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Nr. 1375

 

Friedhof der Nakken

 

Der Mond ist ein Black Hole – nur ein Splitter der Ewigkeit

 

von Ernst Vlcek

 

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Den Völkern der Milchstraße ist nach der Vernichtung des Kriegerkults nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Die neue Bedrohung, die auf die Galaktiker zukommt, wird Anfang des Jahres 447 NGZ, das dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht, erstmals erkennbar. Teile der Galaxis Hangay aus dem sterbenden Universum Tarkan gelangen in unseren eigenen Kosmos, was wohl als Folge der verheerenden Paratau-Katastrophe im Tarkanium von ESTARTU geschehen ist.

Im Sommer 447 ist allerdings längst klar, dass eine solche Deutung nicht genügt, zumal noch weitere Materiemassen in der Lokalen Gruppe aufgetaucht sind. Den wildesten Spekulationen sind Tür und Tor geöffnet, aber nur wenige Galaktiker können sich das ganze Ausmaß der Gefahr vorstellen.

Einer dieser Galaktiker ist Perry Rhodan. Doch er kann sein Wissen nicht nach Hause übermitteln, denn er wurde nach Tarkan verschlagen, wo er sich auf die Suche nach einer Rückkehrmöglichkeit und nach der verschollenen Superintelligenz ESTARTU macht.

Inzwischen, im Juli 447, agiert der Terraner im Charif-System, der Urheimat der Kartanin und der Nakken. Auf der Spur des Attavenno Beodu, seines entführten Begleiters, gelangt er zum Planeten Nansar und zum FRIEDHOF DER NAKKEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner fliegt zur Welt der Nakken.

Beodu – Perry Rhodans Gefährte scheint entführt worden zu sein.

Namenlos – Ein Legendenforscher.

Dalphrol – Ein Gon-Wen der Nakken.

Clennar – Ein »missratener Sohn«.

1.

 

Imago ... Imago I ... Imago II ...

Perry Rhodan hatte eine schlaflose Nacht hinter sich.

Er hätte ebenso gut an Bord der LEDA gehen können, um die Zeit durch Gespräche mit der DORIFER-Kapsel totzuschlagen, anstatt sich unruhig auf dem luftgefüllten Nierenbett in der kartanischen Villa herumzuwälzen.

Es war viel passiert in den letzten zwei Tagen seines Aufenthalts auf Vinau, der Ursprungswelt der Kartanin, und die Erinnerung daran ließ ihn nicht los.

Er hätte an Bord der DORIFER-Kapsel gehen können, um diese Dinge mit LEDA zu besprechen, und vielleicht hätte das geholfen. Er hätte sich einiges von der Seele reden und seinen Geist reinigen können.

Aber er wollte diese Reinigung nicht.

Er wusste, dass er zuerst mit sich selbst ins Reine kommen musste, bevor er mit LEDA darüber sprach.

LEDA besaß für ein Raumschiff ein außergewöhnliches Gefühlsempfinden. Darum wollte er noch nicht über Mi-Auwas Tod mit LEDA reden, nicht über Beodus Abgang, der einer Flucht aus der Isolation in den Alltag glich. Und er wollte auch noch nicht über die seltsame Gedankenkette diskutieren, die sich mit traumhafter Inkonsequenz in seinen Geist geschlichen hatte und nun sein Denken immer mehr zu beherrschen begann.

Schmitt ... Nostradamus ...

Zwei unscheinbare Namen bloß, aber sie hatten in seinem Kopf eine unheilvolle Kettenreaktion von Assoziationen ausgelöst. Es waren absurde Assoziationen, Hirngespinste, redete er sich ein, aber nichtsdestotrotz beschäftigten ihn diese phantastischen Spekulationen.

Der Spieler ... die Imago ...

Wie passte das zusammen? Bestand eine Querverbindung?

Und er trauerte um die Kartanin Mi-Auwa. Und er sorgte sich um seinen treuen Freund Beodu, den Attavenno, der ihn ein gutes Stück Weges durch das fremde Universum begleitet hatte. Und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Beodu in Gefahr war. Vor zwei Tagen, bei dem Empfang in Baos Palast, hatte Beodu drei Attavennok-Frauen kennengelernt und war mit ihnen zum dritten Planeten Jalip gegangen.

So weit, so gut. Rhodan gönnte ihm diese Abwechslung, und er hätte es nur zu gut verstanden, wenn der Attavenno sich an eine der drei »Grazien« gebunden hätte und bei ihr geblieben wäre. Aber der Attavenno hatte ihm von Jalip eine Nachricht geschickt, eine Videoaufzeichnung, in der er behauptete, zu dieser Maßnahme gegriffen zu haben, weil er Rhodan nicht persönlich erreichen konnte.

Dabei hatte Rhodan die Villa den ganzen Tag über nicht verlassen. Das gab ihm zu denken. Natürlich konnte es sich dabei um eine Notlüge von Beodu handeln, der er sich bediente, um nicht mit Rhodan sprechen und sich vielleicht Vorhaltungen wegen seines Verschwindens machen lassen zu müssen.

Wenn es so war, dann wollte Rhodan Gewissheit haben.

Eine Kleinigkeit bloß, aber es war ein Gedanke, der in seinem Geist zu nagen begann.

Und Mi-Auwas Tod.

Sie hatte sich geopfert, als die haurische Geheimorganisation Han-Shui-Kwon einen Anschlag auf Gil-Gor, einen führenden Gon-Wen der Projektorganisation, machte. Sie hatte ihr Leben für Gil-Gors gegeben. Es war eine besondere Häme des Schicksals, dass Mi-Auwa und Gil-Gor Lebensgefährten gewesen waren.

Rhodan hatte auf Vinau noch keine Kartanin wie Mi-Auwa kennengelernt. Sie wirkte mit ihrer progressiven Geisteshaltung wie ein Fremdkörper in der dekadenten Gesellschaft von Vinau, die nur aus Müßiggängern zu bestehen schien. Sie war eine ungeliebte Rebellin, der niemand außer Gil-Gor und ihm nachzutrauern schien.

Wie hatte Mi-Auwa in einer Art Video-Tagebuchaufzeichnung die Kartanin von Vinau noch abgeurteilt?

Bleibt faul und träge, fresst euch satt, sauft euch voll, kotzt alle Winkel in Hangay voll ...

Mit solchen aufrührerischen Reden machte man sich natürlich nicht beliebt. Aber letztlich war sie gestorben, um einem das Leben zu retten, der mit ihren Ansichten nicht konform ging. Gil-Gor hatte Mi-Auwa zwar geliebt, aber er hatte ihre revolutionären Meinungen nicht geteilt.

Rhodan war froh, von Gil-Gor das Angebot bekommen zu haben, ihn zum dritten Planeten Jalip zu begleiten. Nicht nur, weil er so der kartanischen Gesellschaft von Müßiggängern entfliehen konnte. Er wollte die Gelegenheit auch nutzen, sich nach Beodus Wohlbefinden zu erkundigen.

Vielleicht würde er nicht mehr nach Vinau zurückkehren. Er hatte hier nichts verloren, es gab auf der Stammwelt der Kartanin nichts für ihn zu tun, hier war nichts zu holen.

Schmitt ... Nostradamus ... Imago ... der Bote des Spielers ...

Diese Begriffe waren richtige Quälteufel, die sich immer wieder in seinen Geist schlichen, kaum dass er glaubte, den ersehnten Gedankenfrieden gefunden zu haben.

Als draußen gerade der Morgen dämmerte, meldete der Pikosyn seiner Netzkombination Mitternacht nach Standardzeit. Und der 15. Juli war noch keine sechs Stunden alt – und in Terrania, auf der Erde, im Standarduniversum, würde gerade die Sonne aufgehen –, als auf die Villa der Schatten eines Raumschiffes fiel.

Rhodan war froh, dass das Warten ein Ende hatte. Er erhob sich von seinem Ruhelager und ging ins Freie. Ohne Zellaktivator hätte er keinen so frischen Eindruck gemacht.

Was in ihm vorging, sah man Rhodan nicht an.

 

*

 

Etwa hundert Meter über dem Parkplatz der DORIFER-Kapsel schwebte ein kartanischer 200-Meter-Trimaran. Er verdunkelte die Sonne Charif und warf seinen mächtigen Schatten auf die Villa. Ein kleines Beiboot löste sich und landete zwanzig Meter von Rhodan und der LEDA entfernt, so dass ein imaginäres gleichschenkliges Dreieck gebildet wurde.

Rhodan registrierte dies aber erst, als Gil-Gor ausstieg, und auch nur, weil dieser eine Uniform trug, die auf der linken Brust von einem Dreieck geziert wurde, das durch drei vom Mittelpunkt zu den Winkeln strebende Pfeile unterteilt wurde: dem Symbol der Zentralen Wissensautorität.

Aber für Rhodan war es auch das Zeichen für den Dritten Weg der Superintelligenz ESTARTU.

Gil-Gor sah weniger frisch und ausgeruht als Rhodan aus, und das schien er zu wissen, denn die Bemerkung, die er statt einer Begrüßung machte, klang vorwurfsvoll.

»Es freut mich zu sehen, dass du gut geruht hast, Waqian«, sagte er. »Bist du reisefertig?«

»Der Schein trügt«, erwiderte Rhodan ohne weitere Erklärung. »Mich beschäftigt eine Frage, auf die ich von dir Antwort haben möchte.«

»Stelle sie«, sagte Gil-Gor fast schroff; er dachte vermutlich an Mi-Auwa.

»Hast du einen Anruf für mich abgefangen, der von Jalip gekommen ist?«, fragte Rhodan.

»Es kam nur ein Anruf vom dritten Planeten, und den hast du erhalten«, antwortete Gil-Gor. »Der Attavenno hat sich weder zuvor noch danach wieder gemeldet.«

Rhodan gestattete sich ein spöttisches Lächeln, Gil-Gor hatte ihm ungewollt verraten, dass er auch weiterhin überwacht wurde. Im Grunde war ihm das eigentlich egal.

»Bist du ganz sicher?«, fragte Rhodan. »Hat Beodu nicht schon einmal versucht, zu mir durchzukommen?«

»Nein, da bin ich absolut sicher«, sagte Gil-Gor, und damit war das Thema für ihn abgeschlossen. »Wenn du bereit bist, Perry Rhodan, dann folge mir.«

»Nein«, sagte Rhodan. »Ich fliege lieber mit meiner Kapsel nach Jalip – meinetwegen im Schlepptau deines Trimarans, falls du mich nicht unbeaufsichtigt lassen darfst.«

»Darum geht es nicht«, sagte Gil-Gor in freundschaftlichem Ton, anstatt, wie Rhodan es erwartete, aufzubrausen. »Ich finde es nur schade, dass du dich absonderst. Das trägt gewiss nicht dazu bei, dass wir einander besser kennen- und verstehenlernen. Willst du nicht doch mit mir reisen?«

»Ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, Gil-Gor«, sagte Rhodan unbehaglich, weil er fürchtete, den Kartanin vor den Kopf zu stoßen. »Aber ich möchte während des Fluges mit LEDA noch einiges besprechen.«

»Es steht dir frei, zu tun und zu lassen, was du willst«, sagte Gil-Gor, und es klang ein wenig besorgt. »Aber du solltest dich davor hüten, dein Raumschiff zu sehr zu personifizieren und zu ...«

»... zu vermenschlichen«, half ihm Rhodan lachend aus. »Keine Bange, ich bin auf der Hut.«

 

*

 

»Gil-Gor sorgt sich grundlos um dein Ego«, empfing ihn LEDAS sanfte, fürsorgliche Stimme, als er an Bord kam. »Es ist mir noch nie aufgefallen, dass du mich wie deinesgleichen oder gar gleichberechtigt behandelst. Ich bin für dich doch bloß ein Roboter.«

»Und? Bist du das nicht?«, fragte Rhodan. LEDA gab keine Antwort, und Rhodan fuhr fort: »Ich hätte Gil-Gor beruhigen können, dass ich dich nicht zu sehr vermenschliche. Du besorgst das selbst – und davor muss ich mich hüten.«

»Ich bin nicht das Produkt menschlichen Geistes«, argumentierte LEDA mit messerscharfer Logik.

»Das ist einer der Punkte, über die ich mit dir reden will«, sagte Rhodan. »Als Produkt querionischer Technik hast du zumindest humanoide Vorbilder.«

»Ich weiß nichts über die Konstrukteure der DORIFER-Kapseln«, konterte LEDA. »Ich bezweifle fast, dass ich meine Existenz querionischer Technik verdanke. Ich habe viele geistige Väter ...«

Das war Haarspalterei, auf die sich Rhodan nicht einlassen wollte. DORIFER-Kapseln wie LEDA waren Produkte der Gänger des Netzes, und diese Organisation war von den Querionen gegründet worden. Wie viel der angewandten Technik tatsächlich von den Querionen stammte, war für Rhodan nicht maßgeblich. Ihm kam es darauf an, dass die Querionen mit den Oldtimern identisch waren, jenem Bund von 36 Völkern, die vor Jahrmillionen im Auftrag der sieben Mächtigen den Schwarm erbaut hatten.

Die LEDA startete gleichzeitig mit dem Trimaran. Die Stadt Vin-Marau mit ihrer puebloartigen Altstadt und der angrenzenden City aus futuristischen Gebäuden, die sich über zwanzig Hügel erstreckte, die weite Bucht mit dem Hafen, in dem Tausende von Luftschaukeln verankert waren, dieser Elfenbeinturm der Dekadenz fiel immer weiter unter ihnen zurück, bis der Dunst der Atmosphäre seinen Schleier darüberbreitete, sich der Horizont immer mehr zu runden begann und sich schließlich zur Kugel schloss. Erst 100.000 Kilometer von Vinau entfernt begann der Beschleunigungsflug, und wieder folgte die LEDA dem Trimaran in gleich bleibendem Abstand, als würde die DORIFER-Kapsel unsichtbar mit dem Schiff der Kartanin verbunden sein.

»Eigentlich hatte ich den Eindruck, dass du dich mit mir unterhalten wolltest«, meldete sich LEDA nach dem langen Schweigen.

»Das ist richtig«, bestätigte Rhodan. »Ich hatte deswegen eine schlaflose Nacht. Mir ging Beodus Behauptung nicht aus dem Kopf, dass er mich in der Villa nicht erreichte. Nun hat Gil-Gor mir bestätigt, dass nur Beodus Aufzeichnung von Jalip an meine Adresse ging, dass aber sonst kein weiterer Anruf kam. Kann man Gil-Gor glauben?«

»Unbedingt«, sagte LEDA. »Er hatte keinen Grund, eine Nachricht abzublocken. Und ich habe das auch nicht getan, wie ich dir bereits versicherte. Du erinnerst dich?«

»Warum hat Beodu in der Aufzeichnung dann behauptet, mich schon einmal vergeblich zu erreichen versucht zu haben?«, sinnierte Rhodan. »Warum hat er gelogen?«

»Muss er gelogen haben?«, hielt LEDA dagegen. »Man könnte seinen ersten Anruf dort, wo er ihn getätigt hat, erst gar nicht durchgelassen haben. Dann riet man ihm, dir eine Aufzeichnung zu hinterlassen.«

»Aber warum diese Umstände?«

»Um ein Live-Gespräch mit dir zu verhindern«, sagte LEDA. »Das ist der einzige logische Grund, der mir einfällt. Aber frage mich nicht, wer aus welchem Grund eine Unterhaltung zwischen euch beiden verhindern wollte.«

»Das bereitet mir große Sorgen«, sagte Rhodan. »Hoffentlich hat die haurische Han-Shui-Kwon nicht ihre Hände im Spiel.«

»Mach dich doch nicht verrückt«, sagte LEDA tadelnd. »Dein Verdacht ist völlig aus der Luft gegriffen. Wo siehst du in der irrationalen Handlungsweise eines verliebten Attavenno und der haurischen Geheimorganisation einen Zusammenhang?«

»Entschuldige, ich habe vergessen, dass du der Psychologe von uns beiden bist, LEDA«, sagte er sarkastisch. »Ich hatte eben nur ein schlechtes Gefühl.«

»Ich hoffe mit dir, dass dich dieses Gefühl trügt«, sagte LEDA. »Aber nicht mehr lange, dann landen wir auf Jalip, und wir bekommen Gewissheit. Und – was bereitete dir noch Schlaflosigkeit?«

Rhodan konnte sich nicht erinnern, noch einen weiteren Grund genannt oder eine entsprechende Andeutung gemacht zu haben. Aber vermutlich hatte LEDA aus seiner Stimme und der Betonung des Gesagten geschlossen, dass dies nur einer von mindestens zwei Punkten war, die ihn beschäftigten. Die DORIFER-Kapsel hatte schon bei anderer Gelegenheit bewiesen, dass sie sehr viel Einfühlungsvermögen besaß ... Und eigentlich hatte er auch angedeutet, dass er mit ihr über etwas reden wollte, was irgendwie mit den Querionen zusammenhing.

»Ich hatte einen Traum ...«, begann Rhodan und berichtigte sich sofort. »Eigentlich war es mehr eine Eingebung, die in mir eine Reihe seltsamer bildhafter Assoziationen auslöste. Ich komme nicht ganz hinter die Zusammenhänge, obwohl ich mir über die Wurzeln im Klaren bin. Darum möchte ich dir davon erzählen.«

»Aha, du missbrauchst mich jetzt für die Deutung deiner Träume«, maulte LEDA. »Dafür bin ich dir noch gut genug.«

»Die Sache liegt etwas anders«, sagte Rhodan, ohne auf LEDAS Tonfall einzugehen. »Lass mich erst einmal erzählen. Ich fürchte, ich werde etwas weiter ausholen müssen ... Aber du kannst jederzeit Fragen stellen, so, wie ich dich bitte, mir Fragen in diesem Zusammenhang aufrichtig zu beantworten.«

 

*

 

»Zur Einleitung gleich meine erste Frage«, begann Rhodan. »Ist dir folgendes Gebilde bekannt, beziehungsweise hat es vor etwa sechshundert Standardjahren die zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung ESTARTU durchflogen? Es ist fast elftausend Lichtjahre lang und hat an der dicksten Stelle einen Durchmesser von bald zweitausend Lichtjahren. Es ist durch einen Schmiegeschirm geschützt und trägt etwa achthunderttausend Planeten und Sonnen in sich. Wir haben dieses kosmische Gebilde Schwarm genannt. Dieser Schwarm wurde ursprünglich dazu geschaffen, Intelligenz zu fördern und zu verbreiten, entartete jedoch und brachte stattdessen nur Verdummung.«

»Wenn es in ESTARTU vor so kurzer Zeit eine solche Heimsuchung gegeben hätte, dann hättest du es aus den Annalen der Gänger des Netzes erfahren«, antwortete LEDA.

»Geschichtsaufzeichnungen lassen sich fälschen«, entgegnete Rhodan.

»Der KLOTZ war das gewaltigste Fremdgebilde, das seit Ewigkeiten in ESTARTU aufgetaucht ist«, sagte LEDA. »Aber worauf willst du hinaus? Darf ich daran erinnern, dass ich Informationen über den Schwarm besitze? Du hast sie mir im Zusammenhang mit den Querionen gegeben, die du als die Erbauer des Schwarms bezeichnetest. Mir ist auch bekannt, dass ihr die Querionen als Oldtimer bezeichnet habt. Warum der Schwarm statt Intelligenz jedoch Verdummung gebracht habe, das weiß ich nicht. Aber ist das überhaupt von Belang?«

»Vielleicht ... Ich habe eine Ahnung«, sagte Rhodan und schloss LEDAS Wissenslücken, indem er ihr mit wenigen knappen Worten erklärte, wie es zur Entartung des Schwarms kam:

Dass die 36 Völker, unter dem Begriff Querionen alle zusammengefasst, den Schwarm im Auftrag der sieben Mächtigen gebaut hatten, die wiederum im Dienst der Kosmokraten standen. Dass der abtrünnige Mächtige Bardioc für eine Rebellion innerhalb des Schwarms gesorgt hatte, bei der die Cynos als beherrschende Macht abgesetzt und verjagt wurden und an ihrer statt die Karduuls die Führung übernahmen und in der Folge die Wirkungsweise des Schwarms ins Gegenteil verkehrt wurde.