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DR. LENELOTTE MÖLLER
studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie unterrichtet am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis.
Im marixverlag sind von ihr u.a. folgende Übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius’ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios’ Der Aufstieg Roms und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

Zum Buch

GAIUS SUETONIUS TRANQUILLUS

wurde um 70 n. Chr. westlich von Karthago geboren.

Er entstammte dem römischen Ritterstand und erhielt eine standesgemäße Ausbildung. Unter Kaiser Trajan trat Sueton in den Verwaltungsdienst ein. Zu seinen Mentoren gehörte Plinius der Jüngere, der maßgeblichen Einfluss auf Suetons Karriere am Kaiserhof hatte.

Suetons Laufbahn nahm jedoch ein jähes Ende, als er unter Kaiser Hadrian in eine Hofintrige verwickelt wurde und er sich fortan nur noch der Schriftstellerei widmete. Die Kaiserbiographien sind sein bekanntestes Werk. Sueton starb vermutlich nach 122 n. Chr.

„Sueton schrieb mit der gleichen Ungehemmtheit,
mit der die Caesaren lebten.“

Hieronymus

Den Kern der überlieferten Teile der Lebensbeschreibungen des römischen Historikers Sueton (1./2. Jh. n. Chr.) bilden die Biographien der fünf Herrscher Augustus, Tiberius, Gaius, Claudius und Nero. Sein Werk stellt einerseits eine wichtige historische Quelle dar, bediente aber mit seinen Anekdoten auf der anderen Seite auch ausführlich das Unterhaltungsbedürfnis der Leser. Jede Lebensbeschreibung stellt eine für sich abgeschlossene Einheit dar, weshalb Suetons Darstellungen auch für Einzeldarstellungen späterer Jahrhunderte zum Vorbild wurden.

Sueton

Die Kaiser der julisch-claudischen Dynastie

Sueton

Die Kaiser der
julisch-claudischen
Dynastie

Übersetzt und eingeleitet
von Lenelotte Möller

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013

ISBN: 978-3-8438-0386-1

www.marixverlag.de

Inhalt

Einleitung

Kaiserviten

Augustus

Tiberius

C. Caligula

Claudius

Nero

Literaturverzeichnis

Einleitung

Gaius Suetonius Tranquillus – das u im Familiennamen Sueton wird wie ein w gesprochen – wurde um 70 n. Chr., möglicherweise in Hippo Regius (Nordafrika) geboren. Er war Sohn des Ritters Suetonius Laetus, der als Militärtribun unter Kaiser Otho diente. Gaius selbst war Militärtribun der XIII. Legion und erhielt in Rom die klassische Ausbildung zum Anwalt. Seine Karriere förderten sein Freund Plinius der Jüngere, mit dem er, als dieser unter Kaiser Trajan Statthalter wurde, in die Provinz Pontos-Bithynien ging. Unter demselben Kaiser begann aber auch Suetons Karriere bei Hofe, indem er zunächst das Amt a studiis erhielt und den Kaiser mit Fachwissen zu versorgen hatte (ähnlich dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages), dann mit dem Titel a bibliothecis die Aufsicht über die öffentlichen Bibliotheken in Rom. Wohl ab dem Jahr 118 war er ab epistulis (Sekretariatsleiter) Kaiser Hadrians und besaß insofern Zugriff auf ein unvorstellbares Archiv, was vor allem in seinen Lebensbeschreibungen der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie deutlich wird. Auch religiöse Ämter übernahm Sueton, er war flamen sacerdotalis und pontifex Volcanalis in Ostia. Zu seinen Freunden und Förderern gehörte auch der Prätorianerpräfekt Septicius Clarus. Zusammen mit diesem wurde er 121/22 von Kaiser Hadrian entlassen, als Grund wurde schlechtes Benehmen gegen Hadrians Gemahlin Sabina angeführt.

Von da an bis zu seinem Tod, dessen Jahr unbekannt ist, führte er wohl das Leben eines Privatgelehrten und entfaltete noch einmal eine reiche literarische Tätigkeit. Sein am besten erhaltenes Werk sind die Kaiserbiographien, Lebensbeschreibungen von Julius Caesar bis Domitian, von denen fast nur der Anfang der Caesar-Vita und die Widmung an seinen Freund Septicius Clarus verlorengegangen ist. Aber Sueton verfasste auch Biographien von Dichtern, Rednern, Grammatikern, die jedoch nur in einigen wenigen Auszügen erhalten sind. Umstritten ist die Zuschreibung des Sammelwerkes Pratum, in dem gelehrte Geschichten und Anekdoten zusammengetragen waren, die wohl besonders der Unterhaltung des zeitgenössischen Lesepublikums gedient haben mögen. Davon sind nur Fragmente erhalten.

Die etwa 150 Jahre römischer Kaisergeschichte, die er überblickte, deutete Sueton im Wesentlichen als Folge zweier Dynastien, von ihrem Beginn bis zu ihrem Ende, d.h. von Augustus bis Nero und von Vespasian bis Domitian, jeweils einen – vor allem moralischen – Abstieg vollzogen. Suetons Darstellung hatte einen großen Einfluss auf das Bild, das sich spätere Jahrhunderte von den beschriebenen Kaisern machten, aber nicht nur der Inhalt wirkte nach, sondern auch seine Darstellungsprinzipien, so z.B. auf die spätantike Historia Augusta und Einhards Vita Karls d. Gr. im Mittelalter. Seine Neigung zu Klatsch- und Skandalberichten brachte ihm Kritik und lange Zeit Geringschätzung seines Werkes ein, die jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts relativiert wurde.

Kaiserviten

Augustus

(1) Dass die Familie der Octavier einst eine besondere in Velitrae war, darauf weist vieles hin. Denn schon früh wurde ein Viertel im berühmtesten Teil des Städtchens das »octavische« genannt, und dort wurde ein Altar gezeigt, der von einem Octavius geweiht worden war. Als dieser nämlich als Anführer in einem Krieg mit benachbarten Staaten gerade vor Mars die heiligen Handlungen vollziehen wollte, wurde ein plötzlicher Einfall der Feinde gemeldet, und er zerschnitt die halb roh vom Herd gerissenen Opferteile. So in den Krieg aufgebrochen, kehrte er als Sieger zurück. Auch bestand ein öffentlicher Beschluss, dass man sorgfältig darauf achte, dass zukünftig auf ähnliche Weise dem Mars die Eingeweide der Opfertiere dargebracht und die übrigen Teile den Octaviern gegeben würden.

(2) Diese Familie, von König Tarquinius Priscus unter den geringeren Geschlechtern in den Senat aufgenommen, wurde bald von Servius Tullius unter die Patrizier eingereiht, zog sich aber mit der Zeit wieder in die Reihen der Plebejer zurück, um wieder nach einer langen Zeit durch Iulius Caesar zu Patriziern zu werden. Als Erster von ihr erhielt C. Rufus durch Volkswahl ein Amt. 2 Dieser zeugte nach seiner Quästur die Söhne Gnaeus und Gaius, von welchen zwei verschiedene Linien der Familie der Octavier abstammen, indem nämlich Gnaeus und schließlich sämtliche von ihm Abstammenden die höchsten Ämter innehatten. Gaius aber und seine Nachkommen blieben, sei es durch Schicksal, sei es aus Absicht, im Ritterstand bis zum Vater des Augustus. Augustus’ Urgroßvater leistete Kriegsdienst im Zweiten Punischen Krieg als Militärtribun in Sizilien unter dem Kommando von Aemilius Papus. Sein Großvater gab sich mit Munizipalämtern zufrieden und wurde mit überreicher väterlicher Erbschaft in höchster Ruhe alt. Doch davon schreiben andere. 3 Augustus selbst schreibt daher nicht mehr, als dass er aus einer Familie des Ritterstandes stamme, dabei aber einer alten und reichen, in welcher sein Vater der erste Senator war. M. Antonius behauptet, dass er einen Freigelassen zum Urgroßvater hatte aus dem Gau Thurinus, der Großvater sei Geldwechsler gewesen. Und nichts Weiteres kann über die Vorfahren des Augustus väterlicherseits herausgefunden werden.

(3) Sein Vater C. Octavius war von frühestem Alter an wohlhabend und allgemein sehr angesehen, sodass ich mich allerdings wundere, dass er von einigen als Geldwechsler bzw. als Stimmenhändler auf dem Marsfeld bezeichnet wird. Denn mit großen Reichtümern ausgestattet, erlangte er leicht Ämter und führte sie hervorragend aus. Nach der Prätur erloste er die Provinz Makedonien und machte unterwegs Flüchtige, eine übriggebliebene Schar von Spartacus und Catilina, nieder, die das Gebiet Thuringum besetzt hatten, da ihm vom Senat dieser außerordentliche Auftrag erteilt worden war. 2 Der Provinz stand er nicht weniger mit Gerechtigkeit als mit Tapferkeit vor, denn nachdem er die Besser und Thraker in einer großen Schlacht zerstreut hatte, behandelte er die Bundesgenossen so, wie es die Briefe M. Ciceros enthalten, in welchen dieser seinen Bruder Quintus (Ad Quintum fratrem 1,1,21; 2,7), der zur selben Zeit mit unglücklichem Ruf als Prokonsul Asien verwaltete, ermunterte und ermahnte, seinen Nachbarn Octavius bei der Behandlung von Bundesgenossen nachzuahmen.

(4) Als er von Makedonien zurückkehrte, starb er eines plötzlichen Todes, noch bevor er sich um das Konsulat bewerben konnte, indem er folgende Kinder hinterließ: die ältere Octavia, die er von Ancharia hatte, und die jüngere Octavia sowie Augustus, welche beiden er von Atia hatte. Atia war die Tochter von M. Atius Balbus und Iulia, der Schwester des C. Caesar. Balbus stammte väterlicherseits aus der Familie der Aricier, die auf viele senatorische Ahnenbilder verweisen kann, mütterlicherseits ist er engstens verwandt mit M. Pompeius, und nachdem er die Prätur bekleidet hatte, verteilte er als einer der Zwanzigmänner Ackerland in Kampanien gemäß der lex Iulia. 2 Antonius selbst aber, der Augustus wegen dessen mütterlichen Herkunft verachtete, warf ihm vor, dass sein Urgroßvater afrikanischer Abstammung gewesen sei und mal einen Salbenhandel, mal das Müllerhandwerk betrieben habe. Cassius von Parma aber schätzte Augustus in einem Brief nicht nur als Enkel eines Müllers, sondern auch eines Geldwechslers so ein: »Du hast Mehl aus der ärmlichsten Mühle von Aricia zur Mutter; dieses formte mit den vom Münzenzählen beschmutzten Händen der nerulische Geldwechsler.«

(5) Geboren wurde Augustus im Konsulat M. Tullius Ciceros und C. Antonius’ (63 v.Chr.), am 23. September kurz vor Sonnenaufgang in der Gegend des Palatin, die »Bei den Stierköpfen« genannt wird, wo er jetzt ein Heiligtum besitzt, das einige Zeit nach seinem Tod errichtet wurde. Denn wie es in den Senatsakten enthalten ist, verwies C. Laetorius, ein junger Mann von patrizischer Abstammung, angesichts des ziemlich schweren Vorwurfs des Ehebruchs außer auf sein Alter und auf seine Herkunft bei den Senatoren auch darauf, dass er der Besitzer des Bodens sei, den der vergöttlichte Augustus, als er gerade geboren war, zuerst berührte, und er bat, dass ihm gleichsam aufgrund der ihm gehörenden besonderen Gottheit [das Leben] geschenkt werde, und man beschloss, dass dieser Teil des Hauses zum Heiligtum gemacht werde.

(6) Der Ort, an dem er aufgezogen wurde, wird gezeigt auf dem Landgut zu Velitrae, sehr bescheiden und so groß wie eine Vorratskammer. In der Nachbarschaft hält sich die Meinung, dass er dort auch geboren sei. Dort hineinzugehen außer in notwendigen Fällen und mit Ehrfurcht gilt als Frevel, da man die alte Meinung angenommen hat, dass denen, die leichtfertig hineingehen, Schrecken und Furcht eingejagt werden. Und dies wurde bald bestätigt. Denn als der neue Besitzer des Landhauses, sei es durch Zufall, sei es, um das Bett auszuprobieren, sich dort hineinbegab, geschah es, dass er nach wenigen Stunden in der Nacht, aufgeschreckt durch eine plötzlich auftretende und unsichtbare Kraft, von dort hinausgeworfen wurde und fast halb tot mitsamt dem Bett vor der Tür aufgefunden wurde.

(7) Als Kind wurde ihm der Beiname Thurinus gegeben in Erinnerung an den Ursprung seiner Vorfahren oder weil Octavius, der Vater des Neugeborenen in der Region Thurii gegen die Flüchtigen so erfolgreich gekämpft hat. Dass er den Beinamen Thurinus erhalten hat, kann ich mit hinreichender Sicherheit überliefern, da ich ein altes Jugendbildnis aus Erz von ihm erhalten habe, das mit ehernen und fast schon verblassten Buchstaben mit diesem Namen beschriftet ist. Dieses habe ich als Geschenk dem Kaiser gegeben, und es wird unter den Laren seines Gemachs verehrt. Aber auch von M. Antonius wurde er als Beleidigung in Briefen oft Thurinus genannt, und er selbst schreibt, dass er sich nur wundere, dass ihm sein früherer Name zum Vorwurf gemacht werde. 2 Später nahm er den Namen Gaius Caesar und dann den Beinamen Augustus an, den einen aufgrund des Testaments des Großonkels, den anderen aufgrund des Antrags des Munatius Plancus; und während einige sogar dachten, er sollte Romulus heißen, da er gleichsam selbst der neue Gründer der Stadt sei, überwog doch die Ansicht, dass er besser Augustus genannt werde mit einem nicht nur neuen, sondern auch größeren Namen, weil die heiligen Orte, an welchen die Auguren bestimmt haben, was geweiht würde, augusta (erhaben) genannt wurden, entweder aufgrund ihrer Erhöhung oder nach dem Fressen und Verhalten der Vögel, wie uns auch Ennius lehrt, wenn er schreibt (Ennius, Annales 502):

Augusto augurio postquam incluta condita Roma est, … Nachdem das erhabene Rom mit erhabenem Augurium gegründet war,…

(8) Als Vierjähriger verlor er seinen Vater. Im zwölften Lebensjahr ehrte er seine verstorbene Großmutter mit einer öffentlichen Rede. Nachdem er mit 14 Jahren die Männertoga erhalten hatte, wurde er beim Triumph Caesars über Afrika mit militärischen Ehren bedacht, obgleich er aufgrund seines Alters nicht am Krieg teilgenommen hatte. Als bald danach der Onkel nach Hispanien gegen die Söhne des Cn. Pompeius aufbrach, folgte er ihm, kaum von einer schweren Krankheit genesen, auf einem durch Feinde gefährlichen Weg mit nur sehr wenigen Begleitern und erlitt sogar Schiffbruch. Er machte sich durch großen Einsatz verdient, und er zeigte außer großer Energie auf dem Marsch auch schnell eine gute Anlage seines Charakters. 2 Nachdem Caesar Hispanien wiedergewonnen hatte, plante er, einen Feldzug gegen die Daker und von dort gegen die Parther zu unternehmen, wurde nach Apollonia vorausgeschickt und war zunächst einmal frei, sich seinen Studien zu widmen. Sobald Caesar ermordet worden war, wurde er dessen Erbe, zweifelte aber lange, ob er die nächsten Legionen herbeirufen solle, verwarf diesen Plan aber als unüberlegt und voreilig. Im Übrigen suchte er die Stadt [Rom] auf und trat das Erbe an, während seine Mutter zweifelte und sein Stiefvater Marcius Philippus, der ehemalige Konsul, entschieden abriet. 3 Und von dieser Zeit an herrschte er, nachdem er eine Armee aufgebaut hatte, zuerst mit M. Antonius und M. Lepidus, dann nur noch mit Antonius fast zwölf Jahre lang, schließlich fast 44 Jahre alleine über den Staat.

(9) Nachdem nun eine Zusammenfassung seines Lebens vorliegt, will ich die einzelnen Teile nicht chronologisch, sondern nach Aspekten darstellen, wodurch sie umso klarer gezeigt und verstanden werden können. Er führte fünf Bürgerkriege, den Mutinensischen, den Philippensischen, den Perusinischen, den Sizilischen und den von Actium, davon den ersten und den letzten gegen M. Antonius, den zweiten gegen Brutus und Cassius, den dritten gegen L. Antonius, den Bruder des Triumvirn, den vierten gegen Sextus Pompeius, den Sohn des Gnaeus.

(10) Den Ursprung und Anlass aller Kriege nahm er daher: Indem er nichts für angemessener hielt, als den Tod des Onkels zu rächen und dessen Taten zu bewahren, eilte er sofort von Apollonia zurück und beschloss, Brutus und Cassius, die zunächst nichts ahnten, mit Gewalt, und als sie die Gefahr vorausahnten und ihr zu entfliehen suchten, mit Gesetzen anzugreifen und in Abwesenheit wegen Mordes anzuklagen. Da diejenigen, deren Pflicht es gewesen wäre, nicht wagten, Spiele für den Sieg Caesars zu veranstalten, übernahm er dies selbst. 2 Und um das Übrige umso standhafter auszuführen, erklärte er sich an der Stelle eines zufällig Verstorbenen zum Kandidaten für das Volkstribunat, obwohl er Patrizier und noch nicht einmal Senator war. Aber da sich Konsul M. Antonius seinen Versuchen widersetzte, von dem er eigentlich besondere Hilfe erwartet hatte, und weil er ihm nicht einmal das allgemeine ihm zustehende Recht ohne Absprachen und gehöriges Bestechungsgeld zubilligte, trat er auf die Seite der Optimaten, von denen er gemerkt hatte, dass jener ihnen verhasst war, am meisten aber, weil er erfuhr, dass D. Brutus Mutina belagerte, nachdem doch ihm diese Provinz von Caesar übertragen und vom Senat bestätigt worden war. Er wollte ihn mit Waffengewalt von dort vertreiben. 3 Als ihn daher einige ermunterten, stiftete er Meuchelmörder an, und nachdem das Verbrechen bekannt geworden war, fürchtete er Gefahr für sich selbst und zog Veteranen zu seiner eigenen und der res publica Sicherheit gegen die größten ihm möglichen Zahlungen zusammen. Und nachdem er ein Heer aufgebaut hatte, erhielt er den Befehl, dessen Kommando pro praetore zu übernehmen und mit Hirtius und Pansa, die das Konsulat übernommen hatten, D. Brutus zu bekämpfen, und er beendete den Krieg nach zwei Schlachten, im dritten Monat, nachdem er damit beauftragt worden war. 4 Zuerst schreibt Antonius, dass er geflohen und schließlich nach zwei Tagen ohne Feldherrenmantel und Pferd wieder aufgetaucht sei, für den folgenden steht jedenfalls fest, dass er nicht nur das Amt eines Anführers, sondern auch das eines Soldaten ausgeführt hat und in der Mitte der Schlachtgetümmels, nachdem der Feldzeichenträger seiner Legion schwer verletzt worden war, den Legionsadler auf seine Schultern nahm und lange trug.

(11) Da in diesem Krieg Hirtius in der Schlacht und Pansa kurz danach an seiner Verwundung gestorben waren, kam das Gerücht auf, dass beide durch sein Zutun getötet worden seien, sodass, nachdem Antonius geflüchtet war und die res publica beider Konsuln beraubt, er allein die Heere übernehme. Pansas Tod aber war so verdächtig, dass sein Arzt Glyco bewacht wurde, als ob er Gift in die Wunde gegeben hätte. Dazu berichtet Aquilius Niger, dass der andere Konsul Hirtius im Schlachtgetümmel von ihm (Augustus) selbst getötet worden sei.

(12) Als er aber erfuhr, dass Antonius nach seiner Flucht von M. Lepidus aufgenommen wurde und die übrigen Anführer und Heere mit seiner Seite einig waren, da ließ er die Sache der Optimaten ohne Zögern fahren und schützte als Grund seiner veränderten Meinung die Aussagen und das Verhalten einiger vor, als ob einige ihn einen Knaben genannt, andere ihm vorgeworfen hätten, er habe es nötig, geehrt und emporgehoben zu werden, und dass weder ihm noch seinen Veteranen angemessen gedankt worden sei. Und um umso mehr Reue über die frühere Haltung zu zeigen, verurteilte er die Einwohner von Nursia zu einer riesigen Geldstrafe, die sie nicht bezahlen konnten, und jagte sie aus der Stadt, weil sie nach der Schlacht bei Mutina an ein auf Staatskosten errichtetes Grabmal gefallener Bürger geschrieben hatten, dass jene für die Freiheit gestorben seien.

(13) Nachdem er mit Antonius und Lepidus ein Bündnis eingegangen war, beendete er den Philippensischen Krieg, obgleich verletzt und geschwächt, mit zwei Schlachten, in deren erster er nach der Vertreibung aus seinem Lager kaum bei Antonius’Flügel Zuflucht finden konnte. Doch er mäßigte sich im Erfolg des Sieges nicht, sondern wütete, nachdem er das Haupt Brutus’ nach Rom geschickt hatte, damit es der Statue Caesars zu Füßen gelegt werde, gegen die höchstrangigen Gefangenen mit beleidigenden Worten. 2 So soll er sogar einem, der demütig um ein Begräbnis bat, geantwortet haben, dies läge in der Macht der Vögel. Anderen, Vater und Sohn, die um ihr Leben bettelten, soll er befohlen haben, zu losen oder zu spielen, damit er einem von beiden das Leben schenke. Und er habe jeden von beiden sterben sehen, als der Sohn nach dem Tod des Vaters, der sich freiwillig geopfert hatte, sich selbst dem Tod hingab. Deswegen beschimpften ihn die Übrigen, darunter M. Favonius, jener Nachahmer Catos, als er in Ketten vorgeführt wurde, nachdem sie den Feldherrn Antonius höchst ehrenvoll gegrüßt hatten, öffentlich mit den schändlichsten Ausdrücken. 3 Als nach dem Sieg die Aufgaben verteilt waren und Antonius den Osten zur Neuordnung, Octavian aber die Veteranen, um sie nach Italien zurückzuführen und auf Ländereien in den Munizipien anzusiedeln, erhalten hatte, empfing er allerdings weder von den Veteranen noch von den Besitzern Dank, indem die einen klagten, dass sie vertrieben würden, die anderen aber, dass sie nicht gemäß ihrer Erwartung auf Belohnung behandelt würden.

(14) Zu dieser Zeit zwang er L. Antonius, der im Vertrauen auf das Konsulat, das er damals ausübte, und auf die Macht des Bruders einen Umsturz versuchte, nach Perusia zu fliehen und brachte ihn durch Aushungern zur Kapitulation, allerdings nicht ohne große Gefahren für sich selbst vor und in dem Krieg. Denn als er beim Wettspiel befahl, dass ein Mannschaftssoldat, der im Rang der Ritter saß, durch einen Ordner weggescheucht werde, wurde von seinen Gegnern das Gerücht verbreitet, dass er denselben gleich danach habe foltern und töten lassen, und es fehlte nicht viel, dass er von der zusammengelaufenen Menge aufgrund der Empörung der Soldaten getötet worden wäre. Seine Rettung war, dass der, welchen sie zu sehen verlangten, plötzlich unversehrt auftauchte, ohne dass jemand Hand an ihn gelegt hatte. Als er aber bei der Mauer Perusias opferte, wurde er fast getötet von der Hand von Gladiatoren, die einen Ausbruch aus der Stadt unternahmen.

(15) Nach der Einnahme Perusias wandte er sich gegen sehr viele und hielt denen, die versuchten, ihn um Nachsicht zu bitten oder sich zu rechtfertigen, mit einem Satz entgegen, jetzt müsse gestorben werden. Einige schreiben, dass er dreihundert ausgewählte Männer von denen, die kapituliert hatten, und zwar aus beiden Ständen, an den Iden des März zu dem für den vergöttlichten Caesar errichteten Altar habe führen und wie Tiere opfern lassen. Es gab auch welche, die überlieferten, dass er hier aufgrund einer heimlichen Vereinbarung zu den Waffen gegriffen habe, damit verborgene Feinde und diejenigen, die mehr aus Furcht denn freiwillig gehorchten, falls sich dem Anführer L. Antonius eine Möglichkeit darbot, entdeckt würden und, nachdem sie überwältigt und enteignet wären, den Veteranen die versprochene Belohnung ausgezahlt würde.

(16) Den Sizilischen Krieg begann er vor allen anderen, zog ihn aber mit häufigen Unterbrechungen sehr lange hin, einmal um die Flotten wiederherzustellen, welche er durch Unwetter bei doppeltem Schiffbruch über den Sommer hinweg verloren hatte, ein andermal, nachdem Frieden geschlossen worden war, als das Volk es so dringend forderte wegen der verschlossenen Nachschubwege und dem wachsenden Hunger; nachdem von Neuem Schiffe gebaut und mit 20 000 freigelassenen Sklaven besetzt und zu Wasser gelassen worden waren, ließ er den Iulischen Hafen bei Baiae bauen, indem er das Meer mit dem Lucriner und dem Averner See verbinden ließ. Als er dort den ganzen Winter über alle Truppen trainiert hatte, besiegte er Pompeius zwischen Mylai und Naulochos und wurde um die Stunde der Schlacht plötzlich von einem so festen Schlaf überfallen, dass er, um das Zeichen zu geben, von den Freunden geweckt werden musste. 2 Daher hat, wie ich glaube, Antonius den Stoff für den Vorwurf, dass er nicht einmal mit offenen Augen die aufgestellte Schlachtreihe hätte ansehen können, indem er nämlich zurückgeneigt, den Himmel betrachtend dumpf dagelegen habe und nicht früher aufgestanden und den Soldaten unter die Augen gekommen sei, als bis die Schiffe der Feinde vor M. Agrippa flohen. Andere klagen seine Tat und seinen Ausspruch an, dass er angesichts der im Sturm verlorenen Schiffe ausgerufen habe, dass er auch gegen Neptuns Willen den Sieg erringen werde, und am nächsten Tag der Spiele das Bild des Gottes im feierlichen Zug weggelassen habe. 3 Und nicht aus Versehen ging er in keinem anderen Krieg mehr und größere Gefahren ein. Nachdem er das Heer nach Sizilien übergesetzt hatte und zu dem auf dem Festland zurückgelassenen zurückeilte, wurde er unerwartet von Demochares und Apollophanes, zwei Generälen des Pompeius, überfallen und entkam am Ende mit größter Mühe mit einem einzigen Schiff. Als er an Lokroi vorbei zu Fuß nach Rhegion ging und vor sich Zweiruderer des Pompeius landen sah, hielt er sie für seine eigenen Leute und stieg zum Ufer hinab, da wurde er beinahe ergriffen. Darauf zog er sich auf abgelegene Trampelpfade zurück, doch ein Sklave des Aemilius Paulus, seines Begleiters, der darüber traurig war, dass einst Paulus (der Vater des Begleiters) von ihm proskribiert worden war, und nun gleichsam eine Möglichkeit der Rache sah, versuchte ihn zu töten. 4 Nach der Flucht der anderen Kollegen des Pompeius, nämlich M. Lepidus, den er aus Afrika zu Hilfe gerufen hatte, beraubte er den, der sich des Vertrauens von zwanzig Legionen rühmte, der sie sich durch Schrecken und Drohungen gefügig gemacht hatte, seines Heeres und verurteilte ihn, als jener demütig bat und er ihm das Leben gewährte, zur ewigen Verbannung nach Cercei.

(17) Den Bund mit M. Antonius hielt er immer für zweifelhaft und unsicher, und nach verschiedenen Versöhnungen brach er ihn endlich ganz ab, und um deutlich zu machen, wie sehr jener von den bürgerlichen Gepflogenheiten abwich, sorgte er dafür, dass das Testament, welches jener in Rom hinterlassen hatte, weil darin auch die Kinder von Kleopatra unter die Erben aufgenommen worden waren, eröffnet und in der Volksversammlung vorgelesen würde. 2 Dennoch ließ er von ihm, da er ihn zum Staatsfeind erklärt hatte, alle Verwandten und Freunde sich distanzieren, unter anderen auch C. Sosius und T. Domitius, die zu diesem Zeitpunkt noch Konsuln waren. Den Einwohnern von Bononia aber gewährte er öffentlich, weil sie in einem alten Klientelverhältnis zu den Antoniern standen, Verzicht auf ihren Eid, den ganz Italien für seine Seite leisten musste. Und nicht viel später siegte er in einer Seeschlacht bei Actium nach einer lange hinausgezogenen Entscheidung, sodass er als Sieger auf dem Schiff übernachtete. 3 Als er sich von Actium zum Winterlager nach Samos zurückgezogen hatte, begab er sich, beunruhigt durch Nachrichten vom Aufruhr derer, die eine Belohnung und ihre Entlassung forderten, welche er aus der ganzen Zahl nach errungenen Sieg nach Brundisium vorausgeschickt hatte, aus Italien weg, und wurde zweimal von einem erneuten Unwetter beim Übergang betroffen, zuerst zwischen dem Vorgebirge der Peloponnes und Aitolien, dann im Keraunischen Gebirge, und in beiden Fällen wurden einige seiner Liburnen versenkt, und gleichzeitig verlor die, in welcher er fuhr, ihre Takelage, und ihr Steuerruder zerbrach. Und nicht länger als 27 Tage, bis er alles nach dem Wunsch der Soldaten eingerichtet hatte, blieb er in Brundisium, und er suchte bei der Umfahrung Asiens und Syriens Ägypten auf, und das besetzte Alexandrien, wohin Antonius mit Kleopatra geflohen war, eroberte er in kurzer Zeit. 4 Und Antonius, der zu spät um Friedensbedingungen nachsuchte, trieb er in den Tod und besichtigte den Toten. Kleopatra, die er lebend für den großen Triumphzug aufbewahrt wissen wollte, gab er Psyller [Angehörige eines afrikanischen Volkes] bei, die das Gift und die Krankheit aussaugen sollten, weil man glaubte, dass sie an einem Schlangenbiss gestorben sei. Er gewährte den beiden die Ehre eines gemeinsamen Begräbnisses und befahl, dass die von ihnen selbst begonnene Grabstätte fertiggestellt werde. 5 Den jungen Antonius, den älteren der beiden Söhne Fulvias, der nach vielen und vergeblichen Bitten zum Bild des vergöttlichten Julius geflohen war, riss er von dort weg und tötete ihn. Ebenso ließ er Caesarion, den Kleopatra von Caesar bekommen zu haben behauptete, nachdem er auf der Flucht gefasst worden war, hinrichten. Die übrigen gemeinsamen Kinder Antonius’ und der Kleopatra verschonte er nicht anders, als seien sie ihm durch Verwandtschaft verbunden, und unterstützte bald jeden nach seinen Bedürfnissen und begünstigte sie.

(18) Zu derselben Zeit nahm er den Sarg und den Leichnam Alexanders des Großen, als dieser aus dem Grab hervorgeholt worden war, in Augenschein, ehrte ihn mit einer aufgesetzten Krone und über ihn gestreute Blumen, und auf die Frage, ob er auch Ptolemaios sehen wolle, antwortete er, dass er einen König habe sehen wollen, nicht Tote. 2 Um das zur Provinz umgewandelte Ägypten noch fruchtbarer und zur Kornkammer der Stadt Rom zu machen, ließ er alle Gräben, in welche sich der Nil ergießt, die durch ihr Alter sehr verschlammt waren, durch die Soldaten reinigen. Und damit die Erinnerung an den Sieg von Actium auch bei den künftigen Generationen noch verbreiteter sei, gründete er die Stadt Nikopolis bei Actium und richtete dort alle fünf Jahre abzuhaltende Spiele ein, und nachdem er den alten Apollotempel vergrößert hatte, weihte er den Ort, an dem sein Lager gestanden hatte, als er ihn mit Beute aus der Seeschlacht ausgestattet hatte, Neptun und Mars.

(19) Aufruhr, Umsturzversuche und mehrere Verschwörungen wurden durch Anzeige aufgedeckt, bevor sie wirksam werden konnten, andere niedergeschlagen: die des jungen Lepidus, dann die von Varro Murena und Fannius Caepio, bald die des M. Egnatius, darauf die des Plautius Rufus und des L. Paulus, des Mannes seiner Enkelin, und außer diesen die des L. Audasius, der der Testamentsfälschung angeklagt war und der weder hinsichtlich seines Alters noch hinsichtlich seiner körperlichen Verfassung bei Kräften war, ebenso die des Asinus Epicadius, von halb ausländischer Abstammung aus dem Parthinischen, schließlich die des Telephus, des Sklaven und Nomenklators einer Dame. Denn nicht einmal die Menschen des untersten Standes unterließen es, Verschwörungen und Anschläge gegen ihn zu unternehmen. 2 Audasius und Epicadus hatten beschlossen, seine Tochter Iulia und seinen Enkel Agrippa von den Inseln, wo sie sich aufhielten, zum Heer zu entführen; Telephus, der sich vom Schicksal zur Herrschaft bestimmt glaubte, wollte sowohl ihn selbst als auch den Senat angreifen. Ja einmal wurde sogar neben seinem Schlafzimmer ein Trossknecht aus dem illyrischen Heer, nachdem er die Türwächter getäuscht hatte, bei Nacht ergriffen, der mit einem Jagdmesser ausgestattet war, wobei unsicher ist, ob er seines Verstandes nicht mächtig war oder seinen Wahnsinn nur vorgab. Denn nichts konnte beim Verhör aus ihm herausgeholt werden.

(20) Auswärtige Kriege führte er selbst insgesamt nur zwei, den Dalmatischen noch als junger Mann und nach dem Sieg über Antonius den Kantabrischen. Im Dalmatischen wurde er verwundet, einmal als er in der Schlacht von einem Stein am rechten Knie getroffen wurde, das andere Mal, als er am Schenkel und an beiden Armen beim Einsturz einer Brücke verletzt wurde. Die übrigen Kriege ließ er von Legaten führen, wobei er aber dennoch in einigen pannonischen und germanischen dazustieß oder doch nicht lange abwesend war, indem er von der Stadt [Rom] aus nach Ravenna oder Mailand oder Aquileia zog.

(21) Er unterwarf aber zum Teil unter seiner Führung und zum Teil seinen Auspizien Kantabrien, Aquitanien, Pannonien, Dalmatien mit ganz Illyrien, ebenso Raetien, die Vindeliker und Salasser sowie die Alpenvölker. Er bezwang auch die Einfälle der Daker, nachdem er drei ihrer Anführer samt Truppen getötet hatte, und jagte die Germanen hinter die Elbe zurück, von welchen er die Sueben und die Sugambrer, die sich ihm ergeben hatten, nach Gallien führte und in Äckern entlang des Rheins ansiedelte. Andere Völker, die auch nicht gehorchten, brachte er ebenso zur Ruhe. 2 Und kein Volk griff er ohne gerechte und zwingende Gründe an, und er war von jeder Begierde, seine Herrschaft oder seinen Kriegsruhm irgendwie zu vergrößern, so weit entfernt, dass er die Fürsten einiger Barbarenvölker zwang, im Tempel des Mars Ultor zu schwören, dass sie in Frieden und Freundschaft bleiben würden, die sie ja anstrebten; von anderen aber forderte er eine neue Art von Geiseln, von welchem er merkte, dass sie die männlichen Geiseln nicht so sehr vermissten. Und dennoch schuf er allen immer die Möglichkeit, wann immer sie wollten, ihre Geiseln zurückzunehmen. Und er strafte nicht einmal die, welche sich häufiger oder treuloser auflehnten, härter, als dass er die Kriegsgefangenen als Sklaven verkaufte mit der Festlegung, dass sie nicht in ihrer Heimat benachbarten Gegenden dienten noch vor Ablauf von 30 Jahren freigelassen werden dürften. 3 Durch solchen Ruf der Tugend und der Mäßigung veranlasste er sogar die Inder und die Skythen, die nur vom Hörensagen bekannt waren, durch Gesandte mit ihm und dem römischen Volk Freundschaft zu schließen. Die Parther aber gaben, als er Armenien beanspruchte, sogleich nach, und die Feldzeichen, die M. Crassus und M. Antonius verloren hatten, wurden ihm, als er sie zurückforderte, wiedergegeben, und sie boten ihm darüber hinaus Geiseln an, und als schließlich mehrere um die Königswürde stritten, bestätigten sie doch keinen, den er nicht ausgewählt hatte.

(22) Den Janustempel, der nach seiner Erinnerung seit Gründung der Stadt ein Mal und dann noch ein Mal geschlossen worden war, schloss er in einem viel kürzeren Zeitraum, jeweils nachdem der Erdkreis zu Wasser und zu Lande befriedet war, drei Mal. Zwei Mal zog er mit einer Ovatio in die Stadt ein, nach dem Philippensischen und wiederum nach dem Sizilischen Krieg. Drei kurulische Triumphe feierte er, nach dem Dalmatischen Krieg, der Schlacht bei Actium und nach dem Alexandrinischen Krieg, alle jeweils drei Tage lang.

(23) Zweimal erlitt er eine schwere Schande und Niederlage von nirgends anders als aus Germanien, die des Lollius und die des Varus, die des Lollius brachte aber mehr Schande als Verlust, bei der des Varus, die fast vernichtend [für das ganze Reich] war, wurden drei Legionen samt Anführern und Kommandeuren und allen Hilfstruppen getötet. Nachdem ihm dies gemeldet worden war, ließ er in der ganzen Stadt Wachen aufstellen, damit nicht ein Aufruhr entstünde, und den Stadthaltern der Provinzen verlängerte er ihre Amtsdauer, damit die Bundesgenossen von erfahrenen und ortskundigen Männern betreut würden. 2 Er gelobte auch große Spiele für Iupiter Optimus Maximus, wenn er die res publica wieder in einen guten Zustand versetzen würde. Dies war geschehen nach dem Kimbern- und dem Marserkrieg. Er soll, so berichten sie, so niedergeschlagen gewesen sein, dass er für mehrere Monate Bart und Haare wachsen ließ und immer wieder den Kopf an die Tür schlug und rief: Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück! Den Tag der Niederlage hielte er jedes Jahr als Unglücks- und Trauertag.

(24) In der Militärorganisation veränderte er vieles und richtete vieles neu ein, und in manchem kehrte er auch zu den alten Sitten zurück. Die Disziplin setzte er strengstens durch. Nicht einmal einem der Legaten erlaubte er, außer in den Wintermonaten seine Frau zu besuchen. Einen römischen Ritter unterwarf er, weil er seinen beiden jungen Söhnen, um diesen den Fahneneid zu ersparen, die Daumen abgeschnitten hatte, selbst mitsamt dessen Gütern der Versteigerung; als er aber sah, dass er von Steuerpächtern gekauft zu werden drohte, gab er ihn einem seiner Freigelassenen, damit der ihm gestatte, aufs Land zu ziehen und dort frei zu leben. 2 Die X. Legion, die nicht richtig gehorchte, entließ er vollständig in Schande, ebenso andere, die unangemessen ihre Entlassung forderten, und er verweigerte ihnen die Belohnung der Verdienten. Wenn Kohorten ihren Platz im Stich gelassen hatten, verringerte er sie und gab ihnen nur noch Getreide zu essen. Zenturionen, die ihren Posten verlassen hatten, bestrafte er ebenso wie Manipelsoldaten mit dem Tod. Und für bestimmte Arten von Vergehen fügte er ihnen verschiedene Arten demütigender Strafen zu, sodass er ihnen befahl, einen ganzen Tag vor dem Feldherrnzelt zu stehen, gelegentlich auch in der Tunika und ohne Gürtel, manchmal eine Maßstange oder ein Stück Rasen in der Hand tragend.

(25) Und weder nach den Bürgerkriegen noch in der Heeresversammlung noch in einem Erlass nannte er irgendeinen Soldaten Kameraden, sondern Soldaten, und nicht einmal von seinen Söhnen oder Stiefsöhnen, die aufgrund ihres Kommandos den anderen voranstanden, duldete er, anders genannt zu werden, indem er dies für zu schmeichelhaft hielt, als dass es die Kriegsdisziplin oder die Ruhe des Friedens oder sein Haus oder seine Hoheit gestatteten. 2 Eines Freigelassenen als Soldaten bediente er sich außer wegen des Brandes Roms und wenn er einen Aufruhr wegen des höheren Getreidepreises befürchtete, nur zweimal: einmal zum Schutz der Kolonien, die an Illyrien grenzten, ein anderes Mal zum Schutz des Rheinufers. Und diese, bis dahin Sklaven ziemlich wohlhabender Männer und Frauen, eilig freigelassen, setzte er bei der ersten Fahne ein, weder vermischt mit frei Geborenen noch mit solchen, die auf dieselbe Weise bewaffnet waren. 3 Militärische Auszeichnungen gab er eher, Beute und Halsringe und was immer aus Gold und Silber bestand, als Wall- oder Mauerkronen, die an Ehre herausragten. Diese verteilte er möglichst sparsam und ohne Berechnung und oft auch an gewöhnliche Soldaten. M. Agrippa überreichte er in Sizilien nach der erfolgreichen Seeschlacht eine blaue Fahne. Allein diejenigen, die schon einen Triumph gefeiert hatten, glaubte er, obwohl sie sowohl seine Gefährten als auch die Teilhaber seiner Siege waren, niemals mit Geschenken bedenken zu dürfen, weil sie selbst einst das Recht gehabt hatten, solche zu vergeben, an wen sie wollten. 4 Nichts aber, glaubte er, zieme sich einem vollkommenen Feldherrn weniger als Eile und Unüberlegtheit. Oft äußerte er das in dieser Form [Euripides Phoinissai, V. 599]:

σφαλς γρ στ’ μενων ϑρασς στρατηλτης.

Besser nämlich ein bedächtiger als ein verwegener Feldherr.

und

Sat celeriter fieri quidquid fiat satis bene.

Schnell genug geschieht, was gut genug geschieht.

Eine Schlacht aber oder einen Krieg auf sich zu nehmen, weigerte er sich gänzlich, wenn sich nicht die Hoffnung auf einen Sieg als von größerem Gewicht erwies als die Furcht vor einem Verlust. Denn, so pflegte er zu sagen, diejenigen, die einen sehr kleinen Vorteil nicht mit einem kleinen Risiko anstrebten, seien denen ähnlich, die mit einem goldenen Haken angelten, dessen plötzlicher Verlust durch Abreißen mit keinem Fang aufgewogen werden könne.

(26) Ämter und Ehrenstellen übernahm er vor dem Mindestalter, und er erhielt auch einige von ganz neuer Art und zeitlich unbegrenzte. Das Konsulat übernahm er im zwanzigsten Lebensjahr, nachdem er seine Legionen in feindlicher Absicht vor die Stadt geführt und Leute geschickt hatte, die dies für ihn im Namen des Heeres forderten. Als aber der Senat Bedenken hatte und der Zenturio Cornelius, der Anführer der Gesandtschaft seinen Umhang zurückschlug und den Knauf seines Schwertes zeigte, sprach jener ohne Zögern in der Kurie: »Dieser wird es tun, wenn ihr es nicht vorher tut.« 2 Das zweite Konsulat übernahm er neun Jahre später, das dritte nach einem Jahr Unterbrechung, dann setzte er das Amt bis zum elften Mal ununterbrochen fort, dann schlug er viele aus, die ihm angetragen worden waren, das zwölfte Konsulat übernahm er nach einer großen Unterbrechung von 17 Jahren, und wiederum das dreizehnte zwei Jahre später als das letzte, sodass er seine volljährig gewordenen Söhne Gaius und Lucius, mit dem höchsten Staatsamt bekleidet, ins Forum führte. 3 Die fünf mittleren Konsulate, vom fünften bis zum zehnten, führte er jeweils ein ganzes Jahr lang, die übrigen neun oder sechs oder vier oder drei Monate, das zweite aber nur für einige Stunden, denn als er an den Kalenden des Januar früh am Morgen vor den Tempel des Iupiter Capitolinus trat und sich eine kleine Weile auf den kurulischen Stuhl setzte, legte er das Amt nieder und setzte einen anderen an seine Stelle. Auch verbrachte er nicht alle in Rom, sondern das vierte in Asien, das fünfte auf der Insel Samos, das achte und neunte begann er in Tarracona.

(27) Das Triumvirat zur Wiederherstellung der res publica verwaltete er zehn Jahre lang. Dabei widerstand er eine Weile seinen Kollegen, wenn jene eine Proskription durchsetzen wollten, doch wenn sie bereits begonnen hatte, führte er sie härter aus als jeder von beiden. Denn während jene bei vielen Personen aus Milde und durch Bitten erweicht werden konnten, bemühte er alleine sich mit großer Anstrengung und schonte keinen und setzte sogar C. Toranius, seinen Vormund, auf die Liste, der auch Kollege seines Vaters Octavius als Ädil war. Iulius Saturninus überliefert außerdem noch: Als die Proskriptionen beendet waren, rechtfertigte sich M. Lepidus im Senat für das Geschehene und hegte Hoffnungen auf Milde für die Zukunft, weil ja schon genug Strafen vollzogen worden seien, da habe Augustus im Gegenteil bekannt, dass er ein Maß für die Proskriptionen festgesetzt habe, damit ihm danach alles freistehe. Zur Reue über seine Hartnäckigkeit aber verlieh er später T. Vinius Philopomenes, weil dieser seinen Herrn, der auf der Liste stand, versteckt haben soll, die Ehre des Ritterstandes. 3 In seiner Machtausübung erregte er vielfachen Hass. Denn auch den römischen Ritter Pinarius ließ er – als er bei einer Rede in der Heeresversammlung, zu der auch eine Menge von Zivilisten zugelassen war, bemerkte, dass dieser sich etwas aufschrieb – als Spion und Lauscher verdächtigt öffentlich hinrichten. Auch Tedius Afer, einen gewählten Konsul, erschreckte er, weil er eine Handlung von ihm in böswilliger Rede zerpflückt hatte, mit solchen Drohungen, dass der sich von einem Felsen stürzte. 4 Auch verdächtigte er den Prätor Q. Gallius, der beim Amt der Begrüßung zwei vom Gewand bedeckte Tafeln hielt, ein Schwert zu verbergen, wagte aber nicht, sofort etwas gegen ihn zu unternehmen, damit nicht jemand einschreite, sondern ließ ihn wenig später durch Zenturionen und Soldaten vom Richterstuhl hinwegreißen und wie einen Sklaven foltern. Als er nichts gestand, befahl er, dass er hingerichtet werde, nachdem er ihm zuvor mit eigener Hand die Augen ausgestochen hatte. Dieser habe aber, so schrieb er, nachdem er um eine Unterredung gebeten hatte, einen Hinterhalt gelegt und sei, ins Gefängnis geworfen, dann von ihm freigelassen und verbannt worden und schließlich bei einem Schiffbruch umgekommen oder von Räubern ermordet worden. 5 Die tribunizische Amtsgewalt nahm er auf Lebenszeit an, und die Leitung der Sitten und Gesetze ebenso auf Dauer, auf welcher Rechtsgrundlage er, auch ohne Zensor zu sein, dennoch drei Steuerschätzungen durchführte, die erste und die dritte mit einem Kollegen, die zweite alleine.

(28) Die Wiederherstellung der res publica zog er zwei Mal in Erwägung: das erste Mal unmittelbar nach dem Sieg über Antonius in dem Bewusstsein, dass jener ihm mehrfach vorgeworfen hatte, es liege gleichsam an ihm, dass sie nicht wiederhergestellt werde. Und erneut aus Überdruss an seiner täglich schlechten Gesundheit, als er sogar die Beamten und Senatoren daheim empfing und ihnen den Staatshaushalt anvertraute. Aber indem er bedachte, dass er auch als Privatmann nicht ungefährdet wäre und die res publica dem Gutdünken vieler ohne Vorkehrungen überlassen wäre, blieb er dabei, an seinen Ämtern festzuhalten, wobei unklar ist, ob durch glücklichen Zufall oder absichtlich. 2 Diese Absicht bezeugte er, da er sie öffentlich bekannte, einmal sogar in einem Erlass mit folgenden Worten: »Es möge mir gestattet sein, die res publica so gesund und sicher auf ihre Grundlagen zu stellen und den Erfolg dieser Maßnahme zu erleben, den ich anstrebe, dass ich der Urheber der besten Verfassung genannt werde und ich, wenn ich sterbe, die Hoffnung haben kann, dass die Grundlage der res publica in den Spuren bleiben wird, in welche ich sie gestellt habe.« Er machte sich selbst dieses Bestreben zu eigen, indem er sich auf jede Weise darum bemühte, dass niemand die neue Lage bereute. 3 Und die Stadt, die nicht gemäß der Hoheit ihrer Herrschaft geschmückt und durch Überschwemmungen und Feuersbrünste beschädigt war, stattete er so aus, dass er zu Recht gelobt wurde, er habe die Stadt in Marmor zurückgelassen, die er aus Ziegelsteinen errichtet übernommen hatte. Er machte sie auch, soweit menschliche Vernunft dafür sorgen kann, sicher für die Zukunft.

(29) Viele öffentliche Bauwerke errichtete er, von welchen die folgenden besonders erwähnt seien: das Forum mit dem Mars-Ultor-Tempel, den Tempel des Apollo auf dem Palatin, den Tempel des Iupiter Tonans auf dem Kapitol. Der Grund, Marktplätze zu bauen, war die Menge der Menschen und Prozesse, welche, da zwei Foren nicht ausreichten, ein drittes zu benötigen schien. Daher wurde es, als der Marstempel noch nicht vollendet war, ziemlich eilig eröffnet und festgelegt, dass hier speziell die Kriminalprozesse und Richterauslosungen stattfinden sollten. 2 Den Marstempel hatte er im Philippensischen Krieg, in dem er die Rache für den Vater übte, gelobt. Er bestimmte daher, dass hier der Senat über Kriege und Triumphe beraten solle, dass von hier aus der Oberbefehl über Provinzen vergeben werde und, wer als Sieger zurückkehre, hier die Abzeichen des Triumphes niederlegen solle. 3 Den Apollotempel ließ er in jenem Teil des Palatin errichten, welchen die Eingeweideschauer aufgrund eines Blitzeinschlages als von dem Gott selbst gewollt ausgaben. Er fügte eine Wandelhalle mit einer lateinischen und griechischen Bibliothek hinzu, und an diesem Ort hielt er, als er schon älter war, Senatssitzungen und veranstaltete die Musterung der Richter. Den Tempel des Iupiter Tonans weihte er, als er von Gefahr befreit worden war, als nach dem kantabrischen Feldzug auf einem nächtlichen Marsch seine Trage von einem Blitz gestreift worden war und dieser einen Sklaven, der als Fackelträger vorauslief, getötet hatte. 45