GARDASEE
von Gottfried Aigner
Gottfried Aigner schreibt seit vielen Jahren Reiseführer, neben Zielen in Süddeutschland und auf den spanischen Inseln vor allem über italienische Urlaubsgebiete. Kein Wunder, dass er mit seiner Frau und Kollegin als Zweitwohnsitz das sonnige Dörfchen Musaga über dem Gardasee gewählt hat. In der Reihe Go Vista sind von ihm Mailand, Florenz, Toskana sowie Lanzarote erschienen.
Top 10: Übersichtskarte vordere innere Umschlagklappe
Top 10: Das sollte man gesehen haben hintere Umschlagklappe
Willkommen am Gardasee
Daten zur Geschichte
Ein Rundgang durch die Stadt der unsterblichen Julia
Service-Informationen Verona
Ein Rundgang durch das lombardische Schatzkästchen
Service-Informationen Brescia
Reiseregionen, Orte und Sehenswürdigkeiten
Der Norden
Der Osten – Riviera degli Olivi
Der Südwesten
Der Westen – Riviera dei Limoni
Gardasee in Zahlen und Fakten
Anreise, Einreise
Auskunft
Automiete, Autofahren
Diplomatische Vertretungen
Einkaufen
Essen und Trinken
Feiertage, Feste
Geld, Kreditkarten
Hinweise für Menschen mit Handicap
Internet
Klima, Kleidung, Reisezeit
Medizinische Versorgung
Mit Kindern am Gardasee
Nachtleben
Notfälle, wichtige Rufnummern
Öffnungszeiten
Post, Briefmarken
Presse
Rauchen
Sicherheit
Sport und Erholung
Strom
Telefonieren
Trinkgeld
Unterkunft
Verkehrsmittel
Zeitzone
Zoll
Preiswert zu Veronas Schätzen
Deutsche Kaiser und ihre Frauen in Italien
Wir kam die salzige Sardine in den »süßen« Gardasee?
Von Nymphen und Königen
Gargnano, ehemaliges Zentrum des Zitronenhandels
Die wichtigsten Wörter für unterwegs
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10 Das sollte man gesehen haben, siehe vordere innere und hintere Umschlagklappe. |
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Vista Point Reiseregionen, Orte und Sehenswürdigkeiten |
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Symbole Verwendete Symbole siehe hintere innere Umschlagklappe. |
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Kartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch. |
Die immerwährende Sehnsucht nach dem Süden: Am Lago di Garda, Italiens größtem See, findet sie Erfüllung. In erster Linie ist es das wärmere Klima, das die Urlauber aus dem Norden begeistert. Die Alpen schützen vor kalten Nordwinden und aus der südlich liegenden Po-Ebene weht bereits ein vom Mittelmeer erwärmter Lufthauch. Naturfreunde bemerken dies an der reichen Blütenpracht, einer Mischung aus Alpenflora und mediterraner Botanik. An den schroffen Abhängen des nördlichen, fjordähnlichen Teils, des Monte Baldo-Massivs im Osten, im Westen auf den Hochebenen von Tremosine und Tignale wachsen Knabenkraut, Kohlröschen, Alpenrose und Enzian. So richtig mediterran wird es dann im südlichen Teil, dort, wo sich der See zwischen Gargnano und Brenzone öffnet. Hier duftet es nach Rosmarin, Lavendel, Oleander und Lorbeer, hier gedeihen Zitronen und Palmen, tragen die Olivenbäume pralle Früchte, wächst ein köstlicher Wein u. a. auch auf dem Boden des Gletscherschutts.
Diese südlichen Träume, die Beliebtheit der »Badewanne der Münchner«, führen andererseits zu Einschränkungen der Urlaubsfreude. Vor allem in der Hochsaison sind die Uferstraßen – im Osten die Gardesana Orientale, im Westen die mit vielen Tunnels bestückte Gardesana Occidentale – stark frequentiert. Wer es einrichten kann, sollte seinen Urlaub also lieber in den Frühling und den Herbst verlegen. Für Mountainbiker, Kletterer und Wanderer ohnehin die richtige Zeit für abenteuerliche, abwechslungsreiche Touren auf den Höhen des Gardasee-Gebiets. Surfer, Segler und Kiter hingegen finden an den nördlichen Ufern zwischen Riva und Torbole, Limone und Malcesine auch in der heißesten Zeit erfrischende Winde.
Einige Umstellung fordert inzwischen auch am Gardasee der Klimawandel, es regnet mehr als früher. Vom Wetter weitgehend unabhängig bleibt die Beschäftigung mit der Geschichte der Region. Die Besiedlung in der Steinzeit hinterließ nördlich des Iseosees interessante Steingravuren im Valcamonica, das Leben der damaligen Menschen wird dort im Archeopark nachgestellt, am Ledrosee bringt ein Pfahldorf-Museum seinen Besuchern die Bronzezeit nahe. Kelten und Römern lässt sich in Sirmione (Grotten des Catull), in Desenzano (Villa Romana) und in Saló (Museo Civico) nachspüren sowie in den Ausflugsstädten Verona und Brescia. Unzählig sind die Burgen und Schlösser der Ritter, Kaiser und Adelsfamilien. Die stolzen Festen grüßen schon aus der Ferne und laden ein zum Besuch, sei es in Arco, in Malcesine, in Sirmione, in Torri oder Manerba.
Alles in allem, der Gardasee ist ein paradiesisches Fleckchen Erde, das neugierigen Urlaubern manch versteckte Juwelen zu zeigen hat.
Ca. 8000 | Funde von Steingravuren |
v. Chr. | im Valcamonica (nördlich des Iseo-Sees) gelten als älteste Nachweise menschlicher Existenz in den Tälern der italienischen Südalpen. |
Ca. 6000 | Nach einer Phase klimati- |
v. Chr. | scher Abkühlung, während der wahrscheinlich menschliches Leben am Alpenrand unmöglich wurde, wird das Gebiet in der Jungsteinzeit durch die Landwirtschaft betreibenden Camuni erneut besiedelt, was ebenfalls durch Steingravuren in der Valcamonica belegt ist.
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2000 | Erste Besiedlung der Region von Malcésine, Desenzano und |
v.Chr. | des Ledrosees, durch Funde von Pfahlbautenresten belegt. |
1000 | Die Veneter, die in Oberitalien ansässig waren, werden von |
v. Chr. | den Hunnen vertrieben. |
5.–4. Jh. | Die Kelten (Gallier) verdrängen die etruskischen Völker |
v. Chr. | in die Po-Ebene. |
191 v. Chr. | Oberitalien (inklusive Garda- und Iseosee) wird zur römischen Provinz Gallia Cisalpina mit dem Zentrum Mediolanum (Mailand). |
89. v. Chr. | Rom erteilt den wichtigsten Städten Oberitaliens (darunter Brescia und Verona) römisches Bürgerrecht. Unter der Statthalterschaft Julius Cäsars bzw. der Herrschaft seines Nachfolgers Kaiser Augustus entwickeln sich beide Städte zu wirtschaftlichen Zentren am Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen.
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4. Jh. | Am Gardasee wächst die Zahl der Christen, denen 313 |
n. Chr. | durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins freie Religionsausübung garantiert wird. |
395 | Teilung des Römischen Reiches in Ostrom mit der Hauptstadt Konstantinopel und Westrom, wozu auch Norditalien gehörte, mit der Hauptstadt Rom. |
5./6. Jh. | Die Völkerwanderung beschert Italien Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen und wechselnder Herrschaften. |
452 | Hunneneinfall in Italien: Die Po-Ebene wird verwüstet, Verona zerstört. |
493–553 | Die Ostgoten beherrschen Italien. |
568–774 | Langobardenherrschaft in Italien, Pavia wird Hauptstadt, Brescia und Verona avancieren zu Herzogsitzen. |
774–888 | 774 wird das Langobardenreich vom Frankenkönig Karl d. Großen erobert, der sich mit der eisernen Langobardenkrone krönen lässt. Pavia bleibt Hauptstadt des fränkischen Regnum Italiae, das von Karls Sohn Pippin verwaltet wird. Dieser gründet die Mark Verona, zu der auch der Gardasee gehört. |
9.–11. Jh. | Otto I. besetzt Oberitalien; Verona und der Gardasee fallen an Bayern. Um 1000 gewinnen einzelne Stadtstaaten an Macht und befreien sich von der Herrschaft der deutschen Fürsten. |
12. Jh. | Anfang des Jahrhunderts schließen sich die lombardischen Städte zur »Veroneser Liga« (später »Lombardische Liga«) gegen Friedrich I. Barbarossa zusammen. Sie besiegen den Kaiser 1176 in der Schlacht von Legnano und erhalten 1183 im Frieden von Konstanz die Selbstverwaltung. |
13.–14. Jh. | Ab 1260 beherrscht das Geschlecht der kaisertreuen Scaliger – ihr Familienwappen, die Leiter (scala), findet man noch heute an alten Gebäuden und in Schriftstücken – Verona und die Gebiete am Ostufer des Gardasees. Eine Zeit wirtschaftlicher Blüte setzt ein. Erst 1387 beenden die Visconti aus Mailand die Herrschaft der Scaliger. Der Dichter Dante Alighieri wird 1302 von den papsttreuen »Schwarzen« Guelfen aus seiner Heimatstadt Florenz verbannt. Die Jahre des Exils, bis zu seinem Tod, verbringt er vor allem in Verona. |
1405–1797 | Venedig erringt die Herrschaft über das Ostufer, 1440 über das Gebiet des gesamten Gardasees (mit Ausnahme Rivas). Für die vorausgehende kriegerische Auseinandersetzung zu Wasser schafft man eigens Galeeren vom Meer über die Berge. Salò wird Hauptverwaltungsort, ein Capitano del Lago vertritt die Serenissima. |
1797–1815 | Napoleon erobert ganz Norditalien (Lombardei, Ligurien, Venetien), das 1802 zur Italienischen Republik ausgerufen wird. 1803 lässt er sich in Mailand zum König dieser Region krönen. |
1814/15 | Nach Napoleons Sturz verfügt der Wiener Kongress, dass Venetien, Südtirol-Trentino und die Lombardei Österreich unterstellt werden. |
1821–61 | Die italienische Einigungsbewegung, das Risorgimento, erkämpft in blutigen Auseinandersetzungen die Ausrufung des Königreichs Italien unter Vittorio Emanuele II. (1861). 1871 wird Rom zur Hauptstadt deklariert. Der Gardasee bleibt bis zum Ende der Donaumonarchie zum Teil österreichisch. |
1919 | Nach dem Ersten Weltkrieg fällt Südtirol-Trentino (mit Riva) im Friedensvertrag von Saint Germain an Italien. |
1922 | Mussolini erreicht im Anschluss an den Marsch seiner faschistischen Gefolgsleute auf Rom, dass ihm die Regierungsgewalt übertragen wird. |
1943 | Nach seiner Absetzung und Verhaftung im Juli wird Mussolini im September von deutschen Militärs befreit und gründet im von Deutschen besetzten Salò die Repubblica Sociale Italiana. |
1945 | Nach der Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien wird Mussolini zusammen mit seiner Geliebten auf der Flucht in die Schweiz erschossen. |
1946 | In Italien wird die Republik ausgerufen. |
1970 | Der italienische Staat wird in 20 Regionen aufgeteilt, die Provinzen Trient, Lombardei und Venetien teilen sich das Gebiet des Gardasees.
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1992 | Nach der Ermordung der Richter Falcone und Borsellino ermittelt die Staatsanwaltschaft, um Verflechtungen von Politik und organisiertem Verbrechen aufzudecken: Mani pulite (saubere Hände) wird zum Losungswort. |
1993 | Die politisch rechts stehende Lega Nord, die sich für die Trennung des wohlhabenden Nordens vom wirtschaftlich schwachen Süden einsetzt, gewinnt an Popularität. |
1994 | In Union mit der Lega Nord und den Neofaschisten gelangt die vom Medienpapst Berlusconi gegründete Partei Forza Italia an die Macht, doch bereits nach 226 Tagen im Amt scheitert die Regierung. |
1996–98 | Der konservative Ministerpräsident Dini tritt zurück. |
2001 | Trotz einer Verurteilung wegen Bilanzfälschung wird Berlusconi erneut Regierungschef. |
2002 | Heftige Unwetter im Süden und Osten des Gardasees zerstören Teile der Wein- und Olivenernte. |
2003 | Berlusconi übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft. |
2006 | Bei den Wahlen zum Parlament im April unterliegt das von Berlusconi geführte Bündnis der Rechtsparteien knapp dem Mitte-Links-Bündnis unter Romano Prodi. |
2008 | Nach dem Scheitern der Regierung Prodi und Problemen vor allem in den Kommunen des Südens (z. B. Müllentsorgung in Neapel) bescheren Neuwahlen eine weitere Amtsperiode für Berlusconi. |
2009 | Durch den Zusammenschluss der Rechtsparteien »Forza Italia« und »Nationale Allianz« zur »Popolo della Liberta« (PDL) im März kann Berlusconi, der sich zum Vorsitzenden der neuen Partei wählen lässt, seine Position stärken. Auch die Vielzahl der privaten und politischen Skandale kann sein Ansehen in Italien nicht nachhaltig gefährden. |
2010 | Bei den Kommunalwahlen am 30. März gewinnen Lega Nord und PDL in 13 von 20 Regionen Italiens. |
2014 | Die Übernachtungszahlen der italienischen Gäste sind rückläufig, während die der deutschen leicht zunehmen. Unter den Urlaubern am Gardasee haben die Deutschen einen Anteil von 23,5 Prozent, die deutschsprachigen Gäste machen insgesamt immerhin 30 Prozent aus. |
2014 | Matteo Renzi, ehemaliger Bürgermeister von Florenz, wird von Staatspräsident Giorgio Napolitano mit der Regierungsbildung beauftragt. Der Regierung gehören die sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), die Bürgerliste Scelta Civica (SC) und die Mitte-rechts-Partei Nuovo Centrodestra (NCD) an. |
2015 | Italiens neuer Staatspräsident heißt Sergio Mattarella. Der frühere sizilianische Verfassungsrichter folgt damit auf Giorgio Napoletano, der Mitte Januar nach neun Jahren im Amt zurückgetreten war. |
2015/16 | Ministerpräsident Matteo Renzi setzt Italicum, die Wahlrechtsreform durch. Um eine stabile Mehrheit im Parlament zu erhalten, bekommt die Partei mit mindestens 40 Prozent der Stimmen im Parlament eine 55-Prozent-Mehrheit. Das Gesetz tritt im Juli 2016 in Kraft. ■ |
Castelvecchio – Arena – Casa di Giulietta – Piazza delle Erbe – Piazza dei Signori – Sant’ Anastasia – Teatro Romano – Museo Archeologico – Dom Santa Maria Matricolare – Basilica San Zeno Maggiore – Tomba di Giulietta.
Wer sich lange in Museen und Kirchen aufhält, wird vielleicht eine Mittagspause brauchen. Empfehlenswert sind z. B. die Osteria Sottoriva oder die Bottega del Vino (vgl. Service-Informationen).
Wer Verona R/S12/13/Google Map hört, denkt je nach seelischer Veranlagung zuerst an die tragische Geschichte von Romeo und Julia oder an die von den Römern erbaute Arena und ihre großen Opernaufführungen unter freiem Himmel. Die Absichten sind jedenfalls kultureller Art, insofern hat sich die Schilderung Heinrich Heines (1828) im Laufe der Jahrhunderte mindestens in dieser Absicht verändert: »Verona, die uralte, weltberühmte Stadt, gelegen auf beiden Seiten der Etsch, war immer gleichsam die erste Station für die germanischen Wandervölker, die ihre kaltnordischen Wälder verließen und über die Alpen stiegen, um sich im güldenen Sonnenschein des lieblichen Italiens zu erlustigen«.
Damit germanische Urlauber von heute an Lust nichts einbüßen müssen, ist die Anreise vorher gut zu überlegen. Ab fast allen Urlaubsorten am Gardasee gibt es bequeme Busverbindungen, im Süden ab Peschiera del Garda und Desenzano auch mit der Bahn. Autofahrer müssen in der Stadt mit Parkproblemen rechnen, in der Altstadt ist das Parken ohnehin verboten. Ein Tipp, der Kummer vermeidet: Vom Gardasee kommend im Westen Veronas in die Via Pontida fahren, dort dem Hinweis Centro folgen. Nach der Ponte Risorgimento über den Lungadige Cangrande zur Piazza Arsenale, dort den Parkplatz Arsenale ansteuern.
Vom Arsenale sind es nur wenige Schritte zur imposanten, über die Etsch (Adige) führenden Ponte Scaligero cD3/Google Map, die zum aus rotem Backstein errichteten Castelvecchio cD3/Google Map führt. Die Burg wurde 1354–56 vom despotischen Scaliger Cangrande II. erbaut, die Brücke sollte ihm als Fluchtweg dienen, denn der Tyrann konnte sich vor dem eigenen Volk nicht mehr sicher fühlen. Im Kastell ist das Museo Civico d’Arte untergebracht, die bedeutendste Kunstsammlung der Stadt, mit dem berühmten Reiterstandbild des Cangrande I. della Scala.
Gleich gegenüber der Burg führt die Via Roma in die Via degli Alpini, neben der sich die großzügige Piazza Brà cE4/Google Map ausbreitet. Restaurants und Bars reihen sich hintereinander auf, rechts steht das Rathaus aus der Zeit der Habsburger, in der Mitte ein sprudelnder Brunnen mit dem Münchner Kindl, Wahrzeichen der Schwesternstadt München. Doch unweigerlich zieht die imposante Arena cD/cE5/Google Map alle Blicke auf sich. Um auf die Festspiele im Oval des Amphitheaters (128 m lang, 109 m breit) und auf die römische Vergangenheit Veronas aufmerksam zu machen, werben als Gladiatoren verkleidete Bürger vor dem Eingang und lassen sich gerne (gegen eine Spende) fotografieren.
Vom Platz aus geht der Einkaufsboulevard G. Mazzini cC/D5/Google Map direkt zur Piazza delle Erbe cC5/Google Map, dem Kräuterplatz. Wer aber schneller Julia besuchen will, nehme die parallele Via Stella, die direkt zur Casa di Giulietta cC6/Google Map führt. Nach Besichtigung des von Romeo erkletterten Balkons und Streicheleinheiten für die im Hof stehende Bronze-Giulia geht es nach dem Verlassen des Palazzo Capuleti rechts zur Piazza delle Erbe, nach Meinung vieler Besucher der schönste Platz Veronas. Im Hintergrund schließt der Torre del Gardello das Areal ab, rechts wird der mit Fresken versehene Scaliger-Bau Case dei Mazzanti gerne fotografiert. In der Mitte ragt die Fontana di Madonna Verona, der Marktbrunnen mit der Statue der Schutzheiligen heraus, ebenso die hohe San-Marco-Säule mit dem Markuslöwen, dem Symbol Venedigs als ehemaligem Eroberer.
Unter dem Arco della Costa, dem Torbogen mit der Walfischrippe, geht es weiter zur Piazza dei Signori cC5/6/Google Map, in das Viertel der Skaliger-Dynastien. Das Dante-Denkmal in der Mitte erinnert an den Dichter als Gast von Cangrande I. della Scala; Dante verewigte das Herrschergeschlecht in seiner »Göttlichen Komödie«. Den wunderschönen Platz sollte man aus der Vogelperspektive auf sich wirken lassen: Gleich nach dem Arco della Costa geht es rechts in den Corte Mercato Vecchio mit Zugang zur Torre dei Lamberti cC5/Google Map. Von oben bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Plätze und über die Stadt.
Ein paar Schritte weiter steht man hinter dem Bogen des Palazzo del Governo staunend vor den Arche Scaligere cC6/Google Map, den prächtigen mit Säulen, Pyramiden und Baldachinen geschmückten Grabmonumenten der Skaliger. Eine Stätte der Verehrung für alle, ob Politiker oder Mäzen, Mörder, Kriegsverbrecher oder Gemeuchelte. Nebenan steht die romanische Hauskirche des Geschlechts, Santa Maria Antica cC6/Google Map (12. Jh.), an ihrer Front das Grabmal von Cangrande I. mit dem berühmten Reiterstandbild (eine Kopie, Original im Museum des Castelvecchio).
Bei der Fortsetzung des Stadtbummels erreicht man am Flussufer die Via Sottoriva cB6/Google Map, unter deren Arkaden zahlreiche Restaurants auf ein Gläschen oder eine Pasta einladen. An der Etsch nordwärts schlendernd, grüßt bald die Kirche Sant’Anastasia cB6/Google Map am gleichnamigen Platz. Sehenswert sind die spätgotischen Fresken im sogenannten Höfischen Stil, der Höhepunkt in der Sakristei ist das Fresko »Aufbruch des hl. Georg zum Kampf mit dem Drachen« (um 1433, Antonio Pisano, genannt Pisanello). Ein Stück weiter nördlich geht es über die römische Ponte Pietra zum Teatro Romano (1. Jh. n. Chr.) mit dem Archäologischen Museum cA7/Google Map in einem ehemaligen Kloster. Das Teatro wird heute für sommerliche Freiluft-Theateraufführungen genutzt, das Museum ist per Aufzug zu erreichen. Zu sehen sind dort antike Funde aus Verona und der Umgebung: Mosaikfußböden, etruskische und römische Bronzefiguren, Gläser und Keramik.
Wieder unten an der Etsch, folgt man ihr kurz westwärts bis zur Via Duomo mit Veronas Dom Santa Maria Matricolare cA/cB5/Google Map. Der romanische Außenbau mit gotischem Innenleben zeigt im linken Seitenschiff Tizians Meisterwerk »Himmelfahrt Mariens« (1530–35) und auf der zusammengesetzten Altarwand eine »Anbetung der Könige« (Ende 15. Jh., Liberale da Verona) mit einer wunderschönen venetischen Hügellandschaft.
Schon auf der Fahrt vom Gardasee in die Stadt sind vor Überquerung der Ponte Risorgimento die Türme der Basilica San Zeno Maggiore cC1/Google Map zu sehen. Wer auf der Herfahrt bei der Suche nach Parkmöglichkeiten den Abstecher zur Piazza San Zeno nicht wagte, kann die Lieblingskirche der Veroneser Bürger vom Castelvecchio aus zu Fuß nach einem knappen Kilometer oder mit der Buslinie Nr. 31 erreichen. Das dem Stadtheiligen von Verona San Zeno geweihte Gotteshaus wurde im 10. Jahrhundert begonnen und 1138 erweitert.
Lange bleiben die Besucher vor der Fassade stehen, einem Meisterwerk der Bildhauerei: Oben das Radfenster, volkstümlich Glücksrad genannt, auf beiden Seiten des Portals unterhaltsame Monatsbilder, zwei Löwen tragen die Säulen des Baldachins, im zentralen Bogenfeld übergibt der heilige Zeno das Stadtbanner dem Volksheer Veronas. Die alten Bronzetüren stehen geschützt hinter dem Portal, sind also nur von innen zu betrachten. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie aus dem Leben des heiligen Zeno. Im fast vollständig freskierten Kircheninneren ist am Hochaltar die »Madonna mit Heiligen« von Andrea Mantegna Zentrum des Interesses. Mantegna erzielt hier in unnachahmlicher Weise eine dreidimensionale Wirkung. Links vom Hochaltar lächelt sanft San Zeno, eine lebensgroße Marmorgestalt, Symbol der Veroneser, ihr Vorbild, wie sie selbst gerne sagen, um ihr freundliches Wesen zu unterstreichen. Der Reliquienschrein des im Jahr 380 verstorbenen Heiligen befindet sich in der Krypta.
Etwas abseits vom Zentrum, für Liebhaber der romantischen Geschichte von Romeo und Julia aber ein Muss, ist der Besuch der Tomba di Giulietta cF6/Google Map, das Grab der Julia. Von der Piazza Brà aus ist es über die Via degli Alpini, Via Pallone, dort nach rechts in die Via del Pontiere nicht einmal ein Kilometer entfernt. Im ehemaligen Franziskanerkloster (San Francesco al Corso) steht in einem fast dunklen Raum unter einem niedrigen Tonnengewölbe ein schlichter Sarkophag, Julias angeblich letzte Ruhestätte. Außerdem sollen die beiden Liebenden hier heimlich getraut worden sein. Die stille Atmosphäre des bescheidenen Klosters trägt dazu bei, dass sich Romantiker an dieser Stelle in Shakespeares Tragödie »Romeo und Julia« vertiefen. Und wer sein Glück in der Liebe beschwören will, werfe eine Münze in den Brunnen im Klosterhof. Vielleicht hilft’s …
Tourist Information cE4/Google Map
Via degli Alpini 9 (Piazza Brà)
37121 Verona
04 58 06 86 80
www.tourism.verona.it
Mo–Sa 10–18, So/Fei 10–16 Uhr
Hier wird auch die Verona Card (www.veronacard.it; 24 Std. € 15, 72 Std. € 20, bis 6 J. frei) verkauft, mit der man die wichtigsten Museen und Kirchen der Stadt besichtigen kann.
Ticketverkauf für Arena
Ticket online
04 58 77 50 60
www.veronaticket.com
Verkaufsstellen in Verona unter
www.geticket.it
Parken
Die historische Altstadt ist für Autos gesperrt. Kostenlose unbewachte Parkmöglichkeiten bestehen am Bahnhof (Via Città di Nîmes), am Fußballstadion und in Borgo Venezia. Unter den bewachten Parkplätzen ist für Besucher zu empfehlen:
Sei es die faszinierende Arena, der Besuch des legendären Balkons der Julia und ihr Grab, die Besteigung des Lambertiturms mit atemberaubenden Blick auf die Stadt, seien es die schönsten Kirchen in Verona und ihre reichen Museen, jedenfalls alle im Bericht beschriebenen Sehenswürdigkeiten sind mit der VeronaCard entweder kostenfrei oder zu einem ermäßigten Preis zu besichtigen. Ebenso kann sie für die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt genutzt werden. Man erhält sie an der Kartenverkaufsstelle der jeweiligen Sehenswürdigkeit und in Tabakläden. Die VeronaCard gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen: entweder für 15 Euro, gültig für 24 Stunden, oder aber für 20 Euro, mit Gültigkeit für 72 Stunden, ab erster Verwendung.
Verbilligt gibt es auch einen Kirchenpass, speziell für San Zeno, Duomo, Sant’Anastasia und San Fermo. Das Sammelticket kostet € 6 (ab 12 J.), statt einzeln € 2.50 je Kirche. Infos und Öffnungszeiten über www.chieseverona.it.
Arsenale cB3/Google Map
Via Todeschini 1, Verona
045 800 93 33, www.sabait.it
24 Std. geöffnet, 1. Stunde € 2, jede weitere Stunde € 1,50, Tagesgebühr € 12.
Museo Civico di Castelvecchio cD3/Google Map
Corso Castelvecchio 2, Verona
045 801 07 29
Tägl. 8.30–19.30, Mo ab 13.30 Uhr
Eintritt € 6/1 (8–13 J.)
Die bedeutendste Kunstsammlung Veronas mit Gemälden von Tiepolo, Tintoretto, Mantegna und Veronese.
Arena di Verona cD/E4/5/Google Map
Piazza Bra 28, Verona
045 800 32 04, www.arena.it
Tägl. außer Mo während der Festspiele Ende Juni–Anfang Sept. 9–15.30, sonst 8.30–19.30 Uhr
Eintritt € 6/1 (8–14 J.)
Das drittgrößte erhaltene antike Amphitheater. Wo früher Gladiatoren kämpften, treten heute vor allem im Sommer Stars der klassischen sowie der Rockmusik auf.
Basilica San Zeno Maggiore cC1/Google Map
Piazza San Zeno 2, Verona
Mo–Sa 9–18, So/Fei 13–18 Uhr
045 800 61 20
www.basilicasanzeno.it
März–Okt. tägl. 8.30–18, So ab 12.30, Nov.–Feb. Mo–Sa 10–13 und 13.30–17, So 12.30–17 Uhr
Eintritt € 2,50, bis 12 J. frei
Die Lieblingskirche der Veroneser (10.–12. Jh.) ist schon von außen ein Meisterwerk der Bildhauerei. Im Inneren steht Mantegnas »Madonna mit Heiligen« im Zentrum des Interesses.
Casa di Giulietta cC6/Google Map
Cappello 23
Verona
045 803 43 03
Tägl. 8.30–19.30, Mo ab 13.30 Uhr
Eintritt € 6, bis 8 J. frei, Besichtigung des Hofs (noch) frei
Angebliches Wohnhaus der Julia mit Balkon, im Hof Bronzestatue.
Dom Santa Maria Matricolare cA/B5/Google Map
Piazza Duomo 21, Verona
045 59 28 13
www.cattedralediverona.it
Mo–Sa 10–17.30, So/Fei 13.30–17.30 Uhr
Eintritt € 2,50, bis 12 J. frei
Veronas Dom wartet mit einem Meisterwerk von Tizian auf.
Santa Maria Antica cC6/Google Map
Via Arche Scaligeri 3, Verona
Tägl. 7.30–12.30 und 15.30–19 Uhr, Eintritt frei
Hauskirche der Skaliger, nach anstrengendem Stadtbummel ein Ort der Ruhe.
Sant’Anastasia cB6/Google Map
Piazza Sant’Anastasia s/n
Mo–Sa 10–18, So/Fei ab 13 Uhr
Eintritt € 2,50, bis 12 J. frei
In den Chorapsiden der Kirche findet sich bedeutende spätgotische Malerei.
Teatro Romano und Museo Archeologico cA6/7/Google Map
Via Regaste Redontore 2
Verona
045 800 03 60
Tägl. 8.30–19.30, Mo ab 13.30 Uhr
Eintritt € 4,50/1 (8–13 J.)
Antikes römisches Theater mit Flussblick. Mosaiken, Bronzefiguren, Gläser und Keramik im Archälogischen Museum.
Tomba di Giulietta cF6/Google Map
Via del Pontiere 35, Verona
045 800 03 61
Mo 13.30–19.30, Di–So 8.30–19.30 Uhr, Eintritt € 4.50/1 (8–13 J.)
Ein Muss für Romantiker und Shakespeare-Fans: Hier soll Julia heimlich ihren Romeo geehelicht sowie ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Torre dei Lamberti cC6/Google Map
Via della Costa 1 (Zugang von der Piazza dei Signori), Verona
045 927 30 27
Di–Fr 10–18, Sa/So/Fei 11–19 Uhr
Eintritt mit Lift € 6/4,50 (8–14 J.)
Der auf das 12. Jh. zurückgehende Turm bietet einen einmaligen Blick über die Stadt.
Ristorante 12 Apostoli cC5/Google Map
Vicolo Corticella San Marco 3
Verona
045 59 69 99
www.12apostoli.it
Di–Sa 12.15–14 und 19.15–22.15 Uhr, So abends, Mo geschl.
Das Spitzenrestaurant in der Altstadt hat einen Michelin-Stern und serviert veronesische und venezianische Küche. €€€€
Arche cC6/Google Map
Via Arche Scaligere 6, Verona
045 800 74 15
www.ristorantearche.com
So und Mo mittags geschl.
Spezialität dieses sehr guten Restaurants im Herzen der Altstadt sind Meerestiere. €€€
Osteria Sottoriva cC6/Google Map
Via Sottoriva 9a, Verona
045 801 43 23
Tägl. 11–22.30 Uhr, im Winter Mi geschl.
Stimmungsvolles Restaurant unter Arkaden mit Holztischen, traditionelle veroneser Küche. €€€
Re Teodorico cA7/Google Map
Piazza la Castel San Pietro 1
Verona
045 834 99 90
www.teodoricore.com
Tägl. außer 12–15 und 19–22 Uhr
Restaurant und Loungebar mit toller Aussicht auf die Stadt und exquisiter Küche. €€€
Bottega del Vino cD5/Google Map
Via Scudo di Francia 3, Verona
045 800 45 35
www.anticabottegadelvino.net
Tägl. 10.30–15 und 18–24, in der Opernsaison bis 4 Uhr morgens
Rustikales Restaurant mit venetischen Gerichten, getrennter Raum mit Riesentheke für Kleinigkeiten. €€
Al Carro Armato cC6/Google Map
Geviert Vicolo Gatto 2/Via Due Stelle/Via San Pietro Martire
Verona
045 803 01 75
Tägl. außer Mo 11–15 und 18–1 Uhr
Einfache, bei jungen Leuten beliebte Osteria, hausgemachte Pasta. €
Brek cD4/Google Map
Piazza Brà 20, Verona
045 800 45 61
www.brek.com
Tägl. 11.30–15 und 18.30–22 Uhr, im Sommer draußen 9–22 Uhr
Preiswerte Selbstbedienung mit guter Qualität, Tische auch im Freien, Blick auf die Arena, bei Familien mit Kindern besonders beliebt. €
Antiquitätenmarkt cC1/Google Map
Jeden 3. Sa im Monat rund um die Piazza San Zeno. ■
Kloster Santa Giulia – Santa Maria in Solario – San Salvatore – Museum Santa Giulia – Area Archeologica del Capitolium mit Forum Romanum – Monti di Pietà – Piazza della Loggia – Piazza Paolo VI – Piazza della Vittoria – Castello.
Wer sich lange in Museen und Kirchen aufhält, wird vielleicht eine Mittagspause brauchen. Empfehlenswert sind z. B. die Osteria ai Bianchi oder das Restaurant Al Granaio (vgl. Service-Informationen).
Als die Langobarden nach langer Wanderung von Skandinavien und Nordosteuropa endlich jenseits der Alpen ihr Reich gründeten (568–774) endete für Brescia aF1/Google Map die unruhige Zeit der Besetzung durch Goten und Hunnen. Der letzte langobardische König, Desiderius, gründete 753 n. Chr. zusammen mit seiner Gemahlin Ansa das Kloster San Salvatore im Herzen des damaligen Stadtzentrums. Desiderius unterlag 774 dem fränkischen Eroberer Karl der Große, der vorher (770 n.Chr.) aus machtpolitischen Gründen eine der Töchter des Langobardenkönigs heiratete, aber später verstieß. Die verschmähte Irmingardis zog nach Brescia in das Kloster San Salvatore, das von den Eltern großzügig ausgestattet wurde.
Seit Juni 2011 gehört der klösterliche Komplex von San Salvatore-Santa Giulia zu einer Gruppe von Gebäudeensembles, die unter dem Titel »Die Langobarden in Italien, Orte der Macht (568 bis 774 n. Chr.)« auf die Liste des UNESCO-Welterbes gesetzt wurden. Gleichzeitig kam auf ausdrücklichen Vorschlag des ICOMOS (International Council of Monuments and Sites) der archäologische Bereich des Forum Romanum auf die Liste der geschützten Denkmale, also auch alles Römische. Beide historischen Zeugnisse einer großen Vergangenheit liegen dicht beieinander und teilweise sogar übereinander (vgl. Santa Giulia); ein bequemer Fußmarsch führt vom Museum Santa Giulia bis zum Forum Romanum mit den beeindruckenden Resten des römischen Kapitols.
Bleiben wir zunächst im Gebäudekomplex des Klosters Santa Giulia bC6/Google Map, einst das geistige Zentrum Brescias mit drei Kreuzgängen und drei Kirchen; bis die napoleonische Säkularisation, die Verstaatlichung kirchlichen Besitzes, 1798 das Klosterleben zum Erliegen brachte. Fast alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde geraubt. Geblieben sind in der Kirche Santa Maria in Solario bC6/Google Map zwei äußerst sehenswerte Kostbarkeiten: Erstens im Unterbau die Lipsanothek (Reliquienkästchen) aus Elfenbein (370 n.Chr.) mit kunstvoll geschnitzten Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament. Zweitens in der darüberliegenden Hauskapelle das goldene, im 9. Jahrhundert gefertigte Kreuz des Langobardenkönigs Desiderius mit mehr als 200 Edelsteinen und Glasmedaillons. Als Meisterwerk darf das spätantike Glasmedaillon bezeichnet werden, das in realistischer Darstellung eine Frau und zwei Jugendliche zeigt. Die Versuche, in der Frau eine der langobardischen oder ravennatischen Kaiserinnen mit ihren Kindern zu sehen, schlugen fehl. Fest steht, dass es sich um eine hellenistische Arbeit des 4. Jahrhunderts handelt. Das kuppelartige Oratorium wurde von Floriano Ferramola reich mit Fresken ausgestattet (1513). Auf der rechten Seite ist das Leben der heiligen Giulia (Julia) dargestellt, die dem Museum ihren Namen gab. Die frühchristliche Märtyerin, Patronin von Brescia, wurde wegen ihres Glaubens gefoltert und gekreuzigt (um 440 in Tunesien oder um 618 auf Korsika).
Im 5. und 6. Jahrhundert erobern die ursprünglich aus dem Elbraum kommenden Langobarden (»Langbärte«) Oberitalien. 774 unterwirft der Frankenkönig und spätere Kaiser Karl der Große (747–814) den letzten König der Langobarden, Desiderius, heiratet dessen Tochter Irmingardis (Name unsicher), die er aber bald verstößt. Die Prinzessin zieht sich in das von ihrem Vater gegründete Kloster San Salvatore, heute Teil des Museumsareals Santa Giulia in Brescia zurück. An ihren Vater erinnert in der Kirche Santa Maria in Solario das prunkvolle Desideriuskreuz mit über 200 Edelsteinen, Kameen und Glasmedaillons. Es steht im Zentrum der mit langobardischen Fresken und einem mit Sternendekor geschmückten Kreuzgewölbe reich bemalten Hauskapelle.
Ein anderer deutscher Kaiser spielte knapp 200 Jahre später Schicksal mit dem Leben einer Adeligen im heutigen Italien. Die verwitwete Adelheid von Burgund (931–99) sollte auf Wunsch des Herrschers Berengar II. dessen Sohn Adalbert heiraten (951). Sie weigerte sich und wurde in einem Turm der Rocca über dem heutigen Ort Garda (vgl. S. 36) gefangen gehalten. Mithilfe eines Mönchs gelang ihr die abenteuerliche Flucht vom steilen Felsen, und sie rief den bayerischen Otto I. (912–73), König des Ostfrankenreiches zu Hilfe. Dieser besiegte Berengar II., wurde König von Italien und heiratete Adelheid. 962 verlieh ihm der Papst in Rom den Titel eines Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Adelheid war damit Kaiserin. Wegen ihrer Mildtätigkeit wurde sie 1097 heilig gesprochen.
Das Museo della Città Santa Giulia bC6/Google Map zeigt in didaktisch hervorragender Weise das städtische Kulturerbe von der Römerzeit bis hin zum 18. Jahrhundert. Etwa 11 000 Exponate künden von der abwechslungsreichen Geschichte der römischen Provinzstadt Brixia. Zu entdecken sind aus der Keltenzeit (ab 400 v. Chr.) Metallhelme und kleine Silberscheiben mit den Köpfen besiegter Feinde. Die Römerzeit (1. Jh. v. Chr.–5. Jh. n. Chr.) hinterließ Grabstelen, Mosaiken, Glas, Keramik und Schmuck. Doch die absolute Attraktion sind sechs überlebensgroße Bronzeköpfe (3. Jh.), Porträts römischer Bürger, und die mächtige geflügelte Vittoria (1. Jh.) in faltenreichem Gewand, eine prächtig anzusehende Siegesgöttin. Die Bronzestaue, Symbol der Stadt, wurde im Kapitol gefunden. Die Langobardenzeit mit Waffen, Schmuck, Gürtelschließen und Tongefäßen wird aber in eindrucksvoller Weise vor allem repräsentiert durch die Königskirche San Salvatore, eine Gründung des Desiderius aus seiner Zeit als Herzog von Brescia. Architektonischer Höhepunkt ist das Mittelschiff mit Marmorsäulen, gekrönt von stuckierten Kapitellen aus antiken Bauten. Neben der rechten Arkadenreihe sieht man durch ein Gitter im Kirchenboden Fundamente des Vorgängerbaus aus dem 7. Jahrhundert und das Grab Ansas, der Gemahlin des Desiderius. Stark vertreten durch viele Reliefs, Bilder und kunsthandwerkliche Produkte ist die politisch wie kulturell durch die Herrschaft Venedigs geprägte Renaissance, Spenden der reichen Bürger Brescias.
Draußen, in der Via die Musei, in direkter Nachbarschaft des Klosterkomplexes, sind in der Area archeologica del Capitolium bC5/Google Map nach wenigen Schritten die Relikte römischer Zeit zu sehen, aus denen die meisten Exponate des Museums stammen: die Ruinen des immer noch nicht restaurierten, also nicht zugänglichen Theaters, des endlich für die Öffentlichkeit geöffneten Kapitols und des zu seinen Füßen liegenden Forums, Markt- und Handelsplatz von Brixia. Im Kapitol, 73 n. Chr. von Kaiser Vespasian gebaut, sind drei Räume römischen Gottheiten gewidmet, eine kolossale Multimedia-Show zeigt den Aufbau der römischen Stadt.
Ein Schwenk führt zur Piazza Paolo VI. bD4/Google Map mit dem Alten und dem Neuen Dom (1604–1825), dessen 80 Meter hohe Kuppel die gesamte Nachbarschaft überragt, auch den Palazzo Broletto bD4/Google Map mit dem Torre Civica (13. Jh.) und der Loggia delle Gride. Rund um die Piazza della Loggia bC3/Google Map locken Restaurants und Bars zu einer kurzen Rast im Freien. Von überall kann man den prächtigen Renaissance-Bau der Loggia bewundern. Vor allem aber die astronomische Uhr aus dem 16. Jahrhundert, die bis heute alle astronomischen Daten anzeigt – soweit sie der Betrachter versteht. Besser zu verstehen ist die Zeitangabe am Uhrturm der Torre dell’Orologio bC4/Google Map, wo zwei Mohren die Stunden schlagen, die Kopie einer venezianischen Tradition. Denn bis hierher, bis nach Brescia reichte einst die Herrschaft Venedigs.
Der weiter südlich liegenden Piazza della Vittoria bD3/Google Map musste 1932 ein mittelalterliches Stadtviertel weichen. Die faschistische Regierung unter Mussolini brauchte Platz für große Aufmärsche und machtbewusste Demonstrationen. Entsprechend überdimensioniert und kalt wirken die Kolossalbauten heute auf die Besucher der Stadt. Zwischen der Piazza della Loggia und der Piazza della Vittoria sind die zwei Häuser der Monti di Pietà bC/D3/Google Map zu bewundern. Die »Berge des Mitleids«, wie die Pfandhäuser genannt wurden, verlangen auch die Bewunderung der listigen lombardischen Kaufleute. Das kirchliche Verbot, für geliehenes Geld Zinsen zu kassieren, umgingen sie mit dem Trick, Wertsachen als Pfand zu lagern. Die bei der Einlösung des Pfandguts verlangten Gebühren wurden nicht als Zins angesehen, und die Seelen der Bänker mussten nicht in der Hölle schmoren.
Beim Rundgang durch das flach liegende Brescia sieht man von überall die mächtigen Mauern des Castello bB5/Google Map auf dem Cidneo-Hügel. Venedig hat die Befestigungsanlagen früherer Herrscher erweitert. Passend zur wehrhaften Bestimmung wurde in der Burg das Waffenmuseum untergebracht und das Museo del Risorgimento, das an die Zeit der Befreiung von österreichischer Herrschaft erinnert. Der mühsame Aufstieg soll bald durch den Bau einer gläsernen Zahnradbahn erleichtert werden.
Tourist Information
– Piazza del Foro 6, 25121 Brescia bC5/Google Map
030 374 99 16
www.turismobrescia.it
Tägl. 10–18 Uhr
– Info Point, Via Trieste 1/Piazza Paolo VI, Brescia bD4/Google Map
030 240 03 57, infopoint@comune.brescia.it(Buchung von Führungen)
Tägl. 9–13 und 13.30–17.30 Uhr
Am Wochenende Führungen durch die Stadt und den Museumskomplex Santa Giulia, Buchung am Info Point.
Area archeologica del Capitolium bC5/Google Map
Via Musei 57, Brescia
www.bresciamusei.com
Kapitol tägl. außer Di 10–17 Uhr
Eintritt € 4/3 (14–18 und über 65 J.), freier Eintritt mit Santa-Giulia-Ticket
Das Ausgrabungsgelände ist geprägt vom Kapitol. Integriert ist ein Museum zur römischen Ära Brescias.
Castello mit Waffenmuseum/Museo delle Armi Luigi Marzoli und Museo del Risorgimento bB4/5/Google Map
Via Castello 9, Brescia
030 297 78 34 (Risorgimento)
030 29 32 92 (Waffenmuseum)
www.bresciamusei.com
Tägl. 8–20, Museen tägl. außer Mo 9.30–17 Uhr
Eintritt frei, Museen € 5/4
Zwei Museen sind in der Burg zu besichtigen. Das Waffenmuseum zeigt eine der reichsten europäischen Sammlungen von antiken Rüstungen und Waffen, im Elch-Saal mit Hellebarden und Sensenspießen bewaffnete Fußsoldaten und Reiter.
Risorgimento-Museum: Die soziale und ökonomische Geschichte der Provinz mit Schriftsammlungen aus der Epoche des Risorgimento, der Befreiung Italiens. Außerdem Besichtigung der Gärten, Rundgang um die Türme, einzigartiger Blick auf die Stadt.
Museo della Città Santa Giulia bC6/Google Map
Via dei Musei 81 B, Brescia
030 297 78 33/34
www.museiarte.brescia.it
www.bresciamusei.com
Tägl. außer Mo Mitte Juni–Sept. 10.30–19, Okt.–Mitte Juni 9.30–17.30 Uhr, Eintritt inkl. Audioguide € 10/5,50
Das Glanzstück des Museums ist in der Kirche Santa Maria in Solario das Kreuz des Desiderius (Ende 8. Jh.) mit zahlreichen Edelsteinen und Gemmen.
Duomo Nuovo/Neuer Dom bD4/Google Map
Piazza Paolo VI, (Piazza Duomo s/n), Brescia
Mo–Sa 7.30–12 und 16–19, So 8–13 und 16–19 Uhr, Eintritt frei
Das monumentale Werk hat als Grundriss ein griechisches Kreuz innerhalb eines Quadrats (17. Jh.), 1825 wurde die 80 m hohe Kuppel aufgesetzt, die dritthöchste Italiens.
Duomo Vecchio/Alter Dom bD4/Google Map
Piazza Paolo VI. (Piazza Duomo s/n), Brescia
April–Okt. Mi–So 9–12 und 15–19, Nov.–März 10–12 und 15–18 Uhr
Eintritt frei
La Rotonda, die Rundkirche, überzeugt durch die äußere Struktur und Schönheit. Von der Krypta aus sind unter Glas römische Mosaikfußböden zu sehen.
Al Frate bC4/Google Map
Via dei Musei 25, Brescia
030 377 05 50
www.alfrate.com
Tägl. außer Mo 12–14.30 und 18–24 Uhr
Zentral gelegen, gute Küche, vorwiegend Fleischgerichte. €€€
Vecchio Botticino bD6/7/Google Map
Piazzale Arnaldo 6, Brescia
030 637 18 30
Mi–So 11–15 und 18.30–24, Fr, So bis 1 Uhr
Stimmungsvolle Trattoria, einheimische Küche, sehr gute Pasta, große Weinauswahl, bei Familien beliebt. €€–€€€
Al Granaio bD6/7/Google Map
Piazzale Arnaldo 15, Brescia
030 375 93 45
Tägl. 10–15 und 18–2, So bis 24 Uhr
Bar, Restaurant und Osteria in einer historischen Lagerhalle, stimmungsvoll. €€
Osteria ai Bianchi bC3/Google Map
Via Gasparo da Salò 32, Brescia
030 29 23 28
www.osteriaalbianchi.it
Tägl. außer Mi 9–14 und 16–24 Uhr, Di Abend geschl.
Beliebter Treffpunkt der Einheimischen. €€
Trattoria Il Gasparo bC3/Google Map
Via Gasparo da Salò 24, Brescia
030 240 02 26
www.trattoriagasparo.it
Tägl. außer Mo 12–14.30 und 20–22.30 Uhr, Di nur abends
Zentral gelegen. Lokale Spezialitäten. €€
Antiquitätenmarkt bD3/Google Map
Jeden 2. So im Monat (außer Juli/Aug.), rund um die Piazza Vittoria.
Wochenmarkt bD3, bC3/Google Map
An Werktagen vormittags auf der Piazza Mercato nahe Piazza Vittoria, samstags auf der Piazza della Loggia. ■
Die Reihenfolge der Vista Points entspricht dem Uferverlauf von Westen nach Osten.
Von der Festung Arco aus kann man sehen, wie vor 10 000 Jahren Gletscher und mitgeschleppte Felsen den fjordartigen oberen Teil des Gardasees geschliffen haben. Zu Füßen der Rocca füllt der Fluss Sarca das Gewässer. Heute ist der Norden mit dem historischen Riva und vor allem das benachbarte Torbole ein berühmtes Sportgebiet für Surfer, Kiter und Segler. Regelmäßige Winde garantieren beste Bedingungen. Auch Kletterer und Biker schätzen den sportlichen Norden rund um Arco.
Riva del Garda C9/Google Map
Beim Bummel durch die Fußgängerzone spürt der Besucher schnell die turbulente Geschichte Rivas, besonders geprägt durch den venezianischen und habsburgischen Baustil. Die erste Begegnung ist an der mit Kolonnaden gesäumten Piazza 3 Novembre der 34 Meter hohe, leicht schiefe Torre Apponale (12. Jh.), der über 165 Stufen bestiegen werden kann. Platz und Turm dienten als Kulisse von Heinrich Manns Theater-Roman »Die kleine Stadt«. Heinrich und Thomas Mann hielten sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gerne im Modebad der österreichischen Monarchie zur Kur auf. Auch Franz Kafka fand 1909 in den romantischen Gassen seine große Liebe und schrieb hier die »Briefe an Felice«.
Gerne besucht wird am Ende der Via Gazzoletti die alte von den Skaligern erbaute Wasserburg Rocca di Riva (12. Jh.,) die das Museo Civico beherbergt. Zu sehen sind römische und mittelalterliche Funde sowie eine Gemäldesammlung italienischer Meister.
Auf dem Rückweg fällt zwischen Ufer und Piazza 9 Novembre das markante Hotel Sole auf. Hier nächtigte im Jahr 1880 der Philosoph Friedrich Nietzsche und prägte dabei den Spruch: »Mit Italien lebt man wie mit einer Geliebten: heute in heftigem Zank und morgen in Anbetung!«.
Tourist Information C9/Google Map
Largo Medaglie D’Oro 5
38066 Riva del Garda
04 64 55 44 44
www.gardatrentino.it
Museo Civico C9/Google Map
Piazza C. Battisti 3 A, Rocca
04 64 57 38 69
Ende März–Okt. tägl. außer Mo 10–12.30 und 13.30–18 Uhr, Juli–Sept. auch Mo, Eintritt Museum € 2, Turmbesteigung € 1, Kinder frei
Gemäldegalerie (Künstler der Region), archäologische und heimatgeschichtliche Sammlung.
Torre Apponale C9/Google Map
Piazza 9 Novembre s/n
Riva del Garda
04 64 57 38 69
Mitte März–Mai tägl. außer Mo, Juni–Sept. tägl. 10–18 Uhr
Eintritt € 2, bis 16 J. frei
Nach 165 Stufen genießt man vom leicht schiefen Turm (12. Jh.) einen schönen Blick auf die Stadt, den Hafen, den See und die Berge.
Ristorante Al Volt C9/Google Map
Via Fiume 73, Riva del Garda
04 64 55 25 70
www.ristorantealvolt.com
Mitte März–Mitte Feb. tägl. außer Mo 12–14 und 19–22 Uhr
Mitten in der Altstadt, elegantes Ambiente, kreative Küche. €€€€
Shopping-Meilen C9/Google Map
Riva ist bekannt für seine Schuhgeschäfte und Modeboutiquen. Die interessantesten Shopping-Meilen sind die Via Fiume und der Viale Dante Alighieri.
Wochenmarkt C9/Google Map
2. Mi, Mai–Sept. auch 4. Mi im Monat ca. 7–13 Uhr
Feste C9/Google Map
Juli: Musikfestival Musica Riva mit internationalen Künstlern der klassischen Musik.
Ende August: Notte di Fiaba, ein traditionelles Fest, das vier Tage lang um das Thema »Märchen« kreist, um dann mit einem Feuerwerk am See zu enden.
Ausflugsziele:
Ledrosee und Museo delle Palafitte di Ledro D7/Google Map
Via al Lago 1
Ledro, Ortsteil Molina
12 km von Riva zum Ledrosee (SP 37, dann SS 240)
04 64 50 81 82
www.palafitteledro.it
März–Nov. tägl. außer Mo 9–17, Juli/Aug. tägl. 10–18 Uhr
Eintritt € 3,50/2,50 (7–18 J.), Familienticket € 7
Erstes Ziel am romantischen See ist das Pfahlbautenmuseum. Um sich vor Angriffen durch Tiere und Menschen zu schützen, haben vor 4000 Jahren die Bewohner der heutigen Ledro-Landschaft ihre Häuser auf Pfählen ins Wasser gebaut. Vier nachgebaute Pfahlbauhütten zeigen bronzeitliches Leben. Im Museum sind Beweise für eine handwerklich hohe Kulturstufe zu finden.
Ledro Land Art