie haben meine Ohren gesehen! Sie wissen, was ich bin!“

Von den Elfen verachtet und den Menschen gefürchtet hat sich die Halbelfe Fye in die Abgeschiedenheit zurückgezogen. Doch sie wird enttarnt und gefangen genommen und an der Schwelle von Leben und Tod gerät sie in eine uralte Fehde. Wer meint es ehrlich mit ihr – der verfluchte Prinz oder der strahlende Ritter?

Indigo und Jade

Britta Strauss: Indigo und Jade
Softcover: ISBN 978-3-931989-93-4, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-093-4, EUR 4,99

Als die heimatlose Jade nach einem misslungenen Diebstahl von den Häschern der grausamen Königin Scylla gefangengenommen und misshandelt wird, glaubt sie, ihr Dasein sei zu Ende.

Halbtot in den von gefährlichen Kreaturen bevölkerten Wäldern ausgesetzt, schließt sie mit ihrem Leben ab.

Doch Indigo, ein mysteriöser Vagabund, scheint nur auf sie gewartet zu haben. Er rettet Jade das Leben und zwingt sie dazu, an seiner Seite auf eine lange Reise zu gehen. Eine Reise voller tödlicher Gefahren, deren Sinn und Ziel sie nicht kennt.

Tausend Geheimnisse umgeben Indigo, unzählige Feinde verfolgen seine Spur.

Jeder Tag und jede Nacht machen Jades Reisegefährten nur noch rätselhafter, doch sie ist entschlossen, die Wahrheit über ihn herauszufinden.

Feenglut

Sandra Bäumler: Feenglut
Softcover: ISBN 978-3-931989-71-2, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-34-7, EUR 4,99

Die Schwertkämpferin Kayla führt ein entbehrungsreiches, aber freies Leben. Zusammen mit ihrer Schwester Naias zieht sie von Arena zu Arena, um ihrer beider Lebensunterhalt zu bestreiten. Während die eine Schwester eine außergewöhnliche Kriegerin ist, vermag die andere durch Magie zu heilen. Naias Gabe muss jedoch ein Geheimnis bleiben.

Als Kayla in der Arena von Ro’an zu ihrem bisher schwersten Kampf antritt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Naias gerät in Gefahr und Kayla verliert ihre Freiheit. Doch welche Rolle spielt der geheimnisvolle Krieger, dem sie während der Kämpfe in Ro’an immer wieder begegnet?

Kateryna - Die Reise des Protektors

Larissa Wolf: Kateryna - Die Reise des Protektors
Softcover: ISBN 978-3-95991-161-0, EUR 14,90
eBook: ISBN 978-3-95991-061-3, EUR 4,99

In den Wäldern von Brigansk ist kein wohlhabender Bürger sicher. Dort kommt es immer wieder zu Überfällen durch die Robins, eine Diebesgruppe, die sich für die Armen einsetzt. Die Waise Kateryna ist deren unumstrittene Anführerin, was ihr den Hass des Fürsten von Templow einbringt.

Als hätte sie damit nicht schon genügend Probleme, taucht ein junger Mann auf und bittet sie um Hilfe. Nash gehört den seltenen Protektoren an, die die Magie beschützen, und ist verzweifelt auf der Suche nach seiner entführten Großmutter. Kat willigt ein und zusammen mit ihrem besten Freund Juri begleitet sie Nash auf eine gefährliche Reise. Bald stellen sie jedoch fest, dass hinter der Entführung viel mehr steckt und ihnen mächtige Gegner gegenüber stehen – Könige, Protektoren, Assassinen und die Zeit selbst.

Obwohl Kat geschworen hat, sich niemals wieder zu verlieben, beginnt sie Gefühle für Nash zu entwickeln. Als dann ihre kleinen Drachen erkranken, muss Kat sich entscheiden. Rettet sie ihre einzige Familie oder öffnet sie ihr Herz für Nash? Eines weiß sie mit Sicherheit: Jede Entscheidung kann ihr Untergang sein.

Kapitel 2

Finn

Etwa zwei Wochen zuvor

Das Wirtshaus Goldener Eber am Rande von Belessan war nicht gut besucht, was mir recht war. Nur ein paar der alten, dunkelbraunen Holztische waren besetzt und die Lautstärke erträglich. Ich wollte einen Krug Bier, einen Tisch für mich alleine und keinen, der mich in meiner Ruhe störte, damit ich endlich dazu kam, meine Landkarte zu bearbeiten und die neu gefundenen Handelspartner und ihre Standorte einzutragen.

Bero hatte mich wie eine unerwünschte Katze aus unserem Haus verscheucht, weil ich ihn angeblich beim Kochen störte. Ich musste lächeln, da der Vergleich hervorragend zu meinem Spitznamen passte.

Ich maß mit den Fingern gerade eine grobe Entfernung auf der Karte ab, als ein Schatten darauf fiel.

»Bist du Finn, der ›Streuner‹?«

Ich betrachtete noch einen Moment lang die vor mir ausgebreitete Landkarte, ehe ich hoch sah.

Was ich sah, überraschte mich. Vor mir stand ein Mädchen, vielleicht drei oder vier Jahre jünger als ich, in einem zerschlissenen grünen Umhang mit Kapuze. Auch ihr Kleid war grün, aber ganz offensichtlich nicht ihr eigenes. Es war ihr viel zu groß. Unter der Kapuze kamen lange hellblonde Haare zum Vorschein. Sie war ein hübsches Ding, aber nicht mein Geschmack.

»Ich bevorzuge nur Finn, aber ja, ich bin der, den alle ›Streuner‹ nennen. Wie kann ich dir helfen?« Ich lehnte mich auf der Holzbank zurück und trank einen Schluck Bier. Eigentlich mochte ich dieses Gebräu nicht, aber das Wasser hier schmeckte noch schlimmer. Nicht mal aufgekocht für einen Tee war es genießbar.

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass keiner das Königreich Maljonar so gut kennt wie du. Außerdem habe ich gehört, dass du für eine angemessene Entlohnung Aufträge annimmst. Um einen Gegenstand von einem Ort zum anderen zu transportieren, zum Beispiel.«

Soso. Was sie wohl überbracht haben wollte? Liebesbriefe? Neue Kleider?

»Es kommt ganz darauf an, um was es sich handelt. Je wichtiger oder …«, ich beugte mich verschwörerisch vor, »illegaler der Gegenstand, desto höher ist der Preis.« Ich lehnte mich wieder nach hinten. Aus dem Augenwinkel konnte ich eine Bewegung hinter dem Mädchen wahrnehmen. Ich sah gerade noch einen Schopf blonder Locken unter einem Tisch verschwinden. Ilias.

»Was wäre der Preis für zwei junge Frauen?«, fragte sie unbeirrt.

Im ersten Moment war ich entsetzt, im nächsten musste ich lachen. Diese Frage war zu absurd. »Tut mir leid, aber Menschenhandel ist selbst für mich eine Nummer zu groß. Immerhin habe ich einen Ruf zu verlieren!«, sagte ich empört.

Sie war doch tatsächlich so dreist und rollte mit den Augen, bevor sie fortfuhr. »Nicht im Sinne von Ware. Ich würde sie eher als Reisegäste bezeichnen«, erklärte sie.

Das machte mich nun doch neugierig. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wo, wenn ich fragen darf, soll es hingehen?«

»Nach Letilis, die Stadt im Wasser«, sagte sie.

Ich konnte meine ernste Miene kurz bewahren, dann musste ich erneut lachen. Das wurde ja immer besser! »Mädchen, das ist eine Reise von mindestens einer Woche. Auf dem Rücken eines Pferdes. Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst. Was gibt es da, das dich interessiert? Ich gehe doch davon aus, dass du einer der dieser zwei Reisegäste wärst.« Den letzten Teil sagte ich nicht ganz ohne Belustigung in der Stimme.

Sie ließ sich davon nicht irritieren, sah mir mit erhobenem Kopf in die Augen und erwiderte ernst: »Dein Auftrag würde so aussehen: Du bringst uns nach Letilis zum Lichterfest, dort bleiben wir ein paar Tage und dann bringst du uns zurück nach Belessan. Nenn mir deinen Preis und ich zahle ihn.« So langsam kam mir die Vermutung, dass ich es hier mit einem Mädchen aus reichem Hause zu tun hatte, das rebellieren wollte. Und was wäre besser dafür geeignet, als auszureißen? Ich war mir sicher, dass sie jeden Preis zahlen konnte, aber für kein Geld der Welt würde ich diesen Auftrag annehmen.

Ich betrachtete sie genauer. Sie hielt sich sehr gerade und strahlte etwas aus, das respekteinflößend wirkte. Ihre Kleidung hatte sie vermutlich einem Dienstmädchen abgeschwatzt, um in diesem weniger noblen Teil der Stadt nicht aufzufallen. Das war sehr schlau, aber gleichzeitig auch sehr gefährlich.

»Tut mir leid, ich muss ablehnen. Unbelebte Dinge sind mein Spezialgebiet. Ich bin doch kein Fremdenführer.« Mit einem Wink meiner Hand gab ich ihr zu verstehen, dass das Gespräch für mich beendet war. Ich hoffte, dass sie den Hinweis verstand, und beugte mich wieder über meine Karte.

»Gut. Aber falls du es dir anders überlegen solltest, kannst du beim Gewürzhändler auf dem Markt eine Nachricht für mich hinterlassen. Es ist mir wirklich wichtig, sonst wäre ich nicht persönlich hergekommen«, sagte sie mit Nachdruck.

Ich hatte es geahnt. Sie plante, heimlich auszureißen. Wahrscheinlich hatten ihre Eltern ihr das hundertste Kleid verwehrt und dies war ihre Art, sich dafür zu rächen. Ohne aufzublicken erwiderte ich: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meine Meinung nicht ändern werde. Tut mir leid. Wirklich.« Ich sah kurz zu ihr auf und schenkte ihr ein Lächeln, das normalerweise alle Mädchen zum Schmachten gebracht hätte. Aber bei ihr erwies es sich als wirkungslos.

»Mein Name ist Elena«, sagte sie und verschwand.

Ich schüttelte den Kopf. Frauen waren komische Wesen.

»Du kannst jetzt rauskommen, Ilias«, murmelte ich, während ich erneut die Karte studierte. Für seine sieben Jahre war Ilias noch recht klein, aber flink und unglaublich geschickt im Anschleichen. Vermutlich war es purer Zufall gewesen, dass ich seinen Lockenschopf überhaupt bemerkt hatte. Er rutschte zu mir auf die Bank und sah dem Mädchen hinterher.

»Solltest du nicht eigentlich zu Hause bei Bero sein?«, fragte ich.

»Er schickt mich, weil das Essen fertig ist und ich dir Bescheid sagen soll.«

»Was gibt es denn?«

»Wildschwein.«

»Dann aber nichts wie los! Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.« Beros Kreationen in der Küche waren ein Gaumenschmaus, den ich nicht verpassen wollte. Ich rollte meine Karte zusammen, verkorkte das Tintenglas und steckte alles in meine Tasche. Nachdem ich das Bier beim Wirt bezahlt hatte, machte ich mich mit Ilias auf den Heimweg.

Wir liefen gerade über den leeren Marktplatz, als er mich fragte: »Wieso willst du den Auftrag nicht annehmen, Finn? Sie schien doch ganz nett zu sein und wir waren schon oft in Letilis.«

»Das mag sein, aber mach so eine Reise mal mit Frauen. Das ist kein Spaß. «

»Wieso?« Mit seinen großen blauen Augen sah er mich fragend an, während er neben mir her hüpfte.

»Frauen bringen auf Reisen Unglück. Und sie sind anstrengend. Ständig muss man sie beschützen. Oder aber es ist ihnen zu dreckig oder zu kalt. Oder beides«, erwiderte ich genervt.

»Magst du Frauen nicht?«, fragte Ilias.

»Doch, doch, ich mag sie. Nur nicht auf Dauer.«

»Aha.« Ilias tat so, als würde er verstehen, was ich meinte. Dann aber siegte seine Neugierde über seinen Stolz. »Was genau bedeutet das?«

»Das erkläre ich dir, wenn du älter bist. Und jetzt komm.« Ich zerzauste Ilias’ blonden Haarschopf, nahm ihn hoch und setzte ihn mir auf die Schultern. »Lass uns schnell nach Hause gehen, sonst verputzt Bero das ganze Wildschwein alleine.«

Ilias lachte und dieser schöne Klang begleitete uns auf dem Rest des Weges.

Beros Wildschweinbraten war absolut göttlich. Ich hatte mich mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse so vollgestopft, dass ich fluchte, als es nach dem Essen an der Tür klopfte. Am liebsten hätte ich mich kein Stück mehr bewegt. Ich erhob mich ächzend und schleppte mich durch den kleinen Flur zur Tür.

Meine Laune besserte sich nicht, als ich sah, wer vor der Tür stand. Es war Jarwen, ein Handlanger meines Vaters. Er war in schwarz gekleidet und der Schlag Mann, dem man abends in dunklen Gassen lieber aus dem Weg ging.

»Dein Vater will dich sehen. Jetzt«, raunte er. Dann verschwand er in der dunklen Straße und wurde eins mit den Schatten.

Mein Vater war vor einigen Monaten zurück nach Belessan gezogen und ich hatte ihn bisher erst einmal besucht. Wenn er zu so später Stunde nach mir schicken ließ, war es ernst und ich wollte ihn nicht warten lassen. Vielleicht hatte er einen neuen, akzeptablen Auftrag für mich, den ich gut gebrauchen konnte. Doch das Geld war noch nicht so knapp, als dass ich deswegen zu einem Reiseführer für zwei Mädchen geworden wäre.

Ich brachte Ilias noch ins Bett, der nach dem Essen fast sofort einschlief. Wie gerne hätte ich mit ihm getauscht. Bero werkelte in der Küche, als ich ging, und war so in seine Arbeit versunken, dass er mein Gehen nicht bemerkte. Die Küche war sein Reich, in dem er am liebsten alles allein regelte. König Bero und seine Geschirr-Untertanen im Reich der Küchen.

Die frische Luft und der Spaziergang zum Haus meines Vaters taten mir gut. Als ich bei ihm ankam, fühlte ich mich nicht mehr so träge und müde. Ich machte mich mit dem Türklopfer bemerkbar. Jarwen öffnete mir wenig später.

»Im Arbeitszimmer«, sagte er und zog sich dann in das obere Stockwerk des großen Hauses zurück. In all den Jahren, in denen ich ihn kannte, war er noch nie sehr gesprächig gewesen. Bei seinem Arbeitgeber war das aber auch nicht verwunderlich. Er hielt nicht viel von unnötigen Gesprächen.

Ich atmete tief durch, bevor ich durch den dunklen Gang des Hauses zum Arbeitszimmer ging und vor der Tür stehen blieb. Das Haus meines Vaters zeugte in Größe und Ausstattung von seinem Reichtum, um den ihn viele in der Stadt beneideten. Ich klopfte an, wartete auf das »Komm rein« meines Vaters und trat dann ein.

Das Arbeitszimmer war ein großer Raum. Die Möbel waren alt und dunkel, allerdings von beachtlichem Wert. An der linken Wand standen Regale, die mit Büchern, Schriftrollen und anderen Mitbringseln von den Reisen meines Vaters gefüllt waren. Neben dem Schreibtisch standen zwei Sessel und ein kleiner Tisch. Es roch leicht muffig. Nur auf einer Seite gab es ein Fenster, von dem aus man in den Innenhof blicken konnte. An diesem Fenster stand mein Vater und sah hinaus in die Dunkelheit.

Er drehte sich nicht um, als ich eintrat, sondern blieb weiterhin mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Fenster stehen. Mein Vater war groß und hielt seinen Körper aufrecht, doch sein Auftreten hatte in den letzten Jahren etwas von seiner Härte verloren. Seine Haare waren mittlerweile von vielen grauen Strähnen durchsetzt und verliehen ihm einen gealterten und ausgemergelten Ausdruck. Wenn man ihn so sah, würde man ihn älter schätzen, als er in Wahrheit war.

Meine Begrüßung fiel knapp aus, und ich ließ mich in einen der Sessel sinken. Nach außen hin versuchte ich Selbstbewusstsein auszustrahlen, in Wirklichkeit war mir ganz anders zumute. Ich fühlte mich in der Gegenwart meines Vaters nie besonders wohl.

Er sah noch einige Augenblicke aus dem Fenster, ehe er sagte: »Ich wusste nicht, dass du so wählerisch geworden bist, mein Sohn.« Sein Tonfall war eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung. Als er sich zu mir umdrehte, sah ich, dass die Verärgerung dominierte. Er hatte seine dunklen Augen herausfordernd zusammengekniffen.

Ich nahm mir eine Münze vom Tisch und drehte sie zwischen meinen Fingern hin und her, um meine Anspannung zu überspielen. »Ich weiß nicht, was du meinst, Vater«, antwortete ich wesentlich ruhiger, als ich es für möglich gehalten hätte.

»Ich meine damit«, begann er, »dass du heute einen vielversprechenden Auftrag abgelehnt hast.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, stützte die Arme darauf ab und verschränkte die Hände ineinander. Er wirkte wie ein Lehrer, der seinen Schüler tadeln wollte. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Ich fühlte mich, als hätte ich etwas falsch gemacht und würde nun auf meine gerechte Bestrafung warten. Er musste von dem Auftrag sprechen, mit dem das Mädchen zu mir gekommen war. Außer diesem hatte ich heute keine angeboten bekommen, geschweige denn abgelehnt. Woher er davon wusste, war mir schleierhaft. Ich hatte im Goldenen Eber keinen seiner üblichen Handlanger gesehen, die ihm davon hätten berichten können. Entweder hatte er neue Männer angeheuert, oder aber seine alten wurden besser im Spionieren. Dies würde allerdings auch bedeuten, dass meine Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. Doch egal, woher er davon wusste, es passte mir nicht.

Ehe ich etwas erwidern konnte, sprach er weiter. »Ich weiß nicht, in wessen Auftrag das Mädchen dir dieses Angebot gemacht hat, aber dass es sich für dich gelohnt hätte, habe ich mitbekommen.«

Interessant. Anscheinend waren seine Männer doch nicht so gut, wie ich dachte. Sie schienen nur Fetzen des Gesprächs mitbekommen zu haben, sonst hätten sie gewusst, dass das Mädchen selbst der Auftraggeber war. »Ich bin kein Fremdenführer. So ein Auftrag würde mehr Probleme als Vorteile bedeuten. Insofern empfand ich ihn als nicht lohnend genug.«

»Was ist mit Bero und Ilias? Für sie bist du auch wie ein Fremdenführer.«

»Sie sind meine Freunde. Das ist etwas anderes.«

Vater kniff die Augen zusammen. Das bedeutete nichts Gutes. »Finn, ich erwarte von dir, dass du diesen Auftrag annimmst.«

Ich verstand nicht, wieso er so darauf beharrte. Doch so wie ich ihn kannte, würde er es mir bald erklären. Kampflos würde ich mich nicht geschlagen geben.

»Aber …«

»Kein Aber, Finn.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die noch immer verschränkten Hände in seinen Schoß. Obwohl wir auf einer Höhe saßen, kam es mir so vor, als würde er auf mich herabsehen. »Du weißt ganz genau, dass du und deine Freunde das Geld brauchen«, sprach er weiter. »Wenn du den Auftrag nicht annimmst, bekommst du kein Geld. Auch nicht von mir. Bisher war ich dir gegenüber sehr großzügig, aber es gibt immer ein letztes Mal.« Das Wort ›Freunde‹ spuckte er geradezu verächtlich aus. Seine Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. Da er mein Vater war, hätte ich ihn bedingungslos lieben sollen, aber es gab Momente, in denen ich mir wünschte, nicht auf diesen Mann angewiesen zu sein.

»Seit du vor ein paar Jahren darauf verzichtet hast, mit mir durch das Land zu reisen und stattdessen hierhergezogen bist, habe ich dich beobachten lassen. Doch wie ich dich kenne, hast du das mitbekommen. Ich wollte sehen, wie du und deine Freunde zurechtkommen, wenn ihr euch vorrangig auf deine eigenen Aufträge verlasst. Dass das nicht sonderlich gut geklappt hat, weißt du ja selbst, zumal Bero noch immer keine Arbeit gefunden hat.«

Zu meiner Schande musste ich mir eingestehen, dass er recht hatte. Anfangs hatte ich uns drei noch gut versorgen können, doch mit der Zeit wurde das Geld knapp und ich hatte mich hilfesuchend an meinen Vater gewandt. Und das, obwohl ich eigentlich nicht mehr für ihn arbeiten wollte. Doch solange Bero keine Arbeit fand, ging es nicht anders.

»Du kannst dir den Luxus, solch einen Auftrag abzulehnen, nicht mehr erlauben«, schloss er.

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um das Erste, was mir in den Sinn gekommen war, nicht auszusprechen. Seine weisen Worte konnten mir gestohlen bleiben. Wäre es hier nur um mich gegangen, dann hätte ich protestiert, aber es ging hier auch um Bero und Ilias. Die beiden zählten auf mich. Lehnte ich den Auftrag ab, würde das Geld schnell zur Neige gehen, wenn mein Vater tatsächlich beschloss, uns nicht mehr zu helfen. Und das traute ich ihm zu. Er würde sicherlich einiges dafür geben, um mir eine Lektion zu erteilen. Manchmal glaubte ich, dass er diese Macht über mich genoss.

Und ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen, denn so bekannt, wie ich gerne wäre, war ich in Wirklichkeit nicht.

Ich dachte an Beros Freude, die er am Kochen hatte, rief mir Ilias’ Lächeln vor Augen, wenn wir ihm auf dem Markt diese kleinen Zuckergebäcke mit Zimt kauften. Für beides brauchten wir Geld. Mir blieb nur eine Möglichkeit. »Du hast recht, Vater. Meine Einschätzung war falsch. Ich werde den Auftrag annehmen.«

Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und wollte gehen, als er mich noch einmal zurückhielt. »Wohin soll die Reise gehen?«

»Diese Frage müsstest du mir nicht stellen, hätten deine Männer bessere Arbeit geleistet«, konterte ich schadenfroh.

Mein Vater sah verärgert aus und bestätigte mir damit, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. »Gute Männer sind nicht leicht zu finden«, gestand er zähneknirschend.

»Wenn du es unbedingt wissen willst, es geht nach Letilis.«

»Und wie viele Leute sollst du mitnehmen? Das Mädchen war doch sicherlich ein Dienstmädchen, das im Auftrag ihrer Herren mit dir sprach«, mutmaßte er.

Es gefiel mir, dass ich mehr wusste als mein Vater. »Wie du eben richtig gesagt hast, Vater, muss ich mir mein Geld selbst erarbeiten. Dazu gehört auch, dass ich mir von den gegebenen Informationen mein eigenes Bild mache. Deswegen werde ich alles Weitere für mich behalten und versuchen, meine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen«, gab ich zurück.

Dass ihm seine eigene Argumentation zum Verhängnis wurde, passte ihm ganz offensichtlich nicht. Mit einem Wink seiner Hand entließ er mich. Ich erschrak, als ich mich selbst in dieser Geste erkannte, mit der ich das Mädchen vorhin fortgeschickt hatte.

Als ich aus der Tür ins Freie trat, atmete ich auf. Das unbehagliche Gefühl, das ich in seiner Gegenwart hatte, verließ mich allmählich. Ich ärgerte mich, dass mein Vater mich dazu gebracht hatte, den Auftrag doch anzunehmen. Ich wusste jedoch, dass es im Grunde genommen das Beste und Einzige war, was ich tun konnte. Dies war meine Chance, unsere finanzielle Situation zu verbessern. Es ging uns nicht schlecht, aber etwas mehr Sorglosigkeit würde mir gefallen. Wenn ich dabei auch noch eine große Distanz zwischen meinen Vater und mich bringen konnte, sollte es mir recht sein. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wieso er sich überhaupt um mich kümmerte. Seit ich mich erinnern konnte, war er mir gegenüber kühl gewesen und hatte nur das Nötigste mit mir gesprochen. Bis ich alt genug gewesen war, um für ihn zu arbeiten, war ich gemeinsam mit ihm gereist, aber dabei war ich für ihn eher wie ein Klotz am Bein gewesen, als eine Bereicherung. Nach einer Familie hatte sich unser Verhältnis jedenfalls nie angefühlt. Schon alleine deswegen, weil meine Mutter nicht mehr am Leben war. Vielleicht erkannte er zu viel von ihr in mir und hatte mich deshalb nicht irgendwo abgeben, obwohl er nichts mit mir anfangen konnte.

Manchmal wünschte ich mir, er hätte es getan. Dann hätte ich mich niemals in der heutigen Situation befunden und vielleicht eine herzlichere Familie gehabt. Andererseits hätte ich dann wahrscheinlich weder Bero noch Ilias kennengelernt. Die beiden waren meine wahre Familie und ich wollte sie für kein Geld der Welt hergeben. Es gab immer zwei Seiten einer Medaille.

Vielleicht bot dieser Auftrag wirklich die Möglichkeit, mich endlich und endgültig von meinem Vater zu lösen und etwas Eigenes aufzubauen.

Es gab zwei Dinge, die ich dazu erledigen musste. Ich musste eine Nachricht an das Mädchen – Elena – schreiben und ich durfte Bero und Ilias von unserem Glück erzählen. Wenn ich auf Reisen ging, waren die beiden immer mit von der Partie. Wir waren eine eingeschworene Bande und hatten auf unseren Reisen immer Spaß. Vorausgesetzt, es gab unterwegs keine bösen Zwischenfälle. Wie aber würde es sein, wenn wir von zwei Mädchen begleitet wurden, die vermutlich eitel und verwöhnt waren? Würde das Unglück uns auf Schritt und Tritt verfolgen?

Kapitel 4

Finn

Bei Sonnenuntergang war es Zeit für das Treffen mit den Mädchen. Bero, Ilias und ich warteten mit unseren Pferden unter einer Gruppe von Bäumen nahe der Stadtmauer und dem Tor, durch welches wir Belessan später verlassen würden. An diesem Abend hatte einer meiner Bekannten Wache und ich hoffte, unangenehmen Fragen zu entgehen und die beiden Mädchen schnellstmöglich hinauszuschaffen. Nach Sonnenuntergang wurde man zwar durch die aufziehende Dunkelheit vor neugierigen Blicken anderer geschützt, aber die Kontrollen an den Toren wurden strenger. Aus diesem Grund hatte ich den heutigen Abend, zwei Wochen nach meinem ersten Treffen mit dem Mädchen, für unsere Abreise ausgewählt. Es war unwahrscheinlich, dass mein Bekannter Alan uns am Tor Schwierigkeiten machen würde, und damit hatten wir zwei Vorteile auf unserer Seite.

Wir wussten nicht, aus welcher Richtung Elena und ihre Begleiterin kommen würden, und hielten daher alle Möglichkeiten im Blick. Ich lehnte an einem der Baumstämme und versuchte meine Aufregung zu verbergen. Wenn ich es nicht schaffte, Ruhe zu bewahren, könnte diese Reise enden, bevor sie richtig begonnen hatte, weil ich damit nur unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen würde.

Als ich Bero und Ilias von meinem Auftrag erzählt hatte, waren ihre Reaktionen ganz unterschiedlich ausgefallen. Ilias hatte sich gefreut, Bero war nicht so schnell Feuer und Flamme gewesen. Er hielt es für eine schlechte Idee, weil wir keinerlei Erfahrungen mit anderen Reisegefährten hatten. Allerdings wusste er genauso gut wie ich, dass mein Vater Ernst machen würde und uns keine andere Wahl blieb. Bero war außerdem der Meinung gewesen, dass er besser für unsere Verpflegung sorgen konnte als irgendwer sonst.

Jedes Mal, wenn wir gemeinsam zu einem Abenteuer aufbrachen, wie Ilias es nannte, dachte ich darüber nach, wie ungewöhnlich unsere kleine Gruppe doch war. Drei ›Jungs‹, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die Umstände, unter denen wir zusammengefunden hatten, waren ebenso bemerkenswert. Ungewöhnlich sagten die einen, völlig kurios die anderen. Bero hatte ich kennengelernt, als mir zum zweiten Mal in meinem Leben die Nase gebrochen worden war. In der Kneipe, in der Bero damals gearbeitet hatte, war mein Schummeln beim Kartenspiel entdeckt worden und einer meiner Mitspieler nahm dies nicht gut auf. Er schlug mich mitten ins Gesicht und nur Beros beherztem Eingreifen war es zu verdanken, dass es bei einer gebrochenen Nase geblieben war. Im Anschluss daran versorgte er meine Verletzung und im Laufe des Abends wurden wir Freunde. Er hatte seine Arbeit zwischen all den Kochkunst-Ignoranten, wie er sie nannte, aufgegeben und war von da an mit mir durch das Land gezogen, wenn ich einen Auftrag für meinen Vater ausführte. Dass manche dieser Aufträge nicht ganz legal waren, fand Bero nicht gerade gut, aber alles schien besser zu sein, als in einer winzigen Küche zu arbeiten, wo die Leute ihn wegen seiner Leidenschaft zum Kochen auslachten. Es würde nicht zu einem Bär von einem Mann passen, wie Bero einer war, sagten die Leute immer, bei denen er sich seitdem um eine Arbeitsstelle beworben hatte. Sie schickten ihn weg, ohne sich von seinen Kochkünsten zu überzeugen. Keiner von ihnen ahnte, was für einen begabten Koch sie ziehen ließen.

Bei der Erinnerung an meine erste Begegnung mit Bero fuhr ich mir mit Zeige- und Mittelfinger über die Nase. Ein kleiner Höcker war vom unsauber zusammengewachsenen Bruch zurückgeblieben.

Wir hörten Hufgetrappel. Da nicht mehr viele Leute unterwegs waren, und erst recht nicht auf Pferden, mussten es die beiden Mädchen sein.

Auf dem vorderen Rappen erkannte ich Elena, die mich in der Schänke aufgesucht hatte. Ihr Kleid passte dieses Mal besser, aber sie war in dezenteren Farben gekleidet. Anstelle von grün dominierten grau, schwarz und braun ihre Kleidung. Auf dem zweiten Pferd, einem braunen schönen Tier, sah ich niemanden sitzen. Da bemerkte ich, dass Elena es an den Zügeln führte.

»Hat deine Freundin es sich anders überlegt, oder musste sie noch mal wohin?«, neckte ich sie.

Sie ging nicht auf meinen Kommentar ein und deutete nur auf das Pferd. »Sie ist hinter mir.« Das war sie tatsächlich. Auf den zweiten Blick sah ich es. Ein Mädchen in einem dunkelgrünen Kleid lag bäuchlings auf dem anderen Tier und schien zu schlafen. Sie war mit einem langen Tuch an den Sattel gebunden. Von dort, wo ich stand, blickte ich auf ihre ansehnliche Rückseite.

Ilias ging um das Pferd herum und betrachtete sie von vorne. Er legte den Kopf schief. »Hast du die Erdgöttin entführt?«, fragte er mit respektvoller Stimme.

Ich schmunzelte. Kinder. Manchmal sagten sie die komischsten Sachen.

Auch Elena konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. »Nein. Das ist meine Zofe. Sie hatte ein bisschen zu viel Beruhigungstee, das ist alles«, antwortete sie.

Täuschte ich mich oder schwang da ein schuldbewusster Unterton in ihrer Stimme mit? Doch für längere Gespräche war keine Zeit. Wir mussten aufbrechen. Es würde bald ein Wachwechsel stattfinden, und wir mussten unbedingt vorher aus der Stadt. Zuerst musste ich mir allerdings noch überlegen, wie ich die schlafende Zofe möglichst unauffällig positionieren konnte.

Ich trieb die anderem zum Aufbruch an, und stieg auf das Pferd der Zofe. Das Tuch, mit dem sie am Sattel befestigt gewesen war, entknotete ich und richtete sie auf, mit dem Gesicht zu mir. Ich lehnte ihren Körper so gegen mich, dass es aussah, als würde ich sie umarmen. Das war weitaus unauffälliger als ihre vorherige Position. Alan würde hoffentlich davon ausgehen, dass sie erschöpft war und sich an meiner Schulter etwas Ruhe gönnte. Auch wenn es gegen meine Prinzipien verstieß, Mädchen zu irgendetwas zu zwingen, schob ich ihre Arme hinter meinen Rücken und ihre Hände ein Stück in meinen Hosenbund. Ich hoffte, dass es funktionierte.

Bero nahm mein Pferd an den Zügeln, nachdem er auf seines gestiegen war. Mein Hengst Huck war zunächst irritiert, akzeptierte dann aber den Führungswechsel. Ilias’ Stute Tika wieherte fröhlich. Die beiden passten wirklich gut zueinander, denn auch Ilias strahlte und freute sich auf das bevorstehende Abenteuer.

Unsere kleine Kolonne marschierte auf das Tor zu. In meinen Ohren klang das Hufgetrappel auf den Pflastersteinen unglaublich laut.

Alan, der uns bereits von Weitem erkannte, musterte uns neugierig. Sein Blick blieb schließlich an der freundlich lächelnden Elena hängen. Ich bedankte mich im Stillen bei ihr, dass sie ihn ablenkte. Das würde es einfacher machen. »Was hast du denn heute Schönes dabei, Finn?«, fragte er mich, ohne den Blick auch nur einen Moment von Elena abzuwenden. Täuschte ich mich oder machte er ihr gerade den Hof?

»Dass es etwas Schönes ist, hast du ja selbst schon bemerkt«, spottete ich. »Wir wollen in eines der Gasthäuser draußen. Du weißt doch, eine dieser Spelunken, die man als Mädchen nicht alleine betreten sollte. Nur in Anwesenheit von bösen Jungen. Wir wollen ein Bier trinken. Und die Mädchen beeindrucken, indem wir sie vor den zwielichtigen Gestalten beschützen.«

Als Alan zu mir sah, deutete ich auf die an mich geklammerte Zofe, und er rollte mit den Augen, als er meine wackelnden Augenbrauen sah. Er kannte mich und meine Frauengeschichten. Ich sah ihm an, dass er diese Frau nur als eine weitere einer langen Reihe abtat. Dann jedoch fiel sein Blick auf Ilias und er verzog das Gesicht. »Was ist mit dem Jungen? Wieso nehmt ihr ihn mit?«

Ich winkte ihn zu mir heran. Er trat an die Seite, von der aus er die Zofe nicht sehen konnte. Er spitzte die Ohren, als ich ihm meine nächsten Worte verschwörerisch zuflüsterte. »Zur Erweckung von Mutterinstinkten, mein Freund. Kinder machen Frauen ganz weich. Kombiniere das mit den bösen Jungs, die sich als Beschützer herausstellen, und es kann nichts schiefgehen. Und in der Zeit, in der wir beschäftigt sind, passt die Frau des Gastwirts auf ihn auf. Wir sind alte Bekannte. Sie ist unglaublich nett. Hat selbst keine Kinder, die Arme.« Dick aufzutragen half bei Alan immer sehr gut.

Er schüttelte den Kopf. Doch es war keine Verneinung, nur Unglauben darüber, was wir vorhatten. Mit einem letzten Blick auf Elena winkte er uns grinsend durch. »Du musst es ja wissen, Finn. Ihr werdet sicher viel Spaß haben.«

Das, dachte ich, werden wir noch sehen.

Kapitel 3

Arya

Elenas Zimmer lag in einem abgelegenen Teil des Schlosses, in dem nur wenige andere adelige Frauen lebten. Niemand außer ein paar ausgewählten Bediensteten und der Schlosswache hatte Zutritt zu diesem Abschnitt. Und keine der dort lebenden Frauen ahnte, dass nur ein paar Zimmer weiter eine Prinzessin schlief. Für sie war Elena eine Adelige und entfernte Verwandte des Königs, die wie viele andere aus blaublütigen Familien im Schloss lebte. Nichts weiter. Der Grund hierfür lag weit in der Vergangenheit und hatte mit Elenas Mutter Jasha zu tun.

Seit sie bei Elenas Geburt vor einundzwanzig Jahren gestorben war, plagten König Trystan schwere Verlustängste, die sich auf seine Tochter übertrugen. Diese Angst war so übermächtig, dass er kurz nach Elenas Geburt einen folgenschweren Entschluss fasste. Er hatte das Gerücht streuen lassen, dass nicht nur seine geliebte Frau, sondern auch seine Tochter in jener Nacht ums Leben gekommen sei. Seiner Meinung nach war die Gefahr für Elena umso geringer, je weniger Leute über ihre wahre Herkunft Bescheid wussten. Elena wurde von da an im Geheimen großgezogen und erst im Kleinkindalter offiziell zu einer neu eingetroffenen Bewohnerin des Schlosses erklärt. Sie wurde als verwaistes Kind von entfernten Verwandten eingeführt, das König Trystan aus Güte aufgenommen hatte und nun nach den Wünschen ihrer Eltern erzog. Da sie seiner Familie angehörte, wunderte sich niemand darüber, dass sie besser bewacht wurde als manch anderer Adeliger, der im Schloss wohnte.

Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr glaubte Elena diese Lüge selbst. Dann aber belauschte sie ein Gespräch zwischen dem König und einem seiner Berater, in dem es um sie und ihre Herkunft ging, und das nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war. Dieses Gespräch war es, das uns beide zusammengebracht hatte.

Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich die zwei Jahre jüngere Elena in einer Nische von Yusras Küche gefunden hatte. Ich hatte mich zu ihr gesetzt und mit ihr geredet. Unter Tränen erzählte sie mir von dem belauschten Gespräch. Ich war Elena noch nie vorher begegnet, aber ich fühlte mich von da an verantwortlich für sie. Mit ihren langen blonden Haaren, der zierlichen Figur und den strahlend blauen Augen gab sie das Bild einer zerbrechlichen Elfe ab, die einen Beschützer brauchte.

Ich wollte diese Rolle schon damals übernehmen und in nur wenigen Monaten, nach ihrem einundzwanzigstem Geburtstag, würde ich offiziell ihre Leibwächterin sein.

Zu verdanken hatten wir das meinem Onkel Relior. Ich war damals mit Elena zu ihm gegangen und wie sich herausstellte, kannte er die Wahrheit über Elena. Er war mit uns zu König Trystan gegangen und zu viert hatten wir ein langes Gespräch geführt. Elena verstand das Handeln ihres Vaters und versprach ihm, weiterhin so zu leben wie bisher. Sie knüpfte allerdings eine Bedingung daran. Sie wollte mich als Freundin haben und die Erlaubnis, Zeit mit mir zu verbringen.

Und so fand ich in ihr meine beste Freundin und meine Lebensaufgabe.

Bis ein Tag, kurz nach meinem zehnten Geburtstag, mein Leben erneut auf den Kopf stellten sollte.

Ebenso gerne, wie ich an diese zwei schönen Jahre dachte, versuchte ich die meisten Erinnerungen an die darauffolgenden Jahre zu verdrängen. Nicht die Aspekte, die Elena betrafen. Sie war mir in dieser Zeit wie eine Schwester ans Herz gewachsen. Was ich an meinem neuen Leben nicht mochte, war die Manifestation meiner Gabe und die Verantwortung, die diese mir auferlegte.

Wie schon zwei Tage zuvor, spürte ich ein Brennen an meinem Arm, dessen Male ich unter den langen Ärmeln meiner schwarzen Uniform verbarg. Elena wusste von den grauen Linien. Ich trug sie schon mein Leben lang.