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Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 2005 by Martin Clauß

www.hohoemi.de www.gruselstories.de

Umschlaggestaltung, Layout und Illustrationen: Maho Watanabe-Clauß und Martin Clauß

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany 2005

ISBN 978-3-8391-5807-4

Die Autoren

Martin Clauß, Jahrgang 1967, begann 1989 mit dem Studium der Japanologie an der Uni Tübingen und ging 1992 für anderthalb Jahre nach Japan, wo er an einer Sprachschule in Kyôto und an der Rikkyô-Universität in Tôkyô studierte. Später eignete er sich Grundkenntnisse in Chinesisch und Koreanisch an und vertiefte seine Japanisch-Studien, teils in Deutschland, teils bei weiteren kürzeren Japan- Aufenthalten. Seit 1998 unterrichtet er die Sprache an der Volkshochschule Esslingen und in der Wirtschaft, und seit 2000 hat er mit Ehefrau Maho ein wichtiges Stück Japan bei sich zu Hause … Neben dem Unterrichten fasziniert ihn die Schreiberei, und er träumt davon, eines Tages als Romanschriftsteller zu glänzen. Er ist eine Leseratte und schätzt neben gut geschriebener Unterhaltungsliteratur auch japanische, amerikanische und europäische Comics.

Maho Watanabe-Clauß, Jahrgang 1974, wuchs in der Präfektur Ehime in Südjapan auf und studierte später an der Ritsumeikan-Universität in Kyôto internationale Beziehungen. Sie erstellte nicht nur die Zeichnungen und viele der Beispielsätze, sondern half auch bei der Suche nach Fehlern oder Unklarheiten und war die ganze Zeit über wichtige Rat- und Ideengeberin bei der Planung dieses Buches. Natürlich lässt auch sie sich immer wieder gerne von einem guten Manga oder Anime begeistern.

Inhaltsverzeichnis

1.   Vorwort

2.   Wie benutzt man dieses Buch?

3.   Hör mal, wie die sprechen! – Allgemeines zur Aussprache

Die Silben – wie Wörter aufgebaut sind

Vokale – Selbstlaute

Konsonanten – Mitlaute

4.   Feststehende Wendungen

Ich und du, Müllers Kuh – über sich selbst und den Gesprächpartner reden

Entschuldigen Sie, mein Herr, sind Sie eine Dame? – Leute anreden

Werter Herr Vater, liebes Muttchen – Verwandte anreden

Sein’s so gut! – um etwas bitten

Servus, hallo und bis bald mal wieder – grüßen und sich verabschieden

Sei bedankt! – sich bedanken

Verzeihen Sie, dürfte ich mich bitte entschuldigen? – sich entschuldigen

Äh, hallo! – Leute ansprechen und auf sich aufmerksam machen

Hey, was? Wie, wo, hä? – erstaunen und sich erschrecken

Welch erfreulicher Umstand aber auch! – sich freuen und zufrieden sein

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht … – mögen und hassen

Nichts zu machen – aufgeben

Alles paletti – sich Sorgen machen und Sorgen zerstreuen

Das kommt mir Japanisch vor … – verwirrt und skeptisch sein

Was tun, sprach Zeus – ratlos sein

Ja, nein, weiß nicht – zustimmen und ablehnen

Tja, äh … na ja … – nach Worten suchen

Ach, wirklich? – das Gespräch am Laufen halten

Auf Los geht’s los – Aktionen in Gang bringen

Erlauben Sie mal – um Erlaubnis bitten und Erlaubnis gewähren

Weg da! – Leuten sagen, dass sie stören

Alles ist möglich – sagen, wie wahrscheinlich etwas ist

Mir deucht, es hat den Anschein – sagen, wie etwas erscheint

Das hier, jenes da und noch jeneres dort drüben – Demonstrativpronomen

Mahlzeit, guten Hunger, Prösterchen – was man beim Essen sagt

Only for the lonley – Ausdrücke für „nur“

Darf’s sonst noch was sein? – Aufzählungen

Häufige Wörter in der Te-Form – häufige Befehle und Bitten

Häufige Wörter in der Naide-Form – häufige negative Befehle und Bitten

Adjektive als Ausruf – warnen und meckern

Böse, böse Sprache! Böse Sprache! – gepfefferte Slang-Ausdrücke

Tutti Frutti – alles, was sonst nirgends reinpasst …

5.   Grammatik, wo ist dein Stachel?

5. 1.   Die Wortreihenfolge

5. 2.   Die Partikeln

o – das Objekt der Begierde

ga – der Täter wird enttarnt

ni – Einstein war zu spät

e – hin und weg

kara, made – von bis alles geboten

de – von Instrumenten und Orten

no – Adel verpflichtet

to – wenn ich mit dir und du mit mir

wa – ein schwieriges Thema, wa?

mo – auch du, mein Sohn Mo

ka (no, dai, kai) – Fragen über Fragen

to ka – Partikeln oder so

yo – yo man!

ne, nee, naa – ich schmelze dahin

ze, zo – wills-ze Zoff, ey?

wa – was für wahre Weiber

sa – und dann sa-sa-sa-sag ich …

kana, kashira – ob es wohl wahr ist?

Partikeln für „weil“ und „aber“

na – weitgereiste Adjektive

Geschafft!

Vorsicht, gefälschte Partikeln im Umlauf!

Hey, Teacher! In den Animes verwenden die viel weniger Partikeln!

5. 3. Die Endungen

Was Sache ist – die Gegenwart

Olle Kamellen – die Vergangenheit

Wo laufen sie denn gerade? – die Verlaufsform

Bitte mach gefälligst! – Bitten und Befehle

Let’s do it together! – Vorschläge

Haben will! – Wünsche

Was ist, wenn … – Bedingungen

Schein und Sein – Endung des Anscheins

Mach schnell – Adverbialformen

Ich gegen den Rest der Welt – die geheimnisvolle „-chau“-Form

Ich tu’s nur für dich! – Formulierungen des Gebens

Mind your manners, please! – höfliches Japanisch

Ein Satz mit n – die etwas andere Höflichkeitsform

Lost in Grammar – was wir nicht behandeln konnten

6.   Fremdwörter verstehen

7.   Japanische Namen

8.   Die Welt des Anime

9.   Fachbegriffe

10.   Grundwortschatz

Der menschliche Körper

Der Kopf

Körperfunktionen

Gesundheit und Krankheit

Menschen

Familie

Berufe

Haus

Gebäude und Orte

Verkehr

Natur

Tiere

Wetter und Himmel

Lebensmittel

Gerichte

Essen und Trinken

Kleidung

Gebrauchsgegenstände

Möbel und Geräte

Militärisches

Verbrechen

Fantasy

Sport

Hobby und Freizeit

Schule

Sprache, Schrift, Gedanke

Welt, Land, Stadt

Abstraktes

Eigenschaften von Dingen

Farben und andere Eigenschaften

Wärme, Geschmack, Geruch, Müdigkeit

Menschliche Eigenschaften und Gefühle

Diverse Eigenschaften

Und noch mehr Eigenschaften

Adverbien

Tätigkeiten der Hände und Arme

Tätigkeiten der Beine

Alltagsleben

Kommunikation

Denken und Fühlen

Bewegungen und Veränderungen

Diverse Tätigkeiten

Fragewörter

Substantiv-Endungen und Zählwörter (Einheiten)

Zahlen

Zeit

Richtung und Position

11.   Anime-typische Dialoge

12.   Lösungen der Übungen

13.   Index

14.   Nachwort

1. Vorwort

Seit ein paar Jahren ist uns die japanische Sprache nicht mehr so fern, wie sie es einmal war. Man kann sich heute nur schwer vorstellen, dass es noch Anfang der Neunziger Jahre fast unmöglich war, in Europa an japanischsprachige Bücher oder Filme zu kommen.

Zwar laufen im Fernsehen Anime-Serien in synchronisierter Form, aber Filme auf DVD oder Video werden manchmal im Originalton mit deutschen oder englischen Untertiteln angeboten. Oder es gibt zumindest eine japanische Tonspur neben der deutschen. Bei Filmen, die nicht oder noch nicht in deutscher Sprache erscheinen, bleibt oft nur die Möglichkeit, sich die Originalversionen zu besorgen.

Richtige Fans haben ein paar Dutzend Videos oder DVDs in ihren Regalen stehen … und jede Episode darin schon mehrere Male gesehen, vielleicht auch auf Japanisch. Wenn man davon ausgeht, dass kaum jemand den Ton abdrehen dürfte, bedeutet das: als Anime-Fan hat man vielleicht schon ein paar hundert Stunden lang der japanischen Sprache gelauscht – eigentlich recht beachtlich! Man hat schon ein erstes Gefühl dafür entwickelt, wie Japanisch klingt, welchen Sprachrhythmus und welche Laute es hat. Möglicherweise hat sich schon die eine oder andere Formulierung eingeprägt. Man hat mitbekommen, dass die Leute Gomen oder Gomen nasai sagen, wenn sie sich mit hängendem Kopf und niedergeschlagenen Augenlidern für einen Fehler entschuldigen, dass sie Yatta! ausrufen, wenn sie sich freuen, dass etwas geklappt hat, oder dass die Mädchen Iya da! kreischen, wenn sie sich vor etwas ekeln oder möchten, dass der zudringliche Kerl endlich seine Flossen von ihren Knien nimmt …

Und doch – möchte ich wetten – hat man unter dem Strich nicht wirklich viel verstanden.

Klar, es handelt sich schließlich um eine fremde Sprache, eine außereuropäische noch dazu, und sowas lernt man nicht nebenbei mit ein bisschen Zuhören. Zumal man schon genug damit zu tun hat, den deutschen Untertiteln nachzujagen und trotzdem nichts von der Handlung zu verpassen.

Andererseits – wäre es nicht reizvoll, einen Teil von der Originalsprache verstehen zu können? Vielleicht nicht jede Nuance und jedes einzelne Wort herauszuhören, aber doch den groben Sinn zu erschließen? Einfach, um mehr von dem Anime zu haben? Viele Synchronisationen oder Untertitel sind hervorragend gelungen, manche aber schlicht miserabel. Manche Formulierungen kann man nur schwer ins Deutsche herüberretten, da hätte man mehr davon, wenn man die Originalsprache verstehen könnte. Und wäre es nicht interessant, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden und eine Fremdsprache zu erlernen, während man sich mit lustigen und spannenden Animes vergnügt?

Wer so etwas ähnliches schon einmal gedacht hat, für den ist dieses Buch geschrieben worden. Es will helfen, mehr von der Originalsprache der Animes zu verstehen. Wer Japanisch kann, dem erschließt sich nicht nur eine hochinteressante Kultur, die den meisten Menschen ein Leben lang fremd bleibt, sondern dem können sich auch beruflich ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Vor allem aber macht es Spaß. Und freilich kann man das, was in diesem Buch steht, auch auf Bereiche außerhalb von Animes anwenden. Wer zum Beispiel ab und zu japanische Konsolenspiele im Original spielt, mal ein Manga in der Urfassung lesen möchte, gerne Originalfassungen von Spielfilmen sieht, mal in die Texte japanischer Pop-Songs hineinschnuppern oder einfach ein bisschen von der japanischen Umgangssprache verstehen möchte, dem wird dieses Buch bestimmt von Nutzen sein.

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Eines vorweg, damit erst gar keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich kann ein einzelnes Buch nicht die Fähigkeit vermitteln, alles zu verstehen, was in Animes gesprochen wird. So vielfältig die Themen der Animes sind, so vielfältig ist auch ihr Wortschatz. In einem Science Fiction- Anime mag ein überlichtschneller Raumschiffantrieb beschrieben werden, in einem Fantasy-Anime geht es um magische Bannsprüche und Zauberwesen. Um den gesamten Wortschatz aufzunehmen, der auftauchen kann, sind dicke Wörterbücher nötig. Es gibt auch keine feste, auf wenige Wörter und Formulierungen beschränkte „Comic-Sprache“ (wie manche Leute behaupten, um Comics und Zeichentrickfilme schlecht zu machen). Die Figuren in den Filmen sprechen eben so, wie gewöhnliche Menschen es in den jeweiligen Situationen auch tun würden: mal umgangssprachlich, mal formell, mal vulgär, mal salbungsvoll. Junge Leute reden Jugendsprache, Gauner reden Gossensprache, ältere Leute oder mächtige Zauberer reden manchmal eben auch sehr altmodisch und geschraubt. Es wird befohlen, gebeten, erläutert, doziert, gesäuselt, gelogen, wild geflucht oder höflich- reserviert Konversation gemacht. Um das alles in allen Einzelheiten zu erklären, müsste dieses Buch viele Bände haben.

Doch das ist kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Es gibt Grundbegriffe, die man immer wieder hört, bestimmte Satzstrukturen und Endungen, feste Floskeln und Formulierungen, die nahezu in jedem Anime auftauchen. Wenn man mit diesen beginnt, hat man eine echte Chance, einen Zugang zum Japanisch der Animes zu finden.

Leider sind diese häufigen Redewendungen nicht immer jene, die man in den Lehrbüchern für Japanisch findet. Aus einem Lehrbuch kann man zum Beispiel lernen, wie man sagt: „Mein Name ist Lisa Schmidt. Ich komme aus Deutschland und bin Azubi. Ich bin zum ersten Mal in Japan.“ Sehr hilfreich, wenn man nach Japan geht und ein paar Worte mit den dortigen Leuten wechseln möchte. Nur: In den Animes kommen solche Sätze sehr selten vor. Da hört es sich zum Beispiel eher so an:

„Vorsicht! Aus dem Weg!“ – „Hä? Warum denn? Ich sehe nichts!“ – „Blödmann! Mach schon! Das ist deine letzte Chance, der Macht des violetten Sternenamuletts zu entkommen!“

Und das lernt man in den Lernbüchern meist nicht …

Dieses Buch kann und will Japanischlehrbücher oder Japanischkurse nicht ersetzen, sondern sie lediglich ergänzen bzw. eine andere Art von Einstieg ermöglichen. Wer sich intensiver mit Japanisch beschäftigen will, kann im Selbststudium oder an der Volkshochschule oder anderen Instituten von der Pike auf Japanisch lernen. Das vorliegende Buch lehrt nicht, wie man sich in Japan verständlich macht, wie man nach dem Weg fragt oder im Restaurant eine Nudelsuppe bestellt, sondern wie man möglichst viel von dem versteht, was in Animes und anderen japanischen Filmen, in Comics oder Computerspielen geredet wird. Es geht also nicht um die aktive Sprachbeherrschung, sondern um die passive: möglichst viele Sätze verstehen, auch wenn man diese Sätze nicht selbst bilden könnte.

2. Wie benutzt man dieses Buch?

Dieser Schmöker enthält eine Menge Informationen und Erklärungen, einen Überblick über viele Dutzende feststehender Redewendungen und die japanische Grammatik, einen Grundwortschatz und vieles andere. Aber eines enthält dieses Buch nur wenige, und das sind … Übungen.

Dahinter steckt keine Faulheit. Übungen wurden ganz bewusst sparsam verwendet – nämlich, um die Leser dieses Buches hinterrücks dazu zu zwingen, sich ihre Übungsmöglichkeiten selbst zu suchen! Schriftliche Übungen in einem Lehrbuch sind eine tolle Sache, aber man klebt oft zu sehr an den Buchstaben, werkelt und fitzelt an den Antworten der Fragen und schafft dabei den Sprung zum Japanisch-Hören nur schwer. Wenn man sich erst einmal an die geschriebenen Übungen gewöhnt hat, die geduldig im Buch warten, bis man sie gelesen, verstanden und beantwortet hat, dann kann einen gesprochenes Japanisch an den Rand der Verzweiflung bringen, weil es so schnell vorüberzischt, dass man es kaum im Kopf festhalten und in Ruhe betrachten kann.

Deshalb kann es ein guter Ansatz sein, sich von Anfang an auf die Jagd nach diesen vorbeihuschenden Satzfetzen zu machen. Am sinnvollsten dürfte es sein, sich jeweils ein kurzes Kapitel in diesem Buch vorzunehmen, sich dann vor Glotze oder PC zu lümmeln und sich eine japanischsprachige Anime-Folge anzusehen bzw. anzuhören. So geht man schließlich auch mit einem Lösungsbuch bei Computerspielen vor. Wenn man sich auf einige wenige Begriffe, Redewendungen oder Grammatik-Endungen konzentriert, wird man diese auch heraushören können, ganz gleich, wie schnell die Leute im Film sprechen. Wenn man sich vornimmt, die beiden Verneinungsendungen -nai und -masen zu finden, wird man sie auch hören. Man darf nur nicht alles auf einmal wollen.

Wer unbedingt einen Gesamtüberblick haben will und eine Überhitzungssicherung im Kopf eingebaut hat, kann das Buch gerne am Stück lesen. Aber viel mehr wird hängen bleiben, wenn man es sich Stück für Stück vornimmt, sozusagen kleine Brocken von dem Buch abbeißt und sie sofort mit viel Flüssigkeit, also mit viel gehörter japanischer Sprache hinunterspült. Freilich sollte man sich Animes aussuchen, bei denen viel gesprochen wird. Aber die zu finden, dürfte kein Problem sein.

Vorsicht: Es gibt eine Handvoll Animes, die auch den zähsten Japanischinteressierten zur Verzweiflung bringen können. Zum Beispiel würde ich niemandem raten, mit „Mononoke Hime“ Japanisch zu lernen – so genial dieser Film sein mag, Sprache und Wortwahl sind so sehr an das frühgeschichtliche Japan angelehnt, dass auch fortgeschrittene Lerner Schwierigkeiten haben, etwas zu verstehen. Gerade bei ernsthaften historischen Geschichten in altertümlicher Sprache sollte man sich nicht wundern, wenn auch dieses „Lösungsbuch“ kaum weiterhilft.

Auch die Stimmen der Synchronsprecher können ein Problem darstellen. Vor allem in Kinder-Animes und Animes mit wilder, chaotischer Handlung sprechen die Charaktere meist atemberaubend schnell und mit verzerrten Phantasiestimmen, was es sehr schwierig macht, sie zu verstehen. Am besten geeignet sind ruhige Geschichten, in denen mit realistischer Stimme gesprochen wird. In Spielfilmen sind Frauen oft besser zu verstehen als Männer. Während Frauen eher korrekt und deutlich sprechen, reden Männer mehr Slang und praktizieren eine unklare, bellende Aussprache (weil das angeblich maskuliner klingt).

Deutsche Untertitel zum japanischen Text einzublenden, kann Vorteile und Nachteile haben. Einerseits wird man davon unterstützt und kann vielleicht mehr vom Japanischen verstehen, andererseits nimmt die Konzentration aufs Japanische ab, und die vielen sehr freien Übersetzungen können einen ganz schön auf den Holzweg bringen.

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Wen es nicht zu sehr nervt, der sollte versuchen, wortreiche Gespräche immer wieder zurückzuspulen und kurze Passagen von wenigen Minuten drei, vier, fünf Mal hintereinander anzuhören. Wichtig ist nicht, alles zu verstehen, sondern typische, immer wiederkehrende Floskeln herauszuhören. Bei den anderen Sachen, die man nicht versteht, wird man im Laufe der Zeit wenigstens die Endungen erkennen. Damit ordnet man ein, ob es sich um Feststellungen, Fragen, Vorschläge, Bitten, Befehle oder Verbote handelt. Von da aus kann man sehr schnell auf den ungefähren Sinn des ganzen Satzes schließen.

Im Prinzip lernt man damit wie ein Kleinkind, das auch zuerst feststehende Redewendungen und gewisse Signalwörter versteht und nicht den ganzen Satz. Wenn sich das Baby dem Kaktus nähert, und die Mutter ruft: „Nicht anfassen!“, dann ist es für den kleinen Schatzi wichtiger, das „nicht“ herauszuhören und zu begreifen, dass es sich um ein Verbot bzw. eine Warnung handelt, als genau zu verstehen, was „anfassen“ bedeutet. Das gilt auch für Erwachsene. Wenn man die grobe Richtung eines Satzes erfasst hat, kann man sich die konkreten Einzelheiten schnell zusammenreimen.

Wer es lieber weniger intuitiv angehen möchte und systematischeres Lernen bevorzugt, kann dieses Buch natürlich auch parallel zu einem Kurs verwenden oder als Ergänzung zu einem anderen Lehrbuch einsetzen. Wenn man richtig gut Japanisch sprechen lernen will, dann muss man das sogar tun, denn dieses Buch alleine reicht dafür nicht aus.

Damit man sich zwischendurch mal kurz prüfen kann, habe ich doch ein paar Übungen untergebracht. Sie stehen am Ende des jeweiligen Kapitels, beginnen mit dem Satz Sate, mondai desu! („Also, hier ist die Aufgabe!“) und sind einfache Verständnisfragen. Viel Spaß und viel Erfolg!

An dieser Stelle kurz ein Wort zur Schrift: Das Japanische setzt sich aus drei verschiedenen Schriftsystemen zusammen, den Kanji (chinesische Symbolzeichen) und den beiden Silbenschriften Hiragana und Katakana. Mit den Kanji werden bedeutungstragende Wörter geschrieben, mit Hiragana hauptsächlich Endungen, Strukturwörter und Wörter, deren Kanji aus der Mode gekommen sind oder einem gerade nicht einfallen … Katakana verwendet man, um Fremdwörter und Namen aus westlichen Sprachen zu schreiben.

Da es uns in diesem Buch um das Hörverständnis von Animes geht, können wir uns leider nicht intensiver mit der Schrift beschäftigen. Das Japanische wird überall im Buch in lateinischer Umschrift wiedergegeben. Ich setze nach Lust und Laune Bindestriche ein, um zu zeigen, wie die Wörter zusammengesetzt sind. Zum Beispiel schreibe ich o-cha (Tee) mit Bindestrich, weil o eine Vorsilbe ist. Sollte in einem anderen Buch ocha stehen, so ist das auch richtig, denn in der wirklichen japanischen Schrift gibt es keine Bindestriche.

3. Hör mal, wie die sprechen!

Die Aussprache des Japanischen ist nicht schwierig – im Vergleich zu anderen asiatischen Sprachen geradezu ein Kinderspiel. Kein kompliziertes Melodiesystem wie im Chinesischen oder Thailändischen, keine dumpfen Grunzlaute wie im Mongolischen. Dementsprechend würde es auch leicht fallen, gesprochenes Japanisch in den Animes zu verstehen, wenn … ja, wenn die Leute nicht so atemberaubend schnell reden würden, und wenn man immer wüsste, wo das eine Wort aufhört und das nächste anfängt.

Japanisch ist eine klangvolle Sprache, reich an Vokalen (Selbstlauten). Es gibt kaum ähnlich klingende Laute, die zu Verwechslungen führen könnten.

Die Betonungen sind nicht sehr ausgeprägt, was Japanisch manchmal etwas monoton klingen lässt. Die wichtigen Wörter im Satz werden nicht so stark hervorgehoben wie im Deutschen. Das Japanische ist eher ein gleichförmiger Fluss von Wörtern als ein kraftvolles Auf und Ab. Eine japanische Bekannte von mir hatte früher das Problem, dass ihr Deutsch, obwohl es sehr gut war, von Deutschen oft nicht verstanden wurde. Bis ihr auffiel, dass sie beim Sprechen viel zu wenige Betonungen setzte und in derselben gleichförmigen Strömung redete, wie sie auch ihre Muttersprache Japanisch sprach. Erst, als sie anfing, die deutschen Sätze förmlich zu kneten, wie man einen zähen Teig knetet (so nannte sie es selbst), also Kraft hineinzulegen, zuzupacken und wieder loszulassen, wurde ihr Deutsch überall verstanden. Inzwischen ist sie am Telefon von einer Deutschen nicht mehr zu unterscheiden und beherrscht sogar den schwäbischen Dialekt perfekt. Japanisch hat keinen Rhythmus wie eine Eisenbahn, sondern schwebt dahin wie ein Boot auf dem Meer. Aber natürlich kann man auch auf Japanisch flüstern, stottern oder schreien.

Die Silben

Vorweg: Die japanische Sprache setzt sich aus Silben zusammen.

Eine Silbe besteht in den meisten Fällen aus einem Konsonanten (Mitlaut) und einem Vokal (Selbstlaut). Ka wäre zum Beispiel eine solche Silbe, oder no. Wenn Silben wie shi oder cha aussehen, als hätten sie zwei Konsonanten, dann ist das eine Täuschung. In Wirklichkeit ist es nur ein einziger konsonantischer Anlaut. Er wird eben zufällig mit zwei Buchstaben geschrieben – und das auch nur in der lateinischen Umschrift. Dass wir keinen einzelnen Buchstaben für den Laut sh (sch) oder ch (tsch) haben, dafür können die Japaner nichts.

Aber auch ein einzelner Vokal reicht schon als Silbe aus – e oder a zum Beispiel sind ebenfalls Silben. Konsonanten können jedoch nicht alleine stehen. Es gibt in der japanischen Sprache und Schrift kein einzelnes t oder p oder ähnliches. Jeder Mitlaut hat einen Selbstlaut hinter sich. Die Japaner können ein einzelnes t weder schreiben noch aussprechen, erst in Verbindungen wie ta oder to kann der Laut ausgesprochen und geschrieben werden. Allerdings – nicht böse sein – gibt es dafür eine winzige Ausnahme: Den Laut n. Das n kann alleine stehen und bildet dann ganz für sich eine Silbe.

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Testen wir kurz, ob ihr mein theoretisches Gefasel verstanden habt: Aus wie vielen Silben besteht beispielsweise das bekannte Wort bonsai?

Nach deutscher Denkweise aus zwei, nämlich „bon“ und „sai“. Ich erinnere mich mit Schaudern an endlose, ohrenbetäubende Klatsch-Übungen in der Grundschule, mit denen uns die Lehrerin das Gefühl für Silben beizubringen, ja geradezu einzuhämmern versuchte. Schade um die Mühe, möchte man sagen, denn in Japan hilft uns das ganze Geklatsche nicht weiter. Da sind es mehr als zwei Silben. Wie war das noch? Insgesamt habe ich drei Arten von Silben aufgezählt: 1. Solche, die aus einem Konsonanten und einem Vokal bestehen, 2. solche, die nur aus einem Vokal bestehen, und 3. die Ausnahme, das einzelne n. In dem Wort bonsai sind alle drei Arten versammelt. Silben aus Konsonant und Vokal haben wir zwei, nämlich bo und sa. Silben aus Einzelvokalen gibt es hier nur eine, nämlich das i am Schluss. Und das einsame n ist auch vertreten. Damit sind wir bei bon-sa-i, also bei vier Silben angelangt.

Warum ich so ausführlich darauf eingehe? Als späte Rache an meiner eigentlich ganz netten Deutschlehrerin? Nein. Es ist wichtig, diese Grundstruktur durchschaut zu haben, um die Aussprache und Schrift des Japanischen besser zu verstehen.

Sate, mondai desu:

1. Aus wie vielen Silben besteht das Wort chikai („nahe“)?

a. aus zwei b. aus drei c. aus vier

Vokale (Selbstlaute)

Das Japanische kennt nur fünf Vokale. In der in Japan üblichen Reihenfolge sind das a, i, u, e und o. Die Aussprache ist ungefähr so wie im Deutschen, auf klitzekleine Unterschiede komme ich weiter unten zu sprechen.

Wichtig ist, dass jeder Vokal entweder kurz oder lang gesprochen wird, und zwar immer so, wie es dasteht. Wenn also eine Frau den Vornamen Maki trägt, dann spricht man diesen auch so, mit einem kurzen a und einem kurzen i. Wenn man Deutsch als Muttersprache hat, macht man bei fremden Namen immer den Fehler, bestimmte Laute zu dehnen. Das fällt uns gar nicht auf, wir tun es unbewusst. Instinktiv würden wir Maki wie Mahki aussprechen, mit einem langen und betonten a, aber das ist falsch. Auch die beliebten Pokemon heißen nicht „Pohkemon“, sondern werden so gelesen, wie sie geschrieben werden – mit einem kurzen o, etwa wie „Pockemon“.

Lange Vokale wie bei uns gibt es auch, die werden aber ausdrücklich als lang markiert. In der lateinischen Umschrift macht man das entweder mit einem Strich oder einem Dach (Accent circonflexe) über dem Buchstaben, oder einfach, indem man ihn doppelt schreibt. Das Wort kuuki (Luft) zum Beispiel hat ein langes u und kann in unserer Schrift entweder kūki, kûki oder kuuki geschrieben werden. Je nach Gewohnheit. Auf keinen Fall aber sollte man es kuki schreiben, denn dann würde das u kurz gesprochen, und es würde ein völlig anderes Wort daraus – kuki bedeutet „Stängel“.

Viele Leute schütteln den Kopf, wenn sie solche Erklärungen hören, und sagen: „Wie soll ich eine Sprache lernen, bei der so ähnlich klingende Wörter so unterschiedliche Bedeutungen haben?“ Aber im Deutschen ist das keinen Deut besser. Bei uns gibt es zum Beispiel die Wörter „Wahl“, „Wal“ und „Wall“. Dass man „Wahl“ lang sprechen soll, sieht man an dem „h“, aber wie ist das bei „Wal“?. Beide Wörter haben die gleiche Aussprache, leicht unterschiedliche Schreibweise und völlig unterschiedliche Bedeutung. Und dass man das a von „Wall“ kurz sprechen soll, erkennt man nicht an dem Vokal selber, sondern an den Buchstaben, die nachfolgen – ein hochkompliziertes System. Jedem Ausländer, der dahinter steigt, sollte man einen Orden verleihen.

Allerdings gibt es bei den Längungen auch im Japanischen noch etwas Wichtiges zu beachten. Nicht alle langen Vokale werden einfach durch eine Verdoppelung wiedergegeben. Manche werden auch etwas abweichend geschrieben.

â aa
î ii
û uu
ê ei (in manchen Wörtern ee)
ô ou (in manchen Wörtern oo)

Mit anderen Worten: Das Wort bushidô („Weg des Kriegers“) besteht aus den Silben bu-shi-do-u. Auch das Längungs-U ist eine eigene Silbe. Trotzdem wird das Wort nicht „bushido-u“ ausgesprochen. Dasselbe gilt für die bekannten Wörter sensei und geisha. In beiden Fällen ist das, was man ei schreibt, nur ein langes ê. Aussprachen wie „sensai“ und „gaisha“ hört man nur aus dem Mund von Leuten, die kein Japanisch können. Die korrekte Aussprache ist „sensê“ und „gêsha“.

Immer, wenn man Japanisch mit lateinischen Buchstaben schreibt, darf man nicht vergessen, dass man sich damit nur einer Umschrift bedient. Die heute international gebräuchliche Umschrift (Transkription) des Japanischen geht auf den amerikanischen Augenarzt und Missionar J. C. Hepburn zurück, der im 19. Jahrhundert ein frühes Japanisch-Englisches Wörterbuch herausgab. Das Grundprinzip seiner Umschrift ist schnell erklärt: Die Vokale werden nach dem Vorbild der lateinischen Sprache geschrieben, die Konsonanten nach der englischen Sprache.

Schauen wir uns die Laute der Reihe nach an. Das ist etwas mühsam, verhilft uns aber zu besserem Hörverständnis und bewahrt uns – falls wir doch einmal selbst etwas sagen – vor peinlichen Fehlern. a ist ein kurzes a wie im deutschen „Bann“

â ist die lange Variante wie im deutschen „Bahn“

i ist ein normales, kurzes i wie im deutschen „Wind“

î ist die lange Variante wie im deutschen „Spîl“, äh, „Spiel“

u ist kurz und wird mit weniger Lippenrundung ausgesprochen als im Deutschen,

ähnelt etwas dem u im sächsischen „nu“

û ist die lange Variante davon e ist ein kurzes, offenes e wie im deutschen „Herr“

ê ist die lange Variante wie im deutschen „mehr“

o ist ein kurzes, offenes o wie im deutschen „oft“

ô ist die lange Variante wie im deutschen „Ohr“

Bei manchen Wörtern kommt es vor, dass kurze Vokale verschluckt werden und kaum hörbar sind. Besonders häufig geschieht es bei i und u, den beiden schwächsten Vokalen der japanischen Sprache, vor allem in bestimmten Endungen. Zum Beispiel wird die Endung -masu eher „mas“ gesprochen. Das Verb wakarimasu („verstehen, ich verstehe“) klingt wie „wakarimas“. In der Vergangenheitsform auf -mashita wird das i verschluckt, und wakarimashita („ich habe verstanden“) spricht sich daher wie „wakarimashta“. Wenn man die Wörter zwei, drei Mal gehört hat, hat man sich schnell daran gewöhnt.

Sate, mondai desu:

2. Wie kann man das Wort doubutsu („Tier“) noch schreiben?

a. dobutsu b. dûbutsu c. dôbutsu

Konsonanten (Mitlaute)

k ist ein normales deutsches k wie in „Kasten“

g ist ein normales deutsches g wie in „Geld“, wird aber in der Mitte eines Wortes leicht nasaliert. Das Wort nagai („lang“) wird daher etwa wie „nangai“ ausgesprochen.

s ist immer stimmlos, auch vor einem Vokal, wie das deutsche ß in „Straße“ (nicht stimmhaft wie in „Hase“!). Die kleinen Bäumchen werden also wie „bonßai“ ausgesprochen.

sh ist ähnlich wie das deutsche sch in „Schirm“ oder das englische sh in „shelf“, klingt aber etwas leichter, dünner, weil die Zunge dabei näher am Gaumen ist.

z ist kein deutsches z, sondern ein stimmhaftes s wie in „Sonne“. Süddeutsche (wie ich) haben mit diesem Laut am Anfang große Schwierigkeiten, weil es in Süddeutschland und auch in Österreich kein stimmhaftes s gibt – aber für den Anfang reicht es ja, es zu verstehen …

j ist völlig identisch mit dem weichen englischen j in „job“ oder „Jack“. In der deutschen Sprache gibt es diesen Laut nicht. Bitte nicht wie ein deutsches j aussprechen! Die Wörter ninja oder jûdô werden auf Deutsch regelmäßig falsch ausgesprochen.

t ist ein normales deutsches t wie in „Tasse“

d ist ein normales deutsches d wie in „Dach“

ch ist ein deutsches tsch wie in dem deutschen Wörtchen „tschüss“ oder einfach ein englisches ch wie in „children“

ts ist wie ein deutsches z in „Maschendrahtzaun“

n ist in den meisten Wörtern ein ganz normales deutsches n wie in „Nacht“. In bestimmten Fällen aber verhält es sich seltsam. Vor b, p und m wird es wie m ausgesprochen, so dass der Zuruf kanpai („Prost!“) wie „kampai“ klingt und der Anime-Titel Ranma wie „Ramma“. Das ist eine sogenannte Lauterleichterung – beim schnellen Sprechen lässt sich „mp“ besser aussprechen als „np“, weil die Lippen bei m und p in der gleichen Stellung sind. Auch eine Möglichkeit, Energie zu sparen … Vor g und k wird n zu ng, wieder eine leicht nachvollziehbare Folge der Lauterleichterung. Damit spricht sich das bekannte Wort Manga eben nicht „Man-ga“, sondern „Mang-ga“. Verwirrt? Gut. Es kommt nämlich noch besser: Manchmal wird n sogar wie ein y ausgesprochen. Wer sich noch an die Ausführungen zum japanischen Silbensystem erinnert, weiß, dass es auch die einzelne Silbe n gibt. Wenn nun diese einzelne Silbe n vor einem Vokal steht, dann wird sie zu einem Schleiflaut, der fast wie ein Ypsilon klingt. Man hebt das auch im Schriftbild hervor, indem man nach dem einzelnen n einen Apostroph setzt und es damit abgrenzt. Das Wort ten’in bedeutet „Verkäufer(in)“ und ist ein ausgezeichnetes Beispiel. Hieße das Wort „tenin“, dann wären es drei Silben, nämlich te-ni-n. So aber sind es vier, und zwar te-n-i-n. Und das macht einen deutlichen Unterschied in der Aussprache. Das einzelne n vor einem Vokal wird, wie gesagt, zu einer Art Ypsilon verschliffen, und das Wort spricht sich damit ungefähr „tengyin“ mit einem ganz leichten ng-Laut dazwischen. So ist es auch zu erklären, warum die japanische Währung in der ganzen Welt als „Yen“ bekannt ist, obwohl sie in Japan eigentlich nur en heißt. In bestimmten Verbindungen wie sen’en („tausend Yen“) klingt plötzlich ein y-Laut an. Die Aussprache lautet etwa „sengyen“, und daher kommt die Annahme außerhalb Japans, die Währung hieße „Yen“.

m macht keine Probleme und ist das deutsche m wie in „Männer“ oder „Memmen“.

h wird immer als h gesprochen, nie zur Dehnung verwendet. Der Frauenname Miho zum Beispiel heißt „Mi-ho“, nicht etwa „Mii-o“. Vor i klingt h eher wie ein helles deutsches ch, etwa wie in „China“.

f ist ein Mittelding zwischen dem deutschen h und dem f, ein Luftstrom zwischen den flach aufeinandergelegten Lippen.

b ist identisch mit dem deutschen b wie in „Bär“.

p ist ein normales deutsches p wie in „Panda“.

y entspricht dem deutschen y oder j in „Yacht“ oder „Jahr“.

r hat mit dem deutschen r nichts zu tun und mit dem deutschen l nur wenig. Am ehesten gleicht der Laut dem d. Überrascht? Ein d entsteht ja, wenn man mit der Zungenspitze die Stelle gleich hinter den oberen Zähnen leicht anschlägt. Geht man mit der Zunge noch weiter zurück an den Gaumen (nicht verschlucken!) und schlägt etwas heftiger, bekommt man den japanischen r-Laut – eine Art schnappendes l. Anfangs ist es daher nicht leicht, beim Hören zum Beispiel ein da von einem ra zu unterscheiden.

w entspricht dem schönen englischen w, wie etwa in „woman“. Bitte nicht wie ein deutsches „w“ mit den oberen Schneidezähnen auf der Unterlippe aussprechen!

Die letzte wichtige Besonderheit der japanischen Aussprache sind die langen Konsonanten oder Doppelkonsonanten. So nennt man Konsonanten, bei denen man bei der Aussprache kurz stockt und erst dann weiterspricht. Die nördlichste der vier Hauptinseln Japans heißt Hokkaidô, und wird „Ho-(Pause)-kaidoo“ ausgesprochen. Zwei Konsonanten in der Umschrift zu haben, bedeutet also etwas anderes als im Deutschen. Es zeigt an, dass eine winzige Pause eingefügt wird, während der man den Laut in der Schwebe hält, ehe man ihn ausspricht. Etwas ähnliches gibt es auch in europäischen Sprachen. Wer in der Pizzeria die italienische Bedienung beim Aussprechen von „Spaghetti“ belauscht, hört dasselbe Phänomen wie im Japanischen. Die Italiener sagen nicht einfach „Spageti“, sondern sie bringen Rhythmus ins Spiel mit „Spage-(Pause)-ti“. Auch in der deutschen Sprache gibt es dieses Phänomen, sofern sie von Schweizern gesprochen wird.

Man sieht: Obwohl r der einzige Laut ist, der uns echte Schwierigkeiten bereitet, kann man am Anfang bei der Aussprache des Japanischen einiges falsch machen. Ein gutes Beispiel ist der berühmte „Zen-Buddhismus“, der von deutschen Esoterik-Freaks gerne mit geheimnisvoll rollenden Augen „Tsehn“ ausgesprochen wird, in Wirklichkeit aber eher wie „Senn“ klingt, mit einem stimmhaften s am Anfang und einem kurzen e in der Mitte.

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Übrigens: Leider ist in Japan neben der Hepburn-Umschrift noch eine andere Transkriptionsform gebräuchlich. Man stolpert also manchmal über Abweichungen. Wenn an einem Film zum Beispiel eine Frau „Takashima Natsuko“ mitgewirkt hat, könnte ihr Name irgendwo als „Takasima Natuko“ wiedergegeben werden – von solchen Kleinigkeiten sollte man sich nicht irritieren lassen.

Über Aussprache zu lesen, ist wie Trockenschwimmen. Wenn man eine Weile aufmerksam den japanischen Stimmen der Animes gelauscht und sich dabei meine unwürdigen Ausführungen ins Gedächtnis gerufen hat, gewöhnt man sich sehr schnell an die kleinen Besonderheiten.

Sate, mondai desu:

3. Wie spricht man das Wort senpai („Schüler einer höheren Klasse“) aus?

a. sengpai b. sempai c. senpai

4. Feststehende Wendungen

Ich und du, Müllers Kuh

In den europäischen Sprachen gibt es normalerweise genau ein Wort für „ich“, ein Wort für „du“, eines für „Sie“ und so weiter. Die Japaner aber erlauben sich den Luxus, eine ganze Menge Begriffe dafür zu haben. Man kann beispielsweise von sich selbst sprechen und dabei bescheiden, höflich, neutral, vertraut oder ruppig wirken – und ob der Sprecher ein Mann oder eine Frau ist, schimmert bisweilen ebenfalls durch. Werfen wir einen Blick auf die gebräuchlichsten Bezeichnungen für „ich“:

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Watashi ist das neutralste Wort. Darin schweben keine besonderen Bedeutungen mit. Laut Lehrbuch sagen sowohl Männer als auch Frauen gerne watashi. Das ist richtig, aber in der Realität wird es viel häufiger von Frauen verwendet. Für Männer bieten sich zahlreiche Alternativen an. Dazu weiter unten mehr.

Atashi ist eine Variante von watashi, ausschließlich für Frauen. Atashi wirkt ganz besonders naiv, niedlich oder auch erotisch, je nachdem, was der Anime-Autor unter Weiblichkeit versteht …

Watakushi ist ein sehr bescheidenes Wort und passt gut zu formellen Anlässen. Immer dann, wenn die Japaner jemandem besonders höflich, reserviert oder unterwürfig gegenübertreten, verwenden sie watakushi.

Boku wird normalerweise von Männern verwendet, auch schon von kleinen Jungen. Eigentlich gehört boku eher in den Familien- und Freundeskreis, aber viele Männer verwenden es in allen Lebenslagen. In seltenen Fällen hört man auch mal kleine Mädchen boku sagen, was dann darauf hindeutet, dass die Betreffende sich selbst eher als Junge fühlt (oder noch zu jung ist, um den Unterschied zu kapieren).

Ore ist viel ruppiger als boku. Männer demonstrieren damit eine gewisse Coolness und ein starkes Selbstvertrauen. Während boku noch etwas Kindliches anhaften kann, ist ore ganz und gar auf den erwachsenen Mann gemünzt. Für raue Burschen, einsame Streiter oder finstere Gangster kommt natürlich nur ore in Frage.

Wenn jemand washi benutzt, diese veraltete Form von watashi, ist es meist ein weißhaariger Greis. Diese schon bei den Samurai übliche Bezeichnung symbolisiert heute meist hohes Alter und wird nur von Männern gebraucht.

All diese Konventionen sind ein gefundenes Fressen für scharfsinnige Anime- Texter und erlauben viele interessante Nuancen, die in der deutschen Übersetzung zwangsläufig verloren gehen: Der schwächliche Grünschnabel, der sich ore nennt, versucht damit verzweifelt, erwachsen zu wirken, und der Bandit, der boku verwendet, würde sich vielleicht lieber zu Hause von der Mutter bekochen lassen als mit der Knarre in der Hand unschuldige Menschen zu bedrohen …

Bezieht der Sprecher noch andere Leute mit ein, steht ihm wiederum ein ganzes Arsenal an Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Für die Mehrzahlform von Personen verwendet man gewöhnlich die Endung -tachi. Dadurch entstehen die Wörter:

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Alle diese Begriffe bedeuten „wir“. Die oben genannten Unterschiede bleiben natürlich bestehen.

Nehmen wir an, die brävsten Schüler einer Klasse würden dem Lehrer ein gemeinsames Weihnachtsgeschenk übergeben – falls der Sprecher ein Junge ist, würde er mit stolzgeschwellter Brust verkünden, dass boku-tachi ihre Spardosen geknackt haben, um dem verehrten sensei eine Freude zu machen. Ein Mädchen würde stattdessen von watashi-tachi oder atashitachi reden – und den Blick beschämt gen Boden senken. Der Streber der Klasse wird seine Ehrerbietung dem Lehrer gegenüber verdeutlichen, indem er von sich und den anderen artig als watakushi-tachi spricht. Die aufmüpfigen Kerle aus der letzten Reihe werden sich damit herauszureden versuchen, dass ore-tachi viel zu wenig Taschengeld bekommen, um davon auch noch etwas für den ohnehin viel zu gut bezahlten Pauker abzuzwacken.

Neben der Endung -tachi gibt es noch die ältere Endung -ra, die heute noch oft in der Umgangssprache zu hören ist. Watashi-ra, boku-ra und ore-ra sind in Gebrauch, doch für das formelle und bescheidene watakushi verwendet man in der Mehrzahl lieber die wohlklingende Endung -domo und spricht von watakushi-domo, was dann wunderbar gespreizt anmutet.

Aber damit noch nicht genug. Die feinfühligen Japaner kennen noch andere Wörter für „wir“, für ganz besondere Fälle:

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Wenn die Rede von „wir zu Hause“, „unsere Familie“ ist, verwendet man den Begriff uchi. Das bedeutet ursprünglich „Haus“. Ein erfreulicher Satz wie „Bei uns in der Familie sind alle Manga-Fans“ würde das Wort uchi enthalten: Uchi wa minna manga-fan desu.

Die Wörter wareware oder ware-ra bezeichnen meist eine größere, allgemeinere Gruppe von Menschen, der man sich zugehörig fühlt, zum Beispiel „wir Österreicher“ oder „wir Frauen“. Denken wir uns den Angehörigen einer Organisation, der in der Kneipe beim Bier einem Kumpel von den Aktivitäten dieser Organisation erzählt. Verwendet er watashi-tachi, boku- tachi oder ore-tachi, so meint er eher die beiden Anwesenden, sich und den Freund; spricht er dagegen von wareware, weist er damit auf seine Gruppe, seine Organisation hin.

Auch für die Anrede des Gesprächspartners gibt es viel mehr Möglichkeiten als nur „du“ und „Sie“:

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Anata wird heute allgemein im Sinne von „du“ oder „Sie“ verwendet. Allerdings wird man nur selten hören, dass ein Untergebener seinen Vorgesetzten mit anata anredet. Auch wenn jüngere Leute ältere Menschen so ansprechen, gilt es als unhöflich. Anata setzt eine gewisse Vertrautheit oder Vertraulichkeit voraus. Kein Wunder: Ursprünglich war anata mal ein Kosewort, mit dem sich Liebende ansprachen …

Am höflichsten ist es witzigerweise, wenn man gar keine dieser Anredeformen verwendet, sondern statt dessen den Namen des Angesprochenen ins Spiel bringt. Herrn oder Frau Suzuki würde man auch mitten im Satz einfach mit Suzuki-san anreden, im Stile von „Möchte Suzuki-san etwas essen?“, anstatt zu sagen: „Möchten Sie etwas essen?“ Die älteren unter uns kennen das aus Karl May-Filmen: „Reitet Winnetous Bruder mit seinem roten Bruder zusammen?“

Eine etwas barsche Variante von anata ist anta, was unter anderem meckernde, zeternde Ehefrauen allzu oft benutzen …

Kimi entspricht eher dem deutschen „du“ und setzt eine besondere Vertrautheit voraus, wie etwa bei Freunden. Doch auch Höhergestellte verwenden es Niedrigergestellten gegenüber. Erwachsene sprechen Kinder gerne mit kimi an, und auch die Lehrer an der Schule oder die Professoren an der Uni reden so ihre Schüler und Studenten an. Mit anderen Worten: kimi wird immer dann gebraucht, wenn Höflichkeit nicht vonnöten ist. Unter Verliebten kann kimi sehr zärtlich und intim klingen.

O-mae wirkt dagegen ziemlich unfreundlich und heftig. Man könnte es mit „du da“ übersetzen. Dieses Wort verwendet man eher, wenn man Streit sucht oder jemanden herabsetzen möchte. Unter Männern, die einen rauen Umgangston schätzen, kann o-mae natürlich auch freundlichverschmitzt gemeint sein, und oft wird es auch neckisch gebraucht und ist nicht wirklich böse gemeint. „O-mae wakatte nai ne“ – „du Döskopf hast echt keinen blassen Schimmer“.

Bei kisama und temee kann man allerdings davon ausgehen, dass es meistens so gemeint ist, wie es für japanische Ohren klingt, nämlich beleidigend und zornig. Vorwiegend Männer werfen sich diese Worte an den Kopf, bevor sie aufeinander losgehen und sich verkloppen. Wer solche Begriffe benutzen will, sollte sich vorher genau überlegen, was er tut. Die japanische Sprache kennt viel weniger Schimpfwörter als die deutsche, und kisama und temee enthalten daher die geballte Schlagkraft der zärtlichen deutschen Ausdrücke „du Vollidiot“ oder „du Trottel“.

Onore ist ein altes, seltener gewordenes Wort für kisama, aber deswegen nicht weniger heftig.

Natürlich gibt es auch von all diesen eigene Mehrzahlformen. Am gebräuchlichsten sind anata-tachi, anta-tachi, kimi-tachi und o-mae-tachi, und auch o-mae-ra kann man häufig hören. Wer sich gleich mit einer ganzen Clique anlegen will, sollte sich schon mal das Wort temee-ra zurecht legen …

Sate, mondai desu:

4. Welches dieser Wörter für „ich“ verwenden nur Frauen?

a. ore b. boku c. atashi

5. Welches dieser Wörter bedeutet „wir zu Hause“ oder „unsere Familie“?

a. uchi b. ware-ra c. boku-tachi

6. Welches dieser Wörter für „du/Sie“ ist am wenigsten höflich?

a. o-mae b. kimi c. anata

Entschuldigen Sie, mein Herr, sind Sie eine Dame?

Den japanischen Begriffen für „Herr“ X und „Frau“ Y sieht man meist nicht an, ob sich hinter den Angesprochenen Männlein oder Weiblein verbergen. Für beide Geschlechter verwendet man oft dieselben Anredeformen – sehr praktisch bei Personen, denen man das Geschlecht nicht auf den ersten Blick ansieht …

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Immer richtig und deshalb auch sehr häufig zu hören, ist das Anhängsel -san am Namen des Betreffenden. Ob Herr oder Frau Tanaka gemeint ist, wenn jemand von Tanaka-san spricht, entzieht sich, wie gesagt, unserer Kenntnis. Außerdem dürfen wir nicht voreilig schließen, dass der Sprecher auch auf Deutsch von „Herr“ oder „Frau“ Tanaka reden würde. Es wäre gut möglich, dass der Sprecher mit Tanaka befreundet ist.

Nehmen wir an, Tanaka ist ein Mann und heißt mit Vornamen Keisuke. In Deutschland würde man unter Freunden eher von „Keisuke“ sprechen („lange nicht gesehen, Keisuke, altes Haus!“). In Japan dagegen wird der Vorname unter erwachsenen Menschen kaum verwendet, und Tanaka-san ist die übliche Bezeichnung („immer noch der alte Fettwanst, Herr Tanaka!“). Auch Schüler werden in Japan mit ihren Nachnamen aufgerufen, sogar in den niedrigeren Klassen. Nur im Kindergarten herrschen die Vornamen vor.

-sama-sanTanaka-samakami-sama